Ein Storchennest für Klein Behnitz

Damit sich der Weißstorch wohlfühlt, hat die Dorfgemeinschaft für ein luftiges Heim gesorgt

Text & Fotos von Silvia Passow

Nauen/OT Klein Behnitz   Die Beiden werden vielleicht für immer unbekannt bleiben, ganz anders als die Ereignisse, die ihre Landung auf einem Baumstumpf, auslöste. Gleich mehrere Einwohner in Klein Behnitz freuten sich über den Besuch zweier Weißstörche. Waren sie auf der Durchreise oder gar auf Wohnungssuche? Sie saßen auf dem Baum, verrieten ihre Absichten nicht, während die Menschen augenscheinlich befanden, Störche würden gut zu dem kleinen Ort im grünen Havelland passen. Und wenn jemand im östlichen Havelland etwas Gutes für Adebar vorhat, dann kommt er oder sie nicht an Claudia Jörg, der Storchenbeauftragten des NABU im Osthavelland, vorbei. Jörg staunt noch immer ein wenig. „Ich hätte nicht gedacht, dass wir es vor der Ankunft der Störche noch schaffen“, sagt sie. Nun steht sie auf der Wiese bei Klein Behnitz und sieht zu, wie die neue Storchenwohnung entsteht.

Wenn alle mit anfassen, wird es auch was mit dem Storchennest

Mitte Februar gab der Ortsvorstand grünes Licht für das Projekt und rund zwei Wochen später bauten die Storchenbeauftragten Claudia Jörg und Carsten Horst gemeinsam mit Einwohnern aus Klein Behnitz das Storchennest. Derweil stand Pia Flemming in der Werkstatt der G&P Metallbau und arbeitete an der Horstkrone.

Die Krone sitzt und blitzt

Die Horstkrone ist das, was wie ein Körbchen aus Metall aussieht und in Klein Behnitz gerade mit der Sonne um die Wette glänzt. Sie ist der Aufsatz für das eigentliche Nest. Flemming ist im zweiten Ausbildungsjahr zur Metallbauerin für Konstruktionstechnik, den Auftrag erhielt sie von ihrem Chef. Der hatte Flemmings außergewöhnliches handwerkliches Geschick bei einem Praktikum entdeckt. In ihrer Berufsschule ist sie die einzige Frau, erzählt Flemming und auch von der Freude, die ihr die kreative Arbeit bereitet. Nun steht Flemming auf der Wiese am Ortsrand, gleich hinter der Station der Freiwilligen Feuerwehr, und schaut, wie der Mast, auf dem das Nest befestigt ist, aufgestellt wird. Ein ganz besonderes Geschenk auch für sie, dass sie sich teils selbst bereitet hat. Denn Pia Flemming feiert am selben Tag ihren 18. Geburtstag.

Zum Ehrentag schenkt Claudia Jörg der Azubine Pia ein Buch über Eulen

Die Wiese hinter dem Wäldchen und gegenüber einer Pferdekoppel gehört einer Einwohnerin, bewirtschaftet wird sie Henning Jung, einem Landwirt aus Nauen, erklärt Ortsvorstand Marius Strauch (Freie Wähler Klein Behnitz). Auch Strauch ist dabei, als der 13 Meter lange Mast mit dem Nest aufgestellt wird. Und Sara Cleinow, seine Stellvertreterin und auch für die Freien Wähler Klein Behnitz im Ortsvorstand. Cleinow übernimmt die Patenschaft für das Nest. Denn ohne Leute in den einzelnen Orten geht es nicht, sagt Jörg. Die Storchenbeauftragte Jörg betreut 90 Storchennester im Osthavelland, rund 30 davon werden regelmäßig von Storchenpärchen zur Brutaufzucht genutzt. Die „Nestpaten“ vor Ort sind für die Storchenbeobachtung unerlässlich.

Sara Cleinow, Pia Flemming und Claudia Jörg

Ein ebenfalls wichtiger Akteur, wenn es um das Aufstellen der Nester geht, ist die E.DIS Netz GmbH. Störche lieben die Plätzchen mit Aussicht und die E.DIS spendiert hierfür die Masten aus Beton, auf denen die Nester thronen. Seit 2014 sind es 188 Nisthilfen, die E.DIS in ihrem Netzgebiet aufgestellt hat, 82 davon im Land Brandenburg. Die Firma Wernicke Transporte brachte die Masten auf die Wiese. Etwa 10-15 Leute aus dem Dorf und Unternehmer aus der Region haben sich für das Storchennest stark gemacht, sagt Ortsvorsteher Strauch.

Während im Hintergrund der Mast aufgerichtet wird, arbeitet die AG Turmvögel an den Nistkästen für die zukünftigen Nachbarn von Adebar

Störche lieben die Gesellschaft, in Storchennester kann man oft andere Vögel als Untermieter beobachten. In Klein Behnitz bekommen auch die zukünftigen Nachbarn der Familie Adebar ein schönes Zuhause.

An einem weiteren Mast bringt die AG Turmvögel diverse Nistkästen an. Das Dreiergespann des NABU, dass sich in besonderer Weise um den Schutz der Turmvögel verdient gemacht hat, hat hier einen Nistkasten für einen Turmfalken, vier Kästen für Stare, einen für Dohlen und einen Nistkasten für den Rotschwanz eingerichtet. Sollten die Dohlen den Platz annehmen, würde Konrad Bauer, von der Turmvogel AG noch weitere Kästen aufhängen. Die kleine Arbeitsgemeinschaft für die Turmvögel hat übrigens auch einiges geleistet. 2015 fing sie mit 35 Nistkästen an, inzwischen betreuen sie 214 Nistkästen im Osthavelland.

