Allerdings konnte auch jede zweite Handcreme überzeugen. Neun
Produkte fielen beim Öko-Test durch.
Oktober 2019 Meldung/Verbraucher-Info/Kosmetik
Von 50 Handcremes, die Öko-Test der Prüfung unterzogen hat, fielen
neun Produkte komplett durch, in 21 Pflegecremes für die Hände wurde Mikroplastik
nachgewiesen. Dennoch wurde jede zweite Creme mit „Sehr gut“ bewertet.
Besonders gut schnitten Natur-Kosmetik-Produkte ab.
Silikone, Formaldehyd, Mineralöl, umstrittene Duftstoffe,
Mikroplastik, es findet sich so einiges in den Tuben, Tiegeln und Döschen, deren
Inhalt für gepflegte Hände sorgen soll. Getestet wurden teure Markencremes,
Bio-Produkte und günstige Cremes, die unter den Eigennamen der Hersteller im
Handel erhältlich sind. Hier fiel auf, Mikroplastik zum Beispiel, befindet sich
nicht nur in den günstigen Pflegevarianten. Auffällige Substanzen wurden auch
in den Cremes von Neutrogena und Bepanthol entdeckt und die Produkte entsprechend
bewertet. Besonders gut schnitten die Produkte aus der Rubrik Naturkosmetik ab.
Die Ergebnisse stellt Öko-Test den Konsumenten kostenlos zur
Ansicht unter: www.ökotest.de
Nach der ersten Hälfte der
Legislaturperiode der Großen Koalition und anlässlich der heutigen Vorstellung
des Agrarpolitischen Berichts durch Bundesministerin Julia Klöckner zieht der
Deutsche Tierschutzbund Bilanz. Diese fällt ernüchternd aus: Kaum eines der im
Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD angekündigten Tierschutzversprechen wurde
angegangen – geschweige denn umgesetzt. An vielen Stellen droht die Große
Koalition die Lage der Tiere sogar noch zu verschlechtern.
„Es hagelt Nackenschläge im
Tierschutz: nach Ferkeln, Sauen und Versuchstieren nun die Wölfe. Die
Bundesregierung arbeitet hart daran, das Tierschutzniveau in Deutschland
möglichst niedrig zu halten, es sogar in einzelnen Bereichen abzusenken. Wir
empfehlen Frau Klöckner, die auch Bundestierschutzministerin ist, die erneute
Lektüre des auch von ihr ausgehandelten Koalitionsvertrags. Vertragstreue
erkennen wir bis dato nicht, eher Vertragsbruch“, so Thomas Schröder, Präsident
des Deutschen Tierschutzbundes, der ein eklatantes Beispiel für Vertragsbruch
benennt: „Versprochen ist nach Koalitionsvertrag das Ende des millionenfachen
Kükenmordes zur Hälfte der Legislaturperiode, das ist jetzt. Das Morden aber
geht weiter, weil Frau Klöckner nicht durchgegriffen hat.“
Tierschutzbund kritisiert
„Freiwilligeritis“
Obwohl es dringend gesetzlicher
Verbesserungen für den Tierschutz bedarf, setzt die Bundesregierung vor allem
auf freiwillige Vereinbarungen. Statt, wie versprochen, das Töten von
Eintagsküken bis zur Mitte der Legislaturperiode zu beenden, hat die Ministerin
die Verantwortung an die Geflügelwirtschaft abgegeben. Diese soll ein Konzept
vorlegen, wie das Töten beendet werden kann. Auch das Schnabelkürzen bei
Legehennen ist noch immer nicht per Gesetz verboten; es wird lediglich im
Rahmen einer freiwilligen Vereinbarung der Geflügelwirtschaft darauf
verzichtet. Klöckners freiwilliges Tierwohlkennzeichen, dessen Kriterien aus
Tierschutzsicht viel zu niedrig angesetzt sind, wird sogar vom Bundesland
Niedersachsen kritisiert. Ein Verbot von Wildtieren im Zirkus wird – entgegen
Klöckners Ankündigungen hier tätig zu werden und der klaren Meinung von
Experten – ebenfalls nicht umgesetzt. Stattdessen tauscht sich das
Bundeslandwirtschaftsministerium hinter verschlossenen Türen mit der
Zirkusbranche aus. „Mit dieser „Freiwilligeritis“ wird letztlich jeder
politische Gestaltungswille aufgegeben. Dieses kolossale Verdampfen von
Verantwortung birgt die Gefahr, sich den Interessen der Tiernutzer
auszuliefern. Was wir aber brauchen, ist ein mutiger und klarer Gesetzgeber,
der sich auch so versteht und sich nicht darauf zurückzieht, nur noch Prozesse
zu moderieren“, kommentiert Schröder.
Bundesregierung verschlechtert Lage
der Tiere
Die Bundesregierung ist
offensichtlich eher dazu bereit, gesetzliche Vorgaben an die Realität anzupassen,
als konkrete rechtliche Schritte zur Erfüllung des Koalitionsvertrages
anzugehen. So wurde das bereits rechtstaatlich beschlossene Verbot der
betäubungslosen Ferkelkastration Ende 2018 um weitere zwei Jahre
hinausgezögert. Und statt alles daran zu setzen, ganz auf den chirurgischen
Eingriff zu verzichten, sollen Landwirte die Kastration mit Isofluran-Narkose
zukünftig selbst durchführen dürfen – ohne Tierarzt. Statt die höchst
richterlich als tierschutzwidrig eingestuften Kastenstände für Sauen zu verbieten,
soll der entscheidende Passus, nämlich dass Sauen ihre Gliedmaßen in Seitenlage
ausstrecken können müssen, aus der Verordnung gestrichen werden. Auch dem Wolf
geht es offenbar an den Kragen: Obwohl von der EU als streng geschützte Art
gelistet, will die Bundesregierung das Bundesnaturschutzgesetz lockern und
damit einen möglichen Abschuss erleichtern – ohne dass das betroffene Tier
einen „erheblichen Schaden“ verursacht haben muss. Auch die sukzessive
„Entnahme“ eines ganzen Rudels soll so ermöglicht werden. Aus Tier- und
Artenschutzsicht bräuchte es stattdessen dringend ein effektives
Wolfsmanagement sowie stärkere Förderungen und Ausgleichsgelder für betroffene
Weidetierhalter.
