Caspar und das große Glück

Bei den Fuchs Not Fällen BB werden verwaiste Fuchswelpen aufgezogen und auf ein Leben in Freiheit vorbereitet

Text & Fotos von Silvia Passow

Wandlitz.   Heute ist Caspars großer Tag. Er weiß es noch nicht, vielleicht aber ahnt der temperamentvolle Fuchswelpe mit den strahlend blauen Augen die Veränderung. Vorsichtig wird er aus seiner bisherigen Unterkunft ins Freie getragen. Er lauscht den Vogelstimmen, verfolgt mit den Augen eine vorbeisurrende, träge Hummel. Ob er die Sonnenstrahlen, die sein rotbraunes Fell erwärmen, genießt?

Der Fuchswelpe Caspar hatte Glück im Unglück. Der kleine Waise fand ein neues Zuhause bei den Fuchs Notfällen Brandenburg

Kaum dass seine vier Pfoten den waldigen Boden berühren, rennt er los, dreht eine Runde, noch eine weitere, hält inne, schaut sich um, entdeckt eine der Röhren, schaut hinein, klettert auf die Röhre rauf, schaut durch den Zaun, nach oben in die Baumwipfel. Caspar ist ungefähr neun Wochen alt, das Gehege ist sein erster Schritt in die Freiheit, es werden weitere folgen. Alles unter den Augen seiner Pflegefamilie, bis er eines Tages sein eigenes, freies Leben führt.  

Caspar probiert seine neue Freiheit im Schutz des Geheges aus.

Tierkinder päppeln und pflegen, für manche Menschen ein Lebenstraum. Gunter Franze ist einer dieser Menschen. Er und seine Ehefrau nehmen verwaiste Fuchsbabys auf, pflegen sie, ziehen sie auf, bereiten sie auf ein Leben in Freiheit vor. Einen ganzen Sommer lang. Ist das nicht schön, Tierbabys beim Wachsen zusehen und sie dann in die Freiheit entlassen?  „Hm“, Franze atmet tief aus und schüttelt den Kopf. Zwei Herzen schlagen bei der Frage in seiner Brust. Das eine Herz geht auf vor Liebe und Bewunderung für die roten, pfiffigen Wildtiere, das andere Herz trägt sich mit Trauer. Überfahrene Füchse am Straßenrand, der Fuchs, als Jagdtier, Lebensräume die knapp werden.

Bevor es Richtung Freiheit geht, müssen die Fuchs-Kinder gesund und munter sein. Das kleine Fuchs-Mädchen ist krank und benötigt noch sehr viel Fürsorge. Das Ehepaar Sunaga-Franze gibt dem Jungtier die Chance auf einen guten Start in ein spannendes Fuchs-Leben.

Daniele Sunaga-Franze wird für einen Sommer zur Pflegemutter für die Füchse und Franze sagt, er sei froh darüber, denn er fürchtet, die Tiere zu sehr ins Herz zu schließen. Es ist leichter loszulassen, was man nie wirklich festhielt. Und loslassen muss man, am Ende des Sommers. Denn auch das ist dem Paar sehr wichtig, Füchse sind keine Haustiere, sie gehören in die Freiheit, nicht in die Enge eines Hauses. „Daniele hat sich großes Wissen um die Füchse angeeignet und sie hat ein Händchen für die Tiere“, erzählt Franze. Selbst die größten Wildfänge werden in ihrer Gegenwart ruhig und verzichten rasch darauf ihre menschlichen Zieheltern zu beißen.

Der erste Schritt Richtung Freiheit führt in das Freigehege. Hier können die Kleinen spielen, toben, sicher verstecken. Sie werden noch versorgt und überwacht, doch die pflegenden Menschen gehen bereits hier auf Abstand.

Seit 2017 kümmert sich das Paar um Fuchswaisen. Franze hatte bereits als Kind eine Vorliebe für die klugen Jäger. Wer ihn besucht kann im Haus von seiner Mutter gemalte Füchse bewundern. Auch Daniele Sunaga-Franze war schon immer tierlieb. Die gebürtige Brasilianerin brachte schon als Kind die Straßenhunde mit nach Hause, erzählt ihr Ehemann. Als die beiden in der Tierrettung aktiv werden wollten, wandten sie sich an den Gnadenhof und Wildtierrettung in Oranienburg. Der Verein kümmert sich um Wildtiere in Not und unterhält ein Netzwerk aus Pflegestellen. Einige dieser Pflegestellen sind auf bestimmte Tierarten spezialisiert. Was lag für Franze näher, als sich der verwaisten Fuchswelpen und verletzten Rotschwänze anzunehmen?

