Karl der Käfer wurde wieder nicht gefragt

Sind das noch Waldarbeiten oder ist das schon Kahlschlag?

Von Silvia Passow

Paulinenaue/Lindholz.   „Tief im Wald, zwischen Moos und Farn, da lebte ein Käfer mit Namen Karl“, sang 1983 die Gruppe Gänsehaut über Karl den Käfer, der seine Heimat, den Wald, verlor.

„Sein Leben wurde jäh zerstört,

als er ein dumpfes Grollen hört.“ (Aus Karl der Käfer)

Heißt es in dem Protestsong weiter. Auch Ingo Ludwig hörte das Grollen. Er wohnt nahe des Waldes Lindholz. Rund 100 Hektar ausgewiesenes Naturschutzgebiet mit dem Schutzziel den natürlichen Hainbuchen und Stieleichenwald zu erhalten. Dem Areal wird ein guter und hervorragender Erhaltungszustand bescheinigt, sagt Ludwig. Er geht hier regelmäßig spazieren, kennt den Wald wie seine Jackentasche. Hier lädt er normalerweise seine Batterien auf. Doch seit einigen Wochen ist Schluss damit. Denn was Ludwig hier im Wald sieht, ist nicht zum Abspannen und Durchatmen geeignet.

Tiefe Fahrspuren führen derzeit durch das Lindholz. Dabei wird die dünne Schicht Waldboden aufgewühlt und der Boden verdichtet.
Foto: Silvia Passow

Ingo Ludwig hat zum Waldspaziergang geladen. Die Luft ist klar und kühl, der Himmel blau, über unseren Köpfen kreist ein Mäusebussard. „Hinter dem Graben beginnt das Naturschutzgebiet,“ sagt Ludwig. „Es wurde bereits 1961 unter Schutz gestellt, war eines der ersten Schutzgebiete in der DDR“, fügt Ludwig hinzu. Eine große Artenvielfalt macht diesen Wald so besonders, so schützenswert. Heute gehört der Wald zum Fauna-Flora Habitat (FFH) und ist eine Special-Birds-Area (SPA), unterliegt den entsprechenden EU-Richtlinien und ist damit Teil des Natura 2000 Schutzgebietssystem im Land Brandenburg. Hier lebt der streng geschützte Rote Milan, Kolkraben und hier lebt der Hirschkäfer, dessen Bestände seit Jahren zurückgehen.

Im Totholz der Bäume fühlen sich die Larven des Hirschkäfers richtig wohl
Foto: Silvia Passow

Es geht ein Stück durch den Wald, dann stehen wir vor dem, was Ludwig seit Wochen beschäftigt und in gleich mehrfacher Hinsicht als aufwühlend bezeichnet werden kann. Große Bäume liegen herum, entwurzelt, als hätten Riesen Mikado gespielt. Dazwischen große Löcher im Boden. Sie verraten, hier stand, bis zu nicht allzu langer Zeit ein Baum.

Die Baumriesen sind Opfer des Sturms Xavier, der vor über zwei Jahren wütete.
Foto: Silvia Passow

2017 hatte im Lindholz der Sturm Xavier gewütet und reihenweise Bäume zerstört, manche auch komplett entwurzelt. Ludwig zeigt auf die freiliegenden Wurzeln eines solchen Riesens. „Wenn man die Bäume so liegen lässt, bauen Zaunkönige in den geschützten Räumen aus Wurzeln und Gestrüpp ihre Nester“, erläutert Ludwig. Unter den umherliegenden Bäumen können es sich die Larven der seltenen Hirschkäfer gutgehen lassen. Sie lieben das Totholz, erklärt er weiter. Seit 2017 war das auch so, der Wald blieb sich selbst überlassen, Wanderer hatten den Naturlehrpfad, auf dem einer der umgestürzten Bäume lag, solange umgangen, bis sich ein neuer Trampelpfad erschlossen hatte. Doch nun finden seit einigen Wochen Aufräumarbeiten statt. Mehr als zwei Jahre nach dem Sturm wird der Wald aufgeräumt. „Die Besitzerin sagt, sie müsse im Wald für Sicherheit sorgen“, sagt Ludwig. Ein Wald ist keine Flaniermeile, hier muss man als Spaziergänger schon schauen, wo man langläuft und mancherorts weisen an Wäldern auch Schilder darauf hin, „Betreten auf eigene Gefahr“. Nun versteht Ludwig durchaus, dass man die Wege sichert, das ist okay, sagt er. Das Problem ist die Art wie das geschieht und die Frage, warum weitab der Wege, ebenfalls Waldarbeiten erfolgen, sagt er.

Hier könnte ein Zaunkönig nisten
Foto: Silvia Passow

Da wären zunächst die Stubben. Werden diese aus dem Waldboden gezogen, ist das eine deutliche Störung für jegliches Getier, was sich da angesiedelt hat. Mehr noch: „Der Wald hier steht auf einer Sanddüne. Die Walderde reicht etwa 20 Zentimeter tief, darunter ist Sand. Wird der Stubben entfernt, verteilen sich die Walderde und der Sand. Letzterer ist nicht nährstoffreich. Fällt dort der Samen eines Baumes auf den Boden, wird er nicht aufgehen“, erläutert Ludwig. Das Ingo Ludwig so viel über Wälder weiß hat einen Grund, er ist Diplom-Biologe, arbeitet seit dreißig Jahren bei einer Naturschutzbehörde und ist seit vierzig Jahren im Naturschutz aktiv.    

Die Spurrinnen sind tief, Wasser steht darin, was zeigt, wie verdichtet der Boden an den Stellen ist
Foto: Silvia Passow

Diese Mischung der dunklen Erde mit dem hellen zuckrigen Sand, das kann man hier vielerorts sehen. Was den Naturfreund besonders schmerzt, überall sieht man junge Bäume liegen, deren saubere Schnittkante zeigen, sie wurden nicht Opfer eines Sturmes. „Warum?“ fragt Ludwig und schaut kopfschüttelnd auf die kleine Hainbuche, die nun im Laub liegt. Es gibt keinen ersichtlichen Grund, warum der junge Baum abgesägt wurde. Das, was gerade im Lindholz passiert, ist aus Ludwigs Sicht viel mehr als nur die Beseitigung von Sturmschäden. „Hier werden Lebensräume zerstört und das ist etwas, was die FFH Richtlinien so nicht vorsehen“, sagt er.

