Tiere gehören nicht auf den Gabentisch

Der Landestierschutzbeauftragter sagt: „Tiere sind keine Umtauschware“

Potsdam.  Tiere gehören nicht als Geschenk unter den Weihnachtsbaum. Das kuschelige Häschen, die süßen Knopfaugen eines Kätzchens, der ansteckende Übermut eines Hundewelpen, verleiten vielleicht, gerade in der Einsamkeit der Corona-Zeit. Dennoch, die Anschaffung eines Haustieres soll wohl überlegt sein. Tiere kann man nicht einfach zurückgeben, wenn nach den Feiertagen die Ernüchterung kommt“, warnt Brandenburgs Landestierschutzbeauftragter Stefan Heidrich.

Ich bin Käthe und kein Geschenk
Foto: Silvia Passow

Viele Tierheime und Tierschutzvereine in Brandenburg haben reagiert und vermitteln in der Weihnachtszeit keine Tiere. Die Vermittlungspause geht meist bis ins neue Jahr hinein. Denn es geht nicht nur um die Geschenkefrage. Weihnachten treffen sich Familie und Freunde, im Corona-Jahr weniger und doch bringen Besuche und Abwesenheiten auch Unruhe mit sich. Die hat in Silvester zumeist ihren Höhepunkt. Doch für ein tierisches Familienmitglied sind Ruhe und die Zeit seiner Familie sehr wichtig. Gegenseitiges Beschnuppern, das darf wörtlich verstanden werden, muss sein, damit die gemeinsamen Jahre einen guten Start haben.

Der kleine Kerl wird mal ordentlich groß und als Herdeschutzhund will er auch eine Aufgabe haben. Das sollte bei der Auswahl des tierischen Hausgenossen berücksichtigt werden.
Foto: Silvia Passow

Unterschätzt wird bei dem Spontan-Geschenk Tier der Zeit- und Kostenfaktor. „Gerade in der Corona-Pandemie, wo soziale Kontakte begrenzt sind, scheint ein Haustier schnell eine gute Idee. Doch die Gefahr ist groß, dass Kinder bald das Interesse verlieren oder den neuen Besitzern die Aufgabe über den Kopf wächst, weil der Hund täglich Auslauf braucht, das Kaninchen streng riecht, die Katze kratzt oder die Kosten für ein Haustier unterschätzt wurden. Neben der Nahrung werden auch regelmäßige Tierarztbesuche für Impfungen und Routinekontrollen teuer. Wird das Tier ernsthaft krank, muss es auf eigene Kosten behandelt werden“, so Heidrich.

Auch Vögel brauchen Zuwendung
Foto: Silvia Passow

Für die Anschaffung eines Haustieres sollte die ganze Familie eingebunden werden, rät Heidrich. Dabei sollte reichlich Zeit eingeplant werden. Der Tierschutzbeauftragte rät zu Besuchen im Tierheim. Hier kann mit einer Patenschaft auch erst einmal eine Beziehung aufgebaut werden. Im Tierheim können die Pfleger auch etwas über die Tiere erzählen, mag die Katze einen Artgenossen bei sich haben, wie reagiert der Hund auf kleinere Kinder. Fragen zum Temperament werden gern beantwortet. Im Tierheim gibt eine keine Katze im Sack.

Im Tierheim haben die Tierpfleger bereits reichlich Erfahrung mit ihren Schutzbefohlenen gesammelt. Davon kann die neue Familie profitieren.
Foto: Silvia Passow

Das kann im Online-Handel ganz anders sein. Von einem Online Kauf rät Heidrich „ganz klar ab.“ Hier ist die Herkunft der Tiere, Vorgeschichten, wie zum Beispiel Erkrankungen, oft unklar. Tierschutzorganisationen waren immer wieder vor dem illegalen Handel mit Welpen. Hierfür werden die Muttertiere oft unter erbärmlichen Bedingungen gehalten, die Tierkinder viel zu früh von der Mutter entfernt. Vor dem Verkauf werden die Tiere mit Medikamenten aufgeputscht, damit munter und gesund wirken. Kaum zu Hause zeigt sich das Elend, wird das Tierbaby krank. Das kostet Geld und Herzblut. Ab Januar vermitteln die meisten Tierheime wieder, ein Blick auf die Internetseite kann helfen, den zukünftigen tierischen Partner fürs Leben zu finden.

