Die Mitwelt-News der Woche

Meldungen aus der 49.KW

Regional:

Falkensee bekommt kein Hallenbad. Über Jahre geplant, nun kam das Aus am letzten Mittwoch. Für die CDU waren die Kosten für Bau und Unterhalt nicht nachvollziehbar. Für die Grünen war der Bau nicht ökologisch genug. Nicht zu verantworten in diesen Zeiten, hieß es von Seiten der Fraktion. Schwimmen zu jeder Jahreszeit wäre gut aber nicht zu Lasten des Klimas.

Nix mit pack die Badehose ein
Foto: Pixabay

Am Montag, 9.Dezember um 18Uhr befasst sich die Gemeinde Wustermark mit Klimafragen. Interessierte Besucher sind willkommen. Getagt wird in „Karls Erlebnisdorf“ Zur Döberitzer Heide 1 in 14641 Wustermark/OT Elstal in der Pfannkuchenschmiede.

Überregional:

Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) sieht alle Bundesländer in der Pflicht, sich gegen Tiertransporte in sogenannten Drittstaaten, gemeint, sind nicht EU-Staaten, auszusprechen. In mehreren Landkreisen in Bayern hatten Veterinärärzte sich geweigert Vorlaufatteste auszustellen, bei Lebendtiertransporten in nicht EU-Länder. Diese Atteste dienen dem Bestätigen der Gesundheit der Tiere. Ohne Attest kann der Transport nicht starten. Mit Tierwohl haben die Atteste nicht viel zu tun. Für Lebendtiertransporte die aus der EU kommen gelten die Richtlinien und Bestimmungen der EU. Nur werden diese schon innerhalb der EU nur unzureichend kontrolliert. Was hinter den Grenzen passiert weiß oft niemand. Nicht selten müssen die Tiere mehrere tausend Kilometer-Touren über sich ergehen lassen. Mal weil die vorgesehene Schlachtungsart in der EU nicht erlaubt ist, mal weil der Empfänger vor Ort eine Zucht aufbauen möchte. Für die Tiere dürften diese Reise mit Qualen und Angst verbunden sein, oft auch mit Schmerzen, nicht selten sind sie Hitze oder Kälte ausgesetzt.

Tiertransporte, wenn schon lebend, dann bitte über möglichst kurze Distanzen
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Der Frage, wie sich Mikroplastik auf die Böden und ihre Bewohner auswirkt, haben sich Forscher der technischen Universität Berlin angenommen. In ihren Studien konnten sie nachweisen, das kleinste Kunststoffteile von Regenwurm und Co im Boden bewegt und damit verteilt werden. Fernen landet das Plastik in ihrer Nahrungskette, wo es ab einer gewissen Größe auch nicht mehr ausgeschieden wird. Ferner deuten die Studien darauf hin, dass auch der Stoffwechsel der Tiere, ihr Wachstum und ihre Fortpflanzung vom Mikroplastik beeinflusst wird.

Mikroplastik in der Nahrung, erst der Wurm, dann der Vogel und usw.
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Im Magen eines toten Pottwals, der an der Küste Schottlands gefunden wurden, wurden 100 Kilogramm Plastik entdeckt. Ob das Tier an der gigantischen Plastiknahrung verendet ist, konnte noch nicht eindeutig gesagt werden. Fest steht, dass es sich hier um eine außergewöhnlich große Menge an Zivilisationsmüll handelt.

Plastikmüll, wir haben tatsächlich eine ganzen Planeten vermüllt
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Der BUND warnt vor Schadstoffen in Lichterketten. Besonders billig produzierte und verkaufte waren sind oftmals besonders belastet, heißt es hier. Mehr unter: www.bund.net

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Die Tierversuchsgegner Berlin und Brandenburg e.V. feiern dieser Tage ihr 40. Jubiläum. Auch die Blaue Holzbiene gratuliert an dieser Stelle herzlich. Kontakt: www.tvg-bb.de

Herzlichen Glückwunsch
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NABU warnt vor Klimakrise in den Meeren. Plastikmüll, Munition, steigende Wassertemperaturen, es gibt viele Gründe, sich um die Meere zu sorgen. Im aktuellen Newsletter gibt der NABU hierzu viele Informationen. Mehr dazu unter: www.nabu.de  

Meer in Gefahr
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Petra Birkholz sorgt für „Sonnenzeiten für Tiere“

Tieren in Not helfen und Kinder für den Tierschutz begeistern gehört zu den Zielen des Vereins

Reportage von Silvia Passow                       Tierschutz

Vor etwa einem Jahr gründete sich der Tierschutzverein „Sonnenzeiten für Tiere“. Petra Birkholz und ihre Mitstreiter hatten viele schöne Ideen im Kopf. Die sollten nun, im Verein, umgesetzt werden. Doch wie so oft, von der Idee zur Ausführung braucht es Geduld, Ausdauer, Lernvermögen und dann wieder Geduld, Ausdauer…….

Ich durfte Petra Birkholz bei der Grünung und Belebung ihres Vereins begleiten.

Mit ihnen fing es a, die Gründung des Vereins „Sonnenzeiten für Tiere“. Rechts auf der Bank sitzt Petra Birkholz
Foto: Silvia Passow

3 Baustellen sollen bedient werden

Eine Handvoll Menschen saß da im Herbst letzten Jahres und sie alle wollten einen neuen Tierschutzverein gründen. Drei Betätigungsfelder sollte der Verein abdecken. Zum einen will man Geld und Sachspenden sammeln, ein Netzwerk aus ehrenamtlichen Dienstleistern gründen, um Tierheimen und Tierschutzorganisationen, die Akut in Not gerieten, zu unterstützen. Des Weiteren wollte der Verein bedürftige Tierhalter unterstützen. Man wollte Kontakt mit der örtlichen Tafel aufnehmen und dort ein Heimtierangebot etablieren. Anders als in Berlin gibt es im Havelland nur eine sogenannte Tiertafel. Deren eigentlicher Sitz ist sogar hinter der Landesgrenze in Havelberg in Sachsen-Anhalt. Von dort aus fährt Tiertafelleiter Tino Rippler regelmäßig nach Rathenow und gibt dort an Bedürftige Tierfutter aus. Rathenow ist die Kreisstadt des Havellandes. Wer sich in der Region nicht auskennt, dem sei kurz erklärt, das Havelland erstreckt sich von Berlin, Richtung Westen. Es gibt den sogenannten Berlinnahen Raum, dazu gehört Falkensee. Rathenow liegt, vereinfacht gesagt, am anderen Ende. Dazwischen liegen die Städte/Gemeinden Wustermark, Nauen und Friesack und die Nauener Platte, hier wird Landwirtschaft betrieben. Kurzum, der Weg von einer dieser Gemeinden nach Rathenow ist lang. Die Tiertafel in Rathenow ist für die Menschen in Rathenow gut erreichbar, für alle anderen wird es schwierig. Hier setzt der Verein Sonnenzeiten an. Die Idee, das Tierfutter dort zu verteilen, wo sich die Menschen die es brauchen auch sonst mit Lebensmitteln eindecken, ist schon naheliegend. Dazu möchte der Verein den Hunden von Obdach- und Wohnungslosen Menschen helfen. Die dritte Säule ist die Kinderbildung in Sachen Tierschutz. Kinder die Tiere näherbringen, ihnen die Bedürfnisse ihrer Haustiere erklären, für die Natur begeistern, durch Wissen und Aufklärung, dass ist die dritte, selbst gestellte Aufgabe des Vereins. Dafür haben die Vereinsmitglieder Lehrmaterial erarbeitet, welches sie kostenlos an Kindergärten und Schulen verteilen wollen.

