Jürgen Plinz neu im Vorstand der Eurogroup for Animals Deutscher Tierschutzbund verstärkt EU-Engagement

Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes vom 2.Juli 2020

Die europäische Tierschutz-Dachorganisation Eurogroup for Animals hat bei ihren Vorstandswahlen Jürgen Plinz neu in ihren Vorstand gewählt. Der amtierende Schatzmeister des Deutschen Tierschutzbundes und Mitglied des Präsidiums wird in den kommenden drei Jahren die Arbeit der Dachorganisation, der 70 Organisationen aus 25 verschiedenen Ländern angehören, aktiv mitgestalten. Mit einem erneuten Vorstandsmitglied verstärkt der Deutsche Tierschutzbund wieder sein Engagement auf EU-Ebene.

„Die Chancen, dass wir in Europa den Tierschutz weiter voranbringen können, stehen gut. Die neue Kommission unter Ursula von der Leyen hat sich ambitionierte Ziele gesetzt. Die laufenden Verhandlungen über die Gemeinsame Agrarpolitik, den European Green Deal, die darin enthaltende Farm-2-Fork-Strategie und die Biodiversitätsstrategie bieten somit eine einmalige Gelegenheit, den Tierschutz wesentlich zu verbessern“ sagt Jürgen Plinz. „Ich freue mich darauf, gemeinsam mit dem Team der Eurogroup for Animals für eine bessere Zukunft im Sinne der Tiere und damit auch der Menschen zu kämpfen.“

In Zeiten von Corona wird an vielen Stellen deutlich, dass die Art und Weise, wie mit Tieren und der Umwelt umgegangen wird, auch die Lebensgrundlage der Menschen gefährdet. Daher sind aus Sicht des Deutschen Tierschutzbundes insbesondere auch neue EU-weite Regelungen nötig, um diese Missstände wieder in den Griff zu bekommen und neue Lösungen zu finden. Indem der Deutsche Tierschutzbund erneut ein Mitglied im Vorstand der Eurogroup for Animals stellt, will der Verband nun auch auf EU-Ebene den Druck verstärken und wichtige Tierschutzthemen anstoßen.

Über Jürgen Plinz

Jürgen Plinz ist seit 2007 amtierender Schatzmeister des Deutschen Tierschutzbundes. Seit 2017 ist er geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Stiftung des Deutschen Tierschutzbundes. Für den Tierschutzverein für den Kreis Düren e.V. engagiert sich Plinz seit 1994 – zunächst als stellvertretender Vorsitzender, dann als Vorstandsvorsitzender. Im Jahr 1995 war er Mitgründer des Deutschen Fördervereins für den Tierschutz in Europa e.V. und ist seither dessen Präsident. Zudem ist er ist Mitinitiator und heutiger Vorstand der Tierschutz-Stiftung im Kreis Düren.

Über die Eurogroup for Animals

Die Eurogroup for Animals wurde 1980 als europäischer Tierschutz-Dachverband gegründet. Der Deutsche Tierschutzbund gehört zu den sechs Gründungsmitgliedern. Ziel war und ist es, durch eine Vernetzung und Zusammenarbeit sowie durch die Beratung von Entscheidungsträgern den Tierschutz auf EU-Ebene voranzutreiben. Heute sind dem Bündnis 70 Mitgliedsvereine aus 25 EU-Ländern sowie aus den USA, Australien, Serbien und Norwegen angeschlossen. Ein Team aus 26 hauptamtlichen Mitarbeiter*innen in der Geschäftsstelle in Brüssel übernimmt die fachliche und kommunikative Arbeit. Der aktuelle Vorstand setzt sich aus 13 Personen der Mitgliedsorganisationen zusammen, die von der Mitgliederversammlung gewählt werden.

Bundesratsentscheid zur Kastenstandhaltung von Sauen am 3. Juli

Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes vom 1.Juli 2020

  • Übergangsfristen kritisch
  • Ziel Gruppenhaltung wird als Durchbruch begrüßt

Nach mehrfacher Vertagung will der Bundesrat am Freitag, 3. Juli eine Entscheidung zur Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung und damit zur Kastenstandhaltung von Sauen fällen. Diesmal soll auch ein neuer Kompromissvorschlag aus Nordrhein-Westfalen vorgestellt werden, der zum ersten Mal das von Tierschützern geforderte Ende der Kastenstandhaltung ins Spiel bringt. Der Vorschlag sieht eine achtjährige Übergangsfrist vor, nach welcher der Kastenstand im Deckbereich abgeschafft und die Gruppenhaltung der Sauen etabliert werden muss. Kritik übt der Deutsche Tierschutzbund allerdings weiterhin an den zu langen Übergangsfristen, der Ausklammerung des Abferkelbereiches und an der unzureichenden Umsetzung des „Magdeburger Urteils“. 

