Auch Rheinland-Pfalz wacht auf: Endlich Verbot von langen Tiertransporten in Drittländer

Pressemitteilung des deutschen Tierschutzbund vom 29.Juli 2020

Der Deutsche Tierschutzbund und sein Landesverband Rheinland-Pfalz begrüßen die Entscheidung des rheinland-pfälzischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten (MUEEF), Transporte von Tieren über lange Strecken zu stoppen. Der entsprechende Erlass wurde gestern unterzeichnet. Aus Sicht der Tierschützer steigt damit der Druck auf Bundesministerin Julia Klöckner, die auf Bundes- und EU-Ebene endlich handeln müsse.

„Wir sind froh, dass Rheinland-Pfalz einsieht, dass tierschutzkonforme Transportbedingungen auf der Route in bestimmte Drittstaaten nicht sicherzustellen sind und die Konsequenzen zieht“, kommentiert Andreas Lindig, Vorsitzender des Landesverbands Rheinland-Pfalz des Deutschen Tierschutzbundes. „Die Landespolitiker und die Gerichte werden langsam wach. Nun muss sich auch auf Bundes- und auf EU-Ebene etwas tun.“ Die katastrophalen Bedingungen wurden im Umsetzungsbericht der EU-Kommission dargelegt. Das Europäische Parlament hatte bereits am 14. Februar 2019 Verbesserungen bei Tiertransporten und den Verzicht auf Langstreckentransporte lebender Tiere gefordert. Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, richtet seinen Appell erneut direkt an die zuständige Bundesministerin Julia Klöckner: „Folgen Sie dem Beispiel der Bundesländer und dem Auftrag des EU-Parlamentes. Nutzen Sie die Möglichkeit der deutschen Ratspräsidentschaft, um sich für den Tierschutz auszusprechen. Kämpfen Sie für einen Exportstopp von Tieren aus der EU in Drittländer, die als Risikostaaten gelten. Fordern Sie die EU-Kommission zur dringenden Überarbeitung der EU-Transportverordnung auf.“

Als Folge der jüngsten ARD-Berichterstattung über Tiertransporte und der Strafanzeigen gegen mehrere Veterinärämter hatten Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen vergangene Woche das überfällige Verbot der Transporte in Drittländer erlassen. Sie folgten damit Bayern, Hessen und Schleswig-Holstein, die diese Exporte bereits im vergangenen Jahr verboten hatten. Rheinland-Pfalz ließ bislang verlauten, ein generelles Verbot sei pauschal nicht möglich.  Einer Recherche des ARD-Mittagsmagazins und des Rundfunks Berlin-Brandenburg zufolge wurden zwischen Januar 2019 und Februar 2020 allein aus dem rheinland-pfälzischen Landkreis Trier-Saarburg mehr als 500 Rinder in die Risiko-Drittstaaten exportiert. „Glücklicherweise ist damit nun endlich Schluss“, so beide Vertreter des Deutschen Tierschutzbundes.

Verbot von Lebendtiertransporten in Drittstaaten: Tierschutzbund begrüßt Entscheidung aus Niedersachsen

Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbund vom 24.Juli 2020

Der Deutsche Tierschutzbund und sein Landestierschutzverband Niedersachsen begrüßen die Entscheidung des Niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums (ML), das per Erlass die Abfertigung von langen Lebendtiertransporten in Drittländer verbietet.

„Die Entscheidung war längst überfällig, nachdem man 2019 seitens des niedersächsischen Ministeriums die Tierquälerei bei den Transporten lediglich für möglich erachtet und so tausende Rinder ihrem Schicksal überlassen hatte. Auch wenn das Verbot zunächst befristet ist, sind wir mit dem Sinneswandel Niedersachsens erst einmal zufrieden“, sagt Dieter Ruhnke, Vorsitzender des Landestierschutzverbands Niedersachsen. Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, ergänzt: „Nachdem gerade erst Nordrhein-Westfalen ein Ende der Transporte bekannt gegeben hat, zieht jetzt Niedersachsen nach – wir beglückwünschen das Land zu diesem Schritt. Von den beiden Entscheidungen der Länder muss ein klares Signal für den endgültigen Stopp grausamer Transporte ausgehen – auch für die Zeit nach Corona. Die anderen Bundesländer müssen diesem Vorgehen folgen. Und wir erwarten, dass auch die zuständige Bundesministerin Klöckner endlich Gas gibt, die Exportstopps der Länder positiv bewertet und sich auf EU-Ebene auch in ihrer Funktion als Vorsitzende des EU-Agrarrats für ein Ende der Transporte stark macht.“

Die Tierschützer kritisieren, dass Bundesministerin Klöckner in Deutschland noch nicht für eine einheitliche und rechtssichere Regelung gesorgt hat, die ein Ende der Transporte sicherstellt. Stattdessen gehen einzelne Bundesländer voran: Nach Bayern, Hessen, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen folgt nun auch Niedersachsen mit einem Exportstopp. Die Entscheidungen beruhen auf der Tatsache, dass die Vorgaben der EU-Transportverordnung nicht bis zum Ziel eingehalten werden. Gemäß einem Urteil des Europäischen Gerichtshofes von 2015 ist dies jedoch vorgeschrieben. Erst Anfang dieser Woche hatte erneut eine Reportage in der ARD die an Grausamkeit kaum zu überbietenden Zustände rund um die Langestreckentransporte in Drittstaaten, wie etwa Marokko oder Usbekistan, dokumentiert.

