Der Tierschutzverein Falkensee-Osthavelland setzt sich seit fast 30 Jahren für den Schutz der Tiere ein und sucht dringend Verstärkung
Reportage von Silvia Passow aus Brieselang/Havelland
Brieselang. Der Tierschutzverein Falkensee-Osthavelland feiert im September 30jähriges Bestehen. Und obwohl er damit der ältere Tierschutzverein ist, steht er doch im Schatten des jüngeren Bruders im Geiste, des Tierschutzvereins Tierheim Falkensee und Umgebung. „Das liegt sicher auch daran, dass wir kein Tierheim unterhalten“, sagt Monika Kruschinski, Vorsitzende im Tierschutzverein Falkensee-Osthavelland mit seinen rund 85 Mitgliedern. Sie sagt, ihre Vereine werden schon mal verwechselt, oder für ein und dieselbe Einrichtung gehalten. Zum Verein um das Tierheim unterhalte man gute Beziehungen, sagt Kruschinski. So wie auch zu den meisten anderen Tierschutzorganisationen in der Region.
Monika Kruschinski ist Tierärztin, mit eigener Praxis in Brieselang. Wir sind zu morgens um 9 Uhr verabredet und bei Kruschinski läuft schon das Telefon heiß. Die Polizei wollte wissen, ob sie einen beschlagnahmten Hund aufnehmen könne und ein Mitarbeiter eines Bauunternehmens hat gerade nach einer Lebensfalle für Katzen angefragt. Sein Unternehmen ist mit Abrissarbeiten auf einem Grundstück in Bredow beschäftigt und stieß dabei auf eine ganze Ansammlung offenbar herrenloser Katzen. Die meisten konnten bereits eingefangen werden, den aufmerksamen Bauarbeitern sei Dank. Nun scheint die Gelegenheit günstig ein weiteres Tier zu retten. Kruschinski kann den beschlagnahmten Hund nicht selbst annehmen, stellt aber Kontakt zum Tierheim her. Die Katze wird noch am gleichen Tag eingefangen und ebenfalls ins Tierheim gebracht.
Katzen versorgen, aufnehmen, untersuchen, kastrieren und je nach Möglichkeit unter kontrollierten Umständen wieder in die Freiheit entlassen oder in ein neues Zuhause vermitteln, das ist Schwerpunkt der Tierschutzarbeit im Verein. Eine Aufgabe, die erstaunlicher Weise in den rund 30 Jahren ihres Bestehens nicht weniger geworden ist. Besonders anspruchsvoll und aufwendig wird es, wenn ein sogenannter Animal-Hoarding-Haushalt, also viel zu viele Tiere, die nicht artgerecht auf engen Raum gehalten werden, gemeldet wird. Oft betrifft dies Katzen, wie im letzten Jahr in Nauen, wo rund vierzig Katzen von einem Grundstück gerettet wurde. Auch der Tierschutzverein Falkensee-Osthavelland nahm einige der Katzen in den angeschlossenen Pflegestellen auf.
Karin Kratzke unterhält eine solche Pflegestelle in Nauen. Dreißig Katzen hat sie aufgenommen, vor ein paar Tagen sind sechs Kitten dazugekommen. Deren Mutter kam hochträchtig in die Pflegestelle und wenn die Kleinen soweit sind, suchen sie alle eine neue Heimat. Kratzke hat ein Katzenhaus mit Außengehege auf ihrem Grundstück, das erlaubt die Aufnahme der Tiere, von denen die meisten bei ihr bleiben werden. Zum einen, weil sie älter sind, ein Handicap haben und sie keiner mehr aufnehmen möchte oder weil ihre Pflege aufwendig ist. Ein kostspieliges Unterfangen, der Verein vergibt für diese „Sitzenbleiber“ Patenschaften. 15 Euro im Monat decken zwar nicht einmal die Futterkosten, helfen aber als sichere Stütze beim Unterhalt der Katzen. Neben Kratzkes Pflegestelle gibt es noch weitere in Haage, Brieselang und Falkensee. Nur eine diese Stellen hält ähnlich viele Plätze bereits, die meisten sind sehr viel kleiner. Hier liegt das derzeitige Dilemma des Vereins, diese Pflegestellen werden immer weniger, die Aufnahmekapazitäten sind derzeit erschöpft. „Unser Tierschutzverein ist überaltert“, sagt Kruschinski, ohne dabei die Leistungen der betagten Vereinsmitglieder in Frage zu stellen. Denn die leisten noch immer erstaunliches, sagt sie. Doch der Internet-Auftritt des Vereins liegt derzeit verwaist und in den sozialen Medien sucht man den Verein vergeblich. Kruschinski weiß, das wäre wichtig, um den Verein mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen. Hierfür wären jüngere Mitglieder hilfreich, sagt sie. Auch die Vermittlung der Tiere wäre so einfacher. Denn anders als im Tierheim, sind hier nicht alle heimatsuchenden Tiere im Überblick sichtbar. Wer Interesse an einem der Tiere hat, meldet sich zunächst bei Kruschinski. Die Tierärztin fragt nach den Wünschen der zukünftigen Herrchen und Frauchen und vermittelt dann an die entsprechende Pflegestelle weiter.
Neben den Haustieren kümmert der Verein sich auch um die Pflege und Versorgung hilfsbedürftiger Wildtiere. „Wir nehmen alle Tiere an“, sagt Kruschinski. Erstversorgung, dann geht es meist weiter, die Tierärztin ist gut vernetzt, gibt die Tiere an Spezialisten weiter. So wie den Habicht, einer der Fälle, an die sich Kruschinski gut erinnert. Ein betagter Herr hielt den Raubvogel in einer Voliere. Er hatte ihn auf einer Wiese gefunden, berichtete er. Kruschinski gelang es, denn Mann zur Herausgabe des Vogels zu überreden. Sie brachte ihn zu Greifvogelexperten, die waren vom Zustand des verletzten Vogels entsetzt. Das Tier konnte aufgrund seines Zustandes erst ein Jahr später in die Freiheit entlassen werden. Immerhin, ein Happy end, wenn auch mit Verzögerung. Möglicherweise hätte der Jungvogel die vermeintliche Hilfe gar nicht gebraucht, sagt Kruschinski. „Denn gerade jetzt bringen viele Leute wieder Nestlinge, die eigentlich keine Hilfe brauchen“, erzählt sie weiter. Die Vogeleltern kümmern sich um ihre Jungen ganz gut allein. Den Menschen braucht es nur, wenn Gefahr im Verzug ist, in Form von Autos, der Katze oder Krähen, sagt sie. „Und wenn nicht, auch der Fuchs muss von irgendetwas leben“, fügt sie lächelnd hinzu.
Wer den Tierschutzverein Falkensee-Osthavelland mit Frauen oder Männerpower unterstützen möchte, eine Patenschaft übernehmen oder mit Sach- und/oder Geldspenden unterstützen möchte, wendet sich an: Tierschutzverein Falkensee-Osthavelland, Monika Kruschinski, Telefon: 033232 39303 0der 0157 75174279 oder E-Mail an: info@tierschutz-falkensee.de oder dem Verein auf Facebook folgen unter: Tierschutzverein Falkensee-Osthavelland e.V.