Hitzewelle in Deutschland – die Tiertransporte gehen trotzdem weiter

Pressemittelung von „Animals Angels“ vom 21. Juni 2021

Letzte Woche stiegen die Temperaturen in Deutschland zeitweise auf bis zu 38°C. Der Deutsche Wetterdienst gibt eine Hitzewarnung aus. Und dennoch: Unzählige Tiertransporte mit Ferkeln, Schafen, Rindern und Hühnern rollen weiter über Deutschlands Straßen – ihr Leiden ist unübersehbar. Die Tierschutzorganisation Animals‘ Angels dokumentiert mehrere Fälle und fordert die Politik auf, endlich zu handeln.

Bereits 2019 hatte die Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner deutlich gemacht: „Wenn es zu heiß ist, gilt ganz klar: kein Transport, das verstößt sonst eindeutig gegen das Tierwohl.“[1] Doch die Realität sieht auch zwei Jahre danach anders aus, wie der jüngste Einsatz von Animals‘ Angels zeigt.

Bei Temperaturen deutlich über 30°C begleitet Animals‘ Angels einen Transport von ‚Mast’ferkeln quer durch Deutschland. Die Tierkinder stehen dicht aneinandergedrängt. Trotz der Hitze wurde die Ladedichte nicht reduziert. Die Ferkel haben nicht genug Platz, um sich gleichzeitig hinlegen zu können. Sie zeigen eine extrem erhöhte Atemfrequenz und leiden stark unter der Hitze. Auch beobachtet das Animals‘ Angels Team immer wieder Transporte von ‚Mast’hühnern zum Schlachthof, sogar zur Mittagshitze.

Bei hohen Temperaturen leiden die Tiere bereits nach kurzer Zeit auf dem Transporter an „Hitzestress“. Sie können ihre Körpertemperatur nicht selbst herunterregulieren. Übliche Transportfahrzeuge sind nicht klimatisiert. Sie sind nur mit Ventilatoren ausgestattet, die die Temperaturen in den Fahrzeugabteilen nicht unter die Außentemperatur senken können. Die Enge auf dem Transporter und die fehlende oder ungenügende Versorgung mit Wasser verschärft die Situation für die Tiere zusätzlich. Das alles verursacht eine massive physische und psychische Belastung der Tiere, die bis zum Tod führen kann.

„Für diese sogenannten Kurzstreckentransporte unter 8 Stunden gibt es bisher kein Temperaturlimit. Das muss sich dringend ändern! Es braucht endlich Temperatur-Grenzwerte, die an die art- und typspezifischen Bedürfnisse der Tiere angepasst sind – unabhängig von der Länge des Transportes“, fordert die Einsatzleiterin Helena Bauer.

Denn bisher ist es laut EU-Tierschutztransportverordnung Nr. 1/2005 nur verboten, Tiere bei Temperaturen im Fahrzeuginneren von über 30°C zu transportieren, wenn die Transporte über 8 Stunden dauern. Auch diese gesetzlichen Vorgaben werden regelmäßig in der EU missachtet, wie der jüngste Einsatz bestätigt:

Animals‘ Angels begleitet einen Transport von niederländischen Schafen durch Deutschland. Der Zielort der Tiere liegt über 2300 km entfernt in Bulgarien. „Die Schafe mussten 1,5 Stunden im Stau ausharren, bei sengender Hitze von über 35°C. Die meisten Tiere waren ungeschoren und trugen dichtes Fell. Auch wenn die Tiere mehr Platz hatten als sonst – der Transport hätte bei diesen Temperaturen gar nicht erst abgefertigt werden dürfen! Die Tiere hatten enormen Hitzestress – und dann haben die Fahrer nicht einmal die Ventilation angestellt, erst auf unser Drängen hin. Doch wer kontrolliert das schon unterwegs?“, berichtet Helena Bauer weiter.

Auf EU-Ebene wird derzeit um die Revision der Tierschutztransportverordnung Nr. 1/2005 gerungen, und in Deutschland trifft sich am kommenden Freitag, den 25.06.2021, der Bundesrat zu einer Plenumssitzung, bei der die Überarbeitung der nationalen Tierschutztransportverordnung auf der Agenda steht. U.a. werden dort auch Transporte bei Hitze diskutiert.

In diesem Zusammenhang hält der Ausschuss für Agrarpolitik und Verbraucherschutz des Bundesrates in seinen Empfehlungen (BR-Drucksache 394/1/1 vom 11.06.2021) fest: „Hitzestress ist hochgradig tierschutzrelevant und sollte weder auf Kurz- noch auf Langstreckentransporten geduldet werden.“[2].

Animals‘ Angels fordert den Bund auf gemeinsam mit den Bundesländern deutschlandweit endlich klare Regelungen zu treffen und in der EU als gutes Beispiel für mehr Tierschutz voranzugehen.

Die Grenzwerte für die Temperaturen in der Verordnung zum Schutz der Tiere beim Transport auf nationaler und EU-Ebene müssen je nach Tierart, Alter und physischen Konditionen deutlich nach unten korrigiert werden. Auch müssen die Bundesländer dabei ihrer Kontrollpflicht nachkommen und die Tiertransporte, unabhängig von der Länge der Strecke, bei hohen Temperaturen effektiv unterbinden. Der Bundesrat hat im Zuge der Revision der nationalen Tierschutztransportverordnung nun die Gelegenheit ein Zeichen für die Tiere zu setzen.

Um der Forderung, Tiertransporte im Sommer zu stoppen, mehr Nachdruck zu verleihen, startet Animals‘ Angels auch in diesem Jahr wieder die Aufklärungskampagne #StopHeatSuffering. Plakate an über hundert Autobahnraststätten machen ab dem 15. Juli auf das Schicksal der Tiere bei Hitzetransporten aufmerksam.


[1] BMEL Pressemitteilung Nr. 154/2019 vom 14. Jul 2019, https://www.bmel.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2019/154-tiertransporte.html

[2] https://www.bundesrat.de/SharedDocs/drucksachen/2021/0301-0400/394-1-21.pdf?__blob=publicationFile&v=1

Ade Alleenland Brandenburg?

Pressemitteilung des NABU Brandenburg vom 18. Juni 2021


Ambitionslose Koalitionsfraktionen ignorieren dringenden Handlungsbedarf im Alleenschutz

Erst als Reaktion auf den Antrag der Linken haben die Koalitionsfraktionen überhaupt in Erwägung gezogen, sich mit dem Alleenschutz zu befassen. Doch während der Antrag der Linken sinnvolle Maßnahmen und konkrete Arbeitsschritte zum Umgang mit den Alleen im Land enthält, ist der Antrag der Koalitionsfraktionen weitestgehend inhaltlos. Dort werden lediglich die Themen benannt, ohne jedoch Maßnahmen daraus abzuleiten oder Handlungsaufträge zu formulieren.

