Pilotprojekt gegen den Wohnraummangel der Dohlen gestartet
Von Silvia Passow
Nauen/Börnicke. Da stand diese Luxusunterkunft, geräumig, kuschlig, zentrumsnah, eine Weile leer und schwupp, hatten sich neue Bewohner eingenistet. In dem Nistkasten für Schleiereulen, in der Dorfkirche in Börnicke, hatten sich Dohlen eingerichtet. In der Kirche gibt es neben den Nistkasten für die Schleiereule auch vier Nistkästen für Dohlen. Offenbar reicht das nicht mehr aus, benötigen die Dohlen mehr Nistplätze. Ein größeres Angebot könnte dazu führen, dass die kleinen Dohlen den großen Nistkasten wieder den Schleiereulen überlassen, so der Gedanke von Konrad Bauer, Naturschützer beim NABU und Experte für die Turmvögel im Osthavelland. Nur woher nehmen? Die Dohle lebt nicht gern allein, sie liebt Gesellschaft. Und nicht jeder Platz ist gleichermaßen gut geeignet. Neben einer freundlichen Nachbarschaft lieben Dohlen ein Zimmer mit Ausblick, schön hoch gelegen sollte es sein.
Auch Störche lieben die weite Aussicht. Auch sie nisten gern
weit oben, auf Türmen oder Schornsteinen und manche ihrer riesigen Nester,
Horst genannt, stehen auf hohen Masten. So auch in Börnicke, unweit der Kirche.
Bauers Idee, unter das Storchennest vier Nistkästen für Dohlen anbringen. „Ein
Pilotprojekt“, sagt er. Sollten die Dohlen die Nistkästen annehmen, könnte das
Projekt dabei helfen, die gefährdete Vogelart in Brandenburg wieder
anzusiedeln. Immerhin hatte es in der benachbarten Kirche im letzten Jahr neun
Jungdohlen gegeben.
Und der Storch? „Den stört das nicht“, sagt Claudia Jörg, Storchenbetreuerin beim NABU. Sie weist mit der Hand hinauf. Oben toben Spatzen auf dem riesigen Horst. Das ist normal, Spatzen nisten dort und manchmal gehen auch Stare mit in den Horst, sagt Jörg. 2006 wurde der Horst erreichtet, sagt Jörg. Der Horst wurde von den Störchen angenommen, sieben Jahre lang wurden hier erfolgreich Jungstörche aufgezogen. 2019 blieb das Storchenpaar ohne Nachwuchs, berichtet Jörg.
Unterstützung kommt von der Feuerwehr
Um die vier Nistkästen für die Dohle in luftiger an den Mast zu befestigen, bekam Bauer viel Unterstützung. Die Nistkästen, wieder in der Tischlerei von Sinalkol in Nauen gefertigt, mussten diesmal wetterfest sein. Die Metallhalterungen fertigten ein Schlosser und ein Schweißer im Ruhestand an. Zu guter Letzt kam die freiwillige Feuerwehr zum Einsatz. Man stellte nicht nur die besonders lange Leiter zur Verfügung, die Kameraden kletterten auch hinauf und brachten erst die Halterungen und dann die Nistkästen an. Es dauerte keine Stunde und die Nistkästen hingen an ihrem Platz. Die Spatzen schauten schon mal neugierig vorbei und von Weitem identifizierte Jörg den Ruf einer Dohle. Letztere müssen jetzt nur noch einziehen. Ob die Kästen angenommen werden und wie viele Jungtiere von hier ihren Weg ins Leben starten, werden Bauer und sein Team regelmäßig in Augenschein nehmen.
Seit einem Jahr unterstützt der Verein „Sonnenzeiten für
Tiere“ bedürftige Tierbesitzer mit Futterspenden. Am 11. März feiert die Tiertafel
Falkensee ihren ersten Geburtstag
Als Petra Birkholz im letzten Jahr anfing, auf dem Gelände der Tafel Falkensee Futterspenden zu verteilen, war ihre Klientel noch überschaubar. Da stand Birkholz, Vorsitzende und Gründerin des Vereins „Sonnenzeiten für Tiere“ noch allein an ihrem „Gabentisch“. „Mit fünf Kunden fing es an“, sagt sie. Inzwischen sind es rund 60 Bedürftige, die bei ihr regelmäßig, Futter für ihre tierischen Familienmitglieder, holen. Kostenlos, das Projekt ist spendenfinanziert. Etwa fünfzig Hunde und ebenso viele Katzen, zehn Nager und siebzehn Ziervögel, wie Sittiche werden durch Birkholz und ihre Tiertafel versorgt. Das klappt nicht immer, wie von ihr gewünscht. „Wir möchten den Leuten bei ihrem Besuch Futter für drei Tage mitgeben“, sagt sie. Doch allzu oft ist es weniger, reichen die gespendeten Dosen, Tüten und Schälchen nicht. Besonders Nassfutter ist knapp. „Das ist traurig, wenn jemand aus Elstal extra hierherkommt und dann nur eine Dose mitnehmen kann“, sagt Birkholz. Tatsächlich kommen finanzschwache Tierbesitzer aus Falkensee, Elstal, Dallgow, Ketzin und Schönwalde zu den Ausgaben für das Tierfutter.
