Pressemitteilung des NABU vom 6. Oktober 2020
Storchenpopulation im Nordwesten Brandenburgs seit 2014 rückläufig
Cumlosen – Der NABU Landesverband Brandenburg gratuliert den Ornithologen des NABU Prignitz zum Erhalt des Landesnaturschutzpreises. Mit der Auszeichnung wird das eindrucksvolle Lebenswerk der engagierten Ehrenamtlichen gewürdigt. Bereits seit 1953 setzt sich die Fachgruppe für den Schutz des NABU-Wappentiers, den Weißstorch, ein.
Neben der heutigen Preisübergabe wird auch das 50jährige Bestehen der Fachgruppe rund um dessen Vorsitzenden Herbert Schulz gefeiert. Schulz kümmert sich jedes Jahr gemeinsam mit seinem Sohn Falk, Vorsitzender des NABU Prignitz, und zehn weiteren Freiwilligen, um die Beringung von Jungvögeln und die Kontrolle von Elterntieren sowie deren Nachwuchs. So werden jährlich biologische Daten der Tiere wie Gewicht, Größe und Fitnesszustand erfasst. Eine solch engagierte und kontinuierliche Arbeit trägt Früchte: Die langen Aufzeichnungsreihen sind international einmalig und haben einen immensen Datenpool geschaffen. Mit dessen Hilfe lassen sich eindeutige wissenschaftliche Aussagen zum Arterhalt der Weißstörche, Auswirkungen des Klimawandels und Veränderungen in der Landnutzung machen.
Eine grundlegende Erkenntnis der letzten Jahre ist, dass die Entwicklung der Weißstorchpopulation im Nordwesten von Brandenburg seit 2014 rückläufig ist. Die Gründe des Rückgangs sind vielseitig, aber meist durch den Menschen geschaffen. Besonders schwer haben es Jungstörche. Durch die zunehmenden Extremwetterereignisse wie langanhaltende Trockenheit finden die Elterntiere nicht genügend Nahrung zur Jungenaufzucht. Auch die Intensivierung der Landwirtschaft und der damit einhergehende Einsatz von Mineraldüngern und Pestiziden, hat einen wesentlichen Einfluss auf die Bestandsentwicklung. Darüber hinaus versterben viele Weißstörche auf den Zugrouten und kehren nicht mehr in die Prignitz zurück.
„Die Prignitz ist die wichtigste Storchenregion in Brandenburg. Das verdanken wir insbesondere auch dem unermüdlichen Einsatz der Preisträger[…]“ bekräftigt Friedhelm Schmitz-Jersch, Landesvorsitzender des NABU Brandenburg. „Und sie sorgen dafür, dass der Storch, wenn er aus seinen Winterquartieren ankommt, frisch gereinigte Nester beziehen kann.“. Lobend erwähnt Schmitz-Jersch auch den direkten Dialog der Preisträger mit der regionalen Landwirtschaft: „Die direkten Gespräche mit den Landwirt*innen vor Ort sorgen für eine gute Nahrungsgrundlage“.
NABU betreibt regionales Besucherzentrum rund um das Thema Weißstorch
Direkt an der Brandenburger Elbaue im Europäischen Storchendorf Rühstädt betreut der NABU, gefördert vom Land Brandenburg, ein Besucherinformationszentrum, das jedes Jahr zwischen April und August tausende Touristen anzieht. Neben saisonalen Führungen durch das beschauliche Dorf mit seinen über 30 Horsten bieten die Ausstellungsräume viele Informationen über die Flora und Fauna des UNESCO-Biosphärenreservates Flusslandschaft Elbe Brandenburg.