Friedhelm Schmitz-Jersch, Landesvorsitzender des NABU Brandenburg seigt sich enttäuscht: „Wir begrüßen natürlich, dass sich der Landtag überhaupt mit den Alleen befasst. Aber was da aktuell von den Regierungsfraktionen eingebracht wurde, verkennt völlig den dringenden Handlungsbedarf. Bereits seit Jahren haben wir ein erhebliches Nachpflanzungsdefizit und nun kommt auch noch dazu, dass gerade auch Alleebäume massiv unter der Trockenheit der letzten Jahre gelitten haben.“

Alleen sind nicht nur ein wertgebender Kultur- und Landschaftsbestandteil, sondern auch wichtige Lebensräume und Ausbreitungskorridore für zahlreiche streng geschützte Arten. Dementsprechend sind sie auch gemäß Naturschutzrecht des Landes Brandenburg geschützt.
Daraus resultieren auch entsprechende Nachpflanzpflichten, wenn z.B. zur Verkehrssicherung Alleebäume gefällt werden müssen.  Doch dieser Anforderung wird Brandenburg seit Jahrzehnten nicht gerecht.

„Wir sind höchst besorgt über die Entwicklung des Alleenbestandes in Brandenburg!“, so Schmitz-Jersch. „Immerhin ist eine entsprechende Befassung mit dem Thema auch schon im Koalitionsvertrag verankert. Wir brauchen mehr Engagement und ein entschiedenes Vorgehen und fordern Regierung und Verkehrsministerium auf, endlich zielführende Lösungen zu erarbeiten.“


Klimafolgenforschung für die Öffentlichkeit besser zugänglich machen: ISIpedia-Portal startet

Pressemitteilung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) vom 15. Juni 2021

 

Entscheidungsträgern auf allen Ebenen wird ein neues Werkzeug zur Bewältigung der Herausforderung des Klimawandels in die Hand gegeben. Daten und Erklärungen zu den Auswirkungen der globalen Erwärmung – von Überschwemmungen bis hin zu Dürren – werden von einem Team aus 12 internationalen Forschungsinstituten der Öffentlichkeit besser zugänglich gemacht. Heute starten sie das Online-Portal ISIpedia, in dem Forschende ihre Studien erklären und globale Ergebnisse auf Länderebene herunterbrechen, sowohl für die Planung von Anpassung an die Folgen als auch von Emissionsminderungen.

„Das Problem zu verstehen kann ein mächtiges Werkzeug sein, um dabei zu helfen, eine sichere Klimazukunft für alle zu schaffen“, sagt Katja Frieler, ISIpedia-Projektleiterin vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. „Wir alle sind Entscheidungsträger bei diesem Thema, und unsere Entscheidungen sollten idealerweise auf den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen. Deshalb machen die Forscherinnen und Forscher auf ISIpedia nicht nur ihre Daten, verdichtet in Karten und Grafiken, und entscheidende Informationen aus globalen Studien auf Länderebene leicht zugänglich, sondern geben auch einen Einblick in die Analysen selbst.  Auf ISIpedia erzählen sie über den Forschungsprozess; die Methoden, die sie anwenden; was wir nicht wissen und was wir sehr sicher wissen.“

„ISIpedia wird wachsen“, sagt Frieler. „Unser Ziel ist es, die Beweise auf den Tisch zu legen, damit sowohl Bürgerinnen und Bürger als auch Unternehmen und Politiker bestinformierte Entscheidungen treffen können, wenn es um das Handeln in der Klimakrise geht.“

Von den beobachteten Auswirkungen des Klimawandels zu den Zukunfts-Projektionen

Die Artikel auf der neuen Plattform fallen alle in drei Kategorien: Die erste ist ‚Beobachtete Auswirkungen des Klimawandels‘ und befasst sich mit Fragen wie ‚Ist der berichtete Anstieg von hochwasserbedingten Schäden bereits durch den Klimawandel verursacht?‘. Die zweite Kategorie ist ‚Modellevaluation‘, also die Frage, ob die Computersimulationen zur Projektion von Klimaauswirkungen in die Zukunft gut genug sind. Sind die Erntemodelle zum Beispiel in der Lage, den starken Rückgang der Maiserträge zu reproduzieren, der in den USA bei sehr hohen Temperaturen bereits beobachtet wurde? Die dritte Kategorie ist ‚Zukunftsprojektionen‘ und handelt von den Risiken, die der Klimawandel für die natürlichen Systeme und unsere Gesellschaft mit sich bringt.

ISIpedia macht Klimaauswirkungen auf Länderebene konkret. Zum Beispiel können politische Entscheiderinnen und Anpassungsplaner aus Ägypten erfahren, dass ihr Land auf der Rangliste der von Flussüberschwemmungen betroffenen Menschen ganz oben steht. China, ein globaler Top-Emittent, liegt auf Rang 24 und muss damit ebenfalls auf steigende Risiken einstellen.

Der Name ISIpedia ist eine Kurzform für Inter-Sectoral Impacts Encyclopedia. Sie basiert auf Forschungen, die im Rahmen des Inter-Sectoral Impact Model Intercomparison Project (ISIMIP) durchgeführt wurden, an dem weltweit rund 100 Forschergruppen beteiligt sind. Durch den einheitlichen Rahmen für verschiedenste Computersimulationen von Klimafolgen ermöglicht das Projekt konsistente und robuste Projektionen der Auswirkungen des Klimawandels über verschiedene Sektoren und Skalen hinweg. Das ISIpedia-Portal ist kostenlos und frei zugänglich. Professionelle Nutzer und Nutzerinnen können sowohl die in den besprochenen wissenschaftlichen Studien verarbeiteten Daten als auch die Rohdaten herunterladen.

Abschätzungen nutzbar machen, etwa für die Bewertung von Klimarisiken im Finanzsektor

„Um die Nutzbarkeit der Klimafolgenabschätzungen zu erhöhen, enthält unser Portal umfangreiche Informationen darüber, wie diese Abschätzungen angewendet werden können. Sie sind zum Beispiel wichtig, um in Klimaprozessen eine solide wissenschaftliche Grundlage zu schaffen oder um die Risiken des Klimawandels für den Finanzsektor zu bewerten“, sagt Barbara Willaarts vom IIASA, dem International Institute for Applied Systems Analysis, einem der Kernpartner.

