NABU will Umwelt- und Artenschutz beim Bau der geplanten Tesla Gigafabrik berücksichtig wissen

NABU fordert Transparenz und unverzügliche Gespräche

Pressemitteilung des NABU vom 14.November 2019



Potsdam – Der NABU Brandenburg begrüßt, dass eine solche Großinvestition nach Brandenburg kommen wird und Arbeitsplätze in der Region geschaffen werden sollen.

Das geplante Vorhaben wurde streng vertraulich vorbereitet. Für die Gigafactory von Tesla sollen 300 Hektar Waldfläche in Anspruch genommen werden. Naturschutzverbände und Bürger wurden bislang nicht mit einbezogen. Für die Umsetzung wird jetzt ein enormer Zeitdruck aufgebaut.

„Wir erwarten jetzt vollständige Transparenz bei den weiteren Schritten und die Berücksichtigung der naturschutzrechtlichen Anforderungen“, so Friedhelm Schmitz-Jersch, Landesvorsitzender des NABU Brandenburg. „Der zugrundeliegende Bebauungsplan ist fast 20 Jahre alt. Seitdem haben sich die Rahmenbedingungen verändert, so ist z.B. derzeit nicht bekannt, ob im Rahmen des damaligen Bebauungsplanverfahrens die natur- und artenschutzrechtlichen Belange ausreichend berücksichtigt wurden.“

Zudem sollten neben den direkten Auswirkungen durch den Bau der Gigafactory auch die Folgen auf die Region betrachtet werden. Es ist mit erheblichen zusätzlichen Verkehrsströmen zu rechnen. Auch die mögliche Ausweisung neuer Wohnbauflächen darf nicht zum Verlust weiterer Waldflächen führen. Die Belastungen für Mensch und Natur in der Gemeinde Grünheide müssen begrenzt werden. Dabei sind auch sonstige Vorhaben zu berücksichtigen, wie beispielsweise ein in der Nähe geplanter Windpark im Wald mit 18 knapp 280 Meter hohen Windrädern. Unter den völlig veränderten Voraussetzungen der Ansiedlung der riesigen Produktionsstätte von Tesla müssen die planerischen Grundlagen für die Region vollständig überarbeitet werden.

Die Landesbehörden sind jetzt gefordert. Unverzüglich sollten Gespräche mit den anerkannten Naturschutzverbänden aufgenommen werden, wie die naturschutzfachlichen Anforderungen eingehalten werden.

Ärzte fordern Sofortmaßnahmen zum Klimaschutz

Forschungsbericht zu Klimawandel und Gesundheit alarmiert Wissenschaftler

Gesundheit/Klimawandel                November 2019

Wird der Ausstoß an schädlichen Klimagasen nicht reduzieren erwarten uns nicht nur weiter extreme Wetterphänomene, sondern auch gravierende Gesundheitsschäden. Mit zu fünf zusätzlichen Hitzewellen im Norden Deutschlands und bis zu 30! Zusätzlichen Hitzewelle in Süddeutschland bis zum Ende des Jahrhunderts ist zu rechnen, wenn der Ausstoß nicht verringert wird. Die Hitze bleibt nicht ohne Folgen für die Gesundheit, Hitzschlag, Herzinfarkt und akutes Nierenversagen aufgrund von Flüssigkeitsmangel könnten vermehrt auftreten. Am stärksten gefährdet sind ältere Menschen, Säuglinge, Personen mit chronischen Erkrankungen und Menschen, die einer körperlich anstrengenden Arbeit im Freien nachgehen, wie zum Beispiel Bauarbeiter. Zu diesem Ergebnis kommt ein Forschungsbericht der medizinischen Fachzeitschrift „The Lancet“. Zum ersten Mal wird dieses Jahr auch ein Deutschland-Bericht des „Lancet-Countdown“ vorgestellt. Der Bericht ist Teil der „The Lancet Countdown on Health and Climate Change“ Forschungsprogrammes. Kooperationspartner sind die Bundesärztekammer, die Charité Berlin, das Helmholtz Zentrum München, das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, sowie die Hertie School.