Ankündigungen des Koalitionsvertrags
noch nicht erfüllt
Bestehende Lücken im Ordnungsrecht
hat die Bundesregierung – trotz Versprechungen – nach wie vor nicht
geschlossen: Noch immer fehlen Vorgaben u.a. für die Haltung von Puten,
Rindern, Enten und Gänsen. Zur angekündigten Nutztierstrategie existieren
bislang lediglich Einzelvorschläge. Ebenfalls noch nicht durchschlagend erfolgt
ist der angekündigte Einsatz auf EU-Ebene für kürzere Transportzeiten und mehr
Tierschutz bei Tiertransporten. Zwar wurde im Koalitionsvertrag versprochen,
die Bemühungen zur Erforschung und Anwendung von Ersatzmethoden zu
Tierversuchen fortzuführen – dies ist jedoch aus Tierschutzsicht und auch aus
wissenschaftlicher Sicht nicht ausreichend, um den von der EU angestrebten
Ersatz von Tierversuchen zu erreichen. Darüber hinaus hat die EU ein Vertragsverletzungsverfahren
gegen Deutschland eingeleitet, weil die EU-Vorgaben zu Tierversuchen nicht
korrekt umgesetzt wurden. Die im Koalitionsvertrag angekündigten konkreten
Vorschläge zu Verbesserungen des Tierschutzes in verschiedenen anderen
Bereichen – etwa zur Situation der Tierheime und Exotenhaltung, zu Tierbörsen
und zum illegalen Welpenhandel – fehlen bis heute. Dabei ließen sich diese
Punkte leicht durch eine Heimtierschutzverordnung regeln, für die der Deutsche
Tierschutzbund bereits einen Vorschlag erarbeitet hatte.
Stadtförster Thomas Meyer spricht vom Waldsterben 2.0
Oktober 2019 Natur
und Umwelt
Stadtförster Thomas Meyer hat zum Waldspaziergang eingeladen. Der Förster betreut den sogenannten Nauener Stadtforst, ein Waldgebiet, Nahe der Brandenburgischen Stadt Nauen. Dem Wald geht es nicht gut, ganz und gar nicht gut und um dies nicht nur zu sagen, sondern auch zu zeigen, geht es in den Wald.
Die Wetterereignisse der letzten drei Jahre, sie haben den Wald gar nicht gutgetan. Ganz im Gegenteil, der Wald ist zum akut kranken Patienten geworden, ausgetrocknet bis aufs Mark, von Schädlingen befallen, gegen die sich die Bäume nicht mehr wehren können. Es ist 5 vor 12, sagt Jagdpächter Bernd Schulze und Nauens Stadtförster Thomas Meyer spricht vom Waldsterben 2.0. Ein langsames Sterben, denn der Baum, der oben noch die grüne Krone gen Himmel reckt, ist in den Wurzeln bereits vertrocknet. Die prächtige Baumkrone weiß nicht, dass die Wurzel tief unten in der Erde bereits tot ist. Ein stilles, ein langsames Sterben, direkt vor unserer Haustür.
Das Waldsterben, die Fortsetzung läuft
Der Begriff „Waldsterben“ stammt aus den 1980er Jahren. Auch damals ragten die kargen Äste in den Himmel, reihten sich Skelette aus Holz aneinander, wo einst das Leben gefeiert wurde, in den Wäldern. Als Ursache galt der sogenannte „Saure Regen“, es wurden umweltpolitische Debatten geführt, Maßnahmen zur Gegensteuerung wurden eingeleitet, der deutsche Wald erholte sich. Ob es noch einmal gelingt den Schwerkranken zu retten?
Meyer hegt und pflegt den Nauener Stadtforst, über 1000 Hektar Waldfläche, mit einer großen Artenvielfalt. Für das aktuelle Waldsterben macht Meyer zunächst die Wetterereignisse der letzten drei Jahre verantwortlich. Der verregnete Sommer 2017, der den Waldboden in eine morastige Landschaft verwandelte. Da halfen auch keine Gummistiefel mehr, ein Besuch im Wald führte zwangsläufig zu nassen Socken, erzählt Meyer. Im aufgeweichten Boden verloren die Wurzeln den Halt. Und dann kam Sturmtief Xavier, etwas zu früh für einen Herbststurm, die Bäume standen noch in vollem Laub. Die bis zu 120 Stundenkilometer erreichenden Böen trafen auf die Baumkronen wie auf Segel. Der Standfestigkeit beraubt gaben selbst alte Baumriesen der Naturgewalt nach, mächtige Baumkronen brachen, vielerorts entwurzelte der Sturm jahrhundertealte Bäume.
Regen, davon träumen die Forstwirte, wie die Brandenburger
Landwirte seitdem. 2018 war viel zu trocken, es fiel deutlich zu wenig Regen,
nicht nur im Hitzesommer, auch im restlichen Jahr. Ein Defizit, dass auch in
diesem Jahr nicht aufgeholt wurde.
„Um der Natur wirklich zu helfen.
wäre Dauerregen von jetzt bis Weihnachten notwendig“,
sagt Meyer.