Neue Wohnungen für Rotkelchen, Blaumeise und Kleiber

Der EFCS hat Nistkästen für Vögel und Fledermäuse angeschafft

Schönwalde-Glien.  Eigentlich hatten Sabine und Rudolf Kondziella zusammen mit Christian Kaiser die schicken neuen Nistkästen noch im scheidenden Jahr 2020 aufhängen wollen. Doch auch ihnen machte Corona einen Strich durch die Rechnung. Die drei Schönwalder, die zum Vorstand des EFCS (Verein zur Erhaltung und Förderung des Charakters von Schönwalde) gehören, hoffen auf das kommende Frühjahr. Dann sollen die 22 Eigenheime für Vögel und drei Nistkästen für Fledermäuse am Weiher in Schönwalde Siedlung und an weiteren Stellen in der Gemeinde angebracht werden.

Christian Kaiser und Sabine Kondiella vom EFCS präsentieren die neuen Nistkästen
Foto: Silvia Passow

Bereit im Jahr 2007 hatten die Vereinsmitglieder Nistkästen in der Gemeinde aufgehangen, damals konnten Patenschaften für die kleinen Vogelquartiere erworben werden. Inzwischen sind viele der Holzhäuschen dem Zahn der Zeit zum Opfer gefallen und müssen ersetzt werden. Das Geld zur Finanzierung kommt aus der Gemeindekasse, vom Vereinsfonds für Projekte kamen 500 Euro erzählt Kaiser. Gekauft wurden 22 Nistkästen mit verschieden großen Einfluglöchern und Nisthöhlen für Höhlenbrüter, wie dem Rotkelchen. Dazu die drei Fledermauskästen für die kleinen nachtaktiven Säuger, die sonst auch gern die seltener werdenden Baumhöhlen beziehen. Und damit die Kästen länger überdauern wurden von verschiedenen Naturschutzorganisationen empfohlene Nistkästen aus Holzbeton ausgewählt.

Eine neue Heimat für einen Höhlenbrüter, wie dem Rotkehlchen
Foto: Silvia Passow

Die Mischung aus Holzfaser und Beton ist nicht nur sehr langlebig, sie sorgt auch für weniger Temperaturschwankungen im Inneren. Holzbeton ist atmungsaktiv, diese Eigenschaften führen laut dem Naturschutzbund NABU zu besseren Bruterfolgen. Die vier Kilogramm schweren Kästen können zudem ohne eine Bohrung von Löchern am Baum befestigt werden.

Ob hier bald Familie Meise wohnt?
Foto: Silvia Passow

Der 1998 gegründete Verein hat sich die Erhaltung des Waldcharakters im Ort zum Ziel gesetzt.  Die Vereinsmitglieder haben sich unter anderen erfolgreich für die Renaturierung am Schwanenweiher eingesetzt. Sie streiten für den Erhalt der Allee-Bäume an der Berliner Allee und mit setzen mit der Baumbörse Anreize für Grundstückbesitzer zur Anpflanzung von Bäumen auf Privatgrundstücken. Dabei können sich Schönwalder einen Baum aus der Pflanzliste der Gemeinde aussuchen und fachmännisch und kostenlos im eigenen Garten pflanzen lassen. Das besondere Angebot gilt nur für die zusätzliche Baumbepflanzung des eigenen Gartens. Nicht für Ausgleichspflanzungen!!! Informationen zu dieser Gemeinschaftsaktion der EFCS und der Gemeinde Schönwalde-Glien können im Internetauftritt der Gemeinde Schönwalde eingeholt werden. Oder beim Verein direkt vorbeischauen unter: http://www.schoenwalde-hvl.de

Einer der älteren Kästen mit dem Schild der Patenschaft
Foto: Silvia Passow

Wie so viele Vereine hoffen sie auf ein baldiges Pandemieende. Dann wollen auch sie wieder ihren selbstgewählten Aufgaben nachgehen. Auf gemeinsame Aktionen mit den Einwohnern der Gemeinde freuen sich die Vereinsmitglieder ganz besonders. Die Nistkästen anbringen steht dabei ganz oben auf der To-Do-Liste.

