Alle Vögel sind schon da

Zum Nachzählen, ob das stimmt, lädt der NABU bei seiner großen Vogel-Zähl-Aktion „Die Stunde der Gartenvögel“

Brandenburg.  Von Freitag dem 8. Mai bis Sonntag, dem 10 Mai ruft der NABU wieder zur „Stunde der Gartenvögel“ auf. Zum 16 Mal heißt es, eine Stunde Vögel zählen und die Ergebnisse notieren. In diesem Jahr schauen die Ornithologen voller Spannung und Sorge den so gewonnen Daten entgegen. Die Vogelexperten fürchten um dramatische Einbrüche bei den Blaumeisen-Beständen.

Foto: Pixabay

Je mehr Menschen sich beteiligen, desto aussagekräftiger sind die Ergebnisse, lässt der NABU wissen. Im letzten Jahr wurden in 2353 Gärten in Brandenburg 83 970 Vögel gezählt. 3781 Brandenburger hatten teilgenommen. Insgesamt erhöhten sich die Teilnehmerzahlen in den vergangenen Jahren. Der NABU hofft, dass durch die Situation der letzten Wochen noch mehr Menschen an der Aktion teilnehmen. Denn gerade während der Ausgangsbeschränkungen der letzten Wochen haben viele Menschen den Wert der Natur neu erkannt, heißt es in einer Pressemeldung des NABU.  

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Mit Sorge blickt der NABU nun den Zahlen zu den Blaumeisen entgegen. Seit einigen Wochen führt ein Lungenentzündungen auslösendes Bakterium, zu einem Massensterben bei den kleineren Meisenarten, zu denen auch die Blaumeise gehört.

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Informationen zum Mitmachen und zum Erkennen der Gartenvögel bietet der NABU unter: www.nabu.de

Rechtsstudie: Tötung überzähliger „Versuchs“tiere ist rechtswidrig

Gemeinsame Pressemitteilung vom 30. April
Ärzte gegen Tierversuche e.V.
Deutsche Juristische Gesellschaft für Tierschutzrecht e.V.

Zusätzlich zu den 2,8 Millionen Tieren, die in Deutschland in Tierversuchen leiden und sterben, werden – laut einer aktueller Information der Bundesregierung – weitere 3,9 Millionen Tiere in Tierversuchseinrichtungen gezüchtet, aber nicht in Versuchen eingesetzt; hauptsächlich, weil sie nicht die gewünschte gentechnische Veränderung aufweisen. Eine Rechtsstudie der Deutschen Juristischen Gesellschaft für Tierschutzrecht (DJGT) und Ärzte gegen Tierversuche (ÄgT) belegt, dass die Tötung dieser 3,9 Millionen „Überschuss“-Tiere rechtswidrig ist. Die Vereine fordern, die millionenfache Verschwendung von Tierleben sofort zu beenden.

Der Statistik des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL) zufolge wurden 2,138 Millionen Tiere im Jahr 2018 in Tierversuchen verwendet, weitere mehr als 686.000 wurden zur Organ- oder Gewebeentnahme getötet, zusammen mehr als 2,8 Millionen. Dass es eine Dunkelziffer gibt, kritisiert der Verein Ärzte gegen Tierversuche seit Jahren und ging bislang von einem Faktor von 2,5 allein für die Vorratshaltung aus, plus eines „Ausschusses“ im Bereich der Gentechnik in unbekannter Höhe (1). Auf Anfrage von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN gibt die Bundesregierung nun eine Zahl von 3,9 Millionen nicht in der BMEL-Statistik erfasster Tiere an, die in erster Linie bei der Genmanipulation anfallen. (2).

Doch diese Zahl ist zu gering und gibt die Realität nur unvollständig wieder. Bei der „Produktion“ von gentechnisch veränderten Tieren weisen meist nur sehr wenige Tiere die gewünschte Veränderung auf. Die unerwünschten Tiere und die nicht mehr benötigten Elterntiere werden „unschädlich inaktiviert“, wie es im Fachjargon respektlos heißt. Auch weibliche Tiere – vor allem Mäuse – fallen oft als „Überschuss“ an, denn sie werden wegen des variablen Hormonhaushalts nicht so oft verwendet wie männliche. Ein weiterer Grund, als „Ausschuss“ getötet zu werden, ist das Alter; Tiere eines Forschungsprojektes müssen alle ungefähr gleich alt sein. Oft werden Tiere auch auf Vorrat gezüchtet und gehalten und bei fehlendem Bedarf getötet. Der Ärzteverein geht also von einer weit höheren Dunkelziffer über die nun eingeräumten 3,9 Millionen Tiere hinaus aus. „Die ‚Ausschussquote‘ bei der Genmanipulation liegt bei 90-99%. Bei über einer Million genveränderter Tiere, die der offiziellen Statistik zufolge in Tierversuchen verwendet wurden, müsste demnach die Zahl der ‚entsorgten‘ Tiere noch sehr viel höher liegen“, sagt Claus Kronaus, Geschäftsführer von Ärzte gegen Tierversuche.

