Berliner Bus wirbt für Ausstieg aus Tierversuchen

Gemeinsame Pressemitteilung: Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V. Ärzte gegen Tierversuche e.V. vom 8. April 2021

Seit dem 1. April nimmt die Kampagne „Ausstieg aus dem Tierversuch. JETZT!“ im wahrsten Sinne des Wortes neue Fahrt auf: die bundesweit tätigen Vereine Menschen für Tierrechte und Ärzte gegen Tierversuche haben für die Dauer von sechs Monaten einen Berliner Stadtbus mit dem Ausstiegs-Slogan bekleben lassen. Kernforderung der Kampagne ist die Entwicklung eines Ausstiegskonzepts seitens der Bundesregierung.

Im September 2021 wird ein neuer Bundestag gewählt – daher konzentrieren sich die Aktionen im Rahmen der Ausstiegs-Kampagne, zu der sich 15 Tierschutz- und Tierrechtsvereine zusammengeschlossen haben, dieses Jahr ganz besonders auf dieses politische Großereignis. Um nicht nur Politiker, sondern auch Wähler darauf aufmerksam zu machen, dass ein Paradigmenwechsel weg vom antiquierten Tierversuch und hin zu einer modernen tierversuchsfreien Forschung notwendig ist, fährt ab sofort ein ganz besonderer Bus für die nächsten sechs Monate durch Berlin. Dieser wurde mit großflächigen Aufklebern versehen, die sich über die Länge des Busses ziehen. Derart auffällig, wird das Thema Passanten sicherlich im Gedächtnis bleiben und viele zum Nachdenken anregen. Die Website www.ausstieg-aus-dem-tierversuch.de vermittelt weiterführende Informationen zu Tierversuchen, tierversuchsfreien Methoden und Argumenten für die dringende Notwendigkeit des Ausstiegs aus dem Tierversuch.

„Mit dieser Art der Öffentlichkeitsarbeit gehen wir neue Wege, um viele Menschen über den Zeitraum bis zur Bundestagswahl zu erreichen“, sind sich Christina Ledermann, Vorsitzende von Menschen für Tierrechte und Dr. Corina Gericke, Vizevorsitzende von Ärzte gegen Tierversuche, einig.

Viele haben dazu bereits eine klare Haltung: Einer aktuellen Umfrage unter EU-Bürgern zufolge sprechen sich rund drei Viertel der Befragten für einen Ausstiegsplan aus dem Tierversuch mit verbindlichen Zielen und Fristen aus.

Um auch der Politik deutlich zu machen, dass endlich eine konkrete Strategie entwickelt werden muss, ist es an den Bürgern, ihr Kreuz bei der Partei zu setzen, die einen Ausstiegsplan in ihrem Wahlprogramm hat. Tierschutz ist wählbar – das wird mit der Berliner Bus-Aktion ab sofort noch mehr Menschen verdeutlicht.

Stellungnahme VIER PFOTEN zu staatlichen Beihilfen für Nerzfarmen in Dänemark vom 8. April 2021

Die Europäische Kommission hat heute eine massive staatliche Beihilfe in Höhe von 1,74 Milliarden Euro für dänische Nerzfarmer und verwandte Unternehmen genehmigt, die von einem Coronavirus-Ausbruch betroffen waren. Nachdem COVID-19 im vergangenen Jahr in 290 Betrieben nachgewiesen wurde, ließ die dänische Regierung die gesamte Population von 17 Millionen Nerzen töten und setzte die Produktion mindestens bis Ende 2021 aus. Das Hilfspaket umfasst etwa 1,2 Milliarden Euro, um Nerzfarmer direkt zu entschädigen sowie etwa 538 Millionen Euro zur Unterstützung von Nerzfarmern und verwandten Unternehmen, die bereit sind, die Produktion aufzugeben. Dazu eine Stellungnahme von Thomas Pietsch, Wildtier- und Pelzexperte bei VIER PFOTEN:

