Einbruchsserie in Tierheimen hält an

Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbund vom 31. August 2020

Die Einbruchsserie in die dem Deutschen Tierschutzbund angeschlossenen Tierheime hält an. Am Wochenende wurden im Tierheim Schwandorf der Safe und die Spendenkasse sowie die Brotzeitkasse geplündert und das Büro verwüstet. Damit setzt sich die Einbruchswelle der letzten Wochen fort: Seit dem 29. Juni gab es 18 Einbrüche in Tierheime in Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern. Der Deutsche Tierschutzbund geht von einer organisierten Gruppe aus.

„Wir sind froh, dass bisher keine Tiere zu Schaden kamen, trotzdem sind wir höchst alarmiert. Beim betroffenen Tierheimpersonal haben die Einbrüche zu Angst und Verunsicherung geführt. Auch haben es die Tierheime in Zeiten von COVID-19 schon schwer genug und sind auf ihre Spendengelder dringend angewiesen. Sich bei denen schamlos zu bedienen, die ohnehin schon am Existenzminimum wirtschaften und tagtäglich alles für die ihnen anvertrauten Tiere geben, ist zutiefst unmoralisch. Schnelle Aufklärung muss jetzt oberste Priorität haben“, so Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes.

Der Deutsche Tierschutzbund hat alle rund 550 angeschlossenen Tierheime über die Einbruchsserie informiert und rät, in der nächsten Zeit keine Wertsachen, vor allem kein Bargeld, im Tierheim zu lassen, sondern abends mit nach Hause zu nehmen. Tierfreunde, die die Tierheime in der aktuell ohnehin schwierigen Situation unterstützen möchten, können direkt an das örtliche Tierheim oder an den Deutschen Tierschutzbund als Dachverband spenden.

Betroffen von der Einbruchserie waren bisher die folgenden Tierheime:

29.06. Dorsten

21.07. Laage

26.07. Annaberg

28.07. Stollberg

12.08. Hof

14.08. Bayreuth

15.08. Lichtenfels

16.08. Reutlingen

17.08. Geislingen

19.08. Rottweil

20.08. Tailfingen

21.08. Ulm

22.08. Esslingen

23.08. Tübingen

23.08. Tuttlingen

25.08. Nördlingen

26.08. Pforzheim

28.08. Schwandorf

Hinweis an die Redaktionen: Der Deutsche Tierschutzbund macht derzeit mit seiner Kampagne „Tierheime helfen. Helft Tierheimen!“ (www.tierheime-helfen.de) auf die wertvolle Leistung der Tierheime aufmerksam. Dem Deutschen Tierschutzbund sind über 740 Tierschutzvereine mit rund 550 vereinseigenen Tierheimen angeschlossen.

Informelle Tagung der EU-Agrarminister in Koblenz (30.8.-1.9.)

Pressemitteilung vom des Deutschen Tierschutzbund vom 31. August 2020

Tierschutz muss Priorität haben!

  • Anlässlich der informellen Tagung der EU-Agrarminister in Koblenz, hat der Deutsche Tierschutzbund der einladenden Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner gegenüber klargestellt, dass der Tierschutz während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft Priorität haben muss. So müssten EU-einheitlich strengere Regeln für Tiertransporte eingeführt und Langstreckentiertransporte über acht Stunden verboten werden. Hinsichtlich der Debatte um ein europäisches Tierwohlkennzeichen ist es für den Deutschen Tierschutzbund essentiell, dass ein solches mit hohen Standards einhergeht, die weit über die europäischen Mindestanforderungen hinausgehen.
  • „Die katastrophalen Bedingungen auf den Tiertransporten in Drittstaaten sind lange bekannt. Frau Klöckner muss den informellen Rat nutzen, um sich ihren europäischen Kollegen gegenüber für ein Ende dieser tierschutzwidrigen Transporte auszusprechen“, fordert Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. „Transporte lebender Tiere dürfen auch grundsätzlich nicht länger als acht Stunden dauern, auch innerhalb Europas. Über größere Entfernungen darf langfristig nur noch Fleisch befördert werden. So forderte es auch das EU-Parlament im Februar 2019.“

