Kein deutscher Ort kann sich mit mehr brütenden Storchenpaaren rühmen. Im Rekordjahr 1996 brüteten 44 Storchenpaare in Rühstädt. Das charmante Backsteindorf in der Prignitz ist auf jeden Fall einen Ausflug wert. Überall auf den Dächern der Häuser und Scheunen sieht man die kleineren und sehr großes Horste der Störche. Es klappert und es quakt! Jawohl, am Schloss im Tümpel rufen die Frösche als gäbe es die Störche gar nicht. Vielleicht fliegen die für die Nahrungssuche auch lieber in die Feuchtwiesen der Elbtalaue.
Das Dorf, die Natur und damit jede Menge Störche lassen sich auf einem familienfreundlichen Fußweg erkunden. Nicht vernachlässigen sollte man das historische Dorf, auch wenn der Blick freilich immer nach oben gezogen wird. Geschichtstafeln erklären an den verschiedenen Standorten wissenswertes rund um Rühstädt. Es gibt ein Besucherzentrum mit einer NABU Ausstellung, die sich, Überraschung!!!, mit dem Storch befasst.
Lust auf einen Ausflug? Die Blaue Holzbiene hat ein paar Fotos als Appetithäppchen zusammengestellt.
Viel Spaß und nicht vom Storch beißen lassen. Ihr wisst schon warum!
Pressemitteilung des Deutschen
Tierschutzbundes vom 29.Mai 2020
Tierschutzbund kritisiert Vion und
Müller-Fleisch
Keine weiteren Unsicherheiten bei
Immunokastration und Ebermast schaffen
„Vierter Weg“ ist tierschutz- und
gesetzeswidrig
Der Deutsche Tierschutzbund übt Kritik
an Vion und Müller-Fleisch und fordert die Branche auf, Fleisch von
immunokastrierten Tieren als gleichwertig anzunehmen und zu bezahlen. Ein Abzug
auf den Fleischpreis, wie von Müller-Fleisch angekündigt, sei in keiner Weise
gerechtfertigt. Nur wenn die nachgelagerte Branche das Fleisch sicher abnähme
und fair bezahle, stünden den Landwirten alle tierschutzgerechten
Alternativmethoden zur betäubungslosen Ferkelkastration wirklich offen. Der
sogenannte „vierte Weg“, die Kastration mit Lokalanästhesie, darf aus Sicht der
Tierschützer dagegen keine Alternative sein. Die von Vion geforderte Methode
ist als tierschutz- und gesetzeswidrig einzustufen, da sie die geforderte
Schmerzausschaltung bei der Kastration der Ferkel nicht sicherstellt.
„Ab dem 1.1.2021 gilt das Verbot der
betäubungslosen Kastration. Wenn sich Unternehmen wie Vion und Müller-Fleisch
in dieser entscheidenden Phase so kurz vor Fristende negativ zu den
tierschutzgerechten Alternativen Ebermast und Immunokastration äußern, Abzüge
für Schlachttiere ankündigen oder sich für eine tierschutz- und gesetzeswidrige
Methode aussprechen, ist dies erschreckend und absolut kontraproduktiv“,
kritisiert Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes.
„Landwirte, die im Sinne des Tierschutzes handeln, brauchen jetzt eine klare
Positionierung der Schlachtunternehmen und eine faire Bezahlung – keine
weiteren Unsicherheiten.“
Vion-Manager Dr. Heinz Schweer hatte
in einem aktuellen Interview gefordert, die Lokalanästhesie bei der Kastration
zuzulassen, unter anderem, weil viele Kunden Eber- sowie Improvac-Fleisch
aufgrund der „spezifischen Eigenschaften“ ablehnten. „Dass es bei Eberfleisch
noch gewisse Schwierigkeiten in der Verarbeitung geben kann, ist teils
verständlich. Die Vorbehalte gegenüber dem Fleisch immunokastrierter Tiere sind
aber unbegründet. Hier fehlt es einfach am Willen die vermarktungstechnischen
Hürden weiter abzubauen“, meint Dr. Miriam Goldschalt, Fachreferentin für Tiere
in der Landwirtschaft beim Deutschen Tierschutzbund.
