Turmfalken bekommen eine Unterkunft

Auch die Kirche in Buchow-Karpzow hat nun einen Nistkasten für Turmfalken

Von Silvia Passow

Wustermark/OT Buchow-Karpzow.  Balzende Turmfalken-Pärchen hat Konrad Bauer bereits in der Umgebung, der rund 250 Jahre alten Dorfkirche in Buchow-Karpzow, gesehen. Auch der rund 19 Meter hohe Kirchturm war dem Naturschützer des NABU (Naturschutzbund) schon oft aufgefallen. Konrad Bauer kümmert sich um die Turmvögel im Osthavelland. Er bringt Nistkästen in Kirchtürmen, Trafohäuschen und Scheunen an, bessert aus und repariert diese, wenn notwendig. Er kontrolliert die Gelege, zählt die Eier, freut sich, wenn die Küken schlüpfen und noch mehr, wenn die Jungvögel flügge werden. Auf diese Art lernt man die Kirchen im Osthavelland auch kennen und die in Buchow-Karpzow gehört zu jenen Kirchen, in denen Bauer bisher noch keine Nistkästen hatte aufhängen dürfen. „Wir hatten mal angefragt, vor etwa fünf Jahren“, sagt Bauer. Damals verlief Bauers Ansinnen im Sande, umso größer seine Freude, als jetzt die Anfrage vom Vorsitzenden des Gemeinderates und Ortsvorstehers, Harald Schöne kam, erzählt Bauer weiter. Und wie es der Zufall wollte, einen Nistkasten für Turmfalken hatte Bauer gerade noch da. Also Sachen packen und auf ging es, mit NABU-Kollegen Bernd Wiesecke, hinauf in den Kirchturm der schmucken Dorfkirche. Schmale, enge Stiegen erklimmen, das ausgespähte Fenster, hinter dem der Kasten angebracht wird, befindet sich direkt neben den beiden Kirchenglocken. Immerhin hat die Kleinere der beiden Glocken einen Durchmesser von 76 Zentimeter, die Glocke daneben sogar 90 Zentimeter. Wenn sie läuten, während da oben gearbeitet wird, hat man bestimmt für den Rest des Tages ein Klingeln im Ohr.

Das Glockengeläut stört die Turmfalken übrigens nicht, erklärt Konrad Bauen
Foto: Silvia Passow

Es bleibt bei der Vermutung, denn die beiden Männer sind flink, wissen, was sie machen und brauchen weniger als eine Stunde für ihr Werk. Der Nistkasten ist befestigt, wird nun mit Zeitungen ausgelegt und darauf kommt eine Schicht Sägespäne. Damit dürfte es sich wohl um eine volleingerichtete Falkenstube handeln, die hier nun bezogen werden kann. Von außen ist nicht viel zu sehen. Eine Holzlatte ragt, etwas schief, aus dem Turm. Die Leiste dient dem Falken zum Anflug ist absichtlich schief angebracht, damit der Marder sich nicht auf diesem Wege einschleichen kann, erläutert Bauer. Und damit nicht wieder andere Vögel den Nistkasten in Beschlag nehmen, hat er auf die Leiste „Turmfalken“ geschrieben, sagt Bauer lachend. Ortsvorsteher Schöne betrachtet das fertige Werk. „Dann muss ich jetzt wohl immer mit dem Fernglas spazieren gehen. Ich will ja schließlich wissen, ob und wann der Nistkasten genutzt wird“, sagt er.

Bauer kennt alle Kirchen im Osthavelland. Die von Buckow-Karpzow hat nun auch einen Nistkasten für Turmfalken
Foto: Silvia Passow

Das wird Bauer selbst auch kontrollieren. Mehr als fünfzig Nistkästen betreuen er und seine beiden Mitstreiter im Havelland. Für die Kirche in Buchow-Karpzow könnte er sich zusätzlich ein paar Nistkästen für Dohlen vorstellen, sagt er.

