Pressemitteilung der Heinz-Sielmann-Stiftung vom 13.Mai 2020
Morgens um 5:30 Uhr zwitschert, pfeift und tiriliert es
derzeit besonders heftig in den brandenburgischen Naturlandschaften der Heinz
Sielmann Stiftung und überall, wo noch Vögel sind. Der Frühling ist die beste
Zeit herauszufinden, wo welcher Vogel wohnt, singt oder brütet. Die Heinz
Sielmann Stiftung hat ihr Vogelmonitoring seit 2018 auf die neuen Standards des
Dachverbands Deutscher Avifaunisten (DDA) eingestellt. Diese gelten vor allem
auf Flächen des Nationalen Naturerbe. Die Stiftung wendet sie auf all ihren
Flächen an.
„Damit leistet die Heinz Sielmann Stiftung Pionierarbeit bei
der Bestandsaufnahme der bundesweit vorkommenden Brutvögel. Mit der Anwendung
dieses Verfahrens sichert sie noch stärker als zuvor die Vergleichbarkeit der
über mehrere Jahre erhobenen Daten“, so Dr. Matthias Wichmann, Biologe und
Leiter des Monitoringprogramms der Stiftung.
Fernglas, offene Ohren und viel Erfahrung
Seit Anfang März sind einige Mitarbeiter der Heinz Sielmann
Stiftung und zahlreiche ehrenamtliche Kartierer mit dem Sonnenaufgang auf den
Beinen und mit Fernglas und weit offenen Ohren in den Landschaften unterwegs,
um sowohl die häufigen Brutvogelarten als auch seltene und gefährdete
Vogelarten aufzuspüren.
In Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide bei Berlin
läuft das so: Tim Funkenberg, Biologe bei der Stiftung und sein Kollege Jörg
Fürstenow gehen von März bis Juni frühmorgens festgelegte Routen von einem
Kilometer und zählen innerhalb einer Stunde alle Vogel-Individuen, die sie mit
ihrem geschulten Ohr hören oder mithilfe ihres Fernglases sehen. Dabei halten
sie auch ihren genauen Standort fest.
Jeder erkannte Vogel wird mittels einer App erfasst und sein
Standort in eine Karte eingegeben. Zu den relevanten Daten gehören Art,
Geschlecht, Standort und Art des Rufs. Dieser gibt zu erkennen, ob der Vogel
sein Revier markiert, in der Balz ist oder sich bereits zur Brut niedergelassen
hat.
Mehr Vogel-Individuen und seltene Arten
Ziel der Aktion ist es, die Anzahl der Brutpaare
herauszufinden. In diesem Jahr konnten die Vogelkenner in der Döberitzer Heide
mehrere seltene Vogelarten wie Braunkehlchen, Wendehals und Grauammer häufiger
beobachten als in den vergangenen zwei Jahren. Auch die Summe der insgesamt
beobachteten Vögel hat sich von 2018 zu 2019 hier auffällig erhöht. In
Sielmanns Naturlandschaft Kyritz-Ruppiner Heide haben Vogelkenner in diesem
Jahr die wegen ihrer besonderen Tarnung schwer zu beobachtende Waldschnepfe
erfassen können.
Erstmaliges Spechtmonitoring
Neu in diesem Jahr war ein erstmaliges Specht-Monitoring im
Rahmen der Erfassung seltener Brutvögel. Auf zwei Routen in der Döberitzer
Heide wurden Schwarzspecht, Grauspecht, Mittelspecht und Kleinspecht intensiv
kartiert. Für den Kleinspecht wurden drei, für den Mittelspecht sieben und den
Schwarzspecht drei Reviere nachgewiesen. Der Grauspecht ist in Brandenburg an
seiner Verbreitungsgrenze und konnte erwartungsgemäß nicht beobachtet werden.
In den folgenden Jahren wird das Spechtmonitoring fortgesetzt, um lokale
Veränderungen ablesen und deutschlandweit vergleichen zu können, denn auch
diese Daten fließen in die zentrale Datenbank des DDA ein.
Daten für Wissenschaft und Öffentlichkeit
Seit 2018 werden auf allen von der Heinz Sielmann Stiftung
bundesweit betreuten Flächen, so auch in Sielmanns Naturlandschaften in
Brandenburg, das vom Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) entwickelte neue
Standardverfahren für das Vogelmonitoring auf Flächen des Nationalen Naturerbes
umgesetzt.
Die Heinz Sielmann Stiftung stellt die erfassten Daten den
Bundesbehörden, dem Netzwerk Nationales Naturerbe und der Öffentlichkeit, zum
Beispiel auf ornitho.de, zur Verfügung. Mit der Umsetzung der neuen
DDA-Standards entspricht das Monitoring der Stiftung höchsten Ansprüchen, die
vor allem auf den Flächen des Nationalen Naturerbes seit 2018 verpflichtend
sind. Aber auch vor 2018 auf den Flächen der Stiftung erfasste Daten flossen in
den vergangenen Jahren in die wissenschaftliche Erfassung und Veröffentlichung
der Brutvogelvorkommen ein.
Sielmanns Naturlandschaften in Brandenburg
Viele seltene Vögel und Insekten bevorzugen die offene und halboffene
Landschaft der Döberitzer Heide mit ihren lichten Eichenwäldern und offenen
sandigen oder feuchten Flächen. Auch die Kyritz-Ruppiner Heide bietet
großräumige Sand- und Heideflächen sowie Mischwaldgebiete als Lebensräume. Im
Sandboden finden seltene Wildbienen Brutplätze, große und kleine Falter finden
passende Nahrung an den Waldrändern. Vögel wie Wiedehopf und Wendehals,
Steinschmätzer und Heidelerche, die man in der Kulturlandschaft sonst kaum mehr
findet, leben auf den großen Flächen in zunehmender Zahl. Wegen ihrer Arten-
und Lebensraumvielfalt genießen die beiden Landschaften als Flora-Fauna-Habitat
(FFH) den höchsten europäischen Schutz. Sielmanns Naturlandschaft
Kyritz-Ruppiner Heide ist mit einer Fläche von 4000 Hektar auch Teil des Nationalen
Naturerbes.
Mehr Informationen über die Landschaften der Heinz Sielmann Stiftung finden Sie
unter www.sielmann-stiftung.de/naturlandschaften/