Die Einbeziehung der Perspektive potenzieller Nutzerinnen und Nutzer, um deren Bedürfnisse in das Design und die Entwicklung des ISIpedia-Portals widerzuspiegeln, war ein Schlüsselelement, um seine Praktikabilität zu maximieren.

„Wir wollten das Portal auf partizipative Weise entwickeln und Dialoge zwischen Klimamodellierern und potenziellen Nutzern, einschließlich politischen Entscheidungsträgern und Praktikern, ermöglichen“, sagt Inga Menke von Climate Analytics in Berlin, die das Stakeholder-Engagement-Team leitete. „Das hat uns geholfen, Vertrauen in die Daten hinter dem Portal aufzubauen, Interesse für die Nutzung der Daten zu schaffen, zum Beispiel in der nationalen Anpassungsplanung, während die Modellierer ein besseres Verständnis dafür bekamen, was die Nutzer brauchen.“

+++

Weblink zum Portal: www.isipedia.org

Hintergrundinformationen: www.isimip.org/isipedia

Das ISIpedia-Projekt ist Teil von ERA4CS, einem ERA-NET-Projekt, das von JPI Climate mit Ko-Finanzierung durch die Europäische Union initiiert wurde (Förderungsnummer: 01LS1711A). Das ISIpedia-Projekt wird von einem 12-köpfigen Konsortium unter der Leitung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) durchgeführt. Das PIK koordiniert das Projekt und leitet die wissenschaftliche Arbeit auf der Grundlage von ISIMIP-Modellsimulationen und Folgenabschätzungen. Das Bewertungs- und Redaktionsteam, angesiedelt am Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA), leitet das Design und die Entwicklung der ISIpedia-Website und der Folgenabschätzungen. Climate Analytics beherbergt das Stakeholder Engagement Team und leitet den Prozess zur Einbeziehung von Nutzerperspektiven in die Gestaltung von ISIpedia.

Das Projekt-Konsortium besteht aus:
– Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (Deutschland)
– Climate Analytics gGmbH (Deutschland)
– Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum (Deutschland)
– Global Climate Forum (Deutschland)
– Goethe Universität, Frankfurt (Deutschland)
– Universitat Autònoma de Barcelona (Spanien)
– Karlsruhe Institute of Technology (Deutschland)
– Laboratoire des Sciences du Climat et de l’Environnement (Frankreich)
– Umea University (Schweden)
– Universidad Pablo de Olavide (Spanien)
– Utrecht University (Niederlande)
– International Institute for Applied Systems Analysis (Österreich)

Umweltminister Vogel stellt Jahresbilanz der Naturwacht vor: Deutlich mehr Besucher in den Naturlandschaften in 2020

Pressemitteilung des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz vom 14. Juni 2021

Seddiner See – Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel stellte heute gemeinsam mit dem neuen Geschäftsführer der Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg

Holger Rößling und der neuen Naturwacht-Leiterin Britta Schmidt den Jahresbericht der Naturwacht für 2020 vor. Einer der Schwerpunkte war der coronabedingte

Besucheranstieg in den heimischen Naturlandschaften.

Nach Schätzungen der Naturwacht besuchten 2020 im Vergleich zu den Vorjahren etwa doppelt so viele Menschen die 15 Brandenburger Naturlandschaften. Dabei verteilten sich die Gäste sehr unterschiedlich im Land. „In den berlinnahen Naturlandschaften wie den Naturparken Barnim oder Nuthe-Nieplitz waren besonders viele Menschen unterwegs. In den berlinferneren Großschutzgebieten wie dem Biosphärenreservat Flusslandschaft-Elbe oder dem Naturpark Westhavelland ging es dagegen ruhiger zu“, erklärte Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel.

Die neue Naturwacht-Leiterin Britta Schmidt sieht einen klaren Zusammenhang mit den coronabedingten Reisebeschränkungen im vergangenen Jahr. „Viele Menschen haben in dieser Zeit die heimische Natur für sich entdeckt. Brandenburg ist hier keine Ausnahme. Das Interesse an den Nationalen Naturlandschaften ist deutschlandweit gestiegen“, berichtete Britta Schmidt.

„Wir begreifen dies als große Chance, auch über Corona hinaus deutlich mehr Menschen für die heimische Natur und deren Schutz begeistern zu können“, so Umweltminister Vogel. „Brandenburg hat sehr viel zu bieten. Neben der üppigen Naturausstattung gibt es ein gut ausgebautes Rad- und Wanderwegenetz sowie zahlreiche Beobachtungstürme und Besucherinformationszentren in den Naturlandschaften. Wir begrüßen es sehr, wenn diese Infrastruktur rege genutzt wird und die vielen Gäste sich bei uns wohl fühlen. Das stärkt den Tourismus im Land und auch die regionale Entwicklung in den Großschutzgebieten“, erklärte Brandenburgs Umweltminister. 

Verstärkte Aufklärung wegen zunehmender Verstöße

Allerdings ging der Anstieg der Besucherzahlen im Nationalpark, den drei Biossphärenreservaten und den elf Naturparken im Land auch mit einem erhöhten Arbeitsaufkommen für die dort tätigen 87 Rangerinnen und Ranger einher. „Viele Besucher:innen waren nicht mit den Verhaltensregeln in sensiblen Schutzgebieten vertraut“, berichtete Britta Schmidt. So registrierten die Ranger vermehrt die Missachtung des Wegegebots (675 Fälle in 2020), illegales Zelten (400 Fälle) sowie Feuerstellen (163 Fälle). Ferner reagierten viele Menschen auf die reduzierten Kapazitäten auf Campingplätzen oder in Unterkünften, indem sie mit ihren Wohnmobilen und Campern wild am Straßenrand oder auf Waldwegen parkten. Insgesamt verzeichnete die Naturwacht 2020 mit 2.412 Überschreitungen (1.151 in 2019) eine deutliche Zunahme von Verstößen in den Brandenburger Naturlandschaften.

Die Naturwacht reagierte auf den gestiegenen Besucherdruck mit verstärkten Gebietskontrollen und Aufklärung der Gäste. „Die Ranger:innen arbeiten als Mittler zwischen Mensch und Natur. Dazu gehört auch, dass sie die wichtigsten Verhaltensegeln immer wieder im direkten Gespräch oder im Rahmen von RangerTouren kommunizieren. Die meisten Menschen sind einsichtig, wenn man ihnen erklärt, weshalb ein freilaufender Hund in sensiblen Gebieten eine Gefahr für die Gelege von Bodenbrütern darstellt oder man auf den Wegen bleiben muss“, so Britta Schmidt. Zur besseren Aufklärung sollen auch die engere Zusammenarbeit mit den Touristikern sowie neue Infotafeln beitragen, die die Naturwacht zum richtigen Verhalten an Land und zu Wasser entwickelt hat.

