Die Grashüpfer räumen den Wald auf

Erst Kröten retten, dann Müll einsammeln, diese Kita-Kids sind für den Naturschutz mächtig aktiv

Text & Fotos von Silvia Passow

Brieselang.   Sie haben alle Waldnamen, erzählt Philipp, dessen Namensvetter ist ein knallgelber Vogel, der Pirol. Wenn sie in den Wald gehen, dann nimmt Pauline den Namen Pelikan an und Sarah nennt sich Salamander. Sie gehören zur Kita „Grashüpfer“ aus Brieselang, die Luchs-Gruppe, ist die Waldgruppe der Kita und ihr Ausflug in den Wald ist mit echter Arbeit verbunden. Denn erst werden die Eimer am Amphibienzaun kontrolliert und darin befindliche Tiere aufgelesen und am Tümpel gegenüber wieder ausgesetzt. Danach gehen sie auf Müllsuche, immer in Zweierteams, einer hat die große Mülltüte, der Partner oder die Partnerin, die Greifzange.

Den Amphibienzaun läuft Erzieherin Michaela Nesch einmal wöchentlich mit den Kindern ab. Nesch ist beim NABU Osthavelland aktiv, der grüne, kniehohe Zaun wurde vor einigen Wochen vom NABU im Forstweg aufgestellt. Er soll verhindern, dass Kröte & Co beim Überqueren des Waldweges unter die Räder kommen. Alle paar Meter stoppt der bunte Tross und unter Neschs Anleitung wird ein Eimer auf einen Insassen abgesucht. Etwa auf halber Strecke findet die Gruppe einen Teichfrosch, etwas später eine Erdkröte. Die Kinder erzählen durcheinander, alles, was sie über Erdkröten wissen. Und das ist wirklich einiges.

Das Ablaufen des Zaunes ist für die Kinder jedes Mal ein Erlebnis, sagt Nesch. Ebenso wie Müll sammeln gehen. Auch das gehört zum regelmäßigen Programm der 3-6jähigen, die mit aufmerksamem Blick das Gelände durchstreifen. Zunächst folgt die Gruppe einer regelrechten Fährte aus Bonbon-Papier, eine rote Hundeleine wird gefunden und ein seltsames Behältnis. Etwas später wird klar, nicht alles was rumliegt, ist Müll. Die kleine Verpackung gehört wohl zum sogenannten Geocaching, einer modernen Form der Schnitzeljagd. Das Versteck war wohl nicht gut gewählt.

Weiter hinten im Wald wird es fast schon unheimlich. Eine ganze Ansammlung alter Stofffetzen und Kleidungsstücke liegt in der Erde verborgen. Die Kinder graben, ziehen an dem Stoff, der Boden bebt und gibt dann blumige Muster und zerfetzte Kleiderreste frei. Plastik, eine Styroporbox. 6000 Jahre braucht Styropor zum Verwittern, die Nylonfasern der Kleider wären in 60 Jahren Vergangenheit, so informiert die Internetseite „Utopia“. Auch Glasflaschen finden die Kinder, Glas besteht aus Quarzsand und braucht am längsten für den natürlichen Zerfall. Nach Informationen der „Ausburger Allgemeinen“ kann dies 4000 bis eine Million Jahre dauern. Ginge die Geschichte rückwärts, könnten sich die Dinos noch in die Glasscherben unserer Zeit treten.

Die Sorge um die Tiere der Gegenwart ist es, die Pauline mit Begeisterung den Müll anderer Menschen einsammeln lässt. Sie fürchtet, die Tiere des Waldes könnten sich verletzen. Und noch mehr. „Durch weggeworfenes Glas und Glasscherben können Brände entstehen“, sagt sie. Damit ist das Kita-Kind Pauline Pelikan offenbar schlauer als manch Erwachsener.

Tatsächlich sorgen sich die meisten Kinder um Tiere, die durch den Müll zu Schaden kommen, sagt Nesch. Und, obwohl oder vielleicht gerade, weil sie so jung sind, sehen sie in dem Müllproblem im Wald eine große Ungerechtigkeit. Und: „Viele Menschen gehen nicht gut um mit der Natur“, stellt Till, Waldname Teichfrosch, fest.

Staudenhof in Potsdam soll wieder blühen

Pressemitteilung der Grünen Liga Brandenburg vom 4. Mai 2021

Grüne Liga Brandenburg kritisiert geplanten Gebäudeabriss

Potsdam, den 03.05.2021: In den letzten Jahren wurden in Potsdam zahlreiche Gebäude, die in der DDR gebaut wurden, abgerissen. , Insbesondere in der Innenstadt werden gestützt auf die Barocke Stadterweiterung diese Baulücken mit neobarocken Bauten geschlossen. Eines der letzten architekturhistorischen Gebäude aus der Zeit der DDR war die Fachhochschule am Alten Markt. Ein markantes bauliches Merkmal dieses Gebäudes war die spezielle Wabenkonstruktion. Noch heute kann man einige Waben, die gerettet werden konnten, an anderen Häusern im Stadtbild entdecken.  Auch der an die Fachhochschule angrenzende Staudenhof, der dem Plattenbau seinen Namen gab, ist bereits verschwunden. Die kleine grüne Oase mit Gehölzen, Stauden, Sitzgelegenheiten und Skulpturen musste einer geplanten Straße weichen.

Am kommenden Mittwoch soll nun die Stadtverordnetenversammlung einen weiteren Gebäudeabriss beschließen. Das Staudenhofgebäude, ein intaktes Wohngebäude, soll einem an die barocke Stadtgeschichte angelehnten Neubau weichen.

Der Abriss sowie die Folgeplanung sind sowohl ökonomisch wie auch ökologisch fragwürdig. In Abriss und Neubau sollen ca. 39,5 Millionen Euro fließen. Bei einer Sanierung des Bestandes könne man wahrscheinlich mit der Hälfte der Baukosten rechnen. Eine belastbare Finanzkalkulation hat die städtische Wohnungsgesellschaft „Pro Potsdam“ bis heute nicht vorgelegt.

Laut Berechnungen der Grauen Energie sind mindestens 10.000 t CO2 im Staudenhofgebäude gebunden. Diese werden durch den Abriss freigesetzt. Um diese CO2 Bilanz auszugleichen, müssten etwa 17.000 Bäume im Stadtgebiet gepflanzt werden. Auch lässt sich mit dieser Planung das Ziel nach mehr Solar- und Gründächern in Potsdam nicht umsetzen. Allein die Ausrichtung der Spitzdächer in Nord-Südrichtung beim geplanten Neubauvorhaben erschwert die Anwendung von Solartechnik. Der sanierte Staudenhofkomplex würde sich dagegen für Solar- sowie Gründächer hervorragend eignen.

Jegliche Maßnahmen sollten zukünftig sich an konkreten Nachhaltigkeitskriterien messen lassen. Deshalb erwarten wir von den Potsdamer Stadtverordneten die Entscheidung auszusetzen und erst nach Vorlage einer belastbaren Kostenabschätzung unter Einbeziehung jeglicher Nachhaltigkeitsaspekte eine sachdienliche Entscheidung zu fällen.