Studierende an Potsdamer Universität gezwungen, Tiere zu sezieren – PETA fordert Reform des Hochschulgesetzes

Pressemitteilung von PETA vom 31. März 2021

Organisation appelliert an Bildungsministerin Britta Ernst: „Brandenburg muss dem Beispiel anderer Bundesländer folgen“

Potsdam / Stuttgart, 31. März 2021 – An der Universität in Potsdam sind Studierende des Studiengangs Biowissenschaften entgegen ihren ethischen Werten gezwungen, im Rahmen ihrer Ausbildung Tiere zu sezieren. PETA wandte sich diesen Monat bereits an den Dekan der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät und an den Präsidenten der Hochschule: Die Tierrechtsorganisation bat darum, den Studierenden tierfreie Methoden anzubieten – eine Antwort blieb bislang jedoch aus. Daher appelliert PETA heute in einem Schreiben an Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst, Studierenden durch einen Paragraphen im brandenburgischen Hochschulgesetz eine Wahlmöglichkeit einzuräumen.

„Biologisches Wissen kann problemlos vermittelt werden, ohne dafür Tiere zu töten und zu verstümmeln. Angehende Biologen und Biowissenschaftler beziehen zunehmend ethische Werte in ihr Handeln mit ein und setzen ihr Wissen mehr und mehr für die Entwicklung tierversuchsfreier Forschungsmethoden ein. Diesen wissenschaftlichen Fortschritt und ethischen Grundsatz müssen Universitäten tatkräftig fördern, statt ihn aktiv zu blockieren“, so Biotechnologin Sabrina Engel, PETAs Fachreferentin für den Bereich Tierversuche.

Neun Bundesländer gehen bereits mit gutem Beispiel voran: Hamburg, Baden-Württemberg, Bremen, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Dort können Studierende beantragen, sich von „tierverbrauchenden“ Handlungen befreien zu lassen, wenn tierfreie Alternativen zur Verfügung stehen. PETA fordert die Ministerin nun auf, sich für einen entsprechenden Paragraphen im brandenburgischen Hochschulgesetz starkzumachen.

Geeignete tierfreie Modelle für die Lehre vorhanden
PETA setzt sich dafür ein, dass Tierversuche beendet und stattdessen innovative tierfreie Methoden eingesetzt werden. Es gibt bereits zahlreiche alternative Lehr- und Forschungsmethoden und die Entwicklung weiterer tierfreier Modelle nimmt einen immer höheren Stellenwert ein. Moderne Technologien wie lebensechte 3-D-Modelle, digitale Simulationen oder Organs-on-a-Chip lösen Tierversuche und „Tierverbrauch“ schon jetzt immer mehr ab. Derartige Modelle bieten zudem einen weiteren entscheidenden Vorteil: Sie ermöglichen es im Gegensatz zu Experimenten an Tieren meist, Übungen beliebig oft zu wiederholen. Angesichts der zahlreichen fortschrittlichen Möglichkeiten muss kein Tier mehr für Ausbildungszwecke leiden und sterben.

PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren oder sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.

Bundeszentrum Weidetiere und Wolf eröffnet – Agrar-Umweltminister Axel Vogel begrüßt die Ansiedelung in Brandenburg

Pressemitteilung des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz vom 31. März 2021

Potsdam – Die Stadt Eberswalde hat den Zuschlag für ein neues Bundeszentrum Weidetiere und Wolf erhalten, das heute von der Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner eröffnet wurde. Es soll Erkenntnisse im Bereich des Herdenschutzes bündeln, Lösungen entwickeln und Ansprechstelle für die Länder sein. Brandenburgs Agrar-Umweltminister Axel Vogel begrüßt die Einrichtung eines solchen Bundeszentrums und freut sich besonders über Brandenburg als Standortwahl.

Agrar-Umweltminister Axel Vogel: „Mit dem nationalen Herdenschutzzentrum wird eine dringend notwendige länderübergreifende Einrichtung geschaffen, die den Weidetierhaltern Empfehlungen für einen wolfssicheren Herdenschutz gibt und diesen weiterentwickelt. So können Weidetierhalter noch besser als bisher unterstützt werden. Wir erwarten für die Zukunft, dass somit bundesweit einheitliche Kriterien für die Zucht, die Haltung und die Ausbildung von Herdenschutzhunden sowie für die Schulungen von Weidetierhaltern entwickelt werden, wie wir sie in Brandenburg bereits etabliert haben.“

In Brandenburg wird die Arbeit des Wolfsinformationszentrums und der Herdenschutzstelle im Wildpark Schorfheide in Groß Schönebeck somit um eine nationale Schnittstelle ergänzt. Eine Zusammenarbeit zwischen Landeszentrum und dem neuen Bundeszentrum hat das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz bereits angeboten.