Trotz der schon oft dokumentierten Missstände werden nach wie vor Millionen Tiere aus der EU in Drittstaaten, etwa nach Nahost oder Nordafrika exportiert. Eine Umsetzung der EU-Transportverordnung von Beginn der Fahrt bis zur Ankunft am Ziel erfolgt in der Regel nicht. Damit wird konsequent gegen das Urteil des Europäischen Gerichtshofes von 2015 verstoßen. So finden die vorgeschriebenen Kontrollen in Drittländern nicht statt, Misshandlungen der Tiere sind alltäglich und Transportschiffe sowie LKW befinden sich oft in marodem Zustand. Auch die Art der Schlachtung in Drittländern entspricht in der Regel nicht den EU-Standards.

Tierwohlkennzeichen muss wirkliche Verbesserungen bringen

Auf der Agenda des Agrarrats steht neben den Tiertransporten auch die Einführung eines europaweit verbindlichen Tierwohlkennzeichens. Dieses muss aus Sicht der Tierschützer wirkliche Verbesserungen für die Tiere beinhalten. Schon in der untersten Stufe sollten daher tierwidrige Haltungssysteme und Manipulationen verboten sein und den Tieren ein ausreichendes Platzangebot, Strukturierung und Beschäftigungsmaterial sowie Außenklima zur Verfügung stehen. Ferner müssen tierbezogene Indikatoren erhoben werden, mit denen Rückschlüsse auf Gesundheit und Verhalten gezogen werden können. Mit der Einführung eines europäischen Tierwohlkennzeichens müssten zudem auch strenge Anforderungen an Zucht, Transport und Schlachtung festgelegt werden.

Keine Weidetierprämie vom Bund – Agrarminister Axel Vogel prüft Hilfen für Schaf- und Ziegenhalter auf Landesebene

Pressemitteilung des Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz vom 31. August 2020

Potsdam – Nach dem Scheitern der Weidetierprämie im Bund will Agrarminister Axel Vogel eine bessere Unterstützung für Halterinnen und Halter von Schafen und Ziegen auf Landesebene prüfen. Neben den Investitionskosten soll zukünftig auch der Unterhalt für Maßnahmen zum Wolfsschutz gefördert werden.

Seit geraumer Zeit diskutieren Bund und Länder über eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage von Weidetierhaltern und eine angemessene Honorierung der von ihnen erbrachten Biodiversitätsleistungen. Doch die Bundesregierung hat die Einführung einer gekoppelten Weidetierprämie für Schafe und Ziegen zurückgewiesen.

„Die Bundesregierung hat die Weidetierprämie abgelehnt, aber keinen Vorschlag unterbreitet, wie anderweitig eine Unterstützung der Schaf- und Ziegenhaltung erfolgen kann. Der Verweis auf eine in der nächsten Agrarreform zu verhandelnde Prämie ist keine Option, sondern das Eingeständnis, in dieser Legislaturperiode nicht mehr tätig zu werden“, kritisiert Agrarminister Axel Vogel. „Das können wir angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage vieler Schäfereien nicht hinnehmen. Ein weiterer Rückgang der Schafhaltung würde in vielen Regionen dazu führen, dass die Bewirtschaftung aufgegeben oder naturschutzfachlich hochwertiges Grünland ‚unternutzt‘, also nicht angemessen genutzt würde“, so Vogel.

Das Ministerium prüft nach Rücksprache mit dem Vorstand des Schafzuchtverbands Berlin-Brandenburg e.V. intensiv weitere Unterstützungsmöglichkeiten für die Schaf- und Ziegenhaltung. Schnellstmöglich sollen laufende Unterhaltungskosten für den Wolfsschutz gefördert werden. Hier wartet das Land auf die Notifizierung des entsprechenden GAK-Fördergrundsatzes (Gemeinschaftsaufgabe Agrar- und Küstenschutz – GAK) durch die Europäische Union. Geprüft wird außerdem, bei welchen Tatbeständen die Honorierung von naturschutzfachlichen Pflegeleistungen an die entstehenden Aufwendungen angepasst werden muss.

