Umfrage: Mehrheit der Deutschen will strengere Regeln für Wildtierhandel

Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes vom 3. Juni 2020

94 Prozent der Deutschen unterstützen eine strengere Regulierung des Handels mit exotischen Haustieren. Dabei sehen 90 Prozent die EU in der Verantwortung. 86 Prozent sind der Meinung, dass exotische Tiere überhaupt nicht als Haustiere gehalten werden sollten. Das ergab jetzt eine vom Savanta ComRes Institut durchgeführte Umfrage im Auftrag der Tierschutzorganisationen Eurogroup for Animals und AAP Animal Advocacy and Protection. Der Deutsche Tierschutzbund und Pro Wildlife kritisieren, dass die gerade von der EU-Kommission veröffentlichte Biodiversitäts-Strategie diese Forderung nicht widerspiegelt und keine klaren Handlungsaufträge enthält, um dem boomenden Handel mit Wildtieren zu begegnen.

Millionen Wildtiere werden derzeit in europäischen Privathaushalten als exotische Heimtiere gehalten. Ein Trend, der sowohl für das Wohlergehen der Tiere, als auch für EU-Bürger Risiken birgt. Die meisten exotischen Tiere haben hohe Ansprüche an ihre Haltung, die sich im Privathaushalt kaum erfüllen lassen. Zudem können sie Träger von Krankheiten sein, darunter auch Zoonosen, die dem Menschen gefährlich werden können. Entkommen die Tiere oder werden sie ausgesetzt, stellen sie oftmals auch eine Bedrohung für die heimische Tier- und Pflanzenwelt dar. Die Risiken, die mit dem internationalen Wildtierhandel verbunden sind, werden auch durch die Verbreitung des SARS-CoV-2 Virus deutlich, das seinen Ursprung wahrscheinlich in Wildtieren hat. Nach Angaben der Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) haben 75 Prozent der beim Menschen neu auftretenden Infektionskrankheiten einen tierischen Ursprung. Dennoch ist es in der EU legal, tausende verschiedene Wildtierarten aus freier Natur einzuführen, mit ihnen zu handeln und sie privat zu erwerben.

Die Tierschützer kritisieren, dass nicht nur in der EU, sondern auch in Deutschland, trotz jahrelangen politischen Diskussionen und wissenschaftlichen Studien, keinerlei Vorkehrungen getroffen wurden, den Handel mit Wildtieren strenger zu regulieren: „Die Leidtragenden sind die Tiere, aber ebenso die Auffangstationen und Tierheime, in denen unüberlegt angeschaffte Wildtiere am Ende landen“, sagt Patrick Boncourt, Fachreferent für exotische Wildtiere beim Deutschen Tierschutzbund. „Die Bundesregierung bleibt untätig und setzt noch nicht einmal die Empfehlungen um, welche die von ihr in Auftrag gegebene „EXOPET-Studie“ zu Handel und Haltung exotischer Tiere vorgibt.“

„Hinzu kommt der massive Raubbau an der Natur: Viele der hunderttausend Wildtiere, die jährlich legal in Deutschland gehandelt werden, stammen aus der Wildnis“, erklärt Katharina Lameter von Pro Wildlife. „Obwohl Deutschland einer der wichtigsten Absatzmärkte für exotische Heimtiere in der EU ist, ist der Handel mit Wildtieren kaum reguliert.“ Eine andere aktuelle Studie, die Pro Wildlife im Auftrag des Bundesumweltministeriums und des Bundesamts für Naturschutz zu Ausmaß und Folgen des Handels mit exotischen Tieren, durchgeführt hat, belegt dringenden Handlungsbedarf. Die Umfrage des Savanta ComRes Instituts unter den deutschen Bürgern zeigt außerdem, dass fast alle Befragten (93%) es für falsch halten, Wildtiere in der freien Natur einzufangen, um sie als Haustiere zu halten.

Der Deutsche Tierschutzbund und Pro Wildlife fordern daher gemeinsam mit der Eurogroup for Animals und AAP die Einführung einer EU-weiten Positivliste, die festlegt, welche Tiere sich aus Tier-, Natur- und Artenschutzsicht, aber auch aus Gründen der öffentlichen Sicherheit und Gesundheit überhaupt als Haustiere eignen. Damit hätte man ein präventives Instrument, um Schäden für Tier, Natur und Mensch abzuwenden. Solche Positivlisten wurden bereits erfolgreich in Belgien und Luxemburg eingeführt und werden in den Niederlanden derzeit entwickelt.

Schreibe einen Kommentar

You have to agree to the comment policy.