Agrarumweltminister Axel Vogel:

„Das Zentrum soll mit verschiedenen Maßnahmen die Koexistenz zwischen Wolf und Nutztierhaltern verbessern, bestehende Schutzmaßnahmen durch die Arbeit optimieren und durch neue Forschungsprojekte Vorschläge erarbeiten. Ich freue mich auf die Erkenntnisse der Arbeit des Zentrums und erhoffe mir neue Impulse für den Herdenschutz und damit die weitere Unterstützung der Brandenburger Weidetierhalter.“

Hintergrund:

Brandenburg ist das Bundesland mit den meisten Wolfsrudeln. Im Wolfsjahr 2019/2020 gab es 57 bestätigte Territorien. Der Schwerpunkt liegt vor allem im südlichen Brandenburg, aber auch die Lücken im Norden werden nach und nach geschlossen. Deshalb hat Brandenburg in den vergangenen Jahren die Förderung von Maßnahmen zum Herdenschutz kontinuierlich verbessert. Neben der Anschaffung, dem Aufbau und dem Unterhalt von wolfssicheren Zäunen hat Brandenburg eine Förderrichtlinie aufgelegt, mit der nicht nur die Anschaffung und Ausbildung von Herdenschutzhunden, sondern auch deren Futterkosten finanziert werden können.

Im Wildpark Schorfheide in Groß Schönebeck befindet sich darüber hinaus das Schaugehege für effektiven Herdenschutz, das gemeinsam mit dem World Wide Fund for Nature WWF entwickelt wurde. Es zeigt Besucherinnen und Besuchern an konkreten Beispielen, welche Mittel Weidetiere wirksam vor Angriffen durch den Wolf schützen. Auch Beratungsleistungen und entstandene Schäden werden vom Land ausgeglichen, wenn ein Riss trotz eines optimalen Herdenschutzes nachgewiesen ist.

Mehr wilde und giftfreie Gärten für das Rotkehlchen

Pressemitteilung des NABU Brandenburg vom 31. März 2021
NABU Brandenburg: So fühlt sich der Vogel des Jahres bei uns wohl


Klein, rund und knopfäugig: das Rotkehlchen ist der Vogel des Jahres. Weil der zutrauliche Vogel gerne in unseren Gärten lebt, kann gerade jetzt zum Start der Gartensaison jeder etwas für den gefiederten Sympathieträger tun. Der Bestand des mit 3,4 bis 4,3 Millionen Brutpaaren achthäufigsten Vogels in Deutschland ist derzeit nicht gefährdet. Damit das so bleibt, rufen die Naturschützer auf, Gärten, Parks und Wälder möglichst naturnah und damit „rotkehlchenfreundlich“ zu gestalten und bewirtschaften.
„Die sympathische Federkugel mit der roten Brust ist bundesweit verbreitet. Daher kommen Rotkehlchen praktisch in jedem Garten vor“, sagt Manuela Brecht, Naturschutzreferentin beim NABU Brandenburg. „Diese Art ist sehr territorial. Das heißt, ein Vogel besetzt mit seinem Partner ein bestimmtes Gebiet und verteidigt es gegen Artgenossen. Man sieht also immer dieselben Vögel und hat sozusagen seinen ganz persönlichen Vogel des Jahres im Garten.“ Häufig könne man erleben, dass ein Rotkehlchen beim Umgraben neugierig zuschaue und ganz nah herankomme. Brecht: „Der Vogel weiß, dass wir bei der Gartenarbeit Leckerbissen für ihn freilegen. Diese Verhaltensweise dürfte zur Beliebtheit und zum Sieg des Rotkehlchens bei der ersten öffentlichen Wahl zum Vogel des Jahres wesentlich beigetragen haben.“

Die richtige Umgebung

Rotkehlchen als Insektenfresser lieben Vielfalt, zum Beispiel wilde Ecken und scheinbare Unordnung im Garten. Sie brüten in der Regel bodennah in Stängel- und Asthorsten, Holzstapeln, sogar Erdlöchern, Nischen in Mauerwerk und anderen geschützten Plätzen, mitunter sogar in Halbhöhlen-Nistkästen, wenn diese versteckt und niedrig angebracht werden. „Aber entscheidend für das Rotkehlchen ist die breite Nahrungsgrundlage – je vielfältiger, blüten- und deckungsreicher und damit insektenfreundlicher ein Garten ist, desto größer ist die Chance, dass sich dort ein Rotkehlchen ansiedelt“, fasst Brecht zusammen. „Auch, wenn der Bestand des Rotkehlchens derzeit nicht gefährdet ist, sollten wir uns nicht in trügerischer Sicherheit wiegen“, mahnt die Naturschützerin. Auch dieser Art machten die galoppierende Ausräumung der Landschaft, der Verlust an artenreichen Wegsäumen und Waldrändern, der Landschaftsverbrauch durch Überbauung und auch die Bejagung dieses „Teilziehers“ im Süden Europas zu schaffen, wie die NABU-Mitarbeiterin unterstreicht.

