Gerechte Klimapolitik könnte helfen, extreme Armut zu verringern

Pressemitteilung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) vom 27. April 2021

 

 

Ambitionierte Klimapolitik könnte helfen, extreme Armut in Entwicklungsländern zu reduzieren. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie von Forschenden des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) – ein Ergebnis, das im Gegensatz zu der weit verbreiteten Annahme steht, dass die Eindämmung des Klimawandels mit einem Kompromiss bei der Bekämpfung von Armut einhergeht. Um Klimapolitik und Armutsbekämpfung zu einer Win-Win-Situation für Planet und Mensch zu machen, sind eine progressive Verteilung der Einnahmen aus Emissionspreisen und eine faire internationale Lastenteilung entscheidend.

„Klimapolitik schützt die Menschen vor den Folgen des Klimawandels wie extremen Wetterereignissen oder Ernteausfällen. Sie kann aber auch zu höheren Energie- und Nahrungsmittelpreisen führen“, so Bjoern Soergel vom PIK, Hauptautor der Studie. „Dies könnte eine zusätzliche Belastung vor allem für arme Bevölkerungsschichten weltweit darstellen, die ohnehin schon anfälliger für Klimafolgen sind. Armutsbekämpfung muss daher in die Gestaltung der Klimapolitik einbezogen werden.“

In der Studie, die in Nature Communications veröffentlicht wurde, berechnen die Potsdamer Forscher, dass im Jahr 2030 noch etwa 350 Millionen Menschen in extremer Armut (d.h. mit weniger als 1,90 Dollar pro Tag) leben werden, wenn die derzeitige sozioökonomische Entwicklung anhält – und diese Zahl berücksichtigt noch nicht einmal die COVID-19-Pandemie oder die negativen Auswirkungen des Klimawandels. Das UN-Ziel für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goal, kurz SDG), extreme Armut bis 2030 zu beseitigen, wird damit deutlich verfehlt. Bei einer ehrgeizigen Klimapolitik, die dem 1,5°C-Ziel aus dem Pariser Abkommen entspricht, könnten sogar zusätzliche 50 Millionen Menschen in extremer Armut verbleiben.

„Um dies zu vermeiden sollten wir die Bepreisung von Emissionen mit einer progressiven Verteilung der Einnahmen daraus kombinieren“, so Soergel weiter. Dies könnte über eine Klimadividende“ erreicht werden: Die Einnahmen werden zu gleichen Teilen an alle Bürger zurückgegeben, wodurch ärmere Haushalte mit typischerweise geringeren Emissionen insgesamt profitieren. Zusätzlich empfiehlt die Studie internationale Klima-Finanztransfers von Industrieländern an Entwicklungsländer. „Zusammengenommen könnte dies tatsächlich den Zielkonflikt zwischen Klimaschutz und Armutsbekämpfung auflösen und in eine Synergie verwandeln“, so Soergel. 

Mit oder ohne? Die Auswirkungen nationaler Umverteilungspolitik auf die Armut

Um zu diesen Ergebnissen zu kommen, modellierten die Forscher zunächst eine globale Klimapolitik bestehend aus höheren Emissionspreisen in Industrieländern und zunächst niedrigeren Preisen in Entwicklungsländern. Weiterhin untersuchten sie, wie sich die globale Armut ohne und mit progressiver Verteilung der Einnahmen aus den Emissionspreisen entwickelt.

Ihre Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Umverteilung dieser Einnahmen die negativen Auswirkungen von Klimapolitik auf Armut abmildern kann. Insgesamt würde dies sogar zu einer Reduzierung von extremer Armut um etwa 6 Millionen Menschen im Jahr 2030 führen.  Es zeigt sich aber auch, dass die nationalen Einnahmen in den meisten Ländern in Subsahara-Afrika nicht ausreichen würden, um die Auswirkungen ambitionierter Klimapolitik auszugleichen – also gerade in der Weltregion, in der auch extreme Armut am weitesten verbreitet ist.

Finanztransfers von Industrie- zu Entwicklungsländern

In einem zweiten Schritt betrachteten die Wissenschaftler deshalb die internationale Lastenteilung. Ko-Autor Nico Bauer erklärt: „Um die Kosten des Klimaschutzes gerecht zu verteilen, sollten Industrieländer Entwicklungsländer finanziell unterstützen.“ Laut der Studie würde bereits ein kleiner Teil der Einnahmen aus den Emissionspreisen (ca. 5%) der Industrieländer ausreichen, um die negativen Auswirkungen von Klimapolitik auch in Subsahara-Afrika mehr als auszugleichen. Diese finanzielle Transferleistung könnte zu einer Reduktion der globalen Armut um rund 45 Millionen Menschen im Jahr 2030 führen. „Die Kombination von nationaler Umverteilung der Einnahmen aus Emissionspreisen mit internationalen Finanztransfers könnte somit ein wichtiger Ansatzpunkt für eine faire und gerechte Klimapolitik in Entwicklungsländern sein“, folgert Elmar Kriegler, Ko-Autor der Studie. „Dabei ist wichtig, auch über das Jahr 2030 hinauszuschauen und langfristig darauf hinzuarbeiten, extreme Armut zu beseitigen.“