Ausgetrocknete Seen waren 2018 und 2019 keine Seltenheit in Brandenburg
Foto: Pixabay

Dem Bericht zufolge nimmt auch die Gefährdung durch Infektionskrankheiten Klimabedingt zu. Dies betrifft vor allen durch Mücken und Zecken übertragbare Erkrankungen. Mückenarten wie zum Beispiel die Tigermücke finden mit wärmeren Klima in Deutschland bessere Lebengrundlagen. So gilt besagte Tigermücke als Überträgerin diverser tropischer Krankheitserreger, wie zum Beispiel das Zika-Virus, dem Chikungunya-Virus und dem Dengue-Virus. 2007 wurde die erste Tigermücke in Deutschland entdeckt, seitdem werden immer wieder nicht nur einzelne Mücken, sondern auch größere Populationen und Mückenlarven nachgewiesen. In diesem Sommer wurde erstmals ein sogenannter Mücken assoziierter Fall des West-Nil-Fiebers nachgewiesen. Das heißt, anders als bei dem Patienten, der bereits im letzten Jahr mit dem West-Nil-Virus infizierte (der Tierarzt hatte sich bei der Untersuchung einen toten Vogels infiziert), wurde das Virus durch die Mücke übertragen. Der Fall gilt als Indiz dafür, dass es dem Virus nunmehr gelingt erfolgreich auch in heimischen Stechmückenarten zu überwintern. Das West-Nil-Virus gehört zur Familie der Flaviviren und ist damit verwandt mit den Usutu-Viren, die wiederum als Amselsterben traurige Berühmtheit erlangten. West-Nil- Viren gefährden tatsächlich in erster Linie Vogelbestände. Vögel sind die eigentlichen Wirte und für infizierte Tiere nimmt die Krankheit einen weitaus dramatischeren Verlauf, als es in den meisten Fällen für Menschen der Fall ist. Menschen gelten als Fehlwirte, wie auch Pferde, bei denen ebenfalls West-Nil- Infektionen nachgewiesen wurden. Das West-Nil-Virus verläuft in den meisten Fälle ähnlich einer starken Erkältung. Für geschwächte Menschen kann der Krankheitsverlauf zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen.

Die Tigermücke fühlt sich zunehmend heimisch bei uns.
Foto: Pixabay

Mit höheren Temperaturen tritt ein erhöhtes Blaualgenwachstum auf und Vibrio-Bakterien breiten sich in Binnengewässern und der Ostsee aus. Beide sind gesundheitsgefährdend. „Der Bericht belegt ausdrücklich, dass die gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels nicht irgendwann in weit entfernten Weltgegenden spürbar werden, sondern hier und heute“, sagt Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer. Die Politik ist gefordert, muss Bedingungen schaffen, um die Risiken für die Gesundheit abzuwenden. Gesundheitseinrichtungen müssen mit ausreichendem Personal und Räumlichkeiten auf Extremwetterereignisse vorbereitet sein.

Es muss gar nicht immer das exotische Virus sein, auch die alt bekannte Salmonelle blüht bei Hitze richtig auf.
Foto: Pixabay

Professorin Dr. Sabine Gabrysch, Ärztin und Professorin für Klimawandel und Gesundheit an der Charité und dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, betonte die enormen Chancen für die Gesellschaft durch sogenannte Win-Win-Lösungen. „Wenn wir Kohlekraftwerke abschalten und unsere Städte fahrradfreundlicher gestalten und dadurch der Autoverkehr abnimmt, nützt das nicht nur dem Klima. Diese Maßnahmen helfen auch gegen Luftverschmutzung und führen zu mehr Bewegung. Beides ist ein direkter Gewinn für unsere Gesundheit durch weniger Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen. Vorsorge ist besser als Nachsorge und die beste Vorsorge bei Klima und Gesundheit ist die rasche Verringerung unseres Ausstoßes von Treibhausgasen“, sagt sie.

Weniger Qualm tut allen gut
Foto: Pixabay

Der Policy Brief für Deutschland sowie der Report für 2019 sind abrufbar unter:

http://www.lancetcountdown.ord/resources/

Tierversuche werden auch in Brandenburg durchgeführt

In Hamburg deckte die SOKO Tierschutz schwere Fälle von Tierquälerei in einem Labor für Tierversuche auf

November 2019

Brandenburg.  Die Tierschützer der SOKO Tierschutz deckten eklatante Missstände und Tierquälerei in den LPT (Labortory of Pharmacology and Toxicology) bei Hamburg auf. Die Sendung „Fakt“ im „Ersten“ berichtete.