Tiertransporte in Drittländer werden ausgesetzt

Pressemitteilung des Brandenburger Ministeriums für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz vom 24. Juli 2020  

In den Medien und durch Tierschutzorganisationen wurden erneut Missstände bei langen Tiertransporten in Drittstaaten aufgezeigt. Bis zur Klärung der erhobenen Vorwürfe werden die Landkreise Oberspreewald-Lausitz, Teltow-Fläming und Prignitz keine Rinderttiertransporte in Drittstaaten mehr abfertigen. Das wurde mit dem Verbraucherschutzministerium abgestimmt.   

Dazu erklärt Verbraucherschutzministerin Ursula Nonnemacher heute: „Wir werden diese Missstände nicht hinnehmen. Tiertransporte können nur in dem Maße durchgeführt werden, in dem diese unbedingt erforderlich sind und wenn sie vollumfänglich nach den Vorgaben des Tiertransportrechts erfolgen. Das Tierleid müssen wir endlich beenden. Transporteure müssen das Tierwohl bei Transporten nachweislich sicherstellen. Ansonsten sind keine Tiertransporte möglich.“

Brandenburg hat bereits im März des Jahres die Anforderung an die Abfertigung von langen, grenzüberschreitenden Tiertransporten verschärft. „Wir werden die Anforderungen an die Plausibilitätsprüfung bei der Abfertigung von Tiertransporten unter den uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten, ohne eine Rechtsetzungskompetenz des Landes zu besitzen, weiter erhöhen“, so Nonnemacher.

Unmittelbar nach der Regierungsbildung und darüber hinaus haben wir das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft mehrfach gebeten, die rechtlichen Grundlagen für die Tiertransporte zu verbessern sowie insbesondere die Außenvertretungskompetenz des Bundes wahrzunehmen, und für die Validität und Zuverlässigkeit der Daten für Pausen- und Versorgungsstellen in Drittstaaten Sorge zu tragen.

Auch im Rahmen der diesjährigen Verbraucherschutzministerkonferenz wurde auf Antrag von Brandenburg, Hessen, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und Berlin das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft aufgefordert, die rechtlichen Vorgaben zur Durchführung von Tiertransporten zu verbessern. Insbesondere wurden durch die Verbraucherschutzministerinnen und -minister folgende Forderungen beschlossen:

  • umfassende Überarbeitung der Tiertransportverordnung
  • EU-weite Begrenzung der Schlachttiertransporte auf 8 Stunden
  • Einführung von Verpflichtung, dass Tierärzte an Bord der zum Transport lebender Tiere vorgesehenen Schiffe den Transport begleiten
  • Einrichtung von Kontaktstellen in Drittstaaten nach dem Vorbild der EU
  • Kontrolle und Zertifizierung von Transportrouten einschließlich der Versorgungsstationen in Drittländern durch eine unabhängige Stelle
  • Erstellung einer Übersicht über die in Drittstaaten für Tiertransporte erforderliche und geeignete Infrastruktur
  • Vereinbarung mit Drittstaaten, das die Versorgungsstellen von den vor Ort zuständigen Veterinärbehörden zugelassen werden

Erfolg für den Tierschutz: NRW verbietet lange Transporte von Kälbern und Lebendtiertransporte in Drittstaaten

Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes vom 23.Juli 2020

Der Deutsche Tierschutzbund und sein Landestierschutzverband NRW begrüßen die Entscheidung des nordrhein-westfälischen Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz (MULNV NRW), Rindertransporte in Drittstaaten nicht mehr zu genehmigen.

„Während Bundesministerin Klöckner untätig bleibt und in Deutschland bislang noch nicht für eine einheitliche und rechtssichere Regelung gesorgt hat, handelt NRW und verbietet die tierquälerischen Langstreckentransporte in Drittländer“, kommentiert Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. Damit folgt NRW den Ländern Bayern, Hessen und Schleswig-Holstein, die diese Exporte bereits im vergangenen Jahr verboten hatten. „Bis jetzt hatte NRW weiter fleißig abgefertigt. Wir sind froh, dass man nun zur Einsicht gelangt ist und die tierschutz- und gesetzeswidrigen Transporte stoppt“, sagt Peer Fiesel, Präsident des Landestierschutzverbands NRW. „Andere Bundesländer müssen jetzt folgen.“

In seiner gestrigen Meldung bestätigte das MULNV NRW, was Tierschützer schon lange anmahnen: „Ergebnisse amtlicher Tiertransportkontrollen, fehlende valide Informationen über Versorgungsstationen in Drittstaaten, wiederholte Überschreitungen maximaler Transportzeiten und fehlende Tränkemöglichkeiten für Kälber auf Fahrzeugen belegen, dass einige Transporte nicht bis zum Bestimmungsort – noch nicht einmal in der EU und erst Recht nicht in Drittstaaten tierschutzkonform durchgeführt werden.“ Gemäß einem Urteil des Europäischen Gerichtshofes von 2015 müssen bei Tiertransporten die Vorgaben der EU-Transportverordnung bis zum Zielort eingehalten werden. Da dies schlicht nicht der Fall ist, dürfen die Transporte folglich auch nicht genehmigt und durchgeführt werden. Erst Anfang dieser Woche hatte erneut eine Reportage in der ARD die an Grausamkeit kaum zu überbietenden Zustände rund um die Langestreckentransporte in Drittstaaten dokumentiert. Auch der Transport von gerade einmal zwei Wochen alten Kälbern quer durch Europa muss aufhören. Anstelle lebender Tiere sollte Fleisch oder genetisches Material transportiert werden.