Mit viel Aufwand ist das Gehege gestaltet, Röhren und Schächte imitieren Fuchsbauten.

Circa 70 Fuchswelpen hat das Paar aus Wandlitz seit 2017 aufgenommen und ausgewildert.  Eine Zeit- und Kostenintensives Aufgabe. Etwa sieben Stunden täglich kommen für die Pflege zusammen, ein Fuchswelpe kostet in der Versorgung bis zur Auswilderung etwa 1000 Euro. Die Babys bekommen eine spezielle Aufzuchtmilch, später gibt es Welpenfutter, dann rohes Fleisch, Eier und gern auch ein paar Heidelbeeren. Als das Paar seine Arbeit aufnahm, kamen die ersten Füchse mit ins Haus. Sie bemerkten schnell, dass dies keine Lösung war. Sie kauften Land auf waldigem Terrain, umzäunten es, errichteten darin ein 100 Quadratmeter großes Gehege. Mit unterirdischen Bauten und Verstecken. Hier lernen die Füchse die Freiheit kennen, Waldboden unter den Füßen, der Duft des Mooses in der Nase. Mit Wildtierkameras wird beobachtet, sie werden weiterhin gefüttert, doch der Kontakt zum Menschen wird weniger. In der Zeit sucht das Paar bereits nach geeigneten Plätzen für die Auswilderung. Im September ist es dann so weit, und auch hier wird noch weiter beobachtet, geben Wildtierkameras Aufschluss über die Entwicklung der Jungtiere. Zu sehen bekommen sie ihre ehemaligen Schützlinge dann zumeist nur noch mit der Kamera. „Füchse sind wie Katzen, die können immer in der Wohnung gelebt haben, wenn sie rauskommen, wissen sie, wie man Mäuse fängt“, erklärt Gunter Franze.

Meistens verstecken sich die Füchse, sobald sie in das Gehege dürfen, sagt Franze. Caspar ist sehr viel neugieriger als seine Artgenossen. Er nimmt alles genau unter die Lupe und kehrt auch immer wieder zu seiner Zieh-Mutter zurück.

Mäuse gehören in der freien Wildbahn auf jede Fuchs-Speisekarte. Der Mäuse fressende Fuchs sollte doch des Menschen Wohlwollen genießen, gibt Franze zu bedenken. Dass Gevatter Fuchs, wie er im Märchen gern genannt wird, in Deutschland immer noch gejagt wird, macht Franze wütend. „Jedes Argument der Jäger, warum Füchse gejagt werden müssen, lässt sich wiedergelegen“, sagt er und verweist auf Luxemburg. Dort ist seit 2015 die Fuchsjagd verboten. Der befürchtete Anstieg der Fuchspopulationen blieb aus, stattdessen nahmen Infektionen, mit dem Fuchsbandwurm, deutlich ab. Was die bodenbrütenden Vögel und sogenanntes Niederwild angeht, dass durch den Fuchs gefährdet werden könnte, sieht Franze die viel größere Gefahr in der Landwirtschaft. Auch die Sorge vor Tollwut-Infektionen ist unbegründet. Seit 2008 gilt Deutschland, nach den Kriterien der Weltgesundheitsorganisation, als frei von Terrestrischer Tollwut. Räude und Staupe bleiben Probleme, wobei die Milbenerkrankung Räude gut behandelbar ist, wie Franze betont. Gegen Staupe sollten Hundebesitzer ihre Tiere impfen lassen.

Die kleine Teddy zog gemeinsam mit Caspar in das Gehege. Auch sie erkundet das neue Terrain.