Ebenjene stehen ab sofort auch an der Badestelle am Seddiner See bei Kähnsdorf. „Der See zählt im Naturpark Nuthe-Nieplitz zu den beliebtesten Naherholungsgebieten“, berichtete Naturparkleiterin Mareike Mertens. Ausgerechnet der sehr niedrige Wasserstand, welcher der Gemeinde Seddiner See und der Naturparkverwaltung seit Jahren Sorgen bereitet, lockte sehr viele Besucher:innen an. „Es sind durch das fehlende Wasser sehr breite Uferzonen entstanden. Für Erholungssuchende wirkt dies leider wie eine Einladung zu einem Strandspaziergang rund um den See. Dabei werden das nachwachsende Schilf sowie die Muschelbänke zertrampelt und Brutvögel gestört“, erklärte Axel Zinke, der Bürgermeister der Gemeinde Seddiner See. Gemeinsam mit dem Förderverein Seddiner See haben die Gemeinden Seddiner See und Michendorf eine Benjeshecke angelegt, um die Badegäste und Spaziergänger besser zu lenken. Durch das Aufstellen der Naturwacht-Infotafeln erhofft man sich mehr Verständnis für den Schutz sensibler Arten und Lebensräume. 

Bilanz der Naturwacht-Arbeit 2020

Das Arbeitsgebiet der Naturwacht sind die 15 Brandenburger Naturlandschaften. Die 87 Rangerinnen und Ranger agieren auf einem Drittel der Landesfläche – etwa 9.000 Quadratkilometern – seit 30 Jahren als Mittler zwischen Mensch und Natur. Die Ranger sind akzeptierte Ansprechpartner für Landnutzer:innen und Anwohner:innen in den Brandenburger Naturlandschaften. Ihre Gebietskenntnisse kommen den Naturwächtern auch bei Führungen zugute. Im Jahr 2020 begleiteten die Ranger:innen rund 4.000 Gäste auf 290 geführten Touren und stärkten damit den Naturtourismus. Coronabedingt kam die Naturwacht bei den Führungen in 2020 nur auf rund die Hälfte der Vorjahreswerte.

Im Rahmen ihrer Arbeit mit Kinder- und Jugendgruppen, den Junior Rangern, weckt die Naturwacht Interesse für Natur- und Umweltschutz bei der jungen Generation. Auch am Ganztagsschulangebot des Landes beteiligt sie sich. Insgesamt organisierten die Rangerinnen und Ranger 170 Projekttage mit mehr als 3.100 Schülern im vergangenen Jahr. 335 Freiwillige unterstützten die Naturwacht bei der Arbeit. Sie halfen insbesondere beim Arten- und Biotopschutz, den naturkundlichen Erfassungen und bei der Umweltbildung.

Derzeit wird das naturkundliche Monitoring – also die Erfassung von Lebensräumen, Tieren und Pflanzen – auf ein digitales System umgestellt. „So wissen wir ab sofort noch schneller, wo wir im Naturschutz gut vorankommen und wo wir noch besser werden müssen“, lobte Umweltminister Vogel die Weiterentwicklung. Sorge bereitet den Naturwächtern die Entwicklung der Wiesenlimikolen, zu denen der Kiebitz gehört. Die Naturwacht beobachtet bei diesen Arten seit Jahren einen erschreckend niedrigen Bruterfolg. Vermutlich ist die Zunahme von Raubsäugern wie Waschbär, Marderhund und Mink sowie der Verlust geeigneter Lebens- und Bruträume ursächlich für den Rückgang der Wiesenlimikolen.

Neue Analyse zeigt Risiken der Erderhitzung für Deutschland

Gemeinsame Pressemitteilung, erhalten durch Bundesumweltministerium am 14. Juni 2021

 

 

Bei einem ungebremsten Klimawandel würden die Risiken durch Hitze, Trockenheit und Starkregen im gesamten Bundesgebiet künftig stark ansteigen. Das zeigen die Ergebnisse der Klimawirkungs- und Risikoanalyse (KWRA) des Bundes, die heute von Bundesumweltministerium und Umweltbundesamt vorgestellt wurde. Die Schäden wirken sich dabei wie bei einem Dominoeffekt von bereits heute stark belasteten Ökosystemen wie Böden, Wäldern und Gewässern hin zum Menschen und seiner Gesundheit aus.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze: „Der Klimawandel bedroht die Lebensgrundlagen kommender Generationen und schränkt ihre Freiheiten ein. Die wichtigste Vorsorge ist entschlossener Klimaschutz. Doch auch für die bereits nicht mehr vermeidbaren Folgen des Klimawandels ist eine umfassende Vorsorge nötig: Deutschland braucht mehr Bäume in den Städten, mehr Grün auf den Dächern, mehr Raum für die Flüsse und vieles mehr. Und es muss schnell gehen, denn viele Maßnahmen brauchen Zeit bis sie wirken. Es dauert, bis ein Stadtbaum gewachsen ist und Schatten spendet in überhitzten Städten. Zugleich müssen alle politischen Ebenen mitmachen können. Kommunen sind als Erste von den Folgen des Klimawandels betroffen. Städte, Landkreise und Gemeinden sollen daher jetzt die Unterstützung erhalten, die zu ihnen passt. Das Bundesumweltministerium wird Kommunen ab Juli mit einem eigenen Beratungszentrum beim Finden individueller Lösungen unterstützen. Wir werden auch den Einsatz von Anpassungsmanagern fördern, die vor Ort die Klimaanpassung vorantreiben. Im nächsten Schritt wird die Bundesregierung auf Basis der Klimawirkungs- und Risikoanalyse verlässliche finanzielle und rechtliche Rahmenbedingungen für eine wirksame Klimaanpassung schaffen müssen.“

Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamts: „Zum Ende des Jahrhunderts könnten einige Risiken in Deutschland so stark ansteigen, dass sie nur durch tiefgreifende Vorsorgemaßnahmen reduziert werden können. Wir müssen jetzt handeln. Dazu gehört die konsequente Umsetzung naturbasierter Maßnahmen, auch beim Hochwasser- und Küstenschutz, wie beispielsweise die Auenrenaturierung und die Verbesserung des Rückhalts in der Fläche sowohl auf dem Land als auch in den Städten. Parallel müssen wir die Verschmutzung und Übernutzung von Wasser, Boden und Luft drastisch verringern, und in eine massive Begrünung von Freiflächen und Gebäuden investieren. Landschaften und Städte müssen wir so umbauen, dass sie sich ohne Schäden an Ökosystemen, Häusern und Infrastrukturen wie ein Schwamm mit Wasser vollsaugen und es wieder abgeben können. Wir müssen asphaltierte Flächen verkleinern oder mit wasserdurchlässigen Baustoffen ersetzen, Freiflächen und Begrünung schaffen und den Flächenverbrauch so schnell wie möglich reduzieren. Viele dieser Anpassungsmaßnahmen stärken nicht nur die Ökosysteme, sondern verbessern zugleich die Lebensqualität uns die Gesundheit der Menschen.“

