Wasserstoff statt Elektrifizierung? Chancen und Risiken für Klimaziele

Pressemitteilung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) vom 6. Mai 2021

 

 

Wasserstoffbasierte Brennstoffe sollten vor allem in Sektoren wie der Luftfahrt oder industriellen Prozessen eingesetzt werden, die nicht elektrifiziert werden können. Ihre Herstellung ist zu ineffizient, zu kostspielig, und ihre Verfügbarkeit zu unsicher, um damit fossile Brennstoffe auf breiter Front zu ersetzen – etwa in Autos oder beim Heizen von Gebäuden. Das zeigt eine neue Studie. Für die meisten Sektoren ist die direkte Nutzung von Elektrizität, zum Beispiel in Elektroautos oder Wärmepumpen, wirtschaftlich sinnvoller. Setzt man stattdessen in erster Linie auf Brennstoffe auf Wasserstoffbasis statt Elektrifizierung und behält Verbrennungstechnologien bei, so die Forscher, könnte eine Verlängerung der Abhängigkeit von fossilen Energien drohen – und weiterer Ausstoß von Treibhausgasen.

„Wasserstoffbasierte Brennstoffe sind ein beeindruckend vielseitiger Energieträger – doch beeindruckend sind auch ihre Kosten und die damit verbundenen Risiken“, sagt Falko Ueckerdt vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), Leitautor der Studie. „Solche Brennstoffe als universelle Klimalösung sind ein bisschen ein falsches Versprechen. Sie sind zwar wunderbar vielseitig, aber es ist nicht zu erwarten, dass sie fossile Brennstoffe auf breiter Front ersetzen können. Das gelingt nur mit direkter Elektrifizierung. Wasserstoffbasierte Kraftstoffe werden wahrscheinlich für mindestens ein weiteres Jahrzehnt sehr knapp und nicht wettbewerbsfähig sein.“

Ueckerdt weiter: „Auf ihren großflächigen Einsatz zu setzen, könnte letztlich sogar die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen verlängern: Wenn wir an Verbrennungstechnologien festhalten – in der Hoffnung, sie mit wasserstoffbasierten Brennstoffen weiter betreiben zu können – und sich dann die neuen Brennstoffe als zu teuer und knapp erweisen, werden wir am Ende weiter auf Öl und Gas zurückgreifen. Das gefährdet die kurzfristigen und langfristigen Klimaziele.“

Priorisierung auf Anwendungen wie Luftfahrt und Stahlproduktion

„Wir sollten daher die wertvollen wasserstoffbasierten Brennstoffe prioritär für diejenigen Anwendungen einsetzen, für die sie unverzichtbar sind: die Langstreckenflüge, Teile der chemischen Produktion, Stahlerzeugung und möglicherweise einige industrielle Hochtemperaturprozesse“, sagt Ueckerdt. „Das sind Sektoren und Anwendungen, die wir kaum direkt elektrifizieren können.“ Die Forscher identifizieren eine sogenannte „Merit-Order des Wasserstoff- und E-Fuel-Bedarfs“: eine Priorisierung, wo diese neuen Brennstoffe vor allem eingesetzt werden sollen.

Sogenannter grüner Wasserstoff wird durch einen Prozess namens Elektrolyse hergestellt. Um die stabilen Wassermoleküle H2O in Wasserstoff und Sauerstoff zu spalten, wird viel (erneuerbarer) Strom benötigt. Der Wasserstoff kann dann zur Synthese von Kohlenwasserstoffen verwendet werden, indem Kohlenstoff aus CO2 hinzugefügt wird. Die dabei entstehenden mit Elektrizität erzeugten Brenn- und Kraftstoffe oder E-Fuels sind einfacher zu speichern und zu transportieren als Strom oder reiner Wasserstoff. „Entscheidend ist, dass diese Brennstoffe in konventionellen Verbrennungsprozessen und Motoren genutzt werden können und somit fossile Brennstoffe direkt ersetzen“, sagt Gunnar Luderer, Ko-Autor der Studie. „Angesichts ihrer begrenzten Verfügbarkeit wäre es jedoch falsch zu glauben, dass fossile Brennstoffe auf diese Weise vollständig ersetzt werden können.“

Mit E-Fuels verbraucht ein Pkw mit Verbrennungsmotor fünfmal mehr Energie als ein Elektroauto

„Wir sind derzeit weit entfernt von 100 Prozent Strom aus erneuerbaren Quellen – daher ist eine effiziente Nutzung dieser sauberen Energie wichtig. Wenn wir jedoch wasserstoffbasierte Kraftstoffe anstelle von direkter Elektrifizierung verwenden, wird je nach Anwendung und den jeweiligen Technologien die zwei- bis vierzehnfache Menge an Strom benötigt“, sagt Ko-Autor Romain Sacchi vom Paul Scherrer Institut. „Effizienzverluste entstehen sowohl in den Produktionsprozessen der wasserstoffbasierten Kraftstoffe, als auch bei deren Verbrauch – ein Verbrennungsmotor verschwendet viel mehr Energie als ein elektrischer.“

„Niedrige Energieeffizienzen führen zu einem fragilen Nutzen fürs Klima“, sagt Sacchi. „Wenn wasserstoffbasierte Brennstoffe mit dem aktuellen Strom-Mix erzeugt würden, würden sie die Treibhausgasemissionen leider erhöhen – und nicht senken. Beim deutschen Strom-Mix des Jahres 2018 würde die Verwendung von wasserstoffbasierten Kraftstoffen in Autos, Lastwagen oder Flugzeugen etwa drei- bis viermal mehr Ausstoß von Treibhausgasen verursachen als die Verwendung fossiler Kraftstoffe.“ Im Gegensatz dazu verursachen Elektro-Autos oder strombetriebene Lastwagen Treibhausgas-Emissionen, die in den meisten Ländern bereits mit dem heutigen Strom-Mix vergleichbar oder geringer sind als die von Diesel- oder Benzinfahrzeugen. Das zeigen die Forscher auf Basis einer Lebenszyklus-Analyse, die auch die mit der Batterieproduktion verbundenen Emissionen einbezieht.