Ein reich gedeckter Tisch

„Wer dem Rotkehlchen helfen will, kann dies auf vielfache Weise tun; im eigenen Garten oder Kleingarten sollten möglichst nur heimische Bäume, Sträucher und Stauden gepflanzt werden, damit die Rotkehlchen und andere Piepmätze ausreichend Nahrung und Deckung finden. Besonders gut geeignet sind ein paar ‚wilde Ecken‘, zum Beispiel aus Reisighaufen, locker aufgeschichtet, und gern auch von Stauden oder Wildkräutern umstanden – da darf dann auch schon mal die Brennnessel oder die Knoblauchsrauke hochkommen. Denn immer folgen auch Insekten – das Büffet der Rotkehlchen ist dann reichlich gedeckt“, sagt Manuela Brecht. Der Verzicht auf Gift sollte sich von selbst verstehen, denn Pestizide töten seine Nahrung. Außerdem braucht das Rotkehlchen offene Böden. Ganz schlecht sind daher Schottergärten und Kunstrasen. Dort kann der Jahresvogel nicht leben, weil er kein Futter findet. Und wo es nichts zum Fressen findet, macht es schnell den Abflug.

Ein gemütliches Eigenheim in Bodennähe

„Wer es versuchen möchte, dem Rotkehlchen einen Nistkasten anzubieten, sollte auf eine Halbhöhle zurückgreifen, die mit etwas Geschick aus Holz selbst gebaut oder aus dem sehr bewährten und witterungsbeständigen Material Holzbeton im Fachhandel gekauft werden kann. In diese Halbhöhlen ziehen mitunter auch andere ‚Mieter‘ wie Grauschnäpper, Sperlinge, Rotschwanz oder Bachstelze ein, deshalb sollten sie, wenn sie gezielt für das Rotkehlchen angeboten werden sollen, in nur mittlerer Höhe angebracht werden, am besten etwas ‚versteckter‘, und vor allem so, dass er von Katzen nicht so leicht erreicht werden kann“, beschreibt die Naturschützerin den praktischen Schutz für das Rotkehlchen. Immer wieder wird auch von Rotkehlchenbruten in abgelegenen Ecken von Schuppen und Carports berichtet. „Wenn Bruten in Gebäuden festgestellt werden, sollte auf jeden Fall darauf geachtet werden, dass ein Fenster oder eine Tür offensteht, damit die Tiere ungehindert aus- und einfliegen können“, rät Brecht. Zur Brutzeit – insbesondere Ende April bis Ende Juni, wenn die Jungen flügge werden, sollten Katzen am frühen Morgen und Vormittag nicht aus dem Haus gelassen werden. Rotkehlchen brüten in offenen Nestern im Gebüsch und sind darum leichte Beute. Selbst die bloße Anwesenheit von Katzen kann Eltern davon abhalten, ihre Jungen zu füttern.


Schmerzhafte Merinowolle

Pressemitteilung der Stiftung VIER PFOTEN vom 31. März 2021

Hamburg,  Kleidung aus Merinowolle gilt als besonders leicht, weich und hochwertig. Leider ist sie jedoch nicht selten mit Tierleid verbunden: „Mulesing” heißt die schmerzhafte Prozedur, bei der wenige Wochen alten Merino-Lämmern große Hautstücke mittels Schere und ohne Betäubung vom Hinterteil abgeschnitten wird, damit sich dort keine Fliegen einnisten. VIER PFOTEN hat jetzt ein Ranking erstellt, das Auskunft darüber gibt, wie stark sich in Deutschland erhältliche Marken dafür engagieren, in ihrem Sortiment das für Merino-Schafe schmerzhafte Mulesing auszuschließen. Während einige High- und Fast-Fashion Label nicht das nötige Engagement zeigen, überzeugen Outdoor-Marken. Die globale Tierschutzorganisation VIER PFOTEN appelliert mit ihrer aktuellen „Wolle mit Po“-Kampagne an die Bekleidungsbranche, ganz auf die Verarbeitung von Mulesing-Wolle zu verzichten.

„Wir fordern Modemarken auf, Verantwortung für das Wohlergehen der Schafe während der gesamten Lieferkette zu übernehmen. Dazu zählt, sich öffentlich zu verpflichten, in den nächsten Jahren auf alternative Materialien und/oder zertifiziert mulesing-freie Wolle umzusteigen. Nur so kann das Leiden von Millionen von Lämmern beendet werden“, sagt Rebecca Picallo Gil, Kampagnenverantwortliche für Wolle bei VIER PFOTEN.