Konrad Bauer mit der neuen Einbauwohnung für Turmfalken
Foto: Silvia Passow

Die NABU Arbeitsgemeinschaft Dohlen, Turmfalken und Schleiereulen kümmert sich um die sicheren Nistmöglichkeiten für die sogenannten Turmvögel. Alle drei Vogelarten nisten bevorzugt in hohen Gebäuden, wie zum Beispiel den Kirchtürmen. Nicht immer sind die gefiederten Untermieter willkommen, denn neben ihrem Nistmaterial verteilen sie auch Ausscheidungen und Beutereste im Kirchturm. Für die Tiere sind die Türme auch nicht gefahrlos. In luftiger Höhe brüten kann herbe Verluste bei den Jungvögeln mit sich bringen, wenn diese abstürzen. Die Nistkästen, die Konrad Bauer aufhängt, verhindern dies. Sie ermöglichen den bedrohten Tierarten eine sichere Brut und Aufzucht ihrer Jungen. Gleichzeitig bleibt der Kirchturm sauber, denn die Tiere gelangen vom Nistkasten nicht ins Kircheninnere.

Ob Turmfalken lesen können zeigt sich bei der nächsten Inspektion
Foto: Silvia Passow

Die kleine NABU Arbeitsgemeinschaft freut sich über Mitstreiter und auch neue Standorte für Nistkästen in Kirchen, Trafohäuschen und Scheunen. Kontakt via E-Mail: Kobafa@web.de  Weitere Informationen, auch zu den anderen Arbeitsgruppen des NABU Osthavelland, unter: www.nabu-osthavelland.de

Deutscher Tierschutzpreis 2020: Bewerbungsphase startet

Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes vom 7. April

Am Donnerstag, 9. April, beginnt die Bewerbungsphase für den Deutschen Tierschutzpreis 2020. Besonders engagierte Tierschützer können dann bis Ende Juni für die Auszeichnung vorgeschlagen werden oder sich selbst bewerben. Der Deutsche Tierschutzbund vergibt den Preis gemeinsam mit den Zeitschriften FUNK UHR und Super TV und unterstützt von den Futtermarken Whiskas und Pedigree. Als Teil der Jury entscheidet Stefanie Hertel, Tierschutzbotschafterin des Deutschen Tierschutzbundes, mit über die Auswahl der Gewinner. Die Verleihung des Deutschen Tierschutzpreises findet am 19. Oktober im Berliner Meistersaal statt.

„Der Deutsche Tierschutzpreis zollt den Menschen Respekt und Anerkennung, die den praktischen ehrenamtlichen Tierschutz in Deutschland ausmachen: Helden des Alltags, die sich mit Leib und Seele für Tiere einsetzen und Zeit oder auch Geld opfern, damit Tiere ein besseres Leben führen können“, sagt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. Um die Arbeit der Preisträger zu unterstützen und damit den Tieren zu helfen, ist die Ehrung mit einem Preisgeld verbunden: Die Plätze eins bis drei sind mit insgesamt 6.000 Euro dotiert, der Preis für das tierschützerische Lebenswerk mit weiteren 1.000 Euro. Außerdem wird der mit 1.000 Euro prämierte Leserpreis der Zeitschriften FUNK UHR und Super TV verliehen.

Einsendefrist am 30. Juni

Wer sich selbst, eine andere engagierte Person oder Vereine oder Initiativen, die sich besonders für das Wohl der Tiere einsetzen, für den Deutschen Tierschutzpreis vorschlagen möchte, kann das tierschützerische Engagement auf maximal einer DIN-A4-Seite und mit bis zu drei aussagekräftigen Fotos vorstellen. Einsendungen sind per E-Mail oder per Post an die Redaktionen der FUNK UHR oder der Super TV zu richten: FUNK UHR, Kennwort „Deutscher Tierschutzpreis 2020“, Rotweg 8, 76532 Baden-Baden, E-Mail: tierschutzpreis@funkuhr.de oder Super TV, Kennwort „Deutscher Tierschutzpreis 2020“, Postfach 021117, 10122 Berlin, E-Mail: tierschutzpreis@supertv.de. Einsendeschluss ist der 30. Juni 2020. Aus den eingereichten Vorschlägen wählt eine unabhängige Jury die Sieger aus.