Die Drei für die Turmvögel aus dem Osthavelland in vollen Einsatz

Die Störche werden hier gute Voraussetzungen finden, um ihren Nachwuchs aufzuziehen. Die Wiese sagt Jörg, wird extensiv genutzt, es dürfte reichlich Regenwürmer für die Storchenküken geben. Auch Mäuse könnten sich hier tummeln, Maulwürfe und Schlangen. Alles gern gesehen auf dem Storchen-Speiseplan. Auch die Pferdekoppel gegenüber ist von Vorteil, die Störche nutzen den Pferdedung gern als Inneneinrichtung für ihr Nest und die Insekten ergänzen das Storchen-Menü.  

Monika Weber vom Turmvogel Team

Wenn die Störche kommen, künden sie vom Frühling. In Dallgow/Rohrbeck, Lietzow, Ketzin, Niebede und Ribbeck sind die ersten Störche der Saison angekommen. Auch gibt es an zwei Standorten inzwischen Störche, die nicht mehr das Weite suchen, sondern in der Region überwintern. Das geht allerdings nur durch menschliche Unterstützung und diese kann bei den Tieren zu unerwünschten Verhalten, wie mangelnde Scheu vor den Menschen, führen, gibt Jörg zu bedenken. In den nächsten Tagen dürften weitere Störche zu erwarten sein. Und es gibt auch bummelnde Störche, manche treffen auch erst im Mai ein.

In Klein Behnitz heißt es jetzt, Klapperstörche willkommen! Über weitere Auswirkungen berichte die Blaue Holzbiene.

Bezugsfertig!

Vor einem Jahr wurde COVID-19 auf europäischen Nerzfarmen entdeckt

NGOs und Öffentlichkeit fordern die EU zum Handeln auf

Pressemitteilung von VIER PFOTEN — Stiftung für Tierschutz vom 14. April 2021

Hamburg, 14. April 2021 – Vor einem Jahr wurde erstmalig das SARS-CoV-2-Virus auf einer Nerzfarm in den Niederlanden nachgewiesen. Dennoch hat die EU bislang kein Pelztierzuchtverbot ausgesprochen und diese Coronavirus-Reservoirs geschlossen. In den letzten Monaten haben fast eine halbe Million Menschen eine Petition unterzeichnet, die ein Ende des tödlichen Pelzhandels fordert. Auch eine aktuelle Umfrage untermauert die Forderung an die EU, die Pelztierzucht zu beenden, um Gesellschaft und Tiere vor weiteren Krankheitsausbrüchen zu schützen. „Mit dem Inkrafttreten des Tiergesundheitsgesetzes am 21. April hat die Europäische Kommission eine hervorragende Gelegenheit, gegen die Pelztierzucht vorzugehen und diese Bedrohung für die menschliche Gesundheit zu beseitigen“, sagt Pierre Sultana, Director European Policy Office bei VIER PFOTEN. Im vergangenen Jahr kam es auf mehr als 400 Nerzfarmen in zehn EU-Mitgliedstaaten zu Ausbrüchen von SARS-CoV-2. Als Konsequenz wurden Millionen Tiere getötet. Pelzfarmen sind Brutstätten für Krankheitserreger: Aufgrund der Lebensbedingungen in diesen Massentierhaltungsbetrieben breitet sich ein Virus schnell aus, sobald ein einziges Tier infiziert ist. Im Fall von SARS-CoV-2 hat sich gezeigt, dass sich das Virus nicht nur innerhalb einer Nerzfarm unter den Tieren ausbreiten und mutieren kann, sondern es übertrug sich auch auf Menschen und Wildtiere. Pelztierfarmen sind Gefahrenherde für die öffentliche Gesundheit Pelztierfarmen sind eine Bedrohung für die öffentliche Gesundheit, da sie potenzielle Brutstätten für das Coronavirus sind. In einer gemeinsamen Bewertung warnten die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) und die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) davor, dass ein erhebliches Risiko besteht, dass COVID-19 von Nerzen auf Menschen übertragen wird. Dennoch ist die Europäische Kommission bisher weitgehend untätig geblieben. „Bislang hat die Europäische Kommission lediglich die Überwachung und Meldung von COVID-19-Fällen auf Pelzfarmen gefordert. Sie empfiehlt die Umsetzung strengerer Biosicherheitsmaßnahmen einschließlich regelmäßiger COVID-19-Tests für Mitarbeiter von Pelzfarmen und Stichprobentests von Nerzen sowie die Untersuchung toter Tiere“, sagt Dr. Joanna Swabe von Humane Society International/Europe. „Diese Maßnahmen reichen jedoch nicht aus, um die öffentliche Gesundheit zu schützen. Die einzige Möglichkeit, die Ausbreitung des Coronavirus vom Nerz auf den Menschen zu verhindern, ist die Pelztierzucht in den Mitgliedsstaaten, in denen diese grausame Praxis noch legal ist, zu verbieten.“ Es hat sich gezeigt, dass COVID-19 von Nerzen auf den Menschen übertragen werden kann. Darüber hinaus könnten Pelzfarmen den Kampf gegen die Pandemie erschweren, wie Joh Vinding von der Fur Free Alliance erklärt: „Da die Tiere auf so engem Raum und unter so schlechten Bedingungen gehalten werden, sind Pelzfarmen der perfekte Nährboden für Infektionskrankheiten. Auch Viren können mutieren. Die Mutationen des SARS-CoV-2, die bei Nerzen auf dänischen Nerzfarmen aufgetreten sind, wurden bereits auf Menschen übertragen. Forscher befürchten, dass solche Mutationen die Wirksamkeit von Impfstoffen verringern und den Erfolg in unserem Kampf gegen COVID-19 erheblich verzögern könnten“. EU-BürgerInnen fordern Ende der Pelztierhaltung Eine kürzlich von VIER PFOTEN und Eurogroup for Animals in Auftrag gegebene Meinungsumfrage, die in Frankreich, Italien, Bulgarien, Ungarn, Estland und der Slowakei durchgeführt wurde, zeigt, dass die EU-BürgerInnen eine sofortige Beendigung der Pelztierhaltung und -zucht befürworten. „Die Umfrageergebnisse zeigen, dass die Mehrheit unsere Forderung nach Sofortmaßnahmen unterstützt. Angesichts dieser starken öffentlichen Unterstützung und der Gesundheitsrisiken, die mit der Pelztierzucht verbunden sind, muss die Europäische Kommission sofort handeln und die Mitgliedstaaten auffordern, die Pelzproduktion zu stoppen“, sagt Reineke Hameleers von der Eurogroup for Animals. In Italien, wo die Pelztierzucht von Nerzen für 2021 ausgesetzt ist, jedoch immer noch Farmen betrieben werden, befürworten
77 Prozent der erwachsenen Bevölkerung Sofortmaßnahmen einzuleiten, um die Pelztierhaltung und -zucht zu beenden. Die Pelztierzucht aufrechtzuerhalten, wäre ein Zeichen, dass die Europäische Kommission wirtschaftliche Interessen Weniger über die Gesundheit aller EU-BürgerInnen stellt. Um den Fokus auf die bestehende Problematik zu lenken, veranstalten die Fur Free Alliance, die Eurogroup for Animals und ihre Mitglieder zusammen mit VIER PFOTEN und Humane Society International am 14. April einen gemeinsamen Online-Aktionstag.
Weitere Informationen über die grausame Pelzindustrie finden Sie hier.   Die Umfrage von VIER PFOTEN und Eurogroup for Animals finden Sie in hier, in englischer Sprache.   Zur Petition „Stop deadly fur“ von der Fur Free Alliance, gelangen Sie hier.   Eine Wissenschaftliche Stellungnahme zu Risiken für die öffentliche Gesundheit durch SARS-CoV-2 und die Intensivtierhaltung von Nerzen finden Sie hier, in englischer Sprache.
 