Wie die Axt im Walde…….
Foto: Silvia Passow

Waldbesitzerin sieht keinen Gesprächsbedarf

Die Besitzerin des Waldstückes lebt in Bayern und bittet darum, ihren Namen nicht zu veröffentlichen. Sie möchte auch sonst nichts über sich oder ihrem Wald veröffentlicht haben, schreibt sie. Sie erklärt weiter, es handle sich um Aufräumarbeiten nach dem Sturm Xavier und somit sei keine weitere Begründung von Nöten.

Überall kann man im Lindholz kleinere Bäume mit glatter Schnittfläche finden
Foto: Silvia Passow

Die Untere Naturschutzbehörde sieht keinen Handlungsbedarf

Ingo Ludwig hat die Untere Naturschutzbehörde (UNB) über die Vorgänge im Lindholz informiert. Der Sprecher des Landkreises schreibt, die UNB habe sich die Sachlage vor Ort angesehen und mit der Eigentümerin gesprochen. „Nach Angaben der Befragten handelt es sich bei den Arbeiten um die Beräumung von Windbruch vom Herbststurm „Xavier“. Bei nachfolgenden, weiteren Kontrollen und Befragungen sind diese Angaben bestätigt worden.“  Es heißt hier weiter, man habe bereits 2017 nach dem Sturm die Betroffenen Eigentümer über das Naturschutzrecht informiert. „Ordnungsgemäße Forstwirtschaft ist nach geltendem Recht zwar auch im Naturschutzgebiet sowie im FFH-Gebiet mit seinen FFH-Lebensraumtypen mit besonders und streng geschützten Arten zulässig, allerdings darf sich dabei der Erhaltungszustand der Lebensraumtypen und der Arten im Gebiet nicht grundsätzlich verschlechtern. Da bisher keine offensichtlichen Zuwiderhandlungen gegen gesetzliche Bestimmungen, zum Beispiel des Besonderen Artenschutzes, festgestellt werden konnten, wurde auf die Anordnung eines Stopps der Arbeiten verzichtet. Dennoch bleibt für die Naturschutzbehörde noch Klärungsbedarf. In jedem Fall werden Eckpunkte für die künftige naturschutzgemäße Bewirtschaftung der Flächen festgelegt“, heißt es hier weiter.

Die „Lichtung“, mit Wegesicherung hat das nicht mehr viel zu tun
Foto: Silvia Passow

„Lärmende Maschinen überrollen den Wald

Übertönen den Gesang der Vögel bald“ (Aus Karl der Käfer)

Wir sind auf einer Lichtung angekommen, früher war das mal Wald. „Das sind rund zweieinhalb Hektar“, sagt Ludwig. Ein Bäumchen steht hier noch etwas verloren. Ludwig sagt: „Spätestens bei der Vor-Ort-Kontrolle hätte klar sein müssen, dass unter Anwendung des strengen Vorsorgegrundsatzes, bereits die Möglichkeit einer erheblichen Beeinträchtigung die Pflicht zur Durchführung einer FFH-Verträglichkeitsprüfung nach § 34 des Bundesnaturschutzgesetztes auslösen muss. Nach meiner Einschätzung ist hier sogar mit Sicherheit von erheblichen Beeinträchtigungen für Lebensraumtypen und Arten auszugehen. Es kommt rechtlich allein darauf an, ob eine Maßnahme zu erheblichen Beeinträchtigungen führen kann, also nicht darauf, dass dies nachweislich tatsächlich so sein wird. Allein die hinreichende Wahrscheinlichkeit des Eintretens erheblicher Beeinträchtigungen genügt, um zunächst die Unzulässigkeit dieser Maßnahmen auszulösen – eine sofortige Anordnung zur Einstellung der Arbeiten wäre also eine adäquate Reaktion gewesen. Da wie bereits erwähnt und leicht im Maßnahmenplan zum Gebiet nachzulesen, flächendeckend der Hirschkäfer im Gebiet vorkommt, verbietet sich allein schon deswegen das Roden der Stubben. Diese Art hat im Larvenstadium seinen Lebensraum in der Totholz-Mulmschicht des Bodens (die obersten 15-40 cm Boden) und ist dringend angewiesen auf verrottendes Holz auf und im Boden.“

Karl der Käfer wurde wieder einmal nicht gefragt.

Corona-Hilfsmaßnahmen auch für Tierheime

Pressemeldung des Deutschen Tierschutzbundes

Der Deutsche Tierschutzbund appelliert an die Bundesregierung und die Länder, bei den heute auch vom Bundesrat beschlossenen Förder- und Hilfsmaßnahmen ausdrücklich den Betrieb von Tierheimen zu berücksichtigen. Der Dachverband, in dem rund 550 Tierheime organsiert sind, hatte sich deshalb mit einem Schreiben an die Wirtschafts- Finanz- und Tierschutzminister*innen der Länder und an die zuständigen Bundesminister*innen gewandt.

„Die Hilfsmaßnahmen für Unternehmen, Freiberufler und Selbständige, die sich derzeit mit existentiellen Sorgen konfrontiert sehen, sind dringend notwendig. Auch die Tierheime in Deutschland unterliegen den Regeln für Geschäftsbetriebe und sollten in der derzeitigen Krise im Rahmen der Förderung auch als solche behandelt werden. Da braucht es eine Klarstellung, die dann auch bindend für die Bundesländer sein muss“, so Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. Der Verband fordert, dass insbesondere die Hilfen in Form von nicht rückzahlbaren Zuschüssen auch für den Tierheimbetrieb angewendet werden können. Mit einem Sofortprogramm solle den betroffenen Tierschutzvereinen, die Tierheime betreiben, schnell und unbürokratisch geholfen werden, damit die Versorgung der Tiere aufrechterhalten werden kann. Unbürokratisch sollten dabei in Notfällen auch tierheimähnliche Einrichtungen berücksichtigt werden.

Corona-Krise stellt Tierheime vor Herausforderungen

Die Tierheime übernehmen mit der Betreuung von Fundtieren und beschlagnahmten Tieren kommunale Aufgaben und tragen maßgeblich dazu bei, das Staatsziel Tierschutz in Deutschland zu verfolgen. Tierschützer*innen helfen aber nicht nur Tieren in Not, sondern auch den Menschen, die ihr Tier lieben, sich aber zum Beispiel aufgrund einer Erkrankung oder behördlich verordneter Quarantänemaßnahmen nicht mehr selbst kümmern können. Ihre wichtigen systemrelevanten Aufgaben können die Tierheime jedoch aufgrund der besonderen Herausforderungen der Corona-Krise nur unter großen Anstrengungen erfüllen. Die sie tragenden Tierschutzvereine geraten zunehmend an ihre finanziellen und personellen Grenzen, auch weil sie durch die jahrzehntelange ungenügende Kostenerstattung für die Übernahme staatlicher Leistungen kaum bis keine Rücklagen bilden konnten. Wie Selbständige und Unternehmen müssen Tierheime Personal und Versicherungen bezahlen, Dienstleistungen in Anspruch nehmen, Bewirtschaftungskosten tragen und Einkäufe tätigen. Ohne die Klarstellung von Bund und Ländern, dass Tierheime wie Unternehmen zu behandeln sind, müssten die Behörden vor Ort in jedem Fall einzeln entscheiden. „Die Tierheime leisten derzeit großartige Arbeit für Tier und Mensch. Die Regeln dürfen nun nicht zu einem Flickenteppich der Hilfe führen. Die tierschützerische Arbeit verdient an jedem Ort der Republik gleichwertige Anerkennung“, so Schröder.