NABU-Projekt „Lebenswerte Natura 2000-Gebiete“-Umweltsensibilisierung für EU-Schutzgebiete geht in die 2. Runde

Pressemitteilung des NABU Brandenburg vom 21. Dezember 2020

Potsdam. Für die EU-Schutzgebiete in Brandenburg heißt es auch weiterhin: Auf ein gutes Miteinander von Mensch und Natur! Ende November 2020 startete der NABU Brandenburg mit dem 2. Teil des Projekts „Lebenswerte Natura 2000-Gebiete – Umweltsensibilisierung für ein gutes Miteinander von Mensch und Natur“. Im Fokus des Vorhabens steht eine intensive Öffentlichkeitsarbeit zu Natura 2000 und die Organisation praktischer Naturschutzmaßnahmen.

Mit tatkräftiger Unterstützung lokaler Naturschutz-Aktiver führt der NABU Brandenburg das bereits 2017 begonnene Projekt zur Umweltsensibilisierung fort. Anliegen des Projektes ist es, Menschen auf die Naturschätze in den FFH-Gebieten vor ihrer Haustür aufmerksam zu machen und sie für deren Schutz und Pflege zu begeistern. Ende November 2020 sind nun Fördergelder bereitgestellt worden, um dieses Projekt bis Ende 2022 fortzuführen.
Projektleiterin Laura Klein und ihre neue Kollegin Eva Kienle vom NABU Landesverband Brandenburg arbeiten dabei eng mit den NABU-Aktiven im Umfeld der betreffenden FFH-Gebiete zusammen. Für 19 FFH-Gebiete, die bereits Teil des ersten Projektes waren, werden die bestehenden Kooperationen vertieft und die Umsetzung von verschiedenen Naturschutzmaßnahmen angestrebt. Für weitere 11 FFH-Gebiete beginnt diese Arbeit erst. Friedhelm Schmitz-Jersch, Vorsitzender des NABU Brandenburg, betont: „Nur mit Hilfe lokaler Akteur*innen kann es gelingen, Menschen für die Belange des Naturschutzes und die Umsetzung der FFH-Richtlinie zu begeistern und dann auch die konkrete Umsetzung von Naturschutzmaßnahmen anzustoßen“.

Gemeinsam mit dem NABU Osthavelland fand Anfang Dezember im Teil 2 des Projekts ein Arbeitseinsatz statt. Im FFH-Gebiet „Brieselang und Bredower Forst“, welches jetzt neu im Projekt ist, wurde eine Pfeifengraswiese gemäht. Diese Wiesengesellschaft entstand durch kleinbäuerliche Landwirtschaft. Ungenutzt würde die Fläche bald von Büschen und Bäumen erobert werden. Die jährlich zwei Mal durchgeführte Mahd sichert den Fortbestand der artenreichen Pfeifengraswiese.

Neben solchen Aktionstagen werden in dem NABU-Projekt außerdem Workshops und Fachveranstaltungen für die im Naturschutz aktiven Ehrenamtlichen sowie für die interessierte Öffentlichkeit Exkursionen durch die FFH-Gebiete organisiert. Ziel ist es, durch intensive Zusammenarbeit, kreative Öffentlichkeitsarbeit und interessante Bildungsveranstaltungen ein nachhaltiges Netzwerk von Schutzgebietsbetreuer*innen in Brandenburg aufzubauen und zu stärken. „Der dramatische Rückgang bei den meisten Insektenarten und vielen Vogelarten ist inzwischen allgegenwärtig. Auch der in 2019 veröffentlichte Bericht zur Umsetzung der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Bericht) zeigt im Vergleich zum vorherigen Bericht von 2013: Selbst den besonders geschützten Arten und Lebensräumen geht es immer schlechter. Mit einer angepassten Landschaftspflege wie Mahd und Beweidung, aber auch durch ein Verbot von Pestiziden und mineralischen Stickstoffdüngern in besonders geschützten Gebieten können wir der Artenkrise entgegenwirken“, so Friedhelm Schmitz-Jersch, Vorsitzender des NABU Brandenburg.