Wo das Klima neue Bedingungen schafft gibt es Verlierer und Gewinner. Zu den Gewinnern gehören die Borkenkäfer. Die fühlen sich wohl im trockenen Holz und können sich unter den Bedingungen gut vermehren. Vierhundert Käfer reichen, um den Baum den Garaus zu machen und dieser kann bei anhaltender Hitze den Käfern kein Paroli geben. Ein gesunder Baum bildet Harz und verschließt das Loch, dass ein Borkenkäfer ins Holz gebohrt hat. Ist es zu trocken, kann der Baum dieses Harz nicht bilden, der Käfer hat freie Fahrt. Einziges Gegenmittel wäre sofortiges abholzen des betroffenen Baumes, doch hier kommt das nächste Problem. Die Sägewerke sind übervoll, schon seit 2017 Xavier die Lager dort gefüllt hat. Mit dem überschüssigen Angebot verfällt der Preis für Holz, Im Moment liegt der Reinerlös bei 5 Euro für einen Meter. Forstwirtschaft ist, wie jeder andere Wirtschaftszweig, auf Gewinne ausgelegt. Laut Meyer hat der Stadtforst zuverlässig Geld in die Stadtkasse gespült. In diesem Jahr, sagt er, wird es nicht so sein. Denn die Schäden sind gewaltig, das Personal, so Meyer knapp, was auch Jagdpächter Schulze bestätigt. Und auch Aufforstung kostet Geld, ist teuer geworden, denn auch hier bestimmt die Nachfrage den Preis der Pflanzen. Das Problem der sterbenden Wälder hat nicht nur Brandenburg, es ist im ganzen Land bekannt. Man kann der Natur auch einfach ihren Lauf lassen, geht auch. Nur wachsen dann nicht unbedingt die gewünschten Bäume. Die Natur hat eigene Pläne und die sind reichlich komplex, wie Meyer erläutert. Dabei geht es auch nicht nur um die Frage des Gewinnes. Es geht auch um die Frage der Vielfalt.
Artenvielfalt als bester Schutz
Das Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung legt in einem Bericht nahe, je mehr Arten vor Ort, je besser die Chance gegen klimatische Veränderungen gewappnet zu sein. In Brandenburger Wälder finden sich meist drei Baumarten, sagt Meyer. Im Nauener Stadtforst sind es zehn Arten. Im Moment leiden sie alle sagt Meyer, manche schalten bereits jetzt auf Verjüngung, bilden Samen aus. „Das machen Bäume so, wenn sie spüren, dass es zu Ende geht“, erklärt Meyer. Die Artenvielfalt soll gewährleisten, dass wenigstens etwas im Wald überlebt, den neuen Verhältnissen trotzen kann. Vielfalt hilft auch gegen den nächsten, nicht weniger gefährlichen Feind, dem Feuer. 2018 verwüsteten mehr als 500 Waldbrände 1650 Hektar. 2019 wüteten gleich mehrere große Waldbrände, so zum Beispiel bei Jüterborg, 550 Hektar brannten hier, das Feuer gilt als größter Waldbrand seit der Wiedervereinigung. In keinem anderen Bundesland verzeichnet man so viele Waldbrände, wie in Brandenburg.
Heimat der Waldtiere oder Holzfabrik?
Neben der Märkischen Trockenheit gelten die Kiefernwälder als riskant. Kiefern werden in der Holzindustrie gern verwendet, so wie Nadelgehölz ganz allgemein besseren Absatz am Markt findet, sagt Meyer. Das Wissen um die Wichtigkeit der Artenvielfalt, es nutzt wenig, wenn es um Gewinne geht.
Der Wald leidet still und mir geht nicht aus dem Kopf, was
Meyer über die Bäume sagte, über das Wissen der Bäume um ihren Tod, über leuchtend
grüne Baumkronen und bereits abgestorbene Wurzeln. Bäume, das weiß man heute, kommunizieren
miteinander. Was sie, die sie schon viel gesehen haben, über uns zu sagen
haben?
Damit wurden bereits zum 15sten Mal engagierte Tierschützer ausgezeichnet
23. Oktober 2019 Gekürzte
Pressemitteilung Deutscher Tierschutzbund
Der Deutsche Tierschutzbund hat in Berlin
zum 15. Mal gemeinsam mit den Futtermarken Whiskas und Pedigree sowie den
Zeitschriften FUNK UHR und Super TV Menschen und Projekte mit dem Deutschen
Tierschutzpreis geehrt. Den 1. Platz belegte die Dogman Tierhilfe aus
Leverkusen, gefolgt von dem Projekt „TiNa macht Schule“ des Tierschutzvereins
Düsseldorf und Carola Mälzer vom Tierschutzverein Güstrow auf den Plätzen 2 und
3. Tierschützer Bruno Steder aus Niedersachsen, der sich u. a. mit dem
Verein DatçaDogs in der Türkei engagiert, wurde für sein Lebenswerk
ausgezeichnet. In der diesjährigen Sonderkategorie „Tiertafeln“ ging der Preis
an den Verein Notnasen-Hilfe aus Genthin und die Frankfurter TierTafel. Die
Tiernothilfe Nord aus Soltau erhielt den neu ins Leben gerufenen Leserpreis der
FUNK UHR und Super TV.
„Es ist schön zu sehen, wie viele
Menschen sich mit Herz und Verstand und auf verschiedenste Weisen für eine Welt
einsetzen, in der jedes Tier ein Individuum mit eigenem Wert sein darf“, so
Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. „Menschen wie unsere
Preisträger, die sich leidenschaftlich und selbstlos für den Tierschutz
einsetzen, sind die Basis unserer Arbeit. Ohne sie könnte der ehrenamtliche
praktische Tierschutz in Deutschland nicht überleben.“
Tierrettung,
Jugendtierschutz und Katzenhilfe auf den Plätzen 1 bis 3
Über ein Preisgeld
von 3.000 Euro für den 1. Platz konnten sich Marcus Barke und sein Team des
Vereins Dogman Tierhilfe e.V. aus Leverkusen freuen. Die Tierschützer retten
Haus- und Wildtiere aus Notsituationen: von der Ratte, die im Gullideckel
feststeckt, bis zum Luchs, der aus dem Tierpark entflohen ist. „Es ist wichtig,
dass es Menschen gibt, die anpacken; für die das Leben jedes einzelnen
tierischen Wesens denselben Wert hat und die allein deshalb seine Bewahrung als
lohnenswert empfinden“, sagte Tierschutzbund-Präsident Schröder in seiner
Laudatio. Das Team rückt mit dem Einsatzwagen ehrenamtlich an sieben Tagen die
Woche und von morgens bis abends spät – und in akuten Notfällen auch 24 Stunden
täglich – aus, wenn ein Tier Hilfe braucht. Mittlerweile hat sich der Verein zu
einer festen Größe der Tierrettung im Raum Leverkusen etabliert und agiert
sogar als Ansprechpartner für die Feuerwehr oder die Polizei.
