Kükentötung: Aufweichung des Verbots verhindern

Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes vom 19. Mai 2021

Der Deutsche Tierschutzbund warnt ausdrücklich davor, das geplante Verbot des Kükentötens, über das morgen im Bundestag beraten und entschieden wird, abzuschwächen oder aufzuweichen. Aus Sicht des Verbandes sollte der Fokus zudem verstärkt auf der Förderung von Zweinutzungshühnern und der Aufzucht von Bruderhähnen liegen.

„Der Bundestag muss verhindern, dass das für Anfang 2022 geplante Verbot der Kükentötung abgeschwächt oder ausgehebelt wird“, macht Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, deutlich. „Wir appellieren an die Abgeordneten: Läuten Sie das lange überfällige Ende des Kükentötens konsequent und ausnahmslos ein. Lassen Sie keine Änderungen zu, die die bisherige Praxis des millionenfachen Kükenmordes verlängern oder durch die Hintertür manifestieren.“

Aus Sicht des Deutschen Tierschutzbundes ist der Gesetzentwurf zum Verbot des Kükentötens nicht konsequent, weil die Geschlechterbestimmung im Ei und ein Abtöten des Embryos nach dem 7. Bruttag erst ab 2024 verboten sein sollen – obwohl ein Schmerzempfinden nicht ausgeschlossen ist. Dennoch drängt der Verband darauf, dass das Ende des Kükentötens – das die Regierung in ihrem Koalitionsvertrag bis Mitte 2019 versprochen hatte – endlich gesetzlich festgeschrieben wird. Aktuell jedoch besteht die Gefahr, dass der Gesetzentwurf abgeschwächt wird: durch eine Verlängerung der Fristen oder eine mögliche Ausnahmegenehmigung für die Verfütterung toter Küken an Zootiere, was einer Aushebelung des Verbotes gleichkäme.

Gesamtstrategie und ursachenbezogene Lösung fehlen

Der Deutsche Tierschutzbund stellt klar, dass das Kükentöten nur eine Folge der gewinnorientierten Hochleistungszucht ist: Legehennenrassen sind so gezüchtet, dass sie viele Eier legen, aber nur wenig Fleisch ansetzen, was die männlichen Küken wirtschaftlich wertlos macht und zu zuchtbedingten Tierschutzproblemen bei den Legehennen führt. Es muss also ursächlich an der Zucht angesetzt werden. „Ein echtes Mehr an Tierschutz können nur die Abkehr von der Hochleistungszucht und die Förderung von Zweinutzungshühnern bringen – hier muss die Bundesregierung den Weg ebnen, anstatt nur an einem kaputten Haltungssystem herumzuschrauben“, so Schröder. Übergangsweise könnte auch die Aufzucht der Bruderhähne eine tierschutzgerechtere Alternative zur Geschlechterbestimmung im Ei sein. Der Deutsche Tierschutzbund fordert daher im Rahmen seiner Bundestagswahl-Kampagne „Mein Schicksal – Deine Wahl“ von den Parteien, sich in der nächsten Legislaturperiode für eine politische Gesamtstrategie zur Abkehr vom ursprünglichen System einzusetzen, ebenso wie für gesetzliche Regelungen für die Aufzucht und Schlachtung von Bruderhähnen. Mehr zur aktuellen Kampagne finden Interessierte unter www.2021-tierschutz-wählen.de.

Zwischenergebnis der NABU-Aktion „Stunde der Gartenvögel“ in Brandenburg

Pressemitteilung des NABU Brandenburg vom 19. Mai 2021


Insektenfresser und Gebäudebrüter haben es zunehmend schwerer/ Wiedehopf, Stieglitz und Kernbeißer im Aufwind / Meldung noch bis 24. Mai möglich

An der 17. NABU-Aktion „Stunde der Gartenvögel“, die vom 13.- 16. Mai 2021 stattfand, haben sich bisher rund 5.211 Brandenburger*innen beteiligt und in Gärten und Parks Vögel gezählt. An der Spitze liegt der Dauersieger Haussperling. Mauersegler, Mehlschwalbe und Grünfink wurden deutlich weniger gezählt. Im Aufwind ist weiterhin die Ringeltaube, im Höhenflug der Klimawandel-Gewinner Wiedehopf sowie die Vegetarier Kernbeißer und Stieglitz. Noch bis zum 24. Mai können die Beobachtungen gemeldet werden.

Bundesweit haben in diesem Frühjahr rund 112.000 Teilnehmer*innen bei der Vogelzählung mitgemacht. Dabei wurden in mehr als 77.000 Gärten rund 2,5 Mio. Vögel gemeldet. Die am häufigsten gezählten Vögel bundesweit sind der Haussperling, die Amsel und die Kohlmeise.

In Brandenburg haben rund 5.211 Teilnehmer*innen bei der Aktion mitgemacht. Sie haben in mehr als 3.424 Gärten 123.640 Vögel gezählt. Die am häufigsten gezählten Vögel in Brandenburg sind Haussperling, Star und die Amsel.

„Viele Langstreckenzieher wie der Mauersegler sind in diesem Jahr vergleichsweise spät aus ihren Überwinterungsgebieten zurückgekommen. Das lag zum einen an dem verhältnismäßig kühlen Frühlingswetter und zum anderen an teilweise harschen Winden aus nördlicher Richtung. Das zeigen auch die Beobachtungen bei der „Stunde der Gartenvögel““ so Manuela Brecht, Naturschutzreferentin beim NABU Brandenburg. Der Mauersegler, der letztes Jahr in Brandenburg auf Platz 12 der am häufigsten gesichteten Vögel lag, ist auf den 15. Platz zurückgefallen. Er wurde 23 Prozent weniger gemeldet als im Vorjahr. „Doch nicht nur die Witterungsbedingungen sorgen für den Abwärtstrend der Segler. Bundesweit zeichnet sich ein allgemein abnehmender Trend bei den Vogelarten ab, die sich vorwiegend von Fluginsekten ernähren und an Gebäuden brüten. Diese Vögel finden nicht nur finden immer weniger Nahrung, sondern auch ihre Lebenstätten sind zunehmend durch Gebäudesanierungen bedroht“, so Brecht.