Doch nicht nur bei den Kunden gab es Zuwachs, auch der Verein ist gewachsen, hat neue Mitglieder aufgenommen. Weitere Mitglieder sind willkommen. „Die Tätigkeiten, mit denen man sich hier am Tier- und Naturschutz beteiligen kann, sind vielfältig“, sagt Beate Henke, die ebenfalls im Verein aktiv ist. Neben dem Entleeren der Spendenbehälter, werden Ehrenamtliche zum Flyer verteilen gesucht. Bei der Ausgabe des Tierfutters wird Verstärkung gesucht, handwerkliche Tätigkeiten wie Kratzbaum aufbauen oder reparieren oder Vogelhäuschen bauen sind auch gefragt. Beim Sortieren der eingegangen Futterspenden kann geholfen werden und die Truppe könnte noch einen PC-Künstler brauchen.
Birkholz sagt, sie würden sich auch über eine zentrumsnahe
Ausgabestelle freuen. Mit einem Lagerraum, denn momentan muss das Futter und
tierische Zubehör zur Ausgabestelle bei der Tafel gefahren werden.
Futter kann direkt beim Vereinssitz in der Rembrandtstraße,
in die von der Straße zugänglichen Spendenbox, abgegeben werden. Eine weitere
Box befindet sich im Futtersilo. Mehr Informationen zum Verein unter: www.sonnenzeiten-ev.de Achtung Heimtierbesitzer: Der Verein sucht gerade ein
Maskottchen, Foto einschicken und mit etwas Glück, wird der Liebling „Schnauze
des Jahres“ bei den Sonnenzeiten für Tiere.
Die Sielmann-Stiftung wendet sich zum internationalen Tag des
Artenschutzes mit einer Pressemitteilung an die Öffentlichkeit
Morgen am 3. März ist internationaler Tag des Artenschutzes.
Weltweit sind eine Million Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht. Im
Kampf um die Artenvielfalt setzen Naturschützer aufwendige Projekte für
einzelne Arten um. Vor den Toren Berlins begann vor 16 Jahren eins der größten Erhaltungsprojekte
für den Wisent – initiiert und betreut von einer privaten Stiftung. Welche
Rolle spielen solche Projekte im Kampf gegen das Artensterben?
2.600 Fußballfelder für den Wisent
Seit 2004 begleiten Naturschützer vor den Toren der Bundeshauptstadt das größte Projekt zum Schutz des Wisents in Deutschland. In der etwa 1.800 Hektar großen Kernzone von Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide, einem ehemaligen Truppenübungsplatz, leben heute etwa 90 Tiere. Die urigen Kolosse waren Anfang des 20. Jahrhunderts in Mitteleuropa in freier Wildbahn ausgestorben. Bei der Zucht der Wisente auf dieser Fläche im dicht besiedelten Mitteleuropa geht es vorrangig um den Arterhalt. Alle Bemühungen müssen allerdings zu der Frage führen, wie das auch außerhalb umzäunter Gebiete gelingen kann. Denn das Ziel ist, in der freien Landschaft überlebensfähige Populationen aufzubauen. Wozu, fragt sich sicher der ein oder andere? Die Antwort ist simpel: um die Artenvielfalt zu bewahren.
Bis zu 9.000 Tiere in einem Kothaufen
Ausgewachsene Wisente benötigen 30 bis 60 Kilogramm pflanzliche Nahrung am Tag. Entsprechend viel kommt hinten aus einem Wisent auch wieder raus. In Wisentkot wurden 35 verschiedene Dungkäferarten nachgewiesen. In manchem Haufen leben bis zu 9.000 Individuen. In Mitteleuropa gibt es etwa 100 Dungkäferarten. 45 % aller in Deutschland vorkommenden Arten werden als mindestens gefährdet eingestuft. Der Wiedehopf füttert seine Küken bevorzugt mit äußerst proteinreicher Nahrung. Dicke Mistkäfer und fette Käferlarven gehören dazu. Fehlen die Haufen der großen Säugetiere in der Landschaft, fehlt auch Nahrung für Vögel. Und weil der Wisent, wo er geht und steht, knabbert, zupft, knickt, scharrt und schubbert, schafft er für Kräuter und Co. gleich noch den passenden Lebensraum. Nach einem ausgiebigen Sandbad eines Wisents nutzen diverse Wildbienenarten den offenen Boden, um ihre Niströhren anzulegen. Verschreibt sich einer der Kolosse eine Schlammpackung, hält er kleine Tümpel für die Urzeitkrebse offen. Überschüssige Energie werden sie los, indem sie junge Bäume und Gebüsche „kaputt spielen“. Sie gestalten ihren Lebensraum aktiv und schaffen ein Mosaik verschiedener Biotope, in denen wiederum viele verschiedene Pflanzen und Tiere vorkommen. Große Säugetiere in der Landschaft sind neben einer nachhaltigen Landschaftsnutzung und dem Schutz von Lebensräumen ein Baustein, um den Verlust der biologischen Vielfalt aufzuhalten – denn sie erfüllen Schlüsselaufgaben in den Ökosystemen. In der freien Landschaft sind all diese Prozesse unterbrochen, denn bis auf den Rothirsch, kommen keine großen Pflanzenfresser mehr vor. Selbst dieser wird nur in sogenannten Rothirschbezirken geduldet. Außerhalb werden die Tiere, aus Angst vor Schäden am Wirtschaftswald nur in geringer Anzahl geduldet und entsprechend bejagt.#
Artenschutz kommt an seine Grenzen
Eine Erkenntnis aus dem Projekt in der Döberitzer Heide ist, dass die Tiere ihre ursprünglichen Verhaltensweisen wiedererlernt haben. Die ersten Tiere kamen aus Gehegen, in denen sie kaum Gelegenheit hatten, das natürliche Verhalten auszuleben. Das typische Verhalten großer Pflanzenfresser und die Auswirkungen auf ihren Lebensraum können bestmöglich auf großen Flächen beobachtet werden. Doch auch das Projekt der Heinz Sielmann Stiftung hat Grenzen. Im Norden verläuft die Bundesstraße 5, im Osten die Bundesstraße 2, im Westen die Autobahn 10, und südlich beginnt etwa mit dem Sacrow-Paretzer-Kanal die Potsdamer Stadtgrenze. Zwei Elektrozäune und ein Drahtzaun trennen die bis zu 1.000 Kilogramm schweren Tiere von Spaziergängern, LKWs und Autos.