Tierfutterausgabe erfolgt wieder auf dem Gelände der Tafel

Ab September können Bedürftige dort wieder Futter für Mietz & Bello holen

Falkensee.  „Ab dem 9.September werden wir wieder auf dem Parkplatz der Tafel stehen“, sagt Petra Birkholz vom Verein Sonnenzeiten für Tiere. In der Corona-Zeit war Birkholz mit der Futtermittelausgabe auf ihr Grundstück ausgewichen, hatte die Rationen für die Haustiere im Stundentakt über den Zaun gereicht. Nun wird es wieder die gewohnten Ausgaben in der Döberitzer Straße 15 geben. Jeden Mittwoch von 10-13 Uhr werden Birkholz und ihr Team Heimtierbedarf an finanzschwache Haustierbesitzer verteilen. Dazu nimmt der Verein auch weiterhin gern Futterspenden und sonstigen Heimtierbedarf entgegen. Diese können rund um die Uhr in der Spendenbox in der Rembrandtstraße 11, in Falkensee, abgegeben werden.

Foto: Silvia Passow

Umbau der Tierhaltung jetzt anpacken! Axel Vogel fordert von Agrarministerkonferenz Startschuss für Tierwohlabgabe

Pressemitteilung des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz vom 26.August 2020

Potsdam – Von der morgen in Berlin stattfindenden Sonder-Agrarministerkonferenz zur Nutztierhaltung erwartet Brandenburgs Landwirtschaftsminister Axel Vogel (Bündnis 90/Die Grünen) ein starkes Signal in Richtung Tierwohl. „Die Empfehlungen der ‚Borchert-Kommission‘ für den notwendigen Umbau der Tierhaltung, wie sie auch der Bundestag fordert, müssen rasch umgesetzt werden. Das ist überfällig und duldet keinen weiteren Aufschub. Der Zeitpunkt für den Umbau ist jetzt!“

„Das Kernstück muss eine Tierwohl-Abgabe zur zusätzlichen Finanzierung von Tierschutzmaßnahmen in der Landwirtschaft sein“, so Minister Axel Vogel, der an der Sonder-Agrarminister-Konferenz teilnimmt. „Damit die Verbraucherinnen und Verbraucher sicher sein können, dass ihr Geld auch wirklich in mehr Tierwohl fließt, braucht es zudem dringend Festlegungen, bis wann welcher Standard erreicht sein muss“, fordert Vogel.

Der seit Februar 2020 vorliegende vereinbarte Konsens des Kompetenznetzwerks Nutztierhaltung (nach ihrem Vorsitzenden Borchert-Kommission genannt) beinhaltet von allen zentralen Akteuren getragene, ganz konkrete Handlungsvorschläge und einen Zeitplan für den Umbau der Tierhaltung.

Axel Vogel: „Ein halbes Jahr ist bereits vorbei. Ministerin Klöckner darf keine weitere Zeit verstreichen lassen, damit noch in dieser Legislaturperiode Initiativen zur Umsetzung der Empfehlungen auf den Weg gebracht werden können. Die Interessen von Tierschutz und Naturschutzes dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Die von der Kommission vorgeschlagene Tierwohlabgabe muss als zusätzliches Finanzierungsinstrument für den Umbau nun auf den Weg gebracht werden.“ 

Sulfatmessung in der Spree: Richtwert in 2020 bisher 35 Mal überschritten – Maßnahmen ab 38. Überschreitung erforderlich

Pressemitteilung des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz vom 26.August 2020

Neubrück – Der im Bewirtschaftungserlass von Umwelt- und Wirtschaftsministerium festgelegte Richtwert für Sulfat am Spree-Pegel Neubrück wurde in diesem Jahr 35 Mal überschritten. Die erfasste Sulfatkonzentration lag mit maximal 5 Milligramm pro Liter über 280 Milligramm pro Liter. Bei einer Überschreitung an mehr als 37 Tagen pro Jahr wird das Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe (LGBR) umgehend informiert und muss Adhoc-Maßnahmen zur Sicherung der Trinkwasserversorgung im Raum Frankfurt prüfen. Der Trinkwassergrenzwert von 250 Milligramm pro Liter im Reinwasser des Wasserwerks Briesen wurde hingegen bisher nicht überschritten.

