Tiertransporte: Bulgarien ignoriert EU-Tierschutzrecht – Internationale Tierschutzorganisation klagt Sofia an

Pressemitteilung von Animals Angels vom 17. Februar 2021

Die international tätige Tierschutzorganisation Animals‘ Angels hat bei der EU-Kommission eine Beschwerde bezüglich der Tierschutzsituation in Bulgarien eingebracht. Animals‘ Angels wirft Bulgarien systematischen Bruch von EU-Tierschutzrecht vor, insbesondere beim Transport von Tieren. Die Organisation fordert die Brüsseler Behörde zum Handeln auf und verlangt ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Sofia.

Seit über einem Jahrzehnt überwachen Animals‘ Angels und andere Tierschutzorganisationen Tiertransporte in Bulgarien. Die allermeisten von ihnen entsprechen nicht den EU-Tierschutzbestimmungen. Tiere werden auf vollkommen verdreckte und verkotete Fahrzeuge verladen, die bei weitem nicht den EU-Standards entsprechen. Kranke und verletzte Tiere werden transportiert, die hustend und mit eitrigem Rotz in den Nasen auf dem Lkw stehen – eine enormes Gesundheitsrisiko. Schafe, Rinder und Pferde stehen unter- und übereinander, haben keinen Platz und stoßen mit ihren Rücken und Köpfen an die Fahrzeugdecke. Die Tiere werden geschlagen, getreten oder anderweitig misshandelt, um sie auf die Fahrzeuge zu zwingen, die oft nicht einmal Licht und Frischluft bieten.

Die mannigfaltigen Verstöße sind überall zu finden, auf den Tiermärkten im ländlichen Raum genauso wie bei den internationalen Transporten großer bulgarischer Unternehmen. Erst im April 2020 forderte Animals‘ Angels den Entzug der Transportlizenz von einem der größten bulgarischen Transporteure. Kleinbauern und Händler sind an diesen Tierschutzverstößen genauso beteiligt wie Amtstierärzte.

Mehr als eine Millionen Tiere werden jedes Jahr in die Türkei exportiert – ein Großteil dieser Tiere überquert im LKW die bulgarisch-türkische Grenze bei Kapitan Andreevo. Dass die bulgarischen Amtstierärzte an der Grenze bei den Ausfuhrkontrollen nicht so genau hinschauen, ist hinlänglich bekannt. Strenge und konsequente Kontrollen an der Grenze könnten viel Tierleid ersparen – auch das ist seit Jahren bekannt.

Ein anderes Problem sind die Wartezeiten für Tiertransporte an der Grenze. Die EU-Gesetzgebung schreibt vor, dass den Tiertransporten an Grenzübergängen Priorität eingeräumt wird. Nicht so in Bulgarien. Fahrer berichteten Animals‘ Angels, dass sie zeitweise Stunden bräuchten, um wenige Meter zur bulgarischen Grenzkontrollstelle zurückzulegen. Vor-Ort-Recherchen von Animals‘ Angels belegen diese Aussage.

An die 100 Beschwerden und Berichte hat allein Animals‘ Angels in den letzten zehn Jahren an die bulgarischen Behörden gerichtet, damit sie endlich tätig werden. Tiertransporte sind für die Tiere extrem belastend. Wenn nicht einmal die EU-Mindestvorschriften für Tierschutz eingehalten werden, werden die Transporte zu Horrorszenarien. Zahlreiche Meetings haben stattgefunden und viele leere Versprechungen wurden gemacht. Doch ohne Erfolg. Die bulgarischen Behörden haben versagt.

Die EU-Kommission überwacht die Einhaltung von EU-Recht. Verstößt ein Land ihrer Meinung nach gegen das gemeinsame Recht, kann die Behörde ein Verfahren wegen Vertragsverletzung einleiten. Am Ende des Verfahrens kann eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshofs stehen, die mit hohen Geldstrafen verbunden ist.

Bulgarien muss jetzt handeln: Schluss mit dem Leiden der Tiere auf den Transporten.

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