Tobias Fuchs, Vorstand Klima und Umwelt des Deutschen Wetterdienstes: „Der Klimawandel schreitet weiter voran. Die Zunahme der Treibhausgaskonzentrationen ist bisher ungebremst. Das hat Folgen. So ist die durchschnittliche Jahrestemperatur in Deutschland seit 1881 bereits um 1,6 Grad gestiegen – stärker als weltweit. Die Auswirkungen spüren wir hierzulande. Zum Beispiel hat sich die Zahl der Hitzetage mit Höchsttemperaturen über 30 Grad Celsius fast verdreifacht und die Winterniederschläge stiegen um 27 Prozent. Und wie sieht unsere Klimazukunft aus? Wenn der schlechteste Fall unseres Szenarios eintritt, dann erwarten wir für Deutschland einen Anstieg der mittleren Lufttemperatur bis zur Mitte des Jahrhunderts zwischen 2,3 und 3 Grad – im Vergleich zum frühindustriellen Zeitalter. Steigen die Treibhausgasemissionen kontinuierlich an und stabilisieren sich zum Ende des 21. Jahrhunderts auf einem sehr hohen Niveau, könnten die Temperaturen hierzulande bis 2100 um 3,9 bis 5,5 Grad steigen.“

In der Klimawirkungs- und Risikoanalyse 2021 (KWRA) für Deutschland wurden über 100 Wirkungen des Klimawandels und deren Wechselwirkungen untersucht und bei rund 30 davon sehr dringender Handlungsbedarf festgestellt. Dazu gehören tödliche Hitzebelastungen, besonders in Städten, Wassermangel im Boden und häufigere Niedrigwasser, mit schwerwiegenden Folgen für alle Ökosysteme, die Land- und Forstwirtschaft sowie den Warentransport. Es wurden auch ökonomische Schäden durch Starkregen, Sturzfluten und Hochwasser an Bauwerken untersucht sowie der durch den graduellen Temperaturanstieg verursachte Artenwandel, einschließlich der Ausbreitung von Krankheitsüberträgern und Schädlingen.

Bisher sind nur wenige Regionen in Deutschland sehr intensiv von Hitze, Trockenheit oder Starkregen betroffen. Bei einem starken Klimawandel würden bis Mitte des Jahrhunderts sehr viel mehr Regionen mit diesen Wirkungen konfrontiert sein. Im Westen und Süden Deutschlands würde sich das Klima relativ zu heute am stärksten verändern. Im Südwesten und Osten würden klimatische Extreme am häufigsten vorkommen. Die Flüsse und Flusstäler könnten durch Folgen von wasserspezifischen Risiken, wie Niedrig- und Hochwasser, betroffen sein. An der Küste würden die Gefahren durch den Meeresspiegelanstieg in der zweiten Jahrhunderthälfte deutlich zunehmen. Bei einem starken Klimawandel würde Ende des Jahrhunderts im Vergleich zu heute ganz Deutschland ein Hotspot für Risiken des Klimawandels. 

Die KWRA zeigt die Risiken verschiedener Klimaszenarien in der Mitte und zum Ende des Jahrhunderts. Erstmalig wurde dabei analysiert, wie die Risiken in einzelnen Sektoren zusammenhängen und sich gegenseitig beeinflussen. Für die höchsten Klimarisiken wurden zudem Anpassungsmöglichkeiten analysiert und dahingehend bewertet, wie stark sie das zukünftige Klimarisiko senken können.

Die Studie wurde im Auftrag der Bundesregierung durch ein wissenschaftliches Konsortium und unter Einbindung von Expertinnen und Experten aus 25 Bundesbehörden und -institutionen aus neun Ressorts im Behördennetzwerk „Klimawandel und Anpassung“ erarbeitet. Die Ergebnisse der Studie sind eine wesentliche Grundlage für die Weiterentwicklung der Deutschen Strategie zur Anpassung an den Klimawandel (DAS).

Erste Maßnahmen zur Stützung des Abflusses der Spree im mittleren Spreegebiet ergriffen

Pressemitteilung des Ministeriums für Landwirtschaft, Klimaschutz und Umwelt vom 10. Juni 2021

Cottbus – Ausbleibende Niederschläge und die ersten sommerlichen Temperaturen in diesem Jahr führen zum Rückgang der Abflüsse in der Spree. Eine schnelle Entspannung der meteorologisch-hydrologischen Verhältnisse ist derzeit nicht in Sicht. Deshalb hat das Landesamt für Umwelt (LfU) im Vorgriff auf das Niedrigwasserkonzept für die mittlerer Spree in Absprache mit den Landkreisen Maßnahmen eingeleitet, um die Abflüsse der Spree zu stützen.

Das Landesamt für Umwelt (LfU) informierte die unteren Wasserbehörden sowie Wasser- und Bodenverbände über die aktuelle Situation und leitet erste Schritte zur Abflussstützung, sowie Reduzierungen von Ausleitungen aus der Spree, ein.

Als Hauptmaßnahme wurde die Reduzierung der Abgabemengen aus der Spree für mehrere Gewässer angeordnet. Das hydrologischen Messprogramm, also Abflussmessungen an ausgewählten Profilen und Ausleitungen, wurde außerdem bereits verdichtet.

Grund dafür sind die gestiegenen Temperaturen seit letzter Woche und fehlende Niederschläge. Seit Junibeginn sind lediglich 0,2 Liter pro Quadratmeter in Cottbus an Regen gefallen. Durchschnittlich fallen in Cottbus im Juni 50 Liter pro Quadratmeter Regen (langjährige Reihe 1981 bis 2010). Auch im Oberlauf der Spree fiel in dieser Zeit kaum Regen. Für die kommenden 14 Tage sind zudem keine Niederschläge in der gesamten Lausitz vorhergesagt.

Die Speicher in Sachsen sind zwar noch gut gefüllt, aber an der Talsperre Spremberg wurde die Abgabe zur Stützung des Spreegebietes auf aktuell 9,9 Kubikmeter die Sekunde erhöht. Aktuell sinkt der Beckenwasserstand um 3 Zentimeter pro Tag. Die sächsischen Speicher haben mit der Niedrigwasseraufhöhung begonnen. Unter diesen Bedingungen verringern sich die Reserven zügig.