Den zweiten Platz,
dotiert mit 2.000 Euro, erhielt das Jugendtierschutzprojekt „TiNa macht Schule“
des Tierschutzvereins Düsseldorf. Im Rahmen des Projekts werden spielerisch
Begegnungsräume zwischen Kindern und Natur und Tieren geschaffen, indem bei
Hofexkursionen Berührungsängste abgebaut werden oder ausgebildete Fachkräfte
kostenfrei den Unterricht besuchen, um die Themen Haustiere, Nutztiere und
Wildtiere in die Schulen zu tragen.
Den mit 1.000 Euro
dotierten dritten Platz belegte Tierschützerin Carola Mälzer vom
Tierschutzverein Güstrow und Umgebung e.V. Die Preisträgerin leitet die
vereinseigene Katzenauffangstation mit Herzblut und wirbt und kämpft bei Ämtern
und Behörden sowie Bürger*innen für die Kastration von Katzen.
Bruno Steder für tierschützerisches Lebenswerk ausgezeichnet
Den
Tierschutzpreis für das Lebenswerk, ebenfalls dotiert mit 1.000 Euro, erhielt Bruno
Steder aus Leiferde. Der ehrenamtliche Tierschützer machte sich sowohl beim
Tierschutzverein Gifhorn und Umgebung e.V. als auch beim Deutschen
Tierschutzbund Landestierschutzverband Niedersachsen e.V. verdient. So gelang
ihm mit der Schließung des ersten kostendeckenden Fundtiervertrags etwa ein
unvergleichlicher politischer Erfolg für die praktische Tierheimarbeit. Im
Fokus der Auszeichnung stand aber vor allem der vor knapp 20 Jahren von Bruno
Steder und seiner Frau Vera gegründete Verein Datça Dogs – ein
Leuchtturmprojekt des Auslandstierschutzes. Steder konnte im türkischen Datça
eine große Auffangstation für Hunde und Katzen einrichten und deren
unkontrollierte Vermehrung durch Kastrationsaktionen und Öffentlichkeitsarbeit
eindämmen. „Tausende Tiere in Deutschland und der Türkei können sich glücklich
schätzen, dass Bruno Steder vor über 40 Jahren seinem Herz folgte.
Sonderkategorie
würdigt Tiertafeln
Mit einer
Auszeichnung in der diesjährigen Sonderkategorie „Tiertafeln“ ehrte die Jury in
diesem Jahr die Frankfurter TierTafel e.V. sowie den Verein Notnasen-Hilfe aus
Genthin. Die Tiertafeln unterstützen bei der Anschaffung von Tierfutter und
Zubehör sowie bei anfallenden Tierarztkosten, wenn Tierhalter unverschuldet in
finanzielle Not geraten. Bundesministerin Giffey lobte in ihrer Laudatio, dass
Tiertafeln helfen, „damit der finanzielle Schicksalsschlag sich nicht auch zu
einem Schicksalsschlag für das Tier entwickelt“. Ein „wichtiger Sozialpartner“
müsse so nicht weggegeben werden, sondern sei weiterhin gut versorgt.
Erstmalige
Vergabe des Leserpreises
In diesem Jahr
haben die Programmzeitschriften FUNK UHR und Super TV erstmals auch ihre Leser
über einen Gewinner abstimmen lassen, der ebenfalls 1.000 Euro erhielt. Aus
fünf Projekten erhielt die Tiernothilfe Nord e.V. aus Soltau die meisten
Stimmen. Der Verein konzentriert sich vor allem auf die Versorgung und
Kastration freilebender Straßenkatzen und leistet Unterstützung für die Tiere
von sozial schwachen Menschen und Obdachlosen. „Der Verein hat ein Herz für
Streuner. Rund um die Uhr sind die Tierschützer für ihre kleinen Schützlinge
da“, lobten die Laudatorinnen der Mediengruppe Klambt, Britta Wolff und
Stefanie Heidrich.
In Brieselang ist eine Solidarische Landwirtschaft
entstanden. Letztes Jahr noch war Aussaat, in diesem Jahr schon dicke Ernte
22.Oktober 2019
Kartoffeln und Eier vom Bauern nebenan holen, Tomaten, Salat, Rettich und Kohl selbst anbauen und ernten. Conny Lent hatte dieses saubere, süße Landidyll vor Augen als sie vor rund zwei Jahren aus Berlin nach Brieselang, ins Brandenburgische Havelland zog. Die Realität sah ein wenig anders aus. Diskounter locken mit Angeboten aus der Massenproduktion. Nichts mit Land(liebe)eiern. Im eigenen Garten ließ sich zwar so einiges anbauen, doch für die Familie mit fünf Kindern reichte der Ertrag nicht aus. Lent hegte diesen Traum, sich und die Familie selbst zu versorgen, schwatzte einem Bauern etwas Land ab, baute dort Kartoffeln an. Der Traum, er nahm Gestalt an. Was fehlte, war ein Acker. Ein richtiges Stück Land auf dem Träume gedeihen können.
Dezember 2018. Eine Jahreszeit um der die Leute doch eigentlich anderes im Kopf haben, als das Gemüse im nächsten Jahr. Könnte man meinen, ist aber falsch. Conny Lent kennt kaum jemanden in Brieselang. Auch das ist symptomatisch für viele Brandenburger Gemeinden. Man zieht aufs Land, eigenes Grundstück, Haus drauf, Zaun oder Mauer rum und auf der eigenen Scholle bleiben. Nachbarschaft sieht anders aus, zumindest wenn leben drin sein soll. Ein bisschen wie in der Mietskaserne, die man doch so gern verlassen hat. Nur eben jetzt mit Vorgarten. Umso überraschter ist die Mittvierzigerin, es kommen fast zwanzig Interessierte, Menschen, die sich gar nicht kennen. Sie folgen Lents Einladung: Suche Gleichgesinnte zum Aufbau einer SoLaWi.
Es gibt verschiedene Wege eine solidarische Landwirtschaft
(SoLaWi) zu betreiben. Eines ist immer gleich. Eine Anzahl von Menschen teilen
sich das finanzielle Risiko, planen, was soll angebaut werden, bauen gemeinsam
an oder lassen beackern und teilen die Ernte.