Pullover, Schals, Anzüge, Sportbekleidung und Stoffwindeln: Die Verarbeitung von Merino-Wolle ist vielfältig und saisonunabhängig. VIER PFOTEN nahm 38 internationale Modemarken aus den Bereichen High- und Fast-Fashion sowie Outdoor- und Sportbekleidung unter die Lupe: Auf dem Prüfstand beim Ranking standen die Bemühungen der Unternehmen, Mulesing-Wolle aus ihrem Sortiment auszuschließen. Die Ergebnisse sind ernüchternd: Während Outdoor-Marken das Ranking anführen, zeigen viele weitere Label wenig bis kein Interesse an Tierschutz.

Ortovox und Patagonia sind Spitzenreiter im Ranking

Im Outdoor-Bereich sind die Labels Ortovox und Patagonia Spitzenreiter. Einige Marken wie Jack Wolfskin, H&M oder Esprit haben sich bereits öffentlich dazu verpflichtet, Mulesing-Wolle in den nächsten Jahren auszuschließen und bieten auch schon als mulesing-frei zertifizierte Produkte an. Sieben Modehersteller, unter anderem Calvin Klein, Vero Moda und C&A, haben sich im Zuge des Markenchecks mit VIER PFOTEN im Vorfeld erfreulicherweise bereits zu einem Ausstieg verpflichtet. Schlusslichter Max Mara und Escada haben weder Schritte für einen Ausstieg gesetzt, noch sind sie zu Gesprächen mit VIER PFOTEN bereit. Leider fehlen bei knapp der Hälfte aller untersuchten Marken von Outdoor- bis Fast-Fashion noch immer klare Zielsetzungen, wie sie dem grausamen und längst überholten Mulesing eine Absage erteilen wollen.

Brutale Tradition

Über 75 Prozent der Wollexporte und sogar 90 Prozent der beliebten feinen Merino-Wolle, die für die globale Fashion-Industrie verwendet werden, stammen aus Australien – weltweit das einzige Land, das die Methode des Mulesing noch betreibt. Das Problem der überzüchteten Merino-Schafe sind die vielen Hautfalten, die besonders anfällig für Schmeißfliegen-Befall sind. Unbehandelt kann dies zu schweren Wunden und sogar zum Tod des Schafes führen. Darum wurde 1920 eine für Schafe sehr schmerzhafte Methode entwickelt, um das Risiko des Schmeißfliegen-Befalls zu reduzieren. Beim Mulesing werden zwei bis zehn Wochen alten Lämmern mittels einer scharfen Schere große Stücke Haut ohne Betäubung herausgeschnitten. Für die Lämmer bedeutet das neben Angst und Stress vor allem große Schmerzen, die tagelang andauern können.

Schmerzfreie Alternativen

Jedes Jahr werden über zehn Millionen Lämmer Opfer der brutalen und veralteten Mulesing-Methode. Dabei gibt es längst Alternativen. „Konsumentinnen und Konsumenten können sich an mulesing-freier Kleidung orientieren. Dazu gibt es strenge Zertifizierungen, wie das Label RWS (Responsible Wool Standard). Auf Produzentenseite gibt es auch Lösungen. Bereits über 3.000 Bauern in Australien zeigen, dass ein Umstieg auf Schafarten, die von Natur aus widerstandsfähiger gegenüber Parasiten sind, möglich ist. Dieser Prozess dauert nur zwei bis fünf Jahre. Deshalb fordert VIER PFOTEN Modemarken auf, innerhalb der nächsten fünf Jahre Mulesing-Wolle in ihren Lieferketten konsequent auszuschließen und ausschließlich Alternativmaterialien und/oder zertifizierte mulesing-freie Wolle zu verarbeiten“, so Picallo Gil.

Kein Osterglück für Langohren

Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes vom 30. März 2021

Die Erzählung vom Osterhasen, der Kindern die Nester füllt und für Hoffnung, Neubeginn und Leben steht, hat mit der Realität nichts gemein: Millionen Mastkaninchen leiden und sterben in nicht artgerechter Bodenhaltung jedes Jahr für traditionelle Osteressen. Gleichzeitig ist der Bestand frei lebender Feldhasen und Wildkaninchen in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen. Der Deutsche Tierschutzbund ruft zu Ostern zum Umdenken auf.

„Etwa 30 Millionen Kaninchen werden hierzulande pro Jahr gegessen; zu Ostern ist die Nachfrage besonders groß“, sagt Kathrin Zvonek, Fachreferentin beim Deutschen Tierschutzbund. Das zeige, wie entfremdet die vermeintliche Liebe der Menschen zum Langohr an Ostern sei. „Wir sollten aufhören, uns mit romantischen Geschichten etwas vorzumachen und den Tatsachen – dem versteckten Leid der Tiere – ins Auge sehen. Warum das Osterfest nicht mal ohne tierische Gerichte tatsächlich als Fest des Lebens feiern?“

