Hexentanzplatz, Elefantenbucht und eine verwunschene Klosterruine

Eine Runde um den Wutzsee ist vielseitig, wie schon die Ortsnamen vermuten lassen

Text & Fotos von Silvia Passow

Lindow (Mark).  Schmal ist der Weg direkt am See, fast könnte man glauben, auf alten Schmugglerrouten unterwegs zu sein. Es geht etwas rauf und wieder runter, hier und da ist klettern angesagt, liegt ein Baum im Weg. Etwas komfortabler ist der Weg weiter oben, der komplett um den Wutzsee, im Naturpark Stechlin-Ruppiner Land, herumführt. Auf der 7,8 Kilometer langen Strecke wird es nicht langweilig. Zu dieser Jahreszeit kann der Blick noch frei über das klare Wasser gleiten. Während in der zweiten Reihe überwiegend Nadelbäume stehen, sind an vorderster Wasserlinie Laubbäume und Sträucher heimisch. Jetzt zeigen sie ihr erstes Grün, der Frühling liegt spürbar in der Luft. Der Wutzsee soll eine ausgesprochen hohe Wasserqualität aufweisen, was vielleicht auch am Verbot für Motorboot liegt. Man kann ihn umwandern oder den Waldweg mit dem Fahrrad erkunden. Oder auf dem Wasser rudern.

Einmal Seeblick bitte

Am Wutzsee 53, beim Bootsverleih, gleich beim Restaurant Seeblick, startet die Wanderung. Es geht an einigen Wassergrundstücken vorbei in den Wald und schon bald nähern wir uns der ersten, von zwei Badestellen. Von den Badestellen geht es hinauf, auf den höher gelegenen Wanderweg, der immer wieder schöne Ausblicke auf den See erlaubt. Unterwegs laden zwei Rastplätze und 35 Sitzbänke zum Verweilen ein. Der Weg führt an Orten mit den Namen Himmelsleiter, Großer Hechtbogen und Elefantenbucht vorbei. Eine kleine Holzbrücke führt auf die andere Seeseite und auch hier hat man die Wahl. Oben oder unten am See entlang. Unten geht es bis zu einem Steg, der eine schöne Aussicht über den See verspricht und von dem man wieder nach oben gelangt, zum Hexentanzplatz. Dahinter folgt die Liebesinsel. Lindow ist nun schon wieder in Sicht.

Mystischer Wutzsee

Doch bevor die Klostermauern erkundet werden, führt der Weg durch eine sumpfige Welt. Wie auf einen Damm geht es durch die verzaubert wirkende Wasserlandschaft. Noch bevor die ersten Häuser die Zivilisation ankündigen, hat ein Künstler die Promenade mit tierischen Gesellen geschmückt. Entlein, aus Metall gearbeitet, stehen auf Baumstümpfen und lachen den Vorüberziehenden an. Die Wellen schlagen leicht gegen das Ufer, hier fühlt sich Lindow wie Ostsee an. Nur ohne Fischbrötchen, doch was nicht ist, kann ja noch werden.

Bitte nicht füttern

Verlockend sind die Mauern der Klosterruine, die schon von Theodor Fontane entdeckte und in seinem Roman „Der Stechlin“ als Vorlage für das Kloster Wutz nutzte. Das Kloster ist vermutlich um 1230 vom Grafen von Arnstein gegründet worden. 1542 reformiert, wurde ein evangelisches Damenstift daraus. Als es im 17. Jahrhundert zerstört wurde, galt es als eines der reichsten Klöster der Mark. Zur Anlage gehört ein Friedhof, mit historischen Gräbern der Stiftsdamen. Während Waschhaus und Klosterschule noch erhalten sind, wurde die Klosterkirche im Dreißigjährigen Krieg zerstört. Dort wo sie einst stand, finden nun Andachten unter freien Himmel statt.

Die Klosterruine

Ebenfalls sehenswert ist der „Garten des Buches“. In dem Garten sind die Pflanzenarten zu sehen, die in Tanach, Bibel und Koran, also den heiligen Schriften, der jüdischen, christlichen und muslimischen Religion, vorkommen.

Auf dem Weg zum Marktplatz kommt man an der „schönen Nonne“ vorbei. Sie erinnert an die schöne Amelie, die sich in einen armen Bauerssohn verliebt haben soll. Dennoch wurde sie ins Kloster geschickt. Doch der junge Mann gab nicht auf, schabte und kratzte an den Steinen der Klostermauer, bis es ihm gelang, einen Stein zu entfernen. Er befreite seine Liebste und zusammen verschwanden sie. So die Sage und nun aufgepasst, manchmal kann man das Schaben und Kratzen am Mauerwerk noch hören, heißt es.

Die schöne Nonne

Zurück in Lindow sollte unbedingt der hübsch hergerichtete Marktplatz mit der „Friedenseiche“ besucht werden. Das Café, die „süße Ecke“ lädt zu einer Pause ein, mit Blick über den Marktplatz.

Das beste am Wandern ist die Pause

Wer noch nicht genug hat, Lindow wird nicht nur vom Wutzsee umrahmt, da sind auch noch Gudelacksee und Vielitzsee. Beides ebenfalls natürliche Perlen, die einem Besuch wert sind. Die Leckereien aus dem Café können, müssen aber keine Chance, zur Hüftgoldwandelung bekommen.