Wunsch nach mehr Wissen über Arten, klares Votum für die Energiewende und Skepsis gegenüber Gentechnik in der Landwirtschaft

Pressemitteilung des Bundesamtes für Naturschutz vom 27. April 2021

Für einen Großteil der Jugendlichen hat Natur eine starke persönliche Bedeutung: Natur gehört für sehr viele junge Menschen zu einem guten Leben dazu. Sie sind zudem mehrheitlich der Meinung, dass es die Pflicht der Menschen ist, die Natur zu schützen. Die Corona-Krise hat auch für die Lebensgestaltung Jugendlicher deutliche Veränderungen gebracht: Mehr als die Hälfte geben an, sich häufiger in der Natur aufzuhalten, um sich abzulenken oder sich zu bewegen. Das sind zentrale Ergebnisse der ersten Jugend-Naturbewusstseinsstudie, die Prof. Dr. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamts für Naturschutz, heute vorgestellt hat.

„Jugendlichen liegt unsere Natur am Herzen. Bereits ein Drittel aller Jugendlichen hat an einer Demonstration für den Umwelt- und Naturschutz teilgenommen; ein Großteil könnte sich eine Teilnahme vorstellen. Jugendliche sind also engagiert und unterstützen Ziele des Naturschutzes – und eben diese Unterstützung brauchen wir, um den Naturschutz noch stärker und auf lange Sicht in unserer Gesellschaft zu verankern und die Naturschutzarbeit voranzubringen“, sagt BfN-Präsidentin Prof. Dr. Beate Jessel.

Die Studie zeigt weiterhin: Jugendliche wollen über Tiere und Pflanzen gerne mehr wissen, allen voran über die Säugetiere, über Bäume und Vögel. Sie finden Schutzgebiete wichtig, um die Artenvielfalt zu sichern und dem Klimawandel entgegenzuwirken. Und auch hinter der Energiewende steht ein Großteil der jungen Menschen – nur zwei Prozent der Heranwachsenden findet sie nicht richtig. Der Digitalisierung räumen die Jugendlichen im Allgemeinen deutlich häufiger Chancen als Risiken ein; im Bereich Naturschutz sehen sie das Thema jedoch ambivalent. Gentechnik in der Landwirtschaft gegenüber sind junge Menschen mehrheitlich skeptisch eingestellt: 83 Prozent wünscht sich beispielsweise eine eindeutige Kennzeichnung von gentechnisch veränderten Lebensmitteln. Was die biologische Vielfalt betrifft, sind fast drei Viertel der Befragten überzeugt, dass diese weltweit schwindet – und es zugleich Pflicht der Politik ist, dieser Entwicklung entgegenzutreten.

Die Jugend-Naturbewusstseinsstudie 2020 wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) und des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) erstellt, und schließt an die Umfragen zum Erwachsenen-Naturbewusstsein alle zwei Jahre an. Für die erste repräsentative Jugend-Umfrage wurden im Frühsommer 2020 gut 1.000 Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren befragt. Im Herbst wurde die Befragung um das Thema „Natur und Corona“ und weitere 1.000 Jugendliche im Alter von 14 bis 24 ergänzt. Die Studie ist in ihrer Aussagekraft für ganz Deutschland repräsentativ.

Die Jugend-Naturbewusstseinsstudie 2020 finden Sie zum Download unter www.bmu.de/PU654
Ein Kurzpapier mit den wesentlichen Aussagen der Studie finden Sie unter https://www.bfn.de/presse/hintergrundinfos.html

Strengere CO2-Bepreisung durch den EU Green Deal könnte bereits 2030 das Ende der Kohleverstromung in Europa bedeuten

Pressemitteilung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) vom 27.April 2021

 

 

Eine Verschärfung des EU-Emissionshandelssystems (EU ETS) im Einklang mit dem Green Deal der EU könnte die Dekarbonisierung des europäischen Stromsektors dramatisch beschleunigen – und wahrscheinlich ein Ende der Kohleverstromung herbeiführen. In einer neuen Studie zeigt ein Potsdamer Forschungsteam die erheblichen Veränderungen auf, die Europas Stromsystem durchlaufen wird, sobald das neu beschlossene Klimaziel von minus 55% zu einer Verknappung der ETS-Mengen führt. Höhere CO2-Preise, so zeigen die Autoren, sind nicht nur ein unvermeidlicher Schritt, um die Emissionen zu senken – sie werden auch viel schneller zu einem kostengünstigen, von erneuerbaren Energien geprägtem Stromsystem führen.

 „Wenn die EU ihr jüngst bestätigtes Ziel konsequent verfolgt, die Emissionen bis 2030 um mindestens 55% gegenüber 1990 zu senken, und entsprechend die Zertifikatsmengen im ETS anpasst, wird sich der Stromsektor überraschend schnell grundlegend verändern“, sagt Robert Pietzcker vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), einer der Haupt-Autoren. „Unsere Computermodelle, mit denen wir die Umsetzung der Ziele simuliert haben, zeigen, dass die erneuerbaren Energien bereits 2030 fast drei Viertel der Stromerzeugung ausmachen und wir bereits 2040 null Emissionen im Stromsektor erreichen würden. Wenn der Wandel erst einmal eingeleitet ist, wird er in beispielloser Weise an Geschwindigkeit gewinnen.“