Tierschutzwidrige gewerbliche Kaninchenmast

Obwohl 2014 Zusatzbestimmungen für die Kaninchenhaltung in der Verordnung zum Schutz landwirtschaftlicher Nutztiere in Kraft traten, werden Kaninchen zur Mast in nach wie vor nicht tiergerechten Bodenhaltungssystemen in schlecht belüfteten Hallen gehalten. Die Gruppengrößen von 50 bis 60 Tieren bedeuten enormen Stress. Durch Rangkämpfe kommt es zu Verletzungen. Wegen der Ansammlung von Ammoniak durch den Urin der Tiere leiden viele unter Augenentzündungen. Der unnatürliche Plastikboden und die fehlende Einstreu führen zudem zu schmerzhaften Pfotenverletzungen; die falsche Ernährung mit Trockenfutter anstatt Heu als Grundfutter zu starken Verdauungsproblemen. Die Tortur dauert drei bis vier Monate – viele Tiere verenden allerdings bereits, bevor sie ihr Schlachtgewicht erreichen, oder müssen vorzeitig getötet werden.

Wildlebende Arten bedroht

Auch wildlebenden Langohren geht es nicht gut: der Feldhase gilt bundesweit als gefährdet. Die intensiv betriebene Landwirtschaft und der massenhafte Einsatz von Düngern und Pestiziden lassen die Population zwangsläufig schrumpfen. Hinzu kommt die zerstückelte und eng bebaute Landschaft, in der sich Feldhasen weder zurückziehen noch ausreichend Nahrung finden können. Und obwohl ihr Bestand bedroht ist, wird eine große Anzahl der Tiere Jahr für Jahr bei der Jagd getötet. Viele eigentlich scheue Wildkaninchen siedeln sich daher auf Grünflächen in den Städten an – eine Alternative kann diese Entwicklung jedoch nicht darstellen. Langfristig ist ein nachhaltiger Schutz nur mit einer wildtierfreundlichen Agrarpolitik zu erreichen. 

Feuerinferno auf Schweinezuchtanlage in Alt Tellin

Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes vom 30. März 2021

Seit circa drei Stunden brennt eine Schweinezuchtanlage in Alt Tellin. Der Deutsche Tierschutzbund und sein Landesverband, der Deutsche Tierschutzbund Mecklenburg-Vorpommern, zeigen sich entsetzt über die dortige Lage. Laut Medienberichten sind bisher vier Ställen mit 5.000 Tieren betroffen. Der Landesverband des Tierschutzbundes, der die Lage vor Ort selbst verfolgt, berichtet, dass mittlerweile alle Ställe in Flammen stehen. Beantragt wurde die Anlage für über 10.000 Sauen, etwa 36.000 Ferkel und zusätzliche Eber – daher steht zu befürchten, dass noch deutlich mehr Tiere den Flammen zum Opfer fallen.

„Die Rauchwolken stehen bis zum Himmel, die Flammen greifen von einem Stall auf den anderen über, die Feuerwehr ist machtlos. Wir erleben hier eine Katastrophe für tausende Tiere, die qualvoll ersticken oder bei lebendigem Leib verbrennen“, berichtet Kerstin Lenz, Vorsitzende des Landesverbands Mecklenburg-Vorpommern des Deutschen Tierschutzbundes, von den Zuständen vor Ort. Sie macht deutlich, dass Feuerinfernos dieser Art keine Seltenheit sind: Erst Ende Februar waren in einer Mastanlage in Kobrow bei Sternberg 2.000 Schweine verendet. Auch die Anlage in Alt Tellin stand bereits in der Kritik: Im vergangenen Jahr starben 1.000 Schweine aufgrund einer defekten Lüftungsanlage. „Uns ist zudem bekannt, dass bereits seit Jahren große Bedenken bezüglich des Brandschutzes in der Anlage Alt Tellin bestanden“, sagt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. „Grundsätzlich wird trotz bauordnungsrechtlicher Anforderungen noch nicht genug dafür getan, solche Tragödien auf den Anlagen zu verhindern oder ihr verheerendes Ausmaß zumindest zu beschränken.“

Große Tierzahlen und Fixierung von Sauen erschweren Rettungen

Bei einer großen Tierzahl, wie sie in den Intensivtieranlagen üblich ist, ist die Rettung aller Tiere quasi unmöglich. Hier ist aus Sicht der Tierschützer dringend Nachrüstung und ein Umdenken in der Schweinehaltung erforderlich. Realistische Rettungsmöglichkeiten im Brandfall bestehen nur bei frühzeitiger Brandfeststellung, kleinen Tierbeständen und einem angepassten Haltungssystem. Voraussetzung für einen hohen Rettungserfolg wäre, dass die Tiere idealerweise in Buchten an Außenwänden gehalten werden. Die Tiere könnten so zum Beispiel durch verschiebbare Türen von außen rausgelassen werden, wenn der Stall nicht mehr betretbar ist. Statt bewegungsarmer Haltungssysteme oder sogar einer Fixierung, etwa von Sauen im Kastenstand, sind Haltungsformen, welche die Fortbewegung fördern, etwa durch Ausläufe, erforderlich. Bei ständig zugänglichen Ausläufen können sich die Tiere selbst in den Auslauf retten. Ferner sollten alle baulich-technischen Brandverhütungs- und Brandbekämpfungsmaßnahmen ausgeschöpft werden – zum Beispiel feuerfeste Materialien, Sprinkleranlagen, Brandmauern oder feuerfeste Türen.

