Bundestag entscheidet über Änderung des Tierschutzgesetzes:

Schutz von Versuchstieren in weiter Ferne

Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes vom 19. Mai 2021

Um Versuchstiere besser zu schützen, stimmt der Bundestag morgen über einen Gesetzentwurf zur Änderung des Tierschutzgesetzes ab. Der Bundesrat muss dem Gesetz im Anschluss ebenfalls zustimmen. Der Deutsche Tierschutzbund kritisiert die geplanten Änderungen als absolut unzureichend. Tierversuche in Deutschland würden auch in Zukunft nicht ausreichend kontrolliert werden. Die von der EU geforderte Angleichung an europäisches Recht wird damit aus Sicht der Tierschützer erneut nicht erreicht. Möglichkeiten, um Tierversuche über die EU-Mindestvorgaben hinaus einzuschränken, bleiben ungenutzt.

„Der Gesetzentwurf trägt in keiner Weise zu einem stärkeren Schutz von Versuchstieren bei. Die Punkte, die wir seit Jahren kritisieren und anmahnen, werden bis auf wenige kosmetische Änderungen so belassen wie zuvor. Die Bundesregierung scheitert erneut daran, die von der EU-Kommission geforderte Übereinstimmung mit dem EU-Recht herzustellen. Der Gesetzentwurf in seiner jetzigen Form ist ein Schuss in den Ofen und eine Ohrfeige für das Staatsziel Tierschutz“, sagt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes.

Weil EU-Vorgaben zu Tierversuchen 2013 mangelhaft in deutsches Recht umgesetzt wurden, hatte der Deutsche Tierschutzbund bei der EU-Kommission Beschwerde eingereicht. Diese leitete 2018 ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland ein. Die „Nachbesserungen“, die Deutschland nun vornehmen will, sind ernüchternd: Das im Gesetzentwurf eingeführte „vereinfachte Genehmigungsverfahren“ ersetzt die bisherige Anzeigepflicht von Tierversuchen. Bisher anzeigepflichtige Versuchsvorhaben unterliegen damit zwar künftig der Genehmigung der Behörden, was durch Einführen einer Genehmigungsfiktion jedoch ad absurdum geführt wird: Wenn die Behörde nicht innerhalb einer Frist entscheidet, gilt der Antrag als genehmigt. Hinzu kommt, dass die Behörden weiterhin keine eigenständigen Überprüfungen der Anträge durchführen können. Stattdessen liegt es im Ermessen des Antragstellers, ob der Tierversuch wirklich unerlässlich und ethisch vertretbar ist. Der Deutsche Tierschutzbund hatte sich bereits an die EU-Kommission gewandt und gefordert, das Vertragsverletzungsverfahren nicht abzuschließen, bevor es nicht wirklich zu einer Harmonisierung mit geltendem EU-Recht kommt.

Möglichkeiten bleiben ungenutzt

Möglichkeiten, die das EU-Recht bietet, um Tierversuche sogar über die EU-Mindestvorgaben hinaus einzuschränken, ergreift Deutschland nicht. „Mit dem vorgelegten Gesetzentwurf lässt die Bundesregierung die Gelegenheit verstreichen, eine neue Ära einzuläuten“, kommentiert Schröder. Der Deutsche Tierschutzbund fordert im Rahmen seiner Bundestagswahl-Kampagne „Mein Schicksal – Deine Wahl“ von den Parteien, sich in der nächsten Legislaturperiode für eine Gesamtstrategie für einen Ausstieg aus Tierversuchen einzusetzen. Zumindest sollte die Förderung von Alternativmethoden massiv ausgeweitet und schwerbelastende Versuche sowie Versuche an Primaten verboten werden. Eine vollständige Umsetzung der Vorgaben der EU-Tierversuchsrichtlinie in deutsches Recht sollte selbstverständlich sein. Mehr dazu unter: www.2021-tierschutz-wählen.de/tierversuche

Kükentötung: Aufweichung des Verbots verhindern

Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes vom 19. Mai 2021

Der Deutsche Tierschutzbund warnt ausdrücklich davor, das geplante Verbot des Kükentötens, über das morgen im Bundestag beraten und entschieden wird, abzuschwächen oder aufzuweichen. Aus Sicht des Verbandes sollte der Fokus zudem verstärkt auf der Förderung von Zweinutzungshühnern und der Aufzucht von Bruderhähnen liegen.

