Sie bringen den Schulgarten zum Aufblühen

Und könnten dabei Unterstützung gebrauchen

Schönwalde-Glien/OT Siedlung.  Es liegt eine sommerlich träge Ruhe am Waldrand, gleich neben der Grundschule in Schönwalde. Das leise Knacken verrät den quirligen Rotrock, rasch erklimmt das Eichhörnchen den Baum neben dem Teich. Kritisch schaut es von einem der oberen Äste herab. Juliane Manthei steht am Fuß des Baumes, sieht hinauf, lächelt. „Das sind die Momente, die auch die Kinder lieben“, sagt sie. „Wenn Tiere vorbeikommen und wir sie beobachten können.“

Die Kinder sind derzeit in den Ferien und auch davor war es still, in Schule und Schulgarten. Corona-Ruhe, im Schulgarten verhinderte sie ein Vorankommen am Projekt Schulgarten. Den Schulgarten gibt es schon sehr viel länger, sagt Manthei. „Nur war er nicht mehr so richtig genutzt worden. Wir haben uns gedacht, dass dies schade ist und wollten das ändern“, erklärt die 34jährige weiter. Wir, das ist die Initiative „Schönwalde im Wandel“. Die Mitglieder der Initiative setzen auf Umweltschutz und gute Nachbarschaftsbeziehungen. Gemeinsam nicht die Welt, erst mal das eigene Umfeld bestärken, ist der Ansatz. Und so nahm sich die Initiative auch des Schulgartens an, erzählt Manthei. Besser gesagt, eine der Frauen aus der Initiative. Manthei schloss sich ihr an und als die Mitstreiterin das Projekt Schulgarten nicht mehr stemmen konnte, übernahm sie es ganz. Eine verantwortungsvolle Aufgabe, die die berufstätige Mutter zweier Söhne übernommen hat. Seit dem Frühjahr letzten Jahres ist Manthei dabei, den Schulgarten zu neuer Pracht und Blüte zu verhelfen.

Der Anfang ist geflochten, vielleicht wird mal ein Hochbeet darauf, vielleicht auch etwas ganz anderes
Foto: Silvia Passow

Es stehen Beete auf dem schattigen Gelände, der Teich ist von Gräsern und wunderschönen Baumbestand umgeben, aber nur halb mit Wasser gefüllt. Ein kleiner Himbeerstrauch präsentiert seine leuchtend roten Früchte. Manthei würde hier gern mehr Obst und Gemüse anbauen. Das würde den Kindern bestimmt gefallen, sagt sie. Doch der waldige Boden und die Schattenspendenden Bäume dürfte dem Plan entgegenstehen, fügt sie hinzu. Eigentlich hätte es in diesem Frühjahr hier groß losgehen sollen, doch, die allgegenwärtige Corona machte einen Strich durch die Rechnung. Nun hofft sie, dass die Schüler der Schulgarten-AG nach den Ferien wieder in den Schulgarten dürfen. Denn es gibt viel zu tun.

Die Kinder hatten mit Manthei begonnen Hochbeete aus Weideholz zu bauen. Zwei stehen nun da und Manthei überlegt nun, wie man die schönen Beete in Form von Schiffchen wohl dicht bekommen könnte. Denn Achtung: Der Schulgarten ist Plastikfreie Zone, Folien fallen da schon mal aus. Der Schulgarten, sagt Manthei, soll naturnah gestaltet werden, gärtnern im Einklang mit der Natur, das ist es, was Manthei an die Kinder weitergeben möchte. Dafür plant die engagierte Schönwalderin insektenfreundliche Blumen zu pflanzen. Wenn sich die Sache mit dem Obst und Gemüse-Anbau einschränkt, könnte dies eine gute Alternative sein, sagt sie. Tiere beobachten mögen die Kinder sehr, sagt Manthei. Im Winter, wenn der Garten ruht, hatten die Kinder ein Futterhäuschen für Eichhörnchen gebaut. Und sie hatten Meisenringe selbst hergestellt und an die Bäume gehangen. Plastikfrei, versteht sich. Die Kinder im Alter von 6-11 Jahren sind sehr robust und sehr neugierig, sagt Manthei weiter. Robust, weil sie kaum ein Wetter von einem Aufenthalt im Schulgarten abhält. Neugierig, weil sie oft wenig Scheu zeigen. Und es sei erstaunlich, wie viel manche Kinder schon wüssten. „Im letzten Jahr hatte wir am Teich Liebellenlarven gefunden“, sagt Manthei. Einige Kinder wussten sofort, was das ist. Sie erklären es den anderen.