Sie bringen den Schulgarten zum Aufblühen

Und könnten dabei Unterstützung gebrauchen

Schönwalde-Glien/OT Siedlung.  Es liegt eine sommerlich träge Ruhe am Waldrand, gleich neben der Grundschule in Schönwalde. Das leise Knacken verrät den quirligen Rotrock, rasch erklimmt das Eichhörnchen den Baum neben dem Teich. Kritisch schaut es von einem der oberen Äste herab. Juliane Manthei steht am Fuß des Baumes, sieht hinauf, lächelt. „Das sind die Momente, die auch die Kinder lieben“, sagt sie. „Wenn Tiere vorbeikommen und wir sie beobachten können.“

Die Kinder sind derzeit in den Ferien und auch davor war es still, in Schule und Schulgarten. Corona-Ruhe, im Schulgarten verhinderte sie ein Vorankommen am Projekt Schulgarten. Den Schulgarten gibt es schon sehr viel länger, sagt Manthei. „Nur war er nicht mehr so richtig genutzt worden. Wir haben uns gedacht, dass dies schade ist und wollten das ändern“, erklärt die 34jährige weiter. Wir, das ist die Initiative „Schönwalde im Wandel“. Die Mitglieder der Initiative setzen auf Umweltschutz und gute Nachbarschaftsbeziehungen. Gemeinsam nicht die Welt, erst mal das eigene Umfeld bestärken, ist der Ansatz. Und so nahm sich die Initiative auch des Schulgartens an, erzählt Manthei. Besser gesagt, eine der Frauen aus der Initiative. Manthei schloss sich ihr an und als die Mitstreiterin das Projekt Schulgarten nicht mehr stemmen konnte, übernahm sie es ganz. Eine verantwortungsvolle Aufgabe, die die berufstätige Mutter zweier Söhne übernommen hat. Seit dem Frühjahr letzten Jahres ist Manthei dabei, den Schulgarten zu neuer Pracht und Blüte zu verhelfen.

Der Anfang ist geflochten, vielleicht wird mal ein Hochbeet darauf, vielleicht auch etwas ganz anderes
Foto: Silvia Passow

Es stehen Beete auf dem schattigen Gelände, der Teich ist von Gräsern und wunderschönen Baumbestand umgeben, aber nur halb mit Wasser gefüllt. Ein kleiner Himbeerstrauch präsentiert seine leuchtend roten Früchte. Manthei würde hier gern mehr Obst und Gemüse anbauen. Das würde den Kindern bestimmt gefallen, sagt sie. Doch der waldige Boden und die Schattenspendenden Bäume dürfte dem Plan entgegenstehen, fügt sie hinzu. Eigentlich hätte es in diesem Frühjahr hier groß losgehen sollen, doch, die allgegenwärtige Corona machte einen Strich durch die Rechnung. Nun hofft sie, dass die Schüler der Schulgarten-AG nach den Ferien wieder in den Schulgarten dürfen. Denn es gibt viel zu tun.

Die Kinder hatten mit Manthei begonnen Hochbeete aus Weideholz zu bauen. Zwei stehen nun da und Manthei überlegt nun, wie man die schönen Beete in Form von Schiffchen wohl dicht bekommen könnte. Denn Achtung: Der Schulgarten ist Plastikfreie Zone, Folien fallen da schon mal aus. Der Schulgarten, sagt Manthei, soll naturnah gestaltet werden, gärtnern im Einklang mit der Natur, das ist es, was Manthei an die Kinder weitergeben möchte. Dafür plant die engagierte Schönwalderin insektenfreundliche Blumen zu pflanzen. Wenn sich die Sache mit dem Obst und Gemüse-Anbau einschränkt, könnte dies eine gute Alternative sein, sagt sie. Tiere beobachten mögen die Kinder sehr, sagt Manthei. Im Winter, wenn der Garten ruht, hatten die Kinder ein Futterhäuschen für Eichhörnchen gebaut. Und sie hatten Meisenringe selbst hergestellt und an die Bäume gehangen. Plastikfrei, versteht sich. Die Kinder im Alter von 6-11 Jahren sind sehr robust und sehr neugierig, sagt Manthei weiter. Robust, weil sie kaum ein Wetter von einem Aufenthalt im Schulgarten abhält. Neugierig, weil sie oft wenig Scheu zeigen. Und es sei erstaunlich, wie viel manche Kinder schon wüssten. „Im letzten Jahr hatte wir am Teich Liebellenlarven gefunden“, sagt Manthei. Einige Kinder wussten sofort, was das ist. Sie erklären es den anderen.

Juliane Manthei im Schulgarten. Hier gibt es noch sehr viel zu tun, Unterstützung wäre wünschenswert
Foto: Silvia Passow

Die AG Schulgarten hat zwei Gruppen, zu jeder Gruppe gehören vierzehn Kinder, sagt Manthei, die nicht gern mit Stift und Zettel arbeitet, wie sie sagt. Die Kinderbuch-Bibliothekarin Manthei bringt gern Bücher mit, lässt gemeinsam entdecken und erkunden und werkeln. „Die Kinder werden mit den Werkzeugen eingewiesen und sind wahnsinnig stolz, wenn sie selbst etwas geschaffen haben“, sagt sie. Dabei muss nichts gelingen. „Hier darf auch mal was schiefgehen“, sagt sie. Und: „Nicht alles muss zielführend sein. Nicht alles muss zweckdienlich sein“, sagt Manthei. Die Kinder dürfen hier, sie müssen nicht.

Manthei würde sich über Unterstützung für die Schulgarten AG freuen. Die ehrenamtliche Tätigkeit erfordert ein hohes Maß an Einsatzfreude und muss verlässlich ausgeführt werden. Schließlich verlassen sich Eltern und Schule, und nicht zuletzt die Kinder, auf die Schulgärtner. Das Alter ist egal, jemand mit alten Gärtnerwissen wäre wunderbar, sagt Manthei. Wichtig, es geht hier um naturnahes Gärtnern, es kommen keine Pestizide zum Einsatz.