Seit Jahren beobachten Vogelschützer*innen auch den Rückgang des Grünfinks mit Sorgen. 2015 konnte der Grünfink bei der „Stunde der Gartenvögel“ noch in 45 Prozent der Brandenburger Gärten gesichtet werden, 2021 nur noch in 32 Prozent. Ein Grund für den starken Bestandsrückgang ist ein der Krankheitserreger Trichomonas gallinae.
„Erfreulich ist, dass sich das Meisensterben aus dem vergangenen Jahr nicht fortgesetzt hat. Musste bei den Kohl- und Blaumeisen im vergangenen Jahr ein Rückgang von 16 bzw. 22 Prozent verzeichnet werden, so blieben die beiden Arten in diesem Jahr mit 16 bzw. 22 Prozent im Plus.

„Vogel des Jahres“ in vielen Gärten gesichtet

Positive Nachrichten gibt es bisher vom Sieger der „Vogel des Jahres“-Wahl 2021 – dem Rotkehlchen. Der Siegervogel hat deutlich an Meldungen zugelegt, was vielleicht an der Bekanntheitssteigerung in der Bevölkerung liegt. Das Rotkehlchen wurde in Brandenburg in ca. 48 Prozent der Gärten gesichtet und legt gegenüber dem Vorjahr um 16 Prozent zu.
Deutlich mehr Beobachtungen wurden in diesem Jahr für Stieglitz und Kernbeißer registriert. Interessanterweise gehören sie zu den der sehr wenigen Singvögeln, die auch ihre Jungen vegetarisch, also nicht mit Insekten füttern.
Das Endergebnis wird mit Spannung erwartet, denn noch bis zum 24. Mai können Vogelzählungen online, per App oder postalisch an den NABU übermittelt werden.

Aktuelle Zahlen der “Stunde der Gartenvögel”: https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/stunde-der-gartenvoegel/ergebnisse/


BÄUME SCHÜTZEN, BÄUME PFLEGEN!

Pressemitteilung des Jugendforum Falkensee v0m 19. Mai 2021

Gießaktion der Baumschutzgruppe Finkenkrug und des Jugendforums im Kinderstadtwald Falkensee benötigt Unterstützung

Im November 2014 hat die Baumschutzgruppe Finkenkrug auf dem Gelände des heutigen Kinderstadtwaldes, nahe dem Bahnhof Seegefeld, gemeinsam mit Kindern begonnen Bäume zu pflanzen. Aus den Jungbäumen soll ein neuer Wald entstehen und den Kindern die Bedeutung der Bäume und des Waldes für das Ökosystem, das Klima und die menschliche Gesundheit näher bringen. Gemeinsam kann beobachtet werden, wie die Bäume über mehrere Jahre heranwachsen, was sie für ein gesundes Wachstum benötigen und der eigene Umgang mit natürlichen Ressourcen reflektiert werden.

Inzwischen ist klar, dass ein neuer Wald nicht in zwei Tagen wächst und dass es Geduld braucht bis aus den kleinen Trieben ein großer Baum wird. Bis dahin brauchen die Jungbäume noch etwas Pflege. Die Trockenheit der letzten Jahre und später Frost haben ihnen immer wieder zugesetzt. Auf zwei Pflanzaktionen pro Jahr, zusammen mit dem Jugendforum Falkensee, wurde die Fläche weiter bepflanzt und eingegangene Bäume wurden ersetzt.

Auch in diesem Jahr kann davon ausgegangen werden, dass der Sommer ziemlich trocken wird. Damit die jungen Bäume gut durch diese Zeit kommen, sind das Jugendforum und die Baumschutzgruppe auf Hilfe aus der Bevölkerung angewiesen. Gemeinsam soll der Wald den Sommer über in wöchentlichen Arbeitseinsätzen gegossen und so in seinem Wachstum unterstützt werden.  Nachdem die Aktion im letzten Jahr ein großer Erfolg war und fast alle Bäume gut durch den Sommer gekommen sind, hat das Jugendforum eine Doodle-Liste aufgesetzt: https://t1p.de/kistawa-2021. Wer den Kinderstadtwald unterstützen möchte, kann sich in der Liste für eine oder mehrere Wochen eintragen und in dieser Zeit die Bäume wässern. Dafür steht vor Ort ein 1000l-Tank zur Verfügung, der dankenswerterweise regelmäßig von der Feuerwehr Falkensee aufgefüllt wird. Gießkannen und Kannister stehen in der Regel auch vor Ort bereit. Der Kinderstadtwald liegt am östlichen Ende der Duisburger Straße.

Sollten sich Familien, Freundesgruppen, Paare oder Einzelpersonen bereit erklären, für eine Woche diese Verantwortung zu übernehmen, sind alle Informationen auf der Internetseite des Jugendforums zu finden. Zusätzlich werden alle Fragen per Mail an info@jugendforum-fks.de beantwortet. Wir wünschen ganz viel Spaß beim Gießen und danken für die Unterstützung!

NABU-Insektensommer: Das große Krabbeln startet wieder

Zählen, was zählt/Die Natur vor der Haustür besser kennenlernen

Pressemitteilung des NABU Brandenburg vom 18. Mai 2021

________________________________________________________________

Berlin – Bald ist es wieder soweit: Eine Stunde lang Insekten beobachten und zählen. Die NABU-Mitmachaktion findet vom 4. Juni bis 13. Juni und vom 6. August bis 15. August bereits zum vierten Mal deutschlandweit statt.