Lents Idee schlägt ein., das Ackerland hat sie bereits gepachtet, was sie sucht sind Mitstreiter. Die Anwesenden haben teilweise ähnliche Erfahrungen wie sie. Städter, die raus wollten, ländliche Gemeinschaft erleben, gesundes, regionales Essen nebenan einkaufen, Lebensmittel nicht nur als anonyme Ware erleben. Aussaat, keimen, wachsen, reifen erleben wie essen entsteht. Aber auch eingefleischte Brieselanger, einer erzählt, wie seltsam es ist, dass es in Berlin so viele Märkte mit regionalen und Biolebensmitteln gibt und rund um Brieselang nichts, kein Markt, kein Bauer, der seine Waren anbietet. Ein anderes Paar erzählt, sie lassen sich wöchentlich eine Gemüsekiste liefern, aus knapp 50 Kilometern Entfernung und hadern. Nein, ökologisch ist das nicht. Lent ist begeistert ob des Zuspruches.
Nur einige Monate später steht die Volkwirtin auf ihrem Acker, die Haut gebräunt, Schirmmütze auf dem Kopf, Strahlen in den Augen. Für die Gemüsegenossen Brieselang steht Lent nun jeden Tag auf dem Feld, hat ein gut bezahltes Jobangebot in Berlin lustvoll sausen lassen und weint den sterilen Büroräumen nicht eine Träne nach. Stolz zeigt sie unterschiedlichen Tomatensorten in verschiedenen Farben, Formen und Größen. „Koste mal“, lädt sie mit erwartungsvollem Gesichtsausdruck ein. Nicht grundlos, die kleinen roten Murmeln lösen eine wahre Geschmackseruption aus. Sie reibt an den duftenden Kräutern, streicht stolz über das grün der Möhren, zeigt ihre Kartoffeln und Kohlköpfe so groß wie Medizinbälle, denen man jedes einzelne Vitamin Inside ansieht. Es leuchtet rot und grün und zwischendurch steht knallroter Mohn, strahlt ein Löwenzahn, wiegt sich Schafsgarbe im Wind. Kein Unkrautvernichter, keine Pestizide kommen Lent auf den Acker. Die Kartoffelkäfer werden von Hand abgesammelt. Was auch immer sie hinterher mit denen anstellt. Sie bezieht ausschließlich Biosaatgut. Sie bekommt biologischen Dünger von einem Pferdehof aus der Region. Als Baumaterial dient Holz, einschließlich der Gemüsekisten. An zwei Terminen die Woche können sich die Genossen ihren Anteil abholen. Wer mag kann sich auf dem Acker austoben oder werkeln, zum Beispiel Tische für die Anzucht schreinern. Die Erträge sind reichlich, pflanzliche Abfälle wie welke Blätter und Strunke werden an Weidetiere verfüttert. Heute hilft Genossin Sandra mit. Sie hat ihren Sohn dabei. „Im nächsten Jahr“, sagt Sandra, „wollen wir die Kinder mehr mit einbinden. Sie sollen dann einen eigenen, kleinen Acker bekommen.“
Am Anfang des Jahres, erzählt Lent war es noch schwer. Die Auswahl an Gemüse, an das, was das Feld hergibt, war noch sehr begrenzt. „Da lernt man dann, was regional, saisonal, tatsächlich heißt“, sagt Lent. Im Hochsommer dagegen sind die Kisten prall gefüllt und dann gibt es da noch die „Hiervon ist reichlich da-Kisten“. Aus denen kann sich jeder noch einmal extra etwas nehmen. Im Moment gibt es einen deutlichen Überschuss an Gurken. „Mein Mann und ich leben vegan“, gibt Genosse Mirko Auskunft. „Selbst für uns ist das eine ordentliche Ration“, sagt er beim Blick in seine Gemüsekiste. Was ihn besonders freut, Conny Lents Kreativität bei der Auswahl der Sorten. Die helle Beete hat es ihm angetan sagt er. Und fügt hinzu: „Ich hätte mich früher im Laden gar nicht getraut so etwas zu kaufen. Ich hatte keine Ahnung, wie ich die verwenden könnte. Das ist jetzt anders. Ich schaue was wir haben und suche mir dann Rezepte dazu. Durch die SoLaWi hat sich unser Speiseplan enorm erweitert. Und was ich ebenfalls genieße, ich kann zu Fuß herkommen:“
Fast alle Genossen/innen kommen aus Brieselang, sagt Lent. Neben den gesunden Lebensmitteln aus eigenem Anbau, wachsen, sprießen und gedeihen auch die sozialen Kontakte. „Eine unserer Genossinnen ist inzwischen schwanger. Eine der anderen Frauen, eine schon etwas ältere Dame, bringt ihr nun ihren wöchentlichen Gemüseanteil“, erzählt Lent stolz. Man feiert regelmäßig zusammen oder kommt einfach auf einen Kaffee mit Plausch vorbei Damit gilt dann auch diese Anliegen der Gemüsegenossen als geglückt.
Im nächsten Jahr möchte Lent die SoLaWi ausbauen, weitere Genossen/innen können dazu kommen. Gemüsegenosse/in wird man für ein Jahr, es können auch Anteile geteilt werden. Mehr zu den Brieselanger Gemüsegenossen gibt es hier: www.gemuesegenossen.de
Unter. www.solidarische-landwirtschaft.org erfahrt ihr mehr über das Prinzip der SoLaWi, über Genossenschaften in Eurer Nähe oder wie ihr selbst Gemüsegenossen werden könnt.
Hat das Gerät einen Verbrennungsmotor sind die Abgase auch
für den Nutzer schädlich
21.Oktober 2019
In einer aktuellen Pressemitteilung warnt der BUND vor der Nutzung von Laubbläsern und Laubsaugern. So erreichen manche Geräte mehr als 100 Dezibel und sind damit ungefähr so laut wie ein Presslufthammer, warnt der BUND. Der Lärm schädigt Mensch, wie Tier. Geräte mit einem Verbrennungsmotor stoßen Abgase wie Kohlenwasserstoffe, Stickoxide und Kohlenmonoxid, verschmutzen die Luft und sind auch der Gesundheit des Nutzers nicht zuträglich.