Da sich das Trinkwasser des Wasserwerks Briesen der Frankfurter Wasser- und Abwassergesellschaft aus Spree- und Grundwasser zusammensetzt, ist die Trinkwasserqualität indirekt von der Wasserqualität des Spreewassers abhängig. In den letzten Jahren stieg bergbaubedingt die Sulfatkonzentration in der Spree. Um die Trinkwasserversorgung unter anderem für Frankfurt (Oder) zu sichern, erließen das Umwelt- und das Wirtschaftsministerium im April 2019 gemeinsam einen Bewirtschaftungserlass für Sulfat. Der darin festgelegte Immissionsrichtwert von 280 Milligramm pro Liter Sulfat am Pegel Neubrück darf maximal an 37 Tagen im Jahr überschritten werden. Dann hat das LBGR mit den zuständigen Wasserbehörden und dem örtlichen Gesundheitsamt zu prüfen, ob und welche Maßnahmen angemessen und erforderlich sind, um die Trinkwasserversorgung nicht zu beeinträchtigen.

Das LBGR hat ein Gutachten für das Wasserwerk Briesen beauftragt, um künftig die Gefahrenlage für die Trinkwasserversorgung besser abschätzen und Schritte ableiten zu können. Sollten sich daraus notwendige Maßnahmen ergeben, wären die Bergbauunternehmen als Verursacher der Belastung zur Finanzierung heranzuziehen.

Das Landesamt für Umwelt überwacht die Sulfatkonzentration am Pegel Neubrück mit einer täglichen Sulfatabschätzung anhand einer linearen Transfergleichung auf Basis der in Beeskow gemessenen elektrischen Leitfähigkeit, zu der alle Ionen im Wasser wie Sulfat und Hydrogenkarbonat beitragen. Im Frühjahr 2020 zeigte sich, dass die geringen Abflüsse in der Spree zu einer Verschiebung der Ionenverhältnisse und damit zu einem höheren Gehalt an Hydrogenkarbonat führen, weil der Anteil von Grundwasser am Gesamtabfluss zunimmt. Aus diesem Grund war die Berechnungsgrundlage anzupassen. Um die Datengrundlage zu verbessern, sollen in Zukunft wöchentlich Laboranalysen durchgeführt werden. Minister Axel Vogel informierte die Mitglieder des Agrarumweltausschusses im Landtag am 12. August 2020 darüber und konstatierte, dass allein die Berechnung auf aktualisierter Grundlage keine Lösung der gesamten Sulfatproblematik darstelle.

Deutscher Tierschutzbund fordert Bekenntnis zur Immunokastration: Verbot im Ökolandbau verstößt gegen das Staatsziel Tierschutz!

Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbund vom 26.August 2020

Anlässlich der in dieser Woche tagenden Sonder-Agrarministerkonferenz (AMK) in Berlin hat der Deutsche Tierschutzbund die Agrarminister der Länder dazu aufgerufen, die Impfung gegen Ebergeruch mit Improvac, die sogenannte Immunokastration, für den Ökolandbau zu erhalten. Mit einem juristischen Gutachten widerspricht der Verband der Einschätzung der EU-Kommission, die die Impfung für den Öko-Bereich kürzlich für unzulässig erklärt hatte. Nach Auffassung der Tierschützer ist die Methode neben der Ebermast die einzige tierschutzgerechte Alternative zur derzeit gängigen chirurgischen Ferkelkastration ohne Betäubung. Ein Verbot würde das Staatsziel Tierschutz unterlaufen und gegen das deutsche Grundgesetz verstoßen.