Artenvielfalt: Das Netz des Lebens, das uns trägt
Wisente und andere große Pflanzenfresser sind Schlüsselarten und Botschafter für die biologische Vielfalt. Wir müssen Artenvielfalt als Netz verstehen, das uns und unsere Lebensweise trägt. Mit jeder Art, vom Dungkäfer bis zum Wisent, die verschwindet, wird das Netz löchriger. Ab einem gewissen Punkt trägt es uns nicht mehr. Dann können wir uns nicht mehr darauf verlassen, dass die über lange Zeiträume eingespielten Prozesse in der Natur uns auch weiterhin mit Nahrung, sauberer Luft und klarem Trinkwasser versorgen. Unsere Gesellschaft muss sich mit der Frage auseinandersetzen, ob sie sich als Teil der Natur versteht oder gegen sie arbeitet. Schon um unserer selbst Willen müssen wir Natur ihren Raum zugestehen und ein Miteinander ermöglichen. Es ist eine zutiefst ethische Frage, wie wir mit anderen Lebewesen umgehen.
Die Wisente in Deutschland sind Stellvertreter für eine
bedrohte Vielfalt, ohne die auch wir Menschen nicht überleben können. Zum
internationalen Tag der Artenvielfalt sollen Politik, Wirtschaft,
Zivilgesellschaft und jede/r Einzelne an ihre Verantwortung erinnert werden.
Tiertafeln helfen bedürftigen Menschen ihren tierischen
Liebling zu versorgen, ihre Fürsorge gilt dabei Tier und Mensch
Von Silvia Passow
Über den Dächern von Rathenow (Havelland), hat die Tiertafel Havelland, ihr neues Domizil. Helle, große, lichtdurchflutete Räume, oben auf dem Parkdeck des City-Centers, der Einkaufsmeile der Kreisstadt. „Zentral, gut erreichbar und dennoch nicht auf dem Präsentierteller, besser geht’s nicht“, sagt Tino Rippler, der die Tiertafel Havelland seit rund sechs Jahren leitet. Diese Erreichbarkeit und dabei nicht unbedingt gesehen werden, dass ist wichtig für seine rund 80 Klienten, die er hier jeden dritten Freitag im Monat empfängt. Dann ist nämlich Ausgabe bei der Tiertafel, dann werden etwa 50 Hunde, ungefähr ebenso viele Katzen, 10 Nagetiere, 5 Sittiche und 3 Frettchen mit Futter und dem versorgt, was es sonst noch so für das Wohlbefinden von Vierbeinern und geflügelten Lebensgefährten so braucht. Vogelsand, Katzenstreu, Leinen, Halsbänder, dazu freundliche Worte, ein Lächeln, ein Plausch, während Stephanie Stößel Trockenfutter abwiegt und Futterdosen zuteilt. Die Rationen sollten für einen Monat reichen. Und bei manch einem kommt da ganz schön was zusammen. Das ältere Paar, dem Stößel gerade die Futterspenden zusammenpackt hat einen Hund und vier Katzen. Alles betagte Tiere. „Es ist so schön zusammen alt werden zu können. Für uns ist das nur mit Hilfe der Tiertafel möglich“, sagt die Frau.