Nun dürfte das gewaltsame Einführen von Nadeln, festschnallen bis zur absoluten Bewegungslosigkeit, das erzwungene einatmen toxischer Gase, das verabreichen von Giftstoffen und was auch immer im Namen der Wissenschaft in so manchem Labor stattfindet, für die betroffenen Tiere immer höchst unerfreulich sein. Die Bilder aus Hamburg waren an Grausamkeit freilich kaum zu überbieten und sie lösten politische Debatten und eine große Protestwelle aus. Inzwischen ist das Labor geschlossen, der Deutsche Tierschutzbund hat Klage eingereicht. Bleibt die Frage, brauchen wir diese Versuche überhaupt? Die Organisation „Ärzte gegen Tierversuche“ sagt seit Jahren nein, braucht es nicht. Denn der menschliche Organismus unterscheidet sich von dem einer Maus oder eines Hausschweines nicht nur optisch. 98,7 Prozent unseres Erbgutes ist identisch mit dem eines Schimpansen, unserem nächsten genetischen Verwandten und doch schwingen sich die wenigsten Menschen durch die Baumwipfel und manche mögen noch nicht einmal Bananen. Noch ähnlicher ist die genetische Verwandtschaft zu anderen Menschen. Nur deswegen möchte aber kaum jemand mit Adolf Hitler oder mit Charles Manson verglichen werden. Obwohl die meisten von uns eine genetische Verwandtschaft mit Massenmördern ablehnen, rechtfertig also die weiter entfernte tierirische Verwandtschaft Tierversuche.

Offenbar waren wir in der Frage der Notwendigkeit schon mal weiter. Ende der 1990er Jahre waren die Zahlen der Versuchstiere in Deutschland auf einem historischen Tiefstand. Waren 1989 noch mehr als 2,5 Millionen Tiere in Deutschen Laboren eingesetzt, waren es zehn Jahre später fast eine Million weniger Tiere. 2015 waren es dann wieder mehr als 3 Millionen Tiere, die für wissenschaftliche Zwecke im Labor landeten. Mehr als die Hälfte aller Tierversuche in Deutschland finden in Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen statt. Brandenburg sitzt am unteren Ende der Skala, fast 15 000 Tiere wurde 2017 im Land Brandenburg für wissenschaftliche Zwecke eingesetzt. In der gesamten Republik wurden im selben Jahr 2,8 Millionen Tiere in Laboren registriert. Die meisten der in Brandenburg eingesetzten Tiere, (6618 Tiere) werden für die sogenannten Grundlagenforschung eingesetzt, also ohne direkten therapeutischen Nutzen für den Menschen. 3250 Tiere waren an der Überprüfung und oder Herstellung medizinischer Produkte „beteiligt“. An 1394Tieren wurden im Land Krankheiten erforscht, 866 Tiere wurden in Ausbildungen „verwendet“. Bei den Tieren, die in Brandenburg zu Forschungszwecken eingesetzt wurden, handelte es sich um Mäuse, Ratten, Meerschweinchen, Mongolische Rennmäuse, Kaninchen, Hunde, Schweine, Schafe, Rinder und Zebrafische.

„Ärzte gegen Tierversuche“ moniert, dass viele der Tierversuchseinrichtungen mit Steuermitteln finanziert werden. Dem gegenüber, so der Verein, wird nur sehr wenig Geld in die tierversuchsfreie Forschung gesteckt.

Die Mitwelt-News der Woche

8.November   Meldungen

An der TU Berlin haben Wissenschaftler ein Modell entwickelt, mit dem Tierversuche möglicherweise überflüssig werden. Mittels Bio-Tinte aus dem 3D Drucker können Organmodelle gewonnen werden. An diesen würden sich Medikamente weitaus zuverlässiger, und vor allen Dingen angstfrei, testen lassen.

Laut einer Pressemitteilung der „Ärzte gegen Tierversuche“ konnte erneut belegt werden, dass die Ergebnisse neurologischer Tests an Affen nicht 1 zu 1 auf Menschen übertragen werden können. Die In-Vitro-Studie zeigt, dass sich Affen und Menschengehirne unterschiedlich entwickeln (!!!). Affen, so die Organisation, sind für die Hirnforschung ungeeignet.