„Nur für wirklich erneuerbare Stromsysteme werden wasserstoffbasierte Kraftstoffe zu einem effektiven Mittel, um zur Stabilisierung unseres Klimas beizutragen“, sagt Ko-Autor Jordan Everall. „Wasserstoffbasierte Kraftstoffe erfordern also ganz klar den Aufbau zusätzlicher Anlagen erneuerbarer Energieerzeugung.“

Die CO2-Vermeidungskosten liegen bislang bei rund 1000 Euro pro Tonne CO2

Selbst wenn man von 100 Prozent erneuerbarem Strom ausgeht, lägen die Kosten für die Vermeidung einer Tonne CO2 durch wasserstoffbasierte Kraftstoffe derzeit bei 800 Euro für flüssige und 1200 Euro für gasförmige Brennstoffe, errechneten die Forscher. Das ist deutlich höher als die aktuellen CO2-Preise etwa im europäischen Emissionshandelssystem, die bei knapp 50 Euro pro Tonne liegen. Mit technologischem Fortschritt – getrieben durch eine ansteigende Bepreisung von CO2-Emissionen, durch massive Subventionen sowie durch Investitionen in Wasserstoff und verwandte Industrien – könnten diese CO2-Vermeidungskosten bis 2050 auf etwa 20 Euro für flüssige und 270 Euro für gasförmige Brennstoffe sinken.

Deshalb könnten wasserstoffbasierte Brennstoffe bei steigenden CO2-Preisen wahrscheinlich bis 2040 kostenmäßig wettbewerbsfähig werden. Angesichts der Dringlichkeit der Reduzierung von Treibhausgasemissionen zur Stabilisierung unseres Klimas wäre 2040 jedoch zu spät für all jene Sektoren, in denen eine direkte Elektrifizierung möglich ist.

CO2-Preise sind nötig, um wasserstoffbasierte Brennstoffe wettbewerbsfähig zu machen

„Trotz der Ungewissheit über die zukünftigen Kosten haben wasserstoffbasierte Brennstoffe das Potenzial, eine Technologie zur Absicherung für den Ersatz der um 2040-50 noch verbleibenden fossilen Kraftstoffe zu werden. Die Verwirklichung hängt jedoch von der groß angelegten politischen Unterstützung ab, und zwar für etwa zwei Jahrzehnte, bevor Geschäftsmodelle allein durch die steigenden CO2-Preise gesichert werden könnten“, sagt Falko Ueckerdt. „Eine politische Gesamtstrategie könnte auf zwei Säulen ruhen: Erstens auf einer breiten Unterstützung von Technologien, einschließlich der direkten Elektrifizierung, um Innovationen und erste Wachstumsschritte zu fördern. Zweitens auf einer substanziellen Bepreisung von CO2 und eine Energiesteuerreform, die zusammen gleiche Wettbewerbs-Bedingungen für alle Technologien schaffen – und damit eine vernünftige Balance zwischen direkter und indirekter Elektrifizierung.“

„Die langfristige Vision von wasserstoffbasierten Brennstoffen ist vielversprechend“, sagt Gunnar Luderer. „Durch die Nutzung des riesigen Potenzials von Windkraft und Sonnenenergie im globalen Sonnengürtel in den Ländern des Südens können wasserstoffbasierte Brennstoffe global gehandelt werden und so Engpässe bei den erneuerbaren Energien in dicht besiedelten Ländern wie Japan oder in Europa beheben. Da die internationalen und nationalen Klimaziele jedoch sofortige Emissionsreduktionen erfordern, sollte heute die direkte Elektrifizierung an erster Stelle stehen, um eine sichere Zukunft für alle zu gewährleisten.“

Artikel: Falko Ueckerdt, Christian Bauer, Alois Dirnaichner, Jordan Everall, Romain Sacchi, Gunnar Luderer (2021): Potential and risks of hydrogen-based e-fuels in climate change mitigation. Nature Climate Change [DOI:10.1038/s41558-021-01032-7]

Weblink zum Artikel: https://dx.doi.org/10.1038/s41558-021-01032-7

„Klimaverbund Mittelstand“ bringt Klimaschutz-Know-how in die Unternehmen

Pressemitteilung des Bundesumweltministeriums vom 6. Mai 2021


Bundesumweltministerium fördert innovatives Klimaschutzprojekt des Mittelstandsverbundes mit 2 Millionen Euro

