Tierversuche am Primatenzentrum Göttingen: Äffchen zu Unrecht getötet?

Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes vom 14.Juli 2020

Am Deutschen Primatenzentrum (DPZ) in Göttingen sind laut aktuellen Medienberichten zehn Weißbüscheläffchen ohne vernünftigen Grund getötet worden. Offenbar wurden die Tiere aus wirtschaftlichen Gründen nach Versuchsende eingeschläfert, obwohl es ihnen den Umständen entsprechend gut ging. Kritik kommt vom Deutschen Tierschutzbund und dem Deutschen Tierschutzbund Landestierschutzverband Niedersachsen.

„Es kann nicht sein, dass Einrichtungen wie das Primatenzentrum in Göttingen sich in der Öffentlichkeit als glänzendes Beispiel für Tierschutzstandards und transparente Kommunikation ausgeben und dann auf Kosten der Tiere gegen gesetzliche Vorgaben verstoßen. Wenn die Vorwürfe wirklich stimmen, handelt es sich um einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz und die Verantwortlichen müssen zur Rechenschaft gezogen werden. Auch ein zukünftiges Heranziehen von Vertretern des DPZ als Experten in Fragen zu Tierversuchen muss in Frage gestellt werden“, sagt Dr. Stephanie Link, Fachreferentin für Alternativmethoden zu Tierversuchen beim Deutschen Tierschutzbund. Wenn die Versuche beendet sind, haben die Tiere laut EU-Vorgaben und dem deutschen Tierschutzgesetz einen Anspruch darauf, angemessen weiter gehalten und versorgt zu werden, wenn ihr Gesundheitszustand es zulässt. „Das Primatenzentrum hätte die Äffchen also in fachkundige Hände abgeben können, wenn es selbst nicht die Möglichkeit zur weiteren Haltung der Tiere hatte“, erklärt Link.

Das DPZ wurde auf die Vorwürfe hin letzte Woche durchsucht. Dabei wurden Dokumente und Datenträger beschlagnahmt. Die Ermittlungen durch die Staatsanwaltschaft laufen. Verstöße könnten gemäß dem Tierschutzgesetz mit einer bis zu dreijährigen Freiheitsstrafe oder einer Geldbuße bestraft werden.

Tierschützer kritisieren Primatenforschung

In der Kritik der Tierschützer steht das DPZ auch, weil seine Mitarbeiter sich offenkundig für die Notwendigkeit von Tierversuchen aussprechen und die Möglichkeit, diese mittel- bis langfristig zu ersetzen, in Frage stellen. Dabei ist ein Ausstieg aus Tierversuchen das erklärte Ziel der EU-Tierversuchsrichtlinie und muss somit auch von allen EU-Mitgliedstaaten angestrebt werden. Doch das DPZ hält immer noch an der Forschung an Primaten fest. „Statt weiterhin auf fragwürdige Versuche an unseren nächsten Verwandten zu setzen, wären hier dringend ein Ausstieg und alternative Forschungsansätze nötig“, so Link. Die Verwendung von Affen zu Versuchszwecken sei weder ethisch zu rechtfertigen, noch wissenschaftlich notwendig.

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