Die GroKo zog diese Woche eine positive Bilanz der eigenen Arbeit. Umweltpolitiker,- und Organisationen sind weniger voll des Lobes. Kritik kommt von der grünen Bundestagsabgeordneten Renate Künast. Die ehemalige Landwirtschaftsministerin sieht zu wenig Bemühungen um Artenschutz und faire Bedingungen in der Landwirtschaft. Die Agrarpolitische Sprecherin für DIE LINKE, Kirsten Tackmann, erstellt der GroKo ein sehr schlechtes Zeugnis. Mangelhaft, benotet sie die Leistungen, zu viele Probleme habe man ausgesessen. Fehlende Unterstützung bei der Weidetierhaltung, Küken-Tötungen, betäubungslose Ferkelkastration, Tiertransporte. Auch der Deutsche Tierschutzbund stellt der GroKo ein schlechtes Zeugnis aus. Ebenso Greenpeace, die den Einsatz von Glyphosat monieren.

Kirsten Tackmann in ihrem Wahlkreis in Brandenburg, hier auf dem Havellandhof mit Peter Kaim. Die Politikerin besucht regemäßig landwirtschaftliche Betriebe.
Foto: Silvia Passow

Der Skandal um das LPT Labor bei Hamburg weitet sich aus. Inzwischen wurden Affen aus dem Labor abtransportiert, berichtete der deutsche Tierschutzbund. Und damit auch Beweise beseitigt worden, wird befürchtet. Der deutsche Tierschutzbund hat Klage eingereicht. Die SOKO Tierschutz hatte auf schreckliche Zustände in dem Labor aufmerksam gemacht.

Pariser Klimaabkommen: Emissionen aus nur 15 Jahren können 20cm Meeresspiegelanstieg erzeugen

Pressemitteilung des Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung vom 5.November

Allein die bislang vorliegenden Klimaschutzpläne der Länder bis 2030 könnten den Meeresspiegel bis 2300 um 20 Zentimeter ansteigen lassen, wenn die Regierungen Ihre Selbstverpflichtungen nicht noch einmal deutlich nachbessern. Das zeigt eine neue Studie, die jetzt in den Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) veröffentlicht wurde. Die Arbeit von Forschern der Climate Analytics in Berlin und des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) zeigt erstmals die konkreten Auswirkungen der bislang vereinbarten Vorhaben der einzelnen Länder zur Emissionsreduktion im Rahmen des Pariser Klimaabkommens mit Blick auf den längerfristigen Meeresspiegelanstieg.

Erstmals beziffert die Studie den Beitrag der unter der Pariser Klimavereinbarung zu erwartenden Treibhausgasemissionen für den Meeresspiegelanstieg – vorausgesetzt, die als „Nationally Determined Contributions“ (NDCs) vorgelegten Pläne der Länder werden eingehalten. Diese Zusagen zum Klimaschutz gehen zurück auf das Pariser Klimaabkommen, auf das sich 2015 mehr als 190 Länder geeinigt haben. Sie umfassen zunächst den Zeitraum von 2016 bis 2030.

Allein die in diesen 15 Jahren freigesetzten Emissionen würden bereits einen Meeresspiegelanstieg von 20 cm bis 2300 bedeuten, zeigt die Studie der Forschenden. Das entspricht einem Fünftel des Meeresspiegelanstiegs, der durch alle seit Beginn der Industrialisierung bis 2030 anfallenden Treibhausgasemissionen zu erwarten ist. Die möglichen Auswirkungen eines bereits irreversiblen Schmelzens von Teilen des antarktischen Eisschildes wurden hier noch nicht berücksichtigt.

„Unsere Ergebnisse zeigen: Was wir heute tun wird einen großen Einfluss bis zum Jahr 2300 haben. 20 Zentimeter sind keine kleine Zahl, das entspricht grob dem bislang im gesamten 20.Jahrhundert beobachteten Meeresspiegelanstieg. Diese Zahl durch nur 15 Jahre zusätzliche Emissionen zu erreichen ist schon erstaunlich“, sagt Leitautor Alexander Nauels von Climate Analytics. „Durch das langsame Tempo, mit dem der Ozean, die Eisschilde und Gletscher auf die globale Erwärmung reagieren, entfalten sich die wahren Folgen unserer Emissionen für den Meeresspiegelanstieg erst über Jahrhunderte. Je mehr Kohlendioxid-Emissionen jetzt freigesetzt werden, desto stärker bestimmen wir auch bereits den Meeressspiegelanstieg der Zukunft“.

Mehr als die Hälfte geht zurück auf die Emissionen aus China, USA, EU, Indien und Russland

Die Arbeit der Forschenden zeigt auch, dass mehr als die Hälfte der zu erwartenden 20 Zentimeter Meeresspiegelanstieg auf die fünf größten Verursacher von Treibhausgasemissionen zurückzuführen ist: China, USA, EU, Indien und Russland. Allein die Emissionen dieser Volkswirtschaften im Rahmen ihrer NDCs unter dem Pariser Klimaabkommen würden dazu führen, dass die Meere bis 2300 um 12 cm ansteigen, so die Studie.