„Wir begrüßen, dass die Beihilfen teilweise dazu verwendet werden, Pelzfarmer beim Umstieg auf alternative Einkommensquellen abseits der Pelzindustrie zu unterstützen. Das ist auch dringend notwendig, da die Nerzfarmen in der EU, abgesehen von ihren offensichtlichen Tierschutzproblemen, auch vor enormen wirtschaftlichen Herausforderungen stehen. Die Erlöse aus den niedrigen Pelzpreisen decken oft nicht einmal die Produktionskosten – ein weiteres Indiz dafür, dass die Pelzindustrie vor ihrem Untergang steht. VIER PFOTEN fordert darüber hinaus jedoch ein EU-weites Verbot der Pelztierzucht. Pelzfarmen stellen jedoch vor allem im Zusammenhang mit COVID-19 und möglichen zukünftigen Zoonosen eine ernsthafte Bedrohung für die menschliche Gesundheit dar, daher ist eine Entschädigung keine ausreichende Antwort. Jetzt ist es an der Zeit, diese gefährliche und grausame Industrie zu beenden. Die Europäische Kommission muss die entsprechenden Schritte für eine nachhaltige Lösung einleiten. Nach der sofortigen Genehmigung der dänischen staatlichen Beihilfe durch die Kommission müssen weitere Maßnahmen zum Schutz von Mensch und Tier vor den Risiken einer Pandemie folgen. Pelz ist darüber hinaus ein völlig unnötiger Luxusartikel, der auch von immer mehr Konsumenten abgelehnt wird. Um die Öffentlichkeit zu schützen und Tierleid zu verhindern, fordert VIER PFOTEN ein EU-weites Ende der Pelztierzucht.“

Tod auf der Autobahn

Pressemitteilung der Grünen Liga Brandenburg e.V. vom 7. April 2021

Acht Tote nach Sandsturm auf der A 19

In Gedenken an die Opfer eines Massenunfalls am 8. April 2011 auf der A19 bei Güstrow vor genau 10 Jahren warnt der Grüne Liga Brandenburg e. V. vor einer möglichen Wiederholung einer solcher Katastrophe.

An diesem Tag verursachte ein Sandsturm bei Kavelstorf eine Massenkarambolage von 80 Fahrzeugen, darunter auch ein Gefahrguttransporter. Acht Menschen mussten ihr Leben lassen und 74 wurden verletzt, darunter 22 schwer. Die Justiz benannte ausschließlich die unangemessene Fahrweise als Ursache für diese Katastrophe. Die meisten Autofahrer hatten angesichts der Staubwand nicht abgebremst. So waren etliche Fahrer gezwungen, sich rasenden Dränglern zu fügen.

„Obwohl mittlerweile eine Mehrheit der Bevölkerung ein Tempolimit befürwortet, ist ein solches bislang nicht durchsetzbar“, so Heinz-Herwig Mascher, Vorsitzender des Grünen Liga Brandenburg e. V.

Ursächlich für diesen Sandsturm war das Verhalten eines Landwirtes. Trotz langanhaltender Trockenheit und starkem Wind pflügte dieser seinen an die Autobahn angrenzenden Acker. Eine private Anzeige des Vorsitzenden des Grüne Liga Brandenburg e. V. gegen den Landwirt wurde von der Staatsanwaltschaft Rostock mit der Begründung, es handle sich um ein nicht vorhersehbares Naturereignis, abgewiesen. Das mag auf den Wind zutreffen. Für den Zustand der Ackerfläche ist der Landwirt verantwortlich. Auch ist Mecklenburg von Natur aus keine Sandwüste perse.

Durch die in der DDR entstandenen großflächigen Strukturen der Landwirtschaft hat der Wind über weite Strecken freie Fahrt, wirbelt die Humusschicht auf und weht sie davon. Nach drei Jahren Dürre ist in diesem Frühjahr also wieder mit Verwehungen zu rechnen. Abhilfe schaffen nur kleinteilige Strukturen mit unterschiedlichen Bodenbedeckungen und dazwischen Gehölzreihen zum Brechen des Windes. Dies ist alles bekannt. wird jedoch nur von wenigen Landwirten praktiziert.

Anstelle großflächiger Neuaufforstungen von Agrarflächen als Ersatz für abgeholzte Kiefernwälder wie im Fall der Tesla-Gigafactory fordert der Grüne Liga Brandenburg e. V. neben dem Umbau vorhandener Waldflächen die Anlage von Windschutzhecken an Autobahnen und Bundesstraßen. Diese Gehölzstrukturen bilden neue Lebensräume für schutzwürdige Tierarten und  vermindern eine weitere Bodenerosion. Letztendlich führen diese Maßnahmen auch zur Erhöhung der Verkehrssicherheit.

Hierbei sei noch angemerkt: Was wäre eigentlich passiert, wenn von den 80 verunfallten Fahrzeugen ein großer Teil Elektroautos gewesen wären? Wie sich verhalten, wenn durch Deformation von Fahrzeugteilen diese unter Strom stehen und wie lange brennen eigentlich Batterien eines E-Fahrzeuges?