Foto: Silvia Passow

Viele Ideen, zu wenig Hände

Kaum gegründet kam auch schon der erste Hilferuf aus Rumänien. Hier war eine Hilfsstation für Hunde abgebrannt. Päckchen packen, LKW-Fahrer organisieren. Und auch für Weihnachten wurde gesammelt und Päckchen für aktive Tierschützer im Ausland gepackt. Die ersten Kindergärten zeigten Interesse an den Lehrmaterialien. Petra Birkholz nahm Kontakt zur Tafel in Falkensee auf. Die Tafel wird seit vielen Jahren vom Humanistischen Freidenkerbund geführt. Ob oder wie viele der Menschen Haustiere haben, das war vorher nicht klar. Man ging zunächst von einigen, wenigen Einzelfällen aus. Bevor es allerdings ans verteilen von Futterspenden gehen, mussten erst einmal Spender gewonnen werden. Birkholz hatte die Idee, eine Spendenbox am Zaun ihres Grundstückes anzubringen. Die Box konnte nur wenige Wochen später eingeweiht werden. Und sie konnte einen Händler für Tierbedarf überzeugen, in seinem Geschäft eine Spendenbox für Tierfutter aufzustellen. Nur nützt die schönste Spendenbox nix, wenn keiner etwas hineinwirft.

Tieren helfen, eine große Idee, die viel Anstrengung erfordert
Foto: Silvia Passow

Am Rande des Machbaren

Spenden sammeln, heißt auf sich und das Anliegen aufmerksam machen. Dabei seriös und glaubhaft wirken und ständig über den Verlauf der Aktionen, für die gespendet wurde, berichten. Die Medien wollen bedient sein, ob nun im Netz oder Old-School im reellen Leben. Auf Stadtfesten präsent sein, für das eigene Projekt werben, vielleicht etwas verkaufen. Birkholz fand sich vor einem riesigen Berg an Aufgaben wieder. Anträge ausfüllen, Kontakte halten, Fotos posten. Mittwochsbei der Tafel das Tierfutter verteilen. Anfangs war der bedarf überschaubar, ein paar Hunde und Katzen, nicht allzu viele Tiere. Meist konnte auch mit den wenigen Spenden für jeden etwas mitgegeben werden. Doch es blieb nicht dabei. Auch die Leiterin der Falkenseer Tafel war erstaunt, wie viele der Menschen, die regelmäßig zu ihr kommen, ihr Zuhause mit tierischen Gefährten teilen. „Oft sind das die letzten Freunde, der letzte Halt, den die Leute noch haben“, sagt Birkholz. Und ihre einzige Verantwortung. Die Möglichkeit, bei der Falkenseer Tafel auch etwas für den tierischen Freund zu bekommen, sprach sich rum. Inzwischen werden durch Birkholz und die Futterspenden 25 Hunde, 20 Katzen, 4 Wellensittiche und 2 Kaninchen versorgt. Mit anderen Worten, Birkholz hat hier eine Lücke geschlossen, von der vorher offenbar niemand etwas ahnte.

Stolze Ausbeute, ganz viel Tierfutter für die Fellnasen bedürftiger Menschen
Foto: Silvia Passow

Mit viel Energie, Vertrauen und einer Portion Hartnäckigkeit

Petra Birkholz ist das lebende Beispiel für die oft zitierte Weisheit, dass Hartnäckigkeit sich auszahlt. Gesundheitlich angeschlagen und manchmal am Rande der Erschöpfung stehend, hat sie nicht aufgegeben und siehe da, der Verein lockte neue Mitglieder an, Aufgaben verteilen sich und inzwischen konnte Birkholz einen die Karin von Grumme-Douglas Stiftung für sich gewinnen. Von hier bekommt sie nun regelmäßig Hunde- und Katzenfutter. Um die Umwelt zu schonen gibt sie das Trockenfutter nur noch in mitgebrachten Gefäßen aus und nicht mehr in Plastiktüten. Leinen, Geschirre, Mäntelchen, Spielzeug kann sie inzwischen ebenfalls verteilen.

Mit den neuen Projekten kommen auch neue, aktive Mitglieder
Foto: Silvia Passow

Rucksackaktion für Obdachlose

Petra Birkholz packt die Spenden in die Rucksäcke
Foto: Silvia Passow

Derzeit ist Birkholz mit ihren Vereinskollegen am Rucksäcke befüllen. In die gespendeten Rücksäcke soll Hundefutter und Zubehör für Hunde an bedürftige Menschen verteilt werden. Eigentlich hatte Birkholz sich mit der Aktion dem Weihnachtsessen des Sängers Frank Zander in Berlin anschließen wollen. Das berühmte Gänseessen für Obdachlose findet jedes Jahr kurz vor Weihnachten im Hotel Estrel statt. Kurz vor Weihnachten, es kann schon Wochen vorher kalt werden, dachte sich Birkholz. Und überhaupt, nicht nur an Weihnachten sollte man Liebe und Wärme verschenken. Warum nicht schon vorher? Warum nicht regelmäßig? Birkholz rief zu einer Sammelaktion für die Obdachlosen der benachbarten Hauptstadt auf und war vom Erfolg beeindruckt. Neben dem Tierbedarf sammelte sie auch warme Kleidung, decken und Schlafsäcke. Die sind inzwischen verteilt, nun geht es an die Rucksäcke. Vereinskollegin Dagmar Albrecht hat eine Spende von Hundert Rucksäcken durch die Firma REICO organisiert und die gilt es nun zu füllen. Ab Sonntag dem 24. November will Birkholz dann mit Tino Rippler von der Tiertafel Havelland hinter dem Bahnhof stehen und die Rucksäcke verteilen.

Schneeflocke freut sich über ein warmes Mäntelchen. Es wird sie wärmen, wenn sie die kalten Nächte mit Herrchen auf der Straße verbringt
Foto: Daniela Hecht

Aus dem Havelland in die Stadt

Die Obdachlosen leben eher in den Zentren der Großstädte und so fährt seit rund drei Jahren regelmäßig zum Bahnhof Zoo. 120-400 Menschen kommen dann und versorgen ihre Freunde auf vier Pfoten mit dem Tierfutter. Manchmal bringt Rippler auch etwas zu Essen für die Zweibeiner mit. „Gerade für die Obdachlosen sind ihre Hunde sehr wichtig,“ sagt Birkholz. „Sie sind der letzte Halt in der Gesellschaft und sie übernehmen Verantwortung für ein anderes Lebewesen. Dieser Verantwortung gehen sie sehr gewissenhaft nach“, sagt sie weiter. Birkholz hofft, dass sie mit ihren Aktionen noch viel mehr Tieren helfen kann. Und sie hofft auf Mitstreiter, im Sinne der Tiere. „Tierschutz beginnt bei uns bevor ein Tier in Not gerät“. So steht es auf ihrer Internetseite. Wäre schön, wenn ihr dies gelingen würde.

Erschöpft aber glücklich

Die Rucksackaktion war ein voller Erfolg, sagt Birkholz am nächsten Tag. Sie ist erschöpft, hat sich die halbe Nacht am Bahnhof Zoo aufgehalten, neben den Rucksäcken auch Leinen und Mäntelchen für die vierbeinigen Begleiter der Obdachlosen verteilt. „Das machen wir weiter“, sagt sie. Die Blaue Holzbiene bleibt dran und wird weiter über die „Sonnenzeiten für Tiere“ und Petra Birkholz berichten.

