Zu Besuch bei Wassergeistern und tierischen Baumeistern

Im Briesetal lässt es sich herrlich träumen und wandern und dabei die Spuren des Bibers entdecken

Text & Fotos von Silvia Passow

Huscht da nicht ein Schatten dicht unter der Wasseroberfläche entlang? Halb Fisch, halb Geist, vielleicht ein wenig wie jener Gollum, dieses zwiespältige Wesen aus Tolkiens „Herr der Ringe“? Ein wispernder Schatten, ein unglaubliches Wesen in einer unwirklichen Welt. In diesem Wald, dessen Bäume im Wasser stehen, deren Stämme auch im Winter moosgrün leuchten. Es ist eine zauberhafte Welt, stetig im Wechsel des Lichtes, das noch reichlich durch die unbelaubten Baumkronen fällt. Für Abwechslung sorgt auch ein Bewohner, dessen Bauwerke das Wasser zu kleinen Seen aufstaut und Rinnsale wie Miniaturwasserfälle über die Dämme aus Ästen und Baumstämmen hinwegplätschern lässt. Im Briesetal kann dem Wanderer märchenhaftes begegnen, ganz viel Natur und mit etwas Glück ein begabter Baumeister, ganz sicher aber findet man seine Spuren, die er überall hinterlassen hat.

Die Biber sind los

Vielleicht war der Gollum ein Biber? Möglich, zu sehen bekommt man Deutschlands größte Nagetiere allerdings nur selten. Die Werke der scheuen Baumeister kann man an mehreren Stellen bewundern. Neben ihren Staudämmen finden sich die typischen im sogenannten Sanduhrenformat, angenagten Bäume. Biber sind in Deutschland streng geschützt. Im Briesetal fühlen sie sich bereits einigen Jahren heimisch. Wie viele Biber es sich hier gemütlich gemacht haben, ist laut dem Barnim-Naturpark, zu dem das Briesetal gehört, nicht geklärt. Die Größe des Wohnumfeldes lässt eine Biber-Familie vermuten. Aber der Biber ist nur einer von vielen Bewohnern des Briesetals. Auch Fischotter sind hier Zuhause, der schillernde Eisvogel kann beobachtet werden und die Gebirgsstelze ist als Brutvogel im Naturpark beheimatet.

Mal Flüsschen, mal sumpfiger Tümpel, dann verwunschener See

Der Oberlauf der rund 17 Kilometer langen Briese ist naturbelassen. Der kleine Nebenfluss der Havel hat seine Kinderstube im Wandlitzer See. Umrahmt wird die Briese vom Briesewald, früher auch die Briesen genannt, was aus dem Slawischen kommt und Birke heißt. Der Baum mit der charakteristischen weißen Färbung stand später auch Pate für die Siedlung Birkenwerder, von der aus man das Briesetal gut erreichen kann.

Eine Wanderung durch das Briesetal hat zu allen Jahreszeiten ihren Reiz. Das Frühlingserwachen ist auch hier eine der schönsten Zeiten, um die liebliche Landschaft aus aufgestauten Tümpeln, dem dahinplätschernden Flüsschen, dass sich überraschend zu kleinen Seen auftut, zu erforschen. Im Sommer spenden die Erlenbruchwälder kühlen Schatten, im Moment ist rutschfestes Schuhwerk angeraten. Die Wege sind teilweise recht matschig, alles was fährt hat es da schwer.

Wandern im sumpfigen Märchenwald

Wer zur Kolonie Briese fährt, kann dort den fahrbaren Untersatz parken und dem Naturlehrpfad folgen. Oder mit der Bahn bis zu den Bahnhöfen Borgsdorf oder Birkenwerder, von hier aus führen Wanderwege zur Waldschule Briesetal. Die Waldschule ist ein guter Ausgangspunkt für die Erkundung des Briesetals. Und sie gibt Einblick in die Region, erklärt die Tier- und Pflanzenwelt des Briesetals. Von hier aus kann die Briese schon bald von beiden Seiten erwandert werden. Und das sogar auf unterschiedlichen Höhen, direkt am Wasser oder ein Stück oberhalb. Es lohnt sich nicht nur der zauberhaften Landschaft wegen, die Augen offen zu halten, denn hier und da erklären kleine Schilder die Besonderheiten am Wegesrand. Brücken führen über das stille Wasser, so kann die Routenlänge ganz individuell gestaltet werden.  Die Schlagbrücke kann als Halbetappenziel angesehen werden, sie ist auch die letzte Brücke, von hier aus geht es nach Zühlsdorf und von dort wieder zurück. Lauschige Picknickplätze laden auf beiden Seiten zum Verweilen und Stärken ein.

Für den kompletten, 20 Kilometer langen Rundwanderweg ab Borgsdorf sollten vier bis fünf Stunden eingeplant werden. In der Kolonie Briese und in Zühlsdorf gibt es hübsche Ausflugslokale, auch Birkenwerder und Borgsdorf verfügen über gastronomische Angebote. Auf halber Strecke zwischen der Schlagbrücke und Zühlsdorf erfreut sich das Forsthaus großer Beliebtheit bei Wanderern. Zumindest wenn die Restaurants öffnen dürfen. Bis es so weit ist, sollten Wanderer ihre Brotzeit dabeihaben. Ein besonders schöner, aber auch sehr beliebter Rastplatz, befindet sich an der Hubertusbrücke. Auch schön, eine Rast auf einem der Stege nahe der Helenenquellen. Nur besonders Mutige lassen die Beine über das klare Wasser baumeln. Wer weiß, ob es nicht doch Wassergeister gibt. Und wenn dem so ist, es gäbe keinen passenderen Ort für sie, als das verwunschene Briesetal.

Für die Tour empfiehlt die Blaue Holzbiene trittsichere und wasserfestes Schuhwerk. Fotoapparat nicht vergessen!!!

Für die Rast eignen sich Käsehäppchen (TK Blätterteig ausrollen, mit Hälfte mit Toastkäse belegen, zusammenklappen, in Rauten schneiden und ab in den Ofen) selbst gebackene Zimtschnecken (Hefeteig dazu Mischung aus Rosinen, Zimt, Haselnüssen und Vanillezucker auf den ausgerollten Teig verteilen, zusammenrollen und nun Scheiben abschneiden und für etwa 20 Minuten im Ofen backen), dazu passt eine Thermoskanne Früchtetee.