„Nur fünf Volkswirtschaften sind für mehr als die Hälfte des Meeresspiegelanstiegs verantwortlich, der durch die Emissionen aus den ersten 15 Jahren nach der Pariser Klimavereinbarung zu erwarten ist“, sagt Ko-Autor Johannes Gütschow vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. „Um den langfristigen Anstieg des Meeresspiegels zu begrenzen, ist es entscheidend, dass bei den Klimaplänen der Länder nachgebessert wird und die Anstrengungen zur Vermeidung von Emissionen verstärkt werden“.

Berücksichtigt man alle Emissionen, die zwischen 1991 und 2030 freigesetzt werden, also seit dem Jahr des ersten Berichts des Weltklimarats IPCC, erhöht sich der Beitrag der fünf größten Kohlendioxid-Emittenden China, USA, EU, Indien und Russland für den langfristigen Meeresspiegelanstieg auf 26 Zentimeter.

Meeresspiegelanstieg als Vermächtnis für die Menschheit

„Unsere Ergebnisse zeigen klar, dass unsere heutigen Emissionen unweigerlich dazu führen, dass die Meere bis weit in die Zukunft hinein ansteigen. Dieser Prozess lässt sich nicht zurückdrehen, er ist unser Vermächtnis für die Menschheit“, sagte Ko-Autor Carl-Friedrich Schleussner von Climate Analytics. „Die Regierungen müssen bis 2020 dringend ambitioniertere Klimapläne (NDCs) vorlegen und das Tempo ihrer Dekarbonisierung erhöhen, um das Pariser Abkommen und sein Ziel, die globale Erwärmung deutlich unter 2°C und möglichst 1,5°C zu begrenzen, einhalten zu können.“

Mit dem steigenden Meeresspiegel steigt auch das Risiko für häufigere und stärkere Überflutungen. Erst kürzlich hat der jüngste IPCC-Sonderbericht zu Ozeanen und Kryosphäre gezeigt, dass extreme Meeresspiegelereignisse, die derzeit nur einmal in hundert Jahren zu beobachten sind, durch den zu erwartenden Meeresspiegelanstieg um 24-32 Zentimeter bis 2050 in vielen Teilen der Welt jährlich auftreten könnten. Das kann für viele Küsten- und Inselgemeinschaften verheerende Auswirkungen haben.

Artikel: Alexander Nauels, Johannes Gütschow, Matthias Mengel, Malte Meinshausen, Peter U. Clark, Carl-Friedrich Schleussner (2019): Attributing long-term sea-level rise to Paris Agreement pledges. PNAS [DOI: 10.1073/pnas.1907461116]

Weblink zum Artikel: https://www.doi.org/10.1073/pnas.1907461116

Frühwarnung: Physiker aus Gießen, Potsdam und Tel Aviv prognostizieren „El Niño“ für 2020

Pressemeldung des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung vom 4. November 19

Das folgenreiche Wetterphänomen „El Niño“ könnte schon bald erneut in der Pazifikregion auftreten. Forscher der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU), des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und der Bar-Ilan Universität in Ramat Gan, Israel, gehen gemeinsam davon aus, dass es zum Jahresende 2020 wahrscheinlich wieder einen „El Niño“ geben wird. Die üblicherweise verwendeten Vorhersage-Modelle sehen dafür noch keine Anzeichen. Die bahnbrechend frühzeitige Prognose basiert auf einem von den Forschern entwickelten neuartigen Algorithmus, der auf einer Netzwerk-Analyse der Lufttemperaturen im Pazifikraum beruht und bereits die beiden letzten „El-Niño“-Ereignisse mehr als ein Jahr im Voraus korrekt prognostizierte. Solche langfristigen Vorhersagen können z.B. Bauern in Brasilien, Australien oder Indien helfen, sich vorzubereiten und die Aussaat entsprechend anzupassen.