Bodenschutz ist Arten- und Klimaschutz

Pressemitteilung des NABU zum Welttag des Bodens am 5. Dezember

Anlässlich des Welttages des Bodens am 5. Dezember fordert der NABU Brandenburg angesichts der Klimakrise und des Artensterbens, dem Boden mehr Beachtung zu schenken. Böden und die in ihnen lebenden Organismen (z.B. Regenwürmer) erbringen viele Ökosystemdienstleistungen wie das Recycling von Pflanzennährstoffen und die Kohlenstoffspeicherung, allgemein als Humus bekannt. Pestizide, übermäßige Stickstoffdüngung und Gülleflut bereiten nicht nur Probleme im Grundwasser, sondern führen auch zu Rückständen in den Böden, die sich negativ auf das Bodenleben auswirken.

„Bodenschutz gehört mit zu den wichtigen Aktionsbereichen, um eine nachhaltige Landnutzung, sauberes Oberflächen- und Grundwasser, Klimaschutz und Artenvielfalt zu sichern“, so PD Dr. Werner Kratz, stellvertretender Landesvorsitzender des NABU Brandenburg.

Bereits 2016 hatte der NABU Brandenburg in einer Resolution die Überarbeitung der Brandenburger Leitlinien der ordnungsgemäßen landwirtschaftlichen Bodennutzung gefordert. Nun hat die neue Brandenburger Landesregierung im Koalitionsvertrag endlich eine Überarbeitung und Weiterentwicklung der seit 1997 nicht mehr aktualisierten Leitlinien festgelegt.

„Wären bisher wenigstens diese Leitlinien konsequent umgesetzt worden, hätten viele mit der heutigen intensiven Landwirtschaft verbundenen Probleme vermieden werden können“, so Werner Kratz. „Eine struktur- und die Bodenbiologie schonende und wassersparende Bodenbearbeitung, die Förderung des Humusaufbaus und der damit verbundenen Bodenfruchtbarkeit sowie der Schutz vor Wind- und Wassererosion gehören zu einer nachhaltigen Landwirtschaft, die damit einen wirksamen Beitrag zum Klima- und Artenschutz leisten kann.“

Hintergrund:
Belebte Böden sind durch ihren Humus, wichtige Kohlenstoffspeicher und damit Senken für CO2. Sie sind aber auch Lebensraum u.a. für Ameisen, Hummeln, Wildbienen, Käfer, Spinnen, Asseln, Regenwürmer, Pilze, Kleinsäuger und tausende Mikroorganismen. Durch die Prozesse, die diese Organismen in den Böden bestimmen werden Nährstoffe und Wasser für die Pflanzen gespeichert, Schadstoffe gebunden bzw. abgebaut und damit die Basis für eine Land- und Forstwirtschaft gesichert.

Auch machen dem NABU Brandenburg die zunehmende Belastung der Böden mit Mikroplastik und der Flächenverbrauch große Sorgen. Mikroplastik (meist aus Biokomposten) und die darin enthaltenen Schadstoffe reduzieren beispielsweise die Fortpflanzung von Regenwurmarten und behindern die Aktivität von Bodenmikroorganismen.

Nach wie vor werden im Land Brandenburg täglich etwa 4 Hektar Boden für Infrastrukturmaßnahmen versiegelt und gehen damit für die Land- und Forstwirtschaft verloren.

Mehr Infos zum Thema Boden:
Der NABU Brandenburg hatte 2016 seinen jährlichen Naturschutztag dem Thema „Boden“ gewidmet. https://brandenburg.nabu.de/wir-ueber-uns/infothek/veranstaltungen/naturschutztage/19188.html
Link zur Resolution: https://brandenburg.nabu.de/wir-ueber-uns/transparenz/Resolutionen.html
Einen Kurzartikel zu Böden finden sie auch in unserem Naturmagazin: http://www.naturmagazin.info/ausgaben/tpyV4ePinD/titelthema/znnHA6ytPq/


Die Mitwelt-News der Woche

Meldungen aus der 48.KW

Regionales:

Friday for Future Demonstrationen gab es auch Brandenburger Städten. Demonstriert wurden unter anderen in Potsdam, Rathenow und auch in meiner Heimatstadt Falkensee. Etwa 100 Demonstranten trugen ihre Botschaften zur Klimarettung durch die Stadt. Globale und ganz regionale Probleme wurden hier sichtbar gemacht. Die knapp 50 000 Einwohner Gemeinde plant seit mehr als 10 Jahre ein Hallenbad. Nicht ökologisch geplant, lautet die Kritik. Wenn schon ein Hallenbad, dann nach ökologischen Kriterien. Spontan beschlossen die Demonstranten, ihr Ansinnen am Mittwoch vor der Stadtverordnetenversammlung (SVV), den Mitgliedern des Stadtparlamentes kundzutun. Die ohnehin anwesende Polizei nickte den Termin schon gleich mal ab.

Friiday for Future auch in Falkensee
Foto: Silvia Passow

Der Falkenseer Tierschutzverein „Sonnenzeiten für Tiere“ hat erfolgreich seine „Rucksackaktion“ aufgenommen. Gespendete Rucksäcke werden hierbei mit Hundefutter, Leckerchen und Spielzeug gefüllt und am Berliner Bahnhof Zoo an Obdachlose mit Hund verschenkt. Gleichzeitig werden auch Mäntelchen und Leinen für die Hunde verteilt.  

Hündin Schneeflocke wird durch das neue Mäntelchen hoffentlich warm gehalten
Foto: Daniela Hecht

Drumherum:

Am Donnerstag hat das Europäische Parlament den Klimanotstand ausgerufen. Ein symbolischer Akt, zunächst. In wie weit die Erkenntnis nun Folgen hat und wie weit reichend diese sein werden, wird die Zeit zeigen.

Das Europäische Parlament
Foto: Pixabay

Bis zu 1 Million!!! Eichhörnchen verenden in Deutschland jährlich an achtlos weggeworfenen Plastikmüll, schätzt die Eichhörnchen-Hilfe-Berlin-Brandenburg. Das ergaben Recherchen des ARD-Magazins „Brisant“. Etwas eine halbe Million Igel erleiden dasselbe, traurige Schicksal, so der „Arbeitskreis Igelschutz“. Oft locken die Gerüche süßer Rückstände in Plastikgefäßen die hungrigen Tiere. Das Süßzeug ist für sich schon schädlich für die Wildtiere, die Plastikgefäße werden dabei nicht selten zur Todesfalle.

Eichhörnchen aufpäppeln ist eine aufreibende Tätigkeit. In der Eichhörnchen-Hilfe Falkensee sorgt Karin Grusdat seit fast 20 Jahren für kranke, junge oder verunfallte Hörnchen.
Foto: Silvia Passow

Bei einer Kontrolle auf der A17 in Sachsen wurde ein illegaler Welpentransport gestoppt. In drei Kartons steckten Hundewelpen, die maximal neun Wochen alt waren.