Eine besondere Rolle spielt wie im Vorjahr der Marienkäfer. „Auch wenn fast alle das beliebte Glücksymbol kennen, weiß kaum jemand, dass es in Deutschland etwa 70 Marienkäfer-Arten gibt“, so NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. „Am häufigsten entdecken wir den heimischen Siebenpunktmarienkäfer und den Asiatischen Marienkäfer. Der wurde erst vor wenigen Jahrzehnten eingeschleppt. Wie weit sich die invasive Art bereits verbreitet hat, soll nun der Insektensommer zeigen.“ Dafür sollen die Teilnehmer melden, wie oft sie den Asiatischen und den Siebenpunktmarienkäfer entdecken konnten.

Beobachten und zählen kann jeder und das fast überall: Garten, Balkon, Park, Wiese, Wald, Feld, Teich, Bach oder Fluss. Das Beobachtungsgebiet soll nicht größer sein als etwa zehn Meter in jede Richtung vom eigenen Standpunkt aus. Gezählt wird eine Stunde lang. Gemeldet werden die Beobachtungen per Online-Formular oder die kostenlose Web-App NABU Insektensommer. Beide Meldewege sind unter www.insektensommer.de zum Aktionsstart abrufbar.

Jeder gesichtete Sechsbeiner soll gezählt und gemeldet werden. Jetzt im Frühsommer soll dabei auf einige in Deutschland häufig vorkommende Arten besonders geachtet werden: Steinhummel, Florfliege, Hainschwebfliege, Tagpfauenauge, Lederwanze, Blutzikade und Admiral. „Wer diese Tiere nicht kennt, kann sie ganz einfach mit dem NABU-Insektentrainer (www.insektentrainer.de) unterscheiden lernen“, so Daniela Franzisi, Projektleiterin des Insektensommers. Das Lernprogramm wird von der Firma Neudorff unterstützt. Und wenn man sich bei der Art nicht sicher ist, kann man auch einfach die Gruppe von Insekten angeben, zum Beispiel Schmetterling oder Käfer – hier hilft der Bestimmungsschlüssel im Insektentrainer auch weiter. „Ein warmer, trockener und windstiller Tag ist zum Insektenzählen am besten geeignet“, ergänzt Insektenexpertin Franzisi. „Eine Erkundungstour in die Insektenwelt ist schon auf kleinstem Raum möglich, wie zum Beispiel der Blick in die Blumentöpfe auf dem Balkon.“

Studien zeigen, dass die Insekten in Deutschland deutlich zurückgehen. Intensive Landwirtschaft, der Einsatz von Pestiziden und die Ausräumung der Landschaft sind nur einige Gründe für den Insektenschwund. Der NABU engagiert sich seit Jahren für den Schutz der Insekten. Sie sind unverzichtbar für uns Menschen und die gesamte Natur. In unseren Ökosystemen tragen sie unter anderem zur Vermehrung von Pflanzen sowie zur Fruchtbarkeit des Bodens bei.

Die  Daten der Zählaktion Insektensommer werden in Zusammenarbeit mit der Plattform www.naturgucker.de erfasst. Die Ergebnisse werden vom NABU ausgewertet und zeitnah veröffentlicht. Im vergangenen Jahr kamen von fast 16.000 Teilnehmer bei beiden Zählungen erstmals knapp 10.000 Meldungen bundesweit zu Sechsbeinern zusammen.

Die NABU-Mitmachaktion wird in diesem Jahr auch von der wohl bekanntesten Biene und ihren Freunden unterstützt. Im Rahmen der Initiative „Die Biene Maja – Projekt Klatschmohnwiese“ setzt sich Maja schon seit 2018 dafür ein, Lebensräume für Bienen und andere Insekten zu schaffen. Sie möchte Eltern und ihre Kinder spielerisch über Bienen informieren und ihnen zeigen, was sie für den Schutz der Insekten unternehmen können – zum Beispiel mit der Teilnahme am NABU-Insektensommer. Mehr Informationen unter www.diebienemaja-bienenschutz.de.

Neue Frühwarnsignale: Teile des grönländischen Eisschildes könnten Kipppunkt überschreiten

Pressemitteilung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) vom 18. Mai 2021

 

 

Wissenschaftler haben neue Frühwarnsignale entdeckt, die darauf hinweisen, dass der zentral-westliche Teil des grönländischen Eisschildes relativ bald einen kritischen Übergang erleben könnte. Aufgrund steigender Temperaturen, so zeigt eine neue Studie von Forschern aus Deutschland und Norwegen, hat die Destabilisierung des Eisschildes bereits begonnen, und der Prozess des Abschmelzens könnte bereits bei begrenzter Erwärmung eskalieren. Ein Kippen des Eisschildes würde den langfristigen globalen Anstieg des Meeresspiegels erheblich verstärken.

„Wir haben Belege dafür gefunden, dass sich der zentral-westliche Teil des Grönland-Eisschildes destabilisiert hat“, erklärt der Erstautor Dr. Niklas Boers vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und der Freien Universität Berlin. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass es in der Zukunft zu einem deutlich verstärkten Abschmelzen kommen wird – was sehr besorgniserregend ist.“

Ein Schlüsselmechanismus, der die Gesamtstabilität des grönländischen Eisschildes bestimmt, ist ein Rückkopplungsmechanismus namens melt-elevation feedback: Im Wesentlichen führt ein Temperaturanstieg zum Schmelzen, wodurch sich die Höhe des Eisschildes verringert. Auf einem Berg ist es oben kalt und unten weniger kalt. Wenn also die Oberfläche des Eisschildes schmilzt, sinkt es in die tiefere, wärmere Umgebungsluft – was wiederum zu beschleunigtem Schmelzen und zusätzlichem Höhenverlust führt. Ein Teufelskreis.