Für das Löschen EINES Akkus benötigt man ca. 11.000 Liter Löschwasser direkt an der Unfallstelle. Ein normales Löschfahrzeug fasst gerade einmal 2.000 Liter. Auch Löschschaum hilft bei E-Autos nicht. Wie verhindert man, dass hochgiftige Substanzen aus der Batterie in den Boden gelangen?

Besonders heikel: Ein gekühlter Akku kann sich unter Umständen wieder entzünden, deshalb sollte dieser ständig überwacht oder – noch besser – das Auto in einen Wassertank gesteckt werden. Wieviele solcher Tanks sind eigentlich im Besitz der Freiwilligen Feuerwehren von Kavelstorf, Walsleben, Bronkow und Ziesar? Also noch ein weiteres Problem, dass bislang nicht gelöst wurde…

Ein nächstes Kavelstorf ist jeden Tag möglich!

Bundesrechnungshof äußert sich zu Tierwohllabel

Pressemitteilung der Stiftung VIER PFOTEN vom 1. April 2021

Hamburg, 01. April 2021 – Laut verschiedener Medienberichte kritisiert der Bundesrechnungshof in einem noch nicht veröffentlichten Bericht das geplante freiwillige staatliche Tierwohllabel von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner scharf und fordert, die Einführung nicht weiter voranzutreiben. Dazu kommentiert VIER PFOTEN:

„Ein freiwilliges staatliches Tierwohlkennzeichen mit zu niedrigen Tierschutzkriterien kann keine Verbesserungen in der Tierhaltung erzielen und für Transparenz sorgen. Es ist nicht akzeptabel, wie Ministerin Klöckner die massiven Probleme in der Nutztierhaltung ignoriert. Schon längst hätte sie verbindliche gesetzliche Mindeststandards für eine an den Bedürfnissen der Tiere orientierte Tierhaltung auf den Weg bringen müssen. Der Bundesrechnungshof positioniert sich hier klarer als die zuständige Ministerin. Wenn Julia Klöckner nach diesem Urteil weiterhin am freiwilligen Tierwohlkennzeichen festhält, wird sie damit den dringenden Reformbedarf in der Nutztierhaltung nicht ansatzweise lösen“, sagt Rüdiger Jürgensen, Geschäftsführer Vier Pfoten Deutschland.

Laut den bisherigen Medienberichten fällt das Urteil der Rechnungsprüfer für Ministerin Klöckner vernichtend aus. Demnach empfiehlt die Behörde dringend, das freiwillige staatliche Tierwohlkennzeichen nicht weiter voranzutreiben, da die Wirtschaftlichkeit des Labels nicht genügend geprüft worden sei. Zudem zweifelt der Bericht an, dass das Label die angedachten Ziele überhaupt erreichen kann: Entweder erfülle das aktuelle Tierschutzrecht bereits das Staatsziel Tierschutz – dann sei überhaupt kein Label nötig. Oder es erfülle es nicht – dann müssten die gesetzlichen Mindeststandards beim Tierschutz angehoben werden.

Studierende an Potsdamer Universität gezwungen, Tiere zu sezieren – PETA fordert Reform des Hochschulgesetzes

Pressemitteilung von PETA vom 31. März 2021

Organisation appelliert an Bildungsministerin Britta Ernst: „Brandenburg muss dem Beispiel anderer Bundesländer folgen“

Potsdam / Stuttgart, 31. März 2021 – An der Universität in Potsdam sind Studierende des Studiengangs Biowissenschaften entgegen ihren ethischen Werten gezwungen, im Rahmen ihrer Ausbildung Tiere zu sezieren. PETA wandte sich diesen Monat bereits an den Dekan der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät und an den Präsidenten der Hochschule: Die Tierrechtsorganisation bat darum, den Studierenden tierfreie Methoden anzubieten – eine Antwort blieb bislang jedoch aus. Daher appelliert PETA heute in einem Schreiben an Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst, Studierenden durch einen Paragraphen im brandenburgischen Hochschulgesetz eine Wahlmöglichkeit einzuräumen.

„Biologisches Wissen kann problemlos vermittelt werden, ohne dafür Tiere zu töten und zu verstümmeln. Angehende Biologen und Biowissenschaftler beziehen zunehmend ethische Werte in ihr Handeln mit ein und setzen ihr Wissen mehr und mehr für die Entwicklung tierversuchsfreier Forschungsmethoden ein. Diesen wissenschaftlichen Fortschritt und ethischen Grundsatz müssen Universitäten tatkräftig fördern, statt ihn aktiv zu blockieren“, so Biotechnologin Sabrina Engel, PETAs Fachreferentin für den Bereich Tierversuche.