„Wir erwarten ein klares Bekenntnis der Länder zum Staatsziel Tierschutz und damit zur Immunokastration, so wie vom Saarland und Niedersachsen bereits klargestellt. Das aus dem Staatsziel folgende Optimierungsgebot verpflichtet zur stetigen Verbesserung des Tierwohls, gleichzeitig gilt ein Verschlechterungsverbot. Das Verbot der Immunokastration im Ökobereich wäre es ein massiver Rückschritt für den Tierschutz“, sagt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes.

Die Einschätzung der EU-Kommission ist, wie die Kommission auch selbst vermerkt hatte, nicht rechtsbindend. Die endgültige Entscheidung, die Methode für den Öko-Bereich offen zu halten, liegt damit in der Verantwortung der Landesminister. Ein vom Deutschen Tierschutzbund bei der Deutschen Juristischen Gesellschaft für Tierschutzrecht in Auftrag gegebenes Gutachten kommt entgegen der Auffassung der EU-Kommission außerdem zu dem Schluss, dass die Methode mit den Grundsätzen und Zielen der EU-Ökoverordnung vollumfänglich übereinstimmt. Aus Tierschutzsicht ist die Immunokastration klar zu befürworten, da auf eine Amputation der Hoden verzichtet wird. Ein Verbot der Methode im Ökobereich ist daher sowohl aus Tierschutz- als auch aus Umweltschutz- und Verbrauchersicht inakzeptabel und sollte daher im Rahmen der AMK von den Landesministern dringend abgewendet werden.

Hintergrund:

Allein in Deutschland werden jährlich noch immer rund 25 Millionen männliche Ferkel kastriert. Der Grund: Das Risiko der Entwicklung von Ebergeruch, den viele Verbraucher als abstoßend empfinden, soll verringert werden. Bei der Impfung gegen Ebergeruch handelt es sich nicht um eine Hormonbehandlung, sondern um eine handelsübliche Impfung. Sie verhindert die Ausbildung des störenden Ebergeruchs verlässlich und hinterlässt – wie alle Impfungen, die auch anderweitig in der Bio-Landwirtschaft eingesetzt werden, – keine Rückstände im Produkt. Damit ist die Methode für Verbraucher völlig unbedenklich.

Rückschlag für den Tierschutz: LPT darf Tierversuche wiederaufnehmen

Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbund vom 25.August 2020

Der Deutsche Tierschutzbund ist entsetzt über die mögliche Wiederaufnahme von Tierversuchen am Tierversuchslabor LPT (Laboratory of Pharmacology and Toxicology) in Hamburg-Neugraben.

„Die barbarischen Bilder aus dem Labor sind nach wie vor präsent; die Schließung war ein unerlässlicher Schritt, für den Tierschützer unermüdlich gekämpft haben. Aus den LPT-Laboren beschlagnahmte Tiere wurden von Tierschutzvereinen aufgenommen und versorgt. Dass es jetzt – mit neuem Geschäftsführer, Tierschutzbeauftragten und Tierversuchsleiter – einfach weitergehen soll, ist für alle Tierschützer ein Schlag ins Gesicht“, kommentiert Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes.

Im Januar 2020 hatten das verantwortungslose Handeln der Betreiber und die unhaltbaren Zustände im LPT Tierversuchslabor am Standort Mienenbüttel dazu geführt, dass die Behörden die Betriebserlaubnis widerriefen. Einen Monat später wurde dann dem LPT auch die Tierhaltungserlaubnis für den Standort Hamburg-Neugraben entzogen. Im März 2020 kamen die verbliebenen knapp tausend Ratten und Mäuse vom Standort Hamburg-Neugraben in den dem Deutschen Tierschutzbund angeschlossenen Tierheimen unter, von wo aus sie in artgerechte und liebevolle Zuhause vermittelt wurden.

