Damit sich der Weißstorch wohlfühlt, hat die Dorfgemeinschaft für ein luftiges Heim gesorgt
Text & Fotos von Silvia Passow
Nauen/OT Klein Behnitz Die Beiden werden vielleicht für immer unbekannt bleiben, ganz anders als die Ereignisse, die ihre Landung auf einem Baumstumpf, auslöste. Gleich mehrere Einwohner in Klein Behnitz freuten sich über den Besuch zweier Weißstörche. Waren sie auf der Durchreise oder gar auf Wohnungssuche? Sie saßen auf dem Baum, verrieten ihre Absichten nicht, während die Menschen augenscheinlich befanden, Störche würden gut zu dem kleinen Ort im grünen Havelland passen. Und wenn jemand im östlichen Havelland etwas Gutes für Adebar vorhat, dann kommt er oder sie nicht an Claudia Jörg, der Storchenbeauftragten des NABU im Osthavelland, vorbei. Jörg staunt noch immer ein wenig. „Ich hätte nicht gedacht, dass wir es vor der Ankunft der Störche noch schaffen“, sagt sie. Nun steht sie auf der Wiese bei Klein Behnitz und sieht zu, wie die neue Storchenwohnung entsteht.
Mitte Februar gab der Ortsvorstand grünes Licht für das Projekt und rund zwei Wochen später bauten die Storchenbeauftragten Claudia Jörg und Carsten Horst gemeinsam mit Einwohnern aus Klein Behnitz das Storchennest. Derweil stand Pia Flemming in der Werkstatt der G&P Metallbau und arbeitete an der Horstkrone.
Die Horstkrone ist das, was wie ein Körbchen aus Metall aussieht und in Klein Behnitz gerade mit der Sonne um die Wette glänzt. Sie ist der Aufsatz für das eigentliche Nest. Flemming ist im zweiten Ausbildungsjahr zur Metallbauerin für Konstruktionstechnik, den Auftrag erhielt sie von ihrem Chef. Der hatte Flemmings außergewöhnliches handwerkliches Geschick bei einem Praktikum entdeckt. In ihrer Berufsschule ist sie die einzige Frau, erzählt Flemming und auch von der Freude, die ihr die kreative Arbeit bereitet. Nun steht Flemming auf der Wiese am Ortsrand, gleich hinter der Station der Freiwilligen Feuerwehr, und schaut, wie der Mast, auf dem das Nest befestigt ist, aufgestellt wird. Ein ganz besonderes Geschenk auch für sie, dass sie sich teils selbst bereitet hat. Denn Pia Flemming feiert am selben Tag ihren 18. Geburtstag.
Die Wiese hinter dem Wäldchen und gegenüber einer Pferdekoppel gehört einer Einwohnerin, bewirtschaftet wird sie Henning Jung, einem Landwirt aus Nauen, erklärt Ortsvorstand Marius Strauch (Freie Wähler Klein Behnitz). Auch Strauch ist dabei, als der 13 Meter lange Mast mit dem Nest aufgestellt wird. Und Sara Cleinow, seine Stellvertreterin und auch für die Freien Wähler Klein Behnitz im Ortsvorstand. Cleinow übernimmt die Patenschaft für das Nest. Denn ohne Leute in den einzelnen Orten geht es nicht, sagt Jörg. Die Storchenbeauftragte Jörg betreut 90 Storchennester im Osthavelland, rund 30 davon werden regelmäßig von Storchenpärchen zur Brutaufzucht genutzt. Die „Nestpaten“ vor Ort sind für die Storchenbeobachtung unerlässlich.
Ein ebenfalls wichtiger Akteur, wenn es um das Aufstellen der Nester geht, ist die E.DIS Netz GmbH. Störche lieben die Plätzchen mit Aussicht und die E.DIS spendiert hierfür die Masten aus Beton, auf denen die Nester thronen. Seit 2014 sind es 188 Nisthilfen, die E.DIS in ihrem Netzgebiet aufgestellt hat, 82 davon im Land Brandenburg. Die Firma Wernicke Transporte brachte die Masten auf die Wiese. Etwa 10-15 Leute aus dem Dorf und Unternehmer aus der Region haben sich für das Storchennest stark gemacht, sagt Ortsvorsteher Strauch.
Störche lieben die Gesellschaft, in Storchennester kann man oft andere Vögel als Untermieter beobachten. In Klein Behnitz bekommen auch die zukünftigen Nachbarn der Familie Adebar ein schönes Zuhause.
An einem weiteren Mast bringt die AG Turmvögel diverse Nistkästen an. Das Dreiergespann des NABU, dass sich in besonderer Weise um den Schutz der Turmvögel verdient gemacht hat, hat hier einen Nistkasten für einen Turmfalken, vier Kästen für Stare, einen für Dohlen und einen Nistkasten für den Rotschwanz eingerichtet. Sollten die Dohlen den Platz annehmen, würde Konrad Bauer, von der Turmvogel AG noch weitere Kästen aufhängen. Die kleine Arbeitsgemeinschaft für die Turmvögel hat übrigens auch einiges geleistet. 2015 fing sie mit 35 Nistkästen an, inzwischen betreuen sie 214 Nistkästen im Osthavelland.
Die Störche werden hier gute Voraussetzungen finden, um ihren Nachwuchs aufzuziehen. Die Wiese sagt Jörg, wird extensiv genutzt, es dürfte reichlich Regenwürmer für die Storchenküken geben. Auch Mäuse könnten sich hier tummeln, Maulwürfe und Schlangen. Alles gern gesehen auf dem Storchen-Speiseplan. Auch die Pferdekoppel gegenüber ist von Vorteil, die Störche nutzen den Pferdedung gern als Inneneinrichtung für ihr Nest und die Insekten ergänzen das Storchen-Menü.
Wenn die Störche kommen, künden sie vom Frühling. In Dallgow/Rohrbeck, Lietzow, Ketzin, Niebede und Ribbeck sind die ersten Störche der Saison angekommen. Auch gibt es an zwei Standorten inzwischen Störche, die nicht mehr das Weite suchen, sondern in der Region überwintern. Das geht allerdings nur durch menschliche Unterstützung und diese kann bei den Tieren zu unerwünschten Verhalten, wie mangelnde Scheu vor den Menschen, führen, gibt Jörg zu bedenken. In den nächsten Tagen dürften weitere Störche zu erwarten sein. Und es gibt auch bummelnde Störche, manche treffen auch erst im Mai ein.
In Klein Behnitz heißt es jetzt, Klapperstörche willkommen! Über weitere Auswirkungen berichte die Blaue Holzbiene.