Der NABU Osthavelland unterstützt Landwirte mit Nistkästen, wenn sie sich für die biologische Mäusebekämpfung entscheiden
Text von Silvia Passow
Brieselang. Im Havelländischen Bredow, einem Ortsteil der Gemeinde Brieselang, steht Monika Weber hoch oben auf der Leiter. Sie reinigt den Nistkasten für Schleiereulen, den sie und die Ehrenamtlichen der Eulen und Greifvogel-Gruppe des NABU Osthavelland, im letzten Jahr in der Scheune aufgehangen haben. Noch ist hier keine Schleiereule eingezogen. Doch Landwirt Volker Pardemann hat Hoffnung, dass es mit dem Einzug der Schleiereule noch was wird. Deshalb lässt er in einer anderen Scheune, einen weiteren Nistkasten einbauen. Denn die Schleiereulen, sollen ihn bei der Mäusebekämpfung unterstützen.
Großer Appetit auf Mäuschen
Eine Schleiereule frisst am Tag 3 bis 4 Mäuschen. Was zunächst überschaubar klingt, doch wenn ein Schleiereulenpaar erfolgreich brütet, dann steigt der Bedarf enorm. 4 bis 10 Eier legt die Schleiereule, dazu baut sie kein Nest, sondern sucht sich bevorzugt dunkle Ecken. Die können in Scheunen und Kirchtürmen sein, auch Trafohäuschen, die etwas abseits menschlicher Siedlungen stehen, sind beliebt. Nun heißt es für die Altvögel Futter ranholen. Zur Aufzucht der Jungen benötigen die Eulen 3000 Mäuse. Das entspricht 115 Kilogramm Mäuse, rechnet Konrad Bauer um. Der 73jährige leitet die Eulen- und Greifvogel- Arbeitsgruppe des NABU Osthavelland. Denn tatsächlich haben Schleiereulen einen recht einseitigen Speiseplan. Mäuse machen 94 bis 96 Prozent ihrer Nahrung aus. „Ich habe in den sechs Jahren, die ich mich um die Eulen kümmere, kürzlich zum ersten Mal die Überreste eines Feldsperlings in einem von Eulen bewohnten Nistkasten gefunden“, sagt Konrad Bauer. Dazu kommt: In sogenannten Mäusejahren, also Jahren, in denen es besonders viele Mäuse gibt, haben auch Schleiereulen mehr Junge. Sie können dann sogar ein zweites Mal in der Saison erfolgreich brüten.
Eine Heimat für gefährdete Vogelarten
Bauer und sein Team bringen in Kirchtürmen, Trafohäuschen und Scheunen Nistkästen für Schleiereulen, Turmfalken und Dohlen an. Der Naturschützer ist dabei ständig auf der Suche nach Kirchengemeinden und Landwirten, die den Tieren einen Unterschlupf gewähren. Besonders bei den Landwirten ist diese Kooperation an Voraussetzungen geknüpft. Sie dürfen keine Mäusegifte einsetzen. Denn diese Gifte können die gesamte Brut der Schleiereulen töten, wenn die Altvögel eine mit Mäusegift belastete Maus den Küken als Futter bringen.
Die Eule als Partner
Für Volker Pardemann ist der Einsatz von Mäusegift kein Thema. Er führt seinen Betrieb in fünfter Generation. Zum Reiterhof gehören Wiesen und Ackerland, hier baut er verschiedene Getreidesorten an. Bei Pardemann geht es nicht nur den Pferden gut. Auf dem Grundstück steht ein Storchennest, Schwalben zeigen ihre Flugkünste und in den Scheunen kann man ihre Nester bewundern. Bereits vor einigen Jahren hat er selbst einen Nistkasten für eine Eule gebaut, der wurde im letzten Jahr durch einen Kasten des NABU ausgetauscht.
Die ganz besondere Tischlerei
Der NABU Osthavelland lässt die Nistkästen seit Jahren von der Tischlerei Sinalkol in Nauen anfertigen. Dort zimmern Langzeitarbeitslose die Nistkästen, mit Klappen zum Öffnen. Denn das NABU Team schaut regelmäßig nach den Nistkästen, führt Buch über die Bewohner, notiert Bruterfolge und Verluste. Die Nistkästen werden vom NABU gereinigt und repariert. Außerdem verfügen die Kästen über Marder-Sicherungen. Der Marder gehört zu den Bedrohungen der Eulen aus dem Tierreich. Auch Waldkauz und Uhu gehören dazu, ebenso wie Waschbären.
Die Eule soll sich wohlfühlen
Im letzten Winter bemerkte das Ehepaar Pardemann eine Schleiereule in einer anderen Scheune. Dort hat das NABU Team den zweiten Nistkasten angebracht. Hier lagert bereits viel Futter für den Winter. Sollte sich eine Eule im Schuppen niederlassen würde sie im Winter die Mäuse fangen, die sich mit den Futtervorräten in die Scheune geschlichen haben.
Bedrohte Mäusejägerin
Die Schleiereule gehört in Brandenburg zu den vom Aussterben bedrohten Arten, sie wird auf der Roten Liste des Landes in der Kategorie eins geführt. Neben dem schrumpfenden Nahrungsnagebot fehlen ihr zunehmend die Nistmöglichkeiten. Kirchen werden gegen das Eindringen der Vögel gesichert, moderne Scheunen sind hell und licht, die dunklen Ecken mit den Simsen, auf denen die Eulen früher die Tage verbrachten, bevor sie des Nachts auf Mäusejagd ausflogen, es gibt sie kaum noch.
Gemeinsam für die Eulen
Gemeinsam mit den Landwirten ließe sich die Situation für die Eulen verbessern, ist Konrad Bauer sich sicher. Er wirbt für die Mäusejägerin Schleiereule, doch in seinem Wirkungsbereich, dem Osthavelland, hat er bisher nicht einmal ein Dutzend Landwirte überzeugen können, sagt er. Das liege auch an Vorschriften zum Umgang mit den Mäusen, sagt er. Bauer wirbt für seinen kostenlosen Service, für den sich auch der NABU über Mäuse freut, wie er augenzwinkernd sagt. „Außerdem halten die Nistkästen 15 bis 20 Jahre und BASF und Bayer liefern nicht so günstig wie wir“, sagt er.
Kontakt zum Eulen- und Greifvogelteam: eulen-greifvoegel@nabu-osthavelland.de