Neue Spinnenart entdeckt

Pressemitteilung der Heinz-Sielmann Stiftung vom 21. Juni 2021

Der Insekten- und Spinnen-Forscher Dr. Karl-Hinrich Kielhorn hat in einem Feuchtbiotop der Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide die Gestreifte Krabbenspinne Xysticus lineatus wiederentdeckt. Seit 1977 galt sie in Brandenburg als verschollen. Für die Wanderspinne Zora armillata ist das Ferbitzer Bruch sogar deutschlandweit der einzige aktuelle Fundort. Wegen dieser und weiterer herausragender Funde von bedrohten Spinnen- und Laufkäferarten stuft der Forscher das Ferbitzer Bruch als Schutzgebiet von überregionaler Bedeutung ein.

Die Heinz Sielmann Stiftung hatte den Biologen im Zeitraum 2019/2020 mit der Untersuchung der Laufkäfer- und Spinnenfauna des Ferbitzer Bruches im gleichnamigen, gut 1000 Hektar großen Naturschutzgebiet beauftragt, um daraus Schlüsse für zukünftige naturschutzfachliche Maßnahmen zu ziehen. Wertvolle Biotope im Ferbitzer Bruch sind zum einen Gräben mit Seggenbewuchs, außerdem Schilfröhricht und Schlammfluren sowie Pfeifengras- und wechselfeuchte Wiesen.

Gestreifte Krabbenspinne wiedergefunden

Die in Brandenburg bislang als verschollen geltende Gestreifte Krabbenspinne Xysticus lineatus fand er auf einer Pfeifengraswiese.

„Im Norddeutschen Tiefland ist sie sehr selten, und auch bundesweit ist die Art als stark gefährdet eingestuft. Ihr Wiederfund und andere Funde gefährdeter Arten zeigen, dass das Ferbitzer Bruch für die Spinnenfauna besonders wertvoll und von überregionaler Bedeutung ist“, so die Einschätzung des Forschers. Die größte Anzahl bedrohter Arten fand Karl-Hinrich Kielhorn in Bulten der Schwarzschopf-Segge, unter anderem die deutschlandweit äußerst seltene Wanderspinne Zora armillata und die in Deutschland stark gefährdete Kurzzahn-Wiesenkräuselspinne Emblyna brevidens,

Bedrohte Laufkäferarten

In der Familie der Laufkäfer hebt Kielhorn vor allem die Funde des Rotgefleckten Ahlenläufers Bembidion tenellum und des Glänzenden Grabläufers Pterostichus aterrimus hervor. Der Rotgefleckte Ahlenläufer gilt in Brandenburg als vom Aussterben bedroht und in Deutschland insgesamt als gefährdet. Der Glänzende Grabläufer steht in der Roten Liste Brandenburgs als stark gefährdet, bundesweit gilt er als vom Aussterben bedroht. Eine dritte bemerkenswerte Laufkäferart im Ferbitzer Bruch ist der Dunkle Uferläufer Elaphrus uliginosus. Er rangiert auf den Roten Listen der Bundesländer zwischen stark gefährdet und vom Aussterben bedroht und gilt europaweit als einer der am meisten bedrohten Laufkäferarten.

Fehlende Niederschläge bedrohen Feuchtbiotop

Im Vergleich mit älteren Daten aus dem Gebiet musste Dr. Karl-Hinrich Kielhorn allerdings eine zunehmende Austrocknung des Ferbitzer Bruchs feststellen. Die Vorkommen und Häufigkeit der verschiedenen Arten, also die Zusammensetzung der Artengemeinschaft deutet auf einen Rückgang der Feuchtigkeit hin. Deshalb empfiehlt er die künstliche Einleitung von nährstoffarmem Wasser, zum Beispiel über Brunnen. Eine weitere Austrocknung des Gebiets könnte die feuchteliebenden Arten aussterben lassen.

Zahlen zu Spinnen- und Laufkäferfauna

Der Insekten- und Spinnen-Forscher fand insgesamt 198 Spinnenarten und 127 Laufkäferarten im untersuchten Gebiet, was er für beide Gruppen als hohen Bestand bewertet. Unter den Spinnenarten konnte er 27 Arten, also einen Anteil von 14 Prozent nachweisen, die auf der Roten Liste Brandenburgs geführt werden. In Bezug auf die Rote Liste Deutschlands sind es 24 Arten und damit 12 Prozent des Artenbestands. Deutschlandweit gehen Spezialist:innen von 989 Spinnenarten aus, 641 soll es in Brandenburg geben.

Bei den Laufkäferarten waren es 11 von 127 Laufkäferarten, also neun Prozent, die in der Roten Liste Brandenburgs geführt werden. 18 gefundene Laufkäferarten sind auf der bundesweiten Roten Liste zu finden, was 14 Prozent der im Ferbitzer Bruch nachgewiesenen Laufkäferarten entspricht. Offiziell gibt es bundesweit: 566, in Brandenburg davon 340 Laufkäferarten.

Schutzgebiet Ferbitzer Bruch

Das Ferbitzer Bruch ist Teil der Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide und seit 1996 Naturschutzgebiet. Es umfasst eine Fläche von mehr als 1000 Hektar mit verschiedenen Feuchtbiotoptypen und auch einigen trockenen Bereichen. Die Feuchtbiotope haben keine Zuflüsse und sind auf Niederschläge angewiesen. Die Wiesen werden extensiv durch Mahd und Beweidung gepflegt. Zum Erhalt des besonders wertvollen Schutzgebiets hat die Heinz Sielmann Stiftung in den vergangenen Jahren Feuchtbiotope entschlammt, neue Kleingewässer angelegt und in trockengefallenen Moorflächen die Wiedervernässung gefördert.

75 Projekte für den Naturschutz in Brandenburg: Landesstiftung zieht Jahresbilanz

Pressemitteilung des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz vom 21. Juni 2021

Potsdam – Die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg hat im Jahr 2020 landesweit insgesamt 5,3 Millionen Euro für den Naturschutz bereitgestellt. Damit konnten 75 Projekte mit einem Gesamtumfang von rund 10,8 Millionen Euro ermöglicht und umgesetzt werden.

Mehr als drei Millionen Euro wurden dabei für die Förderung von 56 Projekten verschiedener Projektträger ausgereicht. Gleichzeitig konnte die Landesstiftung zahlreiche eigene Vorhaben initiieren und fortführen: Beispiele sind die Wiederherstellung von europaweit bedeutsamen Trockenrasen, Auen- und Moorwäldern sowie die Verbesserung der Strukturvielfalt in der Agrarlandschaft oder entlang von Fließgewässern. Der Jahresbericht 2020 gibt dazu einen detaillierten Überblick.

