Das große Futtern

Sie futtern und tun dabei etwas für die Artenvielfalt, die Ziegen und Schafe in der Döberitzer Heide

Wustermark/OT Elstal.   Letzten Dienstag brachte Schäfer Johann Nesges rund 900 Schafe und 150 Ziegen zur Landschaftspflege in Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide. Die knappe Hälfte davon sind Lämmer, die in den Monaten Februar und März zur Welt gekommen sind. Demnächst bringt der Schäfer aus Liedekahle im Kreis Teltow-Fläming weitere 800-1000 Schafe und Ziegen. Ab Mitte Mai fressen dann zwei große Herden mit insgesamt etwa 4000 Schafen und Ziegen auf der Fläche am westlichen Rand von Berlin für den Naturschutz und die Artenvielfalt.

Ziegen in der Döberitzer Heide
Foto: Silvia Passow

Bereits am 1. April hatte Schäfer Johann Nesges eine kleine Gruppe Ziegen und Schafe in die Döberitzer Heide gefahren. Dort sollen die Bio-Mäher zur Landschaftspflege auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz beitragen. Nun gab es Verstärkung für den Arbeitstrupp. Für die Anfahrt stehen die Tiere in mehreren Ebenen in einem Transporter. Mit einem Fahrstuhl gelingen Be- und Entladung, frei von Gedrängel.

Ziegen in der Döberitzer Heide
Foto: Silvia Passow

300 Hektar bis zum Spätherbst

Die Tiere bleiben je nach Futterlage voraussichtlich bis zum Spätherbst. Insgesamt halten die beiden Herden mit je rund 1000 Tieren pro Saison 300 Hektar kurz. Die beiden Herden in der Döberitzer Heide werden von je zwei Schäfern betreut. Die erfahrenen Männer sorgen dafür, dass es den Tieren gut geht. Sie kontrollieren täglich, ob die Schafe und Ziegen gesund sind und sorgen dafür, dass sie immer genug Futter und Wasser haben. Insbesondere die Mutterschafe und Lämmer brauchen viel Aufmerksamkeit.

Tagsüber ziehen sie mit ihnen zu den Weideflächen, abends zäunen sie sie mit einem mobilen Schafzaun ein. Der Zaun steht unter Strom, damit sich kein Tier über Nacht davon macht oder andere Tiere in den Schafpferch eindringen können. In der Döberitzer Heide arbeiten die Schäfer mit Hütehunden, aber ohne die großen Herdenschutzhunde, damit es keine Konflikte mit Wanderern und deren Hunden gibt. Begegnungen mit einem Wolf hat es in der Döberitzer Heide bisher nicht gegeben.

Kuschelnde Ziegen in der Döberitzer Heide
Foto: Silvia Passow

Ideale Landschaftspfleger

Mit ihren Futtervorlieben und ihrer Genügsamkeit sind Schafe und Ziegen ideale Landschaftspfleger für die Trockenrasen und Magerwiesen in der Döberitzer Heide. Der Schäfer hat in seiner Herde Schwarzköpfige Fleischschafe, Heidschnucken und Bentheimer Landschafe sowie schwarze, weiße und braune Edelziegen.

Schäfchen in der Döberitzer Heide
Foto: Silvia Passow

Topfschnitt für Bäume

Die Schafe bevorzugen magere Gräser, die Ziegen knabbern am liebsten an Blättern, kleinen Ästen und dünnen Stämmen. Was man bei sich im Garten nicht so gern hätte, ist in dem weitläufigen Naturschutzgebiet gerade erwünscht. Der Aufwuchs von Bäumen und Sträuchern soll an vielen Stellen verhindert werden, damit die Offenlandschaft für die wärmeliebenden Arten erhalten bleibt. Dort, wo Ziegen gefressen haben, sehen die Bäume wie frisiert aus. Die Äste enden wie beim Topfschnitt alle etwa auf der gleichen Höhe – soweit die Ziegen eben kommen. Um die köstlichen frischen grünen Triebe zu erreichen, stellen die Ziegen sich gern auch mal auf die Hinterbeine. 

Ziegen und Schafe in der Döberitzer Heide
Foto: Silvia Passow

Wertvolle Mäh-Arbeit

Viele seltene Insekten und Vögel bevorzugen die offene und halboffene Landschaft der Döberitzer Heide mit ihren lichten Eichenwäldern und offenen sandigen oder feuchten Flächen. Im Sandboden finden seltene Wildbienen Brutplätze, große und kleine Falter finden passende Nahrung an den Waldrändern. Vögel wie Wiedehopf und Wendehals, Steinschmätzer und Heidelerche, die man in der Agrarlandschaft sonst kaum mehr findet, leben auf der 3650 Hektar großen Fläche in zunehmender Zahl. In den feuchten Bereichen fühlen sich Kranich, Fischotter und die bundesweit stark gefährdete Rotbauchunke wohl. Deshalb genießt Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide als Flora-Fauna-Habitat (FFH) den höchsten europäischen Schutz und ist zu großen Teilen als Vogelschutzgebiet ausgewiesen.

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