„Die konventionellen Methoden sind nicht zu einer verlässlichen ‚El Niño‘-Prognose mehr als sechs Monate im Voraus in der Lage. Mit unserer Methode haben wir die bisherige Vorwarnzeit in etwa verdoppelt“, betont JLU-Physiker Prof. Dr. Armin Bunde, der gemeinsam mit seinem ehemaligen Doktoranden Dr. Josef Ludescher die Entwicklung des Algorithmus initiiert hatte.  Prof. Dr. Hans Joachim Schellnhuber, Direktor Emeritus des PIK, erklärt: „Diese geschickte Kombination aus Messwerten und Mathematik ermöglicht uns einzigartige Einsichten – und diese stellen wir den betroffenen Menschen zur Verfügung.“ Er weist darauf hin, dass auch die neue Methode selbstverständlich keine hundertprozentige Sicherheit bietet: „Die Wahrscheinlichkeit, dass ‚El Niño‘ 2020 kommt, liegt bei etwa 80 Prozent. Aber das ist ziemlich signifikant.“

Wahrscheinlichkeit liegt bei 80 Prozent


Josef Ludescher, der mittlerweile am PIK tätig ist, betont: „Auch das Ausbleiben eines weiteren ‚El Niño‘ in 2019 wurde von uns bereits Ende letzten Jahres vorhergesagt. Erst seit Juli stimmen die offiziellen Prognosen unserer Vorhersage zu.“ Das Team ist derzeit dabei, den Algorithmus zu erweitern, um künftig auch Aussagen über die Stärke und Länge des Wetterphänomens treffen zu können.

Mit einer Vorwarnzeit von bislang höchstens einem halben Jahr sind die Menschen in den Tropen und Subtropen in unregelmäßigen Abständen um die Weihnachtszeit herum schlecht vorbereitet mit den verheerenden Folgen von „El Niño“ (spanisch für „das Christkind“) konfrontiert – leere Fischernetze und sturzbachartige Regenfälle in Peru sowie ausgedehnte Dürreperioden in Teilen Südamerikas, Indonesiens, Australiens und Afrikas. Darüber hinaus kann es über dem indischen Subkontinent zu einer Änderung des Monsunverlaufs und in Kalifornien zu mehr Niederschlägen kommen.

Von Peru bis Australien: Leere Fischernetze, Dürren, Regenfluten

Die Forscher nutzen für ihre Untersuchungen ein Netzwerk aus atmosphärischen Temperaturdaten im tropischen Pazifik, das aus 14 Gitterpunkten im äquatorialen „El Niño“-Kerngebiet und 193 Punkten im Pazifikraum außerhalb dieses Kerngebietes besteht. Die Physiker hatten herausgefunden, dass schon im Jahr vor dem Ausbruch eines „El Niño“ die Fernwirkung zwischen den Lufttemperaturen inner- und außerhalb des Kerngebiets deutlich stärker wird. Insbesondere diesen Effekt nutzten sie für die Optimierung ihres Prognose-Algorithmus.

Die Entdeckung der neuen Methode wurde erstmals im Sommer 2013 in einem Artikel der renommierten „Proceedings of the National Academy of Sciences“ publiziert. Für die Untersuchungen standen den Forschern zuverlässige Daten aus dem Zeitraum zwischen Anfang 1950 und Ende 2011 zur Verfügung. Der Zeitabschnitt zwischen 1950 und 1980 diente ihnen als Lernphase für die Bestimmung der Alarmschwellen. Mithilfe dieses Algorithmus konnten dann die „El Niño“-Ereignisse in der Zeit danach prognostiziert und mit den tatsächlichen Ereignissen verglichen werden. In 80 Prozent der Fälle war der Alarm korrekt und das „El Niño“-Ereignis konnte zutreffend bereits im Jahr zuvor vorhergesagt werden.

Artikel: Josef Ludescher, Armin Bunde, Shlomo Havlin, Hans Joachim Schellnhuber (2019): Very early warning signal for El Niño in 2020 with a 4 in 5 likelihood. arXiv:1910.14642

Weblink zum Artikel: https://arxiv.org/abs/1910.14642

Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes zur Halbzeitbilanz der GroKo

Pressemitteilung vom 6.November

Anlässlich der heute von der Bundesregierung veröffentlichten Halbzeitbilanz kommentiert Dr. Brigitte Rusche, Vizepräsidentin des Deutschen Tierschutzbundes:

„Die Bundesregierung hat Ende 2018 das schon bestehende Verbot der betäubungslosen Kastration von Ferkeln gekippt und damit die Qual für tausende Tiere um zwei weitere Jahre verlängert. Dass sie das nun in einer internen Bewertung allen Ernstes als Erfolg verkaufen will, kann man nur als dreist bezeichnen.