Aber auch die guten Absichten der Menschen können nach hinten losgehen. Nämlich dann, wenn Wildtiere einfach aus der Natur mitgenommen werden. Das ist zum einen nicht erlaubt, zum anderen tut man dem Tier nicht immer einen Gefallen. Vermeintlich verlassene Tiere sollten über einen längeren Zeitraum beobachtet werden. Oft kehren die Elterntiere zurück und versorgen den Nachwuchs. Wer sicher gehen will, ob ein Wildtier Hilfe benötigt, sollte Fachleute hinzuziehen. Alarmzeichen sind sichtbare Verletzungen, Bewegungseinschränkungen, struppiges Fell, verkrustete Augen, sagt Franze. Hilfe findet man unter: Gnadenhof & Wildtierrettung Notkleintiere e.V. – Gnadenhof Wensickendorf

Sind gemeinsam erfolgreich ihren ersten Schritt Richtung Freiheit gegangen, Teddy und Caspar. Dank den ehrenamtlichen Tierschützern haben die beiden einen guten Start fürs Leben erhalten.

Wer die Füchse besuchen möchte kann dies über Facebook unter: „Fuchs Notfälle BB“. Die Fuchs Notfälle wie auch die Wildtierrettung freuen sich natürlich auch über Geld- und Sachspenden.

Nachtfalterkino und Batman-Ausflug: Julitermine des Fledermausmuseums im Naturpark Märkische Schweiz

Pressemitteilung des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz vom 1.Juli 2021

Buckow – Das Internationale Fledermausmuseum Julianenhof lädt am Freitag, dem 16. Juli, ab 20 Uhr zur Ausflugszählung der Fledermäuse mit anschließendem Nachtfalterkino ein. Am Montag, dem 26. Juli, können Kinder ab 10 Uhr einen Ferientag mit verschiedenen Stationen im alten Stallgebäude und im Garten des Museums erleben.

Das Naturerlebnis „Fledermaus und Nachtfalter“ beginnt am Freitag, dem 16. Juli, um 20 Uhr mit einem Rundgang zu den Fledermausquartieren. Bei der Ausflugszählung sind große wie kleine Hobbyforschende gefragt. Die Echorufe, mit denen Fledermäuse ihre Nahrung orten, können mit Detektoren hörbar gemacht werden. Ab etwa 22 Uhr lockt eine beleuchtete Leinwand Nachtfalter an. Zwei Experten für Nachtfalter stehen dabei Rede und Antwort. Ob sich auch der Schmetterling des Jahres 2021 einfindet? Der Eintritt ist frei, Anmeldung erbeten. Bitte mitbringen:  Mückenschutz, festes Schuhwerk, Sonnenbrille und Taschenlampe.

Am Montag, dem 26. Juli, startet ab 10 Uhr die „Fledermausrallye – Ein Ferientag im Fledermausmuseum“. Wer hat Lust in Zweierteams gegeneinander anzutreten und sein Wissen und Können unter Beweis zu stellen? Wer weiß schon gut Bescheid über Fledermäuse und ihre besonderen Quartiere und möchte noch mehr dazulernen? An zehn Stationen können sich die Kinder miteinander messen. Vom Wissensquiz über einen kleinen Malwettbewerb, Memory spielen und Puzzeln nach Zeit, dem Bau eines Fledermauskastens bis hin zu Schätzfragen und dem Lösen von Rätseln ist alles dabei. Auf jeden Teilnehmenden wartet ein kleiner Preis. Es können 20 Anmeldungen (bitte mit Altersangabe) für die Teilnahme an der Rallye berücksichtigt werden. Weitere Besucherinnen und Besucher sind willkommen. Zum guten Gelingen werden Erwachsene gesucht, die eine der zehn Stationen betreuen können. Leitung der Veranstaltung: Jörg van Riesen. Unkostenbeitrag Rallye: 3 Euro pro Kind.

Anmeldungen bitte Samstag und Sonntag von 10 bis 14 Uhr telefonisch unter 033437/ 15256 oder per E-Mail zimmer@fledermausmuseum.de oder ursula.gruetzmacher@gmx.de

Bitte die Corona-bedingten Regelungen beachten. Die Teilnehmenden werden schriftlich erfasst.

Abgabe von „Corona-Tieren“: Tierheime füllen sich

Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes vom 30.Juni 2021

Die von Tierschützern befürchtete Abgabewelle von „Corona-Tieren“ zeichnet sich langsam ab: Immer mehr Tierheime nehmen Tiere auf, die während der Pandemie unüberlegt im Internet, beim Züchter oder im Zoofachhandel angeschafft wurden. Auch der illegale Welpenhandel, der durch die Corona-Krise einen Aufschwung erfuhr, führt mancherorts zu überfüllten Tierheimen.

