In Baruth/Mark werden Insekten zu Tierfutter für Haustiere verarbeitet. Allerdings dürfen nur Hunde und Katzen die Proteine aus der Schwarzen Soldatenfliege im Napf haben. Tiere, die vom Menschen verzehrt werden, dürfen diese Futteralternative nicht bekommen.
Von Silvia Passow
Wustermark. Fliegen sind nicht nur lästig, sie sind auch nützlich. Das Unternehmen Hermetia Baruth GmbH verarbeitet als erste industrielle Insektenfarm Deutschlands rund 300 Tonnen der Schwarzen Soldatenfliege zu Insektenmehl und Insektenfett. Der hohe Anteil an Proteinen und gesättigten Fettsäuren kann es mit anderen tierischen Komponenten im Tierfutter, wie zum Beispiel Fischmehl locker aufnehmen, erklärt Konstantin Katz. Die Fliegen vermehren sich schnell, kurz vor der Verpuppung werden die Larven getrocknet. Das daraus gewonnene Mehl eignet sich als Futtermittel für Schweine, Geflügel und Speisefische wie Lachs, Steinbutt, Forelle, Dorade, Kabeljau und einige mehr. Im Moment liegt der Bärenanteil der Produktion im Hundefutter, erläutert Katz. Das hat auch etwas mit Verordnungen zur Fütterung von Nutztieren zu tun.
Was das Hausschwein im Stall schluckt, Käfer, Spinne oder Fliege, das bleibt allein sein Geheimnis. Geht es um Insekten, die als Mehl verfüttert werden, gibt es reichlich Vorgaben, erklärt Katz. Denn, wird ein Tier zum Nutzen gehalten, fällt es unter die Verordnung für Nutztiere. Und die dürfen, egal ob Fliege oder Schwäbisch-Hällisches Landschwein, nicht irgendwas zu essen bekommen. Fliegen, man ahnt es, sind nicht allzu wählerisch bei ihrer Nahrungsauswahl. Zumindest aus menschlicher Sicht. Das weggeworfene Wurstbrot ist für sie genauso lecker, wie die tote Maus im Vorgarten. Nur, wenn sie hinterher als Futter in der Nahrungskette des Menschen landen, gilt es ein strenges Regelwerk zu beachten. Eine ressourcensparende Verwertung von organischen Stoffen wie Speiseresten, fällt bei der Erzeugung von Tierfutter aus Insekten leider aus. Das macht das Tierfutter teuer, teurer als Fischmehl. Da hilft es erst mal nicht, wenn die Universität Kiel dem Tierfutter bescheinigt, der beste bekannte Ersatzstoff für Fischmehl zu sein.
Eine andere Kundengruppe greift schon eher mal etwas tiefer in die Tasche. Laut Statista gaben die Deutschen im Jahr 2020 rund 1,6 Milliarden Euro für Hundefutter aus. Und so nimmt es nicht Wunder, dass das Unternehmen derzeit am meisten Umsatz mit Hundefutter generiert.
Seit 1992 beschäftigt sich das Familienunternehmen mit Insekten. Dabei stand zunächst die biologische Schädlingsbekämpfung im Fokus. Seit 2006 ist das Unternehmen dabei, macht aus Insekten einen Ersatz für Fischmehl. Tatsächlich lässt sich aus den kleinen Fliegen noch viel mehr machen. Mit dem Fett lassen sich Meisenknödel zusammenhalten. Spannend ist die technische Anwendung. Biodiesel, biologischer Schmierstoff, in der Kosmetik und Pharmaindustrie sehen die Unternehmer weitere Absatzmärkte. Und letztlich kann das Insekt auch als Dünger zum Einsatz kommen. Für all das eignet sich die 14 bis 17 Zentimeter lange Schwarze Soldatenfliege, lateinisch: Hermetia illucens. Die Fliege kommt ursprünglich aus dem tropischen und subtropischen Breiten Amerikas, Katz gibt den Amazonas als Heimat der Fliege an. Schutzmaßnahmen sollen verhindern, dass die Fliege ausbricht, sagt Katz. „Sollte sie es dennoch schaffen, würde sie die kalten Winter hier nicht überleben“, fügt er hinzu. Die Fliegen werden für die Verwertung als Futtermittel gezüchtet. Der Insektenschwund ist von der Verwertung der Fliege nicht betroffen, versichert er weiter.
Insekten gelten in vielen Ländern der Welt auch als Nahrungsmittel für die Menschen. 2018 wurden Insekten auch in Deutschland als Lebensmittel zugelassen, sagt Katz. Es ist unsere europäische Kultur, die mit dem Gedanken an Krabbeltieren auf dem Teller nicht so gut klarkommt. Auch dann nicht, wenn da nichts mehr krabbelt. Er selbst empfiehlt Mehlwurm auf Chili. „Der Wurm nimmt die Schärfe gut an“, sagt er.
Eindruck machte das Tierfutter aus Insekten auf der „Brandenburg ist Bioökonomieland“ – Tour von Landwirtschafts- und Klimaschutzminister Axel Vogel (Bündnis 90/Die Grünen) und Forschungsministerin Manja Schüle (SPD). In Wustermark im Havelland hatten sie Gelegenheit sich über die Futtermittel aus Insekten zu informieren.