Klimawandel sorgt für chaotischen Monsun in Indien

Pressemitteilung des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung vom 14. April 2021

Wenn die globale Erwärmung ungebremst weitergeht, werden die Sommermonsun-Regenfälle in Indien stärker und unberechenbarer. Das ist das zentrale Ergebnis einer Analyse eines deutschen Forscherteams, das mehr als 30 aktuelle Klimamodelle aus aller Welt verglichen hat. Die Studie sagt für die Zukunft mehr extrem nasse Jahre voraus – mit potenziell schwerwiegenden Folgen für das Wohlergehen, die Wirtschaft und das Nahrungsmittelsystem von mehr als einer Milliarde Menschen.

„Wir haben robuste Beweise für eine exponentielle Abhängigkeit gefunden: Für jedes Grad Celsius Erwärmung werden die Monsunregenfälle wahrscheinlich um etwa 5% zunehmen“, sagt Erstautorin Anja Katzenberger vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU). „Damit konnten wir frühere Studien bestätigen und zusätzlich zeigen, dass die globale Erwärmung die Monsun-Regenfälle in Indien noch stärker erhöht als bisher angenommen. Sie dominiert die Monsun-Dynamik im 21. Jahrhundert.“

Zu viel Niederschlag schadet Reispflanzen

Mehr Niederschlag ist nur bedingt gut für die Landwirtschaft in Indien und die Nachbarländer. Wie Co-Autorin Julia Pongratz von der LMU erklärt: „Nutzpflanzen brauchen vor allem in der ersten Wachstumsperiode Wasser, aber zu viel Regen in den anderen Wachstumsstadien kann den Pflanzen schaden – auch dem Reis, von dem sich ein Großteil der indischen Bevölkerung ernährt. Das macht die indische Wirtschaft und das Nahrungsmittelsystem sehr empfindlich gegenüber schwankenden Monsunmustern.“

Ein Blick in die Vergangenheit unterstreicht, dass menschliches Verhalten hinter der Intensivierung der Regenfälle steckt. Seit den 1950er Jahren haben menschengemachte Einflüsse begonnen, die langsamen natürlichen Veränderungen, die über viele Jahrtausende hinweg stattfanden, zu überholen. Zunächst führten hohe, das Sonnenlicht blockierende Aerosol-Belastungen zu einer gedämpften Erwärmung und damit zu einem Rückgang der Niederschläge, doch seit 1980 ist die durch Treibhausgase verursachte Erwärmung der entscheidende Treiber für stärkere und unbeständigere Monsunperioden.