Vegan heißt nicht gleich öko, bio und gut und auch nicht, dass die Produkte ohne Tierversuche ausgekommen sind. Zu dem Ergebnis kommt Öko-Test. beim testen veganer Kosmetik. Alle weiteren Ergebnisse zur Testreihe unter: www.oekotest.de

Foto: Pixabay

Zur großen Sternfahrt der Landwirte nach Berlin hatten sich auch Landwirte aus Brandenburg angeschlossen. Sie fordern politische Unterstützung und mehr Wertschätzung für ihre Arbeit. Tierschutz und ein Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel gefährden ihre Existenz., sagen sie. Es ist die übliche, „Ohne uns habt ihr nichts zu essen“ Drohgebärde. Und um es ganz klar zu sagen, damit haben sie Recht. Ihr Beruf ist fordernd und kennt kaum Freizeit. Der Erlös ist mau. Dennoch, es wird Zeit auch Schlachttiere wieder mit Respekt zu behandeln und nee, sehr viele Menschen mögen kein Gift auf ihren Feldfrüchten und auch kein Nitrat im Grundwasser. Dennoch, der Landwirt allein ist nicht der Böse. Es sind durchaus die Verbraucher, die nicht bereit sind, für gutes Essen ein paar Euro draufzulegen. Und zwar so wirklich, nicht nur als Lippenbekenntnis. Es ist aber auch die Gier, die schiere Menge, die da produziert und am Ende des Tages weggeworfen wird. Wir sind verwöhnt und es gewohnt, dass der Bäcker auch Abend noch frische Brötchen hat. Wir werfen Unmengen an Lebensmitteln weg. Die Landwirte müsste nicht aus ihren Tieren und Äckern das Letzte rausholen, wenn wir unsere Ansprüche ein klein wenig runterschrauben. Und ups, letzteres war natürlich der Meinungsteil in diesem Blog.

Landwirtschaft neu denken, gemeinsam, das wäre nötig
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Laut einer Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes nahm das Sammeln von Tieren, das sogenannte Animal Hoarding, in 2018 deutlich zu. Allerdings werden diese Zahlen erst seit 2012 erhoben. In 59 Fällen wurden 3888 Tiere gemeldet, die unter tierschutzwidrigen Bedingungen lebten. Im ersten Jahr, 2012 waren es 22 Fälle und 3098 betroffene Tiere.

Nach Informationen des „Fruchtportal“ verändert Mikroplastik nicht nur den Boden, es hat auch Einfluss auf die Eigenschaften der Pflanzen. Getestet wurde an Frühlingszwiebeln, welche auf das Mikroplastik nachweislich reagierten. Laut der Science for Environtment Policy war eine negative Veränderung der Pflanze in Wurzel und Blattwerk feststellbar.

Frühlingszwiebeln können Plastik aufnehmen.
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Der Heinz-Sielmann Ehrenpreis ging in diesem Jahr an den Journalisten und Naturforscher Dirk Steffens. Steffens wurde damit für sein Engagement gegen das Artensterben ausgezeichnet.

Der deutsche Tierschutzbund fordert Bundeskanzlerin Angela Merkel anlässlich des für nächste Woche geplanten Agrargipfel, das Leid der Schweine zu beenden und den Kastenstand für Sauen zu beenden.

Schwein haben, haben die wenigsten Schweine
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Die Mitwelt-News der Woche

Meldungen zum Natur, Tier, und Klimaschutz 47.KW

Lokales:

Am Montag sprach man sich im Bauausschuss für die kleinere Variante eines Geh- und Radweges für die Potsdamer Straße in Falkensee aus. Statt rund 30 Bäume müssen für diese Baumaßnahme 15 Bäume fallen.

Die Potsdamer Straße in Falkensee. Geh- und Radweg würden an der Ortsgrenze enden. Das war sicher einer der Gründe, warum man sich für die kleinere Ausbau-Variante entschied. Zum Wohl der Bäume, mit der Variante kann die Hälfte des Bestandes geschont werden.
Foto: Silvia Passow

Am Donnerstag trafen sich in Falkensee die Vertreter von Initiativen, Vereinen und Gemeinschaften, die sich für den Naturschutz in der Stadt und deren Umgebung einsetzen. Kennenlernen, vernetzen, Kräfte und Ressourcen bündeln war das Ziel.

Überregional:

Die größte Tierschutzdemo überhaupt, da sind sich alle Beteiligten einig, zog letztes Wochenende durch Hamburg. Zwischen 13000 und 15 000 Teilnehmer sprachen sich damit laut und deutlich für ein Ende der Tierversuche im Allgemeinen und besonders für die Aufklärung der grausamen Vorgänge im LPT in Mienenbüttel aus. Tierschützer, unter ihnen die SIKO Tierschutz, die den Fall dokumentiert und öffentlich gemacht hatte, fordern eine Herausgabe der Tiere. Vielfach war darüber berichtet worden, dass das Labor 2020 schließen würde. Ebenfalls berichtet wurde über den Abtransport von Affen, welche in ein anderes Labor verbracht worden sein sollen. Laut Tierschutzvereinen aus der Umgebung gäbe es bereits für alle Tiere aus dem Labor auch Plätze. Sie hätten, nach all den Qualen, eine sichere und schmerzfreie Zukunft verdient.

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Vermehrt tauchen Meldungen auf, dass Mikrogummi, als der Abrieb von Reifen, in der Umwelt ein weitaus größeres Problem darstelle, als Mikroplastik. Problematisch ist sicher beides. Was dran ist, die Blaue Holzbiene wird hier recherchieren.

Problem Mikrogummi
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Nach Angaben von „Agrar heute“ verstößt jeder zweite Tiertransport gegen Tierschutzvorschriften. Im Landkreis Verden hatten speziell ausgebildete Polizisten der Autobahnpolizei und des Veterinäramtes 25 Fahrzeuge mit Lebend-Tier-Transporten gestoppt. Die Fahrzeuge stammte aus dem In- und Ausland. In mehr als der Hälfte der Fahrzeuge wurden Mängel festgestellt. Bei drei Transporten von Schweinen, beziehungsweise Ferkeln wurde eine Überladung, als zu viel Tiere, festgestellt. Es wurden Hygienemängel, Mangelhafte Führung der Kontrollbücher und Verstöße gegen den Tierschutz dokumentiert.

Dicht an dicht stehen die Tiere auf Tiertransporten ohnehin. Eine Überladung mag man sich gar nicht vorstellen.
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Öko Test hat Anti-Aging Cremes getestet und wieder schnitten die Produkte aus der Naturkosmetik am Besten ab. Parabene, Silikone, Erdöl, gehören nicht in die Gesichtspflege und wurden dort doch gefunden. Besonders häufig in den Produkten namhafter Hersteller. In der Nivea „Essentials Tagespflege“ wies Öko-Test sogar MOAH-Verbindungen nach, eine potenziell krebsverdächtige Verbindung. Die Testergebnisse stellt Öko-Test kostenlos zu Verfügung unter: www.oekotest.de>tests

Anti-Aging, nicht Alt-werden, das wäre wohl konsequenterweise jung sterben. Klar, wollen wir nicht. Wie jung uns Cremes halten und was da so drin ist, darüber geben Testreihen Auskunft
Foto: Silvia Passow

Das Geheimnis der Hundertjährigen wächst ganz in der Nähe

Die Falkenseerin Rongrong Szydlewski baut Bittermelonen in Berlin-Kladow an

Reportage von Silvia Passow                       November 2019

Berlin/Spandau, OT Kladow.   Der Name kommt nicht von ungefähr. Die Bittermelone, auch Bittergurke oder Goja-Gurke genannt, ist wirklich bitter. Ihre Kerne, die man wegen ihres hohen Vitamin C Gehaltes lutscht, sind dagegen geschmacklos. Diese kleine grüne Frucht, die später eine orange Farbe annimmt gehört zur Familie der Kürbisse und soll das Geheimnis der Unsterblichkeit sein.