Die älteste Tiertafel Deutschlands
„Die Tiertafel Havelland ist die älteste Tiertafel in Deutschland“, sagt Tino Rippler. 2006 wurde sie gegründet und seit 2008 ist der 46jährige Rippler dabei. Bei ihm bekommt jeder Tierbesitzer Unterstützung, der Bedarf muss nachgewiesen werden. Hartz 4 oder der Rentenbescheid reichen für den Zweibeiner. Hunde können anhand des Steuerbescheides nachgewiesen werden. So einfach ist es mit Hamster, Sittich und Katz nicht, hier lassen sich die Ehrenamtlichen regelmäßig Fotos als Nachweis zeigen. Ansonsten stellt Rippler keine Fragen. „Man muss das Tier wertschätzen, ohne den Menschen dahinter verändern zu wollen“, sagt er. Dem häufig vorgebrachten Einwand, warum er Menschen helfe, die trotz ihrer Situation ein Haustier besäßen, entgegnet er, dass in den allermeisten Fällen erst das Tier im Leben der Menschen war. „Und erst später kam die Tragödie. Und wenn es jemanden dann schon schlecht geht, soll er das einzige Lebewesen hergeben, dass noch zu ihm steht? Das Liebe gibt und den Menschen auch weiterhin in die Verantwortung nimmt“, fragt Rippler. Er kennt solche Fälle zur Genüge, berichtet von der betagten Frau, die Hunde und Katzen für den Tierschutz aufnahm. „Die haben sie dann einfach mit den Tieren sitzengelassen“, erzählt Rippler. Er fährt nun regelmäßig zu ihr, bringt Futter für die Tiere und ist damit auch zum Fenster zur Welt für die Seniorin geworden. Jeden zweiten Sonntag fährt Rippler nach Berlin, Ziel: Bahnhof Zoo. Hier verteilt er Hundefutter, Leinen, Mäntel für die Hunde und für deren Besitzer kocht er vorher, bringt Essen mit, will nicht nur Näpfe, sondern auch Teller füllen. Rippler ist selbständig, lebt inzwischen in Havelberg. Wie schafft man das alles? Er lacht. „Man muss wohl einfach verrückt sein“, sagt er. Eine seiner Hauptaufgaben ist nicht die Verteilung des Futters, sondern das Einsammeln. Alles Spenden, oft von Firmen aber auch kleinere Futter- oder Sachspenden. „Wenn Leute kommen und etwas abgeben, nehme ich das persönlich entgegen. Ich mag es nicht, wenn einfach etwas vor der Tür liegt. Oft gehört eine Geschichte zu dem Tier, dem die Dinge mal gehörten und die Besitzer sollen sie mir erzählen können“, sagt Rippler.
Mit dem Hänger übers Land
Katrin Krause von der Tiertafel Bad Belzig schaut sich die neuen Räume staunend an. „Ach, so etwas hätten wir auch gern“, sagt sie. Sie und ihre Mitstreiter fahren die Orte rund um Bad Belzig mit dem Anhänger ab und verteilen ihre Futterspenden. Rund 70 Menschen mit 130 Tieren versorgen sie. Einen festen Standort hat ihr Verein nicht. Kein Lager, keine Ausgabestelle, das macht ihre Aufgabe nicht leichter. „Wir unterstützen bedürftige Menschen“, sagt sie. „Menschen, denen ihre Tiere Familie sind. Es wäre schrecklich für die Leute, müssten sie sich von den Tieren trennen“, sagt sie. Eine Bleibe für den Verein, gut erreichbar und am besten kostenlos überlassen, das wäre Krauses großer Wunsch für ihre Tiertafel.
An einen Ort gebracht
Petra Birkholz hat mit ihrem Verein Sonnenzeiten für Tieren ebenfalls die Tiere Bedürftiger im Blick. Seit einem Jahr steht sie einmal wöchentlich auf dem Gelände der Tafel der Humanisten in Falkensee und verteilt dort Futterspenden. Eine eigene Ausgabestelle hatte sie tatsächlich nicht im Sinn. „Für Tiere sorgen, heißt auch für die Menschen sorgen. Und hier werden die Menschen versorgt, bei der Tafel. Warum also nicht am gleichen Ort deren Tiere versorgen“, sagt sie. Waren es in den ersten Wochen nur eine Handvoll Haustierbesitzer, wächst auch ihre Kundschaft beständig. Auch für Birkholz ist es wichtig, dass finanziell schwächer aufgestellte Menschen ihre Tiere behalten können. „Die sind oft der letzte Halt im Leben. Und sie verpflichten, sie können der Grund sein, Morgens aufzustehen.“ Birkholz begleitet Rippler seit ein paar Wochen bei seinen Touren zum Bahnhof Zoo. Sie würde sich wünschen, dass die Notunterkünfte für Wohnungslose Menschen die Mitnahme der Hunde gestatten würden. „Für viele der Obdachlosen ist der Hund so wichtig, dass sie Draußen, bei ihrem Freund in der Kälte bleiben. Das zeigt doch, wie wichtig gerade für diese Menschen der tierische Begleiter ist. Ich erlebe immer wieder, ein sehr großes Verantwortungsbewusstsein bei den Obdachlosen, wenn es um ihre Hunde geht“, sagt Birkholz.
Auch in Potsdam und Cottbus gibt es Tiertafeln. „Ist die
Katze gesund, freut sich der Mensch“, besagt die Werbung eines namhaften
Herstellers für Katzenfutter. Genau dafür sorgen die Tiertafel, ohne große
Namen, dafür mit sehr viel Herz und helfend ausgestreckter Hand.
Der Schornsteinfeger brachte einem Waldkauz tatsächlich Glück
Falkensee. Schornsteinfeger
bringen Glück, sagt der Volksmund. Offenbar nicht nur den Menschen, denn auch
für einen Waldkauz war dieser Schornsteinfeger ein Glücksfall.