Auch über Pflanzenspenden und unbehandeltes Holz zum Bauen würde sie sich freuen. Manthei bittet darum vor einer Spende Kontakt zur Initiative „Schönwalde im Wandel“ aufzunehmen. Das geht unter: schoenwaldeimwandel-wordpress.com

Immunokastration: Kehrtwende der Länderarbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau ist ein Schlag gegen Tier- und Verbraucherschutz

Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes vom 22.Juli 2020

Laut aktueller Medienberichte hat die Ländergemeinschaft Ökologischer Landbau (LÖK) sich darauf verständigt, dass die Impfung gegen Ebergeruch mit Improvac, die sogenannte Immunokastration, für den Ökolandbau zukünftig nicht zulässig sein soll. Der Deutsche Tierschutzbund, der sich für diese tierschutzgerechte Methode als Alternative zur betäubungslosen Ferkelkastration ausspricht, kritisiert diese Aussage scharf.

„Für die ökologische Landwirtschaft wird immer wieder in Anspruch genommen, dass sie einem besonders hohen Tierschutzstandard gerecht wird. Ausgerechnet hier soll nun offenbar eine Methode untersagt werden, welche auf Amputationen verzichtet und aus Tierschutzsicht, neben der Ebermast, eine wichtige Alternative darstellt. Dieses Vorgehen ist für uns absolut unverständlich und inakzeptabel. Wir werden uns daher erneut an die Ländervertreter wenden und unseren scharfen Protest äußern“, sagt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes.

Die LÖK beruft sich bei ihrer Entscheidung offenbar auf die EU-Kommission, welche Improvac als “hormonähnliche Substanz“ eingestuft hatte. Die Kommission hatte jedoch vermerkt, dass ihre Auffassung und Einschätzung nicht rechtsbindend sei. Die endgültige Auslegung obliege den Mitgliedstaaten. Noch 2010 hatte die LÖK selbst ausführlich über den Einsatz von Improvac und die Kompatibilität mit den Rechtsvorschriften im Ökolandbau diskutiert und in ihrem Protokoll vom 9. März 2010 festgehalten, dass die Improvac-Impfung für den Ökolandbau zulässig ist. „Die Fakten haben sich seitdem nicht geändert. Angesichts der Frist zur Beendigung der betäubungslosen Ferkelkastration Anfang 2021 sendet die LÖK jetzt auf einmal ein völlig falsches Signal und schafft unnötige Unsicherheit. Impfungen werden auch anderweitig in der Bio-Landwirtschaft eingesetzt – es gibt keinen Grund, warum sie nicht auch in diesem Bereich zugänglich bleiben sollten“, so Schröder.

Hintergrund:

Männliche Ferkel werden in Deutschland und in vielen anderen Mitgliedstaaten der Europäischen Union noch immer kastriert. Der Grund: Das Risiko der Entwicklung von Ebergeruch, den viele Verbraucher als abstoßend empfinden, soll verringert werden. In Deutschland allein sind davon jährlich rund 25 Millionen, EU-weit circa 100 Millionen männliche Ferkel betroffen. Aus tierschutzfachlicher Sicht ist die Impfung gegen Ebergeruch als minimal-invasive Methode, die auf das Amputieren der Hoden verzichtet, eine sehr gute Alternative. Bei der Methode handelt es sich um keine Hormonbehandlung, sondern um eine normale, handelsübliche Impfung. Diese unterdrückt die Ausbildung der männlichen Hormone bei den heranwachsenden Schweinen. „Mit der Impfung wird in den Hormonhaushalt eingegriffen, aber das ist gewollt und passiert auch bei der chirurgischen Kastration“, erklärt Dr. Claudia Salzborn, Leiterin des Referats für Tiere in der Landwirtschaft beim Deutschen Tierschutzbund. Die Impfung hinterlässt – wie andere Impfungen auch – keine Rückstände im Produkt und ist so für den Verbraucher völlig unbedenklich.

Tierschutzverein wünscht Verjüngungskur Der Tierschutzverein Falkensee-Osthavelland setzt sich seit fast 30 Jahren für den Schutz der Tiere ein und sucht dringend Verstärkung

Der Tierschutzverein Falkensee-Osthavelland setzt sich seit fast 30 Jahren für den Schutz der Tiere ein und sucht dringend Verstärkung  

Reportage von Silvia Passow aus Brieselang/Havelland

Brieselang.   Der Tierschutzverein Falkensee-Osthavelland feiert im September 30jähriges Bestehen. Und obwohl er damit der ältere Tierschutzverein ist, steht er doch im Schatten des jüngeren Bruders im Geiste, des Tierschutzvereins Tierheim Falkensee und Umgebung. „Das liegt sicher auch daran, dass wir kein Tierheim unterhalten“, sagt Monika Kruschinski, Vorsitzende im Tierschutzverein Falkensee-Osthavelland mit seinen rund 85 Mitgliedern. Sie sagt, ihre Vereine werden schon mal verwechselt, oder für ein und dieselbe Einrichtung gehalten. Zum Verein um das Tierheim unterhalte man gute Beziehungen, sagt Kruschinski. So wie auch zu den meisten anderen Tierschutzorganisationen in der Region.

Foto: Pixabay

Monika Kruschinski ist Tierärztin, mit eigener Praxis in Brieselang. Wir sind zu morgens um 9 Uhr verabredet und bei Kruschinski läuft schon das Telefon heiß. Die Polizei wollte wissen, ob sie einen beschlagnahmten Hund aufnehmen könne und ein Mitarbeiter eines Bauunternehmens hat gerade nach einer Lebensfalle für Katzen angefragt. Sein Unternehmen ist mit Abrissarbeiten auf einem Grundstück in Bredow beschäftigt und stieß dabei auf eine ganze Ansammlung offenbar herrenloser Katzen. Die meisten konnten bereits eingefangen werden, den aufmerksamen Bauarbeitern sei Dank. Nun scheint die Gelegenheit günstig ein weiteres Tier zu retten. Kruschinski kann den beschlagnahmten Hund nicht selbst annehmen, stellt aber Kontakt zum Tierheim her. Die Katze wird noch am gleichen Tag eingefangen und ebenfalls ins Tierheim gebracht.