Kritik üben die Tierschützer auch an
Müller-Fleisch, da der Konzern kürzlich bekannt gab, den Erzeugern für das
Fleisch von Ebern und Immunokastraten jeweils sechs Cent pro Kilogramm
abzuziehen. „Die mit Improvac geimpften Tiere sind keine vollständig intakten
Eber und ihre Schlachtkörper ähneln je nach Impftermin denen von Kastraten. Die
Ausbildung des Ebergeruchs wird bei korrekter Anwendung der Impfung wirksam
verhindert. Die Qualität muss also entsprechend bezahlt werden; Abzüge sind
nach wissenschaftlichen Stand und aufgrund der Praxiserfahrungen nicht
gerechtfertigt. In anderen Ländern gibt es sogar einen Zuschlag für
immunokastrierte Tiere. Aus Tierschutzsicht wäre eher eine Prämie angebracht
als ein Abzug“, so Dr. Goldschalt.
Pressemitteilung des Ministeriums für Soziales, Gesundheit, Integration
und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg vom 29.Mai 2020
Die aktuellen Fälle zahlreicher Corona-Infizierter in
Schlachtbetrieben unter anderem in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen haben
den Fokus auf die Arbeits- und Unterkunftsbedingungen der dort Beschäftigten
gelenkt. Das Landesamt für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit (LAVG)
hat im Rahmen einer Sonderaktion im Land Brandenburg in dieser Woche mit
unangekündigten Kontrollen der Einhaltung der Arbeitsschutzvorschriften unter
den aktuell gegebenen Bedingungen der Corona-Pandemie in der
Fleischverarbeitung begonnen. Aktuell gibt es landesweit insgesamt 138
behördlich zugelassene Schlachtbetriebe, davon haben 47 Betriebe mehr als 20
Beschäftigte.
Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher
sagte heute: „Die Corona-Ausbrüche in mehreren deutschen Schlachthöfen haben
Missstände bei Arbeits- und Unterbringungsbedingungen ins Licht der
Öffentlichkeit katapultiert. Das ist eine der Schattenseiten der industriellen
Massenproduktion von Fleisch. Dem müssen wir auch in Brandenburg nachgehen.
Deshalb halte ich die Sonderaktion der Arbeitsschutzbehörde für dringend
erforderlich. Den hohen Preis für billiges Fleisch dürfen nicht die
Arbeiterinnen und Arbeiter in den Schlachtfabriken bezahlen. Die Gesundheit der
Beschäftigten ist ein hohes Gut. Das gilt für alle Branchen gleichermaßen.
Überall dort, wo viele Beschäftigte auf engem Raum leben und arbeiten müssen,
sind sie einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt. Umso wichtiger ist es,
dass Hygiene- und Arbeitsschutzstandards eingehalten werden.“
In Brandenburg gibt es nur sehr wenige große Schlachtbetriebe: Von
den insgesamt 47 Betrieben mit mehr als 20 Beschäftigten haben: 32 Betriebe
eine Beschäftigtenanzahl zwischen 20 und 49, 6 Betriebe zwischen 50 und 99,
weitere 6 Betriebe zwischen 100 und 249 und 3 Betriebe eine Beschäftigtenzahl
zwischen 250 und 499.
Nach der auf das Arbeitsschutzgesetz gestützten
Arbeitsstättenverordnung hat jeder Arbeitgeber dafür zu sorgen, dass
Arbeitsplätze so eingerichtet und betrieben werden, dass Gefährdungen für die
Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten möglichst gering gehalten werden.
Den Beschäftigten sind geeignete Schutzausrüstungen zur Verfügung zu stellen.
Werden vom Arbeitgeber für die Beschäftigten Unterkünfte zur Verfügung
gestellt, müssen diese hinsichtlich Platzbedarf und hygienischen Bedingungen
den in einer Regel für Arbeitsstätten festgelegten Mindestvorschriften
entsprechen.
Aktuellen Medienberichten zu Folge sollen sich die Länder
Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein auf einen Kompromissvorschlag zur
Änderung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung verständigt haben. Am 5.
Juni soll das Thema und damit die Zukunft der Sauenhaltung im Kastenstand auf
der Tagesordnung des Bundesrates stehen. Dazu kommentiert Thomas Schröder, Präsident
des Deutschen Tierschutzbundes:
„Die Verordnung gilt seit 1992, nach Ablauf der damals vorgesehenen
Übergangsfrist. Das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts, mit dem der heute
praktizierte Kastenstand als rechtswidrig eingestuft wird, war 2016. Jetzt
haben wir 2020. Und wenn der Kompromiss zwischen den Landesministern nun gelten
soll, dann gäbe es für die Sauenhalter nochmals bis zu acht Jahren
Bestandsschutz. Das sind dann insgesamt 36 Jahre rechtswidriger Zustand, die
durch diesen Antrag im Bundesrat legitimiert werden sollen. Und das vor dem
Hintergrund eines mittlerweile seit 18 Jahren geltenden Staatsziel Tierschutz.
