Tierschutzbund kritisiert System der „Wegwerfkälber“

Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes vom 14.Oktober 2020

Etwa vier Millionen Kälber kommen in Deutschland jedes Jahr auf die Welt, damit Kühe Milch produzieren. Doch nur einige Hunderttausend weibliche davon dienen anschließend für wenige Jahre als Milchkühe. Alle anderen Kälber werden zu Niedrigstpreisen verramscht, transportiert, gemästet und geschlachtet. Der Deutsche Tierschutzbund kritisiert dieses System und äußert sich heute Abend dazu in der „ZDFzoom“-Doku „Wegwerfkälber – Das Schnitzel und seine Schattenseiten“.

„Der Großteil der Kälber ist ein „Abfallprodukt“ der Milchindustrie. Besonders die männlichen Kälber der Milchrassen haben keinen wirtschaftlichen Wert, weil sich ihre Mast nicht rentiert – sie setzen zu wenig Fleisch an“, erklärt Frigga Wirths, Fachreferentin für Tiere in der Landwirtschaft beim Deutschen Tierschutzbund, die auch in der „ZDFzoom“-Doku zu Wort kommt. Aber auch überzählige weibliche Kälber sind betroffen, sofern sie nicht in der nächsten Generation für die Milchproduktion zum Einsatz kommen. „Das System ist kaputt; die Tiere werden nur als Produktionsgüter gesehen. Es braucht dringend eine Abkehr von den hochgezüchteten Milchrassen und für die Kälber eine tiergerechte Aufzucht und Mast“, fordert Wirths.

Kurz nach ihrer Geburt werden die Kälber von ihren Müttern getrennt und üblicherweise in kleinen Einzelboxen gehalten. Weil die Kälber nichts wert sind – und das ist insbesondere bei Holstein-Rindern der Fall – erhalten sie in der Regel auch zwangsläufig weniger Aufmerksamkeit; die Versorgung kranker Tier lohnt nicht. Viele Kälber sterben daher schon in den ersten Tagen. Dennoch gibt es noch ein Überangebot an Kälbern. Weil die Nachfrage in Deutschland nicht groß genug, um alle hier geborenen Tiere zu mästen und zu schlachten, werden jährlich etwa 680.000 Kälber schon ab einem Alter von 14 Tagen ins Ausland verkauft und transportiert. Die Tiere, die in Deutschland bleiben, werden möglichst intensiv gemästet, damit der Landwirt überhaupt noch etwas an ihnen verdienen kann. Bis zu ihrer Schlachtung stehen die Tiere meistens auf Vollspaltenböden. Der Anteil an Raufutter wie Heu ist gering; in erster Linie wird Milchaustauscher aus Palmöl und Milcheiweiß gefüttert.

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