„Die aktuelle Entwicklung lässt uns mit Sorge in die Zukunft blicken“, sagt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. „Auch wenn Tierheime bisher nur vereinzelt mit vermehrten Abgaben zu kämpfen haben, rechnen sie in der kommenden Zeit mit einer Flut von Neuaufnahmen. Die Kapazitäten könnten dann irgendwann erschöpft sein.“

Während die meisten der Tierheime in der Corona-Zeit dank der großen Nachfrage viele ihrer Schützlinge in gute Hände vermitteln konnten, schlägt das Pendel jetzt in die andere Richtung aus. Die Heime füllen sich langsam, aber stetig. Erste Tierheime verkündeten bereits einen Aufnahmestopp. Um Rückgaben von adoptierten Tierheimtieren handelt es sich bei den aufgenommenen Tieren aber in den seltensten Fällen – denn die Vermittlung in ein passendes „Zuhause-für-immer“ steht für jedes Tierheim an erster Stelle. Vielmehr gehen die Tierschützer davon aus, dass viele Tiere als „Pandemie-Projekt“ unüberlegt und leichtfertig im Internet, im Zoofachhandel oder beim Züchter angeschafft wurden. Überforderung, die Unvereinbarkeit von Tier und Alltag oder die Tatsache, dass das Tier nicht so „funktioniert“ wie erwartet, führen dann dazu, dass Tierbesitzer ihre „Neuanschaffung“ im Tierheim abgeben oder im schlimmsten Fall sogar aussetzen.

Mit der Kampagne „Tierheime helfen. Helft Tierheimen!“ (www.tierheime-helfen.de) klärt der Deutsche Tierschutzbund als Dachverband von über 740 Tierschutzvereinen und rund 550 Tierheimen über die wertvolle Arbeit der Tierheime und ihre aktuelle Situation auf. Der Verband rät, sich im Vorfeld immer gut zu überlegen, ob ein Tier ins eigene Leben passt. Wenn alle Voraussetzungen gegeben sind, sollte das Tierheim immer die erste Anlaufstelle sein.

Schulze: Europa geht wichtigen Schritt raus aus der Wegwerfgesellschaft

Pressemitteilung des Bundesumweltministerium vom 30.Juni 2021

Verbot von überflüssigem Wegwerfplastik tritt am 3. Juli in Kraft

Produkte aus Einwegkunststoff, für die es bereits umweltfreundliche Alternativen gibt, sind ab dem 3. Juli in der Europäischen Union verboten. Das Verbot betrifft Wegwerfprodukte wie Einmalbesteck und -teller, Trinkhalme, Rührstäbchen, Wattestäbchen und Luftballonstäbe aus Plastik. Auch To-Go-Lebensmittelbehälter sowie Getränkebehälter und-becher aus expandiertem Polystyrol dürfen nicht mehr auf den Markt kommen. Weitere Artikel müssen ab heute ein spezielles Label tragen, das vor Umweltschäden durch weggeworfenes Plastik warnt. Dazu gehören Hygieneprodukte, To-Go-Becher aus und mit Plastik sowie Tabakprodukte mit kunststoffhaltigen Filtern.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze: „Mit dem neuen Verbot macht Europa einen wichtigen Schritt raus aus der Wegwerfgesellschaft. Viele Einwegprodukte aus Kunststoff sind überflüssig und werden nach kurzem Gebrauch einfach weggeworfen. Das ist kein nachhaltiger Umgang mit wertvollen Ressourcen. Dazu kommt: Viel zu oft endet Wegwerfplastik in der Umwelt oder den Meeren. Es ist daher gut, dass wir uns in der Europäischen Union auf ein gemeinsames Vorgehen gegen überflüssiges Einweg-Plastik geeinigt haben. Ich bin mir sicher: Niemand muss das alte Einwegplastik vermissen. Dieses Verbot wird schon bald zu besseren, innovativen und umweltfreundlichen Produkten und Lösungen führen. Denn wenn Einweg-Plastikteller durch Einweg-Aluteller ersetzt werden, wäre für die Umwelt nichts gewonnen. Mein Ziel ist, dass Deutschland Schluss macht mit der Wegwerfmentalität. Mehrweg ist dabei das Mittel der Wahl.“