Die Frucht der Unsterblichkeit? Die Bittermelone, auch Bittergurke genannt
Foto: Silvia Passow

So jedenfalls heißt es auf der japanischen Insel Okinawa, die auch Insel der 100jährigen, genannt wird. Eben weil dort sehr viele Menschen sehr alt werden. Und was essen die japanischen Methusalems? Genau! Bittermelone, und zwar am besten täglich. Wer die Wirkung der Bittermelone ausprobieren möchte, muss seit dem Frühling nicht mehr weit fahren. Die gebürtige Chinesin Rongrong Szydlewski baut die Wunderwaffe gegen das Altern im benachbarten Spandau an.

So schaut die Bittermelone im weiteren Reifestadium aus. Die Kerne kann man lutschen, sollen aber nicht geschluckt werden und beinhalten, so heißt es, viel Vitamin C
Foto: Silvia Passow

Würzige Frische

Seit sieben Jahren lebt die 33jährige Szydlewski in Falkensee, war zuvor im Einzelhandel tätig, hat ein abgeschlossenes Japan-Studium absolviert und, was man der schlanken Frau nicht ansieht, sie kocht und isst gern. „Wir haben in China und in ganz Asien allgemein, eine große Vielfalt an Gemüse, besonders an Blattgemüse“, sagt sie und auch, dass sie diese Vielfalt vermisste. Dazu kam, die hier erhältlichen asiatischen Gemüse hatten einen langen Weg hinter sich. Von Frische kaum noch eine Spur und auch der Geschmack überzeugte Szydlewski nicht. Sie sorgte selbst für Abhilfe, baut seit April gemeinsam mit Ehemann Ralf und drei Mitarbeitern, auf einer Fläche von 1600 Quadratmetern, asiatische Kräuter und Gemüse an.  

Hier wachsen die Gemüsegenüsse Asiens. Dafür sorgt auch eine Bewässerungsanlage, die das Wasser tropfenweise dosiert abgibt
Foto: Silvia Passow

Wespen, Hummeln und Marienkäfer als Assistenten

Im kuschlig warmen Gewächshaus stehen Schlangenbohnen, Schwammgurken, Wasserspinat, Ess-Chrysanthemen und natürlich auch die Bittermelonen in Reih und Glied. Das Saatgut hat das Paar aus Vietnam, Japan, Korea, Thailand und China zusammengeholt. Eine Hummel umkreist die Gäste in ihrem Reich. Sie gehört zu einem Hummelvolk, dessen Wohnsitz, eine unscheinbare grüne Kiste, in der Mitte des Gewächshauses steht. Szydlewski verwendet für ihre Kräuter und Gemüse keine chemischen Pflanzenschutzmittel, wie sie sagt. Und auch nur mineralische Dünger. Den Pflanzenschutz übernehmen kleine Helfer aus dem Insektenreich, Nützlinge, wie Schlupfwespen, Raubmilben, Marienkäfer, wie Ralf Szydlewski erläutert. Wer hier probieren darf und möchte, kann alles ohne Umwege in den Mund stecken.

Rongrong Szydlewski erfreut sich an den Blüten der Schwammgurke. Neben den bereits vorhandenen Sorten experimentieren sie und ihre Mitarbeiter an weiteren Gemüsesorten.
Foto: Silvia Passow

Für die Zubereitung braucht es keine ausgefallenden Gewürze

Der Vietnamesische Koriander unterscheidet sich nicht nur optisch, von jenem Koriander, der für gewöhnlich im Supermarkt angeboten wird und eine deutlich seifige Note mitbringt. Der Vietnamesische Koriander hat eine angenehme Schärfe, die gut zu Salate und Nudelgerichte passt. Die Schlangenbohne gibt es in den Farben grün und rot. Die Bohne, die bis zu einem Meter lang werden kann, darf auch roh gegessen werden. Der Wasserspinat, der tatsächlich im lauwarmen Wasser steht, sollte dagegen zubereitet werden. Zwei Minuten in einem möglichst geschmacksneutralen Öl mit Knoblauch anbraten und er entfaltet sein volles, sehr intensives, kräftiges Aroma. Dabei braucht es keine weiteren Gewürze, sagt Szydlewski. Viele der asiatischen Gemüse bringen ihre Würze bereits mit. Salz reicht, von der Verwendung von Butter beim zubereiten rät Szydlewski dringend ab. Das geht deutlich zulasten des Geschmacks, sagt sie. Viele der Pflanzen sind komplett essbar, also Blätter, Blüten, Stiel, so wie zum Beispiel die Ess-Chrysanthemen. Die schmeckt nicht nur gut, der Genuss hilft auch gegen Husten.

Geballte Ladung gesunder Geschmack
Foto: Silvia Passow

Die Apotheke des Lebens,

soll ja tatsächlich im Kühlschrank stehen. Während man in Deutschland pauschal Gemüse als gesund erklärt, wird man in Asiatischen Ländern sehr viel konkreter, wenn es um die Wirkungsweisen der Gemüse, Früchte und Kräuter geht. Rongrong Szydlewski weiß, welche Wirkung den Gemüsen zugeschrieben wird. So steht die Bittermelone nicht nur für ein langes Leben, konkret kann sie den Blutzucker senken können. Auch was die Verarbeitung und Rezeptvorschläge angeht, hilft Szydlewski gern. Wirkungsweise und Rezeptideen sollen schon bald auf der Homepage einsehbar sein.

Die Schwammgurke hat eine samtige Haut und ein weiches Innenleben, dessen Geschmack an Zucchini erinnert.

Auf den Geschmack gekommen?

Neben den genannten kulinarischen Genüssen bietet Rongrong Szydlewski mit ihrem Unternehmen „freshtasia“ noch viele weitere exotische Kräuter und Gemüse an. Von zarten Aromen bis würzig scharf ist alles dabei, was der asiatischen Küche ihre besondere Note verleiht. Die Ware kann direkt am Kladower Damm 320g abgeholt werden, wobei eine Online Bestellung im Vorfeld oder eine telefonische Anfrage zur Verfügbarkeit erwünscht ist. „Freshtasia“ beliefert einige asiatische Restaurants in Berlin, so zum Beispiel das „New Garden“, Kaiserdamm 89. Die knackigen Gemüse sind im ausgesuchten Berliner Handel erhältlich. In Falkensee kann der Zauber Asiens bei den „Biofreunden“ in der Bahnhofstraße 44 erworben werden. Und, ganz neu: „freshtasia“ Gemüse kann auch über die Marktschwärmerei Schönwalde bezogen werden.

Weitere Infos unter:  https://fresh-tasia.com   

Deutscher Tierschutzbund möchte mit Kampagne auf das Schicksal von Tauben aufmerksam machen

Pressemeldung des Deutschen Tierschutzbundes vom 20.November

Vor dem Hintergrund immer neuer Berichte von gequälten und getöteten Stadttauben verstärkt der Deutsche Tierschutzbund seinen Einsatz für die Vögel und baut die Kampagne #RespektTaube weiter aus. Erklärtes Ziel ist es, die Bevölkerung über Vorurteile aufzuklären und mit dem negativen Image der Taube aufzuräumen. Ab sofort machen daher sogenannte Ground-Poster in 31 Städten Passanten vom Boden aus auf die Kampagne aufmerksam. Eine von der Künstlerin Eden Lumaja extra angefertigte Illustration ergänzt dabei die Motive der Kampagne.