Aufgrund einer Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts Hamburg darf das LPT in Hamburg-Neugraben seinen Betrieb theoretisch wiederaufnehmen: Die aufschiebende Wirkung des Widerspruchs, den das LPT gegen den Entzug der Betriebserlaubnis eingelegt hatte, wurde wiederhergestellt. Die Wiederaufnahme von Tierversuchen in Hamburg-Neugraben ist aus Sicht des Deutschen Tierschutzbundes ein Schritt in die völlig falsche Richtung. Statt weiterhin auf fragwürdige Tierversuche zu setzen, bedarf es aus Tierschutzsicht dringend eines Ausstiegs und alternativer, tierleidfreier Forschungsansätze.

Vogel: Flaggschiffarten im Aufwind, häufige Arten im Negativtrend – Neue Rote Liste der Brutvögel in Brandenburg erschienen

Pressemitteilung des Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz  vom  24. August 2020

Potsdam – In Brandenburg wurden bisher 221 Brutvogelarten nachgewiesen, von denen 205 regelmäßig brüten oder in der Vergangenheit regelmäßig gebrütet haben. 44 Prozent aller einheimischen Brutvogelarten sind gefährdet. Zwölf Jahre nach der letzten Roten Liste der Brutvögel hat das Landesamt für Umwelt die Rote Liste neu überarbeitet und veröffentlicht.

„Die aktuelle Rote Liste der bedrohten Vogelarten in Brandenburg hat Licht- und Schattenseiten“, stellt Umweltminister Axel Vogel fest. „53 der 205 bei uns regelmäßig brütenden Vogelarten haben im Vergleich zu den gesamtdeutschen Brutvorkommen in Brandenburg mindestens doppelt so hohe Bestände wie nach dem reinen Flächenanteil zu erwarten wäre.“

Bei sieben Arten beherbergt Brandenburg über die Hälfte des bundesdeutschen Bestands. Die Großtrappe kommt deutschlandweit fast nur noch in Brandenburg vor – hier leben über 300 Tiere – und zeigte nach den frühzeitig ergriffenen Schutzmaßnahmen in den letzten Jahren deutliche Erfolge. Aber auch für Arten wie Fischadler, Brachpieper, Wiedehopf und Drosselrohrsänger trägt Brandenburg eine besonders hohe nationale Verantwortung.

Im Gesamtergebnis müssen insgesamt 88 Arten, das sind 44 Prozent aller regelmäßigen einheimischen Brutvogelarten Brandenburgs, als gefährdet eingestuft werden, 15 Arten sind bereits ausgestorben. 26 Arten sind demnach akut vom Aussterben bedroht, 15 stark gefährdet, 23 gefährdet und neun Arten sind extrem selten. Hinzu kommen 25 Arten auf der Vorwarnliste, die abnehmende Bestandstrends zeigen. Die Einstufung in die Kategorien der Roten Liste erfolgte aufgrund international und national entwickelter Kriterien.

„Eine Reihe von früheren ‚Flaggschiffarten‘ des Naturschutzes wie See- und Fischadler, Kranich und Uhu konnte im Lauf der Jahre aus der Roten Liste entlassen werden“, zeigt sich Minister Axel Vogel erfreut. „Wir müssen aber auch konstatieren, dass der Verlust an biologischer Vielfalt nicht gestoppt ist. Besonders starke Abnahmetrends zeigen die Brutvögel der Offenlandschaft, vor allem der Agrarlandschaft.“

Zahlreiche bislang eher häufige Arten mussten wegen ihrer anhaltend negativen Bestandstrends neu aufgenommen werden. Besonders starke Abnahmetrends zeigten die Brutvögel der Offenlandschaft und der Siedlungen, während bei den Waldarten das Verhältnis abnehmender zu zunehmenden Arten fast ausgeglichen war. Bei 33 Arten der offenen Landschaft gingen die Bestände zurück, aber nur 11 legten zu. Alarmierend ist, dass in allen Lebensräumen sehr viele insektenfressende Arten weiter abgenommen haben. In der Offenlandschaft zeigten sogar drei Viertel der Insektenfresser einen Rückgang, hingegen nur neun Prozent eine Zunahme. Auch bei den Vögeln der Feuchtgebiete haben mehr Arten in ihren Beständen zugenommen als abgenommen.