Verbot von Produkten aus Einwegkunststoff: Ab dem 3. Juli 2021 sind in der gesamten EU Wegwerfprodukte wie Einmalbesteck und -teller, Trinkhalme, Rührstäbchen, Wattestäbchen und Luftballonstäbe aus Plastik verboten. Auch To-Go-Lebensmittelbehälter und Getränkebecher aus Styropor sollen nicht mehr auf den Markt kommen. Verboten sind außerdem alle Produkte aus oxo-abbaubarem Kunststoff, der sich in besonders schwer zu entsorgende Mikropartikel zersetzt, aber nicht weiter abbaut. Diese Produkte gehören laut EU-Kommission zu den am häufigsten an europäischen Stränden gefundenen Plastikgegenständen. Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) schätzt, dass sie 20 Prozent  des Abfalls aus Parks, öffentlichen Plätzen und Straßen ausmachen. Den größten Anteil daran haben To-Go-Verpackungen aus expandiertem Polystyrol für Lebensmittel und Getränke. Einwegkunststoffprodukte können in vielen Fällen durch umweltfreundlichere Mehrweglösungen ersetzt werden. So finden To-Go-Becher oder To-Go-Lebensmittelbehälter aus Metall oder höherwertigem Kunststoff sowie abwaschbare Trinkhalme aus Glas immer mehr Verbreitung. Auf vielen Volksfesten hat sich bereits Mehrweggeschirr  fest etabliert. Wegwerfprodukte wie Wattestäbchen können aus nachhaltigerem Material hergestellt werden . Der Abverkauf von bereits bestehenden Lagerbeständen bleibt zulässig, um eine gebrauchslose Vernichtung der Einwegprodukte zu vermeiden.

Kennzeichnungspflicht von Produkten aus Einwegkunststoff: Für eine Reihe weiterer Einwegprodukte aus Kunststoff kommt ein Verbot derzeit nicht in Frage, weil es für sie noch keine ökologisch sinnvolleren Alternativen gibt. Daher werden ab dem 3. Juli 2021 besonders umweltschädliche Wegwerfprodukte mit einem Warnhinweis versehen. Zu dieser Gruppe gehören Hygieneprodukte, wie Binden, Tampons und Tamponapplikatoren sowie Feuchttücher, Tabakprodukte mit kunststoffhaltigen Filtern oder kunststoffhaltige Filter zur Verwendung in Tabakprodukten sowie Einweggetränkegetränkebecher. Die Warnhinweise müssen künftig deutlich erkennbar ins Layout der Verpackungen von kunststoffhaltigen Produkten integriert sein. Hersteller kunststoffhaltiger Artikel dürfen nun keine ungekennzeichneten Produkte mehr in Verkehr bringen. Die Kennzeichnung besteht aus einem Piktogramm und einem Text zur Kennzeichnung der jeweiligen Produktkategorie. Bis 3. Juli 2022 gilt für die Hersteller eine Übergangsfrist, in der sie vorrübergehend an ihren Produkten nicht ablösbare Aufkleber anbringen können. So können bereits hergestellte aber noch nicht vom Hersteller abgegebene Produkte ohne großen Aufwand gekennzeichnet werden. Ein Abverkauf nicht gekennzeichneter Produkte durch die Händler bleibt auch nach dem Termin möglich. Damit wird verhindert, dass gebrauchstaugliche Ware sinnlos vernichtet werden muss.

Da das Verbote die und Kennzeichnungspflicht EU-weit gelten und auch der Import von verbotenen bzw. ungekennzeichneten Produkten aus Nicht-EU-Ländern künftig untersagt ist, ist sichergestellt, dass die Produkte nach und nach vom Markt verschwinden.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze fördert neue Initiativen zum Insektenschutz

Pressemitteilung des Bundesumweltministeriums vom 28. Juni 2021

Neue App macht Wildbienen-Bestimmung leichter

Bundesumweltministerin Svenja Schulze fördert neue Initiativen zum Schutz der Insekten in Stadt und Land. Im Rahmen ihrer Sommerreise überreicht sie heute in Aachen einen Förderbescheid für ein Projekt, das neue Finanzierungsmodelle für Blühstreifen im Ackerland entwickeln soll. Außerdem gibt sie den Startschuss für eine neue App, mit der Wildbienenarten leichter bestimmt werden können. Zudem informiert sich die Ministerin über die Fortschritte bei einem bereits geförderten Projekt, das in der Region Aachen Glatthaferwiesen wiederbelebt. Das ist ein wichtiger Lebensraum für Insektenarten, der an vielen Orten verschwunden ist. Alle drei Insektenschutz-Projekte werden vom Bundesumweltministerium und dem Bundesamt für Naturschutz im Bundesprogramm Biologische Vielfalt gefördert.