Mehr Informationen:

www.tierschutzbund.de/deutscher-tierschutzpreis

Erneute Begiftung der Wälder geplant

Pressemitteilung des NABU vom 7.April

NABU wehrt sich gegen die Pläne der Landesforst
Potsdam − Der Landesforstbetrieb plant in diesem Jahr erneut, mit Hubschraubern Kiefernforsten im Kreis Potsdam-Mittelmark mit dem Totalinsektizid „Karate Forst flüssig“ zu besprühen. Im Amtsblatt für Brandenburg ist eine Allgemeinverfügung des Landesbetriebes veröffentlicht worden, die ein Betretungsverbot vom 20. April bis 31. Mai 2020 für größere Waldbereiche bei Niemegk und Treuenbrietzen festlegt. Während es im letzten Jahr um die Bekämpfung des Kiefernschädlings Nonne ging, soll in diesem Jahr der Kiefernspinner bekämpft werden.

Mit der Allgemeinverfügung wird nur ein Betretungsverbot geregelt, die konkrete Festlegung der betroffenen Gebiete soll erst kurz vor der Befliegungsaktion erfolgen. Die Allgemeinverfügung selbst ist nicht rechtlich angreifbar. „Aber wir sind gewarnt und alarmiert,“ erklärt Friedhelm Schmitz-Jersch, Vorsitzender des NABU Brandenburg. Die Zulassung der Begiftungsaktion erfolgt durch das Landesamt für Ernährung, Landwirtschaft und Flurneuordnung in Frankfurt/ Oder. Der NABU hat die Behörde sofort angeschrieben und die Offenlegung sämtlicher Antragsunterlagen und die sofortige Bekanntgabe einer eventuellen Zulassungsentscheidung gefordert. „Wir werden voraussichtlich erneut gegen die Begiftung der heimischen Wälder das Verwaltungsgericht anrufen,“ erklärt Friedhelm Schmitz-Jersch weiter.

Der NABU hatte sich erfolgreich im Frühjahr letzten Jahres gegen die Ausbringung von Karate Forst flüssig im Kreis Potsdam-Mittelmark gewehrt. Allerdings konnten von vorgesehenen 8.000 ha Waldfläche nur 2.500 ha vor der Begiftung bewahrt werden, weil die Entscheidung erst durch die Berufungsinstanz, das Oberverwaltungsgericht, gefällt wurde. Viele Bürgerinnen und Bürger auch über die Region hinaus haben das Vorgehen des NABU ausdrücklich unterstützt.

2019 hatte der Landesforstbetrieb auf Grund seiner eigenen Erhebungen zur Entwicklung der Nonnenpopulation in den Kiefernforsten den Totalverlust der Wälder vorausgesagt. Wie sich in den Waldbereichen zeigte, die nicht beflogen wurden, waren die Kiefern tatsächlich nur gering von den Raupen der Nonne befallen. Die Prognosen des Landesforstbetriebes wurden damit ad absurdum geführt. Soweit dieser geringe Befall aufgetreten ist, haben sich die Bäume wieder vollständig erholt.
Das Totalinsektizid Karate Forst flüssig vernichtet neben den Raupen aller Schmetterlinge auch die natürlichen Gegenspieler des Kiefernspinners und alle weiteren vorkommenden Insekten in den Kiefernbeständen, bis hin in die Waldböden. Das ist ein schwerer Schaden für das ökologische Gefüge. Auch die Vogel- und Fledermausarten würden durch Futtermangel und Anreicherung des Giftes im Körper stark in Mitleidenschaft gezogen.