Dass jemand zurückschaut, wenn der Schornsteinfeger die Reinigungsklappe
eines Schornsteines öffnet und hineinblickt kommt nicht wirklich oft vor. Am
Freitag passierte in der Falkenseer Herbartstraße genau das. Zwei große, dunkle
Augen blinzelten in der Dunkelheit. Sie gehörten zu einem Waldkauz, der eingeklemmt
im Auffangrohr des Metallschornsteines festsaß. Im Moment seiner Entdeckung
machte es keine Anstalten sich selbst zu befreien.
Der Schornsteinfeger suchte Hilfe, telefonierte sich durch die Instanzen und schließlich konnte Konrad Bauer vom NABU Osthavelland erreicht werden. Mithilfe von stabilen Handschuhen, einem Handtuch und einem Karton gelang Bauer die ungewöhnliche Rettungsaktion. Bauer, der in der Ortgruppe Eulen und Greifvögel des NABU aktiv ist, baut im Osthavelland Nistkästen in Kirchtürme und Trafohäuschen für die sogenannten Turmvögel. Der Naturschützer hat auf diese Art bereits viele Vögel gerettet, eine solche Aktion war aber auch für ihn ungewöhnlich.
Bauer brachte den Waldkauz, eine auf etwa drei Jahre
geschätzte Waldkauz-Dame, in eine Tierarztpraxis nach Nauen. „In der sehr
freundlichen Praxis wurde der Vogel untersucht und mit Wasser versorgt“,
berichtet Bauer. Da der Greifreflex des rechten Fußes nur zögerlich auslöste,
wurde die Kauz-Dame von hieraus in die Vogelstation Buckow/Nennhausen gebracht.
Hier soll sie sich unter sachkundiger Betreuung erholen und so schnell wie
möglich wieder in die Freiheit entlassen werden.
Bauer bittet: Sichern sie ihre Schornsteine mit
Gittern oder decken sie diese mit einem Drahtnetz ab, um ähnliche Unfälle zu
vermeiden. Aus gemauerten Schornsteinen können Waldkauz und Dohle sich selbst
befreien, da ihre Krallen am Mauerwerk Halt finden. Metallschornsteine ohne
eine Sicherung können für die Vögel zur tödlichen Falle werden
In der Kirche Finkenkrug erzählt eine Fotoausstellung von den
filigranen Wundern der Natur
Falkensee. Am 1. März wird um 11 Uhr, nach dem Gottesdienst, die Ausstellung „Wunder der Schöpfung – Das schillernde Leben der Libellen“ eröffnet. Bis zum 5. April können die Bilder von Ingrid Malsch jeden Samstag und Sonntag von 14 – 17 Uhr betrachtet und bestaunt werden. Die farbenfrohe, von den Wundern der Natur erzählende Ausstellung, kann in der Kirche Finkenkrug, Pfarrer – Voigt – Platz in Falkensee besucht werden. Über 80 Libellenarten gibt es Deutschland, davon sind 60 gefährdet und weitere 20 Arten, also ein Viertel, vom Aussterben bedroht. Mit ihren Fotos möchte Malsch dem Betrachter die herrlichen Tiere näherbringen, ihn ermuntern, mehr auf seine Mitgeschöpfe zu achten. Die Fotografin, die für den NABU Cuxhaven aktiv war, hat unzählige Ausstellungen und Bildvorträge zu Pflanzen, Insekten und Vögeln gestaltet. Neben Schmetterlingen sind Libellen ihre bevorzugte Insektengruppe.
Beim Agrarpolitischen Frühstück der MIT tauschten sich
Landwirte und Politiker über die Herausforderungen in der modernen
Landwirtschaft aus
Von Silvia Passow
Schönwalde-Glien/OT Pausin. Die Mittelstandsvereinigung (MIT) Brandenburg der CDU hatte geladen und rund fünfzig Gäste kamen zum Agrarpolitischen Frühstück nach Pausin. Landwirte der Region nutzen die Chance zum Gespräch mit den Podiumsgästen, dem Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft Uwe Feiler (CDU), dem Brandenburgischen Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz Axel Vogel (Bündnis 90/Die Grünen) und Thomas Große-Rüschkamp (CDU), Mitglied im Vorstand des Kreisbauernbandes Havelland. Dessen Geschäftsführer, der Landtagsabgeordnete Johannes Funke (SPD), befand sich unter den Gästen.
