Weg frei für Nationales Naturmonument Grünes Band – Minister Vogel: Starkes Signal für Naturschutz und Erinnerungskultur

Presseinformation des Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz vom 23. September 2020

Potsdam – 30 Jahre nach der Deutschen Einheit machte der Brandenburger Landtag in seiner heutigen Sitzung mit der Änderung des Naturschutzausführungsgesetzes den Weg frei für eine künftige Ausweisung des Grünen Bands. Das ist die Voraussetzung dafür, dass der Brandenburger Abschnitt der ehemaligen innerdeutschen Grenze zum Nationalen Naturmonument erklärt werden kann. Nach Thüringen und Sachsen-Anhalt wäre Brandenburg dann das dritte Bundesland, das Naturschutz und Erinnerungskultur im Grünen Band verbindet. Eine entsprechende Verordnung der Landesregierung wird dazu jetzt erarbeitet.

Anfang der Woche haben sich der Bund und die Umweltministerien der neuen Bundesländer in einer gemeinsamen Erklärung zum dauerhaften Schutz des Grünen Bands und zur Weiterentwicklung des Biotopverbunds bekannt. Im Rahmen der Bundesförderung Naturschutz „Chance natur“ ruft das Bundesumweltministerium auf, Ideen für die Weiterentwicklung am Grünen Band einzureichen und für die Förderung aus dem Bundesprogramm zu bewerben.

Umweltminister Axel Vogel: „Wir feiern am 3. Oktober den Jahrestag der Wiedervereinigung der ehemals zwei deutschen Staaten. Wir erinnern uns der Teilung und feiern deren Überwindung. Die Teilung manifestierte sich in der mit Mauern, Metallzäunen und Wachtürmen – und lange Jahre auch mit Minen und Selbstschussanlagen – abgeriegelten Grenze. Mit Ausweisung des Grünen Bands als Nationales Naturmonument wird die im Schatten der Grenze entstandene Schatzkammer der biologischen Vielfalt zu einem verbindenden Symbol des Naturschutzes und der Erinnerungskultur.“

Mit einer Länge von insgesamt 1.400 Kilometern ist das Grüne Band bereits der größte Biotopverbund Deutschlands, dessen Großteil als Naturschutzgebiet, Nationalpark, Biosphärenreservat und Natura-2000-Gebiet geschützt ist. Die Ausweisung des rund 30 Kilometer langen Abschnitts in Brandenburg ist eine zusätzliche Aufwertung und ein starkes Zeichen für die Erinnerungskultur 30 Jahre nach der Deutschen Einheit.

Mit dem heutigen Beschluss des Landtags wurde außerdem die Erweiterung des Stiftungsrates des Naturschutzfonds und damit ein Baustein aus dem Koalitionsvertrag umgesetzt. Damit sollen die Interessen der Landnutzungsverbände, der Kommunen sowie die Belange der Wasserwirtschaft zusätzlich in die Entscheidungsprozesse eingespeist werden.

Meeresspiegelanstieg: Stabilitäts-Check der Antarktis offenbart enorme Risiken

Pressemitteilung des Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung vom 23. September 2020

Je wärmer es wird, desto rascher verliert die Antarktis an Eis – und viel davon wohl für immer. Die Folgen für die weltweit an Küsten gelegenen Städte und das Kulturerbe könnten langfristig verheerend sein, von London bis Mumbai, von New York bis Shanghai. Dies hat ein Team des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, der Columbia University und der Universität Potsdam in einer jetzt in Nature als Titelgeschichte veröffentlichten Studie herausgefunden. Darin untersuchen sie die Stabilität des Antarktischen Eisschilds bei fortschreitender globaler Erwärmung. In rund einer Million Stunden Computerrechenzeit zeigen ihre beispiellos detaillierten Simulationen, wo genau und bei welcher Erwärmung der Eisschild instabil wird und große Teile schließlich schmelzen oder in den Ozean abrutschen würden. Dabei zeigt sich ein komplexes Zusammenspiel beschleunigender und moderierender Effekte. Die wichtigste Erkenntnis der Forscher ist, dass ein ungebremster Klimawandel gravierende langfristige Folgen haben wird: Bei anhaltenden Temperaturen von 4 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau könnte allein das Schmelzen in der Antarktis zu einem globalen Meeresspiegelanstieg von mehr als sechs Metern führen.