Juliane Manthei im Schulgarten. Hier gibt es noch sehr viel zu tun, Unterstützung wäre wünschenswert
Foto: Silvia Passow

Die AG Schulgarten hat zwei Gruppen, zu jeder Gruppe gehören vierzehn Kinder, sagt Manthei, die nicht gern mit Stift und Zettel arbeitet, wie sie sagt. Die Kinderbuch-Bibliothekarin Manthei bringt gern Bücher mit, lässt gemeinsam entdecken und erkunden und werkeln. „Die Kinder werden mit den Werkzeugen eingewiesen und sind wahnsinnig stolz, wenn sie selbst etwas geschaffen haben“, sagt sie. Dabei muss nichts gelingen. „Hier darf auch mal was schiefgehen“, sagt sie. Und: „Nicht alles muss zielführend sein. Nicht alles muss zweckdienlich sein“, sagt Manthei. Die Kinder dürfen hier, sie müssen nicht.

Manthei würde sich über Unterstützung für die Schulgarten AG freuen. Die ehrenamtliche Tätigkeit erfordert ein hohes Maß an Einsatzfreude und muss verlässlich ausgeführt werden. Schließlich verlassen sich Eltern und Schule, und nicht zuletzt die Kinder, auf die Schulgärtner. Das Alter ist egal, jemand mit alten Gärtnerwissen wäre wunderbar, sagt Manthei. Wichtig, es geht hier um naturnahes Gärtnern, es kommen keine Pestizide zum Einsatz.

Auch über Pflanzenspenden und unbehandeltes Holz zum Bauen würde sie sich freuen. Manthei bittet darum vor einer Spende Kontakt zur Initiative „Schönwalde im Wandel“ aufzunehmen. Das geht unter: schoenwaldeimwandel-wordpress.com

Immunokastration: Kehrtwende der Länderarbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau ist ein Schlag gegen Tier- und Verbraucherschutz

Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes vom 22.Juli 2020

Laut aktueller Medienberichte hat die Ländergemeinschaft Ökologischer Landbau (LÖK) sich darauf verständigt, dass die Impfung gegen Ebergeruch mit Improvac, die sogenannte Immunokastration, für den Ökolandbau zukünftig nicht zulässig sein soll. Der Deutsche Tierschutzbund, der sich für diese tierschutzgerechte Methode als Alternative zur betäubungslosen Ferkelkastration ausspricht, kritisiert diese Aussage scharf.

„Für die ökologische Landwirtschaft wird immer wieder in Anspruch genommen, dass sie einem besonders hohen Tierschutzstandard gerecht wird. Ausgerechnet hier soll nun offenbar eine Methode untersagt werden, welche auf Amputationen verzichtet und aus Tierschutzsicht, neben der Ebermast, eine wichtige Alternative darstellt. Dieses Vorgehen ist für uns absolut unverständlich und inakzeptabel. Wir werden uns daher erneut an die Ländervertreter wenden und unseren scharfen Protest äußern“, sagt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes.

Die LÖK beruft sich bei ihrer Entscheidung offenbar auf die EU-Kommission, welche Improvac als “hormonähnliche Substanz“ eingestuft hatte. Die Kommission hatte jedoch vermerkt, dass ihre Auffassung und Einschätzung nicht rechtsbindend sei. Die endgültige Auslegung obliege den Mitgliedstaaten. Noch 2010 hatte die LÖK selbst ausführlich über den Einsatz von Improvac und die Kompatibilität mit den Rechtsvorschriften im Ökolandbau diskutiert und in ihrem Protokoll vom 9. März 2010 festgehalten, dass die Improvac-Impfung für den Ökolandbau zulässig ist. „Die Fakten haben sich seitdem nicht geändert. Angesichts der Frist zur Beendigung der betäubungslosen Ferkelkastration Anfang 2021 sendet die LÖK jetzt auf einmal ein völlig falsches Signal und schafft unnötige Unsicherheit. Impfungen werden auch anderweitig in der Bio-Landwirtschaft eingesetzt – es gibt keinen Grund, warum sie nicht auch in diesem Bereich zugänglich bleiben sollten“, so Schröder.

Hintergrund:

Männliche Ferkel werden in Deutschland und in vielen anderen Mitgliedstaaten der Europäischen Union noch immer kastriert. Der Grund: Das Risiko der Entwicklung von Ebergeruch, den viele Verbraucher als abstoßend empfinden, soll verringert werden. In Deutschland allein sind davon jährlich rund 25 Millionen, EU-weit circa 100 Millionen männliche Ferkel betroffen. Aus tierschutzfachlicher Sicht ist die Impfung gegen Ebergeruch als minimal-invasive Methode, die auf das Amputieren der Hoden verzichtet, eine sehr gute Alternative. Bei der Methode handelt es sich um keine Hormonbehandlung, sondern um eine normale, handelsübliche Impfung. Diese unterdrückt die Ausbildung der männlichen Hormone bei den heranwachsenden Schweinen. „Mit der Impfung wird in den Hormonhaushalt eingegriffen, aber das ist gewollt und passiert auch bei der chirurgischen Kastration“, erklärt Dr. Claudia Salzborn, Leiterin des Referats für Tiere in der Landwirtschaft beim Deutschen Tierschutzbund. Die Impfung hinterlässt – wie andere Impfungen auch – keine Rückstände im Produkt und ist so für den Verbraucher völlig unbedenklich.