Neue Ausgabestelle gesucht

Tierschutzverein „Sonnenzeiten für Tiere“ sucht neues Zuhause

Falkensee.  Petra Birkholz hofft auf ein Wunder. Dieses Wunder sollte vier Wände und ein Dach haben, etwa 20 Quadratmeter Fläche aufweisen, gut erreichbar mit Bus oder Bahn sein und, jetzt kommt die Sache mit dem Wunder, die kleine Bleibe sollte nach Möglichkeit nichts kosten. Einziehen sollte in die Unterkunft ihre Ausgabestelle für Tierfutter, die Birkholz mit dem Verein „Sonnenzeiten für Tiere“ betreibt. Mit dem Verein unterstützt Birkholz finanzschwache Tierbesitzer, verteilt regelmäßig Futter und tierisches Zubehör. 

Petra Birkholz sucht für ihre Tiertafel einen neuen Standort.
Foto: Silvia Passow

Gerade erst vor einigen Wochen feierte die tierische Tafel für Falkensee ihren ersten Geburtstag. Die Futterausgabe fand da noch auf dem Gelände der Falkenseer Tafel statt. Doch kurz nach dem ersten Geburtstag erreichte das Land die Corona-Welle. Die Veränderungen durch das Virus betreffen auch die Tierfutterausgabe. „Wir durften kein Futter mehr auf dem Gelände verteilen“, sagt Birkholz. Seitdem verteilt sie an zwei Tagen die Woche den Tierbedarf von zu Hause aus. Die Kunden müssen sich dafür vorher anmelden und bekommen einen Termin. Im 30-Minuten-Takt gibt Birkholz den Tierbedarf aus. Das geht nicht ewig so weiter, sagt Birkholz, die sich auch um ihre Nachbarn sorgt. Die sollen sich nicht durch den erhöhten Verkehrsstrom in der Straße gestört fühlen, sagt sie.

Derzeit versorgt Birkholz auf diese Weise zwölf Hunde, achtzehn Katzen, einen Hamster, ein Meerschweinchen, vier Kaninchen und siebzehn Stubenvögel. Es sind weniger Kunden, als noch auf dem Tafel-Gelände, sagt sie. Dennoch, für Birkholz zählt jedes dieser Tiere und ihre menschlichen Begleiter. Gleichzeitig nehmen auch die Spenden ab, es wird weniger Tierfutter in die Spendenbox in der Rembrandtstraße abgegeben. Mit einem festen Standort könnten die gespendeten Waren besser gelagert werden und es entfielen die Transporte an einen Ausgabeort.

Informationen zur Vereinsarbeit und Kontakt unter: www.sonnenzeiten-ev.de oder telefonisch unter: 0177 8758484.

Unterwegs mit der Blauen Holzbiene – Auf zum Open-Air-Konzert am Lindenweiher

Den Abend mit einem kleinen Spaziergang im idyllischen Grün ausklingen lassen? Dabei noch ein Konzert von vielen kleinen Künstlern genießen? Geht und noch dazu befindet sich die kleine Oase im Stadtgebiet. Im Falkenseer Ortsteil Finkenkrug liegt der Lindenweiher. Märchenhafter Teich, umgeben von viel Grün, der seltene Eisvogel ist hier zu Hause und derzeit machen die Frösche hier richtig Rabatz. Die haben sich von Corona nicht beeindrucken lassen und geben weiterhin ungeniert ihr Konzert. Und das Beste? Der Eintritt ist frei.

Herrlich entspannend, eine Runde um den Lindenweiher
Foto: Silvia Passow

Für die genüssliche Abendrunde um den See bedarf es keiner speziellen Vorbereitung oder Ausrüstung. Der rund zwei Hektar große See gliedert sich in vier Bereiche, den runden, den langen, den kurzen Teil und einem kleinen vierten Teil. Ein rund 800 Meter langer Spazierweg führt um den Weiher herum, malerische kleine Brücken führen über den See.

Soooooooooo schööööööön
Foto: Silvia Passow

Der Lindenweiher ist geschützter Landschaftsteil und Linden gibt es hier natürlich auch. Am Biotop Lindenweiher wurden 220 Pflanzenarten, darunter auch einige, die als gefährdet gelten, gefunden. Uhu, besagter Eisvogel und Ringelnattern sind hier beheimatet. Im Herbst kann hier manchmal ein außergewöhnliches Phänomen beobachtet werden. Phototrophe Bakterien färben mit ihrer Photosynthese das Wasser pink und auch blutrot.