Wo der Gummistiefel drückt
Thomas Große-Rüschkamp hat einen Ackerbau-Betrieb in Markee, einem Ortsteil von Nauen. Hier hat er auch einen Sitz in der Gemeindevertretung. Um über die Zukunft zu reden, sollte zunächst mal der Ist-Zustand beschrieben sein sagt er und legt los. Er spricht über die verschiedenen Fruchtfolgen, von organischer und mineralischer Düngung. (Organische Dünger sind natürliche Dünger wie Kompost, Stallmist, Pflanzenjauchen und so weiter. Mineralische Dünger sind künstlich hergestellte Mineralsalze.) Und über Pflanzenschutzmittel, deren Einsatz seit Jahren kontrovers diskutiert wird. Denn nach einhelliger wissenschaftlicher Meinung stehen diese Mittel im unmittelbaren Zusammenhang mit dem Insektensterben. Große-Rüschkamp sagt, er setzte Pflanzenschutzmittel nur nach gründlicher Prüfung ein. Synthetischer Pflanzenschutz kommt nur zum Einsatz, wenn der wirtschaftliche Schaden höher wäre, als dieser Einsatz. „Wir wollen Bodenschonend arbeiten. Wir leben von unseren Böden und wollen dies auch weiterhin“, sagt er. Dabei setzt er auf moderne Technik, um noch bedarfsgerechter zu düngen und damit weniger Nitrat in den Boden zu bringen. Auf Forschung und Entwicklung setzt er auch beim Pflanzenschutz. „Das muss, wie in der Medizin, vorangetrieben werden“, sagt er. Es gibt Feldgeräte, die mit Kameras ausgestattet sind, die das unerwünschte Kraut auf dem Acker erkennen und punktuell bekämpfen, erzählt er. Hat er im Studium gesehen und danach nie wieder, sagt er auch. Er äußert deutlichen Unmut zur neuen Düngeverordnung. Die 2017 erst überarbeitete Verordnung ist noch einmal angepasst worden, musste den EU-Richtlinien angepasst werden und gilt voraussichtlich ab April 2020. Sie sieht noch mal eine Einschränkung vor, wieviel Gülle wann auf den Acker darf. Die Bußgelder für fehlende oder unvollständige Aufzeichnungen steigen drastisch. Und auch für die Bundesregierung kann die Nichteinhaltung teuer werden, mehr als 800 000 Euro für jeden Tag, an dem die Verordnung nicht eingehalten wurde, müsste sie an die EU zahlen.
Die Gülleverordnung ist Mist,
sagen die anwesenden Landwirte und auch Uwe Feiler kann der
Verordnung nichts abgewinnen, wie er sagt. Ändern kann er sie aber auch nicht,
sagt er und verweist nach Brüssel. Gerecht sei die Verordnung auch aus seiner
Sicht nicht. Denn nicht überall in Deutschland habe man mit den selben
Nitrat-Belastungen im Boden zu tun. Nicht alles ist „rotes Gebiet“. Und er
fragt: „Warum setzt man hier nicht auf wissenschaftliche Erkenntnisse?“ Feiler,
der ab und an im landwirtschaftlichen Betrieb seiner Ehefrau aushilft, sieht
neben dem Unmut um die Gülle noch viele Herausforderungen auf die
Landwirtschaft zukommen. „Ökologisch und sozial sollte die nachhaltige
Landwirtschaft sein“, sagt er. Schließlich müssten die Bauern mit ihren
Erzeugnissen ihre Familien ernähren können.
Ökologische und Konventionelle Landwirtschaft nicht
gegeneinander ausspielen
„Jenseits vom Insektenschutz stehen die Bauern unter riesigen Druck“, sagt Axel Vogel. „Die soziale Marktwirtschaft hat bei den Bauern völlig versagt“, sagt er weiter und nennt als Beispiel die Milchpreise. Händler dürfen die Produkte nicht länger unter dem Einkaufspreis oder Erzeugerpreis verkaufen, sagt er weiter und kündigt an, den Ausverkauf der Landwirtschaft stoppen zu wollen. Dabei ist es ihm wichtig die konventionelle nicht gegen die Ökolandwirtschaft auszuspielen. Auch Vogel bewertet die Düngeverordnung kritisch. In Brandenburg wird der Nitratgehalt in den Gewässern regelmäßig kontrolliert. Dafür sind mehr als tausend Messstellen im Einsatz. An 47 dieser Messstellen wurden erhöhte Werte ermittelt, die im Bezug zur Landwirtschaft stehen. Das entspricht einer Rate von 2,3 Prozent. In Bundesländern mit wesentlich mehr Tierhaltung sieht dies in der Tat oft ganz anders aus.
„Wir sind nicht die Bösen“,
sagt Landwirt Uwe Jürgens aus Wustermark
Jürgens, der im letzten Jahr Paten für einen Blühstreifen auf einem seiner Felder suchte, sagt, sein Berufsstand werde in den Medien oft schlecht dargestellt. „Dabei sind wir in Brandenburg doch eigentlich ganz gut“, sagt er. Was er sich wünscht: „Mittel wie Glyphosat erst vom Markt nehmen, wenn es entsprechenden Ersatz gibt.“
Christoph Plass, konventioneller Kartoffelbauer und
Vorsitzender der Initiative „Land schafft Verbindung“ sagt, er halte die
Messstellen „für Schrott“. Und er vermisst den Zugang zu den dort gewonnen
Daten. Sein Problem mit seinen Feldfrüchten ist ganz anderer Natur. Lange Wege,
um eine Kartoffel-Sortier-Station zum Abpacken zu finden. Ähnlich geht es auch
Landwirten mit Tierhaltung, die einen Mangel an Schlachthäusern in der Umgebung
beklagen.
Enrico Voigt aus Gülpe sieht sich mit seiner
Agrargenossenschaft umzingelt von Naturschutzgebieten, wie es sagt. „Wir haben
Flächen, auf denen konnten wir immer konventionell anbauen. Nun muss es
plötzlich öko sein“, sagt er.
Johannes Funke warnt vor einer Spaltung zwischen den Landwirten, wenn die einen, deren Felder am Naturschutzgebiet Auflagen erfüllen müssen und andere nicht.