Umweltminister Vogel: „Gemeinsam mit der Landwirtschaft können wir der Situation der Offenlandarten durch eine angepasste Landnutzung verändern. Mehr Strukturelemente, mehr Ökolandbau, mehr Brachen, mehr Saumbiotope, weniger Insektiziden und Herbiziden und mehr Wasserrückhalt – das sind Schlüssel für eine Landwirtschaft, die die biologische Vielfalt erhält und fördert.“

Von glücklichen Schweinen und fröhlichen Hühnern

Im Havelländischen Kieck gehen Ökolandbau und Sucht-Therapie Hand in Hand

Märkisch Luch/ Kieck.   Schweine sind wirklich kluge Tiere. Sie liegen in der Mittagshitze dieses sonnigen Sommertages in ihren Hütten und dösen. Verlassen sind die herrlich schlammigen Suhlkuhlen, in denen das kühle Nass zum Platschen einlädt. Doch Schweine sind auch neugierig und so dauert es keine drei Minuten, bis sich die erste rosa Steckdosennase durch den Eingang einer der Hütten schiebt. Der menschliche Besuch lockt, verspricht Abwechslung, vielleicht haben die Zweibeiner eine Leckerei dabei? Das schwarz-rosa Sattelschwein läuft los und hinter ihm drängen etwa ein Dutzend weiterer Schweinchen hinaus. Grunzen, in der Erde scharren, sich beschnuppern und dabei lustig mit den Ringelschwänzchen wackeln.

Was für eine süße Schweinerei, Spaß beim Baden mit Schwein
Foto: Silvia Passow

Auf dem Öko-Landhof von SinAlkol in Kieck darf Schwein noch Schwein sein, mit Schlappohren, die keck bei jedem Schritt wippen, und Ringelschwänzchen. „Unsere Ferkel werden mit Betäubung vom Tierarzt kastriert“, sagt Thorsten Michalek, Geschäftsführer und Suchttherapeut auf dem etwas anderen Bauernhof. Hier gehen Ökolandbau und Suchttherapie eine Verbindung ein.

Die Ohren könnten auch Dumbo gehören
Foto: Silvia Passow

In Kieck passt alles zusammen. Der Ort ist gut erreichbar und ist doch abgelegen. Optimal für Menschen, die sich von einer lebensbeherrschenden Krankheit erholen wollen. Die, bevor sie nach neuen Perspektiven suchen, erst einmal zu sich selbst finden möchten. Auf diesem Hof lockt nicht der Alkohol oder andere Suchtstoffe, hier locken frische Luft, sinnvolle Betätigung und herrliche Sonnenuntergänge über den Wiesen des Havellandes.

Bis zum Wald, so weit geht das Kieck-Land
Foto: Silvia Passow

Kieck erklärt Michalek, war schon immer landwirtschaftlich geprägt. Das Gelände gehört noch heute dem Dom zu Brandenburg an der Havel, war einst Vorposten der Havelstadt, daher der Name, Kieck, ein Ausguck.