Symbolfoto Taube, sind sie nicht schön?
Foto: Pixabay

„Immer wieder erreichten uns schockierende Meldungen von Tierhassern, die Stadttauben vergiften, anzünden, abschießen, mit Öl beschmieren oder anderweitig quälen und töten. Das macht fassungslos und traurig. Tauben verdienen einen respektvollen Umgang wie jedes andere Lebewesen auch“, sagt Nadine Waltschyk, Referentin Campaigning beim Deutschen Tierschutzbund. „Es war der Mensch, der die mittlerweile verwilderten Haustauben ursprünglich für seine Nutzung domestiziert und in die Städte geholt hat. Nun fühlen sich viele gestört oder fürchten unbegründet ein erhöhtes Gesundheitsrisiko – während diese liebenswerten, treuen Tiere auf uns angewiesen sind und ein erbärmliches Leben fristen müssen. Ein friedliches Nebeneinanderleben von Mensch und Taube ist aber möglich – das wollen wir klar und deutlich machen.“

Foto: Pixabay

Um den tierschutzwidrigen Vergrämungsmethoden vorzubeugen, wirbt der Deutsche Tierschutzbund in den Innenstädten verschiedener Großstädte mit Ground-Postern und Citycards verstärkt für Respekt vor Tauben. Die Bodenplakate sind an Bahnhöfen in 31 Städten zu finden, die Gratispostkarten mit sechs verschiedenen Taubenmotiven in Szene-Kneipen und Cafés in Berlin, Hamburg, München, Köln, Bonn und Mainz. Die Künstlerin Eden Lumaja, die mit dem Dachverband der deutschen Tierheime bereits für dessen Kampagne „Tierheime helfen. Helft Tierheimen!“ zusammenarbeitete, steuert eine Tauben-Illustration in ihrem eigenem Stil bei. Diese wird außerdem in Frankfurt und Dortmund präsentiert werden. Modell für die zwei Tauben auf Eden Lumajas Illustration waren zwei der wenigen Tiere, die 2018 das von einem mutmaßlichen Taubenhasser angerichtete Blutbad im Taubenhaus im Schalksmühler Tierheim Dornbusch überlebt hatten.

Foto: Pixabay

Tierschutzgerechte Bestandsregulierung wichtig

Damit Tauben und Menschen friedlich koexistieren können, sollten Gemeinden für eine tierschutzgerechte Bestandsregulierung sorgen. Der Deutsche Tierschutzbund setzt sich für einen flächendeckenden Einsatz von Taubenhäusern ein, der den Tauben artgerechtes Futter und attraktive Nistmöglichkeiten bietet, sodass Eier leicht durch Attrappen ausgetauscht werden können. Die Zahl der Tauben kann so dauerhaft verringert werden. Tierfreunde können im Rahmen der Kampagne weiterhin ein kostenfreies Tauben-Infopaket mit Flyern, Postkarten, Aufkleber und Poster anfordern, um andere Menschen aufzuklären. Weitere Informationen dazu finden Interessierte auf www.tierschutzbund.de/taubenschutz.

Zur Untermiete im Kirchturm

Konrad Bauer bietet bedrohten Vogelarten sichere Nistmöglichkeiten. Ganz nebenbei werden historische Gebäude geschützt und Suchtkranke bekommen eine sinnvolle Aufgabe   

Reportage Silvia Passow                   Natur- und Tierschutz

Dort wo die Sonnenstrahlen es durch die Oberlichter schaffen, sieht man den Staub durch die abgestandene Luft tanzen. Man könnte fast glauben, die wirbelnden Wolken genießen ihren Ausflug, nachdem sie Jahrzehnte lang auf den Holzbalken und Dielen ruhten. Die Dachböden der Kirchtürme in den Brandenburgischen Dörfern werden nur selten von Menschen besucht. Für Turmvögel ideal, sie meiden die Menschen. Gefährlich sind die Türme für die Vögel dennoch, wie die bereits mumifizierte Leiche einer Dohle, die auf dem staubigen Boden liegt, zeigt. Das Tier ist wahrscheinlich verhungert, als es nicht mehr aus dem Kirchturm hinausfand. Für Jungvögel können die in schwindelerregender Höhe gebauten Nester, gefährlich werden, wenn vorwitzige Vogelküken sich zu weit hinauswagen. Ein Sturz kann tödlich enden.

Die Dorfkirche von Börnicke, einem Ortsteil von Nauen im Havelland. Hier haben Dohlen und Schleiereulen ein sicheres Zuhause, dank der NABU Turmvogelgruppe
Foto: Silvia Passow

Konrad Bauer stapft die enge, staubige und bei jedem Schritt unwillig knarrende Stiege, in den Turm hinauf. Geschickt balanciert der Siebzigjährige dabei einen etwa zehn Kilogramm schweren Nistkasten aus Holz durch das schmale Treppenhaus. In etwa drei Stunden wird die Behausung für eine Schleiereule angebracht sein und dem Vogel eine sichere Brutstätte bieten. Und die Kirche wird dann nicht mehr mit den Hinterlassenschaften der Eule, Nistmaterial, Kot und was vom Essen übrigblieb, verunreinigt.

Monika Weber und Konrad Bauer mit einem Nistkasten für eine Schleiereule. Die 12 Kilogramm schwere Maßanfertigung muss über steile, staubige Treppen in den Kirchturm transportiert werden.
Foto: Silvia Passow

Überall im Osthavelland bringt Konrad Bauer diese Nistkästen in Kirchtürme, Scheunen und Trafohäuschen an. Er bessert die Kästen aus, reinigt, kontrolliert, zählt Bestände. Mehr als 100 Nistkästen an 60 Standorten betreuen Bauer und seine beiden Mitstreiter.

Zum Nistkasten anbringen braucht es auch Werkzeug, Lampen und Leitern und alles muss die steile Stiege hinaufgetragen werden.
Foto: Silvia Passow

Ein Zuhause für Turmfalken, Schleiereulen und Dohlen

Konrad Bauer ist als Naturschützer für den NABU (Naturschutzbund) unterwegs. Seine Mission begann vor einigen Jahren mit den Turmfalken und Schleiereulen. Die kleine Dohle, einst weit verbreiteter Allerweltvogel, eroberte schon bald einen besonderen Platz in seinem Herzen. Dohlen sind sehr gesellig und brüten in direkter Nachbarschaft zu anderen Dohlen. Der kleinste der Rabenvögel, die Dohle, trägt den lateinischen Namen Coloeus monedula, der auf die Ähnlichkeit ihres Gefieders mit der Kleidung der Dorfpriester anspielt. In der „Roten Liste der Brutvögel des Landes Brandesburg“ steht der Turmfalke auf der Vorwarnstufe, die Schleiereule wird als gefährdet angegeben. Die Dohle aber, wird in der Kategorie eins, vom Aussterben bedroht, geführt. Dennoch finden Falken und Eule sehr viel schneller menschliche Sympathien, als kleine Rabenvögel. „Die Dohle braucht dringend unseren Schutz“, sagt Bauer.

Dohlen erobern nicht gerade Herzen, was den Schutz der kleinen Vögel erschwert.
Foto: Pixabay

Der Dohlen-Bestand ist vielleicht nur noch mit Migration zu retten

Allerdings wird Schutz allein nicht reichen. „Es bräuchte Migration, um die Bestände der Dohlen in Brandenburg zu sichern“, sagt er. Doch bereits jetzt sind die Brutplätze rar. Insofern sind die Nistkästen ein gelungener Kompromiss. Kirchen die Nistkästen aufhängen lassen, werden vom NABU mit der Auszeichnung „Lebensraum Kirche“ belohnt. Sechs Kirchen im Osthavelland dürfen sich mit der dazugehörigen Plakette schmücken. Im Land Brandenburg sind es 34 Kirchen. Die seit 2007 verliehene Auszeichnung ziert mehr als tausend Kirchen im gesamten Bundesgebiet.