Um die Auswirkungen zu quantifizieren, untersuchten die Ökonomen Faktoren wie unterschiedlich scharfe Emissionsreduktionsziele, eine erhöhte Stromnachfrage, die sich aus der Sektorkopplung ergeben könnte, und Investitionen in den Ausbau der Übertragungsnetz-Infrastruktur, um erneuerbare Ressourcen in den europäischen Ländern besser zu bündeln. Sie berücksichtigten in ihrer Analyse, deren Ergebnisse auch in das Kopernikus-Projekt Ariadne einfließen, zudem die Auswirkung einer möglichen Nichtverfügbarkeit von neuen Kernkraftwerken sowie von Kraftwerken mit Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid (Carbon Capture and Storage, CCS).  Bemerkenswerterweise erwiesen sich dabei weder Kernkraft noch fossile CCS-Kraftwerke in den Computersimulationen als relevant für die Emissionsreduktion.

Kohleausstieg bis 2030, gasbasierte Stromerzeugung stark reduziert

„Alles in allem wird das 55%-Ziel massive Auswirkungen auf den Stromsektor haben“, sagt Sebastian Osorio vom PIK, ein weiterer Haupt-Autor. „Unter dem bisherigen EU-Klimaziel – das eine Reduktion der Treibhausgasemissionen bis 2030 um lediglich 40% vorsah – wurde erwartet, dass der CO2-Preis im Rahmen des EU-Emissionshandels bis 2030 auf 35€ pro Tonne CO2 steigen würde. Implementiert die EU jedoch das neue Ziel von minus 55%, würde sich der CO2-Preis im ETS mehr als verdreifachen, auf rund 130€ pro Tonne CO2 im Jahr 2030. Das wäre das Ende der Kohleverstromung, wie wir sie kennen – nämlich nur noch 17 Terrawattstunden im Jahr 2030, lediglich 2% des Niveaus von 2015.“

„Anders als in den letzten Jahren zu beobachten war, wird das Ende der Kohle allerdings nicht dazu führen, dass in Zukunft mehr Strom in Gaskraftwerken erzeugt wird“, ergänzt Robert Pietzcker. „Bei CO2-Preisen von über 100€ pro Tonne CO2 erwarten wir, dass die gasbasierte Stromerzeugung bis 2030 auf weniger als 40% des Wertes von 2015 sinkt, und bis zum Jahr 2045 sogar auf weniger als 4%. Die Pläne zum Bau neuer Gas-und-Dampf-Kombikraftwerke in einigen EU-Mitgliedsstaaten fühlen sich an wie eine Zeitreise zurück ins Jahr 2005, als einige Energieversorger trotz des EU-ETS neue Kohlekraftwerke planten und damit Milliarden an stranded assets schufen, die ihre Investitionskosten nie zurückzahlen werden. Die einzigen Neubauten, die ihre Investitionskosten wahrscheinlich wieder einspielen werden, sind Anlagen mit Turbinen, die auch mit hohen Anteilen von Wasserstoffbeimischung laufen können.“

Die saisonale Wasserstoffspeicherung in Kombination mit einer besseren Vernetzung zwischen den EU-Mitgliedsstaaten und dem Einsatz von Batterien kann einen stabilen Betrieb eines sauberen Stromsystems ermöglichen, das fast ausschließlich auf erneuerbaren Quellen basiert.

Strompreise würden zunächst steigen, aber dann bis 2050 auf das heutige Niveau zurückkehren

Dies ist nicht nur eine gute Nachricht für die Stabilisierung unseres Klimas, sondern auch für die Industrie und die Endverbraucher, da diese Veränderungen nur mit sehr geringen Preissteigerungen einhergehen werden. „Die Abschaltung fossiler Kraftwerke vor dem Ende ihrer Lebensdauer und der frühere Ausbau von Wind- und Solarenergie in diesem Jahrzehnt werden die Preise vorübergehend erhöhen“, erklärt Ko-Autor Renato Rodrigues vom PIK. „Aber nach 2025 werden die Kosten aufgrund der größeren Verfügbarkeit von günstigem Wind- und Solarstrom wieder sinken und die Strompreise letztlich auf das Niveau des letzten Jahrzehnts zurückführen. Die EU ist also gut beraten, ihr neues Ziel schnell in eine Verschärfung der ETS-Mengen umzusetzen, um eine bezahlbare und nachhaltige Transformation unseres Stromsystems zu gewährleisten.“

Artikel: Robert C. Pietzcker, Sebastian Osorio, Renato Rodrigues (2021): Tightening EU ETS targets in line with the European Green Deal: Impacts on the decarbonization of the EU power sector. Applied Energy. DOI: 10.1016/j.apenergy.2021.116914.

Link zum Artikel: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0306261921003962

Link zu weitere Infos: zum Kopernikus-Projekts Ariadne

Verstöße gegen das Verpackungsgesetz effizienter ahnden – Neues Portal stärkt digitale Zusammenarbeit mit Behörden

Pressemitteilung des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz vom 27. April 2021

Potsdam – Das Verpackungsgesetz verpflichtet bereits seit Anfang 2019 Hersteller, sich im öffentlichen Hersteller-Register der Stiftung „Zentrale Stelle Verpackungsregister“ (ZSVR) zu registrieren. Damit konnten die Produktverantwortung der Hersteller beim Inverkehrbringen von Verkaufsverpackungen deutlich erhöht und die Zahl der verpflichteten Hersteller, die sich an der Entsorgung über die dualen Systeme beteiligen, bereits in den ersten drei Monaten nach Inkrafttreten verdreifacht werden. Ein neues Portal der Stiftung soll nun den Behörden das Ahnden bei möglichen Ordnungswidrigkeiten erleichtern.