Die öffentlich gemachte Bilanz ist aus Tierschutzsicht mehr als schwach – mit Ausnahme des Kükentötens, dass trotz Versprechungen nicht zur Mitte der Legislaturperiode beendet werden konnte, werden die nicht erreichten, aber im Koalitionsvertrag versprochenen Ziele im Tierschutz komplett verschwiegen.“

Der Deutsche Tierschutzbund hatte anlässlich der Halbzeit der Legislaturperiode bereits seinen Unmut über die nicht erfüllten Versprechungen der Großen Koalition geäußert:

www.tierschutzbund.de/news-storage/organisation/231019-halbzeitbilanz-der-grossen-koalition

Momo sucht ein Zuhause

Deutscher Tierschutzbund kürt Tierheimtier des Monats

Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes vom 6. November

 Im Rahmen der Kampagne „Tierheime helfen. Helft Tierheimen!“ kürt der Deutsche Tierschutzbund heute das erste Tierheimtier des Monats. Mit der Aktion will der Verband seinen angeschlossenen Mitgliedsvereinen dabei helfen, Tierheimbewohner, die schon lange auf Adoption warten, zu vermitteln. Im November sucht nun als erstes das Tierheim Brandenburg an der Havel ein Zuhause für die sensible Katzendame „Momo“. Interessierte Katzenliebhaber können sich direkt beim Tierschutzverein Brandenburg an der Havel melden.

Momo wartet seit fast drei Jahren im Tierheim Brandenburg an der Havel auf ein Zuhause
Foto/Quelle: Tierschutzverein Brandenburg an der Havel e.V.

„Momo ist eine grundsätzlich freundliche, aufgeschlossene Katzen-Diva. Die kleine Dame reagiert sehr gut auf menschliche Ansprache, schmust und kuschelt gern“, sagt Sabrin Haufschildt, Leiterin des Tierheims Brandenburg an der Havel. „Leider bricht Momo Streicheleinheiten recht abrupt ab, weshalb sie sich nicht für kleine Kinder eignet. Wir vermuten, dass dieses Verhalten insbesondere dem Tierheimstress geschuldet ist. Momo ist eine sensible Einzelkatze, unter den vielen Artgenossen im Tierheim leidet sie und reagiert mit Symptomen wie Erbrechen und Appetitlosigkeit.“ Caterina Mülhausen, Leiterin Campaigning beim Deutschen Tierschutzbund, ergänzt: „Dass Momo wegen des Stress mittlerweile eine ganze Stube des Tierheims für sich allein belegt, zeigt die Fürsorge, mit der die Tierheimmitarbeiter jedem einzelnen ihrer Schützlinge begegnen. Ein Dauerzustand kann das jedoch nicht sein. Wir hoffen, dass sich mit unserer Aktion bald ein katzenerfahrener Tierfreund über Momo freuen kann und das Tierheim wieder dringend benötigten Platz für andere Tiere hat.“

Foto/Quelle: Tierschutzverein Brandenburg an der Havel e.V.

Die wahrscheinlich 2008 geborene Momo wurde im Dezember 2016 als Fundtier im Tierheim abgegeben. Die Katze ist kastriert und geimpft. Ihr neuer Halter sollte Momo ein selbstbestimmtes, ruhiges Leben mit menschlicher Zuneigung und ohne andere Tiere im Haushalt bieten. Nach der Eingewöhnung benötigt Momo außerdem Freilauf. Ideal wäre ständig möglicher Freigang, ein Garten oder ein Hof – ein gesicherter Balkon müsste es aber mindestens sein, damit Momo sich ab und zu draußen in der Sonne wärmen und entspannen kann. Weitere Informationen sowie die Kontaktdaten des Tierheims finden Interessierte auf www.tierheime-helfen.de.

Tierheime helfen. Helft Tierheimen!

Mit der Kampagne „Tierheime helfen. Helft Tierheimen!“ macht der Dachverband der deutschen Tierheime auf die wertvolle Leistung der Tierheimmitarbeiter und -helfer aufmerksam. Der Fokus auf die vielen außergewöhnlichen Bewohner der Tierheime soll Tierliebhabern die falsche Scheu vor dem Gang ins Tierheim nehmen und ihnen bewusst machen, dass sie hier einzigartige Freunde fürs Leben finden können. Dem Deutschen Tierschutzbund sind über 740 Tierschutzvereine mit rund 550 vereinseigenen Tierheimen angeschlossen.