„Der Bundestag muss verhindern, dass das für Anfang 2022 geplante Verbot der Kükentötung abgeschwächt oder ausgehebelt wird“, macht Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, deutlich. „Wir appellieren an die Abgeordneten: Läuten Sie das lange überfällige Ende des Kükentötens konsequent und ausnahmslos ein. Lassen Sie keine Änderungen zu, die die bisherige Praxis des millionenfachen Kükenmordes verlängern oder durch die Hintertür manifestieren.“

Aus Sicht des Deutschen Tierschutzbundes ist der Gesetzentwurf zum Verbot des Kükentötens nicht konsequent, weil die Geschlechterbestimmung im Ei und ein Abtöten des Embryos nach dem 7. Bruttag erst ab 2024 verboten sein sollen – obwohl ein Schmerzempfinden nicht ausgeschlossen ist. Dennoch drängt der Verband darauf, dass das Ende des Kükentötens – das die Regierung in ihrem Koalitionsvertrag bis Mitte 2019 versprochen hatte – endlich gesetzlich festgeschrieben wird. Aktuell jedoch besteht die Gefahr, dass der Gesetzentwurf abgeschwächt wird: durch eine Verlängerung der Fristen oder eine mögliche Ausnahmegenehmigung für die Verfütterung toter Küken an Zootiere, was einer Aushebelung des Verbotes gleichkäme.

Gesamtstrategie und ursachenbezogene Lösung fehlen

Der Deutsche Tierschutzbund stellt klar, dass das Kükentöten nur eine Folge der gewinnorientierten Hochleistungszucht ist: Legehennenrassen sind so gezüchtet, dass sie viele Eier legen, aber nur wenig Fleisch ansetzen, was die männlichen Küken wirtschaftlich wertlos macht und zu zuchtbedingten Tierschutzproblemen bei den Legehennen führt. Es muss also ursächlich an der Zucht angesetzt werden. „Ein echtes Mehr an Tierschutz können nur die Abkehr von der Hochleistungszucht und die Förderung von Zweinutzungshühnern bringen – hier muss die Bundesregierung den Weg ebnen, anstatt nur an einem kaputten Haltungssystem herumzuschrauben“, so Schröder. Übergangsweise könnte auch die Aufzucht der Bruderhähne eine tierschutzgerechtere Alternative zur Geschlechterbestimmung im Ei sein. Der Deutsche Tierschutzbund fordert daher im Rahmen seiner Bundestagswahl-Kampagne „Mein Schicksal – Deine Wahl“ von den Parteien, sich in der nächsten Legislaturperiode für eine politische Gesamtstrategie zur Abkehr vom ursprünglichen System einzusetzen, ebenso wie für gesetzliche Regelungen für die Aufzucht und Schlachtung von Bruderhähnen. Mehr zur aktuellen Kampagne finden Interessierte unter www.2021-tierschutz-wählen.de.

Zwischenergebnis der NABU-Aktion „Stunde der Gartenvögel“ in Brandenburg

Pressemitteilung des NABU Brandenburg vom 19. Mai 2021


Insektenfresser und Gebäudebrüter haben es zunehmend schwerer/ Wiedehopf, Stieglitz und Kernbeißer im Aufwind / Meldung noch bis 24. Mai möglich

An der 17. NABU-Aktion „Stunde der Gartenvögel“, die vom 13.- 16. Mai 2021 stattfand, haben sich bisher rund 5.211 Brandenburger*innen beteiligt und in Gärten und Parks Vögel gezählt. An der Spitze liegt der Dauersieger Haussperling. Mauersegler, Mehlschwalbe und Grünfink wurden deutlich weniger gezählt. Im Aufwind ist weiterhin die Ringeltaube, im Höhenflug der Klimawandel-Gewinner Wiedehopf sowie die Vegetarier Kernbeißer und Stieglitz. Noch bis zum 24. Mai können die Beobachtungen gemeldet werden.