„Dieser Mechanismus ist seit Langem bekannt, und er ist einer der Hauptverdächtigen für die festgestellte Destabilisierung der zentral-westlichen Teile des grönländischen Eisschildes. Aber wir können nicht ausschließen, dass auch andere Rückkopplungen eine wichtige Rolle spielen, zum Beispiel im Zusammenhang mit der Albedo des Eisschildes“, erklärt Niklas Boers.

Beunruhigende Warnzeichen

Für ihre Analyse zogen Niklas Boers und sein Co-Autor Martin Rypdal von der Arctic University of Norway Meeresspiegeltemperaturen von Wetterstationen, Schmelzintensitäten aus Eisbohrkernen in Zentralwestgrönland sowie entsprechende Computermodell-Simulationen heran – und fanden in den Schwankungen der Eisschildhöhen beunruhigende Frühwarnzeichen, die darauf hindeuten, dass ein Kippen dieses Teils des Eisschildes bevorstehen könnte. „Die Warnzeichen werden durch charakteristische Veränderungen in der Dynamik des grönländischen Eisschildes verursacht, die widerspiegeln, wie gut sich der Eisschild gegen Störungen wehren und sich von ihnen erholen kann“, erklärt Rypdal.

Nach bisherigen Modellergebnissen ist das Abschmelzen des Grönlandeisschildes ab einer kritischen Schwelle der globalen Mitteltemperatur von 0,8 bis 3,2 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau unvermeidlich. Sobald diese Schwelle überschritten wird, könnte der gesamte Eisschild über hunderte oder tausende von Jahren vollständig abschmelzen, was zu einem globalen Meeresspiegelanstieg von mehr als 7 Metern und einem Zusammenbruch der atlantischen meridionalen Umwälzzirkulation (AMOC) führen könnte, die für die relative Wärme in Europa und Nordamerika verantwortlich ist.

Doch neben mehreren positiven Rückkopplungen, die das Schmelzen beschleunigen, gibt es auch negative Rückkopplungen, die den grönländischen Eisschild auf mittleren Höhen stabilisieren könnten, vor allem durch zunehmende Akkumulation. „Wir müssen dringend das Zusammenspiel der verschiedenen positiven und negativen Rückkopplungsmechanismen besser verstehen, die die aktuelle Stabilität und die zukünftige Entwicklung des Eisschildes bestimmen“, sagt Niklas Boers.

Die Zukunft des Eisschildes ist ungewiss

Die Studie legt nahe, dass sich zumindest der zentral-westliche Teil des grönländischen Eisschildes einer kritischen Temperaturschwelle nähert. Doch wie sich dies auf den Eisschild als Ganzes auswirkt, bleibt unklar: „Angesichts der Anzeichen, die wir in Eiskernen aus dem zentral-westlichen Teil entdecken, müssen wir mehr Beobachtungen sammeln und unser Verständnis der entsprechenden Mechanismen verbessern, damit wir verlässlichere Schätzungen über die zukünftige Entwicklung des Grönland-Eisschildes machen können“, sagt Martin Rypdal.

„Das größte ​Problem ist die sogenannte Hysterese“, erläutert Niklas Boers weiter: „Unabhängig vom genauen Zusammenspiel der verschiedenen Rückkopplungen müssten wir die Temperaturen deutlich unter das vorindustrielle Niveau absenken, um wieder die Eisschildhöhe der letzten Jahrhunderte zu erreichen. Praktisch wird also der gegenwärtige und in naher Zukunft zu erwartende Massenverlust des Eises weitgehend irreversibel sein. Deshalb ist es höchste Zeit, dass wir die Treibhausgasemissionen aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe schnell und deutlich reduzieren und das Eisschild und unser Klima wieder stabilisieren.“

Wenige realistische Szenarien bleiben zur Begrenzung des Temperaturanstiegs auf 1,5°C

Pressemitteilung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) vom 14. Mai 2021

 

Von den mehr als 400 Klimaszenarien, die im 1,5°C-Bericht des Weltklimarats IPCC ausgewertet wurden, vermeiden nur etwa 50 Szenarien ein deutliches Überschreiten von 1,5°C globaler Erwärmung. Das zeigt eine neue Studie. Von diesen machen nur etwa 20 realistische Annahmen zu den Minderungsoptionen, zum Beispiel zum möglichen Umfang des Herausholens von CO2 aus der Atmosphäre oder zum möglichen Ausmaß von Aufforstung. Alle 20 Szenarien müssen mindestens einen Minderungshebel in einem eher „herausfordernden“ Maße bewegen, so die Analyse. Daher besteht für die Welt ein hohes Risiko, die 1,5°C-Grenze zu überschreiten. Das realistische Zeitfenster für die Einhaltung dieses Klimaziels aus dem Pariser Abkommen schließt sich sehr schnell.

Wenn alle Hebel des Klimaschutzes in Bewegung gesetzt werden, könnte es immer noch möglich sein, die globale Erwärmung auf 1,5°C zu begrenzen. Das ist ein wichtiges Ergebnis für die hitzige klimapolitische Debatte. „Die Emissionsszenarien unterscheiden sich in ihrer Abhängigkeit von jedem der fünf von uns untersuchten Minderungshebel. Doch alle Szenarien, die wir als realistisch einschätzen, ziehen zumindest mehrere Hebel in einen herausforderndem Bereich“, sagt Leit-Autorin Lila Warszawski vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). „Keines der realistischen Szenarien verlässt sich auf einen einzigen Königsweg.“