Silvia Bender, Brandenburgs Umweltstaatssekretärin und Vorsitzende des Stiftungsrats sagt: „Insbesondere für die ländlichen Regionen Brandenburgs ist die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg eine wertvolle und verlässliche Partnerin. Gemeinsam mit Landkreisen, Ämtern und Gemeinden, Verbänden und Vereinen sowie Landnutzern und Privatpersonen wird hier die biologische Vielfalt Brandenburgs bewahrt und Natur als Ort der Erholung entwickelt. Die Projekte der Stiftung kommen sowohl der Natur als auch den Menschen vor Ort zu Gute.“

Trotz der Herausforderungen durch die Corona-Pandemie sei es der Landesstiftung gelungen, die Förderung für die zahlreichen Projektträger im Land zuverlässig zu gestalten sowie eine Vielzahl eigener Maßnahmen umzusetzen, so Bender.

Förderprojekte

„In den vergangenen Jahren lagen 70 Prozent unserer geförderten Projekte außerhalb von Schutzgebieten, in der Normallandschaft sozusagen. Also dort, wo Pflanzen, Tiere und deren Lebensräume am häufigsten auf unsere Hilfe angewiesen sind“, berichtet Stiftungs-Geschäftsführer Holger Rößling und bedankt sichfür das Engagement und Vertrauen der Projektträger.

In zwölf Landkreisen hat die Stiftung im vergangenen Jahr große und kleine Naturschutzmaßnahmen finanziell unterstützt. Die meisten Projekte wurden im Landkreis Uckermark (14 Projekte) sowie im Landkreis Spree-Neiße (zehn Projekte) gefördert. Aktivster Projektträger war der Gewässerverband Spree-Neiße. Acht Förderanträge des Verbandes wurden im vergangenen Jahr bewilligt, wie zum Beispiel zur Sicherung der Wasserhaltung im Weschkenteich und Theresienteich bei Trebendorf oder für die Wiederbelebung der Teiche in Wadelsdorf unweit von Spremberg.

Daneben kam die finanzielle Unterstützung des NaturSchutzFonds ganz unterschiedlichen Projektträgern zu Gute. So hat in der Gemeinde Nordwestuckermark die Bauernhof Weggun GbR Hecken und Obsthochstämmen gepflanzt. Die Obstbäume, Wildobstgehölze und fruchtragenden Sträucher bieten innerhalb der landwirtschaftlich bewirtschafteten Flächen Rückzugs-, Nahrungs- und Nistmöglichkeiten für Kleinsäuger, Vögel und Insekten.

Ein Artenschutzprojekt für Dohlen, Turmfalken und Fledermäuse hat die Evangelische Kirchengemeinde am Kirchturm der Dorfkirche in Golzow (Landkreis Barnim) verwirklicht. Die Stadt Bernau konnte 1.000 Bäume im Stadtgebiet und in Ortsteilen pflanzen. Die Stiftung unterstützte mit diesem Pflanzprojekt eine Kommune, in der Ersatzzahlungen aus Windenergieanlagen vereinnahmt wurden. Neben den Ersatzzahlungen konnte der NaturSchutzFonds 2020 auch wieder die Gelder aus Zweckerträgen der Lotterie GlücksSpirale und Zinsen des Stiftungskapitals für Naturschutzprojekte einsetzen.

Stiftungseigene Projekte

Die Stiftung NaturSchutzFonds hat auch 2020 wieder vielfältige Naturschutzmaßnahmen zur naturschutzgerechten Entwicklung ihrer Flächen verwirklicht. Dazu gehören Heckenpflanzungen und die Anlage neuer Kleingewässer in der Agrarlandschaft unweit von Fergitz in der Uckermark, der Waldumbau in Stiftungswäldern bei Muckwar im Landkreis Oberspreewald-Lausitz oder Initialpflanzungen typischer Gehölze in der Oderaue Reitwein in Märkisch-Oderland.

Zudem halfen EU-Fördermittel, europäisches Naturerbe zu sichern: In den Landkreisen Prignitz, Ostprignitz-Ruppin, Havelland, Potsdam-Mittelmark, Teltow-Fläming, Dahme-Spreewald und Oberspreewald-Lausitz kümmert sich das Projektteam von „LIFE Trockenrasen“ um kalkreiche Sand-Trockenrasen und Steppen-Trockenrasen. Einen Schwerpunkt bildet der Erhalt von Vorkommen gefährdeter oder sogar vom Aussterben bedrohter Wildpflanzenarten wie der Wiesen-Küchenschelle oder der Grauen Skabiose. Im vergangenen Jahr konnten mit Unterstützung des Botanischen Gartens der Universität Potsdam die ersten 8.000 Jungpflanzen bedrohter Pflanzenarten in  Natura2000-Gebieten ausgepflanzt werden.

LIFE Feuchtwälder“ widmet sich den EU-weit besonders geschützten Auen- und Moorwäldern im Land. Ein Schwerpunkt der Naturschutzmaßnahmen lag 2020 im Naturpark Stechlin-Ruppiner Land. So wurden am Rheinsberger Rhin im Landkreis Ostprignitz-Ruppin Strukturelemente eingebaut, um die Auen- und Gewässerentwicklung natürlicher zu gestalten. Auf einer ehemals mit Fichten bestandenen Fläche wurden in der Flussaue Eichen, Ulmen und Hainbuchen gepflanzt und ein 2,2 Kilometer langer Abschnitt des Kleinen Rhins bei Köpernitz revitalisiert.

Ein wichtiges finanzielles Fundament für die Stiftungsarbeit sind die Ersatzzahlungen. „Diese Zahlungen werden von den Verursachern von Eingriffen geleistet, wenn die entstehenden Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft nicht vermieden oder durch Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen kompensiert werden können. Die Stiftung verwaltet die Ersatzzahlung treuhänderisch und sorgt dafür, dass die Gelder wieder in den Landkreisen und Naturräumen eingesetzt werden, in denen die Eingriffe verursacht wurden“, erklärt Holger Rößling. Seit ihrer Errichtung im Jahr 1995 hat die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg mehr als 950 Projekte mit einem finanziellen Umfang von rund 159 Millionen Euro gemeinsam mit Landkreisen und Kommunen, Verbänden und Vereinen sowie weiteren Partnern wie zum Beispiel Unternehmen oder Privatpersonen realisiert oder in eigener Trägerschaft verwirklicht.