Das ist ein Rechtsbruch mit Ansage.
Wer den auf dem Tisch liegenden Vorschlag liest, der erkennt, dass dies
allen Beteiligten bewusst ist. So wird davon geredet, dass die technischen
Hindernisse sofort abgebaut werden müssen, damit die Sau sich ausstrecken kann.
Im Volksmund würde man das als Irreführung der Öffentlichkeit bezeichnen. Denn
in den wenigen Ställen dieser alten Bauweise, die überhaupt technische
Hindernisse abbauen müssten und in allen anderen Ställen, in denen sich Sauen
schon jetzt durch die Gitter in den Nachbarstand strecken können, gilt: Auch
eine benachbarte Sau ist laut Urteil ein Hindernis, das es so nicht geben darf.
Wir wissen, dass gerade die grünen Minister es in harten Verhandlungen
geschafft haben, die schlimmsten Klöckner-Pläne zur Zementierung der Sauenqual
zu verhindern. Das bewerten wir positiv.
Der mögliche Kompromiss bleibt aber eine eklatante Missachtung eines
höchstrichterlichen Urteils und des Staatsziel Tierschutz. Dies nun damit zu
begründen, dass nicht mehr verhandelbar war, mag man Pragmatismus nennen, ich
aber nenne es einen Verrat an der Sau! Wir können die anderen
Landesminister*innen, egal welcher Parteifarbe, nur deutlich davor warnen,
diesem Antrag zuzustimmen. Es bleibt abzuwarten, ob sich eine Mehrheit im
Bundesrat findet und ob die Bundesministerin diese Verordnung dann auch so
freigibt. Wir jedenfalls haben das Schicksal der Sau noch nicht aufgegeben.
Natürlich sehen auch wir die ökonomischen Folgen. Aber wer Jahrzehnte an
Gesetzen vorbei handelt, mit Genehmigung der örtlichen Behörden, der darf dafür
nicht auch noch belohnt werden. Das wäre ja so, als würde man einem Einbrecher
nach Festnahme nochmals eine jahrelange Frist geben, weiterzumachen, bevor er
zur Rechenschaft gezogen wird. Zudem lassen sich ökonomische Folgen auch durch
kluges Management abfangen. Abgesehen davon, dass es in der Verantwortung der
Genehmigungsbehörden liegt, hier mit Schadensersatz für Ausgleich zu sorgen,
wenn sie die Ställe seit 1992 so genehmigt haben. Es bleibt dabei: Freiheit für
die Sau!“
Havelberg ist gerade so nicht mehr Brandenburg, sondern schon
Sachsen-Anhalt. Das ist insofern ganz prima, dass es dort Baumkuchen gibt. Was
die liebliche Hansestadt noch so zu bieten hat, zeigt die Blaue Holzbiene.
Die Reise führt uns direkt hinter die Brandenburgische
Grenze, die Landkreise Prignitz, Ostprignitz-Ruppin und Havelland grenzen an
die Gemarkung Havelberg. Die Domstadt Havelberg thront tatsächlich über der
Havel und gehört zu Sachsen-Anhalt. Es lohnt sich ein Tagesausflug, Dom,
Altstadt, das Haus der Flüsse und das Gebiet der Unteren Havel, das seit einigen
Jahren vom NABU erfolgreich renaturiert wird, sind zu erkunden.
Wer mit dem PKW anreist, der kann sein Auto gut in der Nähe der Anleger parken. Von hier aus geht es in die Altstadt, schmale Gassen, gesäumt mit Fachwerkhäuschen führen zum Platz, auf dem das Rathaus zu finden ist. Wem von der Anreise nun der Magen knurrt, dem sei die dort ansässige Bäckerei empfohlen. Hier gibt es auch den Baumkuchen, für den Sachsen-Anhalt eine gewisse Berühmtheit erlangt hat. wer es erfrischend liebt, ein Stück weiter lockt eine Eisdiele die Besucher.
Ein Rathaus wurde im historischen Havelberg erstmalig um 1310 erwähnt, ein erstes städtisches Siegel ist für 1350 überliefert. Das heutige Rathaus wurde 1854 gebaut.
Ebenfalls auf der Stadtinsel liegt die Kirche St.Laurentius, deren Entstehung geht auf das 13. Und 14 Jahrhundert zurück. 1660 erhielt die Kirche den Westturm. Neben der Kirche liegt ein verwilderter Garten, der noch immer bunte Tupfen ins Stadtbild zaubert. Am Markt 9 befand sich einmal die Synagoge, heute erinnert eine Gedenktafel an die Opfer des Holocaust. Nordöstlich der Stadt liegt der jüdische Friedhof mit dem Grab des Kupferstechers Louis Jacoby.
