Rasant einsetzender Vorfrühling bringt die innere Uhr durcheinander und Kröten auf Trab

Pressemitteilung des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz vom 22. Februar 2021  

Potsdam / Linum – Das aktuelle Frühlingswetter könnte zu einer sehr frühen Wanderung der Frösche, Molche und Kröten führen. Sobald die Nachttemperaturen über 5 Grad Celsius steigen, erwachen die Amphibien aus ihrer Winterruhe und treten die Wanderung zu den Fortpflanzungsgewässern an. Ihre innere Uhr, die sie vor einem zu frühen Start bewahrt, könnte durch die angekündigten frühlingshaften Temperaturen ordentlich durcheinandergebracht werden. 

Der Wetterumschwung mit Frühlingstemperaturen bis zu 18 Grad Celsius könnte zu einem frühzeitigen Start der Amphibienwanderung führen. Im zeitigen Frühjahr wandern vor allem Erdkröten, Teich- und Kammmolche sowie Gras- und Moorfrösche zu ihren Laichgewässern und werden dabei von ihren Hormonen angetrieben. So richtig in Schwung kommt die Wanderung vor allem bei milder und regnerischer Witterung, vorzugsweise in den Abend- und frühen Nachtstunden ab Temperaturen über 5 Grad Celsius. In den Bundesländern Hessen und Rheinland-Pfalz wurden schon die ersten Amphibien an den Krötenzäunen gesichtet.

Auf ihrem Weg zu den Fortpflanzungsgewässern sind die Tiere vielen Gefahren ausgeliefert. Dabei stellt der Straßenverkehr eine besondere Gefahr dar. Bei ihrer teils Kilometer weiten Wanderung müssen sie Straßen oder Siedlungsgebiete queren. Statt vor einem herannahenden Fahrzeug zu fliehen, plustern sie sich geradezu auf, strecken zusätzlich ihre Arme durch, um sich größer zu machen und den Feind abzuschrecken. Gegen Kraftfahrzeuge hilft dies Abwehrverhalten nicht – ihrem Fortpflanzungstrieb folgend finden so alljährlich tausende Amphibien ein frühzeitiges Ende auf den Straßen.

Autofahrer sollten deshalb besonders aufmerksam sein – vor allem in Gebieten mit vielen Kleingewässern. Nur zum Teil sind Amphibienwechsel mit speziellen Krötenwarnschildern versehen. Eine umsichtige Fahrweise mit einer verminderten Geschwindigkeit von 30 Kilometer pro Stunde und das Umfahren von Strecken mit Krötenwechseln kann vielen Amphibien das Leben retten.

In Brandenburg gibt es 221 stationäre Kleintierbarrieren und sogenannte Krötentunnel. Darüber hinaus werden jedes Jahr bis zu 110 temporäre Krötenzaune aufgebaut und von freiwilligen Helferinnen und Helfern betreut. An den Zäunen sind auf der straßenabgewandten Seite Eimer eingegraben, in die die Tiere auf ihrer Wanderung entlang des Zaunes hineinfallen. Die Akteure bestimmen und zählen die Kröten, Frösche sowie Molche und tragen über die Straße. Von dort setzen die Tiere nach einer kurzen Orientierungspause ihre Wanderung zum Laichgewässer fort. Zusätzliche Unterstützung ist stets willkommen – es ist ein Erlebnis, einen großen Kammmolch mit seinem leuchtend orange-schwarz gefleckten Bauch oder blaue Moorfroschmännchen zu sehen.

Hin und wieder überdauern Amphibien den Winter in einem privaten Keller oder einem anderen frostsicheren Versteck, beispielsweise im Garten. Sofern die Tiere aus ihrem Versteck nicht wieder herausfinden, sollte man ihnen hierbei helfen. Auch Gartenteiche stellen eine Bereicherung für Frösche und Kröten dar, allerdings nur, wenn diese auch frei von Goldfisch und Co sind.

Nach der Wanderung sind die Gefahren noch nicht gebannt. Ein erneuter Umschwung zu winterlichen Temperaturen gefährdet die Eier und die Entwicklung der neuen Generation, da diese erfrieren könnten. Auch die Dürre der vergangenen Jahre und der niedrige Grundwasserspiegel in vielen Regionen haben die Laichgewässer nicht wieder auffüllen können. Die vergangenen sehr trockenen Sommer brachten weniger Amphibiennachwuchs. Umso wichtiger ist es, ihnen zumindest bei der Anreise an ihre Laichgewässer behilflich zu sein.