Unabhängig von den Corona-Hilfsmaßnahmen, die absehbar kaum reichen werden, brauchen die Tierheime und Tierschutzvereine dringend Unterstützung. Wer helfen möchte, kann auf das Spendenkonto des Deutschen Tierschutzbundes (IBAN: DE 88 37050198 0000040444), Spendenzweck „Nothilfe für Tierheime“ oder direkt an den örtlichen Tierschutzverein spenden.

Eichhörnchen in Not

Wildtiere erfolgreich aufpäppeln ist eine schöne und anspruchsvolle Aufgabe, der nur Profis wirklich gerecht werden können

Von Silvia Passow

Falkensee. Die fünf rotbraunen, halbnackten Winzlinge schlafen zusammengerollt und aneinandergeschmiegt. Vorsichtig hebt Anne Leistikow eines der nur vierzig Gramm wiegenden Eichhörnchen-Babys aus der wärmenden Umarmung der Geschwister. Leistikow reibt sanft über den Unterbauch des Tieres, stimuliert so die Blase. „In den ersten Wochen können Eichhörnchen nicht allein Urin lassen. Die Mutter hilft ihnen, putzt über den Bauch“, erklärt Leistikow. Bleibt diese Stimulation aus, würde das Baby keinen Urin lassen und versterben. Während Leistikow unbeirrt den kleinen Bauch massiert, quickt der kleine Kerl. Hunger! Auf dem Tisch liegen zwei Spritzen, gefüllt mit einer speziellen Aufzuchtmilch. Als Leistikow eine der Spritzen aufhebt, sieht es aus, als würde der kleine Eichhörnchenbub danach greifen. Quickend nimmt er den Aufsatz, der vorn an der Spritze befestigt ist und das Saugen für ihn erst möglich macht in die winzige Schnute. Ein leises, zufriedenes Schmatzen kündet von tiefer Zufriedenheit. Alle 2-3 Stunden wiederholt sich dieses Ritual, auch des Nachts. Die Tierärztin Anne Leistikow ist Teil des Praxisteam um Sabine Schön, die seit vielen Jahren eine Tierarztpraxis in Falkensee führt. Seit nunmehr achtzehn Jahren kümmert sie sich um verwaiste oder verletzte Eichhörnchen.

Zugegeben, es ist schwer aber nicht unmöglich, hier fünf Eichhorn-Babies zu finden.
Foto: Silvia Passow

Die Fünferbande, die Anne Leistikow vor einigen Tagen aufnahm, ist etwa zwei Wochen alt. Noch haben sie wenig Ähnlichkeit mit den kleinen, rostbraunen Waldkobolden, die spielend bis in die höchsten Baumkronen klettern. Erst in zwei Wochen werden sie ihre dunklen Augen öffnen, die Welt entdecken und unsicher machen. Mit acht Wochen kommen sie in die Innenvoliere, sagt Leistikow und sofern es die Entwicklung zulässt, in die Außenvoliere. Hier werden sie auf ein Leben in Freiheit vorbereitet. Leistikow verabschiedet sich dann allmählich aus dem Leben ihrer Schützlinge. Sie bekommen die Möglichkeit die Voliere zu verlassen. Für einige Zeit lässt Leistikow ihnen die Möglichkeit der Rückkehr. Doch irgendwann folgen alle dem Ruf der Natur, dann darf frei leben, was auch frei geboren wurde. Ein schwerer Moment? Leistikow nickt und lächelt. „Und ein notwendiger. Eichhörnchen sind keine Haustiere.“

Bevor es etwas zu trinken gibt, hilft Anne Leistikow dem kleinen Fratz beim Pippi lassen
Foto: Silvia Passow

Verwaiste Jungtiere suchen aktiv Hilfe

Verwaiste Eichhörnchenjunge suchen Hilfe beim Menschen. Sie folgen ihm, klettern auch schon mal an Hosenbeinen hoch. Für den Menschen birgt dieses Verhalten keinerlei Gefahr. Ganz anders für das Eichhörnchen. Es zeigt dieses Verhalten nur in allerhöchster Not. Vor Tollwut muss man sich dabei kaum fürchten, Deutschland gilt als frei von der terrestrischen Tollwut. Sofern das Tier aus dem Babyalter hinaus ist, sollte man sich dennoch vor Bissen schützen und Handschuhe oder ein dickes Stück Stoff zum Aufnehmen des Tieres zur Hilfe nehmen. Wird ein Jungtier gefunden, dass nicht auf sich aufmerksam machte, kann es sinnvoll sein, den Versuch einer Familienrückführung zu unternehmen. Hierfür das Jungtier vor Fressfeinden wie Katzen oder Krähen schützen. Gelingt dies nicht wird empfohlen nach Geschwisterkindern zu suchen. Die meisten Würfe umfassen zwei bis sechs Jungtiere, es ist ratsam, die Suche auch auf den Folgetag auszuweiten. Ist das Jungtier gerettet, gut warmhalten und mit Flüssigkeit versorgen. Optimal sind hierfür 200 ml abgekochtes Wasser oder Fencheltee mit zwei Teelöffeln Zucker oder Traubenzucker. Keine Milch geben! Unbedingt Fachleute, zum Beispiel Eichhörnchen Notruf anrufen. Auf keinen Fall das Tier einfach behalten. Die Pflege gehört in professionelle Hände!    