Alle realistischen Szenarios nutzen alle fünf „Hebel“

„Der Energiesektor ist natürlich der Schlüssel zum 1,5°C-Ziel, einerseits durch die Reduzierung der Energienachfrage und andererseits durch die Dekarbonisierung der Nutzung und Erzeugung von Energie“, sagt Warszawski. „Aber wir können nicht auf die anderen Strategien verzichten. Kohlendioxid aus der Atmosphäre zu entfernen und zum Beispiel unterirdisch zu speichern, erweist sich ebenfalls als nahezu unverzichtbar. Die Landnutzung muss zu einer Netto-Kohlenstoffsenke werden, zum Beispiel durch Wiedervernässung von Mooren oder Aufforstung. Schließlich muss der Ausstoß des starken Treibhausgases Methan aus der Tierproduktion, aber auch aus Lecks bei der Öl- und Gasförderung reduziert werden. Das ist eine ziemliche Liste.“

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zogen bestehende Forschungsergebnisse heran, um Grenzen zu definieren, die zwischen dem „vernünftigen“, „herausfordernden“ und „spekulativen“ Einsatz der Hebel bis zur Mitte des Jahrhunderts abgrenzen. Die Grenzen quantifizieren die Bandbreite der Emissionsminderungspotenziale von jedem aggregierten Hebel, die sich aus technologischen, wirtschaftlichen, sozialen und ressourcenbezogenen Überlegungen ergeben. Sie können dann in Beiträge zur Begrenzung der Erwärmung auf 1,5°C ohne oder mit nur geringer Temperaturüberschreitung umgerechnet werden.

Eine dreifache Herausforderung für die Menschheit

„Dies erfordert eine sofortige Beschleunigung der weltweiten Maßnahmen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen mit allen verfügbaren Mitteln“, sagt Ko-Autor Tim Lenton von der Universität Exeter. „Wir brauchen eine Nachhaltigkeitsrevolution, ähnlich wie einst die industrielle Revolution. Andernfalls werden diejenigen, die dem Klimawandel am stärksten ausgesetzt sind, die Hauptlast des Verfehlens des 1,5°C-Ziels tragen. Dies ist eine komplexe Aufgabe für unsere gesamte Gesellschaft und Wirtschaft – Stückwerk und Rhetorik werden nicht ausreichen.“

„Die Menschheit steht vor einer dreifachen Herausforderung, um die globale Erwärmung zu stabilisieren, ohne die 1,5°C-Grenze deutlich zu überschreiten“, sagt Ko-Autor Nebojsa Nakicenovic vom International Institute for Applied Systems Analysis, IIASA. „Erstens eine Halbierung der globalen Emissionen jedes Jahrzehnt, was eine herkulische Anstrengung darstellt und eine Dekarbonisierungsrevolution durch den Ausstieg aus fossilen Energien, einen Sprung vorwärts in Effizienz und Suffizienz sowie klimafreundliche Verhaltensweisen und Ernährungsweisen erfordert. Zweitens eine wirklich mit der Natur verträgliche CO2 aus der Atmosphäre herauszuholen durch Aufforstung und Landnutzungsänderungen. Und drittens den Schutz der natürlichen Elemente im Erdsystem, die bereits heute die Hälfte der globalen Emissionen aus der Atmosphäre aufnehmen.“

Unrealistisch optimistische Szenarien überschätzen das Potenzial für das Abscheiden und Verpressen von CO2

Die Szenarien, die in der Analyse als unrealistisch optimistisch eingestuft werden, neigen am häufigsten dazu, die Potenziale der Kohlenstoffabscheidung und -speicherung überzubewerten. Andere überschätzen die Reduzierung von Nicht-CO2-Treibhausgasen wie Methan. Wieder andere machen allzu kühne Annahmen über Ernährungsumstellungen hin zu mehr pflanzlicher Nahrung oder über ein begrenztes Bevölkerungswachstum.

Die Autoren haben sich auch die Szenarien der Internationalen Energieagentur (IEA) aus dem Jahr 2018 und das Szenario „Sky“ des Öl- und Gaskonzerns Shell genauer angeschaut. Beide Szenarien sehen vor, dass die Netto-Emissionen weltweit erst im Jahr 2070 auf Null sinken. Die Forscher fanden heraus, dass sie nicht innerhalb des Korridors der Kohlendioxidemissionen im nächsten Jahrhundert liegen, der eine realistische Chance zu bieten scheint, das 1,5°C-Ziel zu erreichen.  Das Shell Sky Szenario zeigt Emissionswerte im Jahr 2030, die deutlich über denen der anderen in dieser Studie betrachteten Szenarien liegen. 

„Das Shell Sky Szenario wurde als Luftschloss bezeichnet, und das ist es auch“, sagt Mitautorin Gail Whiteman von der University of Exeter’s Business School. „Aus wissenschaftlicher Sicht ist das ganz klar. In der Wirtschaft mögen es einige noch immer, weil es im Vergleich zu anderen Szenarien einen relativ einfachen Ausweg aus der Klimakrise zu bieten scheint. Unsere Analyse zeigt aber, dass es keine einfachen Auswege gibt.“

Unabhängig vom speziellen Klimaziel kommt es jetzt auf rasche Emissions-Minderungen an

„Die notwendigen Emissionsminderungen sind schwer zu erreichen, technisch, aber auch politisch. Sie erfordern eine noch nie dagewesene Innovation der Lebensstile und der internationalen Zusammenarbeit“, sagt Ko-Autor Johan Rockström vom PIK. „Ich verstehe jeden, der meint, dass wir das 1,5°C-Ziel verfehlen könnten. Es ist auch klar, dass es ganz unabhängig vom speziellen Klimaziel jetzt vor allem darauf ankommt, schnell starke Emissionsminderungen umzusetzen. Dennoch denke ich, dass eine Begrenzung der Erwärmung auf 1,5°C jede Anstrengung wert ist. Und zwar weil dies das Risiko begrenzen würde, einigen Kippelementen im Erdsystem einen zusätzlichen Schubs zu geben, etwa den Eisschilden oder Ökosystemen wie dem Amazonas-Regenwald. So technisch das alles auch klingen mag, es geht einfach um eine sichere Klimazukunft für alle.“

Schmetterlingsportal lädt zum Mitmachen ein!