Das Projekt „Lebenswerte Natura 2000-Gebiete – Teil 2“ wird durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) gefördert und aus Mitteln des Landes Brandenburg kofinanziert.
Projektinformationen unter: www.nabu-bb.de/ffh

Hintergrund:
Das FFH-Gebiet „Brieselang und Bredower Forst“ ist eines von 595 brandenburgischen FFH-Gebieten und somit Teil von Natura 2000, dem weltweit größten Netz aus Schutzgebieten. Natura 2000 besteht aus Vogelschutzgebieten und FFH-Gebieten. FFH-Gebiete sind europäische Schutzgebiete, die nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie geschützt sind, d.h. sie schützen Tiere (Fauna), Pflanzen (Flora) und Lebensräume (Habitate).

Dank Förderung des Umweltministeriums mit ELER-Mitteln geht Sensibilisierungsprojekt des NABU weiter

Pressemitteilung des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz vom 21. Dezember 2020

Potsdam – Es ist das weltweit größte Netz aus Schutzgebieten von natürlichen Lebensräumen und wildlebende Arten nach einheitlichen europaweiten Standards – das Natura 2000-Netz. Der NABU Landesverband Brandenburg e.V. erhielt nun die Bewilligung zur Fortführung seines Umweltsensibilisierungsvorhabens „Lebenswerte Natura 2000-Gebiete“ bis zum Ende des Jahres 2022.

Gefördert wird das Projekt über die aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) finanzierte Richtlinie „Natürliches Erbe und Umweltbewusstsein“ mit 340.000 Euro, davon 85.000 Euro aus Mitteln des Landes Brandenburg.

2017 begann das Projekt „Lebenswerte Natura 2000-Gebiete – Umweltsensibilisierung für ein gutes Miteinander von Mensch und Natur“. Ziel des Projektes ist es, Menschen für die FFH-Schutzgebiete (Flora-Fauna-Habitate) zu sensibilisieren und auch ganz praktisch zum Erhalt der besonders schützenswerten Lebensräume und Arten in Brandenburg beizutragen.

Mit einer intensiven Öffentlichkeitsarbeit wird die Akzeptanz für Natura 2000 verbessert und die Umsetzung der FFH-Managementpläne damit unterstützt. Im Rahmen des Projektes arbeitet der NABU Landesverband Brandenburg mit den lokalen NABU-Verbänden und NABU-Gruppen sowie den Akteurinnen und Akteuren vor Ort zusammen. Aus der Zusammenarbeit, der Öffentlichkeitsarbeit und durch Bildungsveranstaltungen entsteht ein nachhaltiges Netzwerk von Schutzgebietsbetreuerinnen und -betreuern für die FFH-Gebiete des Projekts und für Natura 2000.

Für die FFH-Gebiete, die bereits Teil des 1. Projektes waren, werden die bestehenden Kooperationen vertieft und eine Umsetzungsphase für Naturschutzmaßnahmen angestrebt. Für weitere FFH-Gebiete beginnt diese Arbeit erst: Mit Hilfe von lokalen Akteurinnen und Akteuren sollen die Menschen für die Belange des Naturschutzes und die Umsetzung der FFH-Richtlinie begeistert werden und die konkrete Umsetzung von Maßnahmen aus den Managementplänen angestoßen werden.

Das weltweit größte Netz aus Schutzgebieten, Natura 2000, besteht aus Vogelschutzgebieten und FFH-Gebieten. FFH-Gebiete sind europäische Schutzgebiete, die nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie geschützt sind, das bedeutet sie schützen Tiere, Pflanzen und Lebensräume.

