Umweltminister Vogel stellt Jahresbilanz der Naturwacht vor: Deutlich mehr Besucher in den Naturlandschaften in 2020

Pressemitteilung des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz vom 14. Juni 2021

Seddiner See – Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel stellte heute gemeinsam mit dem neuen Geschäftsführer der Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg

Holger Rößling und der neuen Naturwacht-Leiterin Britta Schmidt den Jahresbericht der Naturwacht für 2020 vor. Einer der Schwerpunkte war der coronabedingte

Besucheranstieg in den heimischen Naturlandschaften.

Nach Schätzungen der Naturwacht besuchten 2020 im Vergleich zu den Vorjahren etwa doppelt so viele Menschen die 15 Brandenburger Naturlandschaften. Dabei verteilten sich die Gäste sehr unterschiedlich im Land. „In den berlinnahen Naturlandschaften wie den Naturparken Barnim oder Nuthe-Nieplitz waren besonders viele Menschen unterwegs. In den berlinferneren Großschutzgebieten wie dem Biosphärenreservat Flusslandschaft-Elbe oder dem Naturpark Westhavelland ging es dagegen ruhiger zu“, erklärte Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel.

Die neue Naturwacht-Leiterin Britta Schmidt sieht einen klaren Zusammenhang mit den coronabedingten Reisebeschränkungen im vergangenen Jahr. „Viele Menschen haben in dieser Zeit die heimische Natur für sich entdeckt. Brandenburg ist hier keine Ausnahme. Das Interesse an den Nationalen Naturlandschaften ist deutschlandweit gestiegen“, berichtete Britta Schmidt.

„Wir begreifen dies als große Chance, auch über Corona hinaus deutlich mehr Menschen für die heimische Natur und deren Schutz begeistern zu können“, so Umweltminister Vogel. „Brandenburg hat sehr viel zu bieten. Neben der üppigen Naturausstattung gibt es ein gut ausgebautes Rad- und Wanderwegenetz sowie zahlreiche Beobachtungstürme und Besucherinformationszentren in den Naturlandschaften. Wir begrüßen es sehr, wenn diese Infrastruktur rege genutzt wird und die vielen Gäste sich bei uns wohl fühlen. Das stärkt den Tourismus im Land und auch die regionale Entwicklung in den Großschutzgebieten“, erklärte Brandenburgs Umweltminister. 

Verstärkte Aufklärung wegen zunehmender Verstöße

Allerdings ging der Anstieg der Besucherzahlen im Nationalpark, den drei Biossphärenreservaten und den elf Naturparken im Land auch mit einem erhöhten Arbeitsaufkommen für die dort tätigen 87 Rangerinnen und Ranger einher. „Viele Besucher:innen waren nicht mit den Verhaltensregeln in sensiblen Schutzgebieten vertraut“, berichtete Britta Schmidt. So registrierten die Ranger vermehrt die Missachtung des Wegegebots (675 Fälle in 2020), illegales Zelten (400 Fälle) sowie Feuerstellen (163 Fälle). Ferner reagierten viele Menschen auf die reduzierten Kapazitäten auf Campingplätzen oder in Unterkünften, indem sie mit ihren Wohnmobilen und Campern wild am Straßenrand oder auf Waldwegen parkten. Insgesamt verzeichnete die Naturwacht 2020 mit 2.412 Überschreitungen (1.151 in 2019) eine deutliche Zunahme von Verstößen in den Brandenburger Naturlandschaften.

Die Naturwacht reagierte auf den gestiegenen Besucherdruck mit verstärkten Gebietskontrollen und Aufklärung der Gäste. „Die Ranger:innen arbeiten als Mittler zwischen Mensch und Natur. Dazu gehört auch, dass sie die wichtigsten Verhaltensegeln immer wieder im direkten Gespräch oder im Rahmen von RangerTouren kommunizieren. Die meisten Menschen sind einsichtig, wenn man ihnen erklärt, weshalb ein freilaufender Hund in sensiblen Gebieten eine Gefahr für die Gelege von Bodenbrütern darstellt oder man auf den Wegen bleiben muss“, so Britta Schmidt. Zur besseren Aufklärung sollen auch die engere Zusammenarbeit mit den Touristikern sowie neue Infotafeln beitragen, die die Naturwacht zum richtigen Verhalten an Land und zu Wasser entwickelt hat.