Pressemitteilung des NABU Brandenburg vom 13. Mai 2021

Diese Bürgerwissenschat hilft dem Insektenschutz

Potsdam – Pünktlich zum verspäteten Frühlingsbeginn ist das neue Portal zur Erfassung der Schmetterlingsfauna in Brandenburg und Berlin unter www.schmetterlinge-brandenburg-berlin.de online gegangen. Hier können Naturinteressierte spannende Informationen über Schmetterlinge in unserer Region erfahren, ihr Aussehen und ihre Lebensräume kennenlernen und aktuelle Sichtungen finden. Registrierte Nutzer können ihre eigenen Beobachtungen melden und Fotos zur Bestimmung hochladen.

In Brandenburg und Berlin sind bislang etwa 2500 verschiedene Schmetterlingsarten nachgewiesen worden – von der Malachiteule bis zum Segelfalter. „Unser Ziel ist es, interessierten Bürgerinnen und Bürgern, die Schönheit und Vielfalt der heimischen Schmetterlingsfauna näher zu bringen“, so Dr. Jörg Gelbrecht, Leiter des NABU-Landesfachausschusses Entomologie und einer der Initiatoren des Portals. „Eine Kernaufgabe ist es, die Verbreitung der Falter auf entsprechenden Verbreitungskarten online zu zeigen. Das sind die entscheidenden Grundlagen für eine Bewertung der Gefährdung der verschiedenen Schmetterlingsarten in Brandenburg und Berlin. Wer sich also registriert und seine Funde meldet, leistet damit auch einen direkten Beitrag für die Erstellung der Roten Listen in beiden Bundesländern, aber auch für ganz Deutschland. Dabei arbeiten wir eng mit dem Landesamt für Umwelt Brandenburg zusammen.“

In den vergangenen Jahren war und ist das Insektensterben ein großes und besorgniserregendes Thema. „Es ist Aufgabe von Politik und Gesellschaft, mehr für den Insektenschutz zu tun. Ein Baustein muss dabei sein, Wissenslücken zu Vorkommen und Bestandsentwicklung vieler Arten zu schließen. Umso mehr freuen wir uns, dass dieses Mitmach-Projekt durch Gelder aus der Lotto Konzessionsabgabe aus unserem Hause entwickelt werden konnte. So kann tatsächlich jeder mitmachen und einen Beitrag leisten.“ so Axel Vogel weiter.

Die im online-Portal zusammengestellten Kenntnisse sollen beitragen, den weiteren Rückgang der Schmetterlinge zu bremsen und den gegenwärtig negativen Trend umkehren.

Aber im Schmetterlings-Portal wird auch ausführlich beschrieben, wie jeder Einzelne etwas zum Insektenschutz beitragen kann. So gibt es z.B. Anleitungen dafür, wie der eigene Garten schmetterlingsfreundlich gestaltet oder die Pflege von wertvollen Feuchtwiesen, Heiden oder Trockenrasen durch zahlreiche Naturschutzgruppen unterstützt werden kann.
„Wir freuen uns über jeden, der mitmacht. Je mehr Informationen wir haben, desto besser können wir Gefährdungssituationen, aber die Wirksamkeit von Maßnahmen erkennen. Wir helfen gern bei der Bestimmung von Schmetterlingen, soweit es unsere Freizeit erlaubt, da wir das Portal ehrenamtlich – unterstützt durch den NABU Brandenburg – betreiben“, so Jörg Gelbrecht.

Wer im Garten mehr Schmetterlingen eine Heimat bieten möchte, hier gibt es ein paar schöne Tipps dazu:
https://www.schmetterlinge-brandenburg-berlin.de/index.php/schmetterlingsgarten-anlegen


Trotz Erlass: Tiertransport nach Marokko findet statt

Tierschutzbund fordert Klöckner zum Handeln auf

Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbund vom 12. Mai 2021

Nachdem das Verwaltungsgericht in Oldenburg am Montagabend entschied, dass ein Transport von rund 300 Rindern nach Marokko nun doch abgefertigt werden muss, fordert der Deutsche Tierschutzbund Bundeslandwirtschaftsministerium Julia Klöckner zum sofortigen Handeln auf. Der Gewissenlosigkeit der Züchter und Transporteure gehöre endlich Einhalt geboten. Zwar sprach sich die niedersächsische Agrarministerin Barbara Otte-Kinast nach einem Appell des Tierschutzbundes und seiner Landesverbände in Niedersachsen und Bayern für einen Transportstopp aus. Aber das Transportunternehmen klagte, das Verwaltungsgericht gab der Klage statt. Der Transport muss stattfinden.

„Alle, die sich für ein Ende der tierquälerischen Transporte stark gemacht haben, müssen wieder einmal machtlos zusehen, wie man hunderte Tiere in Leid und Tod schickt. Die Zuchtverbände und Transportunternehmen hingegen, die ganz gezielt Gesetzeslücken und die fehlerbehaftete Abfertigungspraxis nutzen, lachen sich vermutlich ins Fäustchen“, sagt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. „Die Züchter nehmen Tierleid billigend in Kauf, sind gewissenlos und profitgierig. Die Bundesregierung muss ihnen einen Riegel vorschieben! Es braucht ein generelles Verbot von Tiertransporten in bestimmte Drittländer – das muss Bundesministerin Julia Klöckner jetzt in Angriff nehmen. Ein Bundesratsbeschluss vom Februar 2021 fordert sie dazu auf. Sie darf die Länder nicht länger allein lassen und ihnen die Verantwortung zuschieben. Klöckner muss außerdem die EU-Kommission noch stärker in die Pflicht nehmen, damit diese endlich ein EU-weites Verbot umsetzt.“