Naturwacht Brandenburg

In der vergangenen Woche hatte die Naturwacht Brandenburg, die seit 1997 zur Landesstiftung gehört, ihre Jahresbilanz vorgestellt. Dabei verwies die Naturwacht-Leiterin Britta Schmidt unter anderem auf den pandemiebedingten Besucheranstieg in Brandenburgs Nationalen Naturlandschaften, auf den die Ranger mit verstärkten Gebietskontrollen und Informationen für die Gäste reagierten. Tipps zum richtigen Verhalten in Schutzgebieten finden sich unter www.rangertouren-brandenburg.de.

Einen Überblick über die Aktivitäten der Stiftung und ihrer Naturwacht im Jahr 2020 gibt der Jahresbericht, der auf Nachfrage gern zugesendet wird und auf der Webseite

www.naturschutzfonds.de abgerufen werden kann.

Hitzewelle in Deutschland – die Tiertransporte gehen trotzdem weiter

Pressemittelung von „Animals Angels“ vom 21. Juni 2021

Letzte Woche stiegen die Temperaturen in Deutschland zeitweise auf bis zu 38°C. Der Deutsche Wetterdienst gibt eine Hitzewarnung aus. Und dennoch: Unzählige Tiertransporte mit Ferkeln, Schafen, Rindern und Hühnern rollen weiter über Deutschlands Straßen – ihr Leiden ist unübersehbar. Die Tierschutzorganisation Animals‘ Angels dokumentiert mehrere Fälle und fordert die Politik auf, endlich zu handeln.

Bereits 2019 hatte die Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner deutlich gemacht: „Wenn es zu heiß ist, gilt ganz klar: kein Transport, das verstößt sonst eindeutig gegen das Tierwohl.“[1] Doch die Realität sieht auch zwei Jahre danach anders aus, wie der jüngste Einsatz von Animals‘ Angels zeigt.

Bei Temperaturen deutlich über 30°C begleitet Animals‘ Angels einen Transport von ‚Mast’ferkeln quer durch Deutschland. Die Tierkinder stehen dicht aneinandergedrängt. Trotz der Hitze wurde die Ladedichte nicht reduziert. Die Ferkel haben nicht genug Platz, um sich gleichzeitig hinlegen zu können. Sie zeigen eine extrem erhöhte Atemfrequenz und leiden stark unter der Hitze. Auch beobachtet das Animals‘ Angels Team immer wieder Transporte von ‚Mast’hühnern zum Schlachthof, sogar zur Mittagshitze.

Bei hohen Temperaturen leiden die Tiere bereits nach kurzer Zeit auf dem Transporter an „Hitzestress“. Sie können ihre Körpertemperatur nicht selbst herunterregulieren. Übliche Transportfahrzeuge sind nicht klimatisiert. Sie sind nur mit Ventilatoren ausgestattet, die die Temperaturen in den Fahrzeugabteilen nicht unter die Außentemperatur senken können. Die Enge auf dem Transporter und die fehlende oder ungenügende Versorgung mit Wasser verschärft die Situation für die Tiere zusätzlich. Das alles verursacht eine massive physische und psychische Belastung der Tiere, die bis zum Tod führen kann.

„Für diese sogenannten Kurzstreckentransporte unter 8 Stunden gibt es bisher kein Temperaturlimit. Das muss sich dringend ändern! Es braucht endlich Temperatur-Grenzwerte, die an die art- und typspezifischen Bedürfnisse der Tiere angepasst sind – unabhängig von der Länge des Transportes“, fordert die Einsatzleiterin Helena Bauer.

Denn bisher ist es laut EU-Tierschutztransportverordnung Nr. 1/2005 nur verboten, Tiere bei Temperaturen im Fahrzeuginneren von über 30°C zu transportieren, wenn die Transporte über 8 Stunden dauern. Auch diese gesetzlichen Vorgaben werden regelmäßig in der EU missachtet, wie der jüngste Einsatz bestätigt:

Animals‘ Angels begleitet einen Transport von niederländischen Schafen durch Deutschland. Der Zielort der Tiere liegt über 2300 km entfernt in Bulgarien. „Die Schafe mussten 1,5 Stunden im Stau ausharren, bei sengender Hitze von über 35°C. Die meisten Tiere waren ungeschoren und trugen dichtes Fell. Auch wenn die Tiere mehr Platz hatten als sonst – der Transport hätte bei diesen Temperaturen gar nicht erst abgefertigt werden dürfen! Die Tiere hatten enormen Hitzestress – und dann haben die Fahrer nicht einmal die Ventilation angestellt, erst auf unser Drängen hin. Doch wer kontrolliert das schon unterwegs?“, berichtet Helena Bauer weiter.

Auf EU-Ebene wird derzeit um die Revision der Tierschutztransportverordnung Nr. 1/2005 gerungen, und in Deutschland trifft sich am kommenden Freitag, den 25.06.2021, der Bundesrat zu einer Plenumssitzung, bei der die Überarbeitung der nationalen Tierschutztransportverordnung auf der Agenda steht. U.a. werden dort auch Transporte bei Hitze diskutiert.

In diesem Zusammenhang hält der Ausschuss für Agrarpolitik und Verbraucherschutz des Bundesrates in seinen Empfehlungen (BR-Drucksache 394/1/1 vom 11.06.2021) fest: „Hitzestress ist hochgradig tierschutzrelevant und sollte weder auf Kurz- noch auf Langstreckentransporten geduldet werden.“[2].

Animals‘ Angels fordert den Bund auf gemeinsam mit den Bundesländern deutschlandweit endlich klare Regelungen zu treffen und in der EU als gutes Beispiel für mehr Tierschutz voranzugehen.

Die Grenzwerte für die Temperaturen in der Verordnung zum Schutz der Tiere beim Transport auf nationaler und EU-Ebene müssen je nach Tierart, Alter und physischen Konditionen deutlich nach unten korrigiert werden. Auch müssen die Bundesländer dabei ihrer Kontrollpflicht nachkommen und die Tiertransporte, unabhängig von der Länge der Strecke, bei hohen Temperaturen effektiv unterbinden. Der Bundesrat hat im Zuge der Revision der nationalen Tierschutztransportverordnung nun die Gelegenheit ein Zeichen für die Tiere zu setzen.

