Nun lässt der Deutsche Tierschutzbund rechtliche Schritte
folgen, wie in einer Pressemitteilung vom 15. Oktober bekannt wurde.
Grausamer Umgang
mit Versuchstieren am LPT
- Deutscher Tierschutzbund stellt Strafanzeige und fordert Schließung des
Labors
- Politik muss umgehend handeln und EU-Vorgaben und Ausstiegsplan umsetzen
Angesichts der
aktuellen Bilder aus dem Tierversuchslabor LPT (Laboratory Pharmacology and
Toxicology), fordert der Deutsche Tierschutzbund dessen Schließung. Alle
Versuche am LPT müssen aus Sicht der Tierschützer umgehend eingestellt werden.
Der Deutsche Tierschutzbund wird zudem Strafanzeige wegen Tierquälerei stellen.
In Richtung der verantwortlichen Politiker drängt der Verband auf die
überfällige Behebung der Mängel bei der deutschen Umsetzung der
EU-Tierversuchsrichtlinie. Ziel müsse jedoch der Ausstieg aus Tierversuchen
sein.
„Wenn man diese
entsetzlichen, kaum zu ertragenden Bilder sieht, kann und darf wirklich niemand
mehr behaupten, wir hätten eines der strengsten Tierschutzgesetze der Welt und
bei uns würden alle Vorgaben zu Tierversuchen vorbildlich eingehalten“, so
Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. „Dieser Fall macht
auf erschreckende Weise deutlich, wozu die mangelhafte Umsetzung der
EU-Tierversuchsrichtlinie in Deutschland führen kann. Die Bundesregierung muss
sich das erklärte Ziel der EU auf die Fahnen schreiben: letztendlich müssen
Tierversuche vollständig durch tierversuchsfreie Verfahren ersetzt werden. Alle
Anstrengungen muss die Politik jetzt auf diesen Ausstieg konzentrieren.“
Barbarische
Zustände im LPT
Das Erste zeigt die
Undercover-Aufnahmen aus dem Labor heute Abend in der Sendung „FAKT“: Hunde
liegen in ihrem eigenen Blut und verenden offensichtlich aufgrund von
Vergiftungen durch Testsubstanzen. Ein „Tierpfleger“ schlägt einen Makaken
mutwillig gegen einen Türrahmen. Andere Affen werden grob aus den Käfigen gezerrt
und nach den Versuchen wieder hineingeworfen. Kristina Wagner, Leiterin des
Referats für Alternativmethoden zu Tierversuchen beim Deutschen Tierschutzbund,
sagt: „Der Umgang mit den Tieren ist brutal und barbarisch.“ Entsetzt zeigt sie
sich auch darüber, dass die Versuche nicht abgebrochen und die schwer leidenden
Tiere erlöst wurden. „Offenbar waren sie über lange Zeiträume und während der
Nacht unbeaufsichtigt – ein Verstoß gegen die Vorgaben zur Pflege und zum
Schutz der Tiere“, so Wagner. Auch dokumentieren die Bilder Verstöße gegen die
Haltungsvorgaben: so waren die Käfige der Affen zu klein und enthielten weder
Klettermöglichkeiten noch Beschäftigungsmaterial oder Verstecke für die Tiere.
Der Deutsche
Tierschutzbund kritisiert zudem, dass im Fall des LPT offensichtlich wird, was
passieren kann, wenn Kontrollen durch die zuständige Behörde nicht in
ausreichendem Maß und vor allem nicht ohne Vorankündigung stattfinden. Auch
hatte das Personal offenbar nicht die in der EU-Tierversuchsrichtlinie
vorgeschriebene Ausbildung bzw. Sachkunde für die Pflege von Versuchstieren,
geschweige denn für die Durchführung von Tierversuchen – ein weiterer Mangel
der deutschen Umsetzung der EU-Vorgaben.
Giftigkeitsprüfungen
ohne Genehmigungsverfahren
Bei den vom LPT
durchgeführten Versuchen handelt es sich um Giftigkeitsprüfungen zur Zulassung
von Arzneimitteln, Chemikalien, Pflanzenschutzmitteln oder
Schädlingsbekämpfungsmitteln, die noch immer gesetzlich vorgeschrieben sind –
obwohl es bereits eine Reihe zuverlässiger und moderner tierversuchsfreier
Verfahren gibt. Diese Tierversuche müssen der zuständigen Behörde in
Deutschland lediglich angezeigt werden, aber kein Genehmigungsverfahren
durchlaufen. Deutschland hat hier entgegen der EU-Vorgaben sogar eine
stillschweigende Erlaubniserteilung eingeführt: Wenn die Behörde nicht
innerhalb von 20 Arbeitstagen widerspricht, darf mit den Versuchen begonnen
werden. Aus Tierschutzsicht wird so Tierleid billigend in Kauf genommen.
Quelle:
Pressemitteilung Deutscher Tierschutzbund vom 15.Oktober 2019