Blühende Wildrosen
Foto: Silvia Passow

Der Lindenweiher entstand um 1900 und wurde ursprünglich zur Grundwasserregulierung angelegt. 1905 wurde hier sogar eine Badeanstalt eingerichtet und es soll noch einige Falkenseer geben, die hier einst Schwimmen lernten.

Kleines Paradies in Finkenkrug
Foto: Silvia Passow

Während die einen die Wasserfreuden genossen, kippten andere ihre Abfälle in den See. 1989 stand der Weiher vor dem ökologischen Kollaps. Die Bürgerinitiative Lindenweiher rettete den Weiher und setzte sich auch später für das Biotop ein. Inzwischen heißt die Initiative Lindenweiher-Finkenkrug e.V.

Drehen auch eine abendliche Runde, ein Stockenten-Paar
Foto: Silvia Passow

Den runden Teil des Lindenweihers erreicht man vom Zugang Rembrandtstraße, weitere Zugänge befinden sich an der Leistikowstraße und der Karl-Marx-Straße.

Kommentar des Deutschen Tierschutzbundes zum Kastenstand bei Sauenhaltung, der Morgen erneut im Bundesrat auf der Tagesordnung steht

Am Freitag, 5. Juni steht die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung und damit die Frage um die Sauenhaltung im Kastenstand erneut auf der Tagesordnung des Bundesrats. Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein hatten sich zuvor auf einen Kompromissvorschlag verständigt. Zu der anstehenden Entscheidung im Bundesrat kommentiert Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes:

„Das Geschacher um den Kastenstand und die politischen Pokerspiele auf Kosten der Sau erinnern – wie schon bei der Frage der Ferkelkastration – an Strukturen organisierter Wirtschaftskriminalität. Einen Kompromiss, der die gültige Rechtsprechung ebenso wie das Staatsziel Tierschutz mit Füßen treten würde, darf es nicht geben. Die Urteile des Magdeburger Oberverwaltungsgerichts und des Bundesverwaltungsgerichts haben bereits 2015 bzw. 2016 klargemacht: Die Sau im Kastenstand muss ihre Gliedmaßen in Seitenlage ungehindert ausstrecken können, wobei neben baulichen Hindernissen explizit auch andere Sauen ein Hindernis darstellen. Übergangsfristen waren für diese Vorgabe laut Urteil ausdrücklich nicht vorgesehen. Der Vorstoß aus Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen ignoriert diese Urteile schlicht und einfach – ebenso wie es der ursprüngliche Referentenentwurf, der vom BMEL vorgelegt wurde, tut. Wir können nur hoffen, dass die anderen Bundesländer diesen Weg nicht mitgehen. Kompromisse mögen manchmal notwendig sein, um voranzukommen. Hier aber geht es um gültiges Recht, das endlich durchgesetzt gehört. Es braucht den sofortigen Vollzug.“

Umfrage: Mehrheit der Deutschen will strengere Regeln für Wildtierhandel

Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes vom 3. Juni 2020

94 Prozent der Deutschen unterstützen eine strengere Regulierung des Handels mit exotischen Haustieren. Dabei sehen 90 Prozent die EU in der Verantwortung. 86 Prozent sind der Meinung, dass exotische Tiere überhaupt nicht als Haustiere gehalten werden sollten. Das ergab jetzt eine vom Savanta ComRes Institut durchgeführte Umfrage im Auftrag der Tierschutzorganisationen Eurogroup for Animals und AAP Animal Advocacy and Protection. Der Deutsche Tierschutzbund und Pro Wildlife kritisieren, dass die gerade von der EU-Kommission veröffentlichte Biodiversitäts-Strategie diese Forderung nicht widerspiegelt und keine klaren Handlungsaufträge enthält, um dem boomenden Handel mit Wildtieren zu begegnen.

Millionen Wildtiere werden derzeit in europäischen Privathaushalten als exotische Heimtiere gehalten. Ein Trend, der sowohl für das Wohlergehen der Tiere, als auch für EU-Bürger Risiken birgt. Die meisten exotischen Tiere haben hohe Ansprüche an ihre Haltung, die sich im Privathaushalt kaum erfüllen lassen. Zudem können sie Träger von Krankheiten sein, darunter auch Zoonosen, die dem Menschen gefährlich werden können. Entkommen die Tiere oder werden sie ausgesetzt, stellen sie oftmals auch eine Bedrohung für die heimische Tier- und Pflanzenwelt dar. Die Risiken, die mit dem internationalen Wildtierhandel verbunden sind, werden auch durch die Verbreitung des SARS-CoV-2 Virus deutlich, das seinen Ursprung wahrscheinlich in Wildtieren hat. Nach Angaben der Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) haben 75 Prozent der beim Menschen neu auftretenden Infektionskrankheiten einen tierischen Ursprung. Dennoch ist es in der EU legal, tausende verschiedene Wildtierarten aus freier Natur einzuführen, mit ihnen zu handeln und sie privat zu erwerben.