Hintergrund:

Amphibien gehören zu den weltweit am stärksten gefährdeten Wirbeltierarten, stellen ein wichtiges Bindeglied im Ökosystem dar und sind ein bedeutender Ökosystemdienstleister. Kaulquappen filtern Nahrungspartikel aus dem Wasser und vertilgen Unmengen an Mückenlarven, wobei sie gleichzeitig eine wichtige Nahrungsquelle für Libellen und Schwimmkäferlarven darstellen. Auch die erwachsenen Tiere verspeisen sehr viele Insekten und sind ein wichtiger Bestandteil des Nahrungsangebots für Vögel und Reptilien, womit sie zum Gleichgewicht unserer Umwelt beitragen, das die Grundlage für die Artenvielfalt bildet. 

Die Naturschutzstation Rhinluch im Landesamt für Umwelt organisiert in Brandenburg ein landesweites Erfassungsprogramm zum Vorkommen von Amphibien und Reptilien. Hierfür ist jede Einzelbeobachtung interessant. Das Artenkataster ist die Grundlage für landesweite und regionale Schutzprogramme für gefährdete Amphibienarten. Auch Freiwillige, die den praktischen Amphibienschutz, zum Beispiel an den Krötenzäunen, unterstützen möchten, können sich in der Naturschutzstation melden: Naturschutzstation Rhinluch, 16833 Linum, Nauener Str. 68, E-Mail: norbert.schneeweiss@lfu.brandenburg.de

Kommentar des Deutschen Tierschutzbundes zu Lebendtiertransporten

Vom 22. Februar 2021

obwohl viele Bundesländer in Erlassen Verbote für Tiertransporte in bestimmte Drittstaaten formuliert haben und sich immer mehr Veterinärämter weigern, diese Transporte abzufertigen, gehen die Langstreckentransporte weiter. So entschied vergangene Woche der Verwaltungsgerichtshof Mannheim im Eilverfahren, dass Kälbertransporte aus Baden-Württemberg trotz des Ende 2020 vom Ministerium für Ländlichen Raum erlassenen Verbots abgefertigt werden dürfen. Zur bundesweiten Lage kommentiert Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes:

„Dass immer mehr Bundesländer im vergangenen Jahr Tiertransporte in bestimmte Drittstaaten per Erlass untersagt haben, war dringend notwendig und ein wichtiger, Mut machender Schritt.

Manche der hart erkämpften Erlasse, die tierquälerische Transporte verhindern sollen, haben vor Gericht allerdings keinen Bestand. Nicht deshalb, weil die Transporte gesetzeskonform wären, sondern etwa aufgrund von Formfehlern oder weil den jeweiligen Veterinärämtern die Zuständigkeit abgesprochen wird. Bundesländer wie Veterinärämter stoßen in ihren Begründungen, um Transporte abzulehnen, an juristische Hürden. Transportunternehmen und Zuchtverbände hingegen nutzen Gesetzeslücken, um ihr vermeintliches Recht auf Transporte durchzufechten. In der Folge müssen Veterinärämter Langstreckentransporte abfertigen, obwohl klar ist, dass diese in der Regel weder mit dem Tierschutzgesetz noch mit EU-Recht vereinbar sind.

Darin zeigt sich das Dilemma einer fehlenden bundesweiten Regelung! Der Bundesrat hat erfreulicherweise in seiner Sitzung vom 12. Februar die Bundesregierung aufgefordert, ein grundsätzliches Verbot von Tiertransporten in bestimmte Drittstaaten zu prüfen. Die Bundesregierung ist nun an der Reihe, schnellstmöglich Gesetzeslücken zu schließen und rechtskonforme Verhältnisse bei den Lebendtiertransporten herzustellen.“

Schau mal was da summt

Pressemitteilung der Heinz-Sielmann Stiftung vom 22. Februar 2021

Hundert heimische Wildbienenarten stellt Dr. Hannes Petrischak von der Heinz Sielmann Stiftung in seinem neuen Buch „Welche Wildbiene ist das?“ vor. Einzigartige Nahaufnahmen und individuelle Informationen zu jeder vorgestellten Wildbienenart machen den neuen Naturführer, erschienen im KOSMOS-Verlag, zu einem hilfreichen Begleiter in der Natur oder im eigenen Garten. Dazu gibt er praktische Tipps, wie wir Wildbienen beobachten und schützen können.