Wirtschaften mit Verantwortung und Weitblick: Der Mittelstandsverbund hat mit seinem Qualifizierungsprogramm „Klimaprofi“ ein zukunftsweisendes Beratungsangebot ins Leben gerufen. 17 „Klimaprofis“ haben jetzt die Abschlussprüfung bestanden und werden ab sofort in ganz Deutschland in verschiedenen Branchen unterwegs sein, um kleine und mittlere Unternehmen (KMU) fit zu machen für Klimaschutz, Energieeffizienz und einen schonenden Umgang mit Ressourcen. Das innovative Klimaschutzprojekt des Mittelstandsverbundes wird über die Nationale Klimaschutzinitiative (NKI) des Bundesumweltministeriums mit 2 Millionen Euro gefördert. Gemeinsames Ziel ist es, innerhalb von gut zwei Jahren 1.000 Unternehmen zu beraten und 50.000 Tonnen CO2 einzusparen.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze: „Wer in den Klimaschutz investiert, investiert auch in die Zukunftsfähigkeit des Standorts Deutschland. Um die Klimaschutzziele der Bundesregierung zu erreichen, brauchen wir mehr Unternehmen, die zeigen, dass nachhaltiges Wirtschaften und ökonomischer Erfolg zusammengehören und mit ihren Best Practices andere Unternehmen motivieren. Die Klimaprofis beraten auch kleine und mittlere Unternehmen dabei, sich für den Klimaschutz zu engagieren und dabei fit für die Zukunft zu machen. Das unterstütze ich gerne.“

Dr. Ludwig Veltmann, Hauptgeschäftsführer des MITTELSTANDSVERBUNDES: „Die Anschlusshäuser der Verbundgruppen können durch das Beratungsangebot nur gewinnen. Wer sich technologisch auf den neuesten Stand der aktuellen Entwicklungen bringen lässt, nutzt die Chance, vor der Welle zu reiten und sich krisensicher und zukunftsfit aufzustellen. Wir freuen uns, dass unsere Klimaprofis jetzt die Fackel für den verantwortlichen und klugen Umgang mit Klima und Ressourcen in die angeschlossenen Unternehmen und Betriebe tragen.“

Dr. Sabine Schäfer, Projektleiterin beim MITTELSTANDSVERBUND: „Große Ziele brauchen die richtigen Maßnahmen. Wir wollen dafür sorgen, dass praktisches Wissen über Neuerungen im Bereich Klimaschutz bei den kleinen und mittleren Unternehmen ankommt.“

Die „Klimaprofis“ kommen meist aus den eigenen Reihen der Verbundgruppen und haben größtenteils einen ingenieurswissenschaftlichen oder betriebswirtschaftlichen Hintergrund. Um sie für die interdisziplinären Fragen der Beratungen fit zu machen, wurde vom MITTELSTANDSVERBUND das Qualifizierungsprogramm „Klimaprofi“ entwickelt. Als Durchführungspartner für die Schulung konnte das Beratungsinstitut B.A.U.M. gewonnen werden. B.A.U.M. kann auf eine über dreißigjährige Erfahrung zum Thema Nachhaltigkeit zurückgreifen. Für die einzelnen Betriebe, die in einer der Verbundgruppen organisiert sind, ist die Beratung – dank Projektförderung – kostenfrei.

Bereits 2016 startete das durch die Nationale Klimaschutzinitiative (NKI) geförderte Vorgängerprojekt „Klimaprofi für den Mittelstand“, an dem fünf Pilotbranchen teilnahmen. Dank des Erfolgs wurde das Projekt „Klimaverbund Mittelstand“ jetzt auf ein breiteres Fundament gestellt, indem 15 Verbundgruppen einbezogen wurden, bei denen die Klimaprofis unter Vertrag sind. Aufgrund der engen Verbindung der Verbundgruppenzentralen zu den angeschlossenen Unternehmen ist die Kommunikation leicht zu kanalisieren.  Unternehmerinnen und Unternehmer können von der breit gefächerten Fachkompetenz der Klimaprofis profitieren, ganz gleich ob bei Energieeffizienz, Mobilität, Logistik, Prozessabläufen, Ressourcen- oder Abfallmanagement. Es gilt nicht nur Treibhausgasemissionen zu reduzieren, sondern ebenso Einsparpotentiale aufzuzeigen und dadurch den Unternehmen auch betriebswirtschaftlich einen Schub zu geben. Zugleich sollen Mitarbeiter sensibilisiert und zu technologischen Neuerungen und dem Zugang zu Förderprogrammen für Investitionen in den Klimaschutz informiert werden. Die Klimaprofis beraten dabei unabhängig und branchenspezifisch.

Um die direkten Klimaschutzbeiträge darzustellen, dokumentiert der „Klimaprofi“, welche Maßnahmen mit welchem Einsparpotential umgesetzt wurden. Die Auswertung und Bewertung der Zielerreichung erfolgt in einer eigens entwickelten Datenbank. Das Projekt ist auf insgesamt drei Jahre angelegt, die gemeinsame Zielmarke ehrgeizig. Bei erfolgreicher Teilnahme erhalten die Unternehmen ein Zertifikat, das insbesondere auch Kunden und potentielle neue Mitarbeiter anspricht. Denn gerade auch letztere werden anspruchsvoller im Hinblick auf das Wohlverhalten des Arbeitgebers in Sachen Klima und Ressourcen. Projektleiterin Dr. Sabine Schäfer, die im Vorgängerprojekt selbst als Klimaprofi unterwegs war, kann bestätigen: „Die teilnehmenden Betriebe wissen das umfangreiche Know-how und die Erfahrungen gerade auch aus anderen Branchen zu schätzen. Die richtigen Netzwerke, Kompetenz und starke Partner sind die drei maßgeblichen Faktoren, die Unternehmen aus dem Mittelstand im Wettbewerb heute voranbringen. Genau dafür steht der Klimaverbund “

Seit 2011 fördert und initiiert das Bundesumweltministerium unter dem Dach der NKI innovative Klimaschutzprojekte, die einen Beitrag zur Senkung der Treibhausgasemissionen leisten. Aktuell werden 86 Klimaschutzprojekte mit einem Fördervolumen von rund 71 Millionen Euro umgesetzt.