Lockdown: Stadttauben finden weniger Nahrung

Pressemitteilung des Deutsches Tierschutzbundes vom 21.Dezember 2020

Menschenleere Innenstädte und wegfallende Nahrung könnten in den kommenden Wochen für Stadttauben erneut zum Problem werden, befürchtet der Deutsche Tierschutzbund. Zusätzlich könnte in diesem zweiten Lockdown die Winterkälte an den Reserven der Tiere zehren. Um eine Notfallfütterung gewährleisten zu können, fordert der Tierschutzbund für Tier- und Taubenschützer Ausnahmen von den allgemeinen Fütterungsverboten.

„Stadttauben stammen ursprünglich von domestizierten Haustauben ab. Sie sind standorttreu und auf Futter durch den Menschen angewiesen. Auch wenn es sich nur um Essensreste handelt, die herunterfallen oder achtlos weggeworfen werden: Wird diese Nahrung knapper, können Stadttauben nicht einfach abwandern oder andere Futterquellen erschließen, wie Wildtiere es tun würden“, erklärt Katrin Pichl, Referentin für Artenschutz beim Deutschen Tierschutzbund. Auch wenn die Zahl der Stadttauben vielerorts hoch ist, sei dies kein Freibrief dafür, Tiere elend verhungern zu lassen.

Während des ersten Lockdowns berichteten Tierschützer und Tierfreunde sowohl von geschwächten und hungernden als auch von bereits verendeten Stadttauben, die vermehrt auffielen. Abgemagerte Tauben landeten in Tierheimen. Im zweiten Lockdown rechnen Taubenschützer mit einem hohen Aufkommen von abgemagerten Tieren. Vor allem Jungtiere, die im Winter schlüpfen, sind akut gefährdet. Erschwerend kommt bei kalten Temperaturen hinzu, dass die Tiere bei permanenter Unterernährung ihre Körperwärme nicht mehr ausreichend regulieren können.

Allgemeine Fütterungsverbote für Tierschützer aufheben

Die Tierschützer appellieren an die Städte, allgemeine Fütterungsverbote aufzuheben. „Es kommt immer wieder vor, dass Privatpersonen unkontrolliert füttern, weil sie die Not der Stadttauben nicht ertragen können. Das Ziel der Städte sollte sein, die Fütterung in geregelte Bahnen zu lenken. Viele Tierschutzvereine und Taubenhilfen stehen bereit, um kontrolliert und mit artgerechtem Körnerfutter zu helfen. Für diese engagierten Vereine braucht es jetzt eine Ausnahmegenehmigung von den Fütterungsverboten!“, so Pichl. Einige Städte gingen im ersten Lockdown mit gutem Beispiel voran und erteilten Tier- und Taubenschutzvereinen Ausnahmegenehmigungen – darunter Braunschweig, Kiel und Köln.

Weil die Nahrung der Stadttauben auch unter normalen Umständen rar und nicht artgerecht ist, drängt der Tierschutzbund mit seiner Kampagne #RespektTaube (www.tierschutzbund.de/taubenschutz) auf ein wirksames Taubenmanagement: Die Tiere erhalten in Taubenschlägen Nahrung, Wasser und Nistplätze. Gelegte Eier können durch Gips-Attrappen ausgetauscht und die Zahl der Tauben tierschutzgerecht reduziert werden.

Aus alt mach neu

Wustermark hat ein neues Insektenhotel, gefertigt wurde es aus Holz, das sonst entsorgt worden wäre

Wustermark.  Upcycling nennt man das Prinzip, bei dem aus etwas Ausrangierten wieder etwas ganz Neues gemacht wird. Die Tischlerei von SinAlkol in Nauen zimmert aus Einweg-Paletten Schönes und Sinnvolles, für Mensch und Tier. In der Nauener Werkstatt bereitet Tischler-Meister René Holz Menschen auf den ersten Arbeitsmarkt vor. Neben schöne Dekorationsartikel für Haus und Garten lohnt derzeit ein Blick auf die aktuelle Weihnachtskollektion.