Die Schwalben kommen!

Pressemitteilung des NABU Brandenburg vom 30. März 2021

Berlin/Potsdam – Fast wäre sie Vogel des Jahres 2021 geworden: die Rauschwalbe. Die Zweitplatzierte von Deutschlands erster öffentlicher Wahl zum Vogel des Jahres kommt nun aus ihrem Winterquartier in Afrika zurück. Leider werden die fliegenden Glücksboten von Jahr zu Jahr weniger. Ein Lichtblick: Immer mehr Hausbesitzende setzen sich für den Schwalbenschutz ein.

Neben der Rauch- gehört auch die Mehlschwalbe zu den häufigsten Schwalbenarten. Mit deutschlandweit etwa 700.000 Brutpaaren sowohl bei Rauch- als auch bei Mehlschwalbe gibt es allerdings nur noch halb so viele Vögel wie vor 30 Jahren.  Beide Schwalbenarten stehen in der Vorwarnliste der Roten Liste Deutschlands.


Auch in Brandenburg musste die Rauchschwalbe in die Rote Liste der gefährdeten Arten aufgenommen werden (Vorwarnliste). Wurden 1996/1997 noch 150.000 – 300.000 Brutpaare gezählt, wird nach der Roten Liste 2019 von einem Bestand von 35.000 – 55.000 Brutpaaren ausgegangen.

Der Trend bei den Mehlschwalben ist in Brandenburg ebenfalls negativ, denn seit 1995 ist die Anzahl der Brutpaare hier um ca. 50 Prozent gesunken Gegenwärtig gibt es auch bei dieser Art nur noch 35.000 – 55.000 Brutpaare.

Gründe sind das Insektensterben sowie bedingt durch die Klimakrise Trockenheit im Winterquartier und Extremwetterereignisse auf dem Zugweg. Hinzu kommt, dass die Vögel immer weniger Nistmöglichkeiten finden. „Während Hausbesitzer aus Angst vor Verschmutzung die Nester der Mehlschwalben entfernen, verschließen besorgte Bauern den Rauchschwalben ihre Ställe, um vermeintlichen Hygieneanforderungen gerecht zu werden. Dabei gefährden die kühnen Flugakrobaten unsere Gesundheit nicht, sind aber auf dem Land auf genau solche Brutplätze angewiesen“, sagt NABU-Vogelschutzexperte Eric Neuling.

Die Vögel fühlen sich in einer von Menschen geprägten Umgebung grundsätzlich wohl. Die Mehlschwalbe mit ihrem leuchtend weißen Bürzel und Bauch und dem tief gekerbten Schwanz nutzt vor allem rau verputzte Hauswände unter geschützten Dachvorsprüngen zum Bau ihres Nestes. Sie brütet gerne in Kolonien. Das bringt jedoch Kot und Reste von Nistmaterial an Fassaden und auf dem Boden mit sich. „Viele Nester werden daher mutwillig zerstört, dabei würde ein einen halben Meter unterhalb der Nester angebrachtes Brett oder eine gelegentliche Säuberung bereits wirksam Abhilfe schaffen“, so Neuling.

Rauchschwalben, die über ihre braunrote Färbung von Kehle und Stirn gut erkennbar sind, bevorzugen Balken oder Mauervorsprünge in Ställen, Scheunen oder Carports. Leider bleiben die notwendigen Einflugluken nach Renovierungen zunehmend verschlossen oder sind bei Neubauten gar nicht erst vorhanden. „Möglichst viele Lager und Ställe sollten in der warmen Jahreshälfte nicht komplett verschlossen sein. Eine Einflugluke reicht Rauchschwalben bereits“, so Neuling.

Gebäude mit vorhandenen und erhaltenen Nistplätzen für Schwalben werden vom NABU mit einer Plakette ausgezeichnet. Immer mehr Menschen wollen sich auf diese Weise engagieren.

Bereits seit 2012 vergibt der NABU Brandenburg Urkunde und Plakette „Schwalben willkommen!“. Im vergangenen Jahr sind 220 Schwalbenfreunde ausgezeichnet worden, so viele wie nie zuvor. Seit dem Start der Aktion erhielten 1.100 Brandenburgerinnen und Brandenburger die Auszeichnung. Bewerbungen werden jederzeit entgegen genommen, am besten mit Hilfe des online-Formulars.