Projektskizzen können in diesem Jahr vom 1. Juli bis 30. September eingereicht werden. Die besten Projekte werden in einem wettbewerblichen Verfahren ausgewählt und zur Antragstellung aufgefordert.

Weitere Informationen zum Förderaufruf für innovative Klimaschutzprojekte stehen unter https://www.klimaschutz.de/innovative-klimaschutzprojekte zur Verfügung.

Tierwohlmultiplikatorin bietet Wissenstransfer: Tierwohl steht im Mittelpunkt bei Veranstaltung zur Rindergesundheit

Pressemitteilung des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz vom 6.Mai 2021

Potsdam – Brandenburgs Tierwohlmultiplikatorin lädt Rinderhalterinnen und Rinderhalter zum „Tiergesundheitstag Rind“ am 20. Mai ein, der in Kooperation mit dem Landeskontrollverband Berlin-Brandenburg online stattfinden wird. Bereits am 18. und 19. Mai bietet das gemeinsam mit dem Tierschutzberatungsdienst organisierte „Klauenseminar“ zudem die Möglichkeit zur intensiven Beschäftigung mit der Klauengesundheit beim Milchvieh. Beide Veranstaltungen sind Teil des Wissenstransfers im Rahmen des bundesweiten „Netzwerk Fokus Tierwohl“, für das Brandenburg eigens die Stelle der Tierwohlmultiplikatorin geschaffen hat.

Als wesentlicher Bestandteil des Bundesprogramms Nutztierhaltung hat das Netzwerk Fokus Tierwohl zum Ziel, landwirtschaftliche Betriebe bei der Umsetzung einer tiergerechten und umweltschonenden Rinder-, Schweine- und Geflügelhaltung zu unterstützen. Im Fokus steht hierbei die bessere Vernetzung von Wissenschaft und Praxis.

Brandenburgs Tierwohlmultiplikatorin Natalie Wagner, die seit 2020 beim Landesamt für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung (LELF) angesiedelt ist, setzt das Projekt vor Ort um und bietet kostenlose Veranstaltungen für Nutztierhalterinnen und Nutztierhalter im ganzen Bundesland an. Neben Tierhalterinnen und Tierhaltern sowie Beschäftigten in der Tierhaltung richtet sich das Angebot auch an Tierärztinnen und Tierärzte, Beratende und Nachwuchskräfte in Ausbildung sowie im Studium.

Im Mai werden folgende Schulungen angeboten.

Klauenseminar am 18. und 19. Mai 2021

Inhalte:                  Klauenpflege und Behandlung von Klauenerkrankungen sowie Organisation des Klauengesundheitsmanagements im Milchviehbestand

Seminarteil:          Dienstag, 18. Mai ab 10:00 Uhr

Heimvolkshochschule (HVHS) am Seddiner See

Praxisteil:              Mittwoch, 19. Mai ab 9:00 Uhr

                               Lehr- und Versuchsanstalt für Tierzucht und Tierhaltung in Groß Kreutz

Die Abstands- und Hygienemaßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie sind einzuhalten.

Weiterführende Informationen und Anmeldung: https://lelf.brandenburg.de/lelf/de/aktuelles/veranstaltungen/details/~18-05-2021-klauenseminar

Die Schulung ist kostenlos. Es wird eine Verpflegungspauschale (36,90 Euro) erhoben.

Tiergesundheitstag Rind am 20. Mai 2021

Inhalte:                  Virtueller Rundgang durch ein Mastitislabor, Paratuberkulose, Euter-

gesundheitsmanagement, Biosicherheit, Benchmarking und Controlling

Termin:                 Donnerstag, 20. Mai von 14:00 Uhr bis 17:00 Uhr

Weiterführende Informationen und Anmeldung: https://lelf.brandenburg.de/lelf/de/aktuelles/veranstaltungen/details/~20-05-2021-online-seminar-tiergesundheitstag

Das Seminar findet online statt.

Aufruf zum Aktionstag „Kollege Hund“ am 24. Juni

Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes vom 5. Mai 2021

Der Deutsche Tierschutzbund und die ihm angeschlossenen Tierschutzvereine rufen zum 14. Mal den Aktionstag „Kollege Hund“ aus. Am 24. Juni haben Unternehmen wieder die Möglichkeit, ihre Toleranz gegenüber einem tierischen Kollegen unter Beweis zu stellen, der an diesem Tag mit ins Büro darf. Weil sich die Arbeitssituation aufgrund der Corona-Krise verändert hat, ist auch eine Teilnahme aus dem Homeoffice möglich. Der jährlich stattfindende Schnuppertag soll für mehr Akzeptanz von Hunden am Arbeitsplatz werben. Unterstützt wird die Aktion von der Futtermarke Pedigree.