Foto: Jens Kroischke

Holz und sein Team stellen auch wunderbare Nistkästen für Vögel her, Konrad Bauer vom NABU Osthavelland versorgt die Schleiereulen, Turmfalken und Dohlen mit den Kästen aus der Nauener Werkstatt. Seit rund einem Jahr gehört auch die Gemeinde Wustermark zum Kundenstamm. Die Nistkästen in Priort, unter dem Storchennest zu sehen, wurden in Nauen gefertigt. Das gerade in Wustermark aufgestellte Insektenhotel stammt auch aus der Nauener Tischlerei. Inklusive der Montage kostete die Unterkunft für Biene & Co 1200 Euro. Das Fundament legte der Bauhof an, die Kosten hierzu belaufen sich auf 150 Euro. Die Übernachtung für die tierischen Gäste ist dafür kostenlos. Eigentlich sollte das Insektenhotel bereits im April aufgestellt werden, durch die Pandemie wurde November draus. Schickes Weihnachtsgeschenk für die fleißigen Bestäuber im Havelland.

René Holz (rechts) und seine Mitarbeiter nach der Arbeit
Foto: Jens Kroischke

Vom Wert der Natur

Worin liegt der Wert eines Waldes? Im Holzpreis oder liegt der Mehrwert im dem, was ein Waldspaziergang bewirkt oder ein Lebensraum bedeutet?

Nauen.   Ein Spaziergang im Wald kann Erholung sein, oder Abenteuer oder Beides. Auf jeden Fall ist der Aufenthalt unter Baumkronen gesund, der Blutdruck sinkt, während die Schritte den weich gepolsterten Wegen folgen, öffnen sich die Sinne, die frische Luft belebt Lunge und Geist, das Immunsystem wird gestärkt. In Japan wird gestressten Stadtmenschen der Besuch des Waldes von Ärzten verordnet. Waldbaden nennt sich diese freundliche Therapie. In den Schatten des Waldes eintauchen, heißt aufgenommen werden, heißt Teil eines Lebensraumes werden, wenn auch nur auf Zeit. Bäume stellen keine Fragen, zumindest hören wir sie nicht.

Erholung findet der Waldspaziergänger hier eher nicht.
Foto: Silvia Passow

Die Frage, wieviel ist dies wert, stellt Tobias Mainda. Mainda kommt aus Nauen, studiert Naturschutz und der Grund für seinen Berufswunsch liegt auch im Nauener Stadtforst. Kindheit und Jugend hat er unter anderem zwischen den Bäumen verbracht, die zum Stadtforst der Funkstadt gehören. Deren Rohstoff Holz bessert die Stadtkasse auf. Die Kriterien, nach denen der Forst bewirtschaftet wird, unterliegen dem Streben nach Gewinn, nicht den Ansprüchen der Natur oder Bedürfnissen der Waldbewohner, sagt Mainda und fragt: „Muss ein Wald tatsächlich Gewinne abwerfen und wie viel sind die Qualitäten eines Waldes, fernab von dem was sich verkaufen lässt, wert?“

Auf die Bäume ihr Affen der Wald wird gepflügt……ach nee gefegt.
Foto: Silvia Passow