Eine Bedrohung für das Wohlergehen des indischen Subkontinents

 „Wir sehen mehr und mehr, dass es beim Klimawandel um unvorhersehbare Wetterextreme und deren schwerwiegende Folgen geht“, kommentiert Gruppenleiter und Co-Autor Anders Levermann vom PIK und der Columbia University, New York/USA, die Ergebnisse der in der Zeitschrift Earth System Dynamics veröffentlichten Studie. „Denn was wirklich auf dem Spiel steht, ist das sozioökonomische Wohlergehen des indischen Subkontinents. Eine chaotischere Monsunzeit stellt eine Bedrohung für die Landwirtschaft und Wirtschaft in der Region dar und sollte ein Weckruf für die Politik sein, die Treibhausgasemissionen weltweit drastisch zu reduzieren.“

Artikel: Anja Katzenberger, Jacob Schewe, Julia Pongratz, Anders Levermann: Robust increase of Indian monsoon rainfall and its variability under future warming in CMIP-6 models. Earth System Dynamics. DOI: 10.5194/esd-2020-80.

Weblink zum Artikel: https://esd.copernicus.org/articles/12/367/2021/             

Der Klimawandel macht es schwieriger, eine gute Tasse Kaffee zu bekommen

Pressemitteilung des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung vom 14. April 2021

Äthiopien könnte in Zukunft weniger besonders hochwertigen Kaffee und mehr durchschnittliche, eher fade schmeckende Sorten erzeugen. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie eines internationalen Forschungsteams, das die Auswirkungen des Klimawandels auf Afrikas größtes Anbaugebiet für Kaffee untersucht hat. Ihre Ergebnisse sind sowohl für die Millionen von Kleinbauern des Landes, die mit Spezialitätenkaffee mehr verdienen als mit normalem Kaffee, als auch für Baristas und Kaffeegenießer auf der ganzen Welt relevant.

„Der Klimawandel hat widersprüchliche Auswirkungen auf die Kaffeeproduktion in Äthiopien. Die Fläche, die für durchschnittlichen Kaffee geeignet ist, könnte nach unseren Computersimulationen bis in die 2090er Jahre tatsächlich allmählich zunehmen“, sagt Erstautor Abel Chemura vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. „Doch mehr ist nicht unbedingt besser. Denn auf der anderen Seite wird die geeignete Fläche für hochwertige Spezialitätenkaffeesorten, die für ihre blumigen, fruchtigen und würzigen Noten geschätzt werden, wahrscheinlich schrumpfen, wenn der Klimawandel ungebremst weitergeht. Das ist nicht nur ein Problem für Kaffee-Liebhaber, sondern vor allem auch für die lokale landwirtschaftliche Wertschöpfung.“

Die geeigneten Flächen in Äthiopien für Spezialitätenkaffee schrumpfen

In verschiedenen Szenarien untersuchten die Forscher, wie sich insgesamt 19 Klimafaktoren auf den Anbau von fünf verschiedenen Kaffeespezialitäten in der Zukunft auswirken werden, darunter die mittlere Temperatur, die jährliche Niederschlagsmenge und die Saisonalität. Wird es zum Beispiel wärmer, reift die Kaffeekirsche schneller als die Entwicklung der Bohne, was wiederum zu qualitativ schlechterem Kaffee führt. Erhöhte Niederschläge wiederum begünstigen die Kaffeeproduktion im Allgemeinen, sind aber für einzelne Kaffeespezialitäten nicht unbedingt von Vorteil.

So gehen die Forscher davon aus, dass die Anbauflächen für vier von fünf Kaffeespezialitäten zurückgehen werden, wobei einige stärker betroffen sind als andere. Der berühmte Yirgacheffe beispielsweise, eine der ältesten und begehrtesten Kaffeesorten der Welt, die im Südwesten Äthiopiens angebaut wird, könnte im schlimmsten Fall bis zum Ende des 21. Jahrhunderts mehr als 40 % ihrer Anbaufläche verlieren.

Ein Schlag für Äthiopiens Wirtschaft

Davon wären nicht nur die Kaffeetrinker weltweit betroffen, welche anspruchsvolle Mischungen bevorzugen – es hätte auch Folgen für Äthiopiens Wirtschaft. „Wenn eine oder mehrere Kaffeeregionen aufgrund des Klimawandels ihren Spezialitätenstatus verlieren, hat das potenziell schwerwiegende Folgen für die Kleinbauern in der Region“, sagt Co-Autor Christoph Gornott vom PIK und der Universität Kassel. „Wenn sie gezwungen wären, auf den Anbau konventioneller, weniger schmackhafter und eher bitterer Kaffeesorten umzusteigen, würden sie plötzlich mit industriellen Produktionssystemen konkurrieren, die anderswo effizienter sind. Für das Äthiopien, in dem der Kaffeeexport etwa ein Drittel aller Agrarexporte ausmacht, könnte sich das als fatal erweisen.“

Allerdings gibt es Möglichkeiten, diesen Trend zu stoppen. „Da die verschiedenen Kaffeespezialitäten stark von unterschiedlichen lokalen klimatischen, räumlichen und bodenbezogenen Faktoren beeinflusst werden, braucht es Anpassungsmaßnahmen, die auf die jeweilige Region zugeschnitten sind“, ergänzt Christoph Gornott. „Unsere Studie unterstreicht die Bedeutung einer lokalisierten Anpassungsplanung und -reaktion. Wir zeigen, wie sich der Klimawandel ganz konkret auf die Verfügbarkeit und den Geschmack eines der beliebtesten Getränke der Welt auswirkt und – was noch wichtiger ist – auf die Wirtschaft der lokalen Gemeinden des globalen Südens.“

 

Geht ihm der Bundespreis ins Netz?

