Huhn im Glück

Im Wustermarker Ortsteil Hoppenrade hat Landwirt Gernot Engelmann zwei mobile Hühnerställe angeschafft. Dazu rund 2000 Hühner. Die Hühnchen entscheiden voran selbst, ob sie drinnen relaxen oder draußen futtern wollen. Und für die Vermarktung der Eier wird auch gerade gesorgt.

Gernot Engelmann mit seinen eggsklusiven Eiern

Text & Fotos von Silvia Passow

Wustermark/Hoppenrade.  Einige der Hühner sind besonders aufmerksam, sie bemerken den Besuch, der sich der eingezäunten Wiese nähert. Sie unterbrechen ihr Scharren und Picken und rennen los. Die rundlichen Hühnerpopos wackeln lustig, hier und da gackert es zur Begrüßung. Erwartungsvoll bleibt die kleine Hennenversammlung vor den Besuchern stehen, könnte ja sein, dass jemand Körner dabeihat. Die besonders Mutigen streichen direkt um die menschlichen Beine, die Neugierigen haben bereits die Schnürsenkel an den Schuhen entdeckt und zupfen daran. „Die brauen Hühner sind zutraulicher“, sagt Landwirt Gernot Engelmann und hebt ein Huhn vom Boden hoch, hält es im Arm. Hinter Engelmann steht eines der beiden mobilen Hühnerhäuser, auf der Wiese wird munter gegackert, die Hühner suchen im Gras nach Futter, andere suhlen sich im trockenen, Brandenburger Sand und wieder andere dösen im Schatten. Landidyll, freilaufende Hühner, die sich rund um die zwei mobilen Ställe tummeln. 2040 Hühner, fast alles Hennen, dazwischen stolzieren einige weiße Hähne. Mehr als 2000 Hühner klingt viel, die Nachfrage nach Eiern ist enorm, doch die folgenden Zahlen zeigen, was nach Masse klingt, ist ein Kleinbetrieb.

Stolzer Hahn mit Gefolge, hinten, einer der mobilen Ställe

19,4 Milliarden Eier verbrauchen die Bundesdeutschen im Jahr. Das macht pro Kopf 236 Eier, zum Frühstück, im Kuchen oder in verarbeiteten Lebensmitteln. In Deutschland sorgen rund 49 Millionen Legehennen für täglich frische Eier, 3,4 Millionen dieser Hennen leben in Brandenburg, der durchschnittliche Hühner-Betrieb hat 100 000 Tiere und mehr, erzählt Ronald Milus. Milus will die Wustermarker Eier in die großen Supermärkte nach Berlin und Brandenburg bringen. Mit der „Brandenburger-Bio-Ei GmbH“ sollen die Eier zukünftig professionell vermarktet werden. Dazu soll im Wustermarker Ortsteil Hoppenrade die erste Bio-Ei-Packstation im Land errichtet werden.

Hier eröffnet bald die erste Brandenburger Packstation für Bio-Eier

22 Bio-Betriebe für Hühnereier gibt es Brandenburg sagt Mikus, mit durchschnittlich 20 000 Tieren, die in kleinen Gruppen gehalten werden. Meistens werden die Bio-Eier direkt vom Landwirt vermarktet. Das schafft zwar Kundennähe aber auch ein deutliches Plus an Arbeit. Das soll sich nun für Landwirt Engelmann ändern, er ist der erste Landwirt, der sich der Bio-Erzeugergemeinschaft für mobile Hühnerhaltung in Brandenburg angeschlossen hat. Fünf weitere Erzeuger stehen in den Startlöchern, so Mikus. Die sogenannte mobile Hühnerhaltung ist dabei Teil des Konzepts. In diese mobilen Hühnerställe hat Engelmann viel Geld investiert. Seit dem Frühjahr sind seine Hühner so etwas wie Camping-Hühner, das mobile Haus als Zuflucht immer in der Nähe, ein Stück Freiheit vor der Tür.

Die Hühner entscheiden selbst über ihre Tagesgestaltung

1995 hat Gernot Engelmann seinen Betrieb gegründet. 2017 dann der große Schritt, Engelmann ging mit seiner Wublitz Rind GbR neue Wege, stellte den Betrieb auf Bio um. Er ist Mitglied im Naturland-Verband erzählt er. Zu seinem Betrieb gehören Ackerland und Grünland, viel Platz für die mobile Hühnerhaltung. Diese eindrucksvollen Mobil-Homes für Hühner sind computergesteuert, die Klappen öffnen sich am Morgen, die Hühner können raus und rein, wie sie wollen, am Abend lockt Licht sie zurück ins Innere. 150 000 Euro kostet einer dieser Ställe, die auf Kufen, alle 3-4 Wochen, umgesetzt werden. Das hat gleich mehrere Vorteile. Die Hühner haben frisches Gras, viel Auslauf, etwa 4 Quadratmeter pro Huhn. Der Boden bleibt gesünder, denn was das Huhn vorne pickt, fällt hinten irgendwann als Hühnerkot wieder raus. Die Ausscheidung landet nicht konzentriert nur auf einen Fleck, damit wird der Boden nicht überdüngt. Und das alles kommt nicht nur den Hennen zugute, auch die Hähne, die in der konventionellen Tierhaltung oft vergast oder geschreddert werden, werden in Bio-Haltung aufgezogen. Damit greift Engelmann dem Gesetz vor, denn ab 2022 darf dieses Küken töten nicht mehr praktiziert werden.

Ein Mann und sein Huhn. Naja, eines von vielen Hühnchen

Eine solche Hühnerhaltung kostet, die Legehennen sind teuer, die sogenannten Bruderhahnaufzucht wird mit eingepreist, der Arbeitsaufwand wird auf 6-8 Mal höher, gegenüber den konventionellen Tierhaltung, eingestuft. Das spiegelt sich im Preis. Dennoch sieht Mikus gute Chancen für die Bio-Eier aus Brandenburg, deren Absatz sieht er zunächst in den Supermärkten, weniger in den Diskountern.

Und überall Hühner

Übrigens, die Wustermarker werden auch weiterhin ganz bequem an die Eier von Landwirt Engelmann kommen. Er plant zwei Eierautomaten aufzustellen, einer in Wustermark, ein weiterer kommt nach Hoppenrade.

Hühner sind sehr neugierige Tiere. ich finde, dass sieht man ihnen schon ein bisschen an.

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