Minister Axel Vogel: „Das Konzept der dualen Entsorgung von Verpackungen ist nur sinnvoll, wenn sich tatsächlich die Hersteller an den Kosten für die Entsorgung der von ihnen verkauften Verpackungen beteiligen. Die Gründung einer zentralen Stelle war daher überfällig, um die Probleme von Unterlizensierung und Trittbrettfahren bei der Verpackungsentsorgung besser in den Griff zu bekommen. Derartige Erfolge gelingen nur mit einer effizienten und stärker vernetzt arbeitenden Verwaltung. Deshalb ist es gut und richtig, dass die ‚Zentrale Stelle Verpackungsregister‘ auch die Digitalisierung nutzt und ein Einschreiten bei Verstößen mit dem neuen Portal schneller möglich wird.“

Die ZSVR spielt eine wichtige Rolle bei der Festsetzung der Entgelte für das Recycling von Verpackungen. Gemeinsam mit dem Umweltbundesamt definiert sie Mindeststandards, nach denen die dualen Systeme ihre Beteiligungsentgelte für Verkaufsverpackungen gestalten müssen. Für gut recycelbare Verpackungen müssen Hersteller weniger Entgelte entrichten, für schwer zu recycelnde Verpackungen dementsprechend mehr. Dies ist ein erster Schritt in Richtung eines verpflichtenden recyclinggerechten Designs von Verkaufsverpackungen.

Übergeordnetes Ziel der ZSVR ist es, den Markt für Recycling zu stärken und zugleich das Verpackungsgesetz wirksam umzusetzen. So werden diejenigen stärker in die Pflicht genommen, die vorrangig für das Aufkommen von Verpackungsmüll verantwortlich sind und Verstöße identifiziert. Seit 2019 wurden von der ZSVR rund 6.000 Ordnungswidrigkeiten gegen das Verpackungsgesetz festgestellt. Schwierig blieb und bleibt bislang die Ahnung solcher Verstöße.

Das im April an den Start gegangene „LUCID Behördenportal“ gestaltet nun den Austausch zwischen der ZSVR und den Unteren Abfallbehörden effizienter und ermöglicht ein schnelleres Eingreifen bei Verstößen. So wird es beispielsweise einfacher und sicherer, Beweisakten zu übermitteln. Das Portal stellt zudem für die zuständigen Behörden die von der ZSVR ermittelten Verdachtsfälle automatisiert und in digitaler Form bereit. Zugleich haben die Vollzugsbehörden selbst die Möglichkeit, bei der ZSVR aktiv Informationen abzurufen. Bearbeiterinnen und Bearbeiter der zuständigen Behörde können entsprechende Unterlagen anfordern, wenn der begründete Verdacht besteht, dass ein Unternehmen seinen Pflichten nach dem Verpackungsgesetz nicht oder nicht adäquat nachkommt. Zudem kann die Historie der Fallbearbeitungen ebenfalls digital eingesehen werden. Die angebundenen Behörden können individuelle Auswertungen anlegen und dazu Daten abfragen, um den Vollzug im jeweiligen Bundesland zielgerichtet durchzuführen.

Mittelfristig ist es geplant, dass die zuständigen Abfallbehörden auch Informationen zu den Erfassungsmengen der Verpackungen und die Mengenstromnachweisberichte der Systeme bekommen.

Umweltminister Axel Vogel: „Die mit der ZSVR geschaffene bessere digitale Vernetzung der zuständigen Registrierungsstelle mit den Länderbehörden und den zuständigen Abfallbehörden ist ein großer Gewinn für eine gerechte Verpackungsentsorgung. Schwierig bleibt für die zuständigen Abfallbehörden mangels Personal allerdings die tatsächliche Abarbeitung der unzähligen festgestellten Rechtsverstöße. Hier sehe ich noch großes ungenutztes Potential in einer digitalen Behörde, wie der ZSVR. Dies muss bei der Weiterentwicklung des Verpackungsgesetzes unbedingt mitgedacht werden.“

Das Umweltministerium des Landes Brandenburg hat derzeit den Vorsitz der Bund-Länder-Arbeitsgemeinschaft Abfall (LAGA), ist als Vorsitzland der LAGA Mitglied für die Länder in Kuratorium und Verwaltungsrat der ZSVR und leitet die länderoffene Arbeitsgruppe mit der ZSVR.