„Jedes Jahr, in dem der Kastenstand bleibt, ist ein weiteres Jahr voller Qualen für die Sauen. Dennoch ist die Entwicklung als großer Erfolg für den Tierschutz zu werten. Denn bis vor wenigen Wochen noch verteidigte vor allem Bundesministerin Klöckner das tierschutzwidrige System der Kastenstandhaltung, wollte es sogar auf Dauer festschreiben – wenn auch mit etwas mehr Platz für die Sauen. Dem folgte auch der damalige Antrag des unionsgeführten Nordrhein-Westfalens. Es ist der Standhaftigkeit der grünen Länder zu verdanken, dass jetzt zumindest die Gruppenhaltung von Sauen im Deckbereich in Sichtweite ist“, sagt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. 

Der NRW-Kompromiss bedarf Nachbesserung

Trotz aller positiven Entwicklungen sehen die Tierschützer Nachbesserungsbedarf an dem neuen Kompromissvorschlag. So würde das 2015 gefällte sogenannte Magdeburger Urteil nur in Teilen umgesetzt: Denn die Vorgabe, dass Sauen ihre Gliedmaßen ungehindert ausstrecken können müssen, soll lediglich für bauliche Hindernisse gelten, die entsprechend aus dem Weg geräumt werden müssen. Zudem klammert der Kompromissvorschlag die Kastenstandhaltung im Abferkelbereich aus, bezieht sich lediglich auf den Deckbereich. „Aus Tierschutzsicht ist klar: Es braucht ein Ende der Kastenstandhaltung – nicht nur im Deckbereich, sondern auch im Abferkelbereich. Auch vor dem Hintergrund der aktuellen Skandale wird immer deutlicher, dass das System der Schweinehaltung einen grundsätzlichen Systemwechsel braucht, nicht nur für die Sauen und Ferkel. Das beharrliche Festhalten der Bundesministerin an tierschutzwidrigen Kastenständen lässt Zweifel, ob das erkannt wurde.“

EU-Ratspräsidentschaft: Tierschutzorganisationen legen Zehn-Punkte-Papier vor

Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes vom 1.Juli 2020

Anlässlich der heute beginnenden deutschen EU-Ratspräsidentschaft haben sich der Bund gegen Missbrauch der Tiere, der Bundesverband Tierschutz, Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner, der Deutsche Tierschutzbund, PROVIEH und VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz mit den zehn drängendsten tierschutzpolitischen Forderungen schriftlich an die Bundesregierung gewandt. In dem Papier fordern die sechs Organisationen die Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner und die Umweltministerin Svenja Schulze auf, in den nächsten sechs Monaten wichtige Akzente zu setzen und den Tierschutz im Rat voran zu bringen.

„Auch wenn die Corona-Krise weiter dominiert, dürfen wichtige Tierschutzthemen in den nächsten sechs Monaten nicht unter den Tisch gekehrt werden. Besonders bei den Tiertransporten ist in den heißen Sommermonaten ein Handeln wichtig“, sagt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes.

Eine der drängenden Aufgaben ist der Stopp der Lebendtiertransporte in Drittstaaten sowie eine Begrenzung der Transportzeiten lebender Tiere innerhalb der EU auf acht Stunden – besonders hinsichtlich der warmen Sommermonate ist ein schnelles Handeln wichtig. In der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) müssen Tierschutzmaßnahmen als öffentliche Leistung verankert werden. Noch immer ist der Tierschutz keine eigene Förderpriorität und entsprechende Maßnahmen wurden nur von einigen Mitgliedstaaten in geringem Umfang angeboten. Das Beibehalten der pauschalen Flächenprämien ist nicht zeitgemäß; statt Direktzahlungen muss sich der Einsatz von Landwirt*innen für mehr Klima- Umwelt- und Tierschutz endlich finanziell lohnen. Auch das lange von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner angekündigte EU-weite Tierwohlkennzeichen muss vorangebracht werden. Hier ist es aus Tierschutzsicht dringend erforderlich, dass es sich um eine gesetzlich verpflichtende Haltungskennzeichnung handelt, die klar und verständlich vermittelt, aus welchem Haltungssystem das jeweilige Tier stammt.

Die zehn Forderungen im Überblick:

  1. Stopp von Lebendtiertransporten in Drittstaaten
  2. Gemeinsame Agrarpolitik – Tierschutzmaßnahmen als öffentliche Leistung
  3. Verpflichtende Haltungskennzeichnung für Fleisch- und Milchprodukte
  4. „Tierschutz-TÜV“: Prüf- und Zulassungsverfahren einführen
  5. EU-einheitliche verpflichtende Haltungsvorgaben für Tiere
  6. Unversehrtheit durchsetzen und invasive Eingriffe sanktionieren
  7. EU-weites Verbot der Haltung von Wildtieren in Zirkusunternehmen einführen
  8. Wildtierhandel beenden – Zoonosen bekämpfen
  9. Tierversuche: einen systematischen Ausstiegsplan ausarbeiten
  10. EU-weites Kennzeichnungs- und Registrierungssystem von Hunden und Katzen

Die ausführlichen und vollständigen Forderungen finden sich auf der Website www.duunddastier.de/ratspraesidentschaft als PDF-Dokument.