Neun Bundesländer gehen bereits mit gutem Beispiel voran: Hamburg, Baden-Württemberg, Bremen, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Dort können Studierende beantragen, sich von „tierverbrauchenden“ Handlungen befreien zu lassen, wenn tierfreie Alternativen zur Verfügung stehen. PETA fordert die Ministerin nun auf, sich für einen entsprechenden Paragraphen im brandenburgischen Hochschulgesetz starkzumachen.

Geeignete tierfreie Modelle für die Lehre vorhanden
PETA setzt sich dafür ein, dass Tierversuche beendet und stattdessen innovative tierfreie Methoden eingesetzt werden. Es gibt bereits zahlreiche alternative Lehr- und Forschungsmethoden und die Entwicklung weiterer tierfreier Modelle nimmt einen immer höheren Stellenwert ein. Moderne Technologien wie lebensechte 3-D-Modelle, digitale Simulationen oder Organs-on-a-Chip lösen Tierversuche und „Tierverbrauch“ schon jetzt immer mehr ab. Derartige Modelle bieten zudem einen weiteren entscheidenden Vorteil: Sie ermöglichen es im Gegensatz zu Experimenten an Tieren meist, Übungen beliebig oft zu wiederholen. Angesichts der zahlreichen fortschrittlichen Möglichkeiten muss kein Tier mehr für Ausbildungszwecke leiden und sterben.

PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren oder sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.

Bundeszentrum Weidetiere und Wolf eröffnet – Agrar-Umweltminister Axel Vogel begrüßt die Ansiedelung in Brandenburg

Pressemitteilung des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz vom 31. März 2021

Potsdam – Die Stadt Eberswalde hat den Zuschlag für ein neues Bundeszentrum Weidetiere und Wolf erhalten, das heute von der Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner eröffnet wurde. Es soll Erkenntnisse im Bereich des Herdenschutzes bündeln, Lösungen entwickeln und Ansprechstelle für die Länder sein. Brandenburgs Agrar-Umweltminister Axel Vogel begrüßt die Einrichtung eines solchen Bundeszentrums und freut sich besonders über Brandenburg als Standortwahl.

Agrar-Umweltminister Axel Vogel: „Mit dem nationalen Herdenschutzzentrum wird eine dringend notwendige länderübergreifende Einrichtung geschaffen, die den Weidetierhaltern Empfehlungen für einen wolfssicheren Herdenschutz gibt und diesen weiterentwickelt. So können Weidetierhalter noch besser als bisher unterstützt werden. Wir erwarten für die Zukunft, dass somit bundesweit einheitliche Kriterien für die Zucht, die Haltung und die Ausbildung von Herdenschutzhunden sowie für die Schulungen von Weidetierhaltern entwickelt werden, wie wir sie in Brandenburg bereits etabliert haben.“

In Brandenburg wird die Arbeit des Wolfsinformationszentrums und der Herdenschutzstelle im Wildpark Schorfheide in Groß Schönebeck somit um eine nationale Schnittstelle ergänzt. Eine Zusammenarbeit zwischen Landeszentrum und dem neuen Bundeszentrum hat das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz bereits angeboten.

Agrarumweltminister Axel Vogel:

„Das Zentrum soll mit verschiedenen Maßnahmen die Koexistenz zwischen Wolf und Nutztierhaltern verbessern, bestehende Schutzmaßnahmen durch die Arbeit optimieren und durch neue Forschungsprojekte Vorschläge erarbeiten. Ich freue mich auf die Erkenntnisse der Arbeit des Zentrums und erhoffe mir neue Impulse für den Herdenschutz und damit die weitere Unterstützung der Brandenburger Weidetierhalter.“

Hintergrund:

Brandenburg ist das Bundesland mit den meisten Wolfsrudeln. Im Wolfsjahr 2019/2020 gab es 57 bestätigte Territorien. Der Schwerpunkt liegt vor allem im südlichen Brandenburg, aber auch die Lücken im Norden werden nach und nach geschlossen. Deshalb hat Brandenburg in den vergangenen Jahren die Förderung von Maßnahmen zum Herdenschutz kontinuierlich verbessert. Neben der Anschaffung, dem Aufbau und dem Unterhalt von wolfssicheren Zäunen hat Brandenburg eine Förderrichtlinie aufgelegt, mit der nicht nur die Anschaffung und Ausbildung von Herdenschutzhunden, sondern auch deren Futterkosten finanziert werden können.