Wer sich den Havelberger Dom genauer ansehen möchte, muss zunächst die Stadtinsel über eine Brücke verlassen und die Domtreppe erklimmen.
1170 wurde der Havelberger Dom geweiht. Dass er gleichzeitig auch als Wehranlage diente, sieht man ihn bis heute noch an. Der Dombezirk war mit einer eigenen Befestigungsanlage versehen. Im Inneren des Doms befindet sich das „Prignitz-Museum“. Es gibt über die Stadtgeschichte und auch die Historie des Doms Auskunft.
Auf dem Domplatz erinnern die zwei Statuen an ein historisches Treffen, welches sich einst in Havelberg ereignet haben soll. 1716 sollen sich hier Zar Peter der Große und der preußische Soldatenkönig Friedrich Wilhelm 1. Bei diesem Treffen sollen auch Gastgeschenke ausgetauscht worden sein. Der Zar erhielt das berühmte Bernsteinzimmer, der König die sogenannten „Langen Kerls“, eine Gruppe von Soldaten.
Treppchen runter, über die Dombrücke und nach rechts abbiegen eröffnet sich ein hübscher Spazierweg am Wasser entlang mit Blick auf die zauberhaften Häuschen am anderen Ufer.
Zurück geht durch die Altstadt und rüber über die Sandauer Brücke zum Haus der Flüsse. Hier kann man sich über Europas größtes Fluss-Renaturierungsprojekt informieren. Die untere Havel wird aus ihrem engen Kanal-Korsett befreit und darf wieder frei fließen. Die natürlichen Auen wurden wiederbelebt, Altarme angeschlossen. Zwischen Havelberg und Strodehne kann man sich ansehen, wie schnell sich die Natur erholen kann, wenn sie nur eine Chance bekommt. Zum BUGA Start 2015 wurde das Außengelände eröffnet und es wurde der Steg zur wiederhergestellten Petroleuminsel fertiggestellt. Er überbrückt den „neuen“ Altarm und führt zur Aussichtsplattform.
Wem es nun in die neu erwachte Natur der unteren Havel zieht, kann sie auf verschiedene Arten entdecken und erkunden. Im Sommer sollten Badesachen im Gepäck sein, idyllische Strände laden zum Baden und Rasten ein. Egal ob man nun zu Fuß, auf dem Rad oder hoch zu Ross unterwegs ist. Paddeln kann man hier und der NABU bietet gelegentlich Exkursionen mit einem kleinen Dampfer ab Havelberg an. In Strodehne kann der auferstandene Fluss auch eine Nummer kleiner, vom Fischerkahn aus, bestaunt werden.
Mehr zur Renaturierung der unteren Havel gibt es unten, unter
„Alles im Fluss“.
Achtung, am ersten Wochenende im September findet jedes Jahr der Havelberger Pferdemarkt statt. Es ist der europaweit der größte Markt dieser Art und zieht bis zu 200 000 Besucher an.
Alles im Fluss
Lautlos schwebt der Jäger über die sich seicht kräuselnden Wellen, verharrt in der Luft, lässt sich fallen, taucht ins klare Nass. Nichts, kein Fisch erbeutet, auf leisen Schwingen fliegt der Fischadler davon. Doch schon sein nächster Versuch könnte erfolgreich sein, denn Fisch gibt es nun wieder reichlich in der unteren Havel. Das war nicht immer so. „Mein Großvater erzählte mir als kleiner Junge, früher habe er Lachs und Stör aus der Havel geangelt. Ich bin quasi im Angelkahn aufgewachsen, so recht glauben konnte ich das damals nicht“, sagt Rocco Buchta. Inzwischen weiß Buchta es besser. Die Natur kehrt zurück, wenn man ihr nur ein Angebot macht. So wie an dem Fluss, an dem Buchta aufwuchs, der unteren Havel. Es sprießt, es wächst und längst verlorenen geglaubte Tier- und Pflanzenarten haben das Refugium für sich entdeckt. Möglich wurde dies durch viele fleißige Menschen, doch Buchta, Flussexperte des NABU, hatte diese Vision, diesen Traum, das Paradies seines Großvaters wieder zu beleben. Buchta ist Leiter des Havel-Projektes, dass vom NABU umgesetzt wird. Geld kam vom Bund, von den Länder Brandenburg und Sachsen-Anhalt, durch beide Länder fließt die 341 Kilometer lange Havel. 40 Millionen Euro wird das Zurück in die Zukunft-Projekt kosten. Der NABU steuert 1,6 Millionen bei.