Schädlich für die Bodenbiologie
Für die Qualität des Bodens sind die Sauger und Laubbläser ein Desaster. Mit den Blättern werden Insekten eingesaugt und im Häcksler getötet. Auch Pflanzensamen werden zerstört. Ohne Blätter und Äste findet keine natürliche Verrottung statt, es können weder Humus noch Nährstoffe im Boden gebildet werden. Insekten, die den Laubsauger entgehen, finden keine Nahrung und keinen Lebensraum. Genauso ergeht es kleinen Säugetieren. Statt zum Laubsauger besser zum Rechen greifen und die Bewegung an der frischen Luft genießen. Das hilft auch hervorragend gegen den Herbst-Blues
Der
Deutsche Tierschutzbund und der Deutsche Tierschutzbund Landesverband
Schleswig-Holstein unterstützen auch die zweite Runde der organisierten
schleswig-holsteinischen Katzenkastrationen in diesem Jahr. Zwischen dem 19.
Oktober und dem 17. November können Straßenkatzen in teilnehmenden Kommunen
wieder kostenlos kastriert werden. Die langjährige Zusammenarbeit ist ein
erfolgreiches Beispiel für nachhaltigen Katzenschutz.
„Etwa
zwei Millionen Straßenkatzen gibt es in Deutschland, 60.000 bis 70.000 sind es
in Schleswig-Holstein. Sie stammen von unkastrierten Freigänger-Katzen aus
Privathaushalten ab und müssen jeden Tag einen harten Kampf ums Überleben
führen“, sagt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes.
„Schleswig-Holstein zeigt, dass nur die Kastration diesen Teufelskreis
nachhaltig durchbrechen und das Katzenleid beenden kann – das Land und seine
beteiligten Kommunen nehmen hier eine Vorreiterrolle ein.“ Holger
Sauerzweig-Strey, Vorsitzender des Landesverbands Schleswig-Holstein des
Deutschen Tierschutzbundes, ergänzt: „In den Tierheimen wird der Erfolg
deutlich sichtbar – mittlerweile müssen bis zu 30 Prozent weniger Fundkatzen
aufgenommen werden.“
Seit dem Projektstart in 2014 führten Tierschützer in Zusammenarbeit mit Land und Kommunen bereits sieben Aktionen in Schleswig-Holstein durch. In diesen konnten bis jetzt insgesamt über 15.000 Katzen kastriert werden, davon etwa 60 Prozent weibliche Tiere und 40 Prozent Kater. Für alle Kastrationsaktionen stellten die Landesregierung, kommunale Verbände, die Tierärzteschaft, Tierschutzverbände und private Spender insgesamt rund 1,5 Millionen Euro bereit. Der Deutsche Tierschutzbund beteiligt sich in diesem Jahr mit insgesamt 15.000 Euro, sein Landesverband Schleswig-Holstein außerdem mit 10.000 Euro.
Erforderliche
Dokumente für Aktionsteilnehmer im Internet
Um eine Katze kostenlos kastrieren zu lassen, müssen Katzenschützer nachweisen, dass es sich nicht um in Privathaushalten lebende Tiere handelt. Nach der Kastration müssen die Tiere außerdem dort wieder ausgesetzt werden, wo sie eingefangen worden sind. Mehr Infos zur aktuellen Aktion, eine Liste der teilnehmenden Gemeinden und einen Vordruck zur Kostenübernahme finden sich auf der Website der Landesregierung.
Ein Besuch im belgischen Gent zeigt, wie die verkehrsberuhigte Stadt aussehen kann
16.Oktober 2019
Mittwoch Mittag, kurz nach Zwölf. Wir schlendern durch die Innerstadt der ostflämischen Metropole Gent. Vorbei an der St.-Bavo-Kathedrale in deren Inneren der prächtige Genter Altar steht, dem herrlichen Belfried, bestaunen die ungewöhnliche Architektur der Stadthalle. Die Route führt an einer breiten Straße entlang, wir folgen der Asphaltspur, bleiben immer wieder mal stehen, lauschen, nee, immer noch nichts. Was uns irritiert lauschen lässt, ist die Ruhe in einer quirligen, belebten Innenstadt. Dann endlich, ein vernehmliches Quietschen kündigt eine sich nähernde Straßenbahn an. Die Tram der Linie 4 fährt vorbei und hinter ihr bleibt die Straße so ruhig liegen wie zuvor. Radfahrer, Fußgänger aber weit und breit kein Auto.
Gents Innenstadt ist seit mehr als zwei Jahren verkehrsberuhigte Zone. Nur sehr wenige Autos dürfen in die Innenstadt fahren, es gibt Sonderregelungen für Anwohner, Lieferverkehr und für Menschen mit Geheinschränkung und klar, die Rettungsdienste haben freie Fahrt. Parkmöglichkeiten gibt es so gut wie keine, wenn überhaupt kann das Auto unterirdisch abgestellt werden. Wer mit dem Auto durch die Innenstadt fährt muss wissen, er oder sie steht hier am Ende der Nahrungskette steht, soll heißen, Fußgänger und Radfahrer haben Vorrang. Und Radfahrer gibt es reichlich in Gent. Hier ist die Aufmerksamkeit des Fußgängers durchaus gefragt, denn sie kommen tatsächlich aus allen Richtungen. Was allerdings auch gesagt sein muss. Ausnahmslos hielten die Radfahrer an Zebrastreifen an und ließen Fußgänger passieren. Fietsen, also Radfahren, erfreut sich in Belgien ohnehin großer Beliebtheit. Entsprechend groß ist das Angebot für Radfahrer.