Bundesweit haben in diesem Frühjahr rund 112.000 Teilnehmer*innen bei der Vogelzählung mitgemacht. Dabei wurden in mehr als 77.000 Gärten rund 2,5 Mio. Vögel gemeldet. Die am häufigsten gezählten Vögel bundesweit sind der Haussperling, die Amsel und die Kohlmeise.

In Brandenburg haben rund 5.211 Teilnehmer*innen bei der Aktion mitgemacht. Sie haben in mehr als 3.424 Gärten 123.640 Vögel gezählt. Die am häufigsten gezählten Vögel in Brandenburg sind Haussperling, Star und die Amsel.

„Viele Langstreckenzieher wie der Mauersegler sind in diesem Jahr vergleichsweise spät aus ihren Überwinterungsgebieten zurückgekommen. Das lag zum einen an dem verhältnismäßig kühlen Frühlingswetter und zum anderen an teilweise harschen Winden aus nördlicher Richtung. Das zeigen auch die Beobachtungen bei der „Stunde der Gartenvögel““ so Manuela Brecht, Naturschutzreferentin beim NABU Brandenburg. Der Mauersegler, der letztes Jahr in Brandenburg auf Platz 12 der am häufigsten gesichteten Vögel lag, ist auf den 15. Platz zurückgefallen. Er wurde 23 Prozent weniger gemeldet als im Vorjahr. „Doch nicht nur die Witterungsbedingungen sorgen für den Abwärtstrend der Segler. Bundesweit zeichnet sich ein allgemein abnehmender Trend bei den Vogelarten ab, die sich vorwiegend von Fluginsekten ernähren und an Gebäuden brüten. Diese Vögel finden nicht nur finden immer weniger Nahrung, sondern auch ihre Lebenstätten sind zunehmend durch Gebäudesanierungen bedroht“, so Brecht.

Seit Jahren beobachten Vogelschützer*innen auch den Rückgang des Grünfinks mit Sorgen. 2015 konnte der Grünfink bei der „Stunde der Gartenvögel“ noch in 45 Prozent der Brandenburger Gärten gesichtet werden, 2021 nur noch in 32 Prozent. Ein Grund für den starken Bestandsrückgang ist ein der Krankheitserreger Trichomonas gallinae.
„Erfreulich ist, dass sich das Meisensterben aus dem vergangenen Jahr nicht fortgesetzt hat. Musste bei den Kohl- und Blaumeisen im vergangenen Jahr ein Rückgang von 16 bzw. 22 Prozent verzeichnet werden, so blieben die beiden Arten in diesem Jahr mit 16 bzw. 22 Prozent im Plus.

„Vogel des Jahres“ in vielen Gärten gesichtet

Positive Nachrichten gibt es bisher vom Sieger der „Vogel des Jahres“-Wahl 2021 – dem Rotkehlchen. Der Siegervogel hat deutlich an Meldungen zugelegt, was vielleicht an der Bekanntheitssteigerung in der Bevölkerung liegt. Das Rotkehlchen wurde in Brandenburg in ca. 48 Prozent der Gärten gesichtet und legt gegenüber dem Vorjahr um 16 Prozent zu.
Deutlich mehr Beobachtungen wurden in diesem Jahr für Stieglitz und Kernbeißer registriert. Interessanterweise gehören sie zu den der sehr wenigen Singvögeln, die auch ihre Jungen vegetarisch, also nicht mit Insekten füttern.
Das Endergebnis wird mit Spannung erwartet, denn noch bis zum 24. Mai können Vogelzählungen online, per App oder postalisch an den NABU übermittelt werden.

Aktuelle Zahlen der “Stunde der Gartenvögel”: https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/stunde-der-gartenvoegel/ergebnisse/


BÄUME SCHÜTZEN, BÄUME PFLEGEN!

Pressemitteilung des Jugendforum Falkensee v0m 19. Mai 2021

Gießaktion der Baumschutzgruppe Finkenkrug und des Jugendforums im Kinderstadtwald Falkensee benötigt Unterstützung

Im November 2014 hat die Baumschutzgruppe Finkenkrug auf dem Gelände des heutigen Kinderstadtwaldes, nahe dem Bahnhof Seegefeld, gemeinsam mit Kindern begonnen Bäume zu pflanzen. Aus den Jungbäumen soll ein neuer Wald entstehen und den Kindern die Bedeutung der Bäume und des Waldes für das Ökosystem, das Klima und die menschliche Gesundheit näher bringen. Gemeinsam kann beobachtet werden, wie die Bäume über mehrere Jahre heranwachsen, was sie für ein gesundes Wachstum benötigen und der eigene Umgang mit natürlichen Ressourcen reflektiert werden.

