Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes vom 11. Januar 2021
Der illegale Welpenhandel boomt und hat 2020 offenbar durch die Corona-Pandemie einen dramatischen Aufschwung erfahren: In den Sommermonaten, in der die Nachfrage nach Haustieren groß war, stieg die Zahl der Fälle an. Das zeigt eine Auswertung des Deutschen Tierschutzbundes zu den bekannt gewordenen Fällen aus 2019, die auch einen Ausblick auf 2020 gibt.
„Allein zwischen Januar und Oktober 2020 wurden 75 Fälle von illegalem Heimtierhandel bekannt, 818 Tiere waren betroffen. Damit liegt die Zahl der Fälle und Tiere bereits über der Gesamtzahl des Vorjahres“, berichtet Lisa Hoth, Fachreferentin für Heimtiere beim Deutschen Tierschutzbund. Betroffen waren vor allem Hunde – insgesamt 683 – und mit 130 Tieren auch erstaunlich viele Katzen. Die finale Erfassung und Auswertung aller Fälle steht noch aus. Die Dunkelziffer dürfte – wie in jedem Jahr – deutlich höher liegen. „Der durch die Corona-Pandemie ausgelöste Haustierboom und der anonyme Verkauf über das Internet machen es den Händlern besonders leicht“, sagt Hoth. Der Tierschutzbund fordert daher eine Regulierung des Internethandels und eine europaweite verpflichtende Kennzeichnung und Registrierung für Haustiere, um deren Herkunft besser rückverfolgen zu können. Ebenso bräuchte es eine bessere länderübergreifende Zusammenarbeit, um alle involvierten Personen zu fassen sowie vermehrte Kontrollen und härtere Strafen für die Täter.
Tierschutzbund veröffentlicht Auswertung zu 2019
Der Deutsche Tierschutzbund wertet jedes Jahr alle Fälle von illegalem Tierhandel aus, die ihm auf der Basis von Medienberichten und den Meldungen betroffener, angeschlossener Tierheime bekannt werden. In seiner Auswertung für das gesamte Jahr 2019 berichtet der Verband von 66 Fällen von illegalem Handel mit mindestens 731 betroffenen Tieren. Im Großteil der Fälle (85%) wurden Hunde gehandelt, meist Rassehunde wie Malteser, Zwergspitz und Französische Bulldogge. Besonders außergewöhnlich war 2019 die Artenvielfalt: So fanden sich neben Hunden und Katzen unter anderem auch ein Bennet-Känguru, Weißwedelhirsche, Riesenschlangen und ein Lisztaffe unter den illegal transportierten Tieren.
Tierheime kämpfen mit den Herausforderungen
Behörden übergeben beschlagnahmte Tiere in die Hände von Tierheimen. Viele der Tiere befinden sich in einem desolaten Gesundheitszustand und brauchen aufwändige Pflege. Auf den entstehenden Kosten – für einen Hundewelpen pro Tag durchschnittlich 21,40 Euro im Jahr 2019 – bleiben die Tierheime meist sitzen. Aus Sicht des Deutschen Tierschutzbundes müsste daher dringend gesetzlich festgelegt werden, dass die Behörden die Kosten für die intensive Betreuung der kranken Welpen vorzustrecken haben.