Bundesumweltministerin Schulze: „Beim Artenschutz denken viele an aussterbende Nashornarten oder an den tropischen Regenwald. Aber auch wir in Deutschland haben Arten und Ökosysteme, die aussterben. Mein Ziel ist die Trendumkehr, das Stoppschild gegen das Artensterben. Was der Regenwald für bestimmte Affenarten ist, das ist zum Beispiel die Glatthaferwiese für bestimmte Insektenarten hier vor unserer Haustür. Diese Wiesen sind an vielen Orten verschwunden – so wie der Regenwald in Brasilien, nur unbemerkter. In der Region Aachen versuchen wir mit Förderung des Bundesumweltministeriums, dieses Ökosystem zurückzugewinnen – und damit Lebensraum zu schaffen für all die Arten, die davon abhängen. Insekten bestäuben unsere Obstpflanzen, sie sind zugleich Müllabfuhr, Kläranlage und Gesundheitsdienst unserer Ökosysteme. Eine Welt ohne Insekten wäre auch für uns Menschen nicht mehr lebenswert.“

Im seit April 2020 laufenden Vorhaben „FLIP ‒ Förderung der Lebensqualität von Insekten und Menschen durch perfekte Wiesenwelten“ entwickeln die Universität RWTH Aachen, die Stadt Aachen und die Städteregion Aachen regionaltypische artenreiche Glatthaferwiesen. Das mit rund 2,3 Millionen Euro geförderte Projekt will zeigen, wie sich städtische Grünflächen, aber auch intensives Mäh- und Weidegrünland der landwirtschaftlich genutzten Gebiete im Umland wieder ökologisch sinnvoll und standortgerecht aufwerten lassen. Dabei geht es unter anderem um die Frage, wie oft und wann man am insektenfreundlichsten mäht und welches regionale Saatgut man für eine möglichst große Artenvielfalt verwendet. Ein ökologisches Monitoring untersucht, ob es gelingt, verloren gegangene Pflanzen- und Insektenarten zurückzugewinnen. Neben der ökologischen Aufwertung der Wiesen ist es auch ein Projektziel, viele Menschen für Wiesenvielfalt und Insekten zu begeistern. Innerhalb des Projektes gibt es daher viele Möglichkeiten, aktiv mitzumachen. Die Erkenntnisse des Projekts sollen auch auf andere Regionen übertragen werden können.

Das im Mai 2017 begonnene und mit rund 2,6 Millionen Euro durch BMU und BfN geförderte Projekt „BienABest“ (Standardisierte Erfassung von Wildbienen zur Evaluierung des Bestäuberpotenzials in der Agrarlandschaft) des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI e.V.) und der Universität Ulm hat das Ziel, den Rückgang der Wildbienen zu stoppen. Denn fast die Hälfte der in den Roten Listen bewerteten Wildbienenarten in Deutschland sind in ihrem Bestand gefährdet oder schon ausgestorben. Darum werden im Projekt Nisthügel und Wildbienenweiden angelegt, um neue Lebensräume für Wildbienen zu schaffen. Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Projektes ist die Erarbeitung von standardisierten Erfassungsmethoden als Basis für ein systematisches Langzeit-Monitoring für Wildbienen. Die nun entwickelte App „Wildbienen Id BienABest“ kann diese Erfassungsmethoden durch eine bestandsschonende Bestimmung von Wildbienen im Feld unterstützen. Auch Laien können sie ab jetzt kostenlos herunterladen und zur Bestimmung von Wildbienen verwenden.

Blühstreifen in der Agrarlandschaft sind ein erprobtes Instrument zur Förderung der Artenvielfalt. Im nun startenden Projekt „LIBA – Leitfaden für die Insektenförderung durch Blühstreifen im Ackerland“ werden neue Konzepte entwickelt, wie Blühstreifen unkompliziert angelegt und finanziert werden können: Hierzu zählt zum Beispiel die Einführung freiwilliger „Blühstreifen-Cents“ beim Kauf von Produkten von direktvermarktenden landwirtschaftlichen Betrieben, die im Projekt die Blühstreifen anlegen. Das Projekt LIBA wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt ab sofort mit rund 360.000 Euro gefördert.