Pressemitteilung des NABU Brandenburg vom 30. März 2021
Berlin/Potsdam – Fast wäre sie Vogel des Jahres 2021 geworden: die Rauschwalbe. Die Zweitplatzierte von Deutschlands erster öffentlicher Wahl zum Vogel des Jahres kommt nun aus ihrem Winterquartier in Afrika zurück. Leider werden die fliegenden Glücksboten von Jahr zu Jahr weniger. Ein Lichtblick: Immer mehr Hausbesitzende setzen sich für den Schwalbenschutz ein.
Neben der Rauch- gehört auch die Mehlschwalbe zu den häufigsten Schwalbenarten. Mit deutschlandweit etwa 700.000 Brutpaaren sowohl bei Rauch- als auch bei Mehlschwalbe gibt es allerdings nur noch halb so viele Vögel wie vor 30 Jahren. Beide Schwalbenarten stehen in der Vorwarnliste der Roten Liste Deutschlands.
Auch in Brandenburg musste die Rauchschwalbe in die Rote Liste der gefährdeten Arten aufgenommen werden (Vorwarnliste). Wurden 1996/1997 noch 150.000 – 300.000 Brutpaare gezählt, wird nach der Roten Liste 2019 von einem Bestand von 35.000 – 55.000 Brutpaaren ausgegangen.
Der Trend bei den Mehlschwalben ist in Brandenburg ebenfalls negativ, denn seit 1995 ist die Anzahl der Brutpaare hier um ca. 50 Prozent gesunken Gegenwärtig gibt es auch bei dieser Art nur noch 35.000 – 55.000 Brutpaare.
Gründe sind das Insektensterben sowie bedingt durch die Klimakrise Trockenheit im Winterquartier und Extremwetterereignisse auf dem Zugweg. Hinzu kommt, dass die Vögel immer weniger Nistmöglichkeiten finden. „Während Hausbesitzer aus Angst vor Verschmutzung die Nester der Mehlschwalben entfernen, verschließen besorgte Bauern den Rauchschwalben ihre Ställe, um vermeintlichen Hygieneanforderungen gerecht zu werden. Dabei gefährden die kühnen Flugakrobaten unsere Gesundheit nicht, sind aber auf dem Land auf genau solche Brutplätze angewiesen“, sagt NABU-Vogelschutzexperte Eric Neuling.
Die Vögel fühlen sich in einer von Menschen geprägten Umgebung grundsätzlich wohl. Die Mehlschwalbe mit ihrem leuchtend weißen Bürzel und Bauch und dem tief gekerbten Schwanz nutzt vor allem rau verputzte Hauswände unter geschützten Dachvorsprüngen zum Bau ihres Nestes. Sie brütet gerne in Kolonien. Das bringt jedoch Kot und Reste von Nistmaterial an Fassaden und auf dem Boden mit sich. „Viele Nester werden daher mutwillig zerstört, dabei würde ein einen halben Meter unterhalb der Nester angebrachtes Brett oder eine gelegentliche Säuberung bereits wirksam Abhilfe schaffen“, so Neuling.
Rauchschwalben, die über ihre braunrote Färbung von Kehle und Stirn gut erkennbar sind, bevorzugen Balken oder Mauervorsprünge in Ställen, Scheunen oder Carports. Leider bleiben die notwendigen Einflugluken nach Renovierungen zunehmend verschlossen oder sind bei Neubauten gar nicht erst vorhanden. „Möglichst viele Lager und Ställe sollten in der warmen Jahreshälfte nicht komplett verschlossen sein. Eine Einflugluke reicht Rauchschwalben bereits“, so Neuling.
Gebäude mit vorhandenen und erhaltenen Nistplätzen für Schwalben werden vom NABU mit einer Plakette ausgezeichnet. Immer mehr Menschen wollen sich auf diese Weise engagieren.
Bereits seit 2012 vergibt der NABU Brandenburg Urkunde und Plakette „Schwalben willkommen!“. Im vergangenen Jahr sind 220 Schwalbenfreunde ausgezeichnet worden, so viele wie nie zuvor. Seit dem Start der Aktion erhielten 1.100 Brandenburgerinnen und Brandenburger die Auszeichnung. Bewerbungen werden jederzeit entgegen genommen, am besten mit Hilfe des online-Formulars.