Im Wildpark Schorfheide in Groß Schönebeck befindet sich darüber hinaus das Schaugehege für effektiven Herdenschutz, das gemeinsam mit dem World Wide Fund for Nature WWF entwickelt wurde. Es zeigt Besucherinnen und Besuchern an konkreten Beispielen, welche Mittel Weidetiere wirksam vor Angriffen durch den Wolf schützen. Auch Beratungsleistungen und entstandene Schäden werden vom Land ausgeglichen, wenn ein Riss trotz eines optimalen Herdenschutzes nachgewiesen ist.

Mehr wilde und giftfreie Gärten für das Rotkehlchen

Pressemitteilung des NABU Brandenburg vom 31. März 2021
NABU Brandenburg: So fühlt sich der Vogel des Jahres bei uns wohl


Klein, rund und knopfäugig: das Rotkehlchen ist der Vogel des Jahres. Weil der zutrauliche Vogel gerne in unseren Gärten lebt, kann gerade jetzt zum Start der Gartensaison jeder etwas für den gefiederten Sympathieträger tun. Der Bestand des mit 3,4 bis 4,3 Millionen Brutpaaren achthäufigsten Vogels in Deutschland ist derzeit nicht gefährdet. Damit das so bleibt, rufen die Naturschützer auf, Gärten, Parks und Wälder möglichst naturnah und damit „rotkehlchenfreundlich“ zu gestalten und bewirtschaften.
„Die sympathische Federkugel mit der roten Brust ist bundesweit verbreitet. Daher kommen Rotkehlchen praktisch in jedem Garten vor“, sagt Manuela Brecht, Naturschutzreferentin beim NABU Brandenburg. „Diese Art ist sehr territorial. Das heißt, ein Vogel besetzt mit seinem Partner ein bestimmtes Gebiet und verteidigt es gegen Artgenossen. Man sieht also immer dieselben Vögel und hat sozusagen seinen ganz persönlichen Vogel des Jahres im Garten.“ Häufig könne man erleben, dass ein Rotkehlchen beim Umgraben neugierig zuschaue und ganz nah herankomme. Brecht: „Der Vogel weiß, dass wir bei der Gartenarbeit Leckerbissen für ihn freilegen. Diese Verhaltensweise dürfte zur Beliebtheit und zum Sieg des Rotkehlchens bei der ersten öffentlichen Wahl zum Vogel des Jahres wesentlich beigetragen haben.“

Die richtige Umgebung

Rotkehlchen als Insektenfresser lieben Vielfalt, zum Beispiel wilde Ecken und scheinbare Unordnung im Garten. Sie brüten in der Regel bodennah in Stängel- und Asthorsten, Holzstapeln, sogar Erdlöchern, Nischen in Mauerwerk und anderen geschützten Plätzen, mitunter sogar in Halbhöhlen-Nistkästen, wenn diese versteckt und niedrig angebracht werden. „Aber entscheidend für das Rotkehlchen ist die breite Nahrungsgrundlage – je vielfältiger, blüten- und deckungsreicher und damit insektenfreundlicher ein Garten ist, desto größer ist die Chance, dass sich dort ein Rotkehlchen ansiedelt“, fasst Brecht zusammen. „Auch, wenn der Bestand des Rotkehlchens derzeit nicht gefährdet ist, sollten wir uns nicht in trügerischer Sicherheit wiegen“, mahnt die Naturschützerin. Auch dieser Art machten die galoppierende Ausräumung der Landschaft, der Verlust an artenreichen Wegsäumen und Waldrändern, der Landschaftsverbrauch durch Überbauung und auch die Bejagung dieses „Teilziehers“ im Süden Europas zu schaffen, wie die NABU-Mitarbeiterin unterstreicht.

Ein reich gedeckter Tisch

„Wer dem Rotkehlchen helfen will, kann dies auf vielfache Weise tun; im eigenen Garten oder Kleingarten sollten möglichst nur heimische Bäume, Sträucher und Stauden gepflanzt werden, damit die Rotkehlchen und andere Piepmätze ausreichend Nahrung und Deckung finden. Besonders gut geeignet sind ein paar ‚wilde Ecken‘, zum Beispiel aus Reisighaufen, locker aufgeschichtet, und gern auch von Stauden oder Wildkräutern umstanden – da darf dann auch schon mal die Brennnessel oder die Knoblauchsrauke hochkommen. Denn immer folgen auch Insekten – das Büffet der Rotkehlchen ist dann reichlich gedeckt“, sagt Manuela Brecht. Der Verzicht auf Gift sollte sich von selbst verstehen, denn Pestizide töten seine Nahrung. Außerdem braucht das Rotkehlchen offene Böden. Ganz schlecht sind daher Schottergärten und Kunstrasen. Dort kann der Jahresvogel nicht leben, weil er kein Futter findet. Und wo es nichts zum Fressen findet, macht es schnell den Abflug.