Die Vorfahren des Fischadlers blickten einst auf einen Fluss, der aus ihrer Perspektive wie ein Baum aussah. Der Fluss als Stamm, mit vielen Ästen an den Seiten, den sogenannten Altarmen. Kleine, vom Hauptfluss abgehende Nebenflüsschen, die mal als Sackgasse in den Auen endeten oder an anderer Stelle wieder in die Havel münden. Diese Altarme wurden zu DDR-Zeiten vom Fluss getrennt. Die Ufer der Havel befestigt, Deckwerk nennt man die Steinbefestigung. Das Flüsschen wurde zur Wasserstraße für den Transitverkehr, statt gackernder Enten tuckerten Schleppkähne auf dem Wasser. Mit dem Fall der Mauer wurde die Wasserstraße überflüssig und Buchta sah seine Chance. Auf einer Länge von 90 Kilometern soll die untere Havel wieder in ihren Zustand von einst zurückversetzt werden. Ein Ziel, das nicht über Nacht erreicht werden kann. Geldmittel sichern, Politiker und die Menschen vor Ort überzeugen. Zu den Menschen, die an und mit der Havel leben, hat Buchta einen besonders guten Draht. Er ist einer von Ihnen, kennt ihre Sorgen, ihre Bedürfnisse, kein Fremder, der erklärt wie die Welt funktioniert. Sondern einer der abends noch auf ein Bier im Dorf bleib, auch noch bei zweiten aufmerksam zuhört und nichts von leeren Versprechungen hält. „Nichts versprechen, was nicht eingehalten werden kann“, sagt er und betont, wie wichtig diese Zusagen sind. So wichtig wie Kompromisse finden und Eingeständnisse zulassen.
Nun wird zurückgebaut, was der Havel die Luft zum atmen nahm. Die Deckwerke werden Schritt für Schritt abgetragen, die Altarme wieder an ihre Hauptader, der Havel, angeschlossen. Auf einer Länge von 30 Kilometern ist der Fluss vom Deckwerk bereits befreit, 15 der 34 Altarme sind wieder mit dem Fluss verbunden. Schilf wurde an den Ufern gepflanzt, neue Auenwälder entstehen. „Das ist Europas bedeutendstes Fluss-Renaturierung-Projekt“, sagt Buchta.
Auf den Buhnen, kleinen Inseln, sitzen nun wieder unterschiedliche Entenarten und schnattern. Rohrdommel, Tüpfelsumpfhuhn und Uferschnepfe, sie werden bundesweit in der höchsten Gefährdungskategorie, „vom Aussterben bedroht“ geführt, brüten hier. Biberburgen säumen den Fluss, da wo er einfach nur fließen darf. Die Ufer so grün, als wäre es nie anders gewesen. Hier sitzen Angler auf Klappstühlen und gehen ihrer Leidenschaft nach. Kleine Sandstrände laden zum Sonnenbaden und Plantschen im erfrischenden Nass ein. Kanus gleiten über das klare Wasser und auch Hausbootfahrer haben die Idylle für sich entdeckt. Ebenso eine Herde Kühe. Auch das Fleckvieh nimmt gern mal ein Fußbad. Für die Landwirte haben die Naturschützer Brücken über die Altarme verlegt. Die Renaturierung der Havel, da ist sich Buchta sicher, hat für die Menschen, mehr Lebensqualität gebracht.
18 700 Hektar umfasst das Projektgebiet. Das Ergebnis kann man sich ansehen. Zu Pferd oder per Drahtesel. Geführte Exkursionen bieten die Naturwacht des Naturparks Westhavelland und das NABU Besucherzentrum in Milow an. Sehr viel reizvoller ist eine Erkundung von der Wasserseite. Von Rathenow und Havelberg (Sachsen-Anhalt) kann die Havel mit dem Ausflugsschiff erkundet werden. Wer mehr zur Havel-Renaturierung erfahren möchte, kann eine dreistündige Flussfahrt mit dem NABU und Rocco Buchta beim NABU buchen. Die Touren starten in Havelberg und sind limitiert. Für diesen Sommer werden noch zwei Termine angeboten. Die Idylle erleben kann man auch mit dem Havelfischer Wolfgang Schröder, der Fahrten auf seinem Fischerkahn, Ausgangspunkt ist Strodehne, anbietet. Wichtig: Auf jeden Fall Zeit und ein Fernglas mitbringen.
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