Monika Kruschinski in ihrer Tierarztpraxis
Foto: Silvia Passow

Katzen versorgen, aufnehmen, untersuchen, kastrieren und je nach Möglichkeit unter kontrollierten Umständen wieder in die Freiheit entlassen oder in ein neues Zuhause vermitteln, das ist Schwerpunkt der Tierschutzarbeit im Verein. Eine Aufgabe, die erstaunlicher Weise in den rund 30 Jahren ihres Bestehens nicht weniger geworden ist. Besonders anspruchsvoll und aufwendig wird es, wenn ein sogenannter Animal-Hoarding-Haushalt, also viel zu viele Tiere, die nicht artgerecht auf engen Raum gehalten werden, gemeldet wird. Oft betrifft dies Katzen, wie im letzten Jahr in Nauen, wo rund vierzig Katzen von einem Grundstück gerettet wurde. Auch der Tierschutzverein Falkensee-Osthavelland nahm einige der Katzen in den angeschlossenen Pflegestellen auf.

Symbolfoto Katze
Foto: Pixabay

Karin Kratzke unterhält eine solche Pflegestelle in Nauen. Dreißig Katzen hat sie aufgenommen, vor ein paar Tagen sind sechs Kitten dazugekommen. Deren Mutter kam hochträchtig in die Pflegestelle und wenn die Kleinen soweit sind, suchen sie alle eine neue Heimat. Kratzke hat ein Katzenhaus mit Außengehege auf ihrem Grundstück, das erlaubt die Aufnahme der Tiere, von denen die meisten bei ihr bleiben werden. Zum einen, weil sie älter sind, ein Handicap haben und sie keiner mehr aufnehmen möchte oder weil ihre Pflege aufwendig ist. Ein kostspieliges Unterfangen, der Verein vergibt für diese „Sitzenbleiber“ Patenschaften. 15 Euro im Monat decken zwar nicht einmal die Futterkosten, helfen aber als sichere Stütze beim Unterhalt der Katzen. Neben Kratzkes Pflegestelle gibt es noch weitere in Haage, Brieselang und Falkensee. Nur eine diese Stellen hält ähnlich viele Plätze bereits, die meisten sind sehr viel kleiner. Hier liegt das derzeitige Dilemma des Vereins, diese Pflegestellen werden immer weniger, die Aufnahmekapazitäten sind derzeit erschöpft. „Unser Tierschutzverein ist überaltert“, sagt Kruschinski, ohne dabei die Leistungen der betagten Vereinsmitglieder in Frage zu stellen. Denn die leisten noch immer erstaunliches, sagt sie. Doch der Internet-Auftritt des Vereins liegt derzeit verwaist und in den sozialen Medien sucht man den Verein vergeblich. Kruschinski weiß, das wäre wichtig, um den Verein mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen. Hierfür wären jüngere Mitglieder hilfreich, sagt sie. Auch die Vermittlung der Tiere wäre so einfacher. Denn anders als im Tierheim, sind hier nicht alle heimatsuchenden Tiere im Überblick sichtbar. Wer Interesse an einem der Tiere hat, meldet sich zunächst bei Kruschinski. Die Tierärztin fragt nach den Wünschen der zukünftigen Herrchen und Frauchen und vermittelt dann an die entsprechende Pflegestelle weiter.

Ausgesetzt, verlassen, hilfsbedürftig, der Tierschutzverein Falkensee-Osthavelland hilft
Foto: Pixabay

Neben den Haustieren kümmert der Verein sich auch um die Pflege und Versorgung hilfsbedürftiger Wildtiere. „Wir nehmen alle Tiere an“, sagt Kruschinski. Erstversorgung, dann geht es meist weiter, die Tierärztin ist gut vernetzt, gibt die Tiere an Spezialisten weiter. So wie den Habicht, einer der Fälle, an die sich Kruschinski gut erinnert. Ein betagter Herr hielt den Raubvogel in einer Voliere. Er hatte ihn auf einer Wiese gefunden, berichtete er. Kruschinski gelang es, denn Mann zur Herausgabe des Vogels zu überreden. Sie brachte ihn zu Greifvogelexperten, die waren vom Zustand des verletzten Vogels entsetzt. Das Tier konnte aufgrund seines Zustandes erst ein Jahr später in die Freiheit entlassen werden. Immerhin, ein Happy end, wenn auch mit Verzögerung. Möglicherweise hätte der Jungvogel die vermeintliche Hilfe gar nicht gebraucht, sagt Kruschinski. „Denn gerade jetzt bringen viele Leute wieder Nestlinge, die eigentlich keine Hilfe brauchen“, erzählt sie weiter. Die Vogeleltern kümmern sich um ihre Jungen ganz gut allein. Den Menschen braucht es nur, wenn Gefahr im Verzug ist, in Form von Autos, der Katze oder Krähen, sagt sie. „Und wenn nicht, auch der Fuchs muss von irgendetwas leben“, fügt sie lächelnd hinzu.