Mein Schicksal – Deine Wahl“

Tierschutzbund startet Kampagne zur Bundestagswahl

Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes vom 26. April 2021

Anlässlich der bevorstehenden Bundestagswahl startet der Deutsche Tierschutzbund heute seine neue Kampagne „Mein Schicksal – Deine Wahl“. Der Verband möchte damit alle, denen die Zukunft der Tiere am Herzen liegt, motivieren, am 26. September zu wählen. Auf der Website www.2021-tierschutz-wählen.de stellt der Verband umfangreiche Informationen bereit, die bei einer Entscheidung aus der Sicht des Tierschutzes berücksichtigt werden können. Herzstück ist ein umfassender Tierschutzcheck, der unter die Lupe nimmt, welche Tierschutz-Vorhaben die im Bundestag vertretenen Parteien in den letzten vier Jahren tatsächlich umgesetzt haben – und welche Versprechen nicht eingehalten wurden.

„Die anstehende Wahl entscheidet über das Schicksal von Millionen Tieren, die durch massive Versäumnisse in den vergangenen Jahren noch immer leiden müssen – in der Agrarindustrie, in der Forschung, durch den illegalen Handel oder sogar in der Heimtierzucht“, sagt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. „Auf politischer Ebene muss dringend gehandelt werden. Laut unserem Grundgesetz sind Tiere besonders zu schützen, doch Tiere haben keine Stimme, um dieses Recht einzufordern. Ich appelliere deshalb an alle tierlieben Wählerinnen und Wähler: Geben Sie den Tieren Ihre Stimme. Lassen Sie die Politik nicht aus der Verantwortung. Seien Sie aufmerksam, wo Parteien tatsächlich entsprechend ihrer Ankündigungen gehandelt haben und wo sie die Tiere entgegen ihrer Ankündigungen im Stich gelassen haben.“

Kampagnenwebsite informiert über Missstände

Die Online-Kampagne „Mein Schicksal – Deine Wahl“ bietet auf der Website www.2021-tierschutz-wählen.de neben dem ausführlichen Tierschutzcheck auch Informationen zu aktuell drängenden Tierschutz-Missständen, etwa in den Bereichen Landwirtschaft, illegaler Welpenhandel, Tierheime, Tierversuche und Straßenkatzen. Gleichzeitig äußert der Deutsche Tierschutzbund dort auch die wichtigsten Forderungen an die Politik der nächsten Jahre. Zudem werden die Tierschützer die Wahlprogramme der Parteien für die kommende Legislaturperiode hinsichtlich des Tierschutzes kritisch auswerten, sobald diese final vorliegen.

Aktiv mit Schilderaktion #StimmeFürDieTiere

Tierfreunde, die schon vor der Wahl aktiv werden möchten, können von Zuhause aus bei einer Schilderaktion ihre Stimme für die Tiere erheben. Dafür soll eine eigene, persönliche Tierschutz-Forderung auf einem Schild festgehalten und ein Foto unter dem Hashtag #StimmeFürDieTiere über die eigenen Social-Media-Kanälen gestreut werden. Alle, die darüber hinaus ihr Foto unter www.2021-tierschutz-wählen.de/aktion hochladen, haben die Chance, pro Monat eines von 21 Aktionspaketen zur Bundestagswahl mit exklusivem Material zu gewinnen.

Adé Alleenland Brandenburg? Mehr Anstrengungen für den Schutz von Alleebäumen notwendig

Pressemitteilung des NABU Brandenburg vom 23. April 2021

Brandenburg ist als das Alleenland bekannt. Doch wie lange noch? Viele Bäume sind geschädigt, der Großteil des Alleenbestandes überaltert und Abgänge werden nicht im erforderlichen Maße nachgepflanzt. Der NABU Brandenburg appelliert an die Landesregierung, sich stärker für den Schutz und den Erhalt unserer Alleebäume einzusetzen.
Alleen sind landschaftsprägend und nicht nur in heißen Sommer wegen ihres Schattens äußerst bliebt. Sie erfüllen auch wichtige Funktionen; tragen z.B. zur Luftreinhaltung bei und sind Lebensraum und Biotopverbund  für viele Tiere
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Doch werden die Alleen in Brandenburg immer weniger. Seit Jahren geht der Bestand zurück. „Und dieses Problem wird sich in den nächsten Jahren noch massiv verschärfen. Viele unserer Alleebäume haben inzwischen ein Alter und einen Zustand erreicht, der einen erheblichen Ausfall erwarten lässt. Ein Großteil unserer Alleen ist bereits vor dem Krieg gepflanzt worden. Bauarbeiten im Wurzelbereich oder der Einsatz von Streusalz schwächen die Bäume zusätzlich“, so Friedhelm Schmitz-Jersch, Vorsitzender des NABU Brandenburg.

„Um diesen Verlust auszugleichen, reichen die bislang geplanten Neupflanzungen von jährlich 30 Kilometer Alleen, was in etwa 5000 Bäumen entspricht, nicht aus. Zumal das seit Bestehen der Brandenburger Alleenkonzeption überhaut nur in ganz wenigen Jahren erreicht wurde.“ Dies zeige, dass es dringend erforderlich ist, die Konzeption zu überarbeiten, um den Erhalt und die Erneuerung der Brandenburger Alleen auch wirklich in die Praxis umsetzen zu können.

Begründet wurden die nicht eingehaltenen Nachpflanzungen zumeist mit fehlender Flächenverfügbarkeit an Bundes- und Landesstraßen. „Deshalb müssen auch alle anderen in Frage kommenden Straßen mit in die Überlegungen zu Ersatz- und Neupflanzungen einbezogen werden“, so Schmitz-Jersch. Hierfür sollten angesichts der fortschreitende Klimakrise auch Empfehlungen zum Einsatz klimaangepasster Baumarten erfolgen.