Trotz Abgabenerhöhung der Talsperre Spremberg konnte der Abfluss am Pegel Leibsch UP nicht mehr gehalten werden. Aufgrund der sommerlichen Temperaturen und der aufblühenden Vegetation, vor allem im Spreewald, stieg die Verdunstung deutlich an.

Am 09.06.2021 wurde am Pegel Leibsch UP ein Abfluss von lediglich 3,46 Kubikmeter pro Sekunde gemessen (Stand 09.06.2021). Der mittlere Abfluss am Pegel Leibsch UP liegt im Juni bei 7,76 Kubikmeter pro Sekunde basierend auf der langjährigen Reihe 1991 bis 2019.

Aufgrund der Vorhersagen ist mit einem weiteren Rückgang der Abflüsse in der Spree sowie dem Erfordernis weiterer Maßnahmen zur Abflussstützung zu rechnen. Aus diesem Grund bitten wir schon jetzt, um einen sensiblen und sparsamen Umgang mit der Ressource Wasser.

Zwei Millionen Straßenkatzen: Zu wenig Unterstützung für Tierheime

Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes vom 10.Juni 2021

Tierheime übernehmen eine entscheidende Rolle im Kampf gegen das Leid der rund zwei Millionen Straßenkatzen in Deutschland. Doch eine Umfrage des Deutschen Tierschutzbundes bestätigt, dass fast jedes dritte Tierheim keine finanzielle Unterstützung von Land und Kommune für die wichtige Kastration der Tiere erhält. Nach wie vor fehlt es zudem an Kastrationspflichten für Freigängerkatzen aus Privathaushalten, die zur unkontrollierten Vermehrung und damit dem Katzenelend beitragen: 74 Prozent der dem Verband angeschlossenen Tierheime beklagen das Fehlen einer solchen Pflicht in ihrer Kommune. Der Deutsche Tierschutzbund fordert im Rahmen seiner Kampagne „Tierheime helfen. Helft Tierheimen!“ mehr Unterstützung für die Tierheime und die Einführung einer bundesweiten Kastrations-, Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht.

„Die Kosten, die Tierheime für Kastrations-Aktionen stemmen, summieren sich schnell. Ohne Spenden wäre dies nicht zu leisten, denn nur die wenigsten Tierheime erhalten dafür kostendeckende Zuschüsse von öffentlichen Stellen“, sagt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. Weil nur die Kastration der Straßenkatzen in Kombination mit der Kastration von Freigängerkatzen langfristig dazu führen wird, dass die Straßentier-Population zurückgeht, fordert er: „Länder und Kommunen müssen mehr finanzielle Mittel bereitstellen, um den Tierheimen im Kampf gegen das Katzenelend unter die Arme zu greifen. Gleichzeitig müssen Katzenhalter bei Kastration, Kennzeichnung und Registrierung in die Pflicht genommen werden.“

Förderung hat Einfluss auf die Populationsentwicklung

Bei Kastrations-Aktionen fangen die Tierheime Straßenkatzen ein und lassen sie kastrieren. Dabei werden die Tiere auch gekennzeichnet und bei FINDEFIX, dem Haustierregister des Deutschen Tierschutzbundes, registriert. Sobald möglich, lassen die Tierschützer die Katzen dann wieder in ihrem Revier frei. Die finanzielle Unterstützung von Land oder Kommune dafür ist meist unzureichend. Dabei hat die Förderung einen direkten Einfluss auf die Erfolgsaussichten der Tierschutzarbeit: Stehen Gelder zur Verfügung, sind die Chancen größer, die Zahl der Katzen und ihr Leid tatsächlich zu verringern.

Verborgenes Leid der Straßenkatzen

Das Katzenelend bleibt für viele Menschen unsichtbar und ist in Deutschland eines der größten unbemerkten Tierschutzprobleme. Anders als viele vermuten, sind Straßenkatzen keine Wildkatzen. Jede einzelne stammt ursprünglich von einer unkastrierten Hauskatze ab, die sich unkontrolliert vermehren konnte. Um das Problem langfristig in den Griff zu bekommen, wäre eine flächendeckende, am besten bundesweite Kastrations-, Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht für Freigängerkatzen aus Privathaushalten notwendig, für die sich der Tierschutzbund seit Jahren stark macht.

Fördermittel für Heinz-Sielmann Stiftung übergeben

Pressemitteilung der Heinz-Sielmann Stiftung vom 3. Juni 2021

Am Donnerstag 3. Juni um 13 Uhr überreichte Guido Beermann, Minister für Infrastruktur und Landesplanung des Landes Brandenburg, einen Zuwendungsbescheid über 238.000 Euro an Michael Beier, Vorstandsvorsitzender der Heinz Sielmann Stiftung. Mit den Fördergeldern aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) werden Winterquartiere für Schafe und Ziegen in der Döberitzer Heide geschaffen. Rund 60.000 Euro steuert die Stiftung aus Spendengeldern selber bei. Die Beweidung der Naturschutzflächen dient der Landschaftspflege und damit der Artenvielfalt.

Schafe bevorzugen beim Fressen magere Gräser, die Ziegen knabbern am liebsten an Blättern, kleinen Ästen und dünnen Stämmen. Genau das ist in dem weitläufigen Naturschutzgebiet erwünscht. Der Aufwuchs von Bäumen und Sträuchern soll verhindert werden, damit die Offenlandschaft für die wärmeliebenden Arten erhalten bleibt. Noch effektiver wird der Gehölzaufwuchs begrenzt, wenn die Schafbeweidung auch im Winter fortgesetzt wird. Dazu werden jetzt mit Hilfe der Fördergelder vom Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung acht mobile Unterstände für die Weidetiere im Winter errichtet.

Zum Projekt

„Die Döberitzer Heide im Ballungsraum Berlin-Potsdam ist als Naturerlebnisraum und Ort der Umweltbildung von großer Bedeutung für Einheimische und Gäste aus dem In- und Ausland. Die Heinz Sielmann Stiftung ist Kooperationspartner der Stadt-Umland-Strategie der Landeshauptstadt Potsdam und deren Partnern. Mit den neuen Winterquartieren wird die ganzjährige Beweidung des Gebietes möglich sein, womit ein weiterer wichtiger Beitrag für den Erhalt der Biotope in der Döberitzer Heide geleistet wird. Davon profitieren sowohl die Natur als auch die Menschen der Region. Das ist gut angelegtes Geld der europäischen Union“, sagte der Minister bei der Übergabe des Förderbescheids.