Für alle Tiere findet sich eine Lösung, ist Kruschinski überzeugt
Symbolfoto: Pixabay

Wer den Tierschutzverein Falkensee-Osthavelland mit Frauen oder Männerpower unterstützen möchte, eine Patenschaft übernehmen oder mit Sach- und/oder Geldspenden unterstützen möchte, wendet sich an: Tierschutzverein Falkensee-Osthavelland, Monika Kruschinski, Telefon: 033232 39303 0der 0157 75174279 oder E-Mail an: info@tierschutz-falkensee.de oder dem Verein auf Facebook folgen unter: Tierschutzverein Falkensee-Osthavelland e.V.

Foto: Pixabay

Animals‘ Angels fordert EU-weites Exportverbot von Tieren in Nicht-EU-Länder

Pressemitteilung der Animal Angels vom 21.Juli 2020

Die Tierschutzorganisation Animals‘ Angels dokumentiert seit Jahren das Leid der Tiere auf den Exporttransporten. Ihre jüngsten Recherchen in Zentralasien und Marokko zeigen: Es wird systematisch gegen geltendes EU-Recht verstoßen. In den Zielländern außerhalb der EU gibt es keine Tierschutzgarantien – auch nicht für ‚Zucht’tiere aus der EU. Sie fordert: Deutschland und die EU müssen endlich Verantwortung übernehmen und diese tierschutzwidrigen Exporte stoppen!

Distanzen über Tausende Kilometer. Tage- und wochenlang unterwegs. Die Tiere leiden auf den Exporttransporten unter Enge, Erschöpfung, Hunger und Durst. Die Probleme und gravierenden Tierschutzmängel sind der EU-Kommission und den Mitgliedstaaten hinreichend bekannt.

„Diese internationale Dimension [von Exporttransporten] macht es schwierig, eine harmonisierte Anwendung der Tierschutzvorschriften zu gewährleisten, und stellt ein Risiko für das Wohlbefinden der Tiere und eine Herausforderung für die beteiligten Behörden dar“, konstatiert sogar ein aktueller Bericht der EU-Kommission. [1] Es sind zu viele verschiedene Akteure und Länder beteiligt, um Tierschutz und die Einhaltung der EU-Vorschriften bei Exporttransporten sicherstellen zu können. Mit Verlassen der EU-Außengrenze sind Tierschutz-Kontrollen nahezu unmöglich.

Beispiel: Exporte nach Zentralasien

Bei einem Großeinsatz im Februar 2020 begleiten Teams von Animals‘ Angels Tiertransporte nach Zentralasien. Trächtige Rinder werden aus Deutschland und den Niederlanden nach Turkmenistan bzw. Usbekistan exportiert. Die Ergebnisse sind alarmierend: Tagelang müssen die Rinder auf den LKW ausharren – sie erhalten weder die vorgeschriebene 24-stündige Versorgungspause noch regelmäßig Wasser und Futter. Auch sind die Tiere extremen Temperaturen ausgesetzt. Genau ein Jahr zuvor berichtete Animals’ Angels bereits über ähnlich katastrophale Zustände und gravierende Gesetzesverstöße. [2]

Nicht nur auf dem Weg nach Zentralasien wird regelmäßig gegen Tierschutz-Vorschriften verstoßen. Dies belegen immer wieder Einsätze der Organisation von vor Ort, z.B. an der bulgarisch-türkischen Grenze oder auf der Route nach Marokko. „Die EU und auch Deutschland dürfen sich nicht aus der Verantwortung stehlen! Die Tiere leiden auf den Exporttransporten. Es wird systematisch gegen geltendes EU-Recht verstoßen. Das muss endlich Konsequenzen haben!“, fordert Helena Bauer, Einsatzleiterin bei Animals‘ Angels. Hoffnung macht der kürzliche Beschluss des EU-Parlaments: Mit einer deutlichen Mehrheit stimmten die Abgeordneten für einen Untersuchungsausschuss zum Thema Tiertransporte. Dieser wird erstmals in der EU-Geschichte die Versäumnisse der EU-Kommission und der Mitgliedsstaaten hinsichtlich der Durchsetzung von EU-Tierschutzvorschriften überprüfen.

In den Importländern spielt Tierschutz vielerorts keinerlei Rolle. Tierschutzgesetze gibt es oft nicht. Auch ‚Zucht’tiere aus der EU bekommen das am eigenen Leib zu spüren:

Beispiel: Marokko

Intensive Recherchen von Animals’ Angels auf lokalen Märkten zeigen: Auch ‚Milch’kühe aus Deutschland, den Niederlanden oder Frankreich werden unter tierquälerischen Bedingungen verkauft, transportiert und geschlachtet. Sie sind zu alt, zu krank oder geben nicht genug Milch und sind damit „unrentabel“ geworden für die größeren Milchbetriebe. So wie z.B. die junge Kuh Frida aus Niedersachsen. Nach nicht einmal 10 Monaten als ‚Milch’kuh in Marokko wird sie auf einem Markt in der Nähe von Marrakech verkauft, um später geschlachtet zu werden. „Schon allein die Möglichkeit, dass Tiere aus der EU an solchen Orten landen könnten und keinerlei Kontrollmöglichkeit darüber besteht, was ihnen schlussendlich widerfährt, ist Grund genug für einen umgehenden Export-Stopp in Länder wie Marokko“, so Helena Bauer. [3]

Exporte – auch von ‚Zucht’tieren – sind unverantwortlich.

Animals‘ Angels fordert ein EU-weites Export-Verbot von Tieren in Länder ohne jegliche Tierschutzgarantien – unabhängig davon, ob sie als ‚Schlacht‘-, ‚Nutz‘- oder ‚Zucht’tiere transportiert werden. „Es reicht nicht aus, wenn einzelne Landkreise oder Bundesländer Exportverbote aussprechen. Die Exporteure weichen einfach auf andere genehmigungswillige Regionen und Länder aus. Wir haben gesehen, wie es auf der Ostroute nach Zentralasien im letzten Jahr lief. Wir brauchen endlich ein bundes-, ja EU-weites Verbot dieser tierschutzwidrigen Exporte!“ so Helena Bauer weiter.