„Durch die Corona-Krise hat sich auch unser Arbeiten verändert, viele Menschen nutzen vermehrt das Homeoffice. Gleichzeitig ist in vielen Haushalten ein Hund neu eingezogen und profitiert davon, Frauchen oder Herrchen ständig um sich zu haben“, sagt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. „Eine positive Einstellung gegenüber dem tierischen Kollegen von Arbeitgeberseite würde die Umstellung zurück zum „normalen“ Arbeitsalltag irgendwann erleichtern und könnte sogar verhindern, dass Hunde nach Ende der Pandemie im Tierheim landen.“

Das Corona-Jahr 2020 hatte dafür gesorgt, dass die Zahl der Hunde in deutschen Haushalten um 600.000 Tiere* anstieg. Die Akzeptanz von Hunden am Arbeitsplatz aber ist noch lange nicht überall gegeben. Der Aktionstag will deshalb eine Gelegenheit für ein Miteinander von menschlichen und tierischen Bürokollegen bieten. Wegen des Coronavirus bestimmen derzeit jedoch Homeoffice, Hygienekonzepte und Abstandsregeln das Arbeiten. Durch die besondere Situation könnte aber auch durchaus die Chance bestehen, neue Wege einfach mal auszutesten: „Wenn das Büro geringer besetzt und der Publikumsverkehr eingeschränkt ist, lässt sich der ein oder andere Arbeitgeber eventuell eher von einem Präsenztag des Kollegen Hund überzeugen“, hofft Schröder. „Und wenn der Chef erlebt, wie unkompliziert und bereichernd der Arbeitsalltag mit Hund sein kann, könnte im besten Fall sogar eine Festanstellung dabei rausspringen.“

Anmeldung auf www.kollege-hund.de

Alle, die die Möglichkeit haben, ihren Hund am Aktionstag oder sogar dauerhaft mit zur Arbeit zu bringen und alle, die aus dem Homeoffice mitmachen möchten, können sich selbst bzw. ihre Firma für den Aktionstag „Kollege Hund“ anmelden. Dies ist ab sofort und noch bis zum 24. Juni über ein Formular auf der Website www.kollege-hund.de möglich. Im Anschluss erhalten alle Teilnehmer eine Urkunde, die sie als „tierfreundliches Unternehmen“ auszeichnet.

Weichenstellung für die Finanzwirtschaft

Klimaschutz und Nachhaltigkeit als Leitmotiv

Pressemitteilung des Bundesumweltministeriums und des Ministeriums für Finanzen vom 5. Mai 2021

Bundesregierung beschließt wegweisende Strategie für Nachhaltige Finanzierung

Das Bundeskabinett hat heute die erste deutsche Strategie für Nachhaltige Finanzierung („Sustainable Finance“) beschlossen. Die Strategie verfolgt das Ziel, dringend notwendige Investitionen für Klimaschutz und Nachhaltigkeit zu mobilisieren und adressiert zugleich die zunehmenden Klimarisiken für das Finanzsystem. Die Deutsche Sustainable Finance-Strategie steht für eine neue Weichenstellung im Finanzsystem, mit der Klimaschutz und Nachhaltigkeit zentrales Leitmotiv werden. Damit baut die Bundesregierung Deutschland zu einem führenden Sustainable Finance-Standort aus. Zu dem wegweisenden Maßnahmenkatalog zählen Umschichtungen der Anlagen des Bundes in nachhaltige Anlageformen, Nachhaltigkeits-Kennzeichnungen für Verbraucher*innen (Nachhaltigkeitsampel) und neue Nachhaltigkeits-Berichtspflichten für Unternehmen.

Bundesfinanzminister Olaf Scholz: „Wir haben heute einen weitreichenden Beschluss gefasst. Unsere Strategie für Nachhaltige Finanzierung beinhaltet eine entscheidende Weichenstellung für die Finanzwirtschaft: Klimaschutz und Nachhaltigkeit werden zum Leitmotiv. Und das ist wichtig, denn der Finanzmarkt kann Billionen von Euro in Richtung Klimaschutz und Nachhaltigkeit bewegen. Nachhaltig investieren bedeutet, Geld zukunftsorientiert anzulegen und damit den Strukturwandel zu unterstützen. Das ist eine Win-win-Situation. Wir sorgen für den Schutz unserer Umwelt und der stetig wachsende Investitionsbedarf ermöglicht es Anlegerinnen und Anlegern, von den neuen Entwicklungen zu profitieren. Daher ist der Finanzmarkt bei der Transformation unserer Wirtschaft ein wichtiger Partner. Mit Nachhaltiger Finanzierung werden wir den nötigen sozial-ökologischen Umbau gemeinsam sehr viel schneller schaffen. Und diese Chancen ergreifen wir, um Investitionen in nachhaltige Projekte fließen zu lassen.“

Bundesumweltministerin Svenja Schulze: „Auf Klimaschutz und Nachhaltigkeit zu setzen, ist auch ökonomisch die richtige Strategie. Die Sustainable Finance-Strategie wird dabei helfen, die dringend nötigen Investitionen für den Klima- und Umweltschutz zu mobilisieren. Sie ist damit auch ein wichtiger Hebel für die Modernisierung unserer Volkswirtschaft. Viele Investoren haben längst verstanden, dass sie mit nachhaltigen Zukunftstechnologien langfristig die besten Geschäfte machen. Der Finanzmarkt braucht Klarheit darüber, welche Investitionen sich künftig noch lohnen – und welche zu riskant werden, weil sie Geschäftsmodelle der Vergangenheit finanzieren. Damit dieser Ansatz wirkt, müssen die Definitionen stimmen, was nachhaltig ist und was nicht. Darüber verhandeln wir gerade auf europäischer Ebene. Für die Bundesregierung ist klar: Atomkraft kann nicht nachhaltig sein. Wer das Gegenteil behauptet, gefährdet die Glaubwürdigkeit einer nachhaltigen Finanzmarktpolitik. Atomenergie ist wirtschaftlich nicht mehr rentabel, sie ist nicht sauber und birgt unvermeidbare, große Restrisiken, die nicht mehr auf die Allgemeinheit abgeladen werden dürfen.“