Die Tierschützer kritisieren, dass nicht nur in der EU, sondern auch in Deutschland, trotz jahrelangen politischen Diskussionen und wissenschaftlichen Studien, keinerlei Vorkehrungen getroffen wurden, den Handel mit Wildtieren strenger zu regulieren: „Die Leidtragenden sind die Tiere, aber ebenso die Auffangstationen und Tierheime, in denen unüberlegt angeschaffte Wildtiere am Ende landen“, sagt Patrick Boncourt, Fachreferent für exotische Wildtiere beim Deutschen Tierschutzbund. „Die Bundesregierung bleibt untätig und setzt noch nicht einmal die Empfehlungen um, welche die von ihr in Auftrag gegebene „EXOPET-Studie“ zu Handel und Haltung exotischer Tiere vorgibt.“

„Hinzu kommt der massive Raubbau an der Natur: Viele der hunderttausend Wildtiere, die jährlich legal in Deutschland gehandelt werden, stammen aus der Wildnis“, erklärt Katharina Lameter von Pro Wildlife. „Obwohl Deutschland einer der wichtigsten Absatzmärkte für exotische Heimtiere in der EU ist, ist der Handel mit Wildtieren kaum reguliert.“ Eine andere aktuelle Studie, die Pro Wildlife im Auftrag des Bundesumweltministeriums und des Bundesamts für Naturschutz zu Ausmaß und Folgen des Handels mit exotischen Tieren, durchgeführt hat, belegt dringenden Handlungsbedarf. Die Umfrage des Savanta ComRes Instituts unter den deutschen Bürgern zeigt außerdem, dass fast alle Befragten (93%) es für falsch halten, Wildtiere in der freien Natur einzufangen, um sie als Haustiere zu halten.

Der Deutsche Tierschutzbund und Pro Wildlife fordern daher gemeinsam mit der Eurogroup for Animals und AAP die Einführung einer EU-weiten Positivliste, die festlegt, welche Tiere sich aus Tier-, Natur- und Artenschutzsicht, aber auch aus Gründen der öffentlichen Sicherheit und Gesundheit überhaupt als Haustiere eignen. Damit hätte man ein präventives Instrument, um Schäden für Tier, Natur und Mensch abzuwenden. Solche Positivlisten wurden bereits erfolgreich in Belgien und Luxemburg eingeführt und werden in den Niederlanden derzeit entwickelt.

Klima-Szenarien nutzbar machen: Online-Plattform für Entscheider startet

Pressemitteilung des PIK vom 3.Juni 2020

Damit Klimaszenarien für Entscheider nutzbar werden, hat ein internationales Forscherteam eine umfassende interaktive Online-Plattform entwickelt. Sie ist die erste ihrer Art, die Werkzeuge zur Nutzung dieser Szenarien von Klimafolgen bis hin zur Klimastabilisierung einer breiteren Öffentlichkeit jenseits der Wissenschaft zur Verfügung stellt. Die Szenarien helfen Entscheidern in Politik und Unternehmen, Finanzmärkten und Gesellschaft, die Bedrohung durch die globale Erwärmung und Möglichkeiten zu ihrer Begrenzung besser einzuschätzen.

„Klimaszenarien sind mächtige Werkzeuge, die es uns ermöglichen, mögliche Zukünfte zu erforschen und zu untersuchen, wie diese durch unser gemeinsames Handeln verändert werden – deshalb wollen wir alle Arten von Entscheidern in die Lage versetzen, die Szenarien auch tatsächlich selbst zu nutzen“, sagt Elmar Kriegler vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), der das SENSES-Konsortium leitet, welches die Online-Plattform gemeinsam entwickelt hat. „Die Wissenschaft verwendet seit vielen Jahren Klimaszenarien auf der Grundlage von Computersimulationen, doch die sind zugegebenermaßen eine etwas komplizierte Sache, und die Ergebnisse der Analysen sind in allzu vielen wissenschaftlichen Publikationen verstreut. Wir wollen nun einen neuen Weg des Zugangs zu diesen Szenarien anbieten – damit die Menschen selbst sehen können, was bei der Klimastabilisierung auf dem Spiel steht, und ihre Entscheidungen auf die besten verfügbaren Informationen stützen können.“

Von 2°C bis zum Kohleausstieg, von Sonnenenergie bis Biomasse: jede Menge Möglichkeiten

Ein Finanzexperte, der zum Beispiel das Risiko von verlorenen Investitionen in fossile Industrien bewerten möchte, könnte sich dafür interessieren, wie schnell die globalen Treibhausgasemissionen reduziert werden müssen, um die Erwärmung unter der international vereinbarten Grenze von 1,5-2°C zu halten. Der Benutzer kann sich das Lernmodul zur „Emissionslücke“ auf der SENSES-Plattform ansehen, das grundlegende Informationen sowie Grafiken und Weblinks zur Literatur enthält.