Die Komfortwohnung erhält die Eule bereits eingerichtet, mit Zeitungen und Ästen. Müsste nicht sein, sagt Bauer, der dennoch fürsorglich die Nistkiste einrichtet.
Foto: Silvia Passow

Aus besonderem Holz geschnitzt

Die Nistkästen dienen unterschiedlichen Vögeln und ihren Bedürfnissen. Jeder Kasten ist ein Unikat, gefertigt in einer Tischlerei in Nauen, in der bereits Filmrequisiten und Bänke für das Kanzleramt getischlert wurden. Tischlermeister René Holz arbeitet hier mit Suchtkranken und Langzeitarbeitslosen Menschen in der Tischlerei von SinAlkol. Aus gespendeten Einwegpaletten, die sonst im Müll gelandet wären, werden die Nistkästen für Eule & Co gebaut. In der Tischlerei sollen die Beschäftigten wieder Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und die Übernahme von Verantwortung erlernen., sagt Holz. Dass mit der Arbeit ein sinnvoller Beitrag zum Naturschutz geleistet wird, stärkt auch das Selbstbewusstsein der hier Beschäftigten, sagt der Tischlermeister weiter. In der Tischlerei werden auch Nistkästen und Vogelhäuschen für den heimischen Garten gezimmert und verkauft. Mehr hierzu unter: www.sinalkol.de

René Holz im Hof seiner Tischlerei. Die Qualität der hergestellten Produkte ist über die Grenzen Nauens bekannt. Filmrequisiten werden hier bestellt und die Bänke vom Bundeskanzleramt wurden auch hier gefertigt.
Foto: Silvia Passow

Die Nistangebote werden genutzt

Der Erfolg des kleinen Vogelschutz-Teams wird spätestens mit der Jahresbilanz deutlich. Konrad Bauer führt Buch über jeden Nistkasten und seine Bewohner. Besonders großes Augenmerk fällt dabei auf den flügge werdenden Nachwuchs. Denn nicht jedes Zuhause wird auch Kindestube. Erstrebenswert ist das natürlich und so freut sich Bauer über jedes ausgebrütete Ei, jedes neue Brutpaar.

Die kleinen Turmfalken freuen sich nicht gerade über den Besuch. Für Konrad Bauer ist ihr Anblick der schönste Lohn für all die Arbeit.
Foto: Silvia Passow

Die Anzahl der Nistkästen, in denen auch gebrütet wurde, hat sich 2019 gegenüber dem Vorjahr etwas mehr als verdoppelt. 37 Dohlen-Brutpaare wurden gezählt, 2018 waren es zwölf. Der Anstieg bei den Turmfalken ist nur gering, von sieben auf neun Bruten, gestiegen. Ähnliches Bild bei den Schleiereulen, auch hier gab es zwei Bruten mehr als im Vorjahr, dazu zwei Zeitbruten. Und auch die Erfolge des Ausbrütens lassen sich sehen. Gab es im letzten Jahr 45 Jungdohlen zu bewundern, waren es in diesem Jahr 77 Vögel. Die Turmfalken brüteten im letzten Jahr 25 Vögel erfolgreich aus, in diesem Jahr waren 37 Tiere. Besonders erfolgreich waren die Schleiereulen. 60 Jungvögel konnte das Team zählen. Im letzten Jahr waren es 24 kleine Schleiereulen.

Eulen brauchen weite Wiesen und Felder in der Nähe. Dort jagen sie Mäuse. Durch den Einsatz von Pestiziden leiden auch sie, die Gifte werden von Mäusen aufgenommen und gelangen somit über die Nahrungskette zur Eule. Hat diese Jungtiere zu versorgen und bringt die vergiftete Maus mit in die Nisthöhle kann dies das komplette Gelege zerstören.
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„Über Mäuse freuen sich alle“,

sagt Konrad Bauer und spricht von 2019 als einem guten „Mäusejahr“. Darüber haben sich ganz besonders die Eulen gefreut. Der Anstieg bei den in Brandenburg stark gefährdeten Dohlen führt Bauer auf das gestiegene Nistplatzangebot zurück.

Aus dem Gewölle, auch Speiballen genannt, lässt sich allerlei ableiten. Nicht nur, welcher Vogel sich hier seines Mageninhaltes entledigt hat, sondern auch über dessen Wohlbefinden lassen sich Rückschlüsse ziehen.
Foto: Silvia Passow

Gefahren minimiert aber nicht aus der Welt

Die Eier und die Vögel selbst haben natürlich Fressfeinde. Fuchs, Marder, Ratten, und viele mehr. Bauer bringt die Nistkästen so an, dass diese Räuber keine Chance haben. So sind die Altvögel beim brüten geschützt und die Kleinen zumindest vor den ersten Flugversuchen in Sicherheit. Durch die Nistkästen reduzieren sich die Unfallopfer deutlich. Brüten die Turmvögel auf dem schmalen Gebälk hoch oben im Kirchturm, ist die Gefahr eines Absturzes allgegenwärtig. Und diese Stürze bedeuten fast immer den sicheren Tod. Mit den Nistkästen minimieren sich die Opfer durch Fuchs und Sturz, vor den Menschen kann Bauer „seine“ Vögel nicht beschützen. Besonders Gifte, Pflanzenschutzmittel auf den Feldern, behandelte Wiesen, setzten den Tieren zu. Tragen die alten Eulen erst einmal die vergiftete Maus in den Nistkasten stirbt nicht selten das ganze Gelege. Bauer zählt auch die toten Tiere, stellt Mutmaßungen zu deren Todesursachen an oder schickt die Körper auch schon mal zu Untersuchungszwecken an entsprechende Fachleute.

Wenn Konrad Bauer nicht gerade hämmert, schraubt oder Bestände kontrolliert, sucht er neue Standorte für die Nistkästen, versucht Kirchengemeinden und Bauern für sein Projekt zu gewinnen.
Foto: Silvia Passow

5500 Kilometer im Dienst der Vögel zurückgelegt

Im Jahr 2019 hat die AG Turmfalken 600 ehrenamtliche Arbeitsstunden abgeleistet und hat 5500 Kilometer durchs Land zurückgelegt. Drei weitere Kirchen wurden mit der Plakette „Lebensraum Kirche“ vom NABU ausgezeichnet. Sorgen macht sich Bauer aktuell um einige baulich gefährdete Trafohäuschen. Hier hat er um Unterstützung im Kreistag gebeten.

Möglicherweise kommt er selbst einmal zum brüten in einen der Nistkästen der AG Turmvögel zurück.
Foto: Silvia Passow

Über Mäuse freut sich übrigens auch das Team um Konrad Bauer. Mehr Informationen zur Arbeit der AG unter: eulen-greifvögel@nabu-osthavelland.de

Die Mitwelt-News der Woche

15.11. 2019            Meldungen

Schaf gucken in Falkensee. Die Skudden gehören zu den bedrohten Nutztierrassen. Etwa 70 dieser seltenen Schäfchen grasen gerade in Falkensee
Foto: Silvia Passow

Lokales:

In meinem Heimatort Falkensee wurde von der Lokalen Agenda eine Initiative für mehrfach zu verwendende „Kaffee to go-Becher“ gestartet. Mit der Initiative „Kaffeegenuss im Mehrwegbecher“ können selbst mitgebrachte Tassen und Becher in teilnehmenden Geschäften und Café befüllt werden.