Ein gemütliches Eigenheim in Bodennähe

„Wer es versuchen möchte, dem Rotkehlchen einen Nistkasten anzubieten, sollte auf eine Halbhöhle zurückgreifen, die mit etwas Geschick aus Holz selbst gebaut oder aus dem sehr bewährten und witterungsbeständigen Material Holzbeton im Fachhandel gekauft werden kann. In diese Halbhöhlen ziehen mitunter auch andere ‚Mieter‘ wie Grauschnäpper, Sperlinge, Rotschwanz oder Bachstelze ein, deshalb sollten sie, wenn sie gezielt für das Rotkehlchen angeboten werden sollen, in nur mittlerer Höhe angebracht werden, am besten etwas ‚versteckter‘, und vor allem so, dass er von Katzen nicht so leicht erreicht werden kann“, beschreibt die Naturschützerin den praktischen Schutz für das Rotkehlchen. Immer wieder wird auch von Rotkehlchenbruten in abgelegenen Ecken von Schuppen und Carports berichtet. „Wenn Bruten in Gebäuden festgestellt werden, sollte auf jeden Fall darauf geachtet werden, dass ein Fenster oder eine Tür offensteht, damit die Tiere ungehindert aus- und einfliegen können“, rät Brecht. Zur Brutzeit – insbesondere Ende April bis Ende Juni, wenn die Jungen flügge werden, sollten Katzen am frühen Morgen und Vormittag nicht aus dem Haus gelassen werden. Rotkehlchen brüten in offenen Nestern im Gebüsch und sind darum leichte Beute. Selbst die bloße Anwesenheit von Katzen kann Eltern davon abhalten, ihre Jungen zu füttern.


Schmerzhafte Merinowolle

Pressemitteilung der Stiftung VIER PFOTEN vom 31. März 2021

Hamburg,  Kleidung aus Merinowolle gilt als besonders leicht, weich und hochwertig. Leider ist sie jedoch nicht selten mit Tierleid verbunden: „Mulesing” heißt die schmerzhafte Prozedur, bei der wenige Wochen alten Merino-Lämmern große Hautstücke mittels Schere und ohne Betäubung vom Hinterteil abgeschnitten wird, damit sich dort keine Fliegen einnisten. VIER PFOTEN hat jetzt ein Ranking erstellt, das Auskunft darüber gibt, wie stark sich in Deutschland erhältliche Marken dafür engagieren, in ihrem Sortiment das für Merino-Schafe schmerzhafte Mulesing auszuschließen. Während einige High- und Fast-Fashion Label nicht das nötige Engagement zeigen, überzeugen Outdoor-Marken. Die globale Tierschutzorganisation VIER PFOTEN appelliert mit ihrer aktuellen „Wolle mit Po“-Kampagne an die Bekleidungsbranche, ganz auf die Verarbeitung von Mulesing-Wolle zu verzichten.

„Wir fordern Modemarken auf, Verantwortung für das Wohlergehen der Schafe während der gesamten Lieferkette zu übernehmen. Dazu zählt, sich öffentlich zu verpflichten, in den nächsten Jahren auf alternative Materialien und/oder zertifiziert mulesing-freie Wolle umzusteigen. Nur so kann das Leiden von Millionen von Lämmern beendet werden“, sagt Rebecca Picallo Gil, Kampagnenverantwortliche für Wolle bei VIER PFOTEN.

Pullover, Schals, Anzüge, Sportbekleidung und Stoffwindeln: Die Verarbeitung von Merino-Wolle ist vielfältig und saisonunabhängig. VIER PFOTEN nahm 38 internationale Modemarken aus den Bereichen High- und Fast-Fashion sowie Outdoor- und Sportbekleidung unter die Lupe: Auf dem Prüfstand beim Ranking standen die Bemühungen der Unternehmen, Mulesing-Wolle aus ihrem Sortiment auszuschließen. Die Ergebnisse sind ernüchternd: Während Outdoor-Marken das Ranking anführen, zeigen viele weitere Label wenig bis kein Interesse an Tierschutz.

Ortovox und Patagonia sind Spitzenreiter im Ranking

Im Outdoor-Bereich sind die Labels Ortovox und Patagonia Spitzenreiter. Einige Marken wie Jack Wolfskin, H&M oder Esprit haben sich bereits öffentlich dazu verpflichtet, Mulesing-Wolle in den nächsten Jahren auszuschließen und bieten auch schon als mulesing-frei zertifizierte Produkte an. Sieben Modehersteller, unter anderem Calvin Klein, Vero Moda und C&A, haben sich im Zuge des Markenchecks mit VIER PFOTEN im Vorfeld erfreulicherweise bereits zu einem Ausstieg verpflichtet. Schlusslichter Max Mara und Escada haben weder Schritte für einen Ausstieg gesetzt, noch sind sie zu Gesprächen mit VIER PFOTEN bereit. Leider fehlen bei knapp der Hälfte aller untersuchten Marken von Outdoor- bis Fast-Fashion noch immer klare Zielsetzungen, wie sie dem grausamen und längst überholten Mulesing eine Absage erteilen wollen.