Inzwischen ist klar, dass ein neuer Wald nicht in zwei Tagen wächst und dass es Geduld braucht bis aus den kleinen Trieben ein großer Baum wird. Bis dahin brauchen die Jungbäume noch etwas Pflege. Die Trockenheit der letzten Jahre und später Frost haben ihnen immer wieder zugesetzt. Auf zwei Pflanzaktionen pro Jahr, zusammen mit dem Jugendforum Falkensee, wurde die Fläche weiter bepflanzt und eingegangene Bäume wurden ersetzt.

Auch in diesem Jahr kann davon ausgegangen werden, dass der Sommer ziemlich trocken wird. Damit die jungen Bäume gut durch diese Zeit kommen, sind das Jugendforum und die Baumschutzgruppe auf Hilfe aus der Bevölkerung angewiesen. Gemeinsam soll der Wald den Sommer über in wöchentlichen Arbeitseinsätzen gegossen und so in seinem Wachstum unterstützt werden.  Nachdem die Aktion im letzten Jahr ein großer Erfolg war und fast alle Bäume gut durch den Sommer gekommen sind, hat das Jugendforum eine Doodle-Liste aufgesetzt: https://t1p.de/kistawa-2021. Wer den Kinderstadtwald unterstützen möchte, kann sich in der Liste für eine oder mehrere Wochen eintragen und in dieser Zeit die Bäume wässern. Dafür steht vor Ort ein 1000l-Tank zur Verfügung, der dankenswerterweise regelmäßig von der Feuerwehr Falkensee aufgefüllt wird. Gießkannen und Kannister stehen in der Regel auch vor Ort bereit. Der Kinderstadtwald liegt am östlichen Ende der Duisburger Straße.

Sollten sich Familien, Freundesgruppen, Paare oder Einzelpersonen bereit erklären, für eine Woche diese Verantwortung zu übernehmen, sind alle Informationen auf der Internetseite des Jugendforums zu finden. Zusätzlich werden alle Fragen per Mail an info@jugendforum-fks.de beantwortet. Wir wünschen ganz viel Spaß beim Gießen und danken für die Unterstützung!

NABU-Insektensommer: Das große Krabbeln startet wieder

Zählen, was zählt/Die Natur vor der Haustür besser kennenlernen

Pressemitteilung des NABU Brandenburg vom 18. Mai 2021

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Berlin – Bald ist es wieder soweit: Eine Stunde lang Insekten beobachten und zählen. Die NABU-Mitmachaktion findet vom 4. Juni bis 13. Juni und vom 6. August bis 15. August bereits zum vierten Mal deutschlandweit statt.

Eine besondere Rolle spielt wie im Vorjahr der Marienkäfer. „Auch wenn fast alle das beliebte Glücksymbol kennen, weiß kaum jemand, dass es in Deutschland etwa 70 Marienkäfer-Arten gibt“, so NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. „Am häufigsten entdecken wir den heimischen Siebenpunktmarienkäfer und den Asiatischen Marienkäfer. Der wurde erst vor wenigen Jahrzehnten eingeschleppt. Wie weit sich die invasive Art bereits verbreitet hat, soll nun der Insektensommer zeigen.“ Dafür sollen die Teilnehmer melden, wie oft sie den Asiatischen und den Siebenpunktmarienkäfer entdecken konnten.

Beobachten und zählen kann jeder und das fast überall: Garten, Balkon, Park, Wiese, Wald, Feld, Teich, Bach oder Fluss. Das Beobachtungsgebiet soll nicht größer sein als etwa zehn Meter in jede Richtung vom eigenen Standpunkt aus. Gezählt wird eine Stunde lang. Gemeldet werden die Beobachtungen per Online-Formular oder die kostenlose Web-App NABU Insektensommer. Beide Meldewege sind unter www.insektensommer.de zum Aktionsstart abrufbar.