Um der Forderung, Tiertransporte im Sommer zu stoppen, mehr Nachdruck zu verleihen, startet Animals‘ Angels auch in diesem Jahr wieder die Aufklärungskampagne #StopHeatSuffering. Plakate an über hundert Autobahnraststätten machen ab dem 15. Juli auf das Schicksal der Tiere bei Hitzetransporten aufmerksam.


[1] BMEL Pressemitteilung Nr. 154/2019 vom 14. Jul 2019, https://www.bmel.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2019/154-tiertransporte.html

[2] https://www.bundesrat.de/SharedDocs/drucksachen/2021/0301-0400/394-1-21.pdf?__blob=publicationFile&v=1

Ade Alleenland Brandenburg?

Pressemitteilung des NABU Brandenburg vom 18. Juni 2021


Ambitionslose Koalitionsfraktionen ignorieren dringenden Handlungsbedarf im Alleenschutz

Erst als Reaktion auf den Antrag der Linken haben die Koalitionsfraktionen überhaupt in Erwägung gezogen, sich mit dem Alleenschutz zu befassen. Doch während der Antrag der Linken sinnvolle Maßnahmen und konkrete Arbeitsschritte zum Umgang mit den Alleen im Land enthält, ist der Antrag der Koalitionsfraktionen weitestgehend inhaltlos. Dort werden lediglich die Themen benannt, ohne jedoch Maßnahmen daraus abzuleiten oder Handlungsaufträge zu formulieren.

Friedhelm Schmitz-Jersch, Landesvorsitzender des NABU Brandenburg seigt sich enttäuscht: „Wir begrüßen natürlich, dass sich der Landtag überhaupt mit den Alleen befasst. Aber was da aktuell von den Regierungsfraktionen eingebracht wurde, verkennt völlig den dringenden Handlungsbedarf. Bereits seit Jahren haben wir ein erhebliches Nachpflanzungsdefizit und nun kommt auch noch dazu, dass gerade auch Alleebäume massiv unter der Trockenheit der letzten Jahre gelitten haben.“

Alleen sind nicht nur ein wertgebender Kultur- und Landschaftsbestandteil, sondern auch wichtige Lebensräume und Ausbreitungskorridore für zahlreiche streng geschützte Arten. Dementsprechend sind sie auch gemäß Naturschutzrecht des Landes Brandenburg geschützt.
Daraus resultieren auch entsprechende Nachpflanzpflichten, wenn z.B. zur Verkehrssicherung Alleebäume gefällt werden müssen.  Doch dieser Anforderung wird Brandenburg seit Jahrzehnten nicht gerecht.

„Wir sind höchst besorgt über die Entwicklung des Alleenbestandes in Brandenburg!“, so Schmitz-Jersch. „Immerhin ist eine entsprechende Befassung mit dem Thema auch schon im Koalitionsvertrag verankert. Wir brauchen mehr Engagement und ein entschiedenes Vorgehen und fordern Regierung und Verkehrsministerium auf, endlich zielführende Lösungen zu erarbeiten.“


Klimafolgenforschung für die Öffentlichkeit besser zugänglich machen: ISIpedia-Portal startet

Pressemitteilung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) vom 15. Juni 2021

 

Entscheidungsträgern auf allen Ebenen wird ein neues Werkzeug zur Bewältigung der Herausforderung des Klimawandels in die Hand gegeben. Daten und Erklärungen zu den Auswirkungen der globalen Erwärmung – von Überschwemmungen bis hin zu Dürren – werden von einem Team aus 12 internationalen Forschungsinstituten der Öffentlichkeit besser zugänglich gemacht. Heute starten sie das Online-Portal ISIpedia, in dem Forschende ihre Studien erklären und globale Ergebnisse auf Länderebene herunterbrechen, sowohl für die Planung von Anpassung an die Folgen als auch von Emissionsminderungen.

„Das Problem zu verstehen kann ein mächtiges Werkzeug sein, um dabei zu helfen, eine sichere Klimazukunft für alle zu schaffen“, sagt Katja Frieler, ISIpedia-Projektleiterin vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. „Wir alle sind Entscheidungsträger bei diesem Thema, und unsere Entscheidungen sollten idealerweise auf den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen. Deshalb machen die Forscherinnen und Forscher auf ISIpedia nicht nur ihre Daten, verdichtet in Karten und Grafiken, und entscheidende Informationen aus globalen Studien auf Länderebene leicht zugänglich, sondern geben auch einen Einblick in die Analysen selbst.  Auf ISIpedia erzählen sie über den Forschungsprozess; die Methoden, die sie anwenden; was wir nicht wissen und was wir sehr sicher wissen.“

„ISIpedia wird wachsen“, sagt Frieler. „Unser Ziel ist es, die Beweise auf den Tisch zu legen, damit sowohl Bürgerinnen und Bürger als auch Unternehmen und Politiker bestinformierte Entscheidungen treffen können, wenn es um das Handeln in der Klimakrise geht.“

Von den beobachteten Auswirkungen des Klimawandels zu den Zukunfts-Projektionen

Die Artikel auf der neuen Plattform fallen alle in drei Kategorien: Die erste ist ‚Beobachtete Auswirkungen des Klimawandels‘ und befasst sich mit Fragen wie ‚Ist der berichtete Anstieg von hochwasserbedingten Schäden bereits durch den Klimawandel verursacht?‘. Die zweite Kategorie ist ‚Modellevaluation‘, also die Frage, ob die Computersimulationen zur Projektion von Klimaauswirkungen in die Zukunft gut genug sind. Sind die Erntemodelle zum Beispiel in der Lage, den starken Rückgang der Maiserträge zu reproduzieren, der in den USA bei sehr hohen Temperaturen bereits beobachtet wurde? Die dritte Kategorie ist ‚Zukunftsprojektionen‘ und handelt von den Risiken, die der Klimawandel für die natürlichen Systeme und unsere Gesellschaft mit sich bringt.

ISIpedia macht Klimaauswirkungen auf Länderebene konkret. Zum Beispiel können politische Entscheiderinnen und Anpassungsplaner aus Ägypten erfahren, dass ihr Land auf der Rangliste der von Flussüberschwemmungen betroffenen Menschen ganz oben steht. China, ein globaler Top-Emittent, liegt auf Rang 24 und muss damit ebenfalls auf steigende Risiken einstellen.