„Wir freuen uns, dass das Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung nicht nur Brücken und Straßen baut, sondern auch den Wert des Naturschutzes und die Arbeit der Heinz Sielmann Stiftung anerkennt und mit ihren Mitteln fördert. Die Winterbeweidung ist ein weiterer Mosaikstein in dem großen Maßnahmenpanorama der Stiftung zum Erhalt der biologischen Vielfalt“, dankte der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Michael Beier, dem Minister für die Förderung.

Winterschutz für Schafe

Sechs der Rundbogenhallen bieten jeweils ca 150 Weidetieren im Winter Schutz vor der Witterung und vor Raubtieren sowie eine ausreichende Versorgung mit Futter und Trinkwasser. Zwei Hallen dienen der Vorhaltung von Futter, Technik und weiterer Logistik. Dort, wo bisher keine Wasserversorgung vorhanden ist, werden Brunnen gebaut.

Insgesamt werden im Winter voraussichtlich 200-300 Tiere, geteilt in zwei Herden, in Sielmanns Naturlandschaft von Standort zu Standort ziehen. In diesem Sommer sind rund 1400 Schafe und 200 Ziegen in Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide unterwegs und beweiden insgesamt 300 Hektar Offenflächen. Mit ihren Futtervorlieben und ihrer Genügsamkeit sind Schafe und Ziegen ideale Landschaftspfleger für die Trockenrasen und Magerwiesen in Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide. Die Tiere beweiden vor allem Gebiete, die nicht von schwerer Technik befahren und deshalb nicht maschinell gepflegt werden können.

Für die Artenvielfalt

Viele seltene Insekten und Vögel bevorzugen die offene und halboffene Landschaft der Döberitzer Heide mit ihren lichten Eichenwäldern und offenen sandigen oder feuchten Flächen. Trockenrasen, Zwergstrauchheiden und Dünen sowie viele andere Offenlandtypen mehr bieten seltenen Tier- und auch Pflanzenarten die passenden Lebensräume. Im Sandboden finden seltene Wildbienen Brutplätze, große und kleine Falter finden passende Nahrung an den Waldrändern. Vögel wie Wiedehopf und Wendehals, Steinschmätzer und Heidelerche, die man in der Agrarlandschaft sonst kaum mehr findet, leben auf der 3650 Hektar großen Fläche in zunehmender Zahl. In den feuchten Bereichen fühlen sich Kranich, Fischotter und die bundesweit stark gefährdete Rotbauchunke wohl. Deshalb genießt Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide als Fauna-Flora Habitat (FFH) den höchsten europäischen Schutz und ist zu großen Teilen als Vogelschutzgebiet ausgewiesen.

NABU freut sich über hohe Beteiligung

Pressemitteilung des NABU Brandenburg vom 2. Juni 2021

Potsdam – Das Endergebnis der diesjährigen „Stunde der Gartenvögel“ beeindruckt erneut mit einer hohen Teilnahmezahl: mehr als 6.500 Vogelfreunde haben in Brandenburg vom 13. bis 16. Mai an der großen wissenschaftlichen Mitmachaktion von NABU und LBV teilgenommen und aus über 4.200 Gärten und Parks Vögel gemeldet.

Bundesweit haben sich mehr als 140.000 Menschen beteiligt, insgesamt wurden über 3,1 Millionen Vögel gezählt.

„Die Rekord-Teilnahme während des ersten Lockdowns im vergangenen Jahr konnte nicht ganz erreicht werden, dennoch zeigt sich auch dieses Jahr ein hohes Interesse der Menschen an der natürlichen Vielfalt vor ihrer Haustür“, freut sich Heidrun Schöning vom NABU Brandenburg.

Die Vogelschutzexperten des NABU haben die Rohdaten der Zählung nun analysiert und statistische Korrekturen vorgenommen. Bundesweit konnten pro Garten knapp 33 Vögel von 11,4 unterschiedlichen Arten entdeckt werden. Das sind deutlich mehr als im Vorjahr, in dem mit nur gut 30 Vögeln der bisher niedrigste Wert ermittelt wurde. Insgesamt erweist sich der Vogelbestand in Deutschlands Dörfern und Städten seit Beginn der Zählungen im Jahr 2005 als weitgehend stabil. Dennoch gibt es unter den 66 am häufigsten beobachteten Arten ein leichtes Übergewicht deutlich abnehmender Arten: 20 Arten mit sinkenden Beständen stehen 16 Arten mit zunehmenden und 30 Arten mit stabilen Zahlen gegenüber. Unter den größten Verlierern finden sich mit Mauersegler, Mehlschwalbe, Trauerschnäpper und Grauschnäpper auffallend viele Fluginsektenjäger. Mit Hausrotschwanz, Mönchsgrasmücke, Zaunkönig, Zilpzalp, Kuckuck, Nachtigall und Klappergrasmücke sind weitere ausschließlich von Insekten lebende Vogelarten dabei. Langfristig deutliche Zunahmen zeigen dagegen einige Vegetarier, darunter Ringeltauben, Stieglitz, Gimpel und Kernbeißer. Heidrun Schöning dazu: „Nicht umsonst rufen wir regelmäßig dazu auf, den eigenen Garten möglichst naturnah zu gestalten, damit sich Insekten dort wohlfühlen und Gartenvögel ausreichend Nahrung vorfinden. Es empfiehlt sich, heimische Laubgehölze zu pflanzen, Ecken mit Wildpflanzen anzulegen und selbstverständlich auf Umweltgifte zu verzichten.“

Wie auch im vergangenen Jahr liegen auf den ersten drei Plätzen in Brandenburg Haussperling (6,59 Tiere pro Garten),  Star (3,35) und Feldsperling (2,87) gefolgt von Kohlmeise (2,68) und Amsel (2,28) auf den Plätzen vier und fünf. Kohl- und Blaumeise (Rang 6) konnten sich im Vergleich zum Vorjahr, in dem die Arten durch das Bakterium Suttonella ornithocola Verluste verzeichnen musste, wieder erholen. Der erstmals öffentlich gewählte Vogel des Jahres, das Rotkehlchen, fliegt landesweit auf Platz 13 und verbessert sich gegenüber dem Vorjahr um zwei Plätze.

Detaillierte Ergebnisse sind auf Bundes-, Landes- und Landkreisebene auf www.stundedergartenvoegel.de abrufbar.

Die nächste Mitmachaktion des NABU läuft schon vom 4. bis 13. Juni: Dann werden beim „Insektensommer“ wieder Sechsbeiner gezählt und gemeldet. Weitere Informationen zur Aktion unter www.insektensommer.de.