 

Nun gibt schon endlich her, der kleine Kerl hat sichtbar Hunger
Foto: Silvia Passow

Der Eichhornfreundliche Garten

Wasser in Eimern, Gießkannen, Regentonnen und Pools abdecken oder mit einer Kletterhilfe, ein Stock oder ein Tau versehen, damit hineingefallene Tier nicht ertrinken. Auf Pflanzenschutzmittel und künstliche Dünger verzichten. Was den Eichhorngaumen mundet erfährt man auf der Seite des Eichhörnchen Notrufes, dazu gibt es Beispiele für hübsche Futterhäuser. Neben der Unfallgefahr im Garten und den natürlichen Feinden, ist es der Mensch, der den Tieren das Leben schwer macht. Die kleinen Akrobaten werden überfahren. „In den letzten Jahren nehmen die Knochenbrüche deutlich zu“, sagt Leistikow. Als mögliche Ursache hierfür nennt sie die Orte, an denen sich die Tiere niederlassen und ihre Kobel bauen. „Wenn die Bäume fehlen, weichen die Eichhörnchen auch schon mal auf Hauswände oder Jalousien-Kästen aus“, sagt Leistikow. Diese Orte werden gerade den Jungtieren schnell zum Verhängnis.   

Anne Leistikow hat ein großes Herz für kleine Tiere
Foto: Silvia Passow

Ganz besonders im Frühjahr die Augen nach verwaisten Eichhörnchen offenhalten, das wäre Leistikows Bitte. Wer ein Eichhörnchen in Not findet, kann sich an den bundesweit tätigen Eichhörnchen Notruf wenden. Hier kann man auch erfahren, wo sich die nächste fachkundige Aufnahmestelle für Eichhörnchen befindet.

Kontakt Eichhörnchen Notruf e.V.:  Telefon: 0700 2002 0012, weitere Infos unter: www.eichhoernchen-notruf.com

Mehr zur Tierarztpraxis Sabine Schön in Falkensee: www.tierarzt-schoen.de

Tierärztin Sabine Schön gehört die Falkenseer Praxis. Neben Anne Leistikow (rechts), die in der Praxis auch die Eichhörnchen versorgen darf, gehört noch Tierärztin Alexandra Kahl (links) zum Team.
Im April finden übrigens die Kaninchenimpftage statt. Hoppelhasen können hier Kostenreduziert ihre Impfung erhalten.

Stadttauben droht Hungertod durch Corona-Krise

Pressemeldung des deutschen Tierschutzbundes vom 24.März

Deutscher Tierschutzbund fordert Fütterungsstellen

Das Coronavirus sorgt derzeit für menschenleere Innenstädte und bedroht damit auch das Leben der Stadttauben. Der Deutsche Tierschutzbund befürchtet, dass tausende Tiere elend verhungern werden, da durch die Schließung von Restaurants, Cafés und Imbissbuden weniger Essensreste anfallen, die den Tauben als Nahrungsgrundlage dienen. Mit dem Appell, die Versorgung der Stadttauben sicherzustellen, richtet sich der Verband daher an die Städte – insbesondere an jene, die bislang noch kein wirksames Taubenmanagement etabliert haben.

„Da Tauben sehr standorttreu sind, werden sie die Innenstädte nicht verlassen und verhungern, wenn ihnen nicht bald Nahrung zur Verfügung gestellt wird. Da gerade Brutsaison ist, werden auch viele Jungtiere in den Nestern sterben, wenn ihre Eltern sie nicht mehr füttern können“, warnt Leonie Weltgen, Fachreferentin für Artenschutz beim Deutschen Tierschutzbund. „Uns ist klar, dass die große Zahl an Stadttauben vielerorts ein Problem ist. Dass die Tiere nun qualvoll verenden, dürfen die Städte aber nicht zulassen. Die Vorfahren der Stadttauben wurden einst vom Menschen gezüchtet – wir tragen also eine besondere Verantwortung für diese Tiere.“

Der Deutsche Tierschutzbund fordert die Städte in der aktuellen Situation dazu auf, ausreichend kontrollierte Fütterungsstellen einzurichten, an denen den Tauben artgerechtes Futter, wie Mais, Körner oder Sämereien zur Verfügung gestellt wird. Für die Versorgung der Tiere könnte die Stadt Einzelpersonen beauftragen – Mitarbeiter*innen des Ordnungsamts, Tierschützer*innen oder andere freiwillige Helfer*innen. Allgemeine Fütterungsverbote, wie sie in vielen Städten gelten, sind ohne ein alternatives Futterangebot aus Tierschutzsicht generell tierschutzwidrig. In der aktuellen Notsituation wäre zu empfehlen, Verstöße gegen Fütterungsverbote ausnahmsweise nicht zu verfolgen, sofern artgemäßes Futter verwendet wird. „Die Tiere vor dem drohenden Hungertod zu bewahren muss jetzt oberstes Gebot sein“, so Weltgen.

Fehlendes Management wird Tauben zum Verhängnis

Weil die Nahrung der Stadttauben auch unter normalen Bedingungen rar und nicht artgerecht ist, drängt der Deutsche Tierschutzbund im Rahmen seiner Kampagne #RespektTaube auf ein wirksames Taubenmanagement. „Im Idealfall erhalten die Tiere in dafür errichteten Taubenschlägen Nahrung und Wasser, außerdem werden ihnen Nistplätze zur Verfügung gestellt. Gelegte Eier können hier durch Gips-Attrappen ausgetauscht und die Zahl der Tauben so tierschutzgerecht reduziert werden“, erklärt Weltgen. „In Zeiten von Corona muss den Tauben jetzt zumindest Nahrung zur Verfügung gestellt werden, damit ihnen die Untätigkeit der meisten Städte in den letzten Jahren nicht zum Verhängnis wird.“

Mehr Infos: www.tierschutzbund.de/taubenschutz

Tiere leiden in Corona-Megastaus

Pressemeldung des Deutschen Tierschutzbundes vom 19.März

Deutscher Tierschutzbund fordert Transportstopp

Angesichts der Rückstaus von Fahrzeugen an den Grenzen fordert der Deutsche Tierschutzbund ein Ende der Langstreckentransporte von lebenden Tieren. In dem Megastau auf der A4 an der deutsch-polnischen Grenze, aber auch an der Grenze von Polen zu Litauen oder in Kroatien hängen Tiertransporter aufgrund der verschärften Grenzkontrollen derzeit stunden- bzw. tagelang fest. Für die Tiere ist die Situation mit enormem Stress verbunden. Ihnen fehlt es an Wasser und Futter, Kühe können nicht gemolken werden und sie stehen in ihren Exkrementen, da die Einstreu nicht erneuert und die Tiere nicht abgeladen werden können.