Ebenjene stehen ab sofort auch an der Badestelle am Seddiner See bei Kähnsdorf. „Der See zählt im Naturpark Nuthe-Nieplitz zu den beliebtesten Naherholungsgebieten“, berichtete Naturparkleiterin Mareike Mertens. Ausgerechnet der sehr niedrige Wasserstand, welcher der Gemeinde Seddiner See und der Naturparkverwaltung seit Jahren Sorgen bereitet, lockte sehr viele Besucher:innen an. „Es sind durch das fehlende Wasser sehr breite Uferzonen entstanden. Für Erholungssuchende wirkt dies leider wie eine Einladung zu einem Strandspaziergang rund um den See. Dabei werden das nachwachsende Schilf sowie die Muschelbänke zertrampelt und Brutvögel gestört“, erklärte Axel Zinke, der Bürgermeister der Gemeinde Seddiner See. Gemeinsam mit dem Förderverein Seddiner See haben die Gemeinden Seddiner See und Michendorf eine Benjeshecke angelegt, um die Badegäste und Spaziergänger besser zu lenken. Durch das Aufstellen der Naturwacht-Infotafeln erhofft man sich mehr Verständnis für den Schutz sensibler Arten und Lebensräume. 

Bilanz der Naturwacht-Arbeit 2020

Das Arbeitsgebiet der Naturwacht sind die 15 Brandenburger Naturlandschaften. Die 87 Rangerinnen und Ranger agieren auf einem Drittel der Landesfläche – etwa 9.000 Quadratkilometern – seit 30 Jahren als Mittler zwischen Mensch und Natur. Die Ranger sind akzeptierte Ansprechpartner für Landnutzer:innen und Anwohner:innen in den Brandenburger Naturlandschaften. Ihre Gebietskenntnisse kommen den Naturwächtern auch bei Führungen zugute. Im Jahr 2020 begleiteten die Ranger:innen rund 4.000 Gäste auf 290 geführten Touren und stärkten damit den Naturtourismus. Coronabedingt kam die Naturwacht bei den Führungen in 2020 nur auf rund die Hälfte der Vorjahreswerte.

Im Rahmen ihrer Arbeit mit Kinder- und Jugendgruppen, den Junior Rangern, weckt die Naturwacht Interesse für Natur- und Umweltschutz bei der jungen Generation. Auch am Ganztagsschulangebot des Landes beteiligt sie sich. Insgesamt organisierten die Rangerinnen und Ranger 170 Projekttage mit mehr als 3.100 Schülern im vergangenen Jahr. 335 Freiwillige unterstützten die Naturwacht bei der Arbeit. Sie halfen insbesondere beim Arten- und Biotopschutz, den naturkundlichen Erfassungen und bei der Umweltbildung.

Derzeit wird das naturkundliche Monitoring – also die Erfassung von Lebensräumen, Tieren und Pflanzen – auf ein digitales System umgestellt. „So wissen wir ab sofort noch schneller, wo wir im Naturschutz gut vorankommen und wo wir noch besser werden müssen“, lobte Umweltminister Vogel die Weiterentwicklung. Sorge bereitet den Naturwächtern die Entwicklung der Wiesenlimikolen, zu denen der Kiebitz gehört. Die Naturwacht beobachtet bei diesen Arten seit Jahren einen erschreckend niedrigen Bruterfolg. Vermutlich ist die Zunahme von Raubsäugern wie Waschbär, Marderhund und Mink sowie der Verlust geeigneter Lebens- und Bruträume ursächlich für den Rückgang der Wiesenlimikolen.

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