Züchter schicken Rinder in Leid und einen qualvollen Tod

Den Rindern steht jetzt ein Transport von rund 90 Stunden über 3.000 Kilometer bevor, bei dem sogar das Mittelmeer überquert werden muss. Die Tierschützer weisen darauf hin, dass wegen der aktuellen Corona-Lage, in der nicht absehbar sei, ob Grenzen wieder geschlossen oder Schiffe gestoppt werden, ein solcher Transport umso verantwortungsloser sei. Spätestens nach Verlassen der EU-Grenze erwartet die Tiere furchtbares Leid. Mit der Aussage, es handele sich um Zuchtrinder zum Aufbau einer lokalen Milchviehpopulation wird die Öffentlichkeit an der Nase herumgeführt. Denn wenn Milchleistung und Fruchtbarkeit zu gering sind oder nachlassen, was durch die klimatischen Bedingungen verstärkt wird, enden die Milchkühe als Schlachtvieh. Die Schlachtungen – oft auf Märkten, im Haltungsbetrieb oder in kleinen Metzgereien – erfolgen häufig äußerst brutal und nicht fachkundig. Der Tierschutzbund hat dies in seiner „Analyse der Importländer“ dargelegt. Ende 2020 hatte der Verband bereits den Landesverband Bayerischer Rinderzüchter um Stellungnahme gebeten, warum man weiter exportiere, obwohl ein tierschutzkonformer Transport nicht möglich ist, in den Risikoländern – wie Marokko – kein Zuchtaufbau stattfindet und die Rinder eine Schlachtung erwartet, die in der EU eine Straftat wäre. Eine Antwort blieb bis heute aus.

Tag der Pflege: Svenja Schulze überreicht Förderbescheide an Pflegeeinrichtungen

Pressemitteilung des Bundesumweltministeriums vom 12. Mai 2021


BMU-Förderprogramm unterstützt soziale Einrichtungen bei der Anpassung an die Folgen des Klimawandels

Soziale Einrichtungen aus Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Nordrhein-Westfalen erhalten zum Tag der Pflege von der Bundesumweltministerin je einen Förderscheck. Damit gehen fünf neue Projekte aus dem Förderprogramm „Klimaanpassung in sozialen Einrichtungen“ an den Start. Mit Hilfe dieser Fördermittel wollen die Einrichtungen konkrete Maß-nahmen wie z.B. Verschattungen zum Hitzeschutz sowie Beratungen und umfassende Anpas-sungskonzepte finanzieren. Mit dem Förderprogramm aus dem Konjunktur- und Zukunftspaket will das BMU gegen die Folgen des Klimawandels vorgehen sowie das Arbeitsumfeld der Beschäftigten und die Lebensqualität in den Einrichtungen verbessern.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze: „Pflegeheime, Pflegedienste und auch Seniorenzentren und Kitas sind in besonderem Maße auf unsere Unterstützung angewiesen. Neben der Corona-Pandemie stellt auch der Klimawandel das Gesundheits- und Sozialwesen vor enorme Herausforderungen. Der Umgang mit dem Klimawandel wird für soziale Dienste ein immer wichtigeres Thema. Mit dem BMU-Förderprogramm will ich helfen, Wissen über die Folgen des Klimawandels sowie über Vorsorgemöglichkeiten und Risikominimierungen zu vermitteln und bereits erlebbare extreme Klimabelastungen in den sozialen Einrichtungen mit konkreten Maßnahmen abzumildern. Wasserspielplatz und Sonnensegel, mehr kühles Grün auf den Außenflächen oder solargetriebene Rollläden können die Lage spürbar verbessern. Mit Beratung und Konzepten für die Klimaanpassung bekommen soziale Einrichtungen zudem eine Unterstützung, die genau zu ihnen passt und noch in vielen Jahren wirkt.“

Die bewilligten Vorhaben des Förderprogramms „Klimaanpassung in sozialen Einrichtungen“ kommen aus verschiedenen Teilen Deutschlands:

  • Diakonie Tagespflege Spandau gGmbH: Ergänzung der Flachdachbereiche mit einem Gründach, das als Leichtbauweise ausgeführt und begrünt wird.
  • Arbeiter-Samariter-Bund Regionalverband Cottbus/Niederlausitz e.V.: Risikoanalyse und umfassende Beurteilung des Baubestands, Analyse Anpassungsbedarfe, Erstellung eines Maßnahmenkatalogs
  • Deutsches Rotes Kreuz Kreisverband Güstrow e.V.: Verschattung der Parkanlage der DRK-Tagespflege durch Aufstellung einer Markisenanlage
  • Arbeiter-Samariter-Bund, Ortsverband Luckau/Dahme e.V.: Regenwasserzisterne zur Bewässerung der Freiflächen in Dürreperioden, Wasserspiel zur Regulierung des Mikroklimas, Pavillons zum Sonnenschutz

Das Förderprogramm richtet sich bundesweit an Kommunen, gemeinnützige Vereinigungen sowie Organisationen und Unternehmen im Gesundheits- und Sozialwesen. Mit 150 Millionen Euro fördert das Bundesumweltministerium bis 2023 individuelle Beratungen, umfassende Anpassungskonzepte und konkrete Maßnahmen, um sich gegen die Folgen des Klimawandels zu wappnen. Die Maßnahmen zur Klimaanpassung dienen zugleich häufig auch dem Klimaschutz, der Biodiversität, dem Speichern von Regenwasser, der Verbesserung der Luftqualität oder dem Lärmschutz. Vorsorge und Anpassung an die Folgen des Klimawandels tragen zur Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse in unserer Gesellschaft bei und mindern u. a. die Risiken für Gesundheit, Infrastruktur, Wirtschaft und mehr.