Jeder gesichtete Sechsbeiner soll gezählt und gemeldet werden. Jetzt im Frühsommer soll dabei auf einige in Deutschland häufig vorkommende Arten besonders geachtet werden: Steinhummel, Florfliege, Hainschwebfliege, Tagpfauenauge, Lederwanze, Blutzikade und Admiral. „Wer diese Tiere nicht kennt, kann sie ganz einfach mit dem NABU-Insektentrainer (www.insektentrainer.de) unterscheiden lernen“, so Daniela Franzisi, Projektleiterin des Insektensommers. Das Lernprogramm wird von der Firma Neudorff unterstützt. Und wenn man sich bei der Art nicht sicher ist, kann man auch einfach die Gruppe von Insekten angeben, zum Beispiel Schmetterling oder Käfer – hier hilft der Bestimmungsschlüssel im Insektentrainer auch weiter. „Ein warmer, trockener und windstiller Tag ist zum Insektenzählen am besten geeignet“, ergänzt Insektenexpertin Franzisi. „Eine Erkundungstour in die Insektenwelt ist schon auf kleinstem Raum möglich, wie zum Beispiel der Blick in die Blumentöpfe auf dem Balkon.“

Studien zeigen, dass die Insekten in Deutschland deutlich zurückgehen. Intensive Landwirtschaft, der Einsatz von Pestiziden und die Ausräumung der Landschaft sind nur einige Gründe für den Insektenschwund. Der NABU engagiert sich seit Jahren für den Schutz der Insekten. Sie sind unverzichtbar für uns Menschen und die gesamte Natur. In unseren Ökosystemen tragen sie unter anderem zur Vermehrung von Pflanzen sowie zur Fruchtbarkeit des Bodens bei.

Die  Daten der Zählaktion Insektensommer werden in Zusammenarbeit mit der Plattform www.naturgucker.de erfasst. Die Ergebnisse werden vom NABU ausgewertet und zeitnah veröffentlicht. Im vergangenen Jahr kamen von fast 16.000 Teilnehmer bei beiden Zählungen erstmals knapp 10.000 Meldungen bundesweit zu Sechsbeinern zusammen.

Die NABU-Mitmachaktion wird in diesem Jahr auch von der wohl bekanntesten Biene und ihren Freunden unterstützt. Im Rahmen der Initiative „Die Biene Maja – Projekt Klatschmohnwiese“ setzt sich Maja schon seit 2018 dafür ein, Lebensräume für Bienen und andere Insekten zu schaffen. Sie möchte Eltern und ihre Kinder spielerisch über Bienen informieren und ihnen zeigen, was sie für den Schutz der Insekten unternehmen können – zum Beispiel mit der Teilnahme am NABU-Insektensommer. Mehr Informationen unter www.diebienemaja-bienenschutz.de.

Neue Frühwarnsignale: Teile des grönländischen Eisschildes könnten Kipppunkt überschreiten

Pressemitteilung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) vom 18. Mai 2021

 

 

Wissenschaftler haben neue Frühwarnsignale entdeckt, die darauf hinweisen, dass der zentral-westliche Teil des grönländischen Eisschildes relativ bald einen kritischen Übergang erleben könnte. Aufgrund steigender Temperaturen, so zeigt eine neue Studie von Forschern aus Deutschland und Norwegen, hat die Destabilisierung des Eisschildes bereits begonnen, und der Prozess des Abschmelzens könnte bereits bei begrenzter Erwärmung eskalieren. Ein Kippen des Eisschildes würde den langfristigen globalen Anstieg des Meeresspiegels erheblich verstärken.

„Wir haben Belege dafür gefunden, dass sich der zentral-westliche Teil des Grönland-Eisschildes destabilisiert hat“, erklärt der Erstautor Dr. Niklas Boers vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und der Freien Universität Berlin. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass es in der Zukunft zu einem deutlich verstärkten Abschmelzen kommen wird – was sehr besorgniserregend ist.“

Ein Schlüsselmechanismus, der die Gesamtstabilität des grönländischen Eisschildes bestimmt, ist ein Rückkopplungsmechanismus namens melt-elevation feedback: Im Wesentlichen führt ein Temperaturanstieg zum Schmelzen, wodurch sich die Höhe des Eisschildes verringert. Auf einem Berg ist es oben kalt und unten weniger kalt. Wenn also die Oberfläche des Eisschildes schmilzt, sinkt es in die tiefere, wärmere Umgebungsluft – was wiederum zu beschleunigtem Schmelzen und zusätzlichem Höhenverlust führt. Ein Teufelskreis.