Ich muss gestehen, für mich hat sich das Prinzip des unterwegs Kaffee trinken nie erschlossen. Ich sitze lieber, genieße und klöne auch schon mal beim Käffchen
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Ebenfalls in der letzten Woche gab es in der Stadtverordnetenversammlung meiner Heimatgemeinde keine Mehrheit für den Antrag auf einen Klimanotstand.

Dafür aber Mäh-Maschinen der besonderen Art. Die Schafe vom örtlichen Schäfer Olaf Kolecki futtern an einer weiteren Stelle im Stadtgebiet. Grünlandpflege mit „Komm mal runter Effekt“ für Passanten. Die schönen Bilder dazu wollte ich euch nicht vorenthalten.

Die Mäh-Maschinen mit Kuschel-Faktor. Gut für die Wiese, gut für die Seele
Foto: Silvia Passow


Schäfer Kolecki und das einzige Lamm in der Runde. Eigentlich, sagt Kolecki, ist er für die Familienplanung bei Schafs zuständig. Eigentlich…..
Foto: Silvia Passow

Umweltverschmutzung:

Meeresbiologen der Universität Gießen haben herausgefunden, dass auch Korallen unter Mikroplastik zu leiden haben.

Korallen sind sehr empfindlich, Mikroplastik trägt nicht zu ihrem Wohlbefinden bei. Das haben bisher alle Lebewesen, die man auf Nebenwirkungen durch Mikroplastik untersucht hat, gemeinsam,
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Tierschutz:

Das LPT Labor, dass durch fruchtbare Tierversuche und Tierquälerei bekannt wurde, soll nach Informationen der SOKO Tierschutz schon bald schließen. 76 Affen sollen den Tierschützern zufolge bereits aus dem Labor entfernt worden sein. Über den Verbleib der Tiere liegen derzeit keine gesicherten Erkenntnisse vor. Für den 16.November planen Tierschützer eine erneute Demo gegen Tierversuche im Allgemeinen und das Labor im Speziellen.

Klima:

Klimawandel oder ganz normal?

In Australien wüten schwere Buschbrände, noch ist schwer zu sagen, wie viel Wald den Flammen zum Opfer fallen werden. In Venedig heißt es dagegen Land unter und zwar heftig. Inzwischen wurde der Notstand ausgerufen. Heute Vormittag ist ein Wasserstand von 153 Zentimeter über dem normalen Meeresspiegel gemessen worden. In der Nacht zu Mittwoch war der Rekordwert von 187 Zentimeter auf dem Markusplatz ermittelt worden. Das hatte es in der Lagunenstadt seit mehr als 50 Jahren nicht gegeben

Viel Wasser ist man in Venedig gewohnt, allerdings eher in den charakteristischen Kanälen der weltbekannten Stadt
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Im Südosten Frankreichs haben vorzeitige Schneefälle für ein winterliches Verkehrschaos gesorgt. 30 Zentimeter Neuschnee sollen gefallen sein und auch in Teilen Österreichs hat es einen sehr frühen schneereichen Wintereinbruch gegeben. Und dicke Ende soll erst noch über die Alpen kommen, so die Voraussage.  

Umwelt:

Während der NABU sich gestern mit Vorbehalten zur geplanten Tesla Gigafabrik geäußert haben, begrüßen die Bündnisgrünen im Potsdamer Landtag die Entscheidung. „Die geplante Ansiedlung von Tesla in Brandenburg begrüßen wir. Das Ankommen innovativer amerikanischer Autounternehmen unterstreicht noch einmal, dass der E-Antrieb bei Autos weiter auf dem Vormarsch ist und die deutsche Autoindustrie die Entwicklung verschlafen hat“, heißt es in einer Presseerklärung vom 13.November.

Kommt Tesla nach Brandenburg?
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Save the date:

29.November ist wieder umfassender Klimastreik

Deutschland größter „Affenverbraucher“

Pressemitteilung „Ärzte gegen Tierversuche“

November 2019

Recherchen des bundesweiten Vereins Ärzte gegen Tierversuche zufolge ist das Tierversuchslabor Covance in Münster der größte „Affenverbraucher“ Deutschlands. Jedes Jahr werden dort bis zu 2.000 Affen in qualvollen Giftigkeitstests getötet. Jetzt will der Konzern ein neues Gebäude für noch mehr Käfige bauen. Der Verein startet gegen die Erweiterung eine Kampagne. Ab sofort können Protest-Unterschriften per Online-Petition abgegeben werden, und für den 23. November ist eine Großdemo in Münster geplant.


Das US-amerikanische Unternehmen Covance ist eines der weltweit größten Auftragsforschungsinstitute mit Niederlassungen in 20 Ländern. In Münster betreibt der Konzern eines der größten Tierversuchslabore für Affen in Europa. Recherchen des bundesweiten Vereins Ärzte gegen Tierversuche zufolge werden zwei Drittel aller Affenversuche Deutschlands in Nordrhein-Westfalen durchgeführt. Im Jahr 2017 waren es 2.137 von insgesamt 3.525 Affen. Verantwortlich dafür ist vor allem das Tierversuchslabor Covance in Münster. Damit ist Covance der größte „Affenverbraucher“ Deutschlands.

Die Filiale in Münster hat sich auf Fortpflanzungs-Giftigkeitstests an Affen spezialisiert. Schwangeren Affen werden Arzneimittel oder Chemikalien oft täglich mit einem Schlauch in den Magen gepumpt oder in die Blutbahn injiziert, um die Auswirkung auf ihren Nachwuchs zu beobachten. Die Folge können Totgeburten oder Missbildungen sein. „Solche Giftigkeitsprüfungen an unseren nächsten Verwandten sind ethisch nicht zu rechtfertigen und wissenschaftlich unsinnig, da die Ergebnisse nur etwas über die Reaktion der Affen aussagen, aber keine Vorhersage für den Menschen zulassen“, erklärt Dr. med. vet. Corina Gericke, Vizevorsitzende von Ärzte gegen Tierversuche.

Unlängst haben verdeckt gemachte Aufnahme aus dem Labor LPT im niedersächsischen Mienenbüttel für einen gewaltigen öffentlichen Aufschrei gesorgt. Die Bilder zeigten Affen in winzigen Einzelkäfigen und sich in Panik in sogenannten Primatenstühlen windenden Affen. Die Behörden und Staatsanwaltschaft ermitteln, die Außenstelle Mienenbüttel soll geschlossen werden, während die Tierversuche an Mäusen, Ratten, Meerschweinchen, Kaninchen und Schweinen weitergehen sollen.

Der Ärzteverein geht davon aus, dass die Zustände bei Covance ähnlich sind. „Es gibt keine harmlosen Giftigkeitstests, sie sind immer mit Qual und Tod für die Tiere verbunden“, so Tierärztin Gericke. Vor 16 Jahren war Covance schon einmal in die Schlagzeilen geraten, als eine Undercover-Recherche Bilder von schwer verhaltensgestörten Primaten an die Öffentlichkeit brachte.

„Die Zeichen stehen auf Paradigmenwechsel – weg von einer antiquierten Tierversuchsforschung, hin zu moderner humanbasierter Forschung des 21. Jahrhunderts“, erklärt Gericke. So schließt in Großbritannien spätestens 2022 das berühmte Sanger-Institut sein Tierversuchslabor. Der Grund für die Entscheidung: die rasante globale Etablierung humanbasierter Forschungsmodelle wie 3-dimensionale Zellkultursysteme und Organoide. „Ein Ausbau des umstrittenen Covance-Labors ist der völlig falsche Weg und darf von den Behörden nicht genehmigt werden“, fordert die Expertin.