Mehr als 570 Wildbienen-Arten gibt es in Deutschland. Die kleinen sympathischen Insekten leisten wichtige Arbeit bei der Bestäubung von Bäumen, Blumen und Nutzpflanzen. „Aber gut die Hälfte aller heimischen Wildbienen-Arten steht mindestens als gefährdet auf der Roten Liste Deutschlands, teils sind sie sogar vom Aussterben bedroht. Mit meinem Buch möchte ich das Interesse für die Vielfalt der Wildbienen und ihre faszinierenden Lebensweisen wecken“, sagt der Bienenkenner Petrischak.

Wildbienen ganz nah

Ein großes Plus des Buches sind die einzigartigen Makrofotografien der Bienen, die viele Einzelheiten der portraitierten Arten sichtbar machen. Der erfahrene Fotograf hat sie alle selbst aufgenommen, jede Wildbiene ist mit einem Portrait bildlich vertreten. Das erleichtert das Wiedererkennen im Freien.

Für seltene Arten bis auf die Orkney-Inseln

Die meisten der im Buch vorgestellten Arten sind häufig zu finden und in der freien Natur oder im eigenen Garten auch für Laien gut erkennbar und bestimmbar. Zum Beispiel die Wiesenhummel (Bombus pratorum): Im Garten ist sie eine der häufigsten Arten. Mitte März erscheinen die Jungköniginnen, Anfang April bereits die ersten Arbeiterinnen. Schon ab Ende Mai kann man den auffälligen Männchen begegnen – damit ist diese Hummel die erste im Jahr, die ihre Entwicklung vollendet.

Aber auch die seltene Deichhummel (Bombus distinguendus) hat der Biologe in sein Buch aufgenommen. Sie lebt auf rotkleereichen Wiesen und küstennahen Marschen. Durch den Rückgang des Blütenreichtums auf den Wiesen sind Funde in Deutschland inzwischen große Glücksfälle. Der Autor musste für ein gezieltes Foto bis auf die Orkney-Inseln im Norden Schottlands reisen.

Wildbienen bestäuben auch bei kaltem Wetter

Die meisten Wildbienen leben solitär und graben ihre Nester in sandigen oder lehmigen Boden oder nisten in hohlen Pflanzenstängeln, Mauern oder Totholz. Rund ein Viertel aller Wildbienen baut keine eigenen Nester, sondern nutzt als Kuckucksbiene die Quartiere und den Proviant anderer fleißiger Wildbienen.

Im Unterschied zu Honigbienen fliegen manche Wildbienen auch bei niedrigen Temperaturen und bedecktem Himmel aus, um Pollen und Nektar zu sammeln. Deshalb sind sie für die Bestäubung von Blütenpflanzen außerordentlich bedeutsam.

Südwohnungen für Wildbienen

Nisthilfen wie Holzblöcke mit Bohrlöchern, zurecht geschnittene Bambusröhrchen und Schilfhalme sowie Fächer mit einem nicht zu harten Sand-Lehm-Gemisch fördern die Ansiedlung von Wildbienen im eigenen Garten. Die Wohnungen für Wildbienen sollten stets nach Südosten oder Süden ausgerichtet sein, denn Bienen sind für ihre Entwicklung auf Sonnenwärme angewiesen.

Informationen zum Autor

Dr. Hannes Petrischak, Jahrgang 1973, begeistert sich seit frühester Kindheit für alle Zusammenhänge in der Natur, insbesondere für Insekten. Nach seinem Biologie-Studium in Kiel spürte er Schmetterlingen im Regenwald Costa Ricas nach. Er engagiert sich seit vielen Jahren für eine nachhaltige Entwicklung. Neben dem Klimaschutz zählt für ihn der Erhalt der Artenvielfalt zu den wichtigsten Voraussetzungen dafür, dass wir unsere eigenen Lebensgrundlagen auf der Erde bewahren können.

Seit 2016 leitet Hannes Petrischak den Geschäftsbereich Naturschutz der Heinz Sielmann Stiftung, setzt sich vor allem auf den großen stiftungseigenen Flächen in Brandenburg für den Schutz von Lebensräumen und Arten ein und nutzt die außergewöhnlichen Sand- und Heidelandschaften für immer neue Entdeckungen. Die Kamera legt er dabei selten aus der Hand, denn jederzeit kann auf der nächsten Blüte das nächste Highlight warten …