Dass diese seit Jahrzehnten übliche Praxis rechtswidrig ist, belegt eine jetzt veröffentlichte juristische Studie (3). Grundlage ist ein wegweisendes Urteil des Bundesverwaltungsgerichts vom Juni 2019, demzufolge dem sogenannten „Kükenschreddern“ kein „vernünftiger Grund“ im Sinne des Tierschutzgesetzes zugrunde liegt. Männliche Eintagsküken der Legerassen werden in Brütereien nach dem Schlüpfen getötet (meist vergast oder geschreddert), weil sie keine Eier legen können und auch nicht genug Fleisch ansetzen, somit ein Überleben wirtschaftliche Verluste bedeuten würde. Dies betrifft ca. 50 Millionen männliche Küken in Deutschland pro Jahr. Das Bundesverwaltungsgericht entschied, dass das wirtschaftliche Interesse kein vernünftiger Grund im Sinne des Tierschutzgesetzes für das Töten der männlichen Eintagsküken ist. Diese Rechtsprechung lässt sich eindeutig auf die oben geschilderte Situation der Tierversuche übertragen.

„Dem verschwenderischen Halten und Töten von Tieren im System Tierversuch ist spätestens durch das Urteil mit sofortiger Wirkung der Boden entzogen worden“, erklärt Dr. Barbara Felde, Vorstandsmitglied der Deutschen Juristischen Gesellschaft für Tierschutzrecht und Autorin der Studie. Für die Praxis bedeutet dies, dass überzählige Tiere entweder vermittelt oder in einem „Altersheim für Versuchstiere“ bis an ihr Lebensende versorgt werden müssen. „Dass dies einen großen Aufwand und hohe Kosten bedeutet, ist angesichts des Verfassungsguts ‚Tierschutz‘, dessen Bedeutung das Bundesverwaltungsgericht in seinem Urteil betont hat, hinzunehmen, schließlich darf auch niemand seine Heimtiere einfach töten, wenn er sie nicht mehr haben will“, so die Juristin. Die Vereine DJGT und ÄgT fordern von der Politik endlich einen Ausstiegsplan aus dem Tierversuch vorzulegen, damit Tiere gar nicht erst geboren werden, um im Versuch leidvoll zu sterben oder als „Abfall“ entsorgt zu werden.

Unterwegs mit der Blauen Holzbiene. Fliegender Wechsel in Linum und den Teichen

Linum ist bekannt als Storchendorf in Brandenburg. Tatsächlich gilt die Umgebung als riesiger Rastplatz für viele Vögel

Linum in der Ostprignitz-Ruppin ist als Storchendorf bekannt. Linum ist aber weitaus mehr als Straßendorf mit vielen Storchenhorsten. Gleich hinter Linum liegt Teichland. Hier kann man herrlich spazieren gehen. Die Wege sind für Leute mit mangelnden Pfadfinderfähigkeiten optimal, denn die um Teiche führenden Wege machen Verlaufen fast unmöglich. Die Wege sind eben und auch mit dem Kinderwagen gut befahrbar. Gute Laufschuhe sind ausreichend. Wenn Corona vorbei ist, können die Wasserwege auch vom Schiff aus erkundet werden. Die benachbarte Fischräucherei mit kleinem Restaurant bietet fangfrischen Fisch in einfacher und freundlicher Atmosphäre. In Linum locken einige Restaurants mit regionalen Köstlichkeiten. Ein wirklich schönes Angebot haben die Bauern- und Erzeugerläden am Straßenrand.

Gleich am Ortseingang wird man von einem Storchenpaar begrüßt
Foto: Silvia Passow

Gleich hinter Linum lässt es sich herrlich an Wiesen und Weiden entlang spazieren. Die Storchenschmiede, ein Naturschutzzentrum des NABU, ist ebenfalls einen Besuch wert. Das Zentrum liegt in der Ortsmitte. Eindrucksvoll auch die Kirche, der man auf jedem Fall mehr als nur einen Blick würdigen sollte. Und die liebevoll angelegten Vorgärten.

Im Rausch der Farben in Linum
Foto: Silvia Passow

Rund um Linum herum kann man immer wieder den Störchen auf den Wiesen und Äckern begegnen. Und im Herbst den Kranichen, beim abendlichen Einflug können das ein paar Tausend sein. Viele Freude beim Erkunden der Natur in Linum. Wer alles ausgiebig genießen möchte, sollten eine ganzen Tag einplanen.

Die 1868 nach den Plänen von A. v. Glasenapp fertiggestellte Dorfkirche von Linum
Foto: Silvia Passow

Linum galt lange als DAS Storchendorf in Brandenburg. Zwanzig Storchennester zählt man in Linum. Im Schnitt ziehen hier fünfzehn Brutpaare ihre Jungen groß. Damit ist Linum Storchendorf Nummer zwei in Brandenburg. In Rühstädt brüten mehr als dreißig Storchenpaare und finden reichlich Nahrung in der Elbtalaue. Rühstädt nicht nur auf Platz eins in Brandenburg, sondern auch in ganz Deutschland. Nirgendwo in Deutschland brüten wiederum so viele Störche, genauer Weißstörche, wie in Brandenburg.