„Das Eis der Antarktis speichert mehr als die Hälfte des Süßwassers der Erde, gefroren in einer fast 5 Kilometer dicken Eisschicht“, erklärt Ricarda Winkelmann, Forscherin am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und Leitautorin der Studie. „Wenn sich das umgebende Meerwasser und die Atmosphäre durch den Treibhausgas-Ausstoß des Menschen erwärmen, wird die weiße Kappe am Südpol instabil. Aufgrund ihrer schieren Größe hat die Antarktis ein erhebliches Potenzial, den Meeresspiegel weltweit langfristig anzuheben: Wir stellen fest, dass bereits bei einer anhaltenden Erwärmung von 2 Grad Celsius das Abschmelzen und der beschleunigte Eisabfluss in den Ozean letztlich zu einem Anstieg des globalen Meeresspiegels um 2,5 Meter führen würde. Bei 4 Grad beträgt er langfristig 6,5 Meter, und bei 6 Grad fast 12 Meter.“

Langfristiger Eisverlust: nicht schnell, aber für immer

Der Titel der Studie bezieht sich auf das komplexe physikalische Phänomen der Hysterese, mit dem eine Unumkehrbarkeit des Eisverlusts einhergeht. Anders Levermann, Ko-Autor und Forscher am PIK und an der Columbia-Universität: „Die Antarktis ist im Grunde unser ultimatives Erbe aus vergangenen Zeiten der Erdgeschichte. Der Kontinent ist seit mehr als 34 Millionen Jahren von Eis bedeckt. Nun zeigen unsere Simulationen, dass das Eis, wenn es einmal verloren ist, nicht wieder zurückwächst. Tatsächlich müssten die Temperaturen auf das vorindustrielle Niveau fallen, um den antarktischen Eisschild vollständig wiederherzustellen – ein höchst unwahrscheinliches Szenario. Mit anderen Worten: Was wir jetzt in der Antarktis verlieren, ist für immer verloren.“

Die Gründe für diese Unumkehrbarkeit liegen in den selbstverstärkenden Mechanismen, die bei fortschreitender Erwärmung im Eis angestoßen werden. Ko-Autor Torsten Albrecht erläutert: „In der Westantarktis zum Beispiel ist die Hauptursache für den Eisverlust warmes Ozeanwasser, das zu einem stärkeren Schmelzen unter den Schelfeismassen führt, was wiederum den auf Land aufliegenden Eisschild destabilisieren kann. Dadurch rutschen Gletscher von der Größe Floridas in den Ozean. Sobald in der globalen Mitteltemperatur eine Schwelle von sechs Grad über dem vorindustriellen Niveau erreicht wird, überwiegen das Schmelzen und damit zusammenhängende verstärkende Rückkopplungen an der Eisoberfläche: Sinkt die Eisoberfläche langsam in niedrigere Lagen, führt die wärmere Umgebungsluft zu verstärktem Schmelzen des Eises – so wie wir es bereits auf Grönland beobachten.“

Unser Handeln heute entscheidet über die Zukunft von Hamburg, Tokio, New York

Der Eisverlust und das Abschmelzen in der Antarktis haben sich in den letzten Jahrzehnten deutlich beschleunigt. In der Studie geht es allerdings ausdrücklich nicht um die Zeitskalen, sondern vielmehr darum, die kritischen Temperaturschwellen zu quantifizieren, bei denen Teile des antarktischen Eisschildes instabil werden. Winkelmann erläutert zu diesem Ansatz: „Letztlich ist es das Verfeuern von Kohle und Öl, das die heutigen und zukünftigen Treibhausgasmengen bestimmt – und damit auch, ob und wann kritische Temperaturwerte in der Antarktis überschritten werden. Auch wenn der Eisverlust langfristig passiert, die entsprechende Menge von CO2 in unserer Atmosphäre, die diesen Eisverlust auslöst, könnten wir schon in naher Zukunft erreichen. Unser Handeln heute entscheidet darüber, ob wir die Erwärmung stoppen. Das Schicksal der Antarktis liegt also wirklich in unseren Händen – und damit auch das unserer Städte und unseres Kulturerbes auf der ganzen Welt, von der Copacabana in Rio de Janeiro bis zum Opernhaus in Sydney. Diese Studie ist damit ein weiteres Ausrufezeichen hinter dem Pariser Klima-Abkommen: Wir müssen die globale Erwärmung unter zwei Grad halten!“

Levermann fügt hinzu: „Wenn wir das Pariser Abkommen aufgeben, geben wir Hamburg auf, und Tokio und New York.“