Der rund 1000 Hektar umfassende Stadtforst liegt nördlich der Stadt Nauen. Mit 42 Prozent dominiert die Kiefer im Wald, macht also fast die Hälfte des Baumbestandes aus. Auf Platz zwei rangiert, mit 16 Prozent, die Eiche. Birken und Buchen, Lärchen und Fichten machen zusammen 20 Prozent aus. Die letzten drei Jahre haben den Stadtforst sehr zugesetzt, sagt Stadtförster Thomas Meyer. Es regnete zu wenig, dies kostete den Bäumen ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Borkenkäfer & Co. Neben Buchen, Eichen, Kiefern und Lärchen will Meyer auch mit Roteichen und Douglasien aufforsten. Er begründet die Wahl der Arten mit dem Klimawandel. Aber gerade die aus Nordamerika stammende Douglasie passt nicht in den Nauener Forst, sagt Mainda. Der Nadelbaum Douglasie wächst schnell und das Holz von Nadelbäumen ist gefragt. Mainda glaubt, die Wahl von Bäumen wie Douglasie und Roteiche ist nicht von Vorteil für den Wald, sondern für die Stadtkasse. Dass die Bedürfnisse des Waldes den Vorrang haben sollten, sieht nicht nur Mainda so. Ein Teil des Stadtforstes, ist der sogenannte Leitsakgraben, das Gebiet ist als Fauna-Flora-Habitat (FFH) ausgewiesen. Damit steht es unter Schutz, eine Verschlechterung des Zustandes darf nicht herbeigeführt werden, besagt die FFH Richtlinie Natura 2000 der EU.

Die Waldsiedlung mit wenig Wald
Foto: Silvia Passow

Eine solche Verschlechterung sei beispielsweise eingetreten, als auf dem Gebiet Bäume gerodet und der Boden anschließend gepflügt wurde, sagt Mainda. Mit dem Fällen der Bäume verloren geschützte Arten, wie zum Beispiel darin lebende Käfer und Fledermäuse, ihr Zuhause. Die auf ihre Umgebung angepassten Arten verschwinden mit den Bäumen, sind sie einmal weg kommen sie nicht einfach zurück. Mainda ist regelmäßig im Nauener Stadtforst unterwegs, der Käfer wegen. Denn denen gilt seine eigentliche Aufmerksamkeit, Käfer als Indikator für ganze Lebensräume. Und weil ihm die kleinen Tiere imponieren. „Käfer findet man auf allen eisfreien Landmassen. Für den Wald sind sie enorm wichtig, sie räumen auf, graben um“, sagt er. Damit Käfer sich im Wald wohl fühlen, muss dieser Bäume unterschiedlicher Art und Alters haben. Junge Bäume, alte und tote Bäume gehören dazu, sagt er. Und: „In einem naturnahen Wald, unter normalen Bedingungen, kann keine Art dominant werden. Das gilt auch für Borkenkäfer“, sagt Mainda. Die große Zerstörung durch den Borkenkäfer offenbart für Mainda die Lücken in der Waldwirtschaft, so wie in Nauen betrieben wird.

Zu viel Sonnenlicht fällt nun auf den Waldboden und trocknet ihn aus
Foto: Silvia Passow

Seine Kritik äußert Mainda nicht zum ersten Mal, bisher meist erfolglos, doch nun sieht er einen Funken Hoffnung für den Wald. Denn Teile des Stadtforstes wurden im September als Naturschutzgebiet ausgewiesen.  Damit gelten für etwa ein Drittel des Stadtforstes nun die Vorgaben einer eigenen Naturschutzverordnung. Lange hatte sich die Stadt Nauen dagegen gewehrt und Einwendungen erhoben. Die Stadt hat nun ein Jahr Zeit, um Rechtsmittel einzulegen. Und die Zeit will man im Rathaus nutzen. Der Bürgermeister der Stadt, Manuel Meger (LWN), bereitet derzeit den Klageweg vor, wird auf Anfrage mitgeteilt. Denn Verwaltung und Stadtförster gehen von einer Unverhältnismäßigkeit gegenüber dem Waldeigentümer aus.

Nahe der Waldsiedlung sieht es nicht gut aus für den Wald.
Foto: Silvia Passow

Für Tobias Mainda kommt das nicht unerwartet, verstehen kann er es nicht. „Das ist gegen den Zeitgeist, gegen alles was wir gelernt haben sollten“, sagt er. Natürlich ist das Halten der Balance schwer, fügt er hinzu, aber machbar. Und dann hat er noch eine Idee. Wenn schon mit dem Wald Geld verdienen, warum dann nicht mit den lebenden Bäumen? „Wir haben hier touristische Schätze. Die müssen nur gehoben werden“, sagt er. „Im Wald findet sich immer etwas Spannendes. Im Wald ist immer was los.“