Mehr Augenmerk muss nach Auffassung des NABU Brandenburg auch auf den Erhalt vorhandener Alleebäume gelegt werden. „Oftmals werden vor dem Hintergrund der Verkehrsicherungspflicht Straßenbäume eher verstümmelt als gepflegt. Hier sollten nur noch Firmen und Beschäftigte zum Einsatz kommen, die ihren Sachverstand nachgewiesen haben“, so Schmitz-Jersch.

In Brandenburg sind die Alleen stark geschützt, doch bleibt das Naturschutzgesetz bzw. die Alleenkonzeption des Landes an dieser Stelle ein Papiertiger. Die Landesregierung müsse, so die Forderung des NABU, schnell geeignete Maßnahmen ergreifen, damit Brandenburg auch weiterhin Alleenland bleibt.


Corona-Hilfen für Tierheime sind wichtiges Signal

Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes vom 23. April 2021

Die intensive politische Arbeit des Deutschen Tierschutzbundes für die ihm angeschlossenen Tierschutzvereine trägt Früchte: Die Bundesregierung stellt im Bundeshaushalt 2021 fünf Millionen Euro zur Verbesserung der Situation in den Tierheimen und ähnlichen Einrichtungen zur Verfügung. Die „Corona-Tierheimhilfen“ sollen Mindereinnahmen durch die Pandemieeinschränkungen auffangen, einen Beitrag zum Fortbestehen der durch die Corona-Krise erheblich getroffenen Vereine leisten und das Tierwohl unter diesen besonderen Bedingungen gewährleisten.

„Die Gelder sind eine willkommene konkrete Hilfe und ein wichtiges Signal für die Tierheime, die durch die Krise mit finanziellen Einbrüchen und zusätzlichen Auflagen zu kämpfen haben“, sagt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. „Wir sind froh, dass die SPD-Haushälter dieses Paket erkämpfen konnten und das Bundesumweltministerium nun für jedes Tierheim 7.500 Euro bereitstellt. Auch wenn diese Gelder nicht alle Sorgen nehmen können, sind sie doch eine Würdigung der Leistungen, die die Tierheime erbringen.“ Unverständlich bleibt aus Sicht des Verbandes, warum das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) es ablehnte, die durch den Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages beschlossene „Corona-Tierheimhilfe“ in den BMEL-Etat aufzunehmen. „Von dem für Tierschutz zuständigen Ministerium hätten wir mehr Engagement erwartet“, kommentiert Schröder.

Corona-Krise bringt Tierheime in finanzielle Notlage

Bei vielen Tierheimen hat die Corona-Krise ein großes Loch in den Haushalt gerissen. Normalerweise eingeplante und wichtige Einnahmen aus Festen, Basaren und Flohmärkten brechen weg, ebenso Einnahmen durch Pensionstiere. Bei 56 Prozent der dem Deutschen Tierschutzbund angeschlossenen Tierheime sind die Spendeneinnahmen gesunken; 50 Prozent mussten die Rücklagen teilweise oder ganz aufzehren. Viele Tierschutzvereine als Träger der Tierheime und tierheimähnlichen Einrichtungen, die sich größtenteils aus Spenden finanzieren, stehen damit vor massiven Problemen, zumal viele auch schon vor der Krise finanziell nicht besonders gut dastanden. Mit der Kampagne „Tierheime helfen. Helft Tierheimen!“ (www.tierheime-helfen.de) macht der Tierschutzbund als Dachverband von über 740 Tierschutzvereinen und rund 550 Tierheimen auf die wertvolle Arbeit der Tierheime und ihre aktuelle Situation aufmerksam.

Kranichküken sind nicht verlassen-NABU warnt davor, Jungvögel „einzusammeln“ / Rückkehr zu Artgenossen unmöglich

Pressemitteilung des NABU Brandenburg vom 23. April 2021



Mit dem Frühling beginnt auch wieder die Brutzeit der Kraniche. Wenn dann die erste Kranichküken unterwegs sind, passiert es immer häufiger, dass diese aus falsch verstandener Tierliebe „gerettet“ werden.
Kraniche brüten vorwiegend im April. Ihre gut versteckten Gelege am Boden bestehen aus zwei oliv bis rötlichbraun bzw. graubraun gefleckten Eiern – meist in feuchtem oder nassem Gelände.
Besonders in den Monaten April, Mai und Juni passiert es jedes Jahr wieder, dass junge Kranichküken der Natur entnommen werden.