Nachwuchs zu Ostern: So geht es den Brandenburger Feldhasen

Pressemitteilung des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz vom 30. März 2021

Potsdam – Bei den Feldhasen hat die Paarungszeit begonnen. Pünktlich zu Ostern dürfte mit dem ersten Nachwuchs des Jahres zu rechnen sein. Die Population in Brandenburg ist im Schnitt mit fünf bis sieben Feldhasen pro 100 Hektar stabil, jedoch im Bundesvergleich eher gering. Gute Lebensbedingungen für den Hasen hängen unter anderem davon ab, wie strukturreich die Landschaft ist oder ob vielbefahrene Straßen den Lebensraum durchschneiden.

Feldhasen sind im ganzen Land Brandenburg verbreitet, allerdings befinden sich die Besatzdichten des Hasen in Brandenburg im Vergleich zu den westlichen Bundesländern auf einem geringen Niveau. Bundesweite Erhebungen im Rahmen des „Wildtier-Informationssystem der Länder Deutschlands“ zeigen, dass in Brandenburg und im Ostdeutschen Mittelgebirge mit fünf bis sieben Tieren pro 100 Hektar die wenigsten Feldhasen leben. Dagegen gibt es im Nordwestdeutschen Tiefland mit 16 Hasen pro 100 Hektar die höchste Dichte.

Die Häsin bekommt bis zu dreimal im Jahr ein bis fünf Junge – meistens sind es zwei bis drei Junghasen. Die frisch geborenen Junghasen wiegen zwischen 100 und 150 Gramm, sind „Nestflüchter“ und werden behaart und sehend geboren.

Wie viele Hasen es gibt, unterliegt vielen sehr dynamischen und komplexen Einflüssen: So sind trockene und warme Jahre auch gute Hasenjahre. Daneben spielen Lebensraum, Nahrungsangebot und die natürlichen Feinde wie Fuchs und Marder eine entscheidende Rolle für das Überleben des Feldhasen und seines Nachwuchses. Große, zusammenhängende Felder wirken sich negativ aus, krautreiche Feldränder, Hecken und Säume hingegen positiv. Riesige Maisfelder meidet der Feldhase. Die landwirtschaftliche Nutzung mit nur wenigen Fruchtarten schränkt den Lebensraum der Feldhasen ebenfalls ein. Dort nimmt sein Nahrungsangebot ab. Ein weiteres Problem sind die vielen Verkehrswege, die das Land zerschneiden.  Autobahnen und viel befahrene Bundesstraßen können für Hasen sogar zum unüberwindbaren Hindernis werden.

Der Feldhase unterliegt dem Jagdrecht. Zwar darf er in Brandenburg vom 1. Oktober bis zum 31. Dezember bejagt werden, allerdings erfolgt die Bejagung seit Jahren sehr zurückhaltend und zumeist aus Forstschutzgründen. Im Jagdjahr 2019/2020 lag die Jagdstrecke, also die Zahl umgekommener oder getöteter Tiere, bei 2.477 Feldhasen – davon gingen jedoch 60 Prozent auf das Konto des Straßenverkehrs. Die Streckenzahlen enthalten auch immer das Fall- und Unfallwild, dessen Anteil in der Regel bei etwa zwei Dritteln liegt.

Ende März landesweit hohe Waldbrandgefahr erwartet

Pressemitteilung des Minsteriums für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz vom 29. März 2021

Potsdam – In der letzten Märzwoche wird der ersehnte Frühling auch in Brandenburg spürbar sein. In den nächsten Tagen wird die Sonne scheinen und die Temperaturen die 20 Grad übersteigen. Mit der Trockenheit steigt auch wieder die Waldbrandgefahr in den Brandenburger Wäldern. In vielen Landkreisen wird bereits am morgigen Dienstag eine Gefahrenstufe 3 – mittlere Gefahr – gelten. Mit den Temperaturen steigt zur Wochenmitte auch die Waldbrandgefahr landesweit weiter an. Der Deutsche Wetterdienst prognostiziert, dass in fast allen Landkreisen ab Wochenmitte die Gefahrenstufe 4 – hohe Waldbrandgefahr – gelten wird.

Der Niederschlag im Winter hatte nicht zu einer ausreichenden Durchfeuchtung der Waldböden geführt. Lediglich in den oberen Bodenschichten ist etwas Entspannung eingetreten. Die Dürrejahre aus 2018 und 2019 haben den Brandenburger Wäldern das Wasser bis in tiefe Bodenschichten entzogen. Auch 2020 war eher ein trockenes Jahr.

Dank der kühlen Temperaturen und der Niederschläge der vergangenen Tage gab es bisher aber nur einige wenige Brände zum Beginn der Waldbrandsaison. Oftmals waren es nur Lagerfeuer in Waldnähe oder kleinflächige Ödlandbrände, die zu einer Alarmierung der Feuerwehren führten.

Zum Ende des Monats März wird sich nach Prognose der Meteorologen nun die Luft über den Tag deutlich erwärmen. Die Tageshöchsttemperaturen klettern in den nächsten Tagen deutlich über die 20 Grad Marke. Trockenes Gras und Laub aus dem letzten Winter stellen so eine Gefahr auch in den Wäldern dar.