Auf nach Frankreich

Innerhalb einer Woche sind die in Norddeutschland rastenden Kraniche weitergezogen

Brandenburg.  Der Kranichzug über Deutschland ist wettgehend beendet, die majestätischen Vögel sind in an ihren Sammelplätzen in der französischen Champagne angekommen. Unglaubliche 268 120 Kraniche wurden am letzten Sonntag am Stausee Lac du Der-Chantecoq gezählt, 217 000 Tiere mehr als am Wochenende zuvor und gleichzeitig auch ein neuer Rekord für die westliche Route. Und viele der Tiere sind über Deutschland nach Frankreich gezogen.  

Kraniche bei Nauen
Foto: Silvia Passow

Auch in Brandenburg gibt es große Rastplätze, so wurden aktuell noch rund 11 000 Tiere im Rhin- und Havelluch gezählt, das geht es aus einer Meldung des Naturschutzbundes (NABU) hervor. Die Kraniche, die für ihre lauten Trompetenrufe bekannt sind, können an einigen Stellen in Brandenburg gut beobachtet werden. Ab Linum bietet der NABU Führungen und Veranstaltungen zur Kranichsaison an, ebenfalls empfehlenswert ein Ausflug zum Heinz Sielmann Natur Erlebniszentrum Wanninchen. Auch von hier aus starten schöne Expeditionen zu den Kraninchen. Wer allein auf Tour geht, sollte zum Schutz der Vögel rücksichtsvoll agieren. Die Kraniche benötigen alle Kraft und Energie für ihre Reise gen Süden. Mit jedem Aufschrecken geht diese Energie verloren, also Abstand halten.

Kraniche bei Nauen
Foto: Silvia Passow

Kein Großes Krabbeln

2.November 2019

Eine aktuelle Studie belegt das Insektensterben. Betroffen sind nahezu alle Arten

Meldung                     Natur/Naturschutz

In den letzten zehn Jahren ist etwa einer Drittel aller Insektenarten aus Wiesen und Feldern verschwunden. Zu dem traurigen Schluss kommt eine Studie der TU München, die gerade im Magazin Nature veröffentlicht wurde. Bisher hatte man den Rückgang der Insekten in reiner Biomasse, also dem Gesamtgewicht aller Insekten, ausgedrückt, einzelne Arten waren, wie die Bienen, in den Fokus gerückt. Mit den Ergebnissen der Studie wird klar, dass sich beinahe alle Insektenarten auf dem Rückgang befinden.

Foto: Pixabay

Untersucht wurden unterschiedliche Lebensräume, wie Wiesen oder Wälder in drei Gebieten Deutschlands. In der Schwäbischen Alp, dem Nationalpark Hainich und in der Schorfheide Chorin wurden seit 2009 die Daten gesammelt. Die Wissenschaftler sammelten in diesen Regionen mehr als 2700 Insektenarten. Mit der Studie wird deutlich, in den Graslandschaften hat sich der Bestand der Insekten um 67 Prozent reduziert. Dramatisch sieht es auch in den Wäldern aus, hier gab es rund 40 Prozent weniger Insekten. Die Ergebnisse bestätigen damit die der sogenannten Krefelder Studie. Hier waren 2017 ebenfalls Zahlen zum Insektensterben geliefert worden, sie bestätigten einen Rückgang bei den Fluginsekten von über 60 Prozent.

Foto: Pixabay

Als Auslöser für das Insektensterben gilt auch, aber nicht ausschließlich, die Landwirtschaft. Maximal genutzte Ackerflächen, Monokulturen, Einsatz von Herbiziden, allen voran Glyphosat, gelten als Hauptursachen für das Insektensterben. Dabei benötigen die Landwirte selbst die Insekten und deren Bestäubungsleistung. Die Lösung des Problems kann jedoch nicht, wie von vielen Landwirten befürchtet, nur auf deren Schultern ausgetragen werden. Die Politik ist aufgerufen zu handeln, die Verbrauchen ebenso. Es stellt sich die Frage, ließe sich Druck aus dem Kessel nehmen, wenn weniger produziert werden würde? In Anbetracht dessen, wie viele Lebensmittel in Deutschland täglich in der Mülltonne landen, könnte die „Weniger ist mehr Variante“ Teil der Lösung werden.

Blühstreifen bei in Ribbeck/Havelland/Brandenburg aus dem F.R.A.N.Z. Projekt
Foto: Silvia Passow