Wer beim Einkauf auf Qualität, Bio und regionale Produkte bevorzugt, der hat mit dem Märkischen Hofladen in Selbelang ein neues Einkaufserlebnis. Fleisch und Wurst von Rind und Schwein aus Weidehaltung, zum Herbst kommen Wild und später im Jahr auch Gänse dazu. Ein einzigartiger Biobäcker, Obst & Gemüse vom DEMETER Hof und dazu viele Produkte aus der Region, vom Honig bis zum Leinöl. Reinschauen lohnt sich.
Text & Fotos von Silvia Passow
Wer Ribbeck auf der Bundesstraße 5 Richtung Friesack verlässt, den führt der Weg nach Selbelang. Oder besser, durch Selbelang, denn in dem Ort gab es bisher nicht viel, was einen Besuch lohnte. Damit ist es nun vorbei. Mit dem Märkischen Hofladen hat Selbelang eine kulinarische Adresse, die sicher nicht mehr lange Geheimtipp sein wird. Neben dem Einkauf vom Lande, lockt ein Food-Truck mit leckeren Imbiss-Angeboten.
Die Landwirte Karsten Wolter, Johannes Zahnwetzer, Sven Troschke und Christian Waßmann haben im vergangenen Dezember den Märkischen Hofladen eröffnet. Damit wurde das Loch in der Nahversorgung zwischen Nauen und Friesack gestopft und zeitgleich ein Eldorado für Fleischgenießer geschaffen. Zwei der Landwirte halten ihre Tiere auf den Wiesen und Weiden der Region. Für deren Fleisch ist der Märkische Hofladen Absatzmarkt. Und weil manch einer doch nicht vom Fleisch allein leben mag, haben sie um Entrecôte vom Angusrind und Schweinekamm vom Duroc-Schwein ein Sortiment aus hochwertigen Produkten aus der Region zusammengetragen.
Obst, Gemüse, Eier und Milch vom Demeter-Hof in Kuhhorst, Marmelade aus dem Spreewald, Säfte aus der Mosterei in Ketzür. Zu den Verkaufsschlagern gehört das Bier, in Tangermünde gebraut und in Dreiviertel Liter Flaschen abgefüllt. Brot, Brötchen und Kuchen liefert die Bäckerei Vollkern, deren Getreide kommt von Demeter-Bauern aus Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Käse, Nudeln, Öle, Essig, Kaffee, Würzmischungen, was hier verkauft wird, hatte keine besonders lange Anfahrt.
Sven Troschke ist einer der vier Gesellschafter, die den Märkischen Hofladen gründeten. Jeder für sich habe schon länger mit der Idee eines Hofladens gespielt, erzählt Troschke. So ein Hofladen braucht Zeit, Personal und er muss günstig gelegen sein. Irgendwo im Nirgendwo lassen sich Rinder halten und gedeihen Kartoffeln und Rüben. Zum Verkauf braucht es eine günstige Verkehrsanbindung. Die B5 ist so eine Anbindung, sagt Troschke. Für den Landkreis Havelland ist sie die Lebensader, raus aus Berlin führt sie nach Falkensee, Dallgow-Döberitz, Wustermark mit Outlet-Center und Erlebnisdorf, weiter zur Funkstadt Nauen und von hier nach Ribbeck, in die Fliederstadt Friesack und schließlich nach Rathenow, Kreisstadt, in der sich alles um die Optik dreht, inclusive Optikpark und drumherum viel Grün. Zwischendrin, in Selbelang, lässt sich der Picknickkorb bestücken oder regionale Produkte für Zuhause einkaufen.
Regional ist für Troschke das große Stichwort im Laden. Im Umkreis von 100 Kilometern erzeugtes ist für ihn regional, sagt er. Er selbst hat seine Pferdepension in Werder an der Havel. Dort hält er auch seine Gänse. Die sind allerdings erst zum Martinstag und zu Weihnachten erhältlich. Bis dahin stehen sie bei Troschke auf der Wiese. Die Haltungsform, sagt Troschke, ist den Kunden sehr wichtig. Wichtiger als ein Bio-Siegel, sagt er. Im Hofladen sind dennoch sehr viele Waren in Bio-Qualität erhältlich. Das trifft auch auf das Fleisch der Duroc-Schweine zu, die ihre Heimat bei Havelberg haben und dort als Freilandschweine gehalten werden. Und auf die Stars im Hofladen, die gutmütig von den Fotos an den Wänden schauen. Mal mampfend, mal fotogen in die Kamera schauend, aber immer von erhabener Schönheit, die Angus-Rinder.
Karsten Wolter hat die größte Angus-Rinderzucht in Deutschland. Derzeit stehen etwa 530 Rinder auf seinen Weiden im Naturpark Westhavelland. Schon bald wird auf diesen Wiesen die Geburt von mehr als 260 Kälbchen erwartet. Auch hier Freilandhaltung, das ganze Jahr, das ganze Leben, hindurch. Bis die Landwirte sie abholen. Die Fahrt zum Schlachthaus übernehmen sie selbst, bringen das Tier zum Schlachten, fahren dann mit dem geschlachteten Rind zu „ihrem“ Fleischer Rudi Schröder. Schröder zerlegt selbst, auch die Wurstrezepturen stammen aus seiner Hand. Diese Begleitung der Tiere bis zum Schluss, ist dem Hofladen-Team sehr wichtig. Kein großes Auto, unbekannte Tiere, fremde Menschen, das alles soll den Tieren erspart werden.
Mit dem Märkischen Hofladen Selbelang haben die vier Landwirte acht Arbeitsplätze geschaffen. Mariana Lengauer ist als Betriebsleiterin im Hofladen tätig. Die Berlinerin hat früher Hochzeiten organisiert, nun managet sie den Hofladen mit ansteckender Begeisterung. Sie bestellt schon mal Sonderwünsche für die Kunden. Wie Orangen, die es nicht regional aber in Bio-Qualität, dann im Laden gibt. Sie nimmt Bestellungen als Textnachricht entgegen, die am Abend, auf dem Heimweg. abgeholt werden. Sie bringt der betagten Nachbarin ihre Einkäufe bis an die Haustür. Denn auch das ist der Hofladen, Dorfladen und Nahversorger, wo der nächste Supermarkt wenigstens 10 Kilometer entfernt ist.
Wer das Angus-Rind probieren mag, ohne selbst zu kochen, sollte um die Mittagszeit kommen. Dann gibt es am Food-Truck vor der Tür Spezialitäten zum Brandenburger Freilandrind. Geheimtipp: Unbedingt die Burger probieren.