Fischer Wolfgang Schröder aus Strodehne hat es für den Bundespreis „Zu gut für die Tonne“ ins Finale geschafft

Text & Fotos Silvia Passow

Havelaue/Strodehne.  Für den Bundespreis „Zu gut für die Tonne“ 2021 ist der Fischer vom Gülper See, Wolfgang Schröder aus Strodehne, nominiert. Er überzeugte mit seinem Vorschlag „Saure Bratbrasse statt Beifang für die Tonne“ in der Kategorie Landwirtschaft und Produktion. Wolfgang Schröder muss sich nun gegen drei weitere Finalisten dieser Kategorie, aus Bayern, Hessen und Berlin, durchsetzen. Insgesamt wird der Preis in fünf Kategorien vergeben. Am 20. Mai werden die Gewinner von der Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) ausgezeichnet.

Wolfgang Schröder setzt mit seinem Fischereibetrieb seit geraumer Zeit auf nachhaltigen Fischfang. Beifang gibt es in dem Traditionsunternehmen nicht, alles wird verarbeitet, kein Fisch landet in der Tonne. Wolfgang Schröder, der die Fischerei in der vierten Generation führt, verkauft seinen Fang im eigenen Hofladen und im dazugehörigen Imbiss. Neben der üblichen Lachsforelle können hier auch Hecht, Karausche, Raab und Wollhandkrabben erworben werden. Es gibt Fischleber und Fischmilch kann probiert werden, wer die Saure Brasse nicht testen möchte, kann auf Brassenburger ausweichen.

Der Bundespreis „Zu gut für die Tonne“ scheint für ihn wie maßgeschneidert. Mit der Auszeichnung würdigt das Bundesministerium zum sechsten Mal kreative Lebensmittelretter, die mit innovativen Projekten und großem Engagement dazu beitragen, Lebensmittelverschwendung zu reduzieren. Aus 160 Einreichungen hat die achtköpfige Jury unter Vorsitz von Bärbel Dieckmann, ehemalige Präsidentin der Welthungerhilfe, 16 Projekte als Finalisten ausgewählt. Nun heißt es also Daumen drücken, für den Fischer aus dem Westhavelland.

Aktionstag „MakeFurHistory“

Tierschützer fordern das Aus für Pelzfarmen

Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes vom 14. April 2021

Ein Jahr, nachdem der erste Fall von SARS-CoV-2 auf einer europäischen Nerzfarm bekannt wurde, fehlt es von Seiten der EU weiter an einem entschlossenen Vorgehen. Der Deutsche Tierschutzbund beteiligt sich daher gemeinsam mit anderen Tierschutzorganisationen an einem Aktionstag seiner europäischen Dachorganisation Eurogroup for Animals und der Fur Free Alliance: Unter dem Hashtag „MakeFurHistory“ fordern die Tierschützer, dass die EU Notfallmaßnahmen ergreift und ein Ende der Pelztierzucht einläutet.

„Nerzfarmen haben sich als gefährliches Reservoir für SARS-CoV-2 erwiesen. Begünstigt wird die Ausbreitung des Virus dort durch die unsäglichen und tierquälerischen Bedingungen, unter denen die Tiere gehalten werden: auf engstem Raum in Gitterkäfigen zusammengepfercht“, sagt Jürgen Plinz, Präsidiumsmitglied des Deutschen Tierschutzbundes, der den Verband auch im Vorstand der Eurogroup for Animals vertritt. „Auch wenn die Kompetenz zur Schließung von Pelzfarmen bei den Mitgliedstaaten liegt, muss die EU-Kommission sich endlich öffentlich für eine Schließung aussprechen.“ Auf die Problematik aufmerksam machen wollen Tierschützer heute unter dem Hashtag „MakeFurHistory“ im Rahmen eines international ausgerufenen Aktionstags. Eine Petition der Fur Free Alliance, mit der die Tierschützer ein Ende der grausamen und tödlichen Pelztierzucht fordern, haben in den vergangenen Monaten bereits 500.000 Unterstützer unterzeichnet.

EU bleibt weitgehend untätig

In einer gemeinsamen, Ende Januar veröffentlichten Risikobewertung haben die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) und die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) deutlich gemacht, dass es ein signifikantes Risiko der Übertragung von COVID-19 vom Nerz auf den Menschen gibt. Entstehende Mutationen könnten die Wirksamkeit von Impfstoffen verringern. Dennoch ist die EU-Kommission bisher kaum aktiv geworden. Als einzige Maßnahme verlangt die Kommission lediglich, dass COVID-19-Fälle auf Nerzfarmen gemeldet und überwacht werden. Zudem empfiehlt sie strengere Sicherheitsmaßnahmen, etwa Farmmitarbeiter regelmäßig auf COVID-19 zu testen sowie stichprobenartig auch lebende Nerze und tote Tiere auf das Virus hin zu untersuchen. „Diese Maßnahmen sind unzureichend. Wenn die EU im Kampf gegen das Virus wirklich vorankommen will, führt kein Weg an einer endgültigen Schließung aller Pelzfarmen vorbei“, so Plinz.