Baden dürfen auch die Hühner, die Enten und Gänse sowieso
Foto: Silvia Passow

Als kurz nach der Wende der Verein Sinalkol das 80 Hektar große Grundstück pachtete, wurde auch die landwirtschaftliche Nutzung wiederbelebt. Allerdings nicht nach konventionellen Maßstäben. „Wir wollen Qualität produzieren“, sagt der 49jährige Michalek. Alles was hier auf Feldern und Weiden wachsen, gedeihen und später verkauft und genossen werden kann, ist nach „Biopark“ Standard zertifiziert. Die Arbeitsweise muss den Biopark-Richtlinien entsprechen. „Das heißt, dass unsere Enten und Gänse nicht nur einfach im Freiland, auf der Wiese stehen. Sie bekommen auch Schwimmmöglichleiten. Es sind Wasservögel und da schreiben die Richtlinien die Bademöglichkeit vor“, sagt Michalek. Die Enten und Gänse sind ausschließlich für das Weihnachtsgeschäft bestimmt. Etwa eine Woche vor Weihnachten werden sie geschlachtet, alle auf Bestellung, kein Tier soll sein Leben lassen, ohne hinterher in die Nahrungskette zu gehen, auch das gehört zur Philosophie des Hofes. Wer eine Weihnachtsgans aus Kieck möchte, muss sie zeitig im Jahr bestellen. Neben den Enten und Gänsen wohnen die Hühner, auch sie haben ihren Wellness-Tümpel und viel Auslauf. Geräumiger hat es wohl nur noch die Mutterkuhherde. Etwa 45 Rinder liegen im Schatten der Bäume, die an ihre Weide grenzt.

Die Kühe lassen es sich auf der Weide gut gehen. Gut so!!!
Foto: Silvia Passow

Ein Stück weiter, auf dem Gemüseacker leuchtet der Rotkohl. Gurken, Tomaten und Rote Beete stehen zum Verkauf bereit. Auch das Gemüse wird in Bio-Qualität angebaut, gleiches gilt auch für Getreide und Heu. Sechzehn Mitarbeiter sind auf dem Gelände tätig. Dazu gehören zwei Landwirtinnen und ein Traktorist. 45 Therapieplätze gibt es eigentlich, im Moment sind es etwas weniger, Corona, mal wieder.

Für uns Veggies gibts auch Leckereien
Foto: Silvia Passow

Wer hier therapiert wird, kann in der Landwirtschaft mithelfen. Oder im Hauswirtschaftlichen Bereich, der Küche, in der Tischlerei oder der typenoffenen KFZ- Werkstatt. Verpflichtend ist das nicht, für die anstehende Arbeit werden Arbeiter eingestellt. Zu den Bewohnern in der Therapie kommen noch Mieter, ehemalige Patienten, die in Wohnungen leben. Sie verdienen ihr Geld als Saisonarbeiter bei Sinalkol oder in den Betrieben der Umgebung. „Das war für uns während der Spargel-Ernte von Vorteil. Unsere Arbeitskräfte sind von hier“, sagt Michalek. So war das Spargel-Stechen gesichert, zu den Saisonarbeitern gesellte sich ein Künstler als Garlitz, erzählt Michalek. Damit konnten sie das Edelgemüse in gewohnter Qualität verkaufen. „Wir hatten sogar mehr Kunden als üblich“, sagt der Geschäftsführer. „Und viele der Neukunden wollen wiederkommen. Diese Neukunden konnten wir mit der Bioqualität überzeugen.“

Wir sind die drei kleinen Schweinchen…..
Foto: Silvia Passow

In der Cafeteria können Obst und Gemüse gekauft werden. Ebenso Eier, Schinken und Wurstprodukte vom Schwein. Fleisch wird hier nicht verkauft. Geschlachtet wird traditionell nur in Monaten, deren Name ein „R“ enthält, also von September bis April. „Etwa eine Dreiviertelstunde Autofahrt braucht es, bis zu der kleinen Fleischerei, die für uns schlachtet“, sagt Michalek. Er sagt, die Schweine steigen angstfrei in den Wagen. „Sie wurden alle hier geboren. Autofahren kennen sie nicht, verbinden damit keine Erfahrung“, fügt er hinzu. Die Rinder werden über „Biopark“ zum Schlachter gebracht. „Das Fleisch können sie in Hipp-Kindernahrung finden“, sagt Michalek.

Urlaub für die Sinne
Foto: Silvia Passow

Während der Corona-Beschränkungen war der Verkauf in der Cafeteria nicht möglich gewesen. Inzwischen können dort wieder die Bio-Leckereien vom Land gekauft werden. Neu sind die Verkaufsstellen in Brandenburg an der Havel und Rathenow. Hier sind die Waren aus Kieck auf der „Bio Insel“ erhältlich.

Foto: Silvia Passow