Die hohe Zahl der eingereichten Anträge, die Ende 2020 im 1. Förderfenster des neuen Programms „Klimaanpassung in sozialen Einrichtungen“ eingereicht wurde, zeigt, dass die Anpassung an die Folgen des Klimawandels bei Kommunen und Wohlfahrtsverbänden und sonstigen Trägern sozialer Einrichtungen bereits ein bedeutendes Thema ist. Innerhalb von sechs Wochen waren aus dem gesamten Bundesgebiet – trotz der hohen Belastungen durch die zweite Corona-Welle – rund 600 Anträge mit einem Fördervolumen von fast 100 Millionen Euro eingegangen. Derzeit prüft das BMU in Zusammenarbeit mit dem Projektträger, der ZUG gGmbH alle vorliegenden Anträge. Ein weiteres Förderfensters ist geplant und wird rechtzeitig bekanntgegeben.
 

Bundesregierung beschließt strengere Regeln für die Abgabe von Chemikalien zur Schädlingsbekämpfung

Pressemitteilung des Bundesumweltministeriums vom 12. Mai 2021

Biozidprodukte, wie z.B. Mittel für Insektenbekämpfung, Holzschutz oder Antifouling, können bei unsachgemäßer Anwendung eine Gefahr für die Umwelt und die menschliche Gesundheit sein. Daher hat das Bundeskabinett heute auf Vorschlag der Bundesumweltministerin strengere Regeln für den Verkauf von Biozidprodukten beschlossen. Künftig unterliegen bestimmte Biozidprodukte einem Selbstbedienungsverbot und dürfen nur nach Beratung durch Fachpersonal abgegeben werden.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze: „Die neuen Regeln zur Abgabe von Biozidprodukten schützen die Umwelt, vor allem Insekten, und die menschliche Gesundheit vor negativen Auswirkungen. Mit dem heutigen Beschluss setzt die Bundesregierung auch einen weiteren Teil ihres Aktionsprogramms Insektenschutz um. Ich will einen bewussten Umgang mit Biozidprodukten erreichen und ihren oft unnötigen Einsatz verhindern. Das gelingt uns mit der verpflichtenden Fachberatung beim Verkauf. Verbraucherinnen und Verbraucher sollen die Gefahren kennen und im besten Fall zu weniger schädlichen Mitteln greifen oder auf die Anwendung von Biozidprodukten verzichten. Denn häufig geht es auch ohne Chemie, z.B. bei Insekten- oder Nagetierbefall. Wenn es gar nicht anders geht, sollen Verbraucherinnen und Verbraucher aufgeklärt werden, damit sie Biozidprodukte sachgerecht und bewusst verwenden.“

In der Verordnung zur Neuordnung nationaler untergesetzlicher Vorschriften für Biozidprodukte wird deren Abgabe erstmals verbindlich geregelt. Die Verordnung flankiert eine entsprechende EU-Verordnung. Die neuen Regeln sollen helfen, die Einhaltung der inhaltlichen Vorgaben der Zulassungen für Biozidprodukte sicherzustellen, insbesondere darin enthaltener Abgabebeschränkungen und Anwendungsbestimmungen. Im Fokus stehen dabei Biozidprodukte aus folgenden Produktarten:

  • Nagetierbekämpfungsmittel (gegen Mäuse und Ratten)
  • Insektenbekämpfungsmittel (hiervon nicht erfasst sind Fernhaltemittel wie z.B. Mückenabwehrsprays zum Auftragen auf die Haut).
  • Antifouling-Produkte (z.B. Schiffsanstriche)
  • Holzschutzmittel
  • Schutzmittel für Baumaterialien sowie Beschichtungsschutzmittel (z.B. zum Schutz von Mauerwerk, gegen Befall durch Schadmikroorganismen und Algen).

Für diese Biozidprodukte gelten künftig Selbstbedienungsverbotsregelungen, die sicherstellen sollen, dass Verbraucherinnen und Verbraucher diese Chemikalien nicht mehr ohne vorherige Aufklärung und Beratung durch Fachpersonal erwerben und einsetzen. In den neuen verbindlichen Abgabegesprächen sollen Verbraucherinnen und Verbraucher über die Risiken des Einsatzes des jeweiligen Biozid-Produkts aufgeklärt werden. Um das Ausweichen auf andere Vertriebsformen zu vermeiden, wurden die Regelungen auch auf den Online- und Versandhandel übertragen. Ein Biozid-Produkt darf auch dort nur abgegeben werden, wenn zuvor ein Beratungsgespräch stattgefunden hat (entweder per Telefon oder Videoübertragung).

Ausgenommen vom Selbstbedienungsverbot sind Produkte, die nach EU-Biozidrecht (Artikel 25 der EU-Verordnung über die Bereitstellung auf dem Markt und die Verwendung von Biozidprodukten) für ein vereinfachtes Zulassungsverfahren geeignet sind, weil sie beispielsweise keine bedenklichen Stoffe enthalten. Das sind zum Beispiel Biozidprodukte mit Essig-, Milch- oder Weinsäure oder dem Pheromon der Kleidermotte.

Die bestehenden untergesetzlichen Regelungen der Biozid-Zulassungsverordnung und der Biozid-Meldeverordnung werden mit den neu zu schaffenden Regelungen in einer einheitlichen neuen Verordnung zusammengeführt (Biozidrechts-Durchführungsverordnung). Die Regelungen der Biozid-Meldeverordnung, die für Produkte gilt, die in Deutschland übergangsweise noch keine Produkt-Zulassung benötigen, werden dabei an den aktuellen Rechtsstand angepasst und fortentwickelt. Die Regelungen der Biozid-Zulassungsverordnung werden weitgehend ersatzlos aufgehoben.

Die Verordnung zur Neuordnung nationaler untergesetzlicher Vorschriften für Biozidprodukte bedarf noch der Zustimmung des Bundesrats.