Vor allem jetzt, wo viele Menschen pandemiebedingt die Liebe zur Natur vor der Haustür entdeckt haben, erwacht sofort der Helferinstinkt bei einem allein aussehenden Kranichküken. Doch ist das der falsche Umgang, wie Kranichexpertin Beate Blahy erklärt: „Bitte niemals in freier Natur ein Küken aufsammeln und mit nach Hause nehmen, auch wenn es noch so herzzerreißend piept!“

Auf die Natur ist Verlass

Gerade wenn Menschen beim Spazieren von den Wegen abkommen und sich unwissend den Brutgebieten nähern, ziehen sich Kraniche sofort zurück. Frisch geschlüpfte Jungen können ihren Eltern dabei oftmals nicht schnell genug folgen. Sie werden unruhig und beginnen nach ihnen zu rufen. „Das Rufen gilt jedoch nicht uns, sondern ausdrücklich den eigenen natürlichen Eltern“, betont Blahy, „diese warten nämlich im Verborgenen dringend darauf, dass der Mensch, dieser gefährliche Feind, bald fortgeht und die Altkraniche ihre Jungen wieder abholen können.“ In solch einem Fall ist es am besten, das Gebiet so schnell wie möglich wieder zu verlassen. Ein Wiederkehren der Eltern zu ihren Küken ist garantiert – wenn sie noch da sind.
Das Gleiche gilt auch für das Mitnehmen der Eier aus Gelegen und die anschließende Aufzucht zu Hause. Die illegale Entnahme ist nicht nur ein Verstoß gegen das Naturschutzgesetz, es kommt auch zur regelmäßigen Fehlprägungen der Vögel.

Die ersten 48 Stunden sind entscheidend

Wer sich in den ersten zwei Tagen um Futter und Fürsorge kümmert, wird als Bezugsperson erkannt und übernimmt die Elternrolle. Das hat zur Folge, dass sich diese Tiere ihrer eigenen Art nicht mehr zugehörig fühlen, sondern eher dem Menschen. Ein späteres Zurückkehren zu Artgenossen ist nicht mehr möglich – dieser Prozess ist unumkehrbar. Menschen, die anfangs in bester Absicht die Elternrolle übernommen haben, können schlussendlich nicht die Bedingungen schaffen, die Kranichküken benötigen, um auch mental gesund aufzuwachsen.

So viel Zeit hat kaum jemand!

Um sich sicher zu fühlen, brauchen Kranichküken die permanente Anwesenheit ihrer Eltern. „Die jungen Küken müssen jeden Tag viele Stunden in der Natur geführt werde, um sich alle Nahrungsquellen zu erschließen und Lebensräume wie auch natürliche Feinde kennenzulernen“, betont Blahy. In den meisten Fällen landen die selbst aufgezogenen Vögel jedoch in Volieren. Deshalb: Finger weg von Kranichküken! „Die Natur und ihre Geschöpfe wissen selbst am besten, wie die Dinge zu regeln sind“, gibt die Kranichexpertin mit auf dem Weg.


Dallgow bekommt seine erste Wildblumenwiese

Pressemitteilung Bündnis 90/DIE GRÜNEN- Dallgow-Döberitz

Dallgow bekommt seine erste Wildblumenwiese im Ortsgebiet. Während Landwirt Willi Groß auf seinen Äckern schon seit Jahren Wildblumenstreifen anlegt, war im Ortsgebiet von Dallgow bisher nichts davon zu sehen. Das ändert sich jetzt: Passend zum World Earth Day am 22.04. traf sich heute Bürgermeister Sven Richter, Vertreter:innen der Gemeindevertretung und eine Kita-Gruppe der Kita am Reitplatz mit Landwirt Willi Groß und seinem Traktor, um die ersten Samen auf einer knapp 3.000 Quadratmeter großen Pilotfläche hinter der Kita am Reitplatz in die Erde zu bringen.Die Kita-Kinder durften ein paar Hände voll Blumensamen per Hand ausbringen. Sie waren mit Feuereifer dabei.

„Ich freue mich, dass es endlich soweit ist. Denn damit tut die Gemeinde Dallgow-Döberitz etwas für den Insektenschutz und die Artenvielfalt auf Gemeindeland“, freut sich Anna Mohn, Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, die leider nicht vor Ort sein konnte.

Die Aktion geht auf einen Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen in der Dallgower Gemeindevertretung aus 2020 zurück. Nach einiger Zeit der Diskussion und der Abwägung des richtigen Umsetzungsmodells sprachen sich letztendlich alle Fraktionen dafür aus, eine Wildblumenwiese in Dallgow auf Gemeindeland anzulegen.

Die wichtigsten Fakten/Hintergründe zu der Aktion:

  • Mit der Fläche soll ein Beitrag zur Förderung von Insekten/Bestäubern, und damit zum Naturschutz geleistet werden.
  • Der Landwirt Willi Groß aus Dallgow ist von der Gemeinde Dallgow-Döberitz mit der Umsetzung des Vorhabens auf der Fläche hinter der Kita am Reitplatz beauftragt.
  • Die Bewirtschaftung der Fläche kostet EUR 3.000 brutto, diese Summe wird aus Gemeindemitteln bereitgestellt.
  • Die Fläche wird ökologisch bewirtschaftet (also nicht mit Pflanzenschutzmitteln behandelt und nicht gedüngt), eingesät wird eine insektenfreundliche Blühmischung aus Sommerwicken (25 Prozent), Seradella (15 Prozent), Phacelia (10 Prozent) und 15 weiteren Arten in kleineren Anteilen, darunter Klatschmohn, Kornblume und Ringelblume.
  • Die Fläche wird ab Juni zum ersten Mal blühen und ab dann bis zum ersten Frost im Oktober/November.
  • Eine Bewässerung ist nicht nötig.
  • Die Fläche wird eingezäunt und mit einem Schild versehen, damit sie von Spaziergänger:innen insbesondere in der Keimphase der Samen nicht betreten wird.
  • Die Fläche soll eine Beobachtungs- und Naturlernfläche für die Anwohner:innen und Kinder der Kita am Reitplatz sein.