Der Name ISIpedia ist eine Kurzform für Inter-Sectoral Impacts Encyclopedia. Sie basiert auf Forschungen, die im Rahmen des Inter-Sectoral Impact Model Intercomparison Project (ISIMIP) durchgeführt wurden, an dem weltweit rund 100 Forschergruppen beteiligt sind. Durch den einheitlichen Rahmen für verschiedenste Computersimulationen von Klimafolgen ermöglicht das Projekt konsistente und robuste Projektionen der Auswirkungen des Klimawandels über verschiedene Sektoren und Skalen hinweg. Das ISIpedia-Portal ist kostenlos und frei zugänglich. Professionelle Nutzer und Nutzerinnen können sowohl die in den besprochenen wissenschaftlichen Studien verarbeiteten Daten als auch die Rohdaten herunterladen.

Abschätzungen nutzbar machen, etwa für die Bewertung von Klimarisiken im Finanzsektor

„Um die Nutzbarkeit der Klimafolgenabschätzungen zu erhöhen, enthält unser Portal umfangreiche Informationen darüber, wie diese Abschätzungen angewendet werden können. Sie sind zum Beispiel wichtig, um in Klimaprozessen eine solide wissenschaftliche Grundlage zu schaffen oder um die Risiken des Klimawandels für den Finanzsektor zu bewerten“, sagt Barbara Willaarts vom IIASA, dem International Institute for Applied Systems Analysis, einem der Kernpartner.

Die Einbeziehung der Perspektive potenzieller Nutzerinnen und Nutzer, um deren Bedürfnisse in das Design und die Entwicklung des ISIpedia-Portals widerzuspiegeln, war ein Schlüsselelement, um seine Praktikabilität zu maximieren.

„Wir wollten das Portal auf partizipative Weise entwickeln und Dialoge zwischen Klimamodellierern und potenziellen Nutzern, einschließlich politischen Entscheidungsträgern und Praktikern, ermöglichen“, sagt Inga Menke von Climate Analytics in Berlin, die das Stakeholder-Engagement-Team leitete. „Das hat uns geholfen, Vertrauen in die Daten hinter dem Portal aufzubauen, Interesse für die Nutzung der Daten zu schaffen, zum Beispiel in der nationalen Anpassungsplanung, während die Modellierer ein besseres Verständnis dafür bekamen, was die Nutzer brauchen.“

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Weblink zum Portal: www.isipedia.org

Hintergrundinformationen: www.isimip.org/isipedia

Das ISIpedia-Projekt ist Teil von ERA4CS, einem ERA-NET-Projekt, das von JPI Climate mit Ko-Finanzierung durch die Europäische Union initiiert wurde (Förderungsnummer: 01LS1711A). Das ISIpedia-Projekt wird von einem 12-köpfigen Konsortium unter der Leitung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) durchgeführt. Das PIK koordiniert das Projekt und leitet die wissenschaftliche Arbeit auf der Grundlage von ISIMIP-Modellsimulationen und Folgenabschätzungen. Das Bewertungs- und Redaktionsteam, angesiedelt am Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA), leitet das Design und die Entwicklung der ISIpedia-Website und der Folgenabschätzungen. Climate Analytics beherbergt das Stakeholder Engagement Team und leitet den Prozess zur Einbeziehung von Nutzerperspektiven in die Gestaltung von ISIpedia.

Das Projekt-Konsortium besteht aus:
– Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (Deutschland)
– Climate Analytics gGmbH (Deutschland)
– Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum (Deutschland)
– Global Climate Forum (Deutschland)
– Goethe Universität, Frankfurt (Deutschland)
– Universitat Autònoma de Barcelona (Spanien)
– Karlsruhe Institute of Technology (Deutschland)
– Laboratoire des Sciences du Climat et de l’Environnement (Frankreich)
– Umea University (Schweden)
– Universidad Pablo de Olavide (Spanien)
– Utrecht University (Niederlande)
– International Institute for Applied Systems Analysis (Österreich)

Umweltminister Vogel stellt Jahresbilanz der Naturwacht vor: Deutlich mehr Besucher in den Naturlandschaften in 2020

Pressemitteilung des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz vom 14. Juni 2021

Seddiner See – Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel stellte heute gemeinsam mit dem neuen Geschäftsführer der Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg

Holger Rößling und der neuen Naturwacht-Leiterin Britta Schmidt den Jahresbericht der Naturwacht für 2020 vor. Einer der Schwerpunkte war der coronabedingte

Besucheranstieg in den heimischen Naturlandschaften.

Nach Schätzungen der Naturwacht besuchten 2020 im Vergleich zu den Vorjahren etwa doppelt so viele Menschen die 15 Brandenburger Naturlandschaften. Dabei verteilten sich die Gäste sehr unterschiedlich im Land. „In den berlinnahen Naturlandschaften wie den Naturparken Barnim oder Nuthe-Nieplitz waren besonders viele Menschen unterwegs. In den berlinferneren Großschutzgebieten wie dem Biosphärenreservat Flusslandschaft-Elbe oder dem Naturpark Westhavelland ging es dagegen ruhiger zu“, erklärte Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel.

Die neue Naturwacht-Leiterin Britta Schmidt sieht einen klaren Zusammenhang mit den coronabedingten Reisebeschränkungen im vergangenen Jahr. „Viele Menschen haben in dieser Zeit die heimische Natur für sich entdeckt. Brandenburg ist hier keine Ausnahme. Das Interesse an den Nationalen Naturlandschaften ist deutschlandweit gestiegen“, berichtete Britta Schmidt.

„Wir begreifen dies als große Chance, auch über Corona hinaus deutlich mehr Menschen für die heimische Natur und deren Schutz begeistern zu können“, so Umweltminister Vogel. „Brandenburg hat sehr viel zu bieten. Neben der üppigen Naturausstattung gibt es ein gut ausgebautes Rad- und Wanderwegenetz sowie zahlreiche Beobachtungstürme und Besucherinformationszentren in den Naturlandschaften. Wir begrüßen es sehr, wenn diese Infrastruktur rege genutzt wird und die vielen Gäste sich bei uns wohl fühlen. Das stärkt den Tourismus im Land und auch die regionale Entwicklung in den Großschutzgebieten“, erklärte Brandenburgs Umweltminister. 