Die Sustainable Finance-Strategie enthält ein umfassendes Paket von insgesamt 26 Maßnahmen. Folgende wegweisende Schritte sind u.a. vorgesehen, um Finanzierungen für nachhaltige Investitionen zu mobilisieren und damit unsere Lebensgrundlagen zu schützen, Klimarisiken zu reduzieren und die Finanzmarktstabilität zu stärken:

Umschichtung von Aktienanlagen des Bundes in nachhaltige Anlagen

Mit der Sustainable Finance-Strategie betont der Bund seine Rolle als Vorbild bei der nachhaltigen Finanzierung: Die unterschiedlichen Versorgungsfonds des Bundes werden ihre Aktienanlagen Schritt für Schritt in Nachhaltigkeitsindizes umschichten. Die Treibhausgasemissionen der Aktienportfolios müssen demnach kontinuierlich sinken, um daraus resultierende Klimarisiken zu reduzieren. Dabei handelt es sich um ein Anlagevolumen von derzeit rund neun Mrd. Euro.

Weiter wird der Bund mit den Grünen Bundeswertpapieren zur Weiterentwicklung des Markts für nachhaltige Finanzinstrumente beitragen. Zukünftig sollen Grüne Bundeswertpapiere in weiteren Laufzeiten begeben werden, so dass eine grüne Bund-Renditekurve etabliert und zur Referenzgröße im grünen Euro-Kapitalmarkt werden kann. So stärkt der Bund die Preistransparenz und Entwicklung des grünen Finanzmarktes.

Meilenstein für Nachhaltigkeits-Transparenz bei Unternehmen und Finanzanlagen

Die Sustainable Finance-Strategie setzt zudem auf mehr Transparenz. Transparenz ist die zentrale Grundlage für den Erfolg von Sustainable Finance bei den Anleger*innen. Die Bundesregierung will daher für verlässliche und vergleichbare Informationsangebote sorgen, die zeigen, wie sich Nachhaltigkeitsrisiken und -chancen auf die Geschäftsmodelle der Unternehmen auswirken und welche Auswirkungen die Unternehmenstätigkeit auf Umwelt- und Menschenrechte hat.

Nachhaltigkeitsrisiken, die aus dem Klimawandel, der Transformation zu einer treibhausgasneutralen Wirtschaft, Naturkapitalverlust, Menschenrechtsverletzungen oder auch Pandemien resultieren, bergen finanzielle Risiken für die Realwirtschaft und direkt oder indirekt für die Finanzindustrie. Werden diese Risiken erkannt und berücksichtigt, macht das das Finanzsystem stabiler. Die Sustainable Finance-Strategie folgt dabei dem „Environment Social Governance-Ansatz“, setzt auf Transparenz, Bewusstsein und konsequente Entwicklung neuer Methoden und Instrumente.

Nachhaltigkeitsampel für mehr Klarheit für Anleger*innen

Für Privatanleger*innen und soll es künftig eine Nachhaltigkeitsampel für Finanzprodukte geben. Umfragen zeigen, dass eine Mehrheit ihr Geld nach ökologischen und sozialen Kriterien investieren möchte. Das soll damit leichter möglich sein. Ein solches Ampelsystem kann auf den geprüften Nachhaltigkeitsberichten und der EU-Offenlegungsverordnung aufbauen und auf den ersten Blick deutlich machen, ob ein Unternehmen Umweltschutz und Menschenrechte ernst nimmt. Eine schnelle EU-weite Lösung wäre hier die erste Wahl. Sollte dies nicht gelingen, wird die Bundesregierung einen eigenen Vorschlag für eine nationale Nachhaltigkeitsampel erarbeiten.

Umfassende Nachhaltigkeitsberichte sollen verpflichtend werden

Mit der Sustainable Finance-Strategie hat sich die Bundesregierung zudem auf einen Katalog von Anforderungen für die sogenannte nichtfinanzielle Unternehmensberichterstattung geeinigt. Diese wird die Bundesregierung in die anstehenden Verhandlungen für eine neue, ambitionierte CSR-Richtlinie der EU einbringen. Künftig müssen demnach alle börsennotierten Unternehmen und großen Unternehmen mit Haftungsbeschränkung Nachhaltigkeitsberichte vorlegen. Die Nachhaltigkeitsberichte müssen zudem bestimmte Mindestvorgaben einhalten. Beispielsweise müssen Unternehmen ihre Klimarisiken transparent machen. Die Berichte müssen durch Abschlussprüfer testiert werden, um Greenwashing zu vermeiden.

Bundesregierung stärkt Nachhaltigkeit bei Risikomanagement und Aufsicht

Die Bundesregierung wird eine Szenario-Studie zu physischen Klimarisiken für Real- und Finanzwirtschaft in Deutschland in Auftrag geben. So werden Methoden und Daten verbessert und einzelne Akteure können bereits durch die Übung ihre eigenen Risiken identifizieren und in ihre Risikomanagementsysteme aufnehmen. Ziel ist, dass Unternehmen darauf basierend Risiken besser erkennen und mit ihnen umgehen können.

Das Bundesministerium der Finanzen erarbeitet noch im Jahr 2021 ein Konzept, wie die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) organisatorisch unterstützt wird, z.B. durch angemessene personelle und technologische Ressourcen. Darüber hinaus wird die BaFin in einem Bericht bis Herbst 2021 aufzeigen, wie mit weiteren Behörden der Bundesregierung, wie beispielsweise dem Umweltbundesamt (UBA) und dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrollen (BAFA), besser kooperiert werden kann, um die dort vorhandene Nachhaltigkeitsexpertise zu nutzen.