Brutale Tradition

Über 75 Prozent der Wollexporte und sogar 90 Prozent der beliebten feinen Merino-Wolle, die für die globale Fashion-Industrie verwendet werden, stammen aus Australien – weltweit das einzige Land, das die Methode des Mulesing noch betreibt. Das Problem der überzüchteten Merino-Schafe sind die vielen Hautfalten, die besonders anfällig für Schmeißfliegen-Befall sind. Unbehandelt kann dies zu schweren Wunden und sogar zum Tod des Schafes führen. Darum wurde 1920 eine für Schafe sehr schmerzhafte Methode entwickelt, um das Risiko des Schmeißfliegen-Befalls zu reduzieren. Beim Mulesing werden zwei bis zehn Wochen alten Lämmern mittels einer scharfen Schere große Stücke Haut ohne Betäubung herausgeschnitten. Für die Lämmer bedeutet das neben Angst und Stress vor allem große Schmerzen, die tagelang andauern können.

Schmerzfreie Alternativen

Jedes Jahr werden über zehn Millionen Lämmer Opfer der brutalen und veralteten Mulesing-Methode. Dabei gibt es längst Alternativen. „Konsumentinnen und Konsumenten können sich an mulesing-freier Kleidung orientieren. Dazu gibt es strenge Zertifizierungen, wie das Label RWS (Responsible Wool Standard). Auf Produzentenseite gibt es auch Lösungen. Bereits über 3.000 Bauern in Australien zeigen, dass ein Umstieg auf Schafarten, die von Natur aus widerstandsfähiger gegenüber Parasiten sind, möglich ist. Dieser Prozess dauert nur zwei bis fünf Jahre. Deshalb fordert VIER PFOTEN Modemarken auf, innerhalb der nächsten fünf Jahre Mulesing-Wolle in ihren Lieferketten konsequent auszuschließen und ausschließlich Alternativmaterialien und/oder zertifizierte mulesing-freie Wolle zu verarbeiten“, so Picallo Gil.

Kein Osterglück für Langohren

Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes vom 30. März 2021

Die Erzählung vom Osterhasen, der Kindern die Nester füllt und für Hoffnung, Neubeginn und Leben steht, hat mit der Realität nichts gemein: Millionen Mastkaninchen leiden und sterben in nicht artgerechter Bodenhaltung jedes Jahr für traditionelle Osteressen. Gleichzeitig ist der Bestand frei lebender Feldhasen und Wildkaninchen in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen. Der Deutsche Tierschutzbund ruft zu Ostern zum Umdenken auf.

„Etwa 30 Millionen Kaninchen werden hierzulande pro Jahr gegessen; zu Ostern ist die Nachfrage besonders groß“, sagt Kathrin Zvonek, Fachreferentin beim Deutschen Tierschutzbund. Das zeige, wie entfremdet die vermeintliche Liebe der Menschen zum Langohr an Ostern sei. „Wir sollten aufhören, uns mit romantischen Geschichten etwas vorzumachen und den Tatsachen – dem versteckten Leid der Tiere – ins Auge sehen. Warum das Osterfest nicht mal ohne tierische Gerichte tatsächlich als Fest des Lebens feiern?“

Tierschutzwidrige gewerbliche Kaninchenmast

Obwohl 2014 Zusatzbestimmungen für die Kaninchenhaltung in der Verordnung zum Schutz landwirtschaftlicher Nutztiere in Kraft traten, werden Kaninchen zur Mast in nach wie vor nicht tiergerechten Bodenhaltungssystemen in schlecht belüfteten Hallen gehalten. Die Gruppengrößen von 50 bis 60 Tieren bedeuten enormen Stress. Durch Rangkämpfe kommt es zu Verletzungen. Wegen der Ansammlung von Ammoniak durch den Urin der Tiere leiden viele unter Augenentzündungen. Der unnatürliche Plastikboden und die fehlende Einstreu führen zudem zu schmerzhaften Pfotenverletzungen; die falsche Ernährung mit Trockenfutter anstatt Heu als Grundfutter zu starken Verdauungsproblemen. Die Tortur dauert drei bis vier Monate – viele Tiere verenden allerdings bereits, bevor sie ihr Schlachtgewicht erreichen, oder müssen vorzeitig getötet werden.