Verstärkte Aufklärung wegen zunehmender Verstöße

Allerdings ging der Anstieg der Besucherzahlen im Nationalpark, den drei Biossphärenreservaten und den elf Naturparken im Land auch mit einem erhöhten Arbeitsaufkommen für die dort tätigen 87 Rangerinnen und Ranger einher. „Viele Besucher:innen waren nicht mit den Verhaltensregeln in sensiblen Schutzgebieten vertraut“, berichtete Britta Schmidt. So registrierten die Ranger vermehrt die Missachtung des Wegegebots (675 Fälle in 2020), illegales Zelten (400 Fälle) sowie Feuerstellen (163 Fälle). Ferner reagierten viele Menschen auf die reduzierten Kapazitäten auf Campingplätzen oder in Unterkünften, indem sie mit ihren Wohnmobilen und Campern wild am Straßenrand oder auf Waldwegen parkten. Insgesamt verzeichnete die Naturwacht 2020 mit 2.412 Überschreitungen (1.151 in 2019) eine deutliche Zunahme von Verstößen in den Brandenburger Naturlandschaften.

Die Naturwacht reagierte auf den gestiegenen Besucherdruck mit verstärkten Gebietskontrollen und Aufklärung der Gäste. „Die Ranger:innen arbeiten als Mittler zwischen Mensch und Natur. Dazu gehört auch, dass sie die wichtigsten Verhaltensegeln immer wieder im direkten Gespräch oder im Rahmen von RangerTouren kommunizieren. Die meisten Menschen sind einsichtig, wenn man ihnen erklärt, weshalb ein freilaufender Hund in sensiblen Gebieten eine Gefahr für die Gelege von Bodenbrütern darstellt oder man auf den Wegen bleiben muss“, so Britta Schmidt. Zur besseren Aufklärung sollen auch die engere Zusammenarbeit mit den Touristikern sowie neue Infotafeln beitragen, die die Naturwacht zum richtigen Verhalten an Land und zu Wasser entwickelt hat.

Ebenjene stehen ab sofort auch an der Badestelle am Seddiner See bei Kähnsdorf. „Der See zählt im Naturpark Nuthe-Nieplitz zu den beliebtesten Naherholungsgebieten“, berichtete Naturparkleiterin Mareike Mertens. Ausgerechnet der sehr niedrige Wasserstand, welcher der Gemeinde Seddiner See und der Naturparkverwaltung seit Jahren Sorgen bereitet, lockte sehr viele Besucher:innen an. „Es sind durch das fehlende Wasser sehr breite Uferzonen entstanden. Für Erholungssuchende wirkt dies leider wie eine Einladung zu einem Strandspaziergang rund um den See. Dabei werden das nachwachsende Schilf sowie die Muschelbänke zertrampelt und Brutvögel gestört“, erklärte Axel Zinke, der Bürgermeister der Gemeinde Seddiner See. Gemeinsam mit dem Förderverein Seddiner See haben die Gemeinden Seddiner See und Michendorf eine Benjeshecke angelegt, um die Badegäste und Spaziergänger besser zu lenken. Durch das Aufstellen der Naturwacht-Infotafeln erhofft man sich mehr Verständnis für den Schutz sensibler Arten und Lebensräume. 

Bilanz der Naturwacht-Arbeit 2020

Das Arbeitsgebiet der Naturwacht sind die 15 Brandenburger Naturlandschaften. Die 87 Rangerinnen und Ranger agieren auf einem Drittel der Landesfläche – etwa 9.000 Quadratkilometern – seit 30 Jahren als Mittler zwischen Mensch und Natur. Die Ranger sind akzeptierte Ansprechpartner für Landnutzer:innen und Anwohner:innen in den Brandenburger Naturlandschaften. Ihre Gebietskenntnisse kommen den Naturwächtern auch bei Führungen zugute. Im Jahr 2020 begleiteten die Ranger:innen rund 4.000 Gäste auf 290 geführten Touren und stärkten damit den Naturtourismus. Coronabedingt kam die Naturwacht bei den Führungen in 2020 nur auf rund die Hälfte der Vorjahreswerte.

Im Rahmen ihrer Arbeit mit Kinder- und Jugendgruppen, den Junior Rangern, weckt die Naturwacht Interesse für Natur- und Umweltschutz bei der jungen Generation. Auch am Ganztagsschulangebot des Landes beteiligt sie sich. Insgesamt organisierten die Rangerinnen und Ranger 170 Projekttage mit mehr als 3.100 Schülern im vergangenen Jahr. 335 Freiwillige unterstützten die Naturwacht bei der Arbeit. Sie halfen insbesondere beim Arten- und Biotopschutz, den naturkundlichen Erfassungen und bei der Umweltbildung.

Derzeit wird das naturkundliche Monitoring – also die Erfassung von Lebensräumen, Tieren und Pflanzen – auf ein digitales System umgestellt. „So wissen wir ab sofort noch schneller, wo wir im Naturschutz gut vorankommen und wo wir noch besser werden müssen“, lobte Umweltminister Vogel die Weiterentwicklung. Sorge bereitet den Naturwächtern die Entwicklung der Wiesenlimikolen, zu denen der Kiebitz gehört. Die Naturwacht beobachtet bei diesen Arten seit Jahren einen erschreckend niedrigen Bruterfolg. Vermutlich ist die Zunahme von Raubsäugern wie Waschbär, Marderhund und Mink sowie der Verlust geeigneter Lebens- und Bruträume ursächlich für den Rückgang der Wiesenlimikolen.

Neue Analyse zeigt Risiken der Erderhitzung für Deutschland

Gemeinsame Pressemitteilung, erhalten durch Bundesumweltministerium am 14. Juni 2021

 

 