Deutsche Innenstädte hinken, wenn es um die Autofreiheit geht, mehrheitlich hinterher. Es geht noch immer um die Freiheit der Autos, bzw. deren Insassen. Ich lebe in einer Kleinstadt und sehr gern würden hier einige, überwiegend junge Leute, die Innenstadt von Autoabgasen und Lärm befreien. Ihnen schallt regelmäßig nein, geht nicht, entgegen. Da mag man nicht einmal probieren, was tatsächlich gehen würde. Die Mehrheit der Deutschen, so scheint ist, zeigt sich hier weder Experimentierbereit, noch darf der Gedanke, weniger Auto, allzu laut gedacht sein. Regt man autofreie Räume für Berlin an, regt sich sofort laufstark die deutsche Autofahrerseele. Ich gestehe, ich fahre auch gern Auto. Wohlgemerkt fahren. Im Stau stehen, ist eben stehen und nicht fahren. Wo es dicht wird, weiche ich gern auf andere Verkehrsmittel aus.
Prima, andere machen es halt vor und versuchen es. Nun kann sich nicht jede Stadt mit Gent vergleichen, schon klar. Wenn dann aber einer mutig voranschreitet, lohnt es sich doch mal zu schauen, wie machen die das? Welche Herausforderungen haben die meistern müssen? Welche Widerstände gab es? Wie konnte man auch mit sehr viel weniger Autos, die Leute mobil unterwegs sein lassen?
Gent hat 250 000 Einwohner, davon sind rund 65 000 Studenten. Also eine vergleichsweise junge Stadt. Gent, das auch als das Venedig Belgiens gilt, lockt jährlich viele Besucher. Kaum anzunehmen, dass die Touristen alle mit dem Tretroller anreisen. Taten wir auch nicht. Das Auto wurde in einer Tiefgarage abgestellt und erblickte erst wieder bei der Abreise Tageslicht. Eines darf man mal annehmen. Die Bewohner der alten Handelsstadt wollten ganz sicher keine geschäftlichen Einbußen hinnehmen. Dennoch, man hat es versucht. Auch in Gent passierte die autofreie Innenstadt nicht einfach. Jahrelange Planung war nötig, der grüne Stadtrat für Mobilität, Filip Watteeuw, hatte federführend für die verkehrsberuhigte Innenstadt gesorgt. Laut einem NWS-Bericht, einem Nachrichtenportal aus Flandern, blieb bei der Eröffnung der verkehrsberuhigten Innenstadt ein Verkehrschaos aus. Ab 2020 werden die Regeln für den Autoverkehr in Gent noch einmal verschärft und die Innenstadt zur Umweltzone erklärt.
Neben drei Tram-Linien fährt ein kleiner blauer Elektro-Bus durch die Innenstadt und bringt Fahrgäste von A nach B. An den Wochenenden ergänzt die Hop-on-Hop off-Wasserstraßenbahn das Angebot im öffentlichen Nahverkehr. Und Fahrräder. Es gibt verschiedene Stationen zum Ausleihen eines Rades. An jeder Ecke Fahrradständer, die oft chronisch überfüllt sind. Wer Abends am Kino vorbeilaufen möchte, muss sich durch allerhand Lenker und Pedale arbeiten. Kostenlose Fahrradparkhäuser gehören ebenso zum Programm. Radfahren ist hier die normale Art der Fortbewegung geworden. Und möglicherweise mag es nur der Ausschnitt sein, in dem sich der Beobachter bewegt, doch irgendwie wirken jene, die da in Gent, in die Pedalen treten, im Durchschnitt deutlich schlanker, als die Besucher und Touristen der Stadt. Ob Verkehrsberuhigung Auswirkung auf die Gesundheit der Bevölkerung, nicht nur in Sachen reine Luft hat, wäre einer weiteren Betrachtung wert.
Ja, es lohnt sich mal vorbei zu schauen, Gent hat einiges zu bieten. Viel Geschichte, Kunst, Kultur, leckeres Bier und gutes Essen. Apropos Essen. Gent rief als erste Stadt Europas, vor zehn Jahren, einen Veggie-Day, flämisch Veggiedag, aus. Donnerstags kommt in Kantinen und Kita kein Fleisch oder Fisch auf die Teller. Auch Restaurants beteiligen sich am fleischfreien Donnerstag. Das aber nur so ganz nebenbei. Eins nach dem anderen.
Sicher, der Belgier ist nicht per se als Umweltschützer auf die Welt gekommen. Wer diesen Einspruch einlegen will, hat Recht. Es heißt, der durchschnittliche Belgier macht sich keine schlaflosen Nächte, wenn hier oder dort ein Baum gefällt wird. Und eine Ansammlung von drei Bäumen nennt der Belgier bereits Wald, habe ich bei meinem Aufenthalt gelernt. Wer sich mal an die Belgische Küste verirrt hat und kein Meer sieht, dem sei gesagt, die Nordsee findet sich hinter der Hochhausansiedlung! Die Belgier haben ihre Küste derart zugepflastert, dass man meinen könnte, sie haben hier einen zweiten Atlantikwall aufgebaut. Nur diesmal eben selbst und freiwillig, mit Balkonen und zu friedlichen Zwecken. Ich weise auf diese Bausünden hin, weil genau so etwas folgt, wenn man lobend über den Tellerrand schaut. Die sind auch nicht so toll, schau mal was die sich da geleistet haben. Undsoweiterundsofort. Klar können die Belgier gern das Baum umarmen von uns lernen. Wenn sie dann mögen. Wir könnten im Gegenzug die Freude am fietzen übernehmen. Weil das Wort „fietzen“ so schön ist und weil es einfach Spaß macht.
Besser nicht, denn die Tauben, die symbolisch für Liebe,
Glück und Frieden stehen sind stark bedroht
15.Oktober 2019
Die Turteltaube wurde vom NABU (Naturschutzbund) zum Vogel des Jahres 2020 ausgerufen. Viel Romantisches verbinden wir mit der Turteltaube. Die Realität ist für die Täubchen weit weniger freundlich. Es fehlen Lebensräume und gehen weiter verloren. Die Taube bevorzugt strukturreiche Wald- und Feldränder, diese gehen durch die industrielle Landwirtschaft verloren. Dazu kommt, dass die Turteltauben besonders im Süden Europas gejagt werden. Denn die kleinste unserer heimischen Tauben gehört zu den Zugvögeln und verbringt den Winter in Afrika. Ein gefährlicher Weg, schätzungsweise zwei Millionen Turteltauben werden jährlich auf ihren Routen in die Winterquartiere getötet. Allein 800 000 Tiere wurden in Spanien getötet. Dazu kommen mehrere 100 000sende illegale Abschüsse. Die Turteltaube darf in 10 Mitgliedstaaten der EU gejagt werden. Und das obwohl die Turteltaube auf der globalen Roten Liste steht. Die Politik ist gefragt, das Töten der Turteltauben zu beenden und erforderliche Maßnahmen zum Schutz der Turteltauben zu ergreifen.