Wildlebende Arten bedroht

Auch wildlebenden Langohren geht es nicht gut: der Feldhase gilt bundesweit als gefährdet. Die intensiv betriebene Landwirtschaft und der massenhafte Einsatz von Düngern und Pestiziden lassen die Population zwangsläufig schrumpfen. Hinzu kommt die zerstückelte und eng bebaute Landschaft, in der sich Feldhasen weder zurückziehen noch ausreichend Nahrung finden können. Und obwohl ihr Bestand bedroht ist, wird eine große Anzahl der Tiere Jahr für Jahr bei der Jagd getötet. Viele eigentlich scheue Wildkaninchen siedeln sich daher auf Grünflächen in den Städten an – eine Alternative kann diese Entwicklung jedoch nicht darstellen. Langfristig ist ein nachhaltiger Schutz nur mit einer wildtierfreundlichen Agrarpolitik zu erreichen. 

Feuerinferno auf Schweinezuchtanlage in Alt Tellin

Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes vom 30. März 2021

Seit circa drei Stunden brennt eine Schweinezuchtanlage in Alt Tellin. Der Deutsche Tierschutzbund und sein Landesverband, der Deutsche Tierschutzbund Mecklenburg-Vorpommern, zeigen sich entsetzt über die dortige Lage. Laut Medienberichten sind bisher vier Ställen mit 5.000 Tieren betroffen. Der Landesverband des Tierschutzbundes, der die Lage vor Ort selbst verfolgt, berichtet, dass mittlerweile alle Ställe in Flammen stehen. Beantragt wurde die Anlage für über 10.000 Sauen, etwa 36.000 Ferkel und zusätzliche Eber – daher steht zu befürchten, dass noch deutlich mehr Tiere den Flammen zum Opfer fallen.

„Die Rauchwolken stehen bis zum Himmel, die Flammen greifen von einem Stall auf den anderen über, die Feuerwehr ist machtlos. Wir erleben hier eine Katastrophe für tausende Tiere, die qualvoll ersticken oder bei lebendigem Leib verbrennen“, berichtet Kerstin Lenz, Vorsitzende des Landesverbands Mecklenburg-Vorpommern des Deutschen Tierschutzbundes, von den Zuständen vor Ort. Sie macht deutlich, dass Feuerinfernos dieser Art keine Seltenheit sind: Erst Ende Februar waren in einer Mastanlage in Kobrow bei Sternberg 2.000 Schweine verendet. Auch die Anlage in Alt Tellin stand bereits in der Kritik: Im vergangenen Jahr starben 1.000 Schweine aufgrund einer defekten Lüftungsanlage. „Uns ist zudem bekannt, dass bereits seit Jahren große Bedenken bezüglich des Brandschutzes in der Anlage Alt Tellin bestanden“, sagt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. „Grundsätzlich wird trotz bauordnungsrechtlicher Anforderungen noch nicht genug dafür getan, solche Tragödien auf den Anlagen zu verhindern oder ihr verheerendes Ausmaß zumindest zu beschränken.“

Große Tierzahlen und Fixierung von Sauen erschweren Rettungen

Bei einer großen Tierzahl, wie sie in den Intensivtieranlagen üblich ist, ist die Rettung aller Tiere quasi unmöglich. Hier ist aus Sicht der Tierschützer dringend Nachrüstung und ein Umdenken in der Schweinehaltung erforderlich. Realistische Rettungsmöglichkeiten im Brandfall bestehen nur bei frühzeitiger Brandfeststellung, kleinen Tierbeständen und einem angepassten Haltungssystem. Voraussetzung für einen hohen Rettungserfolg wäre, dass die Tiere idealerweise in Buchten an Außenwänden gehalten werden. Die Tiere könnten so zum Beispiel durch verschiebbare Türen von außen rausgelassen werden, wenn der Stall nicht mehr betretbar ist. Statt bewegungsarmer Haltungssysteme oder sogar einer Fixierung, etwa von Sauen im Kastenstand, sind Haltungsformen, welche die Fortbewegung fördern, etwa durch Ausläufe, erforderlich. Bei ständig zugänglichen Ausläufen können sich die Tiere selbst in den Auslauf retten. Ferner sollten alle baulich-technischen Brandverhütungs- und Brandbekämpfungsmaßnahmen ausgeschöpft werden – zum Beispiel feuerfeste Materialien, Sprinkleranlagen, Brandmauern oder feuerfeste Türen.