Pressemitteilung des NABU Brandenburg vom 14.Juli 2021
Biehlen als erstes „schwalbenfreundliches Dorf“ ausgezeichnet
Bereits seit 2012 zeichnet der NABU Brandenburg Schwalbenfreunde aus, die an ihren Häusern oder in ihren Ställen Schwalben dulden oder sie sogar aktiv unterstützen. Mit Biehlen, einem Ortsteil der Gemeinde Schwarzbach, wurde heute erstmals ein ganzes Dorf ausgezeichnet.
Friedhelm Schmitz-Jersch, Vorsitzender des NABU Landesverbandes Brandenburg, reiste in den Landkreis Oberspreewald Lausitz, um das Engagement des Dorfes für den Schwalbenschutz zu würdigen. Mit im Gepäck Urkunde und ein Schild, dass die Passanten schon am Ortseingang auf die Besonderheit des Ortes hinweist. „Als wir hörten, dass es in Biehlen in etwa genauso viele Schwalbennester wie die 270 Einwohner gibt, war uns klar, dass hier auffallend viele schwalbenfreundliche Menschen wohnen“, so Schmitz-Jersch „nur, wenn sich viele Menschen für den Schutz der gefährdeten Gebäudebrüter, aber auch für den Schutz der Insekten als deren Nahrungsgrundlage engagieren, können wir dem Abwärtstrend bei unseren heimischen Schwalbenarten entgegenwirken“.
Das Schild „Schwalbenfreundliches Dorf“ wurde dem stellvertretenden Ortsvorsteher Karl-Heinz Marschka übergeben. Im Anschluss wurden gemeinsam die Biehlener Schwalbenfreunde Karsten Haschenz und Familie Tietze, auf deren Grundstück sich allein 30 Schwalbennester befinden, ausgezeichnet.
Marschka, der sich ehrenamtlich ebenfalls im NABU engagiert, hat schon einige seiner Biehlener Nachbarn für die Auszeichnungen mit Urkunde und Plakette „Schwalben willkommen“ vorgeschlagen. So z.B. die Gaststätte Sommer mit mehr als 40 Nestern und den Pferdehof Noack mit ca. 50 Nestern, aber auch kleinere Höfe mit Schwalbenkolonien von durchschnittlich 5 bis 6 Nestern. „Wir Biehlener sind sehr stolz auf „unsere“ Schwalben. Im Frühling, zu Beginn der Brutzeit kommen etwa 500 Schwalben zu uns. Am Ende des Sommers sind es dann mehr als 2.000 Tiere die wieder Richtung Süden ziehen; Mehl- und Rauchschwalben im Verhältnis von ca. 60:40“, schätzt Karl-Heinz Marschka die Bruterfolge ein.
Schmitz-Jersch berichtet: „Der NABU freut sich über besonders viele Bewerbungen und Auszeichnungen von Schwalbenfreunden in diesem Jahr. Schon jetzt sind allein in Brandenburg 117 Bewerbungen eingegangen. Zum Vergleich: 2019 waren es am Jahresende 90 Bewerber und Bewerberinnen.“
Im Anschluss an die Ehrungen unternahmen Biehlener und Gäste noch einen kleinen Ausflug zum „Rostigen Nagel“, einem Besucherturm nahe des Senftenberger Sees, wo man nicht nur weit ins Seen-Land, sondern auch die 40 Schwalben, die sich am Turm angesiedelt haben, sehen kann.
Hintergrund Biehlen:
• ist ein altes Fischerdorf (Ersterwähnung 1365. Die Regulierung der Schwarzen Elster um 1860 und der folgende Braunkohlebergbau legten die Landschaft dann „trocken“. Bis dahin war Biehlen von einer Landschaft ähnlich des Spreewaldes umgeben.
• Biehlen liegt im Landschaftsschutzgebiet „Elsterniederung und westliche Oberlausitzer Heide zwischen Senftenberg und Ortrand“, welches bereits 1969 durch den Rat des Bezirkes Cottbus ausgewiesen wurde und sich zurzeit in der Evaluierung durch das Land Brandenburg befindet; der übrige Teil des damaligen Kreises Senftenberg wurde zu einem großen Teil vom Bergbau in Anspruch genommen
Hintergrund Schwalben in Brandenburg:
Es gibt drei Schwalbenarten in Brandenburg. Rauch- und Mehlschwalben sind als Gebäudebrüter besonders auf den Schutz durch den Menschen angewiesen sind. Die Uferschwalbe brütet in Steilufern und Abbruchkanten.
Die Rauchschwalbe, die innerhalb von Gebäuden brütet, musste schon in die Rote Liste der gefährdeten Arten Brandenburgs aufgenommen werden. Wurden 1996/1997 noch 150.000 – 300.000 Brutpaare gezählt, waren es 2005/2006 nur noch 50.000 – 100.000. Aktuell geht man für Brandenburg von einem Bestand von 37.000 – 55.000 Brutpaaren aus.
Der Trend bei den Mehlschwalben, die ihre Nester an den Außenwänden von Gebäuden baut, bewegt sich ebenfalls in eine negative Richtung. Gegenwärtig gibt es ca. 35.000 – 55.000 Brutpaare in Brandenburg (Rote Liste 2019). Laut Roter Liste von 2008 gab es in Brandenburg im Zähljahr 2005/2006 noch 50.000-100.000 Brutpaare.