Denn die Jagd auf die Turteltaube hat dramatische Verluste zur Folge. In den letzten vierzig Jahren sind die Bestände in Deutschland um 90 Prozent gesunken. Turteltauben können bis zu 13 Jahre alt werden. Theoretisch, denn nur jeder vierte bis fünfte Jungvogel überlebt das erste Lebensjahr.
Auch die Angebote für Futter und Nistplätze sind rar,
Pestizide vergiften die Nahrung, vernichten Wildkräuter, von deren Samen sich
die Vögel ernähren. Der NABU versucht mit einer Unterschriftenaktion das Töten
der Turteltauben zu unterbinden. Mehr dazu unter: www.nabu.de
Nun lässt der Deutsche Tierschutzbund rechtliche Schritte
folgen, wie in einer Pressemitteilung vom 15. Oktober bekannt wurde.
Grausamer Umgang
mit Versuchstieren am LPT
Deutscher Tierschutzbund stellt Strafanzeige und fordert Schließung des
Labors
Politik muss umgehend handeln und EU-Vorgaben und Ausstiegsplan umsetzen
Angesichts der
aktuellen Bilder aus dem Tierversuchslabor LPT (Laboratory Pharmacology and
Toxicology), fordert der Deutsche Tierschutzbund dessen Schließung. Alle
Versuche am LPT müssen aus Sicht der Tierschützer umgehend eingestellt werden.
Der Deutsche Tierschutzbund wird zudem Strafanzeige wegen Tierquälerei stellen.
In Richtung der verantwortlichen Politiker drängt der Verband auf die
überfällige Behebung der Mängel bei der deutschen Umsetzung der
EU-Tierversuchsrichtlinie. Ziel müsse jedoch der Ausstieg aus Tierversuchen
sein.
„Wenn man diese
entsetzlichen, kaum zu ertragenden Bilder sieht, kann und darf wirklich niemand
mehr behaupten, wir hätten eines der strengsten Tierschutzgesetze der Welt und
bei uns würden alle Vorgaben zu Tierversuchen vorbildlich eingehalten“, so
Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. „Dieser Fall macht
auf erschreckende Weise deutlich, wozu die mangelhafte Umsetzung der
EU-Tierversuchsrichtlinie in Deutschland führen kann. Die Bundesregierung muss
sich das erklärte Ziel der EU auf die Fahnen schreiben: letztendlich müssen
Tierversuche vollständig durch tierversuchsfreie Verfahren ersetzt werden. Alle
Anstrengungen muss die Politik jetzt auf diesen Ausstieg konzentrieren.“
Barbarische
Zustände im LPT
Das Erste zeigt die
Undercover-Aufnahmen aus dem Labor heute Abend in der Sendung „FAKT“: Hunde
liegen in ihrem eigenen Blut und verenden offensichtlich aufgrund von
Vergiftungen durch Testsubstanzen. Ein „Tierpfleger“ schlägt einen Makaken
mutwillig gegen einen Türrahmen. Andere Affen werden grob aus den Käfigen gezerrt
und nach den Versuchen wieder hineingeworfen. Kristina Wagner, Leiterin des
Referats für Alternativmethoden zu Tierversuchen beim Deutschen Tierschutzbund,
sagt: „Der Umgang mit den Tieren ist brutal und barbarisch.“ Entsetzt zeigt sie
sich auch darüber, dass die Versuche nicht abgebrochen und die schwer leidenden
Tiere erlöst wurden. „Offenbar waren sie über lange Zeiträume und während der
Nacht unbeaufsichtigt – ein Verstoß gegen die Vorgaben zur Pflege und zum
Schutz der Tiere“, so Wagner. Auch dokumentieren die Bilder Verstöße gegen die
Haltungsvorgaben: so waren die Käfige der Affen zu klein und enthielten weder
Klettermöglichkeiten noch Beschäftigungsmaterial oder Verstecke für die Tiere.
Der Deutsche
Tierschutzbund kritisiert zudem, dass im Fall des LPT offensichtlich wird, was
passieren kann, wenn Kontrollen durch die zuständige Behörde nicht in
ausreichendem Maß und vor allem nicht ohne Vorankündigung stattfinden. Auch
hatte das Personal offenbar nicht die in der EU-Tierversuchsrichtlinie
vorgeschriebene Ausbildung bzw. Sachkunde für die Pflege von Versuchstieren,
geschweige denn für die Durchführung von Tierversuchen – ein weiterer Mangel
der deutschen Umsetzung der EU-Vorgaben.
Giftigkeitsprüfungen
ohne Genehmigungsverfahren
Bei den vom LPT
durchgeführten Versuchen handelt es sich um Giftigkeitsprüfungen zur Zulassung
von Arzneimitteln, Chemikalien, Pflanzenschutzmitteln oder
Schädlingsbekämpfungsmitteln, die noch immer gesetzlich vorgeschrieben sind –
obwohl es bereits eine Reihe zuverlässiger und moderner tierversuchsfreier
Verfahren gibt. Diese Tierversuche müssen der zuständigen Behörde in
Deutschland lediglich angezeigt werden, aber kein Genehmigungsverfahren
durchlaufen. Deutschland hat hier entgegen der EU-Vorgaben sogar eine
stillschweigende Erlaubniserteilung eingeführt: Wenn die Behörde nicht
innerhalb von 20 Arbeitstagen widerspricht, darf mit den Versuchen begonnen
werden. Aus Tierschutzsicht wird so Tierleid billigend in Kauf genommen.
Quelle:
Pressemitteilung Deutscher Tierschutzbund vom 15.Oktober 2019
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