In einem aktuellen Kurzdossier über Exporttransporte weist Animals‘ Angels erneut die EU-Mitgliedsstaaten auf die Hauptprobleme hin und fordert sie auf, diesem Leid endlich ein Ende zu setzen!

Tierversuche am Primatenzentrum Göttingen: Äffchen zu Unrecht getötet?

Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes vom 14.Juli 2020

Am Deutschen Primatenzentrum (DPZ) in Göttingen sind laut aktuellen Medienberichten zehn Weißbüscheläffchen ohne vernünftigen Grund getötet worden. Offenbar wurden die Tiere aus wirtschaftlichen Gründen nach Versuchsende eingeschläfert, obwohl es ihnen den Umständen entsprechend gut ging. Kritik kommt vom Deutschen Tierschutzbund und dem Deutschen Tierschutzbund Landestierschutzverband Niedersachsen.

„Es kann nicht sein, dass Einrichtungen wie das Primatenzentrum in Göttingen sich in der Öffentlichkeit als glänzendes Beispiel für Tierschutzstandards und transparente Kommunikation ausgeben und dann auf Kosten der Tiere gegen gesetzliche Vorgaben verstoßen. Wenn die Vorwürfe wirklich stimmen, handelt es sich um einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz und die Verantwortlichen müssen zur Rechenschaft gezogen werden. Auch ein zukünftiges Heranziehen von Vertretern des DPZ als Experten in Fragen zu Tierversuchen muss in Frage gestellt werden“, sagt Dr. Stephanie Link, Fachreferentin für Alternativmethoden zu Tierversuchen beim Deutschen Tierschutzbund. Wenn die Versuche beendet sind, haben die Tiere laut EU-Vorgaben und dem deutschen Tierschutzgesetz einen Anspruch darauf, angemessen weiter gehalten und versorgt zu werden, wenn ihr Gesundheitszustand es zulässt. „Das Primatenzentrum hätte die Äffchen also in fachkundige Hände abgeben können, wenn es selbst nicht die Möglichkeit zur weiteren Haltung der Tiere hatte“, erklärt Link.

Das DPZ wurde auf die Vorwürfe hin letzte Woche durchsucht. Dabei wurden Dokumente und Datenträger beschlagnahmt. Die Ermittlungen durch die Staatsanwaltschaft laufen. Verstöße könnten gemäß dem Tierschutzgesetz mit einer bis zu dreijährigen Freiheitsstrafe oder einer Geldbuße bestraft werden.

Tierschützer kritisieren Primatenforschung

In der Kritik der Tierschützer steht das DPZ auch, weil seine Mitarbeiter sich offenkundig für die Notwendigkeit von Tierversuchen aussprechen und die Möglichkeit, diese mittel- bis langfristig zu ersetzen, in Frage stellen. Dabei ist ein Ausstieg aus Tierversuchen das erklärte Ziel der EU-Tierversuchsrichtlinie und muss somit auch von allen EU-Mitgliedstaaten angestrebt werden. Doch das DPZ hält immer noch an der Forschung an Primaten fest. „Statt weiterhin auf fragwürdige Versuche an unseren nächsten Verwandten zu setzen, wären hier dringend ein Ausstieg und alternative Forschungsansätze nötig“, so Link. Die Verwendung von Affen zu Versuchszwecken sei weder ethisch zu rechtfertigen, noch wissenschaftlich notwendig.

UN-Klimaziele sind ökonomisch sinnvoll: Ambitionierter Klimaschutz zahlt sich aus

Pressemitteilung des PIK vom 13.Juli 2020

Klimaschutz ist nicht billig – aber Klimaschäden sind es auch nicht. Wie viel Klimaschutz ist also wirtschaftlich gesehen am sinnvollsten? Diese Frage hat Ökonomen jahrzehntelang beschäftigt, insbesondere seit dem Wirtschaftsnobelpreis 2018 für William Nordhaus, dessen Berechnungen nach eine Erwärmung um 3,5 Grad bis 2100 ein ökonomisch wünschenswertes Ergebnis sei. Ein internationales Wissenschaftlerteam unter der Leitung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung hat nun die Computersimulation, die diesen Schluss gezogen hat, mit den neuesten Daten und Erkenntnissen aus Klima- und Wirtschaftswissenschaften aktualisiert. Sie stellten fest, dass die Begrenzung der Erderwärmung auf unter 2 Grad ein wirtschaftlich optimales Gleichgewicht zwischen künftigen Klimaschäden und den heutigen Kosten für den Klimaschutz herstellt. Das würde einen CO2-Preis von mehr als 100 US-Dollar pro Tonne erfordern.

Jener Tag, an dem der Weltklimarat (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) im Auftrag der UNO seinen so genannten 1,5-Grad-Bericht veröffentlichte, war auch der Tag, an dem William Nordhaus den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften „für die Integration des Klimawandels in die langfristige makroökonomische Analyse“ erhielt. Konkret gelang ihm das mittels einer Computersimulation, seinem sehr einflussreichen Dynamic Integrated Climate-Economy (DICE)-Modell. Im Pariser Abkommen der UNO wurde vereinbart, die globale Erwärmung auf deutlich unter 2 Grad zu begrenzen, um Klimarisiken einzudämmen. Nordhaus‘ Zahlen deuten auf 3,5 Grad als eine gleichsam wirtschaftlich optimale Erwärmung bis zum Jahr 2100 hin. Die jetzt in der wissenschaftlichen Zeitschrift Nature Climate Change veröffentlichte Studie bietet eine Aktualisierung des DICE-Modells, welche helfen kann, die Perspektiven in Einklang zu bringen.