Ab Waldbrandgefahrenstufe 3 – mittlere Waldbrandgefahr – drehen sich die Sensoren der automatischen Waldbrandfrüherkennung über den Brandenburger Wäldern und scannen die Landschaft nach aufsteigenden Rauchwolken ab. Auch Feuer mit Gartenabfällen in Waldnähe werden durch die Technik erfasst und führen zu einer Auslösung des Alarms. Grundsätzlich gilt unabhängig von einer Waldbrandgefahrenstufe, dass beim Entzünden von Feuern ein Abstand von 50 Metern zum Wald einzuhalten ist. Wer das nicht beachtet, muss mit einem Bußgeld rechnen. Dazu können auch noch die Kosten für den Einsatz der Feuerwehr kommen.

Die Forstbehörde weist alle Waldbesucher zudem darauf hin, dass das Befahren des Waldes mit dem Kraftfahrzeug nicht zulässig ist und Zufahrten zu den Wäldern nicht zugeparkt werden dürfen. Die Einfahrten zu den Waldwegen sind freizuhalten. Hier kann es im Brandfall auf Minuten ankommen. Wer einen Waldbrand feststellt, soll sich nicht in Gefahr begeben, sondern sofort die Feuerwehr informieren.

Bilanz für 2020: 299 Waldbrände und 118 Hektar geschädigte Fläche in Brandenburg

Während in 2018 die Feuerwehren 512 mal und in 2019 429 mal zu Waldbränden ausrücken mussten, lief das letzte Jahr etwas ruhiger ab. Dennoch zählte der Landesbetrieb Forst insgesamt 299 Waldbrände. Die Fläche in 2020 ist aber mit 118 Hektar relativ gering geblieben. Den größten Waldbrand im vergangenen Jahr gab es Ende Mai im Landkreis Elbe-Elster, wo ein Waldbrand auch ein Moor auf fast 80 Hektar geschädigt hat.

Waldbrandgefahrenstufen täglich im Internet

Das Brandenburger Forstministerium sowie der Landesbetrieb Forst Brandenburg informieren während der gesamten Waldbrandsaison auf ihren Internetseiten über die aktuellen Waldbrandgefahrenstufen. Jeden Morgen um 8.00 Uhr werden die Gefahrenstufen für die jeweiligen Landkreise aktualisiert und gelten dann für 24 Stunden.

https://mluk.brandenburg.de/mluk/de/landwirtschaft/forst/waldschutz/waldbrandgefahr-in-brandenburg/waldbrandgefahrenstufen/

„Schlimmster Geflügelpestausbruch aller Zeiten wird nicht der letzte sein“

Pressemitteilung der Stiftung VIER PFOTEN vom 29. März 2021

Hamburg.   – VIER PFOTEN kommentiert die millionenfachen Tötungen von Tieren nach dem bisher schlimmsten Ausbruch von Geflügelpest aller Zeiten in Deutschland. Dazu Dr. Nora Irrgang, Nutztierexpertin bei VIER PFOTEN:

„Der schlimmste Geflügelpestausbruch aller Zeiten wird nicht der letzte in Deutschland sein. In furchtbarer Regelmäßigkeit grassieren in der Landwirtschaft Tierseuchen wie die Geflügel- oder Schweinepest. Behörden, Bundesregierung und die EU reagieren darauf jedes Mal reflexartig mit der sofortigen Tötung der Tierbestände auf den Betrieben. Das Schlimme an dem jährlichen Tod von Millionen fühlender Lebewesen wie Puten, Hühnern oder Enten: Die Seuchenbekämpfungsmaßnahmen packen nicht die Wurzel des Übels. Die Massentötungen geschehen oftmals unter problematischen Bedingungen für die Tiere und die intensive Tierhaltung wird nicht infrage gestellt.  

Hauptursachen für die rasante Verbreitung von Krankheiten und die hohen Zahlen an getöteten Tieren sind die extremen Bestandsgrößen und Tierkonzentrationen in der industriellen Intensivtierhaltung und die massenhaften Tiertransporte. Doch diese Verursacher werden ignoriert, stattdessen wird weiter auf die Steigerung der Produktion und auf Export gesetzt. In den vergangenen Wochen hat sich gezeigt, dass sich das Virus unkontrolliert zwischen Geflügelpopulationen verschiedener Betriebe ausbreitet – trotz aller bisherigen Überwachungs- und Sicherheitsmaßnahmen.

Es ist bereits fünf nach zwölf und die Zeit für einen Systemwechsel in der landwirtschaftlichen Tierhaltung überfällig. Es müssen deutlich weniger Tiere und diese unter tiergerechten Bedingungen gehalten werden. Außerdem brauchen wir geschlossene Kreisläufe auf den Betrieben, eine Dezentralisierung der Schlachtstätten sowie weniger Tiertransporte.“