„Schon unter normalen Umständen sind Lebendtiertransporte quer durch Europa und die Welt eine Tortur für die Tiere. Kommt es zu Störungen im Ablauf, wie es jetzt in Zeiten von Corona der Fall ist, werden es Höllenfahrten. Es braucht generell einen Stopp der Langstreckentransporte. Angesichts der dramatischen Lage muss man sofort damit beginnen“, fordert Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. „Wenn Tiere leiden, Kühe vor Schmerzen schreien, weil sie nicht gemolken werden können, sollte jedem klar sein: Tiere sind keine Ware, es sind Lebewesen. Die momentane Situation zeigt uns deutlich, wie viele Tiere ständig über tausende an Kilometern transportiert werden.“

Der Deutsche Tierschutzbund hat sich gemeinsam mit anderen europäischen Tierschutzorganisationen in einem Brief an die EU-Kommission gewandt und diese aufgefordert, Tiertransporte aufgrund der aktuellen Situation auszusetzen. Tierschutz-Gründe, aber auch die Gefahr einer Corona-Ausbreitung durch die Fahrer, sprechen deutlich gegen eine Fortführung der Transporte. Aus Tierschutzsicht muss es grundsätzlich das Ziel sein, Lebendtiertransporte ganz abzuschaffen.

Ein neues Heim für Adebar

Und ein ganzes Dorf flechtet mit am Storchenhorst

Von Silvia Passow                 Priort/Havelland

Auf der Wiese herrscht rege Betriebsamkeit. Sieht so aus, als wäre das ganze Dorf auf den Beinen. Kinder tollen umher, ein Hund springt durch das feuchte Gras, die erwachsenen Dorfbewohner haben sich um das Storchennest versammelt, oder besser das, was ein schöner, wohnlicher Storchenhorst werden soll. Bereits am Morgen hatten die fleißigen Helfer vom Bauhof die Storchenbehausung mit Hilfe einer Hebebühne vom ehemaligen Strommast nach unten transportiert. Und dort stehen sie nun, die Jungen, die Älteren und flechten und sammelt Äste und Reisig auf. Derweil wird am Mast eine halbmondförmige Traverse angebracht, eine halbe Stunde später eine weitere. Daran werden unterhalb des Horstes Nistkästen für Gartenrotschwanz, Meise und Star angebracht. „Und darunter kommen dann noch Kästen für Fledermäuse“, erklärt Jens Kroischke, Leiter des Bauhofes und gerade emsig auf der Wiese unterwegs. Hier entsteht so eine Art Etagenwohnen für geflügelte Lebewesen, wobei die noble Dachgeschosswohnung mit der grandiosen Aussicht an Familie Adebar geht. Das allein ist schon schön, viel schöner ist, hier hat sich ein ganzes Dorf getroffen, um dem Storch eine gemütliche Bleibe zu schaffen.

Von hier oben hat der Storch eine prima Aussicht
Foto: Silvia Passow

Ein ganzes Dorf macht mit

Ein Zelt steht auf der Wiese, Kuchen wurden gebacken, es gibt Tee und Kaffee, die Kinder halten Stockbrot ins Feuer und später wird es auch Suppe geben. Die Priorter bauen gemeinsam am Storchennest und sie machen ein kleines Dorffest daraus. „Ich will positive Sachen befördern“, sagt Sylvia Gehrke. Wenn der Storch in den Horst zieht, wird das sicher ein tolles Gefühl sein sagt sie, bückt sich und sammelt weiterer Zweige auf.

Mit der Hebebühne auf Storchen Niveau
Foto: Silvia Passow

Optimale Wohngegend

2003 wurde der Horst in Priort ebenfalls von den Dorfbewohnern, als ein Projekt des Vereins MEMORIA PRIORT auf den ehemaligen Strommast gesetzt. Und schon ein Jahr später zog ein Storchenpaar ein. Das Paar blieb ohne Jungen und in den Folgejahren kamen zwar hin und wieder Störche, es wurde aber keines der Paare im Horst heimisch, weiß Claudia Jörg, die Storchenbeauftragte des NABU in der Region. Der Horst zerfiel, was schade ist, denn die Umgebung hat für einen Storch durchaus etwas zu bieten. Störche haben ein Revier von 3 Kilometer im Umkreis, sagt Jörg. Rund um den Horst gibt es extensiv bewirtschaftete Wiesenflächen, auf denen der Storch findet, was er gern verspeist. Regenwürmer, Mäuse, Frösche, anderes Kleingetier und auch Gewässer, gibt es in der Nähe. 

gemeinsam wird der Horst grundsaniert
Foto: Silvia Passow

Treffen der Generationen

„Dieter, willste hier mal abknippern?“ Gemeint ist Dieter Stark aus Falkensee, Schirmmütze mit NABU-Schriftzug auf dem Kopf, dieser ist tief über den Horst gebeugt. Mit geübten Fingern flechtet er, knipst die Enden der Ästchen mit der Zange ab. Der 83jährige ist sichtbar in seinem Element. Seit 1977 zählte er Störche im Osthavelland, beringte die Tiere, führte Buch. 2015 übergab er seine Tätigkeit an Claudia Jörg, kommt aber immer noch gern dazu, wenn es um die Störche geht. Schon zu DDR-Zeiten, waren er und seine Ehefrau Ursula im Naturschutz aktiv. „1934 wurden in Deutschland zum ersten Mal die Störche gezählt“, sagt Ursula Stark. „1962 zählte man im Altkreis Nauen (entspricht in etwa dem Osthavelland) dreizehn Storchennester“, sagt sie weiter.

Claudia Jörg und Dieter Stark
Foto: Silvia Passow

Weniger Weißstörche in Brandenburg

32 Storchenpaare wurden im letzten Jahr vom NABU im Osthavelland gesichtet. Davon haben 22 Paare erfolgreich Jungtiere aufgezogen. 2018 waren es 29 Storchenpaare, von denen 23 Paare eine erfolgreiche Aufzucht von Jungtieren bescheinigt wurde. Zwei bis drei Jungstörche in einem Horst liegen im Durchschnitt, gab es 2018 noch drei Storcheneltern die sogar vier Jungvögel aufzogen, war dies 2019 nur einem Storchenpaar in Brädikow vergönnt.

Pferdemist schafft Gemütlichkeit im Horst, zumindest wenn man Storch ist
Foto: Silvia Passow

7526 Storchenpaare wurden 2019 in Deutschland gezählt. Dabei fiel ein starker Zuwachs bei den sogenannten Westziehern auf. Also Störche, die in den westdeutschen Bundesländern ankommen. In den Ostdeutschen Ländern, also bei den Ostziehern, wurden Rückgänge verzeichnet. Brandenburg ist das Land mit der größten Population an Weißstörchen in Deutschland. 2014 gilt als Rekordjahr bei den gezählten Storchenpaaren. 1424 Paare wurden in dem Bestjahr gezählt. 2019 waren es 1189 Storchenpaare im Land, also ein deutlicher Rückgang. Davon hatten 871 Paare Nachwuchs und der NABU konnte 1969 flügge Jungvögel zählen.