„Dieser Mechanismus ist seit Langem bekannt, und er ist einer der Hauptverdächtigen für die festgestellte Destabilisierung der zentral-westlichen Teile des grönländischen Eisschildes. Aber wir können nicht ausschließen, dass auch andere Rückkopplungen eine wichtige Rolle spielen, zum Beispiel im Zusammenhang mit der Albedo des Eisschildes“, erklärt Niklas Boers.

Beunruhigende Warnzeichen

Für ihre Analyse zogen Niklas Boers und sein Co-Autor Martin Rypdal von der Arctic University of Norway Meeresspiegeltemperaturen von Wetterstationen, Schmelzintensitäten aus Eisbohrkernen in Zentralwestgrönland sowie entsprechende Computermodell-Simulationen heran – und fanden in den Schwankungen der Eisschildhöhen beunruhigende Frühwarnzeichen, die darauf hindeuten, dass ein Kippen dieses Teils des Eisschildes bevorstehen könnte. „Die Warnzeichen werden durch charakteristische Veränderungen in der Dynamik des grönländischen Eisschildes verursacht, die widerspiegeln, wie gut sich der Eisschild gegen Störungen wehren und sich von ihnen erholen kann“, erklärt Rypdal.

Nach bisherigen Modellergebnissen ist das Abschmelzen des Grönlandeisschildes ab einer kritischen Schwelle der globalen Mitteltemperatur von 0,8 bis 3,2 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau unvermeidlich. Sobald diese Schwelle überschritten wird, könnte der gesamte Eisschild über hunderte oder tausende von Jahren vollständig abschmelzen, was zu einem globalen Meeresspiegelanstieg von mehr als 7 Metern und einem Zusammenbruch der atlantischen meridionalen Umwälzzirkulation (AMOC) führen könnte, die für die relative Wärme in Europa und Nordamerika verantwortlich ist.

Doch neben mehreren positiven Rückkopplungen, die das Schmelzen beschleunigen, gibt es auch negative Rückkopplungen, die den grönländischen Eisschild auf mittleren Höhen stabilisieren könnten, vor allem durch zunehmende Akkumulation. „Wir müssen dringend das Zusammenspiel der verschiedenen positiven und negativen Rückkopplungsmechanismen besser verstehen, die die aktuelle Stabilität und die zukünftige Entwicklung des Eisschildes bestimmen“, sagt Niklas Boers.

Die Zukunft des Eisschildes ist ungewiss

Die Studie legt nahe, dass sich zumindest der zentral-westliche Teil des grönländischen Eisschildes einer kritischen Temperaturschwelle nähert. Doch wie sich dies auf den Eisschild als Ganzes auswirkt, bleibt unklar: „Angesichts der Anzeichen, die wir in Eiskernen aus dem zentral-westlichen Teil entdecken, müssen wir mehr Beobachtungen sammeln und unser Verständnis der entsprechenden Mechanismen verbessern, damit wir verlässlichere Schätzungen über die zukünftige Entwicklung des Grönland-Eisschildes machen können“, sagt Martin Rypdal.

„Das größte ​Problem ist die sogenannte Hysterese“, erläutert Niklas Boers weiter: „Unabhängig vom genauen Zusammenspiel der verschiedenen Rückkopplungen müssten wir die Temperaturen deutlich unter das vorindustrielle Niveau absenken, um wieder die Eisschildhöhe der letzten Jahrhunderte zu erreichen. Praktisch wird also der gegenwärtige und in naher Zukunft zu erwartende Massenverlust des Eises weitgehend irreversibel sein. Deshalb ist es höchste Zeit, dass wir die Treibhausgasemissionen aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe schnell und deutlich reduzieren und das Eisschild und unser Klima wieder stabilisieren.“