Nein zu Wegwerfplastik – ja zu Mehrweg: Beratungs- und Vernetzungsstelle zur Verpackungsreduktion nimmt zum Tag der Umwelt Arbeit auf

Pressemitteilung des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz vom 2. Juni 2021

Potsdam – In dieser Woche nimmt die Brandenburger Beratungs- und Vernetzungsstelle zur Verpackungsreduktion ihre Arbeit auf. Sie ist Teil des 7-Punkte-Maßnahmenplans des Umweltministeriums, der im Oktober des letzten Jahres von Umweltminister Axel Vogel beim 1. Brandenburger Forum zur Abfallvermeidung vorgestellt wurde. Mit der Beratungs- und Vernetzungsstelle soll der Austausch zwischen den Akteurinnen und Akteuren entlang der regionalen Warenketten im Lebensmittelbereich gestärkt und dadurch gemeinsam Potenziale zur Reduktion von Kunststoffverpackungen sowie den verstärkten Einsatz von Mehrweglösungen ermittelt werden. Der Start fällt der Beratungsstelle erfolgt damit pünktlich zum Tag der Umwelt am 5. Juni, der in diesem Jahr durch einen Beschluss der Umweltministerkonferenz dem passenden Motto „Nein zu Wegwerfplastik – Ja zu Mehrweg“ folgt.

Die Beratungs- und Vernetzungsstelle wird von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) im Auftrag des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz betrieben und zunächst für die Dauer von anderthalb Jahren eingerichtet. Dadurch soll der Austausch von relevanten Akteurinnen und Akteuren entlang einer Warenkette befördert werden und Abfallvermeidungspotenziale gemeinsam identifiziert und entsprechende Maßnahmen abgeleitet werden. Die Beratungs- und Vernetzungsstelle lädt dafür zur aktiven Mitarbeit ein.

„Ich bin zuversichtlich, dass die Vernetzungsstelle viele gute Impulse in die Branche aussenden wird. Wir brauchen hier mutiges Vorangehen und Innovationsfreude, um den Kunststoffverbrauch in der Verpackungspraxis endlich deutlich einzudämmen. Verpackungsintensiver Standard muss dringend hinterfragt und ein sinnvoller Wandel in den Abläufen und Strukturen bis in die Fläche angestoßen werden.“, so Umweltminister Axel Vogel zur Zielsetzung.

Beeinflusst wird das Abfallaufkommen im Lebensmittelbereich durch eine Vielzahl von Akteurinnen und Akteuren: von Kunden aufgrund von bestimmten Produktwünschen, Zulieferern aufgrund ihrer Angebotspalette, produzierendem Gewerbe aufgrund von Kostenerwägungen oder Auflagen. Abfallvermeidungspotenziale können häufig deshalb nicht voll ausgeschöpft werden, weil die unterschiedlichen Akteure einer Warenkette nicht ausreichend über die Bedürfnisse, Rahmenbedingungen und Herausforderungen der jeweils folgenden Schnittstelle informiert sind.

Im Jahr 2017 fielen in Deutschland rund 18,7 Millionen Tonnen Verpackungen an. Davon waren rund 3,2 Millionen Tonnen Verpackungen aus Kunststoffen. Mit 226,5 Kilogramm pro Kopf und Jahr lag der Verpackungsverbrauch in Deutschland deutlich über dem europäischen Durchschnitt von 173,4 Kilo pro Kopf.

Mit der Veröffentlichung der EU-Kunststoffstrategie im Januar 2018 sowie dem Fünf-Punkte-Plan des Bundesministeriums für Umwelt (BMU) im November 2018 wurde der politische Rahmen für einen nachhaltigen Umgang mit Kunststoffen definiert. Die darin enthaltenen Zielstellungen und Maßnahmen stellen internationale beziehungsweise überregionale Bestrebungen dar.

Das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz verfolgt durch die Umsetzung von Maßnahmen für einen ressourcen- und umweltschonenderen Umgang mit Kunststoffen eine regionale Ergänzung mit Bezug zu den in Brandenburg ansässigen Akteurinnen und Akteuren aus Industrie und Handel sowie den Bürgerinnen und Bürgern. Ein Element ist die Reduktion von Kunststoffverpackungen durch Mehrweglösungen entlang regionaler Warenketten.

„Die Lebensmittelindustrie und der Lebensmittelhandel gehören zu den größten Abnehmern von Kunststoffen für Verpackungen. Beim Vertrieb regional produzierter Produkte können wir direkt ansetzen, um Mehrweg zu stärken und den Einsatz von Verpackungen insgesamt zu reduzieren.“, so Umweltminister Axel Vogel

Die amtierende Präsidentin der HNEE, Prof. Dr. Heike Walk, zu den Entwicklungen: „Praktische und wirksame Lösungen für die Herausforderungen der Zukunft zu entwickeln, das ist eines unserer zentralen Anliegen und treibt uns bei unserem Ziel, Nachhaltigkeitstransformationen einzuleiten, an. Seit mehr als fünf Jahren wird auf dem Gebiet der Plastik- und Verpackungsreduktion an unserem Fachbereich Landschaftsnutzung und Naturschutz intensiv geforscht. Die Einrichtung einer Beratungs- und Vernetzungsstelle ist ein wichtiger Meilenstein, nicht zuletzt, um für dieses wichtige Thema handhabbare Lösungen in die Gesellschaft zu transportieren.“

Prof. Dr. Jens Pape, Leiter des Fachgebiets Nachhaltige Unternehmensführung in der Agrar- und Ernährungswirtschaft am Fachbereich Landschaftsnutzung und Naturschutz an der HNEE, zum Vorhaben: „Verpackungen entlang der Lebensmittel-Wertschöpfungskette einzusparen ist alles andere als trivial. Mit ihrem partizipativen Ansatz will die BVVB Maßnahmen zur Verpackungsreduktion entwickeln, die von allen wichtigen Akteurinnen und Akteuren entlang der Lieferkette mitgetragen und umgesetzt werden. Nur so kann langfristig ein neues Bewusstsein für funktionierende und nachhaltige Lösungen in diesem Segment geschaffen werden“.

Neben der Erarbeitung des Maßnahmenkatalogs bietet die Beratungsstelle unter den nachfolgenden Kontaktdaten Informationen und Beratung, sowie Möglichkeiten zur Beteiligung an. 

Beratungs- und Vernetzungsstelle Verpackungsreduktion

Internetseite: https://mluk.brandenburg.de/info/netzwerk-verpackungsreduktion