Eine im November 2019 veröffentlichte Studie[1] zeigt für Brandenburg einen dramatischen Rückgang der Insekten. Sowohl auf Wiesen als auch in Wäldern ging die die Vielfalt der untersuchten Tiere in den letzten 10 Jahren um ein Drittel zurück. Auch deren Gesamtmasse nahm ab. Besonders stark (minus 67 Prozent) erfolgte dies in den Graslandschaften. Insekten sind ein wichtiger Bestandteil der Nahrungskette für größere Lebewesen wie Vögel oder Igel. Als Bestäuber tragen Insekten maßgeblich zur Sicherung der menschlichen Ernährung bei.


Die Menschen zieht es ins Freie – Ranger der Brandenburger Naturlandschaften geben Tipps für Verhalten in der Natur

Pressemitteilung des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz vom 22. April 2021

Potsdam – Mit den steigenden Temperaturen zieht es die Menschen noch stärker in die Natur. Aufgrund der aktuellen Beschränkungen bei Fernreisen erwartet die Naturwacht Brandenburg eine Verdopplung der Besucherzahlen in den Brandenburger Naturlandschaften im Vergleich zum langjährigen Mittel. Damit das nicht zum Problem für bedrohte Arten und Lebensräume wird, geben die Rangerinnen und Ranger Tipps und Hinweise für ein rücksichtsvolles Verhalten.

Brandenburgs Umweltstaatssekretärin und Stiftungsratsvorsitzende der Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg Silvia Bender rät zur Ausflugsplanung abseits der pulsierenden Metropole Berlin:

„Wer Ruhe und Erholung sucht, findet sie nicht nur in den berlinnahen Schutzgebieten wie dem Naturpark Barnim oder Nuthe-Nieplitz. Es lohnen sich auch Ausflüge in andere Großschutzgebiete wie das Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg oder die Naturparke Westhavelland und Stechlin-Ruppiner Land. Im Süden Brandenburgs finden Besucherinnen und Besucher in den Naturparken Niederlausitzer Heidelandschaften und Niederlausitzer Landrücken ebenfalls reichlich Platz, um die Natur und frische Luft zu genießen. Ganz im Osten lockt der Nationalpark Unteres Odertal mit seiner weitläufigen Auenlandschaft. Es gibt allerhand schöne Ecken in Brandenburg, die Lust auf Natur machen“, so Silvia Bender.

Johannes Müller von der Naturwacht Brandenburg erklärt:

„Wir freuen uns, dass so viele Menschen die heimische Natur für sich entdecken. Wir hören von Besuchern immer wieder, dass sie überrascht sind, wie schön und abwechslungsreich Bandenburg ist. Darin liegt eine große Chance, die Menschen für den Schutz der heimischen Natur zu gewinnen.“

Gleichzeitig geht das gestiegene Interesse an den Brandenburger Naturlandschaften – wie bereits 2020 – für die Naturwacht mit einem erhöhten Informations- und Aufklärungsaufwand einher. Viele der neuen Besucherinnen und Besucher scheinen nicht vertraut mit den Verhaltensregeln in den Großschutzgebieten. So registrieren die Rangerinnen und Ranger vermehrt die Missachtung des Wegegebots, illegales Zelten sowie Feuerstellen. Ferner reagieren viele Menschen auf die spürbar reduzierten Kapazitäten auf Campingplätzen oder in Unterkünften, indem sie mit ihren Wohnmobilen und Campern wild am Straßenrand oder auf Waldwegen parken.

2020 verzeichnete die Naturwacht mit insgesamt 2.412 Überschreitungen (1.151 in 2019) eine deutliche Zunahme von Verstößen in der Landschaft. Die Rangerinnen und Ranger reagieren auf den gestiegenen Besucherdruck mit erhöhter Aufmerksamkeit, Gebietskontrolle und Aufklärung der Besucherinnen und Besucher. Die wichtigsten Verhaltensregeln für einen entspannten und doch rücksichtsvollen Besuch werden in Gesprächen und auf Infotafeln kommuniziert.

„Wir erklären, weshalb es wichtig ist, auf den Wegen zu bleiben, um keine seltenen Pflanzen zu zertrampeln. Auch Hunde müssen in Schutzgebieten an der Leine geführt werden, damit streng geschützte Bodenbrüter ihre Gelege nicht verlieren. Keinen Müll in der Natur zu hinterlassen, sollte eine Selbstverständlichkeit sein“, sagt Ranger Karsten Voigt aus dem Naturpark Nuthe-Nieplitz.

Das Land Brandenburg hält für seine Gäste Tausende Kilometer Rad- und Wanderwege bereit, die man auch unter Pandemiebedingungen auf eigene Faust erkunden kann. An beengten Stellen wie zum Beispiel auf den zahlreichen Beobachtungstürmen ist dann wieder auf die Einhaltung des Mindestabstands zu beachten.

Ausflugstipps sowie eine Übersicht zu den Beobachtungstürmen und wichtigsten Verhaltensregeln finden Besucher unter: www.rangertouren-brandenburg.de.