Pressemitteilung des NABU vom 7.April
NABU wehrt sich gegen die Pläne der
Landesforst
Potsdam − Der Landesforstbetrieb plant in diesem Jahr erneut, mit
Hubschraubern Kiefernforsten im Kreis Potsdam-Mittelmark mit dem
Totalinsektizid „Karate Forst flüssig“ zu besprühen. Im Amtsblatt für
Brandenburg ist eine Allgemeinverfügung des Landesbetriebes veröffentlicht
worden, die ein Betretungsverbot vom 20. April bis 31. Mai 2020 für größere
Waldbereiche bei Niemegk und Treuenbrietzen festlegt. Während es im letzten
Jahr um die Bekämpfung des Kiefernschädlings Nonne ging, soll in diesem Jahr
der Kiefernspinner bekämpft werden.
Mit der Allgemeinverfügung wird nur ein Betretungsverbot geregelt, die konkrete
Festlegung der betroffenen Gebiete soll erst kurz vor der Befliegungsaktion
erfolgen. Die Allgemeinverfügung selbst ist nicht rechtlich angreifbar. „Aber
wir sind gewarnt und alarmiert,“ erklärt Friedhelm Schmitz-Jersch, Vorsitzender
des NABU Brandenburg. Die Zulassung der Begiftungsaktion erfolgt durch das
Landesamt für Ernährung, Landwirtschaft und Flurneuordnung in Frankfurt/ Oder.
Der NABU hat die Behörde sofort angeschrieben und die Offenlegung sämtlicher
Antragsunterlagen und die sofortige Bekanntgabe einer eventuellen
Zulassungsentscheidung gefordert. „Wir werden voraussichtlich erneut gegen die
Begiftung der heimischen Wälder das Verwaltungsgericht anrufen,“ erklärt
Friedhelm Schmitz-Jersch weiter.
Der NABU hatte sich erfolgreich im Frühjahr letzten Jahres gegen die
Ausbringung von Karate Forst flüssig im Kreis Potsdam-Mittelmark gewehrt.
Allerdings konnten von vorgesehenen 8.000 ha Waldfläche nur 2.500 ha vor der
Begiftung bewahrt werden, weil die Entscheidung erst durch die
Berufungsinstanz, das Oberverwaltungsgericht, gefällt wurde. Viele Bürgerinnen
und Bürger auch über die Region hinaus haben das Vorgehen des NABU ausdrücklich
unterstützt.
2019 hatte der Landesforstbetrieb auf Grund seiner eigenen Erhebungen zur
Entwicklung der Nonnenpopulation in den Kiefernforsten den Totalverlust der
Wälder vorausgesagt. Wie sich in den Waldbereichen zeigte, die nicht beflogen
wurden, waren die Kiefern tatsächlich nur gering von den Raupen der Nonne
befallen. Die Prognosen des Landesforstbetriebes wurden damit ad absurdum
geführt. Soweit dieser geringe Befall aufgetreten ist, haben sich die Bäume
wieder vollständig erholt.
Das Totalinsektizid Karate Forst flüssig vernichtet neben den Raupen aller
Schmetterlinge auch die natürlichen Gegenspieler des Kiefernspinners und alle
weiteren vorkommenden Insekten in den Kiefernbeständen, bis hin in die
Waldböden. Das ist ein schwerer Schaden für das ökologische Gefüge. Auch die
Vogel- und Fledermausarten würden durch Futtermangel und Anreicherung des
Giftes im Körper stark in Mitleidenschaft gezogen.