Ausbreitung auf Nerzfarmen rasant

Im vergangenen zwölf Monaten gab es auf mehr als 400 Nerzfarmen in zehn EU-Staaten Ausbrüche von SARS-CoV-2, bei denen Millionen von Tieren betroffen waren. Sobald ein einzelnes Tier infiziert ist, tragen die Haltungsbedingungen dazu bei, dass sich das Virus rasend schnell verbreitet. Dabei kann es nicht nur zwischen den auf der Farm gehaltenen Nerzen übertragen werden und mutieren, sondern ist auch in mehreren nachgewiesenen Fällen sowohl auf Menschen als auch wildlebende Tiere übergegangen.

Nächster Schritt zur Forstreform: Minister Vogel stellt Zukunfts-Konzept des Landesforstbetriebs im Landtagsausschuss vor

Pressemitteilung des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz vom 14. April 2021

Potsdam – Nachdem im Januar 2021 die Eckdaten der vom Agrarumweltministerium beauftragten Evaluierung des Landesforstbetriebs Brandenburg (LFB) präsentiert wurden, geht die Forstreform nun in die nächste Phase. Das jetzt vorliegende, 240 Seiten umfassende Gutachten, dass die bereits unterbreiteten Vorschläge untermauert, konkretisiert und begründet, steht heute auf der Tagesordnung des zuständigen Landtagsausschusses für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz. Das Zukunftskonzept für den LFB zielt darauf ab, die vielfältigen und anspruchsvollen Aufgaben des Landesforstbetriebs abzusichern und die Anforderungen des Klimawandels und des Waldumbaus zu erfüllen. Den LFB zukunftsorientiert aufzustellen, ist eine Festlegung aus dem Koalitionsvertrag.

Das Gutachten belegt die Notwendigkeit, dass der Landesforstbetrieb nach 30 Jahren eine nachhaltige Perspektive und eine klare sowie zeitgemäße Aufgaben-, Personal- und Organisationsstruktur brauche, unterstreicht Minister Axel Vogel. Wenn jetzt nicht gehandelt würde, sei der LFB am Ende der Legislaturperiode schon nicht mehr handlungsfähig.

„Das Gutachten berücksichtigt die Aufgaben und die regionale Aufgabenverteilung und dabei geänderte Herausforderungen beim Klimawandel und der Beratung der Waldbesitzerinnen und -besitzer. Es formuliert klare Ziele für die Landeswaldbewirtschaftung, die Waldpädagogik, die Beratung und Dienstleistungen des Landesforstbetriebs“, sagt Klimaschutzminister Axel Vogel, der auch Forstminister des Landes ist. „Eine ‚schwarze Null‘ bei der Bewirtschaftung des Landeswalds allein durch Holzeinschlag ist auf absehbare Zeit kaum zu erwirtschaften. Das Ziel einer ‚grünen Null, die Waldumbau und Biodiversität sowie Klima-, Natur- und Artenschutz auch im Landeswald berücksichtigt, ist für uns von zentraler Bedeutung.“

Zur Erfüllung der vielfältigen Aufgaben halten die Gutachter den Abbau auf die in früheren Jahren festgelegte Personalzielzahl von 1.150 Stellen für nicht möglich. Für die neue und effizientere Struktur schlägt das Gutachten eine Personalzielzahl von 1.280 Stellen vor. Da bis zum Jahr 2030 rund die Hälfte der derzeit beschäftigten 1.420 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter altersbedingt ausscheidet, soll sich der Landesbetrieb Forst mit neuen Aufstiegsmöglichkeiten innerhalb einer neuen Struktur zu einem attraktiven, modernen und sicheren Arbeitgeber für Waldumbau und Klimaschutz in Brandenburg entwickeln“, so Vogel.

Im Landeswald sollen nach dem Gutachten die 14 Landeswaldoberförstereien erhalten bleiben. Die Konzentration auf jetzt 139 Reviere (vormals 160) wird vor allem durch die über das Land unterschiedlich verbreitete Aufgabenfülle und -struktur, eine Flächenstilllegung von sechs Prozent und die effizientere Flächenbewirtschaftung durch die Veräußerung von Splitterflächen gerechtfertigt.

Auch die vorgeschlagene Fokussierung auf künftig sechs Forstämter im Bereich der Hoheitsoberförstereien berücksichtigt diese tatsächliche Aufgabenverteilung: Die wichtige Beratung der Privatwaldbesitzerinnen und -besitzer soll in den 175 Revieren der sechs Forstämter stattfinden. Die Revierförsterinnen und -förster bleiben so verlässliche Ansprechpersonen für die Bürgerinnen und Bürger im Land. Außerdem soll jedem Grundschulkind bis zum Ende des Grundschulalters ein waldpädagogisches Angebot ermöglicht werden.

Der in der Vergangenheit verfolgte einseitige Abbau der Stellen von Waldarbeiterinnen und Waldarbeitern wird gestoppt. Künftig sollen 340 dieser Landesbediensteten im Landeswald beim Waldumbau, in der Waldpflege und Holzernte eingesetzt werden und den Waldschutz und die Waldpädagogik unterstützen.

Ziel ist, das Landeskompetenzzentrum in Eberswalde, die Waldarbeitsschule Kunsterspring und die Forstbaumschulen aufzuwerten und personell zu stärken.