Schönwaldes Bürgermeister Bodo Oehme (CDU) sagt: „Mir fehlt
ein klares Bekenntnis zur Landwirtschaft in Brandenburg. Einem Bekenntnis, dem
Taten folgen müssen.“ Die regionale Milch im Supermarkt an der Ecke komme
selten aus Brandenburg. „Bei uns ist von drei Milchbauern noch einer übrig“,
sagt er. Statt der Kühe stehen hier nun Pferde auf den Wiesen, sagt er.
Uwe Feiler sieht noch ein anderes Problem. „Es läuft auch
etwas falsch zwischen den Städtern und der Landbevölkerung“, sagt er.
So, wie versprochen, hier das Ergebnis der in Essig
eingelegten Zitronen- und Orangenschalen.
Nach ungefähr drei Wochen hat sich die Flüssigkeit etwas dunkler verfärbt. Und es riecht, naja, nach Essig eben, verschüttet im Zitronenhain. Ein dreiviertel Liter Flüssigkeit lässt sich spielend leicht abgießen und weil wir eben doch etwas vergnügungssüchtig sind, drücken wir die Schalen noch aus. Am Ende haben wir einen Liter Flüssigkeit, die nicht gerade wohlig duftig. Man muss diesen Essiggeruch schon mögen. Allerdings war der finanzielle Einsatz mit noch nicht einmal einen Euro gering. Damit der Reiniger eine bessere Oberflächenhaftung bekommt, soll etwas Handseife zugefügt werden. Ich würde sagen, ein deutliches Etwas, es sollten schon wenigstens fünf Milliliter sein, sonst reicht es bei der Menge nicht. Wie gesagt, der Geruch ist nicht der Knaller, ist aber auch nicht anders, als bei gekauften Essigreiniger.
Wir haben die Flüssigkeit als Reiniger in Wasser aufgelöst und in eine Sprühflasche umgefüllt. Letztere hatten wir von einem vorherigen Produkt aufbewahrt. Die Reinigungskraft überzeugt. Allerdings sollte man, der Haut auf den Händen zuliebe, wirklich nicht mit der Handseife sparen. Sonst müssten Handschuhe empfohlen werden. Damit wäre nur die Absicht, Rohstoffe sparen, hinfällig.
Fazit: Durchaus sinnvoll, für alle, die auch gern Orangen und Zitronen in der Küche verwerten. Da der Essig, wenn nicht gerade im Unverpackt-Laden eingekauft wurde, auch in Glas- oder Plastikflasche daherkommt, spart man an der Verpackung nicht wirklich. Finanziell ist die Ersparnis gering, auch simpler Essigreiniger kostet nicht viel. Überlegen sollte man, ob hier Bio-Ware geeigneter wäre, da schwer zu sagen ist, welche Stoffe an der Schale haften und sich im Essigbad auflösen.
Kann man machen, ob der Umweltbeitrag deutlich spürbar ist,
wage ich zu bezweifeln. Was mir nach wie vor gut gefällt und deshalb werde ich auch
weiter auf diese Weise meinen Allzweckreiniger herstellen. Ich weiß, dass hier
kein Nahrungsmittel vergeudet wurde. Das ist mir wichtig und überzeugt mich.
Wie sieht das bei euch aus? Habt ihr den Allzweckreiniger selbst
hergestellt? Wie sind eure Erfahrungen? Was geht euch dazu durch den Kopf?
Würde mich freuen von euch zu hören.
Pressemeldung
des Deutschen Tierschutzbundes vom 7.Februar 2020
Über
eine Million Versuchstiere müssen in der EU den höchsten Grad an Schmerzen,
Leiden und Schäden erleiden. Dies zeigen die Zahlen, die die EU-Kommission
gestern zu Tierversuchen in den Mitgliedstaaten für die Jahre 2015 bis 2017
veröffentlicht hat. Demnach waren 2017 insgesamt 22,2 Millionen Tiere
betroffen. Davon wurden 9,6 Millionen Tiere tatsächlich in Tierversuchen
„verbraucht“ – mehr als jedes fünfte davon in deutschen Laboren. Noch mehr
Tiere wurden gezüchtet und noch vor jeglicher Verwendung in einem Versuch
getötet. Bei diesen 12,6 Millionen Tieren handelt es sich größtenteils um
solche, die für den Erhalt gentechnisch veränderter Tierstämme gezüchtet
wurden, oder die aus Forschersicht nicht das gewünschte Alter oder Geschlecht
hatten.
„Laut
den Vorgaben der EU sollen Tierversuche auf lange Sicht komplett ersetzt
werden. Davon sind die Mitgliedstaaten meilenweit entfernt – und
Deutschland ganz besonders“, kritisiert Thomas Schröder, Präsident des
Deutschen Tierschutzbundes. „Statt voranzugehen und tierversuchsfreie Forschung
endlich verstärkt zu fördern, belegen wir dank der Untätigkeit der Regierung
nach dem Vereinigten Königreich einen schrecklichen zweiten Platz im
europäischen Vergleich. Verwunderlich ist der leider gar nicht: Wegen der mangelhaften
Umsetzung der EU-Vorgaben läuft aktuell sogar ein Vertragsverletzungsverfahren
gegen Deutschland.“
Insbesondere
die Entwicklung des Schweregrads der Versuche besorgt: Über eine Million Tiere
mussten 2017 den höchsten Grad an Schmerzen, Leiden, Schäden und Ängsten im
Namen der Forschung erleiden. 2015 waren es noch 819.007 Tiere. Erschreckend
ist dies auch vor dem Hintergrund, dass mit 45 Prozent die meisten aller Tiere
in Versuchen verwendet wurden, die der reinen Grundlagenforschung dienten – also
ohne konkreten oder absehbaren Nutzen für den Menschen. Am häufigsten verwendet
wurden Mäuse mit 61 Prozent sowie Fische und Ratten mit je 13 und 12 Prozent.