Bei einem ungebremsten Klimawandel würden die Risiken durch Hitze, Trockenheit und Starkregen im gesamten Bundesgebiet künftig stark ansteigen. Das zeigen die Ergebnisse der Klimawirkungs- und Risikoanalyse (KWRA) des Bundes, die heute von Bundesumweltministerium und Umweltbundesamt vorgestellt wurde. Die Schäden wirken sich dabei wie bei einem Dominoeffekt von bereits heute stark belasteten Ökosystemen wie Böden, Wäldern und Gewässern hin zum Menschen und seiner Gesundheit aus.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze: „Der Klimawandel bedroht die Lebensgrundlagen kommender Generationen und schränkt ihre Freiheiten ein. Die wichtigste Vorsorge ist entschlossener Klimaschutz. Doch auch für die bereits nicht mehr vermeidbaren Folgen des Klimawandels ist eine umfassende Vorsorge nötig: Deutschland braucht mehr Bäume in den Städten, mehr Grün auf den Dächern, mehr Raum für die Flüsse und vieles mehr. Und es muss schnell gehen, denn viele Maßnahmen brauchen Zeit bis sie wirken. Es dauert, bis ein Stadtbaum gewachsen ist und Schatten spendet in überhitzten Städten. Zugleich müssen alle politischen Ebenen mitmachen können. Kommunen sind als Erste von den Folgen des Klimawandels betroffen. Städte, Landkreise und Gemeinden sollen daher jetzt die Unterstützung erhalten, die zu ihnen passt. Das Bundesumweltministerium wird Kommunen ab Juli mit einem eigenen Beratungszentrum beim Finden individueller Lösungen unterstützen. Wir werden auch den Einsatz von Anpassungsmanagern fördern, die vor Ort die Klimaanpassung vorantreiben. Im nächsten Schritt wird die Bundesregierung auf Basis der Klimawirkungs- und Risikoanalyse verlässliche finanzielle und rechtliche Rahmenbedingungen für eine wirksame Klimaanpassung schaffen müssen.“

Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamts: „Zum Ende des Jahrhunderts könnten einige Risiken in Deutschland so stark ansteigen, dass sie nur durch tiefgreifende Vorsorgemaßnahmen reduziert werden können. Wir müssen jetzt handeln. Dazu gehört die konsequente Umsetzung naturbasierter Maßnahmen, auch beim Hochwasser- und Küstenschutz, wie beispielsweise die Auenrenaturierung und die Verbesserung des Rückhalts in der Fläche sowohl auf dem Land als auch in den Städten. Parallel müssen wir die Verschmutzung und Übernutzung von Wasser, Boden und Luft drastisch verringern, und in eine massive Begrünung von Freiflächen und Gebäuden investieren. Landschaften und Städte müssen wir so umbauen, dass sie sich ohne Schäden an Ökosystemen, Häusern und Infrastrukturen wie ein Schwamm mit Wasser vollsaugen und es wieder abgeben können. Wir müssen asphaltierte Flächen verkleinern oder mit wasserdurchlässigen Baustoffen ersetzen, Freiflächen und Begrünung schaffen und den Flächenverbrauch so schnell wie möglich reduzieren. Viele dieser Anpassungsmaßnahmen stärken nicht nur die Ökosysteme, sondern verbessern zugleich die Lebensqualität uns die Gesundheit der Menschen.“

Tobias Fuchs, Vorstand Klima und Umwelt des Deutschen Wetterdienstes: „Der Klimawandel schreitet weiter voran. Die Zunahme der Treibhausgaskonzentrationen ist bisher ungebremst. Das hat Folgen. So ist die durchschnittliche Jahrestemperatur in Deutschland seit 1881 bereits um 1,6 Grad gestiegen – stärker als weltweit. Die Auswirkungen spüren wir hierzulande. Zum Beispiel hat sich die Zahl der Hitzetage mit Höchsttemperaturen über 30 Grad Celsius fast verdreifacht und die Winterniederschläge stiegen um 27 Prozent. Und wie sieht unsere Klimazukunft aus? Wenn der schlechteste Fall unseres Szenarios eintritt, dann erwarten wir für Deutschland einen Anstieg der mittleren Lufttemperatur bis zur Mitte des Jahrhunderts zwischen 2,3 und 3 Grad – im Vergleich zum frühindustriellen Zeitalter. Steigen die Treibhausgasemissionen kontinuierlich an und stabilisieren sich zum Ende des 21. Jahrhunderts auf einem sehr hohen Niveau, könnten die Temperaturen hierzulande bis 2100 um 3,9 bis 5,5 Grad steigen.“

In der Klimawirkungs- und Risikoanalyse 2021 (KWRA) für Deutschland wurden über 100 Wirkungen des Klimawandels und deren Wechselwirkungen untersucht und bei rund 30 davon sehr dringender Handlungsbedarf festgestellt. Dazu gehören tödliche Hitzebelastungen, besonders in Städten, Wassermangel im Boden und häufigere Niedrigwasser, mit schwerwiegenden Folgen für alle Ökosysteme, die Land- und Forstwirtschaft sowie den Warentransport. Es wurden auch ökonomische Schäden durch Starkregen, Sturzfluten und Hochwasser an Bauwerken untersucht sowie der durch den graduellen Temperaturanstieg verursachte Artenwandel, einschließlich der Ausbreitung von Krankheitsüberträgern und Schädlingen.

Bisher sind nur wenige Regionen in Deutschland sehr intensiv von Hitze, Trockenheit oder Starkregen betroffen. Bei einem starken Klimawandel würden bis Mitte des Jahrhunderts sehr viel mehr Regionen mit diesen Wirkungen konfrontiert sein. Im Westen und Süden Deutschlands würde sich das Klima relativ zu heute am stärksten verändern. Im Südwesten und Osten würden klimatische Extreme am häufigsten vorkommen. Die Flüsse und Flusstäler könnten durch Folgen von wasserspezifischen Risiken, wie Niedrig- und Hochwasser, betroffen sein. An der Küste würden die Gefahren durch den Meeresspiegelanstieg in der zweiten Jahrhunderthälfte deutlich zunehmen. Bei einem starken Klimawandel würde Ende des Jahrhunderts im Vergleich zu heute ganz Deutschland ein Hotspot für Risiken des Klimawandels. 

Die KWRA zeigt die Risiken verschiedener Klimaszenarien in der Mitte und zum Ende des Jahrhunderts. Erstmalig wurde dabei analysiert, wie die Risiken in einzelnen Sektoren zusammenhängen und sich gegenseitig beeinflussen. Für die höchsten Klimarisiken wurden zudem Anpassungsmöglichkeiten analysiert und dahingehend bewertet, wie stark sie das zukünftige Klimarisiko senken können.

Die Studie wurde im Auftrag der Bundesregierung durch ein wissenschaftliches Konsortium und unter Einbindung von Expertinnen und Experten aus 25 Bundesbehörden und -institutionen aus neun Ressorts im Behördennetzwerk „Klimawandel und Anpassung“ erarbeitet. Die Ergebnisse der Studie sind eine wesentliche Grundlage für die Weiterentwicklung der Deutschen Strategie zur Anpassung an den Klimawandel (DAS).