„Im Wesentlichen haben wir das Nordhaus-Modell aufgeschnürt, gründlich überprüft und einige wichtige Aktualisierungen vorgenommen, die auf den neuesten Erkenntnissen der Klimawissenschaft und Wirtschaftsanalyse basieren“, erklärt Martin Hänsel, Hauptautor der Studie und Forscher am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). „Wir haben festgestellt, dass die Ergebnisse der aktualisierten Version tatsächlich in guter Übereinstimmung mit der Pariser 2°C-Grenze für die globale Erwärmung stehen.“

Die Aktualisierungen umfassen ein akkurateres Kohlenstoffkreislaufmodell, eine neue Gewichtung des Temperaturmodells, eine angepasste Schadensfunktion, und neue Erkenntnisse über die normativen Annahmen des Modells. Diese zeigen sich konkret bei der Frage, wie eine gerechte Verteilung von Wohlstand zwischen heutigen und zukünftigen Generationen gestaltet werden sollte, die den Klimawandel berücksichtigt – ausgedrückt in der so genannten sozialen Diskont-Rate. Deren Aktualisierung basiert nun auf einer breiten Palette von Expertenempfehlungen zur Generationengerechtigkeit. Ergänzt wird dies durch angepasste Annahmen in Bezug auf die Emissionen von anderen Treibhausgasen zusätzlich zum CO2, Technologien zu negativen Emissionen (also dem Herausholen von CO2 aus der Atmosphäre), und wie zügig eine Abkehr von einer kohlenstoffbasierten Wirtschaft erreicht werden kann.

Wie schlimm wird es? Die Schadensfunktion

Die Schadensfunktion beurteilt, wie stark sich künftige Klimaveränderungen auf die Weltwirtschaft auswirken werden. Ko-Autor Thomas Sterner, Professor an der Universität Göteborg, erklärt: „Die standardmäßige Schadensfunktion im DICE-Modell hat eine Reihe von methodischen Mängeln. Unsere Analyse baut auf einer kürzlich durchgeführten Meta-Analyse auf, in der wir diese Mängel beheben. Infolgedessen finden wir höhere Schäden als im Standard-DICE-Modell. Allein nach dem, was wir in den letzten zehn Jahren gesehen haben, ist die Annahme hoher klimabedingter wirtschaftlicher Schäden leider realistisch.“

Wie viel zählt es? Die soziale Diskontrate

Darüber hinaus schaut die Studie auch auf das, was manchmal als die normative „Black Box“ wahrgenommen wird: Wie oft in der Wirtschaftswissenschaft enthält das, was wie eine nüchterne mathematische Funktion aussieht, eine Reihe normativer Annahmen. Die so genannte „soziale Diskont-Rate“ ist ein solcher Fall. Sie gibt an, wie wir das zukünftige Wohlergehen unserer Kinder und Enkelkinder bewerten – eine grundlegend moralische Frage. „Die Klimaauswirkungen unserer Emissionen reichen weit in zukünftige Generationen hinein. Um diese langfristigen Folgen angemessen bewerten zu können, müssen wir unterschiedliche Ansichten darüber berücksichtigen, wie wir einen Ausgleich zwischen den Interessen heutiger und zukünftiger Generationen schaffen können“, erklärt Moritz Drupp, Ko-Autor und Professor am Exzellenzcluster Klima, Klimawandel und Gesellschaft (CLICCS) der Universität Hamburg. Erstmals enthält die Studie eine repräsentative Auswahl von Empfehlungen von mehr als 170 Expertinnen und Experten zu den normativen Annahmen der sozialen Diskontrate. „Unser aktualisiertes Modell zeigt, dass das 2-Grad-Ziel nach den von der Mehrheit der Experten vorgeschlagenen sozialen Diskont-Raten ökonomisch optimal ist.“

Der richtige Preis für CO2

Die Änderungen am Modell, insbesondere die Neubewertung der sozialen Diskontrate zugunsten des Wohlergehens künftiger Generationen, haben weitere Auswirkungen: Sie führen zu einem höheren Preis für CO2. Während das Standard DICE-Modell von Nordhaus knapp 40 US-Dollar pro Tonne CO2 im Jahr 2020 ergibt, errechnet das aktualisierte DICE-Modell einen CO2-Preis von über 100 Dollar. Die CO2-Preise, die sich aus der Mehrheit der Expertenmeinungen zur sozialen Diskontierung ergeben, sind mit wenigen Ausnahmen höher als das, was in den meisten Sektoren selbst in den ehrgeizigsten Regionen der Welt umgesetzt wird. „Das ist ein weiterer Beleg dafür, welch ein entscheidendes politisches Instrument eine intelligente CO2-Preisgestaltung ist“, so die Schlussfolgerung von Ko-Autor Ben Groom, Professor an der Universität Exeter und Mitglied des Grantham Research Institute on Climate Change an der London School of Economics. „Unsere Studie bedeutet damit auch, dass eine ehrgeizigere Klimapolitik nötig ist, um zu vermeiden, dass wir unseren Kindern eine ungerechtfertigt hohe Last der Klimaauswirkungen hinterlassen.“

Artikel: Martin C. Hänsel, Moritz A. Drupp, Daniel J.A. Johansson, Frikk Nesje, Christian Azar, Mark C. Freeman, Ben Groom, Thomas Sterner: „Climate economics support for the UN Climate targets“. Nature Climate Change (2020). DOI: [10.1038/s41558-020-0833-x]

Weblink zum Artikel: https://www.nature.com/articles/s41558-020-0833-x