An der externen Evaluierung im Jahr 2020 haben sich die Beschäftigten des Landesbetriebs rege beteiligt und wurden regelmäßig über den Stand informiert. In die Diskussion der Ergebnisse und der späteren Umsetzung der Forstreform bleiben Personalvertretung und Gewerkschaften eng einbezogen. Insbesondere für die Forstbediensteten in den Revieren sind künftig bessere Aufstiegsmöglichkeiten vorgesehen; Nachwuchskräfte bekommen Entwicklungsperspektiven. Schnellstmöglich sollen die Beschäftigten auch mit zeitgemäßer und outdoorfähiger Informationstechnik ausgestattet werden. Die Verlagerung des Hauptbetriebssitzes nach Eberswalde ist sozialverträglich zu gestalten. 

Für Landwirtschafts-Profis und Hobbygärtner: LELF gibt Hinweise zum Bienenschutz im Frühjahr

Pressemitteilung des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz vom 14. April 2021

Potsdam – Wenn jetzt die Blüte vieler für die Honigbienen wichtiger Trachtpflanzen, wie Obstkulturen und Raps beginnt, werden mit steigenden Temperaturen auch viele Schadorganismen aktiv. Honigbienen, aber auch Hummeln und Wildbienen, sorgen für die Bestäubung vieler Kulturpflanzen: Etwa 80 Prozent aller Blütenpflanzen werden durch Insekten bestäubt, wobei die Bienen daran den größten Anteil haben. Bei unumgänglichen Pflanzenschutzmaßnahmen gegen Schadorganismen, wie zum Beispiel Weißstänglichkeit oder Schotenschädlinge in Raps, muss daher dem Schutz der Honigbienen und anderer Blütenbesucher besondere Aufmerksamkeit zukommen.

Chemische Pflanzenschutzmaßnahmen während der Blüte der Kulturen sollten auf das absolute Minimum reduziert werden. Ein Pflanzenschutzmitteleinsatz ist während der Blüte der Kulturpflanzen besonders gründlich abzuwägen. Unumgängliche Anwendungen, zum Beispiel gegen Monilia-Spitzendürre und ‑Blütenfäule in Steinobst oder gegen Schorf in Kernobst, werden am besten außerhalb des täglichen Bienenfluges durchgeführt.

Die Vorschriften zum Bienenschutz entsprechend der Bienenschutzverordnung und den Grundsätzen zur guten fachlichen Praxis im Pflanzenschutz müssen dabei konsequent eingehalten und alle Anwendungsbestimmungen und Auflagen der Pflanzenschutzmittel beachtet werden.

So dürfen als bienengefährlich eingestufte Pflanzenschutzmittel keinesfalls in blühende Pflanzenbestände ausgebracht werden. Auch Insektizide mit der Kennzeichnungsauflage NN410, die als bienenungefährlich (B4) eingestuft sind, können negative Auswirkungen auf andere Blütenbesucher haben, die empfindlicher als die Honigbiene reagieren. Ihre Anwendung in die Blüte sollte deshalb vermieden werden oder erst in den Abendstunden erfolgen.

Im Sinne der Bienengesundheit und des Verbraucherschutzes ist eine vertrauensvolle Kommunikation zwischen den Betrieben der Landwirtschaft oder Gartenbaus und den in der Umgebung wirtschaftenden Imkerinnen und Imkern wünschenswert – unter anderem über geplante Anwendungstermine oder die Orte der Bienenstände.

Ausführliche Fachinformationen: https://lelf.brandenburg.de/lelf/de/themen/bienenschutz/

Stellungnahme von VIER PFOTEN vom 13. April 2021 zum aktuellen Report der WHO, in dem sie einen Verkaufsstopp von lebenden Wildtieren auf Lebensmittelmärkten fordert:

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat heute ein Verkaufsstopp von lebenden Wildsäugetieren auf Lebensmittelmärkten gefordert, um das Entstehen neuer zoonotischer Krankheiten zu verhindern. Die WHO erklärte, dass traditionelle Märkte zwar eine zentrale Rolle bei der Versorgung großer Bevölkerungsgruppen mit Nahrungsmitteln spielen, dass aber ein Verkaufsverbot von lebenden, wilden Säugetieren die Gesundheit von Marktarbeitern und Käufern gleichermaßen schützen könnte.

Kieran Harkin, Wildtierexperte bei VIER PFOTEN: „Nach unserem jahrelangen Einsatz für ein Verbot des kommerziellen Wildtierhandels sieht VIER PFOTEN die jüngste Ankündigung der WHO als einen Meilenstein für den Tierschutz und als Anerkennung der Arbeit von Tierschutzorganisationen im Kampf gegen zoonotische Pandemien. Lebendtiermärkte sind unhygienisch, unreguliert und bieten optimale Bedingungen für die Ausbreitung von Zoonosen. Tiere verschiedener Arten, wie Fledermäuse, Schuppentiere, Schlangen, Hunde und Katzen, werden meist in enge Käfige gepfercht und für den menschlichen Verzehr brutal geschlachtet. Die Bedingungen, unter denen die Tiere zu den Märkten transportiert und bis zu Schlachtung dort gehalten werden, führen zwangsläufig zu einem geschwächten Immunsystem. Das wiederum erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass neue Krankheiten entstehen und auf den Menschen übertragen werden. Obwohl VIER PFOTEN die Forderung der WHO begrüßt und unterstützt, möchten wir aber auch festhalten, dass Lebendtiermärkte nicht die einzige Quelle für gefährliche Zoonosen sind. Schweine und Hühner, die in Massentierhaltungen genauso grausam gehalten werden, haben sich bereits weltweit mit der Schweine- und Vogelgrippe infiziert. Millionen von Nerzen, die auf Pelzfarmen in Europa dahinvegetieren, haben sich mit COVID-19 angesteckt und Mutationen des Virus wieder zurück an Menschen gegeben. Um zoonotische Pandemien in Zukunft zu verhindern, fordert VIER PFOTEN, dass nicht nur der Verkauf von lebenden Wildtieren auf Lebensmittelmärkten verboten werden sollte, sondern der Verkauf von allen lebenden Tieren, einschließlich von Hunden und Katzen. Außerdem müssen Pelzfarmen und Massentierhaltung gestoppt und die Reduktion des Fleischkonsums gefördert werden. Letzteres wird auch dafür sorgen, dass die Zerstörung von Lebensräumen und die Klimakrise nicht weiter angeheizt wird. Solange wir Tiere so leiden lassen, werden wir Menschen unter den Folgen von Zoonosen leiden.“