KfW wird zur international führenden Transformationsbank

Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ist global aufgestellt und zählt bereits heute zu den weltweit größten Förderbanken. Im Bankgeschäft adressieren die KfW-Finanzierungen bedeutsame Megatrends wie etwa Klimawandel und Umwelt, Globalisierung und sozialen Wandel.

Die Bundesregierung wird die KfW bei der Umsetzung ihrer ambitionierten Sustainable Finance-Agenda weiter unterstützen. Die KfW hat sich zum Ziel gesetzt, die Wirkungen ihrer Finanzierungen zu messen sowie ihre Paris-Kompatibilität sicherzustellen. Damit wird erreicht, dass die KfW auch in Zukunft ein starker Partner der Realwirtschaft für die Finanzierung der sozial-ökologischen Transformation bleiben wird.

Bundesregierung bringt Sustainable Finance auf der europäischen Ebene voran

Entscheidend für den Erfolg dieser Instrumente ist die richtige Definition von Nachhaltigkeit. Welche Aktivitäten als nachhaltig gelten, wird derzeit auf europäischer Ebene in der sogenannten „Taxonomie“ verhandelt. Mit ihrer Sustainable Finance-Strategie stellt die Bundesregierung ihre Position klar, dass Atomkraft nicht als nachhaltig gelten kann. Atomkraft verursacht Müll für 300.000 Generationen. CO2-arm ist sie nur im Normalbetrieb, birgt jedoch unvermeidbare Restrisiken:  Reaktorunfälle können ganze Landstriche unbewohnbar machen. Auch für die Akzeptanz nachhaltiger Finanzprodukte in der Bevölkerung wäre eine europaweite Einstufung von Atomkraft als „nachhaltig“ aus guten Gründen fatal.

All diese Maßnahmen werden dazu führen, dass Kapital verstärkt in die Investitionen fließt, die Europa für den sozial-ökologischen Umbau hin zur Klimaneutralität braucht. Die Europäische Kommission schätzt den Investitionsbedarf in diesem Jahrzehnt auf jährlich rund 350 Mrd. Euro.

Der Abschlussbericht des Sustainable Finance-Beirats vom 25. Februar 2021 „Shifting the Trillions – Ein nachhaltiges Finanzsystem für die Große Transformation“ war eine zentrale Grundlage bei der Erstellung der Deutschen Sustainable Finance-Strategie.

Die Sustainable Finance-Strategie finden Sie unter www.bmu.de/DL2705.

Maximale Ernte durch humusreichen Boden

Dritter öffentlicher Feldtag am 3. Juni

Pressemitteilung des Landkreises Havelland vom 5. Mai 2021

Eine stabile Ernte, auch in Zeiten äußerst trockener Sommer, geht nur mit einem nährstoffreichen Bodenleben einher. Davon ist Dietmar Näser überzeugt. Der Diplomingenieur, der sich mit seinem Büro für regenerative Landwirtschaft „Grüne Brücke“ für eine Verbesserung des Bodenlebens einsetzt, wird am 3. Juni den dritten öffentlichen Feldtag leiten, eine Praxisschulung für Landwirte. In diesem Jahr stehen die Nutzung von Mischkulturen zur Verbesserung der Bodenqualität und des Bodenlebens im Fokus der Schulung, die auf den Flächen von biologischen und konventionellen Landwirtschaftsbetrieben in und um Gülpe im westlichen Havelland stattfinden wird.

Wer daran teilnehmen möchte, wird gebeten, sich bei Stefan Engelhart vom Klimaschutzmanagement des Landkreises bis zum 31. Mai zu melden, unter 03321-4035446 oder  klimaschutz@havelland.de

Die Grashüpfer räumen den Wald auf

Erst Kröten retten, dann Müll einsammeln, diese Kita-Kids sind für den Naturschutz mächtig aktiv

Text & Fotos von Silvia Passow

Brieselang.   Sie haben alle Waldnamen, erzählt Philipp, dessen Namensvetter ist ein knallgelber Vogel, der Pirol. Wenn sie in den Wald gehen, dann nimmt Pauline den Namen Pelikan an und Sarah nennt sich Salamander. Sie gehören zur Kita „Grashüpfer“ aus Brieselang, die Luchs-Gruppe, ist die Waldgruppe der Kita und ihr Ausflug in den Wald ist mit echter Arbeit verbunden. Denn erst werden die Eimer am Amphibienzaun kontrolliert und darin befindliche Tiere aufgelesen und am Tümpel gegenüber wieder ausgesetzt. Danach gehen sie auf Müllsuche, immer in Zweierteams, einer hat die große Mülltüte, der Partner oder die Partnerin, die Greifzange.

Den Amphibienzaun läuft Erzieherin Michaela Nesch einmal wöchentlich mit den Kindern ab. Nesch ist beim NABU Osthavelland aktiv, der grüne, kniehohe Zaun wurde vor einigen Wochen vom NABU im Forstweg aufgestellt. Er soll verhindern, dass Kröte & Co beim Überqueren des Waldweges unter die Räder kommen. Alle paar Meter stoppt der bunte Tross und unter Neschs Anleitung wird ein Eimer auf einen Insassen abgesucht. Etwa auf halber Strecke findet die Gruppe einen Teichfrosch, etwas später eine Erdkröte. Die Kinder erzählen durcheinander, alles, was sie über Erdkröten wissen. Und das ist wirklich einiges.

