Augen auf beim Ostereier-Kauf

Pressemitteilung der Stiftung VIER PFOTEN vom 24. März 2021

Auch dieses Jahr werden traditionell wieder Millionen Eier für das Osterfest eingekauft. Ihr Konsum bedeutet immer noch den Tod für Millionen männlicher Küken, ein Verbot dieser Praxis ist erst für 2022 geplant. VIER PFOTEN gibt VerbraucherInnen Tipps für einen tierfreundlicheren Ostereierkauf.

„Neben der Haltung der Tiere ist eines der Hauptprobleme der Eierindustrie die Hochleistungszucht: Die Hennen werden einzig auf Legeleistung hin gezüchtet, was dazu führt, dass männliche Küken zu Abfallprodukten werden, da diese später als Hähne keine Eier legen. Aufgrund der einseitigen Zucht auf Legeleistung eignen sie sich nicht für die Mast. Deshalb werden die Küken nach dem Schlüpfen in den Brütereien qualvoll mit Gas erstickt. Nahezu alle konventionellen Eier und auch ca. 95 Prozent der Öko-Eier werden von Legehennen gelegt, deren ,Brüder` als Küken getötet werden – das sind jährlich ca. 45 Millionen Tiere“, sagt Dr. Nora Irrgang, Nutztierexpertin bei VIER PFOTEN.

Alternative: Beim Kauf von Eiern aus Bruderhahn-Aufzucht auf Label achten

Eier mit so genannter Bruderhahn-Aufzucht können für VerbraucherInnen eine Alternative sein. Bei dieser Aufzucht werden die männlichen Küken nicht getötet, sondern aufgezogen. “Allgemein ist vom Label der Eier allerdings nicht auf den ersten Blick zu erkennen, ob eine aus Tierschutzsicht vertretbare Aufzuchtpraxis dahintersteht”, erklärt Dr. Nora Irrgang. “Für die konventionelle Aufzucht gibt es z.B. keine gesetzlichen Mindeststandards. Unzureichende Haltungsbedingungen bei der Bruderhahn-Aufzucht (z.B.: zu wenig Platz, zu wenig Beschäftigungsmaterial, fehlende Sitzstangen) führen insbesondere ab der Geschlechtsreife zu massivem Stress unter den Tieren. Dies kann zu hohen Verletzungs- und Verlustraten führen, was für die betroffenen Tiere mit Schmerzen und erheblichem Leiden verbunden ist. Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass ein nicht unerheblicher Anteil der Eintagsküken direkt von der Brüterei ins Ausland transportiert werden könnte, da die Mast dort kostengünstiger ist”, so die Nutztierexpertin.

Für den tierfreundlicheren Einkauf von Eiern sollten VerbraucherInnen daher auf Label achten, die eine ökologische Bruderhahn-Aufzucht versprechen. Hier eine Auswahl:

  • Demeter
  • Hähnlein
  • Rosenthaler Hahnenglück
  • Alnatura Bruderhahn Initiative
  • Initiative Bruder Ei
  • Bruderhahninitiative Deutschland
  • Eier mit ÖTZ Siegel

Gut aus Tierschutzsicht: Hähne aus Lege- oder Zweinutzungslinien haben nicht die typischen tierschutzrelevanten Gesundheitsprobleme wie bei konventionellen Masthybriden üblich (Herz-Kreislauf Probleme, Haut- und Fußballenentzündungen, eingeschränkte Lauffähigkeit aufgrund von Lahmheit).

Keine echte Alternative: Eier aus der Geschlechtsbestimmung im Ei

Wird es zukünftig mit dem geplanten Tötungsverbot männlicher Küken für 2022 besser? Nur bedingt, denn das Problem der Hochleistungszucht bleibt unberührt. Mit der technischen Selektions-Methode bleiben männliche Küken weiterhin Abfallprodukte der Geflügelwirtschaft – sie werden lediglich schon als Embryonen am neunten bzw. 14. Bruttag entsorgt, obwohl eine Empfindungsfähigkeit bereits ab dem siebten Tag nachgewiesen ist. Doch dem soll erst ab 2024 mit einem Verbot dieser Praxis Rechnung getragen werden. Im Handel werden Eier aus Produktionssystemen, die die Geschlechtsbestimmung im Ei nutzen, derzeit als „ohne Kükentöten“ gelabelt, obwohl dabei die männlichen Embryonen nach der Selektion abgetötet werden.

Die Eierproduktion in Deutschland ist im Jahr 2020 um 3,4 % im Vergleich zum Vorjahr gestiegen und beträgt damit insgesamt 12,9 Milliarden Eier. Das größte Plus verzeichnete dabei mit 8,1 % die ökologische Erzeugung und die Freilandhaltung (plus 8,7 %). Der größte Teil der Eier (61 %) stammt allerdings weiterhin aus der Bodenhaltung. Das bedeutet, dass Hühner bei dieser Haltungsform keinen Auslauf haben. Auch stammen weiterhin noch 5,8 % der Eier aus der tierquälerischen Käfighaltung, der sog. Kleingruppenhaltung.

VIER PFOTEN fordert:

  • die Etablierung des Zweinutzungshuhns in Deutschland und auf EU-Ebene die tiergerechte Aufzucht der Bruderhähne als Übergangslösung bis zur flächendeckenden Etablierung des Zweinutzungshuhns
  • eine generelle Abkehr vom Weg der Geschlechtsbestimmung im Ei und Beseitigung systembedingter Ursachen des Kükentötens
  • Sicherstellung tiergerechter Haltungs- Transport- und Schlachtbedingungen, sowohl auf nationaler als auch auf EU-Ebene
  • Maßnahmen zur Reduktion des Konsums von Ei- und Hühnerfleischprodukten, Förderung von nicht tierischen Alternativen

Beste Alternative: Tierfreundliche Speisekarte zu Ostern

Tierfreunde beherzigen das Konzept der 3R – Reduce, Refine, Replace. Dieses steht dafür, Produkte aus besserer Haltung einzukaufen, tierische Produkte schrittweise zu reduzieren und diese am Ende durch pflanzliche Produkte zu ersetzen. Und gerade zu Ostern gibt es ein spannendes Angebot an leckeren Rezepten, für die kein Huhn leiden und kein Küken sterben muss. VIER PFOTEN hat auf seiner Rezeptseite unter der Kategorie „Ostern“ eine Auswahl von Mandel-Kroketten, über den Osterzopf bis hin zum Biskuit-Osterlämmchen zusammengestellt.

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