Es kamen 2017 aber auch über 350.000 Kaninchen, 13.688 Hunde, und 1.879 Katzen
zum Einsatz. Die Anzahl der verwendeten Primaten stieg zwischen 2015 und 2017
um 15 Prozent auf 8.235. Bei 2,6 Millionen Tieren wurde deren Erbinformation
gentechnisch manipuliert, um sie künstlich krank oder dem Menschen ähnlicher zu
machen.
Deutschland
verletzt seit Jahren EU-Recht
Mit den Zahlen legt die Kommission zum ersten Mal seit Inkrafttreten der EU-Tierversuchsrichtlinie in 2010 einen statistischen Bericht zum Thema vor. Die Inhalte blieben damals bereits weit hinter den Erwartungen von Tierschützern zurück – auch, weil Deutschland in den Verhandlungen dringend nötige Regelungen kippte oder die Zustimmung verweigerte. Bei der Umsetzung der Vorgaben in deutsches Recht nahm die Bundesregierung sogar Verschlechterungen zu Lasten der Tiere vor: Mit dem überarbeiteten Tierschutzgesetz und der Tierversuchsordnung von 2013 missachtet Deutschland die EU-Tierversuchsrichtlinie seit nunmehr sieben Jahren.
An der Vogelzählaktion „Stunde der Wintervögel“ beteiligten
sich mehr Brandenburger als je zuvor.
Von Silvia Passow
An der Vogelzählaktion des NABU „Stunde der Wintervögel“ nahmen in diesem Jahr mehr als 6500 Brandenburger Vogelfreunde teil. Sie zählten vom 10-12.Januar über 184 000 Vögel. Damit haben mehr Brandenburger als jemals zuvor an der Aktion teilgenommen. Bundesweit hatten sich mehr als 143 000 Menschen an der Aktion beteiligt, das sind 5000 Menschen mehr als im Vorjahr. Aus insgesamt 97 000 Gärten gingen die Meldungen ein, dabei wurden 3,6 Millionen Vögel aus ganz Deutschland gemeldet.
Platz 1 geht wieder an den Hausperling
Der Haussperling wurde bundesweit am häufigsten gezählt und das war auch in Brandenburg nicht anders. Es folgt auf Platz 2 die Kohlmeise, auf Platz 3 der Feldsperling. Die Amsel schaffte es auf Platz 6, mit 29 Prozent weniger Sichtungen als 2019. Die Amsel-Bestände hatten 2018 durch den Ausbruch des Usutu-Virus gelitten. 2019 waren weniger Tiere erkrankt. Mit Infektionen zu kämpfen haben auch die Grünfinken (Platz 7). Hier wird eine Trichomoniasis-Infektion als Ursache für Rückgänge in der Population gesehen. Der Parasit lauert besonders an sommerlichen Vogelfutterstellen.
Etwas geringer als vermutet, fiel die vom NABU erwartete Invasion der Eichelhäher aus. Immerhin waren es 47 Prozent mehr Sichtungen als im Vorjahr und damit ein gepflegter 10. Platz für den Singvogel aus der Familie der Rabenvögel.
Mit 37,7 Vögeln pro Garten im
bundesweiten Schnitt, wurden etwas mehr Vögel gesehen als 2019, da waren es 37
Vögel. Im langfristigen Mittel wurden 40 Vögel pro Garten ermittelt. Die
Vogelexperten des NABU haben seit Beginn der Zählung im Jahr 2011 einen
abnehmenden Trend festgestellt. „Das muss nicht unbedingt beunruhigend sein.
Die Daten aus inzwischen einem Jahrzehnt Stunde der Wintervögel zeigen, dass
die Zahl der Vögel in den Gärten umso geringer ist, je milder und schneeärmer
der Winter ist“, sagt NABU Bundesgeschäftsführer Leif Miller. „Weniger im
Garten beobachtete Vögel sind wahrscheinlich eine Folge der langen Reihe milder
Winter in den letzten Jahren.“ Erst wenn es kalt wird und Schnee liegt, suchen
viele Waldvögel Zuflucht in den Gärten der etwas wärmeren Siedlungen, in denen
sie zudem Futterstellen vorfinden. Dazu passt, dass der ewige Spitzenreiter
Haussperling, der sein ganzes Leben in den Dörfern und Städten verbringt, nur
in den beiden kältesten Wintern des Jahrzehnts, 2011 und 2013 durch die vor
allem in Wäldern lebende Kohlmeise vom Spitzenplatz verdrängt wurde.
Im Mai lockt dann wieder die
Zählaktion „Stunde der Gartenvögel“ zählende Vogelfreunde in die Gärten.
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