Das Ablaufen des Zaunes ist für die Kinder jedes Mal ein Erlebnis, sagt Nesch. Ebenso wie Müll sammeln gehen. Auch das gehört zum regelmäßigen Programm der 3-6jähigen, die mit aufmerksamem Blick das Gelände durchstreifen. Zunächst folgt die Gruppe einer regelrechten Fährte aus Bonbon-Papier, eine rote Hundeleine wird gefunden und ein seltsames Behältnis. Etwas später wird klar, nicht alles was rumliegt, ist Müll. Die kleine Verpackung gehört wohl zum sogenannten Geocaching, einer modernen Form der Schnitzeljagd. Das Versteck war wohl nicht gut gewählt.

Weiter hinten im Wald wird es fast schon unheimlich. Eine ganze Ansammlung alter Stofffetzen und Kleidungsstücke liegt in der Erde verborgen. Die Kinder graben, ziehen an dem Stoff, der Boden bebt und gibt dann blumige Muster und zerfetzte Kleiderreste frei. Plastik, eine Styroporbox. 6000 Jahre braucht Styropor zum Verwittern, die Nylonfasern der Kleider wären in 60 Jahren Vergangenheit, so informiert die Internetseite „Utopia“. Auch Glasflaschen finden die Kinder, Glas besteht aus Quarzsand und braucht am längsten für den natürlichen Zerfall. Nach Informationen der „Ausburger Allgemeinen“ kann dies 4000 bis eine Million Jahre dauern. Ginge die Geschichte rückwärts, könnten sich die Dinos noch in die Glasscherben unserer Zeit treten.

Die Sorge um die Tiere der Gegenwart ist es, die Pauline mit Begeisterung den Müll anderer Menschen einsammeln lässt. Sie fürchtet, die Tiere des Waldes könnten sich verletzen. Und noch mehr. „Durch weggeworfenes Glas und Glasscherben können Brände entstehen“, sagt sie. Damit ist das Kita-Kind Pauline Pelikan offenbar schlauer als manch Erwachsener.

Tatsächlich sorgen sich die meisten Kinder um Tiere, die durch den Müll zu Schaden kommen, sagt Nesch. Und, obwohl oder vielleicht gerade, weil sie so jung sind, sehen sie in dem Müllproblem im Wald eine große Ungerechtigkeit. Und: „Viele Menschen gehen nicht gut um mit der Natur“, stellt Till, Waldname Teichfrosch, fest.

Staudenhof in Potsdam soll wieder blühen

Pressemitteilung der Grünen Liga Brandenburg vom 4. Mai 2021

Grüne Liga Brandenburg kritisiert geplanten Gebäudeabriss

Potsdam, den 03.05.2021: In den letzten Jahren wurden in Potsdam zahlreiche Gebäude, die in der DDR gebaut wurden, abgerissen. , Insbesondere in der Innenstadt werden gestützt auf die Barocke Stadterweiterung diese Baulücken mit neobarocken Bauten geschlossen. Eines der letzten architekturhistorischen Gebäude aus der Zeit der DDR war die Fachhochschule am Alten Markt. Ein markantes bauliches Merkmal dieses Gebäudes war die spezielle Wabenkonstruktion. Noch heute kann man einige Waben, die gerettet werden konnten, an anderen Häusern im Stadtbild entdecken.  Auch der an die Fachhochschule angrenzende Staudenhof, der dem Plattenbau seinen Namen gab, ist bereits verschwunden. Die kleine grüne Oase mit Gehölzen, Stauden, Sitzgelegenheiten und Skulpturen musste einer geplanten Straße weichen.

Am kommenden Mittwoch soll nun die Stadtverordnetenversammlung einen weiteren Gebäudeabriss beschließen. Das Staudenhofgebäude, ein intaktes Wohngebäude, soll einem an die barocke Stadtgeschichte angelehnten Neubau weichen.

Der Abriss sowie die Folgeplanung sind sowohl ökonomisch wie auch ökologisch fragwürdig. In Abriss und Neubau sollen ca. 39,5 Millionen Euro fließen. Bei einer Sanierung des Bestandes könne man wahrscheinlich mit der Hälfte der Baukosten rechnen. Eine belastbare Finanzkalkulation hat die städtische Wohnungsgesellschaft „Pro Potsdam“ bis heute nicht vorgelegt.

Laut Berechnungen der Grauen Energie sind mindestens 10.000 t CO2 im Staudenhofgebäude gebunden. Diese werden durch den Abriss freigesetzt. Um diese CO2 Bilanz auszugleichen, müssten etwa 17.000 Bäume im Stadtgebiet gepflanzt werden. Auch lässt sich mit dieser Planung das Ziel nach mehr Solar- und Gründächern in Potsdam nicht umsetzen. Allein die Ausrichtung der Spitzdächer in Nord-Südrichtung beim geplanten Neubauvorhaben erschwert die Anwendung von Solartechnik. Der sanierte Staudenhofkomplex würde sich dagegen für Solar- sowie Gründächer hervorragend eignen.

Jegliche Maßnahmen sollten zukünftig sich an konkreten Nachhaltigkeitskriterien messen lassen. Deshalb erwarten wir von den Potsdamer Stadtverordneten die Entscheidung auszusetzen und erst nach Vorlage einer belastbaren Kostenabschätzung unter Einbeziehung jeglicher Nachhaltigkeitsaspekte eine sachdienliche Entscheidung zu fällen.