Moore als natürliche CO2-Senken schützen und entwickeln – Niedrigwasser besser managen: Minister Vogel und Experten bei Klima-Moor-Projekten in Oberhavel und Pegelanlage in Fehrbellin

Pressemitteilung des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz vom 5. August 2021

Potsdam Sinkende Moor- und Seespiegel sowie Niedrigwasser in Fließgewässern sind Ausdruck eines langfristigen Klimatrends in Brandenburg. Zum Thema „Moorschutz und Landschaftswasserhaushalt“ diskutierte Axel Vogel, Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz, am Donnerstag mit Fachleuten, Akteurinnen und Landwirten vor Ort auf landwirtschaftlich genutzten Moorflächen im Rhinluch und an einer Pegelmessanlage in Fehrbellin über praktische Klimaanpassung und Klimaschutzmaßnahmen.

Klimaschutzminister Axel Vogel: „Moorschutz ist praktischer Klimaschutz und wird deshalb auch Teil des Klimaplans, den unser Ministerium zurzeit erarbeitet. Intakte Moore binden enorme Mengen an Kohlenstoff und sind für die Klimaneutralität unverzichtbar. Entwässerte Moore sind heute aber auch noch große Kohlendioxidquellen, die häufig mehr als 30 Tonnen CO2‑Äquivalente pro Hektar und Jahr ausstoßen. Aus dem Rhinluch werden so jährlich rund 500.000 Tonnen CO2‑Äquivalente freigesetzt – so viel wie etwa 50.000 Einwohnerinnen und Einwohner pro Jahr in Deutschland emittieren. Wir wollen diese Emissionen deutlich absenken und die Moore wieder als natürliche Treibhausgas-Senken entwickeln. 2030 wollen wir durch den Moorschutz in Brandenburg jährlich mindestens 700.000 Tonnen CO2-Äquivalente einsparen. Das Rhinluch, mit seinen 16.000 Hektar eines der größten zusammenhängenden Moorgebiete in Brandenburg, ist unser zentrales Pilotgebiet für die Einführung moorschonender Bewirtschaftung. Die Flächen sollen weiter landwirtschaftlich genutzt werden – und zwar klimaschonend bei hohen Wasserständen. Gleichzeitig wollen wir den Landschaftswasserhaushalt stabilisieren.“

Das Umwelt- und Klimaschutzministerium Brandenburg hat 2021 mit seinem Landesniedrigwasserkonzept auf die angespannte Lage des Landschaftswasserhaushaltes reagiert und geeignete Maßnahmen zu einem Niedrigwassermanagementplan zusammengestellt. Bis Ende des Jahres werden zudem ein Moorschutzprogramm und eine Gesamtstrategie zur Anpassung an den Klimawandel im Bereich Wasser erarbeitet.

Moorbewirtschaftung im Rhinluch

Das Wassermanagement im Rhinluch ist bislang zumeist noch auf die klimaschädliche Nutzung entwässerter Moorböden ausgerichtet. Auf kleinen Flächen wie denen von Landwirt Sebastian Petri werden Moorböden aber bereits klimaschonend bei hohen Wasserständen bewirtschaftet. Sein Moorhof-Betrieb bei Kremmensteht bespielhaft für innovative Konzepte der Moorbewirtschaftung und Vermarktung von Moorbiomasse. Die angepasste Landtechnik des Betriebs für die nasse Moorbewirtschaftung wurde über EU-Mittel gefördert und wird künftig durch die noch in 2021 aufzulegende Klima-Moorschutzrichtlinie des Landes „Klima-Moorschutz investiv“ unterstützt. Das bis zum Jahr 2026 15,6 Millionen Euro umfassende Programm wird aus dem Zukunftsinvestitionsfonds (ZIFoG) finanziert und fördert unter anderem den Erwerb von moorangepasster Landtechnik, die Verwertung von Biomasse aus nassen Mooren, Baumaßnahmen an Stauanlagen sowie den Aufbau von regionalen Vermarktungsketten für neue Moorprodukte und eine entsprechende Beratung von Landnutzern.

Eine bereits seit 2020 über sechs Jahre laufende zusätzliche Förderung aus dem Zukunftsinvestitionsfonds des Landes in Höhe von 7,2 Millionen unterstützt ein angepasstes Staumanagement auf Landesflächen. Das vom Landesamt für Umwelt beauftragte Klima-Moor-Team (ARGE Klima/Moor) setzt unter anderem Investitionen in die Sanierung und Modernisierung von Stauanlagen und Flächenkäufe um und stimmt die Vorhaben mit Flächennutzenden und -eigentümern ab, die von den höheren Wasserständen betroffen sind.

BMU-Paludikulturen (= landwirtschaftliche Nutzung nasser Moore)

In Kürze werden im Rhinluch nahe Kremmen für ein zehnjähriges Pilotprojekt Versuchsflächen eingerichtet, um alternative Moornutzungen mit Paludikulturen (Rohrkolben, Schilf) zu erproben. Nahe den Versuchsflächen entsteht eine Beratungsstelle für die nachhaltige Moorbewirtschaftung und Vermarktung der Moorbiomasse. Diese Aktivitäten sind eingebettet in ein vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) aktuell in Vorbereitung befindliches Fördervorhaben mit weiteren Versuchsflächen in anderen Moorgebieten Brandenburgs.

Pegelmessstation Fehrbellin – Niedrigwasserberichterstattung

Das Gewässernetz Brandenburgs umfasst rund 33.000 Kilometer Fließgewässer und über 3.000 Seen. Zur Überwachung der Menge und Qualität des Wassers betreibt das Umweltministerium ein umfangreiches Messnetz in Flüssen, Seen und im Grundwasser. Die Daten sind Grundlage der Gewässerbewertung sowie -bewirtschaftung und ermöglichen Aussagen zu Trends und Prognosen zukünftiger Ereignisse. Die Messergebnisse unterstützen auch ein intelligentes Wassermanagement, beispielsweise im Niedrigwasserfall, und sind Grundlage, um das Landesniedrigwasserkonzept umzusetzen. Im Rahmen dieses im Februar 2021 von Umweltminister Axel Vogel vorgestellten Konzepts ist ein pegelspezifisches Niedrigwasserwarnsystem (Niedrigwasserampel) vorgesehen, das Schwellenwerte für Warn- und Vorwarnstufen definiert. Diese Werte werden derzeit sorgfältig plausibilisiert. Die Niedrigwasserampel soll noch 2021 an den Start gehen.

Der Niedrigwasservorsorge dienen auch die bereits seit 2002 laufenden Programme zur Entwicklung der Gewässer und zur Verbesserung des Landschaftswasserhaushalts. Die entsprechende Förderrichtlinie des Landes unterstützt diese wasserwirtschaftlichen Maßnahmen. Die Finanzierung erfolgt mit ELER-Mitteln (rund 94,56 Millionen Euro 2014-2024) oder aus Geldern aus der Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz (GAK) mit rund 4 Millionen Euro pro Jahr).

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