Für mehr Einzelheiten kann der Benutzer ein, wie die Forscher es nennen, „Guided Exploration Module“ (GEM) nutzen. „Die GEMs bieten gleichsam eine weiche Landung in den harten Daten und ermöglichen es den Benutzern, selbst Szenarien zu analysieren“, erklärt die Projektkoordinatorin Cornelia Auer, ebenfalls vom PIK. „Sie können robuste Trends verstehen, wie etwa den Ausstieg aus der Kohle oder die Umstellung der Stromerzeugung auf klimaneutrale Technologien, aber auch Variationen in den Szenarien, wie zum Beispiel die Entscheidung für unterschiedliche Technologien – etwa das Herausholen von CO2 aus der Atmosphäre.“

Für diejenigen, die noch tiefer einsteigen möchten, gibt es einen „Scenario Finder“. Benutzer können durch eine große Anzahl von Szenarien blättern, die sie nach ihren eigenen Annahmen über die Zukunft filtern können. Diejenigen, die der Auffassung sind, dass die Entfernung von Kohlenstoff aus der Atmosphäre in der Zukunft wahrscheinlich nicht funktionieren wird, können Szenarien mit einer geringeren Menge an Bioenergie mit Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (BECCS) aussortieren. Und diejenigen, die einen niedrigen Energieverbrauch und ein Szenario weit unter 2°C wünschen, können nach diesen Merkmalen filtern.

„Abschätzung potenzieller Risiken für das Finanzsystem“

Philipp Haenle, Ökonom in der Abteilung Finanzstabilität der Deutschen Bundesbank, kommentiert: „Klima-Risiken für die Finanzmärkte erhalten immer mehr Aufmerksamkeit. Klimaszenarien können helfen, diese Risiken besser zu verstehen. Für einen Finanz-Ökonomen ist es jedoch eine sehr komplexe Aufgabe, sich mit den von Naturwissenschaftlern entworfenen Szenarien vertraut zu machen und sie für Finanzanalysen zu nutzen. SENSES ist daher ein sehr zukunftsträchtiges Werkzeug, da es helfen kann, die zugrundeliegenden Klimaszenarien zu verstehen und sie für die Beurteilung möglicher Risiken für das Finanzsystem zu nutzen. Die Plattform bietet dabei auch Unterstützung für die Entscheidung, welche Szenarien für spezifische Fragestellungen am besten geeignet sind.“ Haenle war am Co-Design der SENSES-Plattform durch Wissenschaft und Entscheider aus anderen Bereichen beteiligt (die Stellungnahme stellt eine persönliche Meinung dar und gibt nicht unbedingt die Ansichten der Deutschen Bundesbank oder ihrer Mitarbeiter wieder).

Die Plattform ist für die Nutzung durch Entscheider und Experten konzipiert, ist aber für alle Interessierten frei zugänglich. „Es geht hier wirklich um offene Wissenschaft“, sagt Kriegler. „Lösungen zur Bewältigung der Klimaproblematik zu finden, ist etwas, das wir nur gemeinsam tun können. Es ist ein Prozess, der viele verschiedene Stimmen und Perspektiven einbeziehen muss. Ein wichtiges Element dabei ist, dass Akteure in die Lage versetzt werden, Klimaszenarien aus der Wissenschaft zu nutzen.“ Es ist eine neue Form von Klima-Services.

„Wir bieten den Nutzern eine Menge Wenn-Dann. Das mag ein bisschen mühsam erscheinen, aber es ist das, was wir für notwendig halten“, so Kriegler abschließend. „Die Grundidee von Klimaszenarien ist, dass es mehr als ein Ziel gibt, und dass es viele Wege zu diesen Zielen gibt. Die Wahl zwischen den Optionen hängt von den Präferenzen ab. Doch Entscheidungen sind nicht willkürlich, man muss sich der Konsequenzen bewusst sein. Wissenschaftlich fundierte Szenarien liefern diese Art relevanter Informationen über die Risiken.“

Weblink zur SENSES-Plattform: https://www.climatescenarios.org/

Weblink zur Website des SENSES-Projekts: http://senses-project.org/