Fast schon Ehrensache, das Storchennest auf dem NABU Naturschutzzentrum
Foto: Silvia Passow

Linum erfreut sich nicht nur bei den Weißstörchen großer Beliebtheit. Adebar kommt im Frühling, zwischen März und Mai angereist. In Linum konnte Anfang März der erste Storch begrüßt werden. Inzwischen sind sechs Paare und einige Solisten eingetroffen. Seit 1991 unterhält der NABU mit der Storchenschmiede ein Naturschutzzentrum im 700 Einwohner zählenden Dorf. Und oben auf dem Dach des Storchenschmiede gibt es einen Storchenhorst, wie das Nest eigentlich genannt wird. Erfreulicherweise ist ein Brutpaar eingezogen, welches bereits seine vier Eier im Wechsel bebrütet. Und auch die Horste an den Ortseingängen sind mit Storchenpaaren besetzt. Mit etwas Glück wird der Besucher mit Geklapper begrüßt. Die Storchenschmiede ist übrigens seit Ende April wieder für das Publikum und unter Beachtung der Corona-Schutzmaßnahmen, geöffnet.

Blich vom Teichland auf Linum
Foto: Silvia Passow

Nahrung finden die Störche in den umliegenden Wiesen und im benachbarten Teichland. Die 240 Hektar Wasserfläche entstanden aus abgetorften Flächen und sind Anziehungspunkt für allerhand Wasservögel. Für den Besucher sind Teile des Areals zugänglich. Beobachtungstürme und Häuschen laden zum Blick über die Teiche und Wiesen ein. Die Wege sind eben und gut zugänglich. Auf einem Spaziergang sollte ein Fernglas nicht fehlen. Dichter bei sind die Ringelnattern, die man hier beim Sonnen auf den warmen Steinen oder Wurzeln beobachten kann. Und natürlich die Störche, wie sie über die Wiesen staksen. Die Redewendung, „wie der Storch im Salat laufen“ kommt nicht von ungefähr.

Gleich hinter Linum erstreckt sich das Teichland. Schön ist ein Dorfspaziergang, dann abbiegen und durch die Wiesen weiter ins Teichland.
Foto: Silvia Passow

Die Gäste kommen im fliegenden Wechsel

Sie kommen in Scharren, wie eine dunkle Wolke am Horizont, nähern sich schnell und ihre Gespräche können wahrlich ohrenbetäubend sein. Die Landung in die feuchten Wiesen oder auf die abgeernteten Äcker ist umso eleganter. Senkrecht landend erinnern Kraniche an einen Fallschirmspringer, nur ohne Fallschirm und um vieles leichtfüßiger aber eben auch lauter. Denn so ein Kranich hat offenbar viel zu erzählen und dafür wartet er die Landung gar nicht erst ab. Mehr als 70 000 Kraniche im Einflug wurden rund um Linum bereits gezählt. An einem einzigen Abend! Die Gegend gilt als der größte Kranichrastplatz in Europa.

Schönheit am Wegesrand
Foto: Silvia Passow

Der Storch bringt den Frühling, die Vorfreude auf den nahenden Sommer, auf laue Nächte und nein, keine Babys. Der Kranich kündet vom nahenden Winter und damit das auch niemand verpasst, macht es das laut und deutlich hörbar.

Die Beobachtungstürme und Häuschen erlauben weite Blicke in die Natur
Foto: Silvia Passow

Beim NABU kann man Touren zu den Kranichen buchen. Wer das Naturschauspiel des Kranicheinfluges erleben möchte, sollte so eine Tour buchen. Nicht nur weil man hier die besten Beobachtungsplätze kennt. Kraniche sind scheu und suchen schnell ihr Heil in der Flucht. Sie fliegen davon und das kostet den stattlichen Tieren Kraft. Professionelle Führungen schonen die Tiere und schaffen schöne Erlebnisse für die Menschen.

Die Sonne zaubert glitzerndes Funkeln auf der Wasseroberfläche
Foto: Silvia Passow

Auf eigene Faust lassen sich die Linumer Teiche erkunden, auch wenn nicht alle der 36 Teiche für Besucher zugänglich sind.  Die Teiche gehören zum Vogelschutzgebiet Rhin-Havelluch. Hier können verschiedene Entenarten, Grau- und Silberreiher, Eisvogel, Rohrweihe, Flussseeschwalben, Fisch- und Seeadler beobachtet werden. Und im Moment Störche und in einigen Wochen wird aus dem einen oder anderen Horst, das erste neugierige Storchenjunge auf die Besucher herabblicken.

Foto: Silvia Passow