NABU Brandenburg stellt Strafanzeige

Pressemitteilung des NABU Brandenburg vom 13. April 2021

Zerstörung von Lebensstätten streng geschützter Arten muss aufgeklärt werden!

Der NABU Brandenburg hat bei der Staatsanwaltschaft Potsdam Strafanzeige gegen Unbekannt wegen des Verdachts auf vorsätzliche oder jedenfalls leichtfertige Zerstörung von Lebensstätten streng geschützter Käferarten gestellt. Dieser Schritt ist für den Naturschutzverband nicht alltäglich und erfolgte erst nach sorgfältiger Abwägung. Von der Strafanzeige erhoffen sich die Naturschützer*innen die vollständige Aufklärung der Verantwortlichkeit für die rechtswidrige Fällung von zwei Habitat-Bäumen der streng geschützten FFH-Käferarten „Großer Rosenkäfer“ und „Eremit“ (auch Juchtenkäfer genannt) im Schutzgebiet „Leitsakgraben“ im Zuge des Ausbaus der B 273 zwischen Nauen und Börnicke im Februar dieses Jahres.

Die Planungen des Straßenausbaus der B 273 schneiden das Naturschutzgebiet und FFH-Gebiet „Leitsakgraben“ in drei Abschnitten. Bereits im Februar 2021 ist der NABU mit einem Eilantrag gegen die Beseitigung der geschützten Alleebäume vorgegangen, die im Zuge von Straßenausbauarbeiten an der B 273 im Havelland gefällt wurden. Auf Intervention des Gerichtes hat der Landessstraßenbetrieb die weiteren Fällarbeiten eingestellt. Im Zusammenhang mit dieser Maßnahme wurden im Wald auch weitere Alt-Eichen im Schutzgebiet gefällt. Darunter zwei Eichen, die bekannte Habitat-Bäume der Käferarten waren. Hierbei wiegt besonders schwer, dass es sich um die wenigen alten Bäume handelte, die sich überhaupt als Lebensstätte für diese Käfer eignen – und hier auch erfolgreich besiedelt worden waren.

Die streng geschützten Käferarten besiedeln vornehmlich alte und anbrüchige, höhlenreiche Laubbäume, in und an welchen die verschiedenen Entwicklungsstadien der Käfer leben. Entscheidend für die Wahl eines Brutbaumes ist dessen Zustand, denn die mehrjährige Entwicklung vom Ei über Larve, Puppe bis zum Vollkerf erfolgt im Mulmkörper der Stammhöhlungen alter Laubbäume, aber auch in Astbruchstellen, Spechthöhlen und in größeren Spalten hinter der Rinde.

„Für die nach europäischem Recht besonders streng geschützten und in Brandenburg wie Deutschland stark gefährdete FFH-Käferart Eremit (Osmoderma eremita) trägt Brandenburg eine besondere Verantwortung.“ sagt Manuela Brecht, Naturschutzreferentin des NABU Brandenburg. „Jedes einzelne Vorkommen ist von großer Bedeutung für den Erhalt der Art, da sie extrem selten ist und die Tiere sehr wenig mobil sind. Die Fällung dieser Lebensstätten wirkt sich daher auch in besonderem Maße auf die weitere Entwicklung der Käferpopulationen aus.“

Die Baumfällungen für den Straßenausbau der B273 bewirken eine erneute Schädigung des Schutzgebiets „Leitsakgraben“. Durch Sturmereignisse und darauffolgende Forstarbeiten im Schutzgebiet in den letzten Jahren wurde der FFH-Lebensraumtyp „Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwälder“ sowie die FFH-Käferarten Eremit, Großer Rosenkäfer und Scharlachroter Plattkäfer durch Habitatverlust erheblich beeinträchtigt.

Obwohl die Planungsunterlagen Hinweise auf die Habitatbäume und die Besiedlung der Bäume mit streng geschützten Arten enthalten, wurden die beiden Alt-Eichen gefällt. Auch der Unteren Naturschutzbehörde war das Vorkommen bekannt.

Der NABU erhofft sich mit der Strafanzeige die Klärung der Verantwortlichkeiten für die Beseitigung der Bäume. „Aus diesem Verhalten müssen nun rechtliche Konsequenzen folgen.“ sagt Brecht. „Solche schwerwiegenden Verstöße gegen das Naturschutzrecht dürfen sich nicht wiederholen.“