Erste Maßnahmen zur Stützung des Abflusses der Spree im mittleren Spreegebiet ergriffen

Pressemitteilung des Ministeriums für Landwirtschaft, Klimaschutz und Umwelt vom 10. Juni 2021

Cottbus – Ausbleibende Niederschläge und die ersten sommerlichen Temperaturen in diesem Jahr führen zum Rückgang der Abflüsse in der Spree. Eine schnelle Entspannung der meteorologisch-hydrologischen Verhältnisse ist derzeit nicht in Sicht. Deshalb hat das Landesamt für Umwelt (LfU) im Vorgriff auf das Niedrigwasserkonzept für die mittlerer Spree in Absprache mit den Landkreisen Maßnahmen eingeleitet, um die Abflüsse der Spree zu stützen.

Das Landesamt für Umwelt (LfU) informierte die unteren Wasserbehörden sowie Wasser- und Bodenverbände über die aktuelle Situation und leitet erste Schritte zur Abflussstützung, sowie Reduzierungen von Ausleitungen aus der Spree, ein.

Als Hauptmaßnahme wurde die Reduzierung der Abgabemengen aus der Spree für mehrere Gewässer angeordnet. Das hydrologischen Messprogramm, also Abflussmessungen an ausgewählten Profilen und Ausleitungen, wurde außerdem bereits verdichtet.

Grund dafür sind die gestiegenen Temperaturen seit letzter Woche und fehlende Niederschläge. Seit Junibeginn sind lediglich 0,2 Liter pro Quadratmeter in Cottbus an Regen gefallen. Durchschnittlich fallen in Cottbus im Juni 50 Liter pro Quadratmeter Regen (langjährige Reihe 1981 bis 2010). Auch im Oberlauf der Spree fiel in dieser Zeit kaum Regen. Für die kommenden 14 Tage sind zudem keine Niederschläge in der gesamten Lausitz vorhergesagt.

Die Speicher in Sachsen sind zwar noch gut gefüllt, aber an der Talsperre Spremberg wurde die Abgabe zur Stützung des Spreegebietes auf aktuell 9,9 Kubikmeter die Sekunde erhöht. Aktuell sinkt der Beckenwasserstand um 3 Zentimeter pro Tag. Die sächsischen Speicher haben mit der Niedrigwasseraufhöhung begonnen. Unter diesen Bedingungen verringern sich die Reserven zügig.

Trotz Abgabenerhöhung der Talsperre Spremberg konnte der Abfluss am Pegel Leibsch UP nicht mehr gehalten werden. Aufgrund der sommerlichen Temperaturen und der aufblühenden Vegetation, vor allem im Spreewald, stieg die Verdunstung deutlich an.

Am 09.06.2021 wurde am Pegel Leibsch UP ein Abfluss von lediglich 3,46 Kubikmeter pro Sekunde gemessen (Stand 09.06.2021). Der mittlere Abfluss am Pegel Leibsch UP liegt im Juni bei 7,76 Kubikmeter pro Sekunde basierend auf der langjährigen Reihe 1991 bis 2019.

Aufgrund der Vorhersagen ist mit einem weiteren Rückgang der Abflüsse in der Spree sowie dem Erfordernis weiterer Maßnahmen zur Abflussstützung zu rechnen. Aus diesem Grund bitten wir schon jetzt, um einen sensiblen und sparsamen Umgang mit der Ressource Wasser.

Zwei Millionen Straßenkatzen: Zu wenig Unterstützung für Tierheime

Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes vom 10.Juni 2021

Tierheime übernehmen eine entscheidende Rolle im Kampf gegen das Leid der rund zwei Millionen Straßenkatzen in Deutschland. Doch eine Umfrage des Deutschen Tierschutzbundes bestätigt, dass fast jedes dritte Tierheim keine finanzielle Unterstützung von Land und Kommune für die wichtige Kastration der Tiere erhält. Nach wie vor fehlt es zudem an Kastrationspflichten für Freigängerkatzen aus Privathaushalten, die zur unkontrollierten Vermehrung und damit dem Katzenelend beitragen: 74 Prozent der dem Verband angeschlossenen Tierheime beklagen das Fehlen einer solchen Pflicht in ihrer Kommune. Der Deutsche Tierschutzbund fordert im Rahmen seiner Kampagne „Tierheime helfen. Helft Tierheimen!“ mehr Unterstützung für die Tierheime und die Einführung einer bundesweiten Kastrations-, Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht.

„Die Kosten, die Tierheime für Kastrations-Aktionen stemmen, summieren sich schnell. Ohne Spenden wäre dies nicht zu leisten, denn nur die wenigsten Tierheime erhalten dafür kostendeckende Zuschüsse von öffentlichen Stellen“, sagt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. Weil nur die Kastration der Straßenkatzen in Kombination mit der Kastration von Freigängerkatzen langfristig dazu führen wird, dass die Straßentier-Population zurückgeht, fordert er: „Länder und Kommunen müssen mehr finanzielle Mittel bereitstellen, um den Tierheimen im Kampf gegen das Katzenelend unter die Arme zu greifen. Gleichzeitig müssen Katzenhalter bei Kastration, Kennzeichnung und Registrierung in die Pflicht genommen werden.“

Förderung hat Einfluss auf die Populationsentwicklung

Bei Kastrations-Aktionen fangen die Tierheime Straßenkatzen ein und lassen sie kastrieren. Dabei werden die Tiere auch gekennzeichnet und bei FINDEFIX, dem Haustierregister des Deutschen Tierschutzbundes, registriert. Sobald möglich, lassen die Tierschützer die Katzen dann wieder in ihrem Revier frei. Die finanzielle Unterstützung von Land oder Kommune dafür ist meist unzureichend. Dabei hat die Förderung einen direkten Einfluss auf die Erfolgsaussichten der Tierschutzarbeit: Stehen Gelder zur Verfügung, sind die Chancen größer, die Zahl der Katzen und ihr Leid tatsächlich zu verringern.

Verborgenes Leid der Straßenkatzen

Das Katzenelend bleibt für viele Menschen unsichtbar und ist in Deutschland eines der größten unbemerkten Tierschutzprobleme. Anders als viele vermuten, sind Straßenkatzen keine Wildkatzen. Jede einzelne stammt ursprünglich von einer unkastrierten Hauskatze ab, die sich unkontrolliert vermehren konnte. Um das Problem langfristig in den Griff zu bekommen, wäre eine flächendeckende, am besten bundesweite Kastrations-, Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht für Freigängerkatzen aus Privathaushalten notwendig, für die sich der Tierschutzbund seit Jahren stark macht.