Geschafft, der Rest wird oben vollendet, sonst wird der Horst zu schwer
Foto: Silvia Passow

Richtig gemütlich ist es erst mit Pferdemist

Mit etwa hundert Kilo Gewicht ist der Horst in Priort ein echtes Leichtgewicht. 1,5-2 Tonnen kann ein Storchenhorst auf die Waage bringen. Für die Wohnlichkeit im Nest sorgt ein großer Eimer Pferdemist. Pferdeäpfel schleppen die Störche auch selbst gern ins Nest, sagt Claudia Jörg. „Sie formen aber keine Kuhlen daraus, sondern trampeln den Mist regelrecht platt, wie eine Matratze“, erklärt sie weiter. Bevor der Mist in den Horst kommt, wird unten weiter geflochten und hoch oben schrauben die Mitarbeiter vom Bauhof die Nistkästen für die kleineren Vögel am ehemaligen Strommast an. Und dann halten plötzlich alle inne, alle Augen sind nach oben gerichtet. „Schaut mal, Störche!“ ruft jemand. Und tatsächlich fliegt ein Weißstorchpaar vorbei, recht tief sogar, als würden sie sich die neue Behausung schon einmal anschauen wollen. In Buchow-Karpzow ist der nächste Storchenhorst, Jörg vermutet, das Pärchen komme von dort. Tatsächlich hatte sich bereits in Ketzin ein Storch sehen lassen und auch bei Oranienburg wurden die ersten Störche gesichtet. Ein wenig früh, normalerweise kommen sie Ende März/Anfang April. Anderseits, wenn es um den Erstbezug einer solch schicken Unterkunft, wie in Priort geht, sollte man, auch als Storch, nicht bummeln.

Alles frisch

Die Marktschwärmerei Schönwalde feiert bald ersten Geburtstag, dabei steht sie weiter für frischen Genuss von Nebenan

Von Silvia Passow

Schönwalde-Glien/OT Dorf.   Kräftige Grüntöne bestimmen das Bild am Stand von Angelika Glawe. Sie hat frischen Postelein, auch Winterportulak, Kuba-Spinat oder Tellerkraut genannt, dabei. Die zarten grünen Blätter enthalten Vitamin C, Magnesium, Kalzium und Eisen und nur wenig vom unerwünschten Nitrat. Klingt gesund und ist es auch und wer nun auf den Geschmack gekommen ist, sollte unbedingt auch mal Gundermann, Vogelmiere und Löwenzahn probieren. Alles in der Luch-Gärtnerei von Glawe erhältlich oder eben auch bei der Marktschwärmerei. Auch der pikant-würzige Bärlauch ist schon da, schmackhafte Gaben der Natur, die auf den Frühling einstimmen. Dazu die Vertreter der kühlen Jahreszeit, Rosenkohl zum Beispiel. Glawe hat aber auch Kürbisse dabei und Pilze und Äpfel und Birnen und den Saft ihrer Früchte.

Angelika Glawe von der Luchgärtnerei zeigt ihre Schätze
Foto: Silvia Passow

Draußen erwacht die Natur, nach einem nicht allzu harten und langen Winter. Hier drinnen, in der alten Gutshalle auf dem Landgut Schönwalde, erwacht die Lust auf die kulinarischen Freuden des noch jungen Jahres. Dazu die haltbar gemachten und verarbeiteten Kostbarkeiten wie Wurst, Brühe, Tees, Marmeladen und Olivenöl. Sascha Kraatz ist da und hat frische Eier von seinem Hof dabei. Und Hausherrin Ingeborg Schwenger verteilt die vorbestellten Backwaren. Gutes vom Angus-Rind von der „Schwarzen Kuh“ kann erworben werden. Es gibt Wildspezialitäten vom Försterhof Görlsdorf. Hier steht Werner Hofer am Stand, berichtet über den Jäger, der die Tiere selbst erlegt, Damwild und Rotwild. Heute ist Hofer in Doppelfunktion dabei. Hofer ist einmal im Monat zu Gast, denn seine mitgebrachten Waren entsprechen nicht ganz dem Prinzip der Marktschwärmer. Hierbei geht es um einen Markplatz für regionale Produkte. Hofer hat Waren aus Südspanien dabei, die er sonst dort auf Marktschwärmereien verkauft, wie er sagt.

Kostproben erhalten nicht nur die Freundschaft, sie erweitern auch den Geschmacks-Horizont
Foto: Silvia Passow

Das Prinzip der Marktschwärmerei kommt ursprünglich aus Frankreich und hat sich inzwischen über weite Teile Europas verbreitet. Um auf diese Art regional einzukaufen, meldet man sich zunächst bei einer Schwärmerei an. Zunächst geht es dann auf den virtuellen Marktplatz im Netz. Hier kann das Angebot angeschaut und die Ware bestellt werden. Abgeholt wird sie dann an einem festgelegten Ort, zu einer festgelegten Zeit. In dem Fall wäre das Freitag von 16-18 Uhr auf dem Landgut Schönwalde.

Frische die den Appetit weckt
Foto: Silvia Passow

Initiatorin und leidenschaftliche Verfechterin für gesundes Essen ist Ingeborg Schwenger, die das Landgut bewirtschaftet. In dem einem Jahr hat ihre Schwärmerei fast 700 Mitglieder gewonnen.

Haben viel Spaß beim Marktschwärmen: Werner Hofer, Ingeborg Schwenger, Angelika Luch und vor Sascha Kraatz
Foto: Silvia Passow

Geburtstag gefeiert wird am Freitag, 3. April, mit frischen Genüssen für alle Sinne, Kostproben und einer Portion Land-Atmosphäre zum Einstieg in ein wohliges Wochenende. Geheimtipp der Autorin: Unbedingt den Ziegen-Tilsiter probieren. Ein Traum, würzig, mild und kein bisschen streng.

Eine Wohngemeinschaft in luftiger Höhe

Pilotprojekt gegen den Wohnraummangel der Dohlen gestartet

Von Silvia Passow

Nauen/Börnicke.  Da stand diese Luxusunterkunft, geräumig, kuschlig, zentrumsnah, eine Weile leer und schwupp, hatten sich neue Bewohner eingenistet. In dem Nistkasten für Schleiereulen, in der Dorfkirche in Börnicke, hatten sich Dohlen eingerichtet. In der Kirche gibt es neben den Nistkasten für die Schleiereule auch vier Nistkästen für Dohlen. Offenbar reicht das nicht mehr aus, benötigen die Dohlen mehr Nistplätze. Ein größeres Angebot könnte dazu führen, dass die kleinen Dohlen den großen Nistkasten wieder den Schleiereulen überlassen, so der Gedanke von Konrad Bauer, Naturschützer beim NABU und Experte für die Turmvögel im Osthavelland. Nur woher nehmen? Die Dohle lebt nicht gern allein, sie liebt Gesellschaft. Und nicht jeder Platz ist gleichermaßen gut geeignet. Neben einer freundlichen Nachbarschaft lieben Dohlen ein Zimmer mit Ausblick, schön hoch gelegen sollte es sein.

Drei-Wetter-Fest, die Nistkästen für die Dohlen in Börnicke
Foto: Silvia Passow

Auch Störche lieben die weite Aussicht. Auch sie nisten gern weit oben, auf Türmen oder Schornsteinen und manche ihrer riesigen Nester, Horst genannt, stehen auf hohen Masten. So auch in Börnicke, unweit der Kirche. Bauers Idee, unter das Storchennest vier Nistkästen für Dohlen anbringen. „Ein Pilotprojekt“, sagt er. Sollten die Dohlen die Nistkästen annehmen, könnte das Projekt dabei helfen, die gefährdete Vogelart in Brandenburg wieder anzusiedeln. Immerhin hatte es in der benachbarten Kirche im letzten Jahr neun Jungdohlen gegeben.

Und der Storch? „Den stört das nicht“, sagt Claudia Jörg, Storchenbetreuerin beim NABU. Sie weist mit der Hand hinauf. Oben toben Spatzen auf dem riesigen Horst. Das ist normal, Spatzen nisten dort und manchmal gehen auch Stare mit in den Horst, sagt Jörg. 2006 wurde der Horst erreichtet, sagt Jörg. Der Horst wurde von den Störchen angenommen, sieben Jahre lang wurden hier erfolgreich Jungstörche aufgezogen. 2019 blieb das Storchenpaar ohne Nachwuchs, berichtet Jörg.  

Hoch hinaus geht es für die Dohlennistkästen
Foto: Silvia Passow

Unterstützung kommt von der Feuerwehr

Um die vier Nistkästen für die Dohle in luftiger an den Mast zu befestigen, bekam Bauer viel Unterstützung. Die Nistkästen, wieder in der Tischlerei von Sinalkol in Nauen gefertigt, mussten diesmal wetterfest sein. Die Metallhalterungen fertigten ein Schlosser und ein Schweißer im Ruhestand an. Zu guter Letzt kam die freiwillige Feuerwehr zum Einsatz. Man stellte nicht nur die besonders lange Leiter zur Verfügung, die Kameraden kletterten auch hinauf und brachten erst die Halterungen und dann die Nistkästen an. Es dauerte keine Stunde und die Nistkästen hingen an ihrem Platz. Die Spatzen schauten schon mal neugierig vorbei und von Weitem identifizierte Jörg den Ruf einer Dohle. Letztere müssen jetzt nur noch einziehen. Ob die Kästen angenommen werden und wie viele Jungtiere von hier ihren Weg ins Leben starten, werden Bauer und sein Team regelmäßig in Augenschein nehmen.

Dohlen wohnen gern in netter Nachbarschaft.
Foto: Silvia Passow


Etagenwohnungen sind auch für Wildvögel im Kommen
Foto: Silvia Passow

Hier gibts was für die Katz

Seit einem Jahr unterstützt der Verein „Sonnenzeiten für Tiere“ bedürftige Tierbesitzer mit Futterspenden. Am 11. März feiert die Tiertafel Falkensee ihren ersten Geburtstag

Als Petra Birkholz im letzten Jahr anfing, auf dem Gelände der Tafel Falkensee Futterspenden zu verteilen, war ihre Klientel noch überschaubar. Da stand Birkholz, Vorsitzende und Gründerin des Vereins „Sonnenzeiten für Tiere“ noch allein an ihrem „Gabentisch“. „Mit fünf Kunden fing es an“, sagt sie. Inzwischen sind es rund 60 Bedürftige, die bei ihr regelmäßig, Futter für ihre tierischen Familienmitglieder, holen. Kostenlos, das Projekt ist spendenfinanziert. Etwa fünfzig Hunde und ebenso viele Katzen, zehn Nager und siebzehn Ziervögel, wie Sittiche werden durch Birkholz und ihre Tiertafel versorgt. Das klappt nicht immer, wie von ihr gewünscht. „Wir möchten den Leuten bei ihrem Besuch Futter für drei Tage mitgeben“, sagt sie. Doch allzu oft ist es weniger, reichen die gespendeten Dosen, Tüten und Schälchen nicht. Besonders Nassfutter ist knapp. „Das ist traurig, wenn jemand aus Elstal extra hierherkommt und dann nur eine Dose mitnehmen kann“, sagt Birkholz. Tatsächlich kommen finanzschwache Tierbesitzer aus Falkensee, Elstal, Dallgow, Ketzin und Schönwalde zu den Ausgaben für das Tierfutter.

Doch nicht nur bei den Kunden gab es Zuwachs, auch der Verein ist gewachsen, hat neue Mitglieder aufgenommen. Weitere Mitglieder sind willkommen. „Die Tätigkeiten, mit denen man sich hier am Tier- und Naturschutz beteiligen kann, sind vielfältig“, sagt Beate Henke, die ebenfalls im Verein aktiv ist.  Neben dem Entleeren der Spendenbehälter, werden Ehrenamtliche zum Flyer verteilen gesucht. Bei der Ausgabe des Tierfutters wird Verstärkung gesucht, handwerkliche Tätigkeiten wie Kratzbaum aufbauen oder reparieren oder Vogelhäuschen bauen sind auch gefragt. Beim Sortieren der eingegangen Futterspenden kann geholfen werden und die Truppe könnte noch einen PC-Künstler brauchen.

Beate Henke, Petra Birkholz und Silka Frotscher verteilen auf dem Gelände der Tafel Falkensee auch Tierfutter und Heimtierzubedarf
Foto: Silvia Passow

Birkholz sagt, sie würden sich auch über eine zentrumsnahe Ausgabestelle freuen. Mit einem Lagerraum, denn momentan muss das Futter und tierische Zubehör zur Ausgabestelle bei der Tafel gefahren werden.

Futter kann direkt beim Vereinssitz in der Rembrandtstraße, in die von der Straße zugänglichen Spendenbox, abgegeben werden. Eine weitere Box befindet sich im Futtersilo. Mehr Informationen zum Verein unter: www.sonnenzeiten-ev.de Achtung Heimtierbesitzer: Der Verein sucht gerade ein Maskottchen, Foto einschicken und mit etwas Glück, wird der Liebling „Schnauze des Jahres“ bei den Sonnenzeiten für Tiere.

Der Wisent und der Wiedehopf

Die Sielmann-Stiftung wendet sich zum internationalen Tag des Artenschutzes mit einer Pressemitteilung an die Öffentlichkeit

Morgen am 3. März ist internationaler Tag des Artenschutzes. Weltweit sind eine Million Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht. Im Kampf um die Artenvielfalt setzen Naturschützer aufwendige Projekte für einzelne Arten um. Vor den Toren Berlins begann vor 16 Jahren eins der größten Erhaltungsprojekte für den Wisent – initiiert und betreut von einer privaten Stiftung. Welche Rolle spielen solche Projekte im Kampf gegen das Artensterben?

2.600 Fußballfelder für den Wisent

Seit 2004 begleiten Naturschützer vor den Toren der Bundeshauptstadt das größte Projekt zum Schutz des Wisents in Deutschland. In der etwa 1.800 Hektar großen Kernzone von Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide, einem ehemaligen Truppenübungsplatz, leben heute etwa 90 Tiere. Die urigen Kolosse waren Anfang des 20. Jahrhunderts in Mitteleuropa in freier Wildbahn ausgestorben. Bei der Zucht der Wisente auf dieser Fläche im dicht besiedelten Mitteleuropa geht es vorrangig um den Arterhalt. Alle Bemühungen müssen allerdings zu der Frage führen, wie das auch außerhalb umzäunter Gebiete gelingen kann. Denn das Ziel ist, in der freien Landschaft überlebensfähige Populationen aufzubauen. Wozu, fragt sich sicher der ein oder andere? Die Antwort ist simpel: um die Artenvielfalt zu bewahren.

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Bis zu 9.000 Tiere in einem Kothaufen

Ausgewachsene Wisente benötigen 30 bis 60 Kilogramm pflanzliche Nahrung am Tag. Entsprechend viel kommt hinten aus einem Wisent auch wieder raus. In Wisentkot wurden 35 verschiedene Dungkäferarten nachgewiesen. In manchem Haufen leben bis zu 9.000 Individuen. In Mitteleuropa gibt es etwa 100 Dungkäferarten. 45 % aller in Deutschland vorkommenden Arten werden als mindestens gefährdet eingestuft. Der Wiedehopf füttert seine Küken bevorzugt mit äußerst proteinreicher Nahrung. Dicke Mistkäfer und fette Käferlarven gehören dazu. Fehlen die Haufen der großen Säugetiere in der Landschaft, fehlt auch Nahrung für Vögel. Und weil der Wisent, wo er geht und steht, knabbert, zupft, knickt, scharrt und schubbert, schafft er für Kräuter und Co. gleich noch den passenden Lebensraum. Nach einem ausgiebigen Sandbad eines Wisents nutzen diverse Wildbienenarten den offenen Boden, um ihre Niströhren anzulegen. Verschreibt sich einer der Kolosse eine Schlammpackung, hält er kleine Tümpel für die Urzeitkrebse offen. Überschüssige Energie werden sie los, indem sie junge Bäume und Gebüsche „kaputt spielen“. Sie gestalten ihren Lebensraum aktiv und schaffen ein Mosaik verschiedener Biotope, in denen wiederum viele verschiedene Pflanzen und Tiere vorkommen. Große Säugetiere in der Landschaft sind neben einer nachhaltigen Landschaftsnutzung und dem Schutz von Lebensräumen ein Baustein, um den Verlust der biologischen Vielfalt aufzuhalten – denn sie erfüllen Schlüsselaufgaben in den Ökosystemen. In der freien Landschaft sind all diese Prozesse unterbrochen, denn bis auf den Rothirsch, kommen keine großen Pflanzenfresser mehr vor. Selbst dieser wird nur in sogenannten Rothirschbezirken geduldet. Außerhalb werden die Tiere, aus Angst vor Schäden am Wirtschaftswald nur in geringer Anzahl geduldet und entsprechend bejagt.#

Foto: Pixabay

Artenschutz kommt an seine Grenzen

Eine Erkenntnis aus dem Projekt in der Döberitzer Heide ist, dass die Tiere ihre ursprünglichen Verhaltensweisen wiedererlernt haben. Die ersten Tiere kamen aus Gehegen, in denen sie kaum Gelegenheit hatten, das natürliche Verhalten auszuleben. Das typische Verhalten großer Pflanzenfresser und die Auswirkungen auf ihren Lebensraum können bestmöglich auf großen Flächen beobachtet werden. Doch auch das Projekt der Heinz Sielmann Stiftung hat Grenzen. Im Norden verläuft die Bundesstraße 5, im Osten die Bundesstraße 2, im Westen die Autobahn 10, und südlich beginnt etwa mit dem Sacrow-Paretzer-Kanal die Potsdamer Stadtgrenze. Zwei Elektrozäune und ein Drahtzaun trennen die bis zu 1.000 Kilogramm schweren Tiere von Spaziergängern, LKWs und Autos.

Foto: Silvia Passow

Artenvielfalt: Das Netz des Lebens, das uns trägt

Wisente und andere große Pflanzenfresser sind Schlüsselarten und Botschafter für die biologische Vielfalt. Wir müssen Artenvielfalt als Netz verstehen, das uns und unsere Lebensweise trägt. Mit jeder Art, vom Dungkäfer bis zum Wisent, die verschwindet, wird das Netz löchriger. Ab einem gewissen Punkt trägt es uns nicht mehr. Dann können wir uns nicht mehr darauf verlassen, dass die über lange Zeiträume eingespielten Prozesse in der Natur uns auch weiterhin mit Nahrung, sauberer Luft und klarem Trinkwasser versorgen. Unsere Gesellschaft muss sich mit der Frage auseinandersetzen, ob sie sich als Teil der Natur versteht oder gegen sie arbeitet. Schon um unserer selbst Willen müssen wir Natur ihren Raum zugestehen und ein Miteinander ermöglichen. Es ist eine zutiefst ethische Frage, wie wir mit anderen Lebewesen umgehen.

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Die Wisente in Deutschland sind Stellvertreter für eine bedrohte Vielfalt, ohne die auch wir Menschen nicht überleben können. Zum internationalen Tag der Artenvielfalt sollen Politik, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und jede/r Einzelne an ihre Verantwortung erinnert werden.