Guck mal wer das hopst!

Pressemitteilung der Heinz-Sielmann-Stiftung vom 12. Februar 2021

Schnee und Eis machen Insekten den Garaus, ist die landläufige Meinung. Doch das gilt nicht für alle Insekten. Einige haben im Winter sogar Hochsaison. Dazu gehört der Schneefloh, auch Winterhaft oder Gletschergast (Boreus hyemalis) genannt. Schneeflöhe sind zwischen Oktober und März aktiv.

Sie sind nur einen halben Zentimeter groß, trotzdem überstehen sie die Kälte gut. Auch für die Paarung nutzen sie die Winterzeit. Dr. Jörg Müller, Biologe bei der Heinz Sielmann Stiftung, beobachtet sie zur Zeit häufig in den Sielmanns Naturlandschaften Döberitzer Heide und Kyritz-Ruppiner Heide in Brandenburg.  „Ab Oktober schlüpfen die erwachsenen Tiere und beginnen mit der Paarung. Bis ins Frühjahr kann man an moosigen Kanten und in Sandheiden die kleinen Schneeflöhe sehen. Die Paarung lässt sich dabei recht häufig beobachten, unter anderem deshalb, weil diese mit bis zu zwei Tagen am Stück recht lange andauert“, erklärt er.

Das kälteliebende Insekt ist ein Vertreter der Schnabelfliegen und ein ferner Verwandter von Ameisenlöwe und Florfliege. Äußerlich ähnelt es mit seinen angewinkelten Hinterbeinchen und dem langen Gesicht einer kleinen Heuschrecke. Flügel sind beim Männchen rudimentär als Stummel vorhanden. Das Weibchen ist vollkommen flügellos und besitzt einen leicht aufwärts gebogenen Legebohrer. 

Coole Anpassungen

Hat es geschneit, leben die Winterinsekten unter der Schneedecke und sind dort vor zu hartem Frost geschützt. Um dabei aktiv bleiben zu können, passt der Schneefloh sich an. Besonders wichtig ist die Toleranz von Frost: Schneeflöhe überleben das Absinken der Körpertemperatur bis auf -6°C. Als Frostschutzmittel haben sie das Disacharid Trehalose in ihrer Körperflüssigkeit. Das verhindert ein Einfrieren und die Bildung messerscharfer Eiskristalle, die sonst die Zellen und Gewebe der kleinen Insekten zerschneiden würden.

In sonnigen Phasen des Winters kriechen die Schneeflöhe aus dem Schnee hervor und wärmen ihre schwarzen Körper in der Sonne.  Dies begünstigt die Eireifung der Weibchen. Auch fördert die Schneedecke die Beweglichkeit der winterlichen Insekten. Ohne Schnee springt ein Schneefloh im dichten Geflecht von Heide und Moos etwa einen halben Meter weit. Auf der ebenen Schneefläche schafft er fast die dreifache Sprungweite.

Vorteil: Wenig Insektenfresser unterwegs

Die Aktivitätszeit im Winter ist aufwändig, aber bietet auch Vorteile. In erster Linie weichen Schneeflöhe sehr vielen hungrigen Vogelschnäbeln aus, denn diese verbringen den Winter größtenteils im Süden. Fledermäuse, die auch gern Bodeninsekten jagen, halten tiefen Winterschlaf. Auch zahlreiche räuberische Käfer und Spinnen brauchen sie nicht zu fürchten, denn die befinden sich in Winterruhe. Die Schneedecke bietet einen zusätzlichen Sichtschutz.

Nahrung in der kalten Jahreszeit

Trotz des Winters brauchen die Insekten nicht zu hungern. Ihre Nahrungspflanzen, die Moose, sind auch im Winter verfügbar. Moose sind von Oktober bis März sogar in ihrer Hauptvegetationszeit, da in diesen Monaten genügend Feuchtigkeit und auch Licht vorhanden ist.

Der Schneefloh oder Winterhaft gehört zu den wenigen Tieren, die Moose fressen. Oft sind sie in den Moosrasen verborgen. An milden Tagen kann man sie mit leichtem Darüberstreichen im Moos aufscheuchen. Die Weibchen legen die Eier über mehrere Monate in kleinen Portionen mit dem Legebohrer unter dichtem Moosrasen in die Erde. Hauptsächlich werden Rasen des Glashaartragenden Frauenhaarmooses (Polytrichum piliferum) oder des Gewelltblättrigen Katharinenmooses (Atrichum undulatum) als Brutstätten ausgewählt. Diese Arten gehören zu großen Moosen mit dicken